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Wie kommen wir aus all den Krisen wieder raus? (Moritz Schularick)

55:16
 
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Rosemarie Schwaiger spricht mit dem deutschen Ökonomen Moritz Schularick
Die Inflation ist so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Ist es klug, wenn Regierungen gegen die Teuerung kämpfen, indem sie Geld verteilen? Der deutsche Ökonom Moritz Schularick plädiert im Podcast der Agenda Austria für mehr politische Ehrlichkeit und gegen populistische Schnellschüsse: „Wir sind durch den russischen Angriffskrieg ärmer geworden. Daran führt kein Weg vorbei. Wenn sich Regierungen intelligente Dinge einfallen lassen, um diese Kosten zu verteilen, ist das nicht verkehrt. Schwierig wird es, wenn man wie in Deutschland mit dem Tankrabatt in den Preismechanismus eingreift. Energie ist knapper geworden, sie muss teurer werden, damit wir unser Verhalten anpassen.“

In der Diskussion um sogenannte „Übergewinnsteuern“ ist Schularick gegen Denkverbote. „Ich würde das gerne ohne ideologische Scheuklappen diskutieren“, meint er. Natürlich seien solche Maßnahmen in normalen Zeiten ein Tabu, aber falls es gute Ideen dazu gäbe, möge man darüber reden. „Ich habe bis jetzt aber noch keinen Vorschlag gesehen, der überzeugend war.“

Anders als die meisten liberalen Ökonomen betrachtet Moritz Schularick die Europäische Zentralbank nicht als eine der Hauptverantwortlichen für die hohen Inflationsraten. Die Ursachen der Teuerungswelle seien klar, meint er: die Pandemie, der Krieg, die Blockade der Schwarzmeerhäfen und der Einsatz von Energie als Waffe durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin. „Das war nichts, was eine Zentralbank vorhersehen konnte. In einer Welt ohne Corona und ohne Krieg wären die Inflationsraten deutlich niedriger – wahrscheinlich in einem Band um den Zielwert von zwei Prozent.“

Schularick hat ausführlich über die Rendite verschiedener Formen von Geldanlage geforscht. Sein Fazit: Über die vergangenen 70 Jahre brachte der Aktienmarkt die besten Ergebnisse, knapp gefolgt von Immobilien. Was heißt das jetzt für private Anleger? Es gebe natürlich Menschen, für die der Aktienmarkt – noch dazu in einer derart schwierigen Situation wie der aktuellen – ein zu großes Risiko darstelle, räumt Schularick ein. Bei der Geldanlage solle sich jeder fragen, was ihm wichtig sei und auf welche Dinge er keinesfalls verzichten wolle, empfiehlt der Ökonom. „Ich sage meinen Studenten immer: Wenn Ihr Ziel im Leben ist, jeden Morgen ein Glas frische Milch zu trinken, dann ist die beste Investition eine Kuh.“ Das gleiche gelte für den Erwerb einer Eigentumswohnung, wenn man wirklich vorhabe, dauerhaft in einer Gegend zu leben. Den enormen Preisanstieg bei Immobilien hält Schularick übrigens nicht für ein Problem: „Ein Immobilienboom reduziert die Ungleichheit, weil Immobilienbesitz unter den Bürgern gut verteilt ist. Steigen die Preise, sitzen die Gewinner in der Mitte der Bevölkerung.“

Grundsätzlich hält Schularick die aktuellen Krisen für bewältigbar. „In 20 oder 30 Jahren wird es niemanden mehr interessieren, ob im kommenden Winter die Wirtschaftsleistung um 0,6 oder um 1,1 Prozent geschrumpft ist, oder ob die Inflationsrate 4,7 oder 5,2 Prozent betrug. Wenn unsere Kinder zurückblicken, werden sie fragen: Wie habt ihr euch verhalten, als Europas Friedensordnung auf der Kippe stand? Wir haben eine tolle Chance, als Europäer zusammen zu stehen, auf einer gemeinsamen Wertebasis. Was da auf uns zukommt, sind keine Herausforderungen, die wir in der Vergangenheit nicht schon bewältigt haben.“

Moritz Schularick, 47, ist Professor für Ökonomie an der Universität Bonn und an der Sciences Po in Paris. Im Sommersemester 2022 war er Gastprofessor der Österreichischen Nationalbank an der Universität Wien. Schularick ist Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Träger des Leibniz-Preises. Zuletzt erschien von ihm das Buch „Der entzauberte Staat. Was Deutschland aus der Pandemie lernen muss.“

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Die Inflation ist so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Ist es klug, wenn Regierungen gegen die Teuerung kämpfen, indem sie Geld verteilen? Der deutsche Ökonom Moritz Schularick plädiert im Podcast der Agenda Austria für mehr politische Ehrlichkeit und gegen populistische Schnellschüsse: „Wir sind durch den russischen Angriffskrieg ärmer geworden. Daran führt kein Weg vorbei. Wenn sich Regierungen intelligente Dinge einfallen lassen, um diese Kosten zu verteilen, ist das nicht verkehrt. Schwierig wird es, wenn man wie in Deutschland mit dem Tankrabatt in den Preismechanismus eingreift. Energie ist knapper geworden, sie muss teurer werden, damit wir unser Verhalten anpassen.“

In der Diskussion um sogenannte „Übergewinnsteuern“ ist Schularick gegen Denkverbote. „Ich würde das gerne ohne ideologische Scheuklappen diskutieren“, meint er. Natürlich seien solche Maßnahmen in normalen Zeiten ein Tabu, aber falls es gute Ideen dazu gäbe, möge man darüber reden. „Ich habe bis jetzt aber noch keinen Vorschlag gesehen, der überzeugend war.“

Anders als die meisten liberalen Ökonomen betrachtet Moritz Schularick die Europäische Zentralbank nicht als eine der Hauptverantwortlichen für die hohen Inflationsraten. Die Ursachen der Teuerungswelle seien klar, meint er: die Pandemie, der Krieg, die Blockade der Schwarzmeerhäfen und der Einsatz von Energie als Waffe durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin. „Das war nichts, was eine Zentralbank vorhersehen konnte. In einer Welt ohne Corona und ohne Krieg wären die Inflationsraten deutlich niedriger – wahrscheinlich in einem Band um den Zielwert von zwei Prozent.“

Schularick hat ausführlich über die Rendite verschiedener Formen von Geldanlage geforscht. Sein Fazit: Über die vergangenen 70 Jahre brachte der Aktienmarkt die besten Ergebnisse, knapp gefolgt von Immobilien. Was heißt das jetzt für private Anleger? Es gebe natürlich Menschen, für die der Aktienmarkt – noch dazu in einer derart schwierigen Situation wie der aktuellen – ein zu großes Risiko darstelle, räumt Schularick ein. Bei der Geldanlage solle sich jeder fragen, was ihm wichtig sei und auf welche Dinge er keinesfalls verzichten wolle, empfiehlt der Ökonom. „Ich sage meinen Studenten immer: Wenn Ihr Ziel im Leben ist, jeden Morgen ein Glas frische Milch zu trinken, dann ist die beste Investition eine Kuh.“ Das gleiche gelte für den Erwerb einer Eigentumswohnung, wenn man wirklich vorhabe, dauerhaft in einer Gegend zu leben. Den enormen Preisanstieg bei Immobilien hält Schularick übrigens nicht für ein Problem: „Ein Immobilienboom reduziert die Ungleichheit, weil Immobilienbesitz unter den Bürgern gut verteilt ist. Steigen die Preise, sitzen die Gewinner in der Mitte der Bevölkerung.“

Grundsätzlich hält Schularick die aktuellen Krisen für bewältigbar. „In 20 oder 30 Jahren wird es niemanden mehr interessieren, ob im kommenden Winter die Wirtschaftsleistung um 0,6 oder um 1,1 Prozent geschrumpft ist, oder ob die Inflationsrate 4,7 oder 5,2 Prozent betrug. Wenn unsere Kinder zurückblicken, werden sie fragen: Wie habt ihr euch verhalten, als Europas Friedensordnung auf der Kippe stand? Wir haben eine tolle Chance, als Europäer zusammen zu stehen, auf einer gemeinsamen Wertebasis. Was da auf uns zukommt, sind keine Herausforderungen, die wir in der Vergangenheit nicht schon bewältigt haben.“

Moritz Schularick, 47, ist Professor für Ökonomie an der Universität Bonn und an der Sciences Po in Paris. Im Sommersemester 2022 war er Gastprofessor der Österreichischen Nationalbank an der Universität Wien. Schularick ist Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und Träger des Leibniz-Preises. Zuletzt erschien von ihm das Buch „Der entzauberte Staat. Was Deutschland aus der Pandemie lernen muss.“

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