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Freiheit im Fokus – Gerda Taro und Robert Capa in Leipzig von Irme Schaber

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Ikonisches Foto eines fallenden Soldaten

Robert Capa ist der berühmteste Kriegsfotograf der Welt. Ganz zu Beginn seiner Karriere gelingt ihm 1936 das ikonische Foto eines tödlich getroffenen Soldaten, der direkt neben ihm zu Boden stürzt. Für gute Bilder musst du ganz nah ran, ist Capas Motto – der 1954, auf der Höhe seines Ruhms, im Indochina-Krieg auf eine Mine tritt:Tod einer Legende. Was wir über Robert Capa wissen, ist mit Vorsicht zu genießen, sagt die Kulturwissenschaftlerin Irme Schaber. „Er hat ab einem bestimmten Zeitpunkt gelernt, sein Leben zu fiktionalisieren. Das, was wir wissen oder was überliefert ist, ist immer in gute Storys verpackt.“

Die Identität als gute Story verkaufen

Dabei ist der Beginn seiner Selbsterfindung ist nicht einmal seine Idee. Sondern die seiner geliebten Partnerin in allen Lebenslagen, Gerda Taro - gebürtige Stuttgarterin, die Mitte der 1930er vor dem grassierenden Antisemitismus flieht; wie Capa nach Paris. Dort aber haben Flüchtlinge einen schlechten Stand, sie haben Arbeitsverbot – außer in den Künsten, und dazu zählt auch die Fotografie. „Da kam diese Idee von Gerda Taro, sich andere Namen zu geben und eine Story zu kreieren, die im Grunde genommen Hollywood-kompatibel ist“, erklärt Irme Schaber.

Gerda Taro: die Strategin hinter dem amerikanischen Auftritt

Denn an ihren echten, ausländischen Namen waren die Deutsche und der Ungar als Fremde erkennbar. Es ist Gerda, die strategisch plant. Sie hat in Stuttgart die Handelsschule absolviert, sie spricht fließend Französisch. Das öffnet in den Redaktionen Türen; und durch diese schreitet das gepflegte Pseudo-Amerikaner-Paar, denn Gerda hatte bestimmt: Schluss mit den schlabberigen Lederjacken, und überhaupt: Sich hängen lassen ist keine Option. „Capa wäre nie Capa geworden ohne Gerda Taro“, sagt Irme Schaber.

Taro erweist sich als ebenbürtige Fotografin

Taro und Capa üben gemeinsam den Umgang mit Kameras und ziehen zusammen in den spanischen Bürgerkrieg, wo sich Gerda Taro als ebenbürtige Fotografin erweist. Irme Schaber hat ihre Biografie verfasst, und dabei viele Fotos und Notizen studiert, die Capas und Taros gemeinsame Arbeit dokumentieren, wie etwa bei der Offensive von Segovia im Frühjahr 1937. Fotos, die quasi in die Weltliteratur eingegangen seien, sagt Irme Schaber: „Sie waren Vorlagen für Hemingway, für 'Wem die Stunde schlägt'“.

Nach Gerdas Tod geht Robert in ihre Stadt

Doch was von heute aus wirkt wie grandioser Erfolg, war damals anders. Gerda stirbt im Juli 1937 durch einen Angriff der deutschen Luftwaffe; Robert zieht fortan mutterseelenallein von einem Kriegsschauplatz zum nächsten, mit chronisch leerem Konto. Als die Amerikaner im April 1945 Leipzig einnehmen, ist er dabei. Von dort war Gerda Taro nach Paris geflohen, Capa hatte viele ihrer Leipziger Freunde im Exil kennen gelernt. „Leipzig hatte Bedeutung, das war Gerdas Stadt“, sagt Schaber. „Ihm war es wichtig zu dokumentieren: Jetzt werden die Nazis rausgeworfen, die Gerda vertrieben haben.“

In Leipzig gibt es das Capa-Haus und die Gerda-Taro-Schule

Auch in Leipzig wird wieder ein Soldat direkt neben dem Fotografen erschossen – der 21-jährige Raymond J. Bowman. Capa macht erschütternde Bilder des hingestreckten Toten. Der Schauplatz des Dramas heißt heute „Capa-Haus“, beherbergt heute ein kleines Museum und ist der Sitz jenes Verlages, der Irme Schabers neues Buch über Taro und Capa herausgibt. In der Nähe kicken Einheimische und Geflüchtete jedes Jahr um den Taro-Pokal, und ein Leipziger Gymnasium hat sich nach Gerda Taro benannt. Irme Schaber berichtet dort alle zwei Jahre den neuen Schülern und Eltern, was es mit der Namenspatronin auf sich hat: „Es wird im Spanischunterricht behandelt, im Geschichtsunterricht behandelt, es fließt in den Unterricht mit ein. Und weil die Taro so gern getanzt hat, hat die Lehrer-Band auch noch gespielt.“
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Ikonisches Foto eines fallenden Soldaten

Robert Capa ist der berühmteste Kriegsfotograf der Welt. Ganz zu Beginn seiner Karriere gelingt ihm 1936 das ikonische Foto eines tödlich getroffenen Soldaten, der direkt neben ihm zu Boden stürzt. Für gute Bilder musst du ganz nah ran, ist Capas Motto – der 1954, auf der Höhe seines Ruhms, im Indochina-Krieg auf eine Mine tritt:Tod einer Legende. Was wir über Robert Capa wissen, ist mit Vorsicht zu genießen, sagt die Kulturwissenschaftlerin Irme Schaber. „Er hat ab einem bestimmten Zeitpunkt gelernt, sein Leben zu fiktionalisieren. Das, was wir wissen oder was überliefert ist, ist immer in gute Storys verpackt.“

Die Identität als gute Story verkaufen

Dabei ist der Beginn seiner Selbsterfindung ist nicht einmal seine Idee. Sondern die seiner geliebten Partnerin in allen Lebenslagen, Gerda Taro - gebürtige Stuttgarterin, die Mitte der 1930er vor dem grassierenden Antisemitismus flieht; wie Capa nach Paris. Dort aber haben Flüchtlinge einen schlechten Stand, sie haben Arbeitsverbot – außer in den Künsten, und dazu zählt auch die Fotografie. „Da kam diese Idee von Gerda Taro, sich andere Namen zu geben und eine Story zu kreieren, die im Grunde genommen Hollywood-kompatibel ist“, erklärt Irme Schaber.

Gerda Taro: die Strategin hinter dem amerikanischen Auftritt

Denn an ihren echten, ausländischen Namen waren die Deutsche und der Ungar als Fremde erkennbar. Es ist Gerda, die strategisch plant. Sie hat in Stuttgart die Handelsschule absolviert, sie spricht fließend Französisch. Das öffnet in den Redaktionen Türen; und durch diese schreitet das gepflegte Pseudo-Amerikaner-Paar, denn Gerda hatte bestimmt: Schluss mit den schlabberigen Lederjacken, und überhaupt: Sich hängen lassen ist keine Option. „Capa wäre nie Capa geworden ohne Gerda Taro“, sagt Irme Schaber.

Taro erweist sich als ebenbürtige Fotografin

Taro und Capa üben gemeinsam den Umgang mit Kameras und ziehen zusammen in den spanischen Bürgerkrieg, wo sich Gerda Taro als ebenbürtige Fotografin erweist. Irme Schaber hat ihre Biografie verfasst, und dabei viele Fotos und Notizen studiert, die Capas und Taros gemeinsame Arbeit dokumentieren, wie etwa bei der Offensive von Segovia im Frühjahr 1937. Fotos, die quasi in die Weltliteratur eingegangen seien, sagt Irme Schaber: „Sie waren Vorlagen für Hemingway, für 'Wem die Stunde schlägt'“.

Nach Gerdas Tod geht Robert in ihre Stadt

Doch was von heute aus wirkt wie grandioser Erfolg, war damals anders. Gerda stirbt im Juli 1937 durch einen Angriff der deutschen Luftwaffe; Robert zieht fortan mutterseelenallein von einem Kriegsschauplatz zum nächsten, mit chronisch leerem Konto. Als die Amerikaner im April 1945 Leipzig einnehmen, ist er dabei. Von dort war Gerda Taro nach Paris geflohen, Capa hatte viele ihrer Leipziger Freunde im Exil kennen gelernt. „Leipzig hatte Bedeutung, das war Gerdas Stadt“, sagt Schaber. „Ihm war es wichtig zu dokumentieren: Jetzt werden die Nazis rausgeworfen, die Gerda vertrieben haben.“

In Leipzig gibt es das Capa-Haus und die Gerda-Taro-Schule

Auch in Leipzig wird wieder ein Soldat direkt neben dem Fotografen erschossen – der 21-jährige Raymond J. Bowman. Capa macht erschütternde Bilder des hingestreckten Toten. Der Schauplatz des Dramas heißt heute „Capa-Haus“, beherbergt heute ein kleines Museum und ist der Sitz jenes Verlages, der Irme Schabers neues Buch über Taro und Capa herausgibt. In der Nähe kicken Einheimische und Geflüchtete jedes Jahr um den Taro-Pokal, und ein Leipziger Gymnasium hat sich nach Gerda Taro benannt. Irme Schaber berichtet dort alle zwei Jahre den neuen Schülern und Eltern, was es mit der Namenspatronin auf sich hat: „Es wird im Spanischunterricht behandelt, im Geschichtsunterricht behandelt, es fließt in den Unterricht mit ein. Und weil die Taro so gern getanzt hat, hat die Lehrer-Band auch noch gespielt.“
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