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Forschungsquartett | Das Erbe von Attila dem Hunnen
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Das Forschungsquartett — dieses Mal in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa
Die Reiter-Krieger-Nomaden der Spätantike
Vor mehreren Jahrhunderten sind verschiedene Reiter-Krieger-Nomadenvölker aus der eurasischen Steppenzone nach Europa eingewandert. So sind beispielsweise die Sarmaten und Alanen bereits vor Christus in das damalige römische Reich gekommen. Rund 350 Jahre nach Christus sind die Hunnen in Ostmitteleuropa eingefallen und haben viele germanische Stämme erobert. Der bekannteste Hunne ist Attila, der zwischen den Jahren 435 und 440 die Hunnen durch Europa geführt hat. Im Anschluss an die Immigration der Hunnen sind auch nach und nach die Awaren und Ungarn aus dem asiatischen Raum eingewandert. Das Nomadenhafte, das Kriegerische und das Reiten verbindet die Völker miteinander. „Das Kriegerische ist immer in Kombination aus Pferd und Pfeil und Bogen. Das bedeutet aber nicht, dass die Hunnen, Awaren und Ungarn alle die gleiche Kriegsweise praktiziert haben. Es gab da ziemlich klare Unterschiede“, sagt Orsolya Heinrich-Tamáska, Historikerin und Archäologin am GWZO.
Viktor Orbán fordert mehr Forschung
In Ungarn besteht im Vergleich zu Ländern wie Österreich oder der Slowakei seit vielen Jahrzehnten großes Interesse an den Reitervölkern. Das „reiternomadische“ Erbe spielt dementsprechend eine wichtige Rolle für die Identitätsstiftung in Ungarn.
Der aktuelle ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán versucht, diese Wurzeln weiter zu stärken. So sollen die Ungarn und Ungarinnen stolz auf ihre Vergangenheit sein und die Verbindungen zu den Ländern, aus denen die Völker ursprünglich stammen, stärker erforschen. Für viele Forschende ist diese Sichtweise jedoch problematisch, da es sich nicht um ein homogene Gruppe gehandelt hat, von der alle in Ungarn lebenden Menschen abstammen. „Ungarn liegt in Mitteleuropa und bevor die Ungarn auftauchten, haben schon andere Völker da schon gelebt und später sind noch andere Völker dazugekommen. Eigentlich sollte man auf dieses heterogene Erbe stolz sein und nicht nur auf eine Linie, die die Anfänge darstellt“, so Orsolya Heinrich-Tamáska.
Welche Völker zählen zu den Reiter-Krieger-Nomaden und warum ist ihr Erbe in Ungarn derzeit wieder ein aktuelles Thema? Das klären detektor.fm-Moderatorin Sara-Marie Plekat und ihre Kollegin Alina Metz in der neuen Folge vom „Forschungsquartett“. Alina hat für die Folge mit der Historikerin und Archäologin Orsolya Heinrich-Tamáska vom Leibniz-Insitut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) gesprochen. Die gebürtige Ungarin konzentriert sich in ihrer Forschung unter anderem auf Migrationen in der Spätantike und hat den Mythos der Reiter-Krieger-Nomaden auf der diesjährigen GWZO-Jahrestagung „Myths of the Past in Service of the Present“ im Juni vorgestellt.
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Die Reiter-Krieger-Nomaden der Spätantike
Vor mehreren Jahrhunderten sind verschiedene Reiter-Krieger-Nomadenvölker aus der eurasischen Steppenzone nach Europa eingewandert. So sind beispielsweise die Sarmaten und Alanen bereits vor Christus in das damalige römische Reich gekommen. Rund 350 Jahre nach Christus sind die Hunnen in Ostmitteleuropa eingefallen und haben viele germanische Stämme erobert. Der bekannteste Hunne ist Attila, der zwischen den Jahren 435 und 440 die Hunnen durch Europa geführt hat. Im Anschluss an die Immigration der Hunnen sind auch nach und nach die Awaren und Ungarn aus dem asiatischen Raum eingewandert. Das Nomadenhafte, das Kriegerische und das Reiten verbindet die Völker miteinander. „Das Kriegerische ist immer in Kombination aus Pferd und Pfeil und Bogen. Das bedeutet aber nicht, dass die Hunnen, Awaren und Ungarn alle die gleiche Kriegsweise praktiziert haben. Es gab da ziemlich klare Unterschiede“, sagt Orsolya Heinrich-Tamáska, Historikerin und Archäologin am GWZO.
Viktor Orbán fordert mehr Forschung
In Ungarn besteht im Vergleich zu Ländern wie Österreich oder der Slowakei seit vielen Jahrzehnten großes Interesse an den Reitervölkern. Das „reiternomadische“ Erbe spielt dementsprechend eine wichtige Rolle für die Identitätsstiftung in Ungarn.
Der aktuelle ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán versucht, diese Wurzeln weiter zu stärken. So sollen die Ungarn und Ungarinnen stolz auf ihre Vergangenheit sein und die Verbindungen zu den Ländern, aus denen die Völker ursprünglich stammen, stärker erforschen. Für viele Forschende ist diese Sichtweise jedoch problematisch, da es sich nicht um ein homogene Gruppe gehandelt hat, von der alle in Ungarn lebenden Menschen abstammen. „Ungarn liegt in Mitteleuropa und bevor die Ungarn auftauchten, haben schon andere Völker da schon gelebt und später sind noch andere Völker dazugekommen. Eigentlich sollte man auf dieses heterogene Erbe stolz sein und nicht nur auf eine Linie, die die Anfänge darstellt“, so Orsolya Heinrich-Tamáska.
Welche Völker zählen zu den Reiter-Krieger-Nomaden und warum ist ihr Erbe in Ungarn derzeit wieder ein aktuelles Thema? Das klären detektor.fm-Moderatorin Sara-Marie Plekat und ihre Kollegin Alina Metz in der neuen Folge vom „Forschungsquartett“. Alina hat für die Folge mit der Historikerin und Archäologin Orsolya Heinrich-Tamáska vom Leibniz-Insitut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO) gesprochen. Die gebürtige Ungarin konzentriert sich in ihrer Forschung unter anderem auf Migrationen in der Spätantike und hat den Mythos der Reiter-Krieger-Nomaden auf der diesjährigen GWZO-Jahrestagung „Myths of the Past in Service of the Present“ im Juni vorgestellt.
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