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Hauen und Stechen, aber in spaßig: Das utopische Gesellschaftsspiel „Rise or Fall“ der Oper Stuttgart

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Willkommen zur „live music game show“

Genau so muss eine Spielhölle aussehen: Kein Tageslicht, etwas zu bunte Lampen, eine verspiegelte Bar, auf der ausgeschlürfte Austern herumliegen, und ringsum im Halbdunkel lauern an diversen Spieltischen stark gegelte Scheitel- und Schnurrbarträger mit aasigem Lächeln. Dann betritt, lackbeschuht, der Zampano dieser Truppe den Raum: Schauspieler und Tänzer Luis Hergón als überdrehter Giftzwerg mit ungesunden Schatten unter den Augen, der uns zur „live music game show“ willkommen heißt.

Publikum zum Zocken eingeladen

Wir befinden uns im Glastrakt des württembergischen Kunstvereins, beim Frühlingsfestival der Staatsoper Stuttgart. Schräg hinter der Bar spielt sich ein zehnköpfiges Salonorchester warm. Auf den Notenpulten liegt die Komposition „Gameshow-Music“ des Deutsch-Briten Philip Venables, eine brodelnde Endlosschleife, die von jetzt an das Geschehen vorantreibt. Die Gesetzesregeln der „besten Gesellschaft“, die der Showmaster krakeelend ausruft, die soll das Publikum sich in dem jetzt folgenden Spieleparcours selber zusammenzocken.

Inspiriert von Kurt Weill und Bertolt Brecht

Die Rahmenbedingungen für dieses Spiel stammen aus der Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ von Kurt Weill und Bertolt Brecht. Vor der Premiere, die demnächst im Stuttgarter Opernhaus ansteht, ist die Gameshow nun eine Art Aufwärm-Runde mit Experiment-Charakter. „Wir haben die sechs Säulen übernommen, also Bauen, Strafen, Glauben, Lieben, Fressen und Saufen – die sechs Grundsteine einer Gesellschaft“, sagt die Regisseurin Daniela Victoria Kiesewetter, „und am Ende wird gerichtet.“ Gesetze erlassen für die neue Gesellschaft Die Gesetzes-Ausstattung für die beste aller Welten ist in diesem Spiel ein wilder Mix aus realistischen und teils todernsten, teils aber auch absurden und frei erfundenen Regeln. Im Baurecht ist eine Reihenhauspflicht im Angebot, bei der Strafjustiz sowohl Steinigung als auch ein Eierwurf-Pranger. Fürs Liebesleben die Vorschrift, freitags nur lilafarbene Kondome zu verwenden. „Man kann entscheiden, ob Kannibalismus gut oder negativ ist oder ob Veganismus gut oder schlecht ist für die Gesellschaft – eine Mischung aus Träumen und Albträumen“, sagt Kiesewetter

Erinnerung an Kindergeburtstage

Die Verabreichung dieser sozialen Rezepturen erfolgt durch die Siegerteams der Spiele. Manche Disziplinen sind bekannt seit Kindertagen, zum Beispiel Schokoladenwettessen mit Fäustlingen, Messer und Gabel. Im Laufe des Spieleabends entwickeln die Teilnehmer spürbares Vergnügen an der Sache; nicht zuletzt, weil der Ablauf live und ungeprobt ist und die Eigenschaften der Gesellschaftsentwürfe sich ungesteuert zusammenfügen.
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Publikum zum Zocken eingeladen

Wir befinden uns im Glastrakt des württembergischen Kunstvereins, beim Frühlingsfestival der Staatsoper Stuttgart. Schräg hinter der Bar spielt sich ein zehnköpfiges Salonorchester warm. Auf den Notenpulten liegt die Komposition „Gameshow-Music“ des Deutsch-Briten Philip Venables, eine brodelnde Endlosschleife, die von jetzt an das Geschehen vorantreibt. Die Gesetzesregeln der „besten Gesellschaft“, die der Showmaster krakeelend ausruft, die soll das Publikum sich in dem jetzt folgenden Spieleparcours selber zusammenzocken.

Inspiriert von Kurt Weill und Bertolt Brecht

Die Rahmenbedingungen für dieses Spiel stammen aus der Oper „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ von Kurt Weill und Bertolt Brecht. Vor der Premiere, die demnächst im Stuttgarter Opernhaus ansteht, ist die Gameshow nun eine Art Aufwärm-Runde mit Experiment-Charakter. „Wir haben die sechs Säulen übernommen, also Bauen, Strafen, Glauben, Lieben, Fressen und Saufen – die sechs Grundsteine einer Gesellschaft“, sagt die Regisseurin Daniela Victoria Kiesewetter, „und am Ende wird gerichtet.“ Gesetze erlassen für die neue Gesellschaft Die Gesetzes-Ausstattung für die beste aller Welten ist in diesem Spiel ein wilder Mix aus realistischen und teils todernsten, teils aber auch absurden und frei erfundenen Regeln. Im Baurecht ist eine Reihenhauspflicht im Angebot, bei der Strafjustiz sowohl Steinigung als auch ein Eierwurf-Pranger. Fürs Liebesleben die Vorschrift, freitags nur lilafarbene Kondome zu verwenden. „Man kann entscheiden, ob Kannibalismus gut oder negativ ist oder ob Veganismus gut oder schlecht ist für die Gesellschaft – eine Mischung aus Träumen und Albträumen“, sagt Kiesewetter

Erinnerung an Kindergeburtstage

Die Verabreichung dieser sozialen Rezepturen erfolgt durch die Siegerteams der Spiele. Manche Disziplinen sind bekannt seit Kindertagen, zum Beispiel Schokoladenwettessen mit Fäustlingen, Messer und Gabel. Im Laufe des Spieleabends entwickeln die Teilnehmer spürbares Vergnügen an der Sache; nicht zuletzt, weil der Ablauf live und ungeprobt ist und die Eigenschaften der Gesellschaftsentwürfe sich ungesteuert zusammenfügen.
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