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Wirtschaftsweise Grimm: Müssen massiv in Bildung investieren

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"Wir müssen massiv in Bildung investieren", sagt die Wirtschaftsweise Veronika Grimm. Sie beantwortet damit eine der zentralen Fragen unseres Jahrzehnts, nämlich die, wie sich die schwächelnde deutsche Wirtschaft unter anderem wieder ankurbeln lässt. Seit Monaten entwerfen Ökonomen Schreckensszenarien von einem Rückgang des Wirtschaftswachstums. Und auch Veronika Grimms Prognose ist düster in einer Zeit des demografischen Wandels: "Wenn sich bei den Investitionen nicht groß was tut oder man diesem Effekt entgegenwirkt, durch die Rekrutierung von Fachkräften und die Mobilisierung von Arbeitskräften, dann werden wir nur 0,4 Prozent pro Jahr wachsen in diesem Jahrzehnt. Das ist nur ein Drittel im Vergleich zum letzten Jahrzehnt. Und das ist schon eine Ansage."

Grimm: Der Staat muss aktiver werden

Grimm fordert deshalb im SWR-Interview der Woche: "Wir brauchen ganz viel Aktivität des Staates in verschiedenen Bereichen. Nur nicht in denen, über die wir die ganz Zeit reden." Sie fordert langfristige Lösungen und einen stärkeren Blick auf eine Generation ohne Lobby, die schon in der Corona-Zeit zu kurz gekommen ist. "Das wichtigste Kapital in unserer Volkswirtschaft ist die Jugend." Engagierte, zufriedene junge Menschen seien nicht nur wichtig für die Wirtschaft, sondern auch für die Demokratie. "Wie müssen gute Ausbildung schaffen." Grimm kritisiert das bisherige Ausbildungssystem: Das sei sozial unausgewogen und delegiere viel an die Eltern. Nachmittags maximal "ein bisschen improvisierte Hausaufgabenbetreuung" reiche nicht. Vor allem nicht für Schüler mit Migrationshintergrund, deren Eltern nicht gut Deutsch sprechen, die obendrein arbeiten müssen und wenig Zeit haben. Wie gut kann das im föderalen Schulsystem verändert werden? "Wir brauchen mehr Koordination, um das ein oder andere gemeinsam besser zu machen", sagt Grimm. Einfach lasse sich das föderale Schulsystem aber nicht überwinden.

"Deutschland braucht mehr Mut, auch mal zu scheitern"

Und wenn man schon ans Bildungssystem geht, dann kann man auch gleich den Mut in Deutschland fördern. Daran mangelt es für Grimm: "Das ist schon in unserer DNA angelegt. Wir haben große Hemmungen, zu scheitern." Ihr Rat, auch an Schüler und Studierende: "Man muss sich trauen, Misserfolg zu haben und sich dann erhobenen Hauptes auf zum nächsten Schritt zu machen."

Grimm: Renteneintrittsalter an Lebenserwartung koppeln

Mehr Mut wäre für die Wirtschaftsweise auch bei der Rente gefragt. In dieser Woche war der Tragfähigkeitsbericht der Regierung. Erkenntnis: Wir sind nicht gut genug auf die alternde Gesellschaft vorbereitet. Das ließe sich ändern, findet Veronika Grimm und schlägt drei Punkte vor: Das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung anpassen – jedes zusätzliche Jahr an Lebenserwartung sollte zu einem Drittel aufs Renteneintrittsalter aufgeschlagen werden, so Grimm. "Das wären ungefähr acht Monate alle zehn Jahre. Damit würde das Verhältnis von Erwerbstätigen und Rentnern konstant bleiben. Das wäre wichtig für die Tragfähigkeit der Rentenversicherung." Auch sollten die Renten künftig nicht mehr ans Lohnniveau gekoppelt werden, sondern an die Inflation – sie würden also künftig weniger stark ansteigen. Außerdem sollte aus Sicht der Wirtschaftsprofessorin die kapitalgedeckte Säule gestärkt werden. Die von der Regierung geplante Aktienrente reiche noch nicht. Die Menschen sollten auf ein eigenes Konto ansparen und sehen, dass sich so Erträge realisieren lassen: "Es wird wichtig, dass Deutsche sich stärker am Kapitalmarkt engagieren."

Diskussion um Siemens Energy: "Nicht günstig für das Gremium"

Die Wirtschaftsweise Grimm äußert sich im SWR-Interview der Woche auch zu ihrem umstrittenen neuen Posten als Aufsichtsratsmitglied bei Siemens Energie, einem Unternehmen, das in Sachen Energiewende und Transformation der Wirtschaft eine zentrale Rolle spielt. Die anderen Wirtschaftsweisen haben Grimms Doppelrolle öffentlich kritisiert, sie sehen die Unabhängigkeit des Gremiums in Gefahr. Grimm verteidigt ihren Schritt, sie halte sich an die Regeln. Auch in der Vergangenheit habe es immer wieder Fälle gegeben, in denen Mitglieder des Sachverständigenrats in einem Aufsichtsrat aktiv waren. Man habe das immer kooperativ, kollegial und gewissenhaft gehandhabt, das hätte sie jetzt auch erwartet. Auf die Frage, ob der Fall dem Ansehen des Expertenrats schadet, sagt sie: "Dass die Diskussion darum so in die Öffentlichkeit dringt, ist nicht günstig für das Gremium."
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Grimm: Der Staat muss aktiver werden

Grimm fordert deshalb im SWR-Interview der Woche: "Wir brauchen ganz viel Aktivität des Staates in verschiedenen Bereichen. Nur nicht in denen, über die wir die ganz Zeit reden." Sie fordert langfristige Lösungen und einen stärkeren Blick auf eine Generation ohne Lobby, die schon in der Corona-Zeit zu kurz gekommen ist. "Das wichtigste Kapital in unserer Volkswirtschaft ist die Jugend." Engagierte, zufriedene junge Menschen seien nicht nur wichtig für die Wirtschaft, sondern auch für die Demokratie. "Wie müssen gute Ausbildung schaffen." Grimm kritisiert das bisherige Ausbildungssystem: Das sei sozial unausgewogen und delegiere viel an die Eltern. Nachmittags maximal "ein bisschen improvisierte Hausaufgabenbetreuung" reiche nicht. Vor allem nicht für Schüler mit Migrationshintergrund, deren Eltern nicht gut Deutsch sprechen, die obendrein arbeiten müssen und wenig Zeit haben. Wie gut kann das im föderalen Schulsystem verändert werden? "Wir brauchen mehr Koordination, um das ein oder andere gemeinsam besser zu machen", sagt Grimm. Einfach lasse sich das föderale Schulsystem aber nicht überwinden.

"Deutschland braucht mehr Mut, auch mal zu scheitern"

Und wenn man schon ans Bildungssystem geht, dann kann man auch gleich den Mut in Deutschland fördern. Daran mangelt es für Grimm: "Das ist schon in unserer DNA angelegt. Wir haben große Hemmungen, zu scheitern." Ihr Rat, auch an Schüler und Studierende: "Man muss sich trauen, Misserfolg zu haben und sich dann erhobenen Hauptes auf zum nächsten Schritt zu machen."

Grimm: Renteneintrittsalter an Lebenserwartung koppeln

Mehr Mut wäre für die Wirtschaftsweise auch bei der Rente gefragt. In dieser Woche war der Tragfähigkeitsbericht der Regierung. Erkenntnis: Wir sind nicht gut genug auf die alternde Gesellschaft vorbereitet. Das ließe sich ändern, findet Veronika Grimm und schlägt drei Punkte vor: Das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung anpassen – jedes zusätzliche Jahr an Lebenserwartung sollte zu einem Drittel aufs Renteneintrittsalter aufgeschlagen werden, so Grimm. "Das wären ungefähr acht Monate alle zehn Jahre. Damit würde das Verhältnis von Erwerbstätigen und Rentnern konstant bleiben. Das wäre wichtig für die Tragfähigkeit der Rentenversicherung." Auch sollten die Renten künftig nicht mehr ans Lohnniveau gekoppelt werden, sondern an die Inflation – sie würden also künftig weniger stark ansteigen. Außerdem sollte aus Sicht der Wirtschaftsprofessorin die kapitalgedeckte Säule gestärkt werden. Die von der Regierung geplante Aktienrente reiche noch nicht. Die Menschen sollten auf ein eigenes Konto ansparen und sehen, dass sich so Erträge realisieren lassen: "Es wird wichtig, dass Deutsche sich stärker am Kapitalmarkt engagieren."

Diskussion um Siemens Energy: "Nicht günstig für das Gremium"

Die Wirtschaftsweise Grimm äußert sich im SWR-Interview der Woche auch zu ihrem umstrittenen neuen Posten als Aufsichtsratsmitglied bei Siemens Energie, einem Unternehmen, das in Sachen Energiewende und Transformation der Wirtschaft eine zentrale Rolle spielt. Die anderen Wirtschaftsweisen haben Grimms Doppelrolle öffentlich kritisiert, sie sehen die Unabhängigkeit des Gremiums in Gefahr. Grimm verteidigt ihren Schritt, sie halte sich an die Regeln. Auch in der Vergangenheit habe es immer wieder Fälle gegeben, in denen Mitglieder des Sachverständigenrats in einem Aufsichtsrat aktiv waren. Man habe das immer kooperativ, kollegial und gewissenhaft gehandhabt, das hätte sie jetzt auch erwartet. Auf die Frage, ob der Fall dem Ansehen des Expertenrats schadet, sagt sie: "Dass die Diskussion darum so in die Öffentlichkeit dringt, ist nicht günstig für das Gremium."
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