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FrauenFunk #44: Gertraud Klemm, Schriftstellerin

26:55
 
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Im Gespräch mit Brigitte Handlos

Sie gehört zu den großen Aufsteigerinnen in der österreichischen Literaturszene: Gertraud Klemm. Bedenkt man, dass sie stark auf sogenannte „Frauenthemen“ fokussiert, ist das schon sehr bemerkenswert. So nimmt sie etwa in ihrem letzten Roman „Hippocampus“ (Verlag Kremayr & Scheriau) den Sexismus im Literaturbetrieb aufs Korn. Ein Buch, das mich persönlich begeistert hat, weil es unerschrocken und von einer brutalen Offenheit ist, was Thema und Sprache betrifft.

Ihr Roman „Aberland“ stand 2015 auf der Longlist des Deutschen Buchpreises und mit „Herzmilch“ stand sie auf der Shortlist des European Union Prize for Literature. Im Vorjahr gewann sie den Outstanding Artist Award für Literatur. Ein wahrer Preisregen also. Dennoch kommt Gertraud Klemm ursprünglich aus einem anderen Fach: Sie studierte in Wien Biologie und arbeitete bis 2005 bei der Stadt Wien als Beamtin für Trinkwasserkontrolle. „Ich war auf dem Sprung in eine gehobene Beamtinnenkarriere, aber ich wußte, dass ich eigentlich Schriftstellerin bin. Und als es mit dem Kinderwunsch nicht so klappte, wie ich mir das vorstellte, dache ich mir, dann muss es wenigstens mit der Schriftstellerei klappen.“

Sie schmiss ihren begehrten Job bei der Stadt Wien und konzentrierte sich auf kreatives Schreiben, was ihr Einkommen „schlagartig halbierte“. Und dann kamen auch die Kinder in Gestalt von zwei Adoptivkindern aus Südafrika.

Gemeinsam mit ihrem Mann lebt Gertraud Klemm in der Nähe von Baden bei Wien und führt „eine Beziehung auf Augenhöhe, in der aber der Mann das gute Geld verdient.“ Derzeit arbeitet Gertraud Klemm an einem neuen Roman, aus dem mehrere Teile werden können und in dem es um „eine Revolution der Frauen“ geht. Wir dürfen gespannt sein.

Was ist für sie Feminismus?

„Feminismus ist für mich das Engagement, das ohne Rücksicht auf Verluste dorthin geht, dass wir alle dasselbe dürfen, egal ob wir männlich oder weiblich sind. Das ist ein Zustand, den ich eigentlich für erreicht gehalten habe. Ein Gedanke, der sich aber verändert hat, je älter ich wurde. Ich habe verstanden, dass die Gesellschaft und die Gesetze unterschiedlicher Natur sind und unterschiedliche Reife haben.“

Ihre Strategie: Gemeinsam für eine Sache

„Ich halte den theoretischen Feminismus für schwierig. Es gibt viele Frauen, die schlagen sich in den sozialen Medien die Köpfe ein über Themen wie Transgender, Prostitution, Kopftuch — also diese feministischen Reizthemen, die nur spalten und nicht zusammenführen. Ich möchte über diese Themen nicht sprechen. Wir können über vieles reden, was verbindet. Z.b dass wir alle Opfer von sexueller Gewalt sind. Dagegen müssen wir uns gemeinsam auflehnen. Dass wir uns um die Demokratie kümmern. Dass wir dem Schönheitskult nicht mehr anhängen und diese Konsumschiene nicht mehr länger bedienen. Und dass wir das gleiche Geld für gleiche Arbeit bekommen. Da haben wir schon relativ viel zu tun, was uns eint."

Das Älterwerden ist die nächste Abwertung, die auf uns Frauen wartet, sagt Gertraud Klemm:

„Was ich so traurig finde, wenn sich kluge, inspirierte Frauen aus der Öffentlichkeit zurückziehen oder wenn sie zerstoßen werden. Das sieht man auch in den Medien: je älter Frauen werden desto mehr verschwinden sie von den Bildschirmen. Ich hätte wahnsinnig gerne, dass da viel mehr alte Frauen mit derselben Selbstverständlichkeit und derselben Selbstherrlichkeit den Mund aufmachen und auf den Tisch hauen in dem Alter wie die Männer. Nämlich mit der Berechtigung, dass sie sich das erarbeitet haben, dass sie Erfahrung haben, dass da viel Wissen und Weisheit zusammengekommen ist und das hat eine Frau genauso verdient wie ein Mann und das müsste man die ganze Zeit halbe-halbe auch aus Frauenmund hören. Das würde schon einiges ändern.“

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Ihr Roman „Aberland“ stand 2015 auf der Longlist des Deutschen Buchpreises und mit „Herzmilch“ stand sie auf der Shortlist des European Union Prize for Literature. Im Vorjahr gewann sie den Outstanding Artist Award für Literatur. Ein wahrer Preisregen also. Dennoch kommt Gertraud Klemm ursprünglich aus einem anderen Fach: Sie studierte in Wien Biologie und arbeitete bis 2005 bei der Stadt Wien als Beamtin für Trinkwasserkontrolle. „Ich war auf dem Sprung in eine gehobene Beamtinnenkarriere, aber ich wußte, dass ich eigentlich Schriftstellerin bin. Und als es mit dem Kinderwunsch nicht so klappte, wie ich mir das vorstellte, dache ich mir, dann muss es wenigstens mit der Schriftstellerei klappen.“

Sie schmiss ihren begehrten Job bei der Stadt Wien und konzentrierte sich auf kreatives Schreiben, was ihr Einkommen „schlagartig halbierte“. Und dann kamen auch die Kinder in Gestalt von zwei Adoptivkindern aus Südafrika.

Gemeinsam mit ihrem Mann lebt Gertraud Klemm in der Nähe von Baden bei Wien und führt „eine Beziehung auf Augenhöhe, in der aber der Mann das gute Geld verdient.“ Derzeit arbeitet Gertraud Klemm an einem neuen Roman, aus dem mehrere Teile werden können und in dem es um „eine Revolution der Frauen“ geht. Wir dürfen gespannt sein.

Was ist für sie Feminismus?

„Feminismus ist für mich das Engagement, das ohne Rücksicht auf Verluste dorthin geht, dass wir alle dasselbe dürfen, egal ob wir männlich oder weiblich sind. Das ist ein Zustand, den ich eigentlich für erreicht gehalten habe. Ein Gedanke, der sich aber verändert hat, je älter ich wurde. Ich habe verstanden, dass die Gesellschaft und die Gesetze unterschiedlicher Natur sind und unterschiedliche Reife haben.“

Ihre Strategie: Gemeinsam für eine Sache

„Ich halte den theoretischen Feminismus für schwierig. Es gibt viele Frauen, die schlagen sich in den sozialen Medien die Köpfe ein über Themen wie Transgender, Prostitution, Kopftuch — also diese feministischen Reizthemen, die nur spalten und nicht zusammenführen. Ich möchte über diese Themen nicht sprechen. Wir können über vieles reden, was verbindet. Z.b dass wir alle Opfer von sexueller Gewalt sind. Dagegen müssen wir uns gemeinsam auflehnen. Dass wir uns um die Demokratie kümmern. Dass wir dem Schönheitskult nicht mehr anhängen und diese Konsumschiene nicht mehr länger bedienen. Und dass wir das gleiche Geld für gleiche Arbeit bekommen. Da haben wir schon relativ viel zu tun, was uns eint."

Das Älterwerden ist die nächste Abwertung, die auf uns Frauen wartet, sagt Gertraud Klemm:

„Was ich so traurig finde, wenn sich kluge, inspirierte Frauen aus der Öffentlichkeit zurückziehen oder wenn sie zerstoßen werden. Das sieht man auch in den Medien: je älter Frauen werden desto mehr verschwinden sie von den Bildschirmen. Ich hätte wahnsinnig gerne, dass da viel mehr alte Frauen mit derselben Selbstverständlichkeit und derselben Selbstherrlichkeit den Mund aufmachen und auf den Tisch hauen in dem Alter wie die Männer. Nämlich mit der Berechtigung, dass sie sich das erarbeitet haben, dass sie Erfahrung haben, dass da viel Wissen und Weisheit zusammengekommen ist und das hat eine Frau genauso verdient wie ein Mann und das müsste man die ganze Zeit halbe-halbe auch aus Frauenmund hören. Das würde schon einiges ändern.“

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