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Von der pazifischen Tiefseeschnecke zum Knopf in der Oberpfalz - das Deutsche Knopfmuseum Bärnau

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BITTE NICHT ANFASSEN! #10 – Das Deutsche Knopfmuseum Bärnau

Show Notes

Heute reisen wir auf dem Rücken eines modischen Accessoires durch die Zeit: dem Knopf. Seit wann gibt es den? Warum sind Hemden für Frauen und Männer unterschiedlich geknöpft und wie wird überhaupt so ein Knopf hergestellt? Antworten auf diese und weitere Fragen haben wir von Andrea Bäuml erhalten. Sie ist Leiterin des Deutschen Knopfmuseums in Bärnau, einem kleinen Ort in Bayern unweit der tschechischen Grenze, der Anfang des 20. Jahrhunderts Knöpfe in die ganze Welt exportiert hat. Für diese Folge haben wir uns außerdem die Expertise eines Überraschungsgasts eingeholt.

Hilfreiche Links:

Foto von Museumsleiterin Andrea Bäuml: https://mliwxygmrkph.i.optimole.com/cb:Jakn~4a38a/w:auto/h:auto/q:mauto/f:best/https://www.escucha.de/wp-content/uploads/20220805_151019-scaled.jpg

Hier findet ihr ein Foto des erwähnten Knopfpaars: https://mliwxygmrkph.i.optimole.com/cb:Jakn~4a38a/w:auto/h:auto/q:mauto/f:best/https://www.escucha.de/wp-content/uploads/20220805_144458-scaled.jpg

Mehr zu Fibeln: https://itv-grabungen.de/magazin/die-fibel

Verschlüsse an traditionellen asiatischen Gewändern:

https://ltl-chinesisch.de/chinesische-kleidung/

Zur unterschiedlichen Knöpfung zwischen Frauen und Männern: http://www.marquise.de/de/themes/linksrechts.shtml

Zum Podcast Ungeheuer Vernünftig – Rollenspiel und Wissenschaft: https://vernunftgeheuer.podigee.io/

Der Link zum Beitrag des Bayerischen Rundfunk: https://www.ardmediathek.de/video/heimat-der-rekorde/der-groesste-und-kleinste-perlmuttknopf-der-welt/br-fernsehen/Y3JpZDovL2JyLmRlL3ZpZGVvLzdjMmEwMDQ5LTUwNmItNGZhZS05ZDU4LTI4M2U4ZDZiNmZiOA

Infos zum Museum:

Deutsches Knopfmuseum

Tachauer Str. 2

95671 Bärnau

https://www.deutsches-knopfmuseum.de/

über BITTE NICHT ANFASSEN!:

Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser.

Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast.

Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht.

Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen.

BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für’s Ohr.

Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/

Wenn ihr als Museum darüber nachdenkt, ob Podcasting etwas für euch ist – hier sind 10 gute Gründe dafür: https://www.escucha.de/gruende-fuer-museumspodcasts/

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Podcast-Credits:

Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger
Produktion: Escucha GbR
Podcast-Grafik: Tobias Trauth https://www.instagram.com/don_t_obey/
Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik)

Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge!

Transkript:

(Teaserton) Andrea Bäuml

Nach dem Beitrag kamen unheimlich viele Paketlieferungen und Anrufe und Leute, die was spenden wollten und wissen wollten, wo sie es hinschicken sollen. Also das war schon so ein richtiger Katalysator. Es hat die Leute richtig motiviert.

Intro

Lukas

Ja Hallo an euch alle da draußen und Hallo lieber Ralph zu dieser, ich würde sagen, ersten Jubiläums Folge von BITTE NICHT ANFASSEN, denn wir sind bei Folge Nummer Zehn angelangt.

Ralph

Ja endlich im zweistelligen Bereich. Hallo Lukas, auch von mir. Hallo an alle da draußen. Es ist ja so, dass ich heute wieder dran bin.

Lukas

Genau in der vergangenen Folge waren wir im Ziegelmuseum in Mainz und haben uns da mit der Geschichte von Ziegelsteinen und römischen Legionären und Keilschrift auseinandergesetzt. Und du hast ja schon angekündigt, dass es auch in dieser Folge wieder um ein besonderes Objekt geht, also um ein Museum, das sich um ein besonderes Objekt dreht. Und wenn ich mich richtig erinnere, geht es wieder in unsere bayerische Heimat Bayern.

Ralph

Richtig! Ja, es geht hier nach Bayern, in die Grenzregion, mal wieder. Ich leg diesmal auch direkt mit einem Ton los, den ich dir und allen da draußen präsentieren möchte, weil ich glaube, der wirft uns so richtig ins Thema rein. Und kurz zum Kontext dieses Tons, den wir gleich hören werden. Es ist so: Ich war eben in diesem Museum und habe da die Museumsleiterin getroffen.

Die hat mich durch die Ausstellung geführt und zwischen den Ausstellungsräumen, also sozusagen im Gang, könnte man sagen, da standen zwei Schaufensterpuppen und die hatten was sehr Ungewöhnliches an sich. Und was das war, das hören wir jetzt.

Andrea Bäuml

Und hier, das ist das Bärnauer Knopfpaar: ein Damenkleid und ein Herrenanzug aus insgesamt 18.500 Knöpfen und mir ist erzählt worden, dass zwei Bärnauer Frauen an den beiden Kleidungsstücken sechs Wochen genäht haben. Und wer schon mal einen Knopf angenäht hat, weiß, wie wenig schön diese Tätigkeit ist. Und ich stell mir das immer als totale Folter vor, auch 18.500 Knöpfe annähen zu müssen.

Viele Besucher fragen immer, ist es fürs Museum gemacht worden? Nein. Wir hatten in Bärnau früher eine Knopffachschule und während dieser Zeit gab es in Bärnau auch die IKNOFA, die Internationale Knopfausstellung. Und für diese Internationale Knopfausstellung ist die Kleidung hergestellt worden.

Lukas

Wow. Okay. Ja, ich verstehe, was du damit meinst. Wenn du sagst, dass wir direkt ins Thema reingezogen werden. Also, erstens wäre ich gerne auf die Internationale Knopfausstellung in Bärnau gegangen. Stell ich mir ziemlich witzig vor. Und zweitens, ich kann mir vorstellen, worum es in deinem Museum geht, lieber Ralph, denn ich glaube, wenn ich mir die O-Töne so anhöre, es geht um Knöpfe.

Ralph

Ja, es geht um Knöpfe. Ja, und warum diese internationale Messe, die IKNOFA in Bärnau stattgefunden hat, das hat ja die Frau. Bäuml, die du näher kennenlernen wirst, die hat ja erzählt, dass das Museum in Bärnau ist. Warum das alles in Bärnau stattgefunden hat und damit Bärnau auch zur kleinsten Messestadt der Welt wurde darum wird sich die heutige Folge drehen.

Lukas

Fantastisch! Das hört sich sehr spannend. Vielleicht kannst du mal kurz erklären, wo ist denn Bärnau genau?

Ralph

Ja, also Bärnau liegt in Bayern, wie du schon richtig erkannt hattest, und zwar in Ostbayern bzw. in der Oberpfalz, sehr nah an der tschechischen Grenze. Da sind es nur drei Kilometer hin und Bärnau ist ein relativ kleiner Ort. Also die haben nur 3.000 Einwohner und da führt halt so eine, so eine Hauptstraße durch den Ort. Entlang dieser Hauptstraße sind eigentlich die ganzen Häuser und da ist eben auch dieses Knopfmuseum.

Also man fährt so um die Kurve herum und da erstreckt sich dann dieses weiße Gebäude mit dem Namen Knopfmuseum. Bei dem Knopf Museum, da handelt es sich um ein ehemaliges Kommun-Brauhaus. Das heißt, in der Vergangenheit wurde das genutzt, um Bier zu brauen für die Gemeinde. Ich finde das kommunale Baurecht, das wäre schon wieder ein Thema für eine eigene Folge.

Da gibt es bestimmt auch ein Museum drüber. Das heißt, das vertiefen wir heute nicht, sondern wir bleiben beim Knopf. Und das Knopf Museum, das gibt es seit 1975, ist entstanden aus einer Sammlung eines Knopfherstellers aus der näheren Umgebung. Und das Museum war anfangs eigentlich ganz woanders beheimatet. Das war in der Bahnhofsstraße in einem Gebäude, ist dann in die Knopffachschule umgezogen und seit 1998 ist es eben im Kommun-Brauhaus.

Du hast ja gerade eben schon die Leiterin des Museums kennengelernt, Andrea Bäuml. Sie hat auch einen persönlichen Anknöpfungspunkt, sozusagen. Das soll sie dir mal erzählen.

Andrea Bäuml

Also der Knopf ist eigentlich schon immer Teil meines Lebens. Meine Oma hat schon Heimarbeit gemacht. Heimarbeit heißt, sie hat Knöpfe in der Fabrik geholt, hat die zum Beispiel auf Karten aufnähen müssen oder sortieren müssen. Da haben wir als Kinder schon mithelfen dürfen. Wir haben für die Oma Schachteln gemacht. Dann wurden die Karten, die genäht wurden, in die Schachteln gepackt und wir durften dann wieder in die Fabrik mitgehen.

Und dass ich in der Fabrik gelandet bin, war eigentlich Zufall. Ich war fertig mit meiner Ausbildung und dann suchte ich eine Arbeit. Und ja, es hat sich so ergeben und es war total interessant. Es war wirklich eine Zeit, die ich nicht missen möchte und irgendwie bin ich immer an dem Knopf hängen geblieben. Ich komme da irgendwie nicht los von.

Ralph

Ja, Andrea Bäuml hat während ihrer Arbeit auch die verschiedenen Abteilungen einer Fabrik durchlaufen. Sie war dann im Verkauf tätig für England und Irland, also für den Export und ja, sie kennt sich also wirklich sehr gut aus.

Lukas

Aber wie muss man sich denn so eine Fabrik vorstellen? Also ich, ich tu mich einfach schwer, so eine Faszination für Knöpfe zu verstehen, weil für mich ist ein Knopf halt irgendwie ein total alltägliches Objekt. Es ist ein Ding, was man braucht, um irgendwelche Kleidungsstücke geschlossen zu halten, jetzt im klassischen Sinne. Und dass es da so verschiedene Designs gibt, verschiedene Exportländer, wo man da hin exportiert und so ist es ja irgendwie schon ziemlich – Ja, also finde ich irgendwie sehr, sehr, sehr spannend, aber gleichzeitig für mich schwer nachzuvollziehen.

Ralph

Na ja, ein Knopf ist ja eine Massenware, könnte man sagen. Also wenn du jetzt ein Hemd hast, da hast du ja allein schon am Hemd, weiß ich gar nicht, mehrere zehn Knöpfe oder so dran. Das heißt, Sie müssen ja wirklich in großen Mengen hergestellt werden. Und natürlich durch heutige moderne Maschinen gibt es da Möglichkeiten und um diese Verfahren möglichst effizient zu gestalten, da gibt es eben ganze Fabriken, aber angefangen hat das eigentlich ja mit, mit den Händen sozusagen. Also es ist schon jetzt in die Vergangenheit, wo Bärnau sich als Knopf Stadt etabliert hat und dazu kann Frau Bäuml auch mal mehr erzählen.

Andrea Bäuml

Seit 1893 werden in Bärnau Knöpfe hergestellt. Das ging auf die Initiative eines gewissen Johann Müller aus Osterlitz zurück. Der hat in Wien das Perlmutt Drechsel-Handwerk gelernt, kam dann nach Bärnau und hat hier in Bärnau seine erste Fabrik gegründet. Und die Geschäfte liefen im Laufe der Jahre so gut, dass immer mehr Werkzeugmacher sich selbstständig machten und eine eigene Fabrik gründeten. Und wir hatten in Bärnau schon weit über 40 Fabriken. Bärnau heißt auch nach wie vor Knopfstadt, also Knopfstadt Bärnau.

Lukas

40 Knopf Fabriken in einem Ort mit 3.000 Einwohnern. Weißt du an was mich das erinnert?

Lukas

Das erinnert mich an die Folge mit den Peitschenherstellern, weil da war es ja in Killer auch so, dass zur Hochzeit mehr als die Hälfte der Menschen, die da gearbeitet haben im Peitschen Macher Handwerk waren. Verrückt und in Bärnau sind es die Knöpfe.

Ralph

Ja. Weißt du, woran mich das erinnert hat? An Neroth und das Mausefallenmuseum. Ist wirklich spannend zu sehen, dass früher halt so bestimmte Handwerkszweige oder Wirtschaftszweige eigentlich ein Arbeitgeber für eine Ortschaft war. Wahnsinn, oder?

Lukas

Und dass das ganze irgendwie trotzdem mit einem Menschen zu tun hat oder irgendwie mit so einem Initiativevent in der Vergangenheit. Das kann sein, dass irgendjemand dahingezogen ist oder dass sich irgendjemand da angesiedelt hat. Aber das ist dann echt so entstanden und meistens ist es echt im 18. Jahrhundert, wo so die Beginne waren und dann 19. Jahrhundert, wo es dann so richtig abgeht.

Also das ist jetzt so die Observation, die ich irgendwie hatte und so 19. Jahrhundert scheint wirklich irgendwie so die Zeit gewesen zu sein für so kleine Ortschaften, wo so ein Übergang war zwischen es sind Manufakturen, die aber trotzdem schon Massenware herstellen. Aber jetzt nicht im globalisierten riesen Bereich. Aber wirklich die Hidden Champions, die in irgendeinem Kaff irgendwo in Deutschland oder darüber hinaus sitzen und dann gefühlt für die halbe Welt so Sachen produzieren ist total interessant.

Jetzt habe ich aber noch eine Rückfrage. Vielleicht eine blöde Frage, aber was ist denn Perlmutt noch mal?

Ralph

Da komme ich später dazu. Gut, dass du fragst. Diese Betriebe, die Frau Bäuml angesprochen hat und diese Fabriken, das darfst du dir natürlich nicht so vorstellen wie heutige Fabriken, sondern das war im Endeffekt zu Hause, dass da die Leute Knöpfe hergestellt haben. Das hat sich dann erst später gewandelt. Heute ist die Lage in Bärnau so, dass es nur noch fünf Betriebe gibt.

Lukas

Aber es gibt sie noch.

Ralph

Die gibt es noch. Und die exportieren auch in die ganze Welt, außer nach Asien, weil die stellen halt selbst sehr günstige Knöpfe her. Und im Knopfmuseum, da kann man sich eben verschiedenste Arten von Knöpfen angucken. Man kann sich auch die Maschinen angucken, die die verwendet haben und noch einiges mehr. Wie eben am Anfang schon dieses kuriose Knopfpaar.

Ich würde aber sagen, ich fange einfach mal am besten damit an, über die Knopfarten oder die Geschichte des Knopfes mal was zu erzählen.

Lukas

Gerne.

Ralph

Im Kopfmuseum gibt es 26 Arten von Knöpfen. Der älteste Knopf, der ausgestellt ist, ist eigentlich kein Knopf, sondern ist eine Fibel, sagt dir das was?

Lukas

Ja tatsächlich. Eine Fibel ist was man vor allem in der Antike benutzt hat, um zum Beispiel eine Tunika zusammenzuhalten, also das ist quasi wie so eine Art, man könnte sagen, so ein Vorgänger von der Sicherheitsnadel.

Ralph

Richtig. Und dass das Stück, das die ausgestellt haben, das stammt aus dem ersten Jahrhundert vor Christus und ist keltisch und aus Bronze. Und eigentlich gab es schon davor so, weil die Fibel ist ja selbst kein Knopf, sondern eine Sicherheitsnadel Nadel, es gab dann auch schon früher Vorläufer von Nadeln oder Dingern, die Kleidung zusammen gehalten haben. Es ist ein bisschen schwierig zu sagen, wann das losging, weil das eben Definitionssache ist.

Wenn man jetzt wirklich damit anfängt zu sagen, okay, wann wurden eigentlich die ersten Kleidungsstücke zusammengehalten? Dann geht es zurück bis in die Steinzeit, wo man Stücke aus Holz oder Knochen gefunden hat, die aber eher wie Nadeln waren. Also man hat die halt durch die Kleidung durchgesteckt und dann hat die die Kleidung zusammengehalten. In der Antike wurden dann hauptsächlich Fibeln verwendet zum Zusammenhalten der Kleidung.

Das ist auch noch mal interessant, weil es ja in der Grabkultur so war, dass man Leute besonders angekleidet hat oder denen auch Grabbeigaben mitgegeben hat, wenn sie bestattet worden sind. Und da gab es wirklich so Regel Formen, wie viele Fibeln die Leute getragen haben und auch wo die die getragen haben. Und jetzt in der Archäologie hilft es halt den Leuten dann auch festzustellen War das jetzt eine weibliche Person, war es eine männliche Person und welchen Status hat die?

Lukas

Und wann ist der Übergang zwischen Fibel und Knopf?

Ralph

Ja, das dauert. Das dauert noch Hunderte von Jahren. Es ist so, dass wir zwar auch schon Nachweise von bronzenen Knöpfen in der Zeit haben, aber es gibt eben noch nicht dieses Knopfloch. Also es ist natürlich die Frage, ist es dann schon ein Knopf oder nicht? Es war so, dass dann die Knöpfe eher durch Schlaufen oder durch Ösen verschlossen wurden.

Das kennt man vielleicht heutzutage auch noch von so traditionellen asiatischen Trachten. Vielleicht kennt das der eine oder andere. Das sind dann keine richtigen Knöpfe, die an so einem und so Westen dran sind, sondern das sind eigentlich so Knoten, die dann durch Schlaufen festgehalten werden.

Mich hat natürlich auch interessiert, woher das Wort Knopf kommt, ob man da irgendwelche Rückschlüsse daraus ziehen kann.

Und ursprünglich ist die Bedeutung von Knopf, Knospe, also so was rundliches oder auch Knorren, wie man das von Ästen kennt oder auch Knoten oder Klumpen also liegt es nahe, dass aus diesen richtigen Knoten halt die aus, aus, aus Stielen gefertigt worden sind, dann letzten Endes die Knöpfe geworden sind. Und noch bis zum 13. Jahrhundert sind Knöpfe sehr ungewöhnlich.

Sie tauchen zwar immer mal wieder vereinzelt auf und wahrscheinlich sind es dann die Kreuzfahrer, die Knöpfe aus dem Orient nach Europa bringen. Dort gewinnen sie dann an Verbreitung, weil sich auch die Mode ändert. Die Kleidung wird in dieser Zeit nämlich enganliegend. Da helfen natürlich Knöpfe ganz gut. Und dann ist es so – Ach, da bin ich mir nicht ganz sicher – Ich habe das jetzt öfter nachgelesen bei meiner Recherche, aber hundertprozentig kann ich es nicht sagen, dass das Knopfloch auch in Deutschland erfunden wurde und dann mit dem Knopf kombiniert worden ist. Und das war eben im 13, 14 Jahrhundert.

Lukas

Also quasi in dem heutigen geografischen Deutschland, weil Deutschland als Land, als Nation, als im 13. Jahrhundert ja nicht gegeben, da befinden wir uns ja im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, also quasi dem losen Verbund von Territorien, also Fürstentümern, Grafschaften. Und so weiter. Das ist ja alles zersplittert gewesen. Nur noch mal Ich finde, da muss man immer präzise sein.

Ralph

Ja, hast absolut recht. Ja, danke für die Ergänzung. Und dann waren die halt sehr verbreitet im 14. Jahrhundert, im 15. Jahrhundert auch. Aber dann ging es wieder zurück und im 16 Jahrhundert kam es dann zu einem regelrechten Knopf Boom, der eben bis heute anhält. Also heute sind Knöpfe, was total Selbstverständliches, gerade in der Männermode der höheren Bevölkerungsschichten gewann der Knopf damals an Popularität.

Da kann aber Frau Bäuml auch noch mal was zu erzählen.

Andrea Bäuml

Am Hof vom Sonnenkönig Ludwig dem 14.. Also da wurden Knöpfe aus Edelsteinen und was man sich nur vorstellen kann, getragen in einer wahnsinnigen Vielfalt und damals war ja auch der Knopf ein Statussymbol. Also nicht jeder durfte jeden Knopf tragen, da gab es auch strenge Vorschriften und man konnte anhand der Knöpfe sehen, in welche Schicht die Person, die dieses Kleidungsstück getragen hat, in welche Schicht die gehört hat.

Lukas

Kurz Fun Fact zu Ludwig dem 14. Weil du gesagt hast, dass Knöpfe erst die Männermode definiert haben, bevor sie dann quasi unisex wurden.

Ralph

Ja, das hat noch ziemlich lange gedauert.

Lukas

Okay, wusstest du, dass es bei Absatzschuhen dasselbe ist, dass Absätze auch ursprünglich nur von Männern getragen wurden? Ich glaube auch das hat mit dem französischen Absolutismus zu tun.

Ralph

Nee, wusste ich nicht.

Lukas

Also, dass Männer ursprünglich hohe Absätze getragen haben und nicht Frauen, finde ich interessant.

Ralph

Wahrscheinlich auch zu Machtdemonstrationszwecken, einfach um höher zu sein, sich vielleicht nicht eingeschüchtert zu fühlen, wenn man irgendwie zu klein ist als Mann. Was diese Regeln betrifft, die Frau Bäuml angesprochen hat, da war es tatsächlich so, dass sich auch die Rechtsprechung damit beschäftigt hat. Also es gab da als Beispiel jetzt Nürnberger Gesetzgeber, die wollten da also mit einem Erlass Einhalt gebieten, dass Leute halt nicht einfach unendlich viele Knöpfe und Knöpfe tragen dürfen.

Diese Meinungen dazu, was, was man darf mit Knöpfen und was nicht das hat sich bis ins 17. Jahrhundert gehalten.

Lukas

Also das heißt, da haben dann Leute einfach gefühlt, weil sie die Kohle hatten, gefühlt 15.000 goldene Knöpfe an ihre Jacken und Gewänder dran genäht, um das als Statussymbol zu zementieren. Und dann hat irgendwann in Nürnberg, dann irgendein Ratsherr dann gesagt oder gab es da irgendein Erlass oder wie dransteht: Nö, maximal 100 Knöpfe am Gewande, nicht mehr?

Ralph

Ja, so in etwa. Also es war tatsächlich so, dass dem Bürgertum quasi verweigert wurde, es sich da so prachtvoll zu kleiden, das sei quasi dem Adel vorbehalten.

Lukas

Alles klar.

Ralph

Und dann mit der Entwicklung der eigenständigen bäuerlichen Trachten im 18. und 19. Jahrhundert gab es dann eben noch mal so einen Boom mit Knöpfen. Da gab es dann ganz spezifische Knöpfe, sogenannte Scheibenknöpfe, das sind Metallknöpfe mit Ösen hintendran, die auch sehr groß sind, wo dann Bauern sich da eben auch besonders präsentieren konnten, mit und ungefähr in dieser Zeit gab es dann eben auch in im militärischen Bereich Knöpfe, also bei Uniformen sehr viele Knöpfe.

Hat dann auch eine eigene Gattung an Knöpfen bekommen. Und gleichzeitig gab es aber wieder so ein Revival auf die alte Zeit, wo Haken und Ösen zu finden waren, weil man damit ja die Kleidung eigentlich fast noch enganliegender machen kann. Und im 19. Jahrhundert gab es dann so maschinelle Serienfertigung von Knöpfen, und da begann dann das sogenannte Golden Age of Buttons.

Und wo wir vorhin schon bei Regeln waren: Es ist ja so, heutzutage, dass Männerhemden und Frauenhemden unterschiedliche Knöpfe haben. Ich weiß nicht, ob dir das schon mal aufgefallen ist.

Lukas

Das eine Seite der Hemden Bluse wenn was rechts geknöpft ist, ist es ein Männerhemd, wenn was links geknöpft ist, ist es eine Frauenbluse.

Ralph

Genau. Und weißt du auch, warum das so ist?

Lukas

Nein, aber das würde mich jetzt wirklich interessieren.

Ralph

Ja, also, vielleicht fangen wir mal mit Knöpfen der Männer an, warum ist das überhaupt rechts? Die These, die am weitesten verbreitet ist, ist die, dass das ja aus einer Zeit kommt, als Männer noch ein Schwert oder einen Degen links getragen haben. Es waren ja oftmals Rechtshänder und wenn die dann mit der rechten Hand ihr Schwert gezogen haben, dann hätte es sich eventuell in der Links Knöpfung verfangen und deswegen, um das zu vermeiden, gibt es die rechts Knöpfung.

Ralph

Und jetzt bezogen auf den Mantel, wo es ja auch die Rechts Knöpfung gibt, da wird angenommen, dass das mehr Gründe hat, also dass die Leute, die wie Napoleon oder so, dass die dann ihre Schwerthand zum Aufwärmen in den Mantel stecken konnten.

Lukas

Ah ah okay. Er gibt jetzt also wäre zumindest irgendwie logisch. Ja, aber warum hat man es dann nicht einheitlich gemacht bei Frauen?

Ralph

Ja, hierzu gibt es ganz verschiedene Theorien, die auch echt sehr unterschiedlich sind. Also eine Theorie zum Beispiel, dass Frauen ihre Knöpfe nicht selbst durchs Loch geführt haben, sondern dass es Zofen gemacht haben. Dann musste es ja spiegelverkehrt sein, damit sie das auch mit der rechten Hand und so weiter durchführen können. Ich habe aber auch gelesen, dass Frauen ihre Kinder auf dem linken Arm hielten und es praktischer war, wenn sie mit der rechten Hand knöpfen konnten, um beispielsweise zu stillen oder so.

Lukas

Würde auch Sinn ergeben. Ja, aber halt davon ausgehend, dass natürlich die Mehrheit der Menschen Rechtshänder sind bzw. Linkshändertum ja lange Zeit als minderwertig sogar angesehen wurde. Also von daher klar.

Ralph

Diese Zofen-Theorie, die ist aber eher unwahrscheinlich, weil diese regelmäßige Knöpfung ja erst ab dem 18. Jahrhundert auftritt und da so viele Frauen jetzt auch nicht mehr Zofen hatten. Es gibt aber auch eine These, die besagt, dass man Knöpfe bei Frauen extra auf die andere Seite genäht hat, um der Frau ihre Minderwertigkeit vor Augen zu führen. Und dann müsste sie halt mit der minderwertigen Hand immer knöpfen.

Ja, und dann gibt es noch eine andere These, die besagt, dass sich im späten 19. Jahrhundert Frauen ja sehr um Emanzipation bemüht haben und dass sie auch dadurch taten, dass sie die Frauenkleidung an Männerkleidung angeglichen haben. Und das man eben dann die Knöpfe auf die andere Seite legt hat dann ein Unterscheidungsmerkmal hervorgebracht und gleichzeitig verhindert, dass Frauen wirklich Männerkleidung getragen haben, was damals ja auch als sehr anrüchig gegolten hat.

Lukas

Okay, also dass man quasi sagen kann: Hey, wir tragen jetzt auch Männerhemden oder -Hosen oder was auch immer. Aber damit wir nicht exakt Männerhemden tragen, können wir sagen, dass wir es andersrum knöpfen.

Ralph

Genau.

Lukas

Ja, wahrscheinlich ist es eine Mischung aus allen. Wahrscheinlich hat jede Theorie irgendwas Wahres. Bei solchen Geschichten gibt es ja selten ein auslösendes Ereignis, sondern das ist dann halt irgendwas, was vielleicht auch parallel zur selben Zeit an verschiedenen Orten entsteht und sich dann irgendwie durch die Tradition weiter tradiert und dann bis heute halt seine Gültigkeit hat.

Ralph

Wir waren ja jetzt quasi schon im 19. Jahrhundert, im späten 19. Jahrhundert, wo dann erst diese regelmäßige Knöpfung aufkam. Ende des 19. Jahrhunderts, wenn du dich erinnerst, ging es ja auch erst los mit der Knopf Industrie in Bärnau und ich schlag jetzt mal wieder dadurch eine Brücke zum Museum. Da ist es nämlich so, dass sich diese Knopf Industrie auf ein bestimmtes Material spezialisiert hat.

Ralph

Und das hast du ja ganz am Anfang auch schon rausgehört, nämlich?

Lukas

Perlmutt.

Ralph

Genau. Und wie das mit dem Perlmutt funktioniert hat in Bärnau, das kann die Frau Bäuml sagen.

Andrea Bäuml

Ja, es ist wirklich ungewöhnlich, dass ausgerechnet hier in Bärnau, wo es eigentlich nur die Waldnaab gibt, dass trotzdem hier Perlmutt Knöpfe verarbeitet wurden. Aber die Bärnauer kauften halt die Muscheln, die wurden halt per Schiff zu den Häfen transportiert, dann per Bahn hierher und dann sind die hier weiterverarbeitet worden. Trotz der vielen Unkosten, der Transport hat ja auch was gekostet und das Rohmaterial an sich war ja auch ein Kostenfaktor, hat sich aber trotzdem die Produktion gelohnt und auch der Verkauf der Knöpfe, dass einfach das Geschäft wirklich gut lief.

Lukas

Okay, das heißt, Frau Bäuml hat jetzt gerade erklärt, was Perlmutt ist und damit ja meine Frage beantwortet, als es sind Muscheln.

Ralph

Aber nicht nur tatsächlich, also es kann auch von Schnecken kommen.

Lukas

Ah, okay.

Ralph

Und ich bin ja jetzt auch kein Experte darin und ich fand das aber auch interessant. Perlmutt, das hat man schon öfter gehört und man hat so eine vage Vorstellung davon. Ich dachte auch, dass es nur von Muscheln kommt. Ich habe dann aber jemanden gefunden, den ich da genauer befragen konnte, und zwar Kathrin. Kathrin kenne ich über den Podcast Ungeheuer Vernünftig, in dem sie gemeinsam mit Björn über Wissenschaft und Rollenspiel spricht.

Und beide haben auch selbst einen Hintergrund in Wissenschaft, und zwar in Sprachwissenschaften und Naturwissenschaften. Und bei Kathrin ist es so, dass sie Biologie studiert hat. Und von ihr wollte ich wissen, was denn Perlmutt eigentlich so genau ist. Und das erzählt sie uns jetzt.

Kathrin

Das ist ein Verbundsmaterial, also quasi nur eine Stoffmischung in einer ganz bestimmten Anordnung. Ja, etwa 95 % davon sind anorganisch. Die feste Knochensubstanz besteht aus Calciumkarbonat. Und was aber das Perlmutt ganz besonders macht, ist dazwischen das organische Material. Und zwar sind das bestimmte Eiweiße, also Proteine. Und Perlmutt ist eine ganz besondere Anordnung von diesen beiden Stoffen.

Also wenn wir jetzt die Proteine zusammenfassen und das anorganische Material Kalziumkarbonat, die sind so ähnlich, also, wenn man das vergleicht, angeordnet wie so eine Mauer, also so eine Backsteinmauer, wenn man sich das vorstellt, dann sind die Steine quasi die die anorganischen Strukturen und dazwischen, in den Fugen verklebt, ist das Ganze mit dem organischen Material.

Lukas

Ich glaube so genau sind wir jetzt noch nie auf die chemische Beschaffenheit von irgendwelchen Museumsobjekten eingegangen. Aber sehr interessant, wusste ich auch nicht.

Ralph

Diese Backsteinstruktur trägt dazu bei, dass es so fest ist und dass es halt ordentlich was aushält. Dieses Material; hätte man jetzt quasi nur dieses Calciumkarbonat, also das ist ja so was wie Kalk. Dann wäre das Ganze halt sehr brüchig und auch anfällig für Wasser. Das würde dann halt weich werden.

Lukas

Übrigens. Also das fällt mir gerade ganz spontan ein. Ich habe sogar ein Objekt, von dem ich weiß, dass es sicher aus Perlmutt ist und sogar mehrere Perlmuttelemente enthält. Und es ist kein Knopf, sondern meine Gitarre. Also eine meiner Gitarren, die hat Perlmuttwirbel, bin ich mir relativ sicher, dass, doch das ist Perlmutt. Also die Teile, die du brauchst, um die Saiten zu stimmen, die sind aus Perlmutt gemacht und die Inlays, also quasi die diese Streifen zwischen den einzelnen Bünden am Griffbrett drinnen sind, die sind auch aus Perlmutt.

Ralph

Ja, ich habe ja auch eine Gitarre, da kenne ich das auch daher. Und das Besondere daran ist ja, dass das ja so schön schimmert, also in so Regenbogenfarben quasi. Und wie es dazu kommt, weil das ist nämlich ein bestimmter Effekt, das kann Kathrin auch mal erklären.

Kathrin

Diese Regenbogen Eindrücke und dieses Schillern was entsteht, das sind sogenannte Strukturfarben, die wir da haben. Also es sind keine Pigmente die eingelagert sind, wobei natürlich auch in einer Muschelschale Pigmente eingelagert sein können, aber die machen nicht diesen Effekt, sondern die Strukturfarben. Die erklären wir über Partikel, die eine ganz bestimmte Größe haben, die der Wellenlänge von bestimmten Lichtwellen, die im sichtbaren Bereich liegen, entspricht.

Also das ist ein physikalischer Effekt. Diese haben dann genau die Größe, dass sie an eine bestimmte Wellenlänge des sichtbaren Lichts herausfiltern und auch streuen. Und dann kommt es zu einer Überlagerung von diesen Lichtwellen übereinander, sodass dann quasi Teile des Lichts gelöscht werden und nur die, die übrig sind quasi und reflektiert werden, für uns sichtbar sind.

Lukas

Also ich sagte, wie ich es verstanden habe, du sagst ob das stimmt oder nicht. Kathrin meinte das, dass Perlmutt per se eigentlich gar nicht diese ganzen Pigmente drinnen hat, sondern quasi das Licht nur unterschiedlich reflektiert bzw. unterschiedlich überlagert. Das heißt das Perlmutt hat eigentlich gar nicht die Farbe, aber aufgrund der Reflexion denken wir, dass es die Farbe hat oder nehmen das wahr.

Ralph

Ja, richtig. Also, sie hat gesagt, Perlmutt oder eine Muschel kann Pigmente haben, aber es ist tatsächlich das Licht, das sich da eben so streut. Auf diese Struktur, das Perlmutt, dass dann diese Regenbogenfarben entstehen.

Lukas

Ah, okay, spannend.

Ralph

Und man hat diesen Effekt tatsächlich auch noch woanders in der Tierwelt nämlich bei Flügeln von Libellen zum Beispiel.

Kathrin hat gemeint, auch bei Schmetterlingen und bei manchen Vögeln sogar. Also das heißt, wenn man jetzt quasi nur ein Partikel daraus nehmen würde und unterm Mikroskop angucken, hat das eben nicht diese Regenbogenfarben. Und diese Regenbogenfarben, die sind ja auch der Hauptgrund, warum man diese Muscheln und Schnecken verwendet hat, um Knöpfe herzustellen, weil es einfach fancy aussieht.

Lukas

Aber wie genau hat man die denn jetzt hergestellt? Also hat man da dann einfach kiloweise Muscheln und Schnecken importiert und die in irgendeinen Schneckenreißwolf rein gejagt. Und dann ist am Ende so eine Masse rausgekommen? Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, wie aus einer Schnecke oder aus einer Muschel ein Knopf wird.

Ralph

Die kamen ja eben säckeweise an in Bärnau, diese Muscheln und Schnecken. Und dann wurden sogenannte Rondelle ausgefräst oder ausgestanzt, also das heißt so runde Scheibchen aus der Muschel und unter den Schnecken. Und die wurden dann in einer Drexel Bank weiter bearbeitet und dann auch letzten Endes so eine, das nennt man Facon, so eine bestimmte Form gegeben. Zum Beispiel hat man das ja bei Knöpfen, so dass die verschiedene Ebenen haben, dass sie so einen Rand manchmal haben, der ein bisschen raussteht oder sie haben, wenn es zur Mitte hin geht, eine Wölbung oder das Umgekehrte von der Wölbung eine Einbuchtung, sag ich jetzt mal, und dann werden noch extra diese Löcher gebohrt.

Je nach Knopf sind das unterschiedlich viele. Regulär, würde ich jetzt mal behaupten, haben die meisten Griffe vier Löcher. Es gibt aber auch welche mit zweien. Und wenn das dann passiert ist, dann werden die am Schluss noch mal poliert. Und da gibt es ganz unterschiedliche Methoden dafür. Was ich ganz spannend fand, Man kann es wie in so eine Trommel, wie eine Tombola reintun, zusammen mit ganz vielen Leder Schnipseln.

Und durch diese Drehung und dadurch, dass das Leder die ganze Zeit drüber reibt über die Knöpfe wird das dann schön poliert.

Lukas

Aber das heißt, ein Perlmutt Knopf ist auch aus einer Muschel. Das ist nicht irgendwie die Muschel, die sozusagen zerkleinert wird und in eine Form gepresst wird. Nein, weil dann müssen diese Muscheln ja also extrem dick sein. So, wenn ich jetzt noch überleg, welche Muscheln ich kenne und auch welche Schnecken ich kenne, stell ich es mir wahnsinnig schwer vor, aus der Weinbergschnecke zum Beispiel den Knopf zu machen, weil klar, das Material ist vielleicht relativ stark, aber das zerbricht doch trotzdem.

Lukas

Das heißt, das müssen doch dann bestimmte Muscheln und Schnecken sein, nehme ich mal an.

Ralph

Das sind Muscheln und Schnecken, die Perlmutt haben. Also nicht jede Muschel und nicht jede Schnecke produziert Perlmutt. Diese Struktur, von der Kathrin erzählt hat und diese Muscheln und Schnecken, die für die Herstellung in Bärnau genommen worden sind, stammen aus dem Pazifischen Ozean. Das sind Unterwasserschneckenhäuser, die da verwendet werden. Und die sind natürlich massiver als jetzt so eine Weinbergschnecke.

Ralph

Und es ist nicht so, dass jetzt aus einer Schnecke nur ein Rondell, also nur ein Knopf gemacht wird. Und man muss sich das ein bisschen so vorstellen, wie wenn man Plätzchen backt und einen Teig hat und dort diese süße Plätzchen Förmchen aussticht. So haben die Leute in Bärnau eben versucht, möglichst platzsparend aus den Muscheln auszustechen und eben auch das meiste rauszuholen.

Lukas

Ja, das heißt, Sie haben also Tiefseeschnecken und Tiefseemuscheln aus dem Pazifischen Ozean in die Oberpfalz exportiert, damit daraus Knöpfe gemacht werden können?

Ralph

Und die haben Sie alle in das Museum gepackt.

Ja, und diese Herstellungsprozesse und auch diese Rohlinge oder Überbleibsel, die findet man ja alle noch im Knopf Museum in Bärnau. Und es ist so, dass es dort sehr, sehr viele Knöpfe gibt, aber die machen ja nicht Halt dabei zu sagen, wir stellen jetzt nur aus, was damals in Bärnau hergestellt worden ist, sondern die bemühen sich auch darum, die Sammlung ständig zu erweitern.

Ralph

Die machen das im Endeffekt wie andere Museen auch. Das heißt, sie kaufen halt neue Objekte oder sie erhalten Spenden. Und das sind dann oft Spenden von Privatleuten in Form von Blechdosen oder Zigarrenkisten, in denen sich Knöpfe befinden. Und teilweise kriegen die das echt in großen Schüben zugesandt. Da kann Frau Bäuml auch was sagen.

Andrea Bäuml

Wir hatten vor kurzem einen Beitrag im BR und nach dem Beitrag kamen unheimlich viele Pakete, Lieferungen und Anrufe und Leute, die was spenden wollten und wissen wollten, wo sie es hinschicken sollen. Also das war schon zu uns ein richtiger Katalysator. Es hat die Leute richtig motiviert, ihre Knöpfe an uns zu schicken und da kriege ich immer noch Pakete.

Ich habe wieder zwei stehen, die sollte ich heute noch mal kurz sortieren und mal schauen, was da jetzt drin ist. Also es reißt eigentlich nicht ab.

Lukas

Also das heißt, das Fernsehen ist vor Ort und dann auf einmal werden da Knöpfe zugeschickt.

Ralph

Na ja, richtig. Also diese Dokumentation, die habe ich mir auch angeguckt, ist ganz kurz, kann ich auch in den Shownotes verlinken. Da geht es darum, dass Bärnau einen Weltrekord hat, nämlich kleinster und größter Knopf der Welt.

Lukas

Aha, okay, ja, was ist denn dann der kleinste Knopf der Welt aus Bärnau?

Ralph

Der kleinste Knopf der Welt. Der misst einen Millimeter.

Lukas

Einen Millimeter.

Ralph

Der ist einen Millimeter. Und das sind noch zwei Knopflöcher drin.

Lukas

Was hält er zu?

Ralph

Der hält aktuell gar nichts zu. Der liegt in der Vitrine drin. Die Frau Bäuml geht davon aus, dass das für eine Puppe oder so verwendet worden ist.

Lukas

Vielleicht hast du ja auch den kleinsten Knopf der Welt gehabt und ihn aber versehentlich im Klo runtergespült, weil er dir bei einem Millimeter gar nicht aufgefallen ist.

Ralph

Vielleicht hängt da auch immer noch irgendwo dran und ich sehe ihn nicht, weil er ja so klein ist.

Lukas

Kann auch sein.

Ralph

Ist glaube, ich noch mal auf diese Spenden zurück, weil die sind ja schon wichtig für das Museum, die honorieren das ja sozusagen auch wenn du spendest. Also die schönsten Spenden, die landen in einer Vitrine, die sehr klar einsehbar ist in der Ausstellung, da steht dann dein Name. Und versehen ist es dann auch mit einer zeitlichen Einordnung, was wann der Knopf stammt.

Ralph

Also selbst wenn du jetzt was hinschickst und weißt gar nicht, woher das ist, haben Andrea Bäumchen und ihre Kolleginnen, die haben das so Netzwerk an Knopfexperten sozusagen und die ordnen das dann zeitlich ein. Und durch diese ganzen Spenden, die da kistenweise Paket bei denen landen, haben die eine unglaubliche Sammlung, das ist echt krass. Also Frau Bäuml hat mich ja durch dieses Museum geführt.

Ich habe gar nicht gesagt, wie groß die Dimensionen sind, aber im Endeffekt sind es drei Ausstellungsorte, vier Ausstellungsräume und zweistöckig ist es. Das heißt, man geht einmal so eine Treppe hoch und im Treppenhaus, da hängt ein Zylinder, ein Glaszylinder an so Stahlseilen, vielleicht 1,50 groß und vielleicht 50 Zentimeter breit und voller Knöpfe. Und so beiläufig hat dann Frau Bombe gemeint Ja, das sind so 1 Million Knöpfe drin.

Ralph

Und dann habe ich sie gefragt, Ja, wie viel Knöpfe haben Sie denn insgesamt? Und das kann sie gar nicht so wirklich beantworten. Sie sagt halt mehrere Millionen und wir waren dann auch in einem anderen Raum, was in einem von diesen vier Räumen. Und da hat sie auch gemeint, allein in dem Raum sind schon mehrere Millionen. Das ist so eine Größe, das kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen.

Lukas

Verrückt? Ja. An wen ist denn dieses Museum gerichtet? Wem würdest du das empfehlen?

Ralph

Also, ich hatte wirklich große Freude in diesem Museum und würde sagen, das richtet sich schon an Familien, aber vornehmlich kommen natürlich auch ältere Leute dahin, gerade in Reisebussen. Und es ist so, weil es sich ja in der Grenzregion befindet, sind die Beschilderungen auch in Tschechisch. Und man muss auch gar nicht so viel Zeit mitbringen, weil es ja eben nur diese vier Räume hat.

Ist man da in ein bis zwei Stunden schon durch. Und wenn es geht, dann sollte man sich auf jeden Fall eine Führung geben, weil das macht es noch mal so viel greifbarer.

Lukas

Kann ich mir gut vorstellen. Ja, weil ich glaube, sonst ist man von der schieren Anzahl an Exponaten vielleicht überfordert. Ja, dann vielen lieben Dank, dass zumindest das Museum, die Geschichte des Knopfes und auch das Perlmutt vorgestellt hast, war auf jeden Fall sehr interessant. Es ist sehr viel, aber auch echt sehr interessant. Habe viel gelernt.

Ralph

Wär das Museum denn was für dich?

Lukas

Ach ja, ich denke schon. Ich glaube, ich würde jetzt nicht extra da hinfahren, aber ich glaube, wenn ich da keine Ahnung zum Beispiel Urlaub machen würde in der Region und es wäre irgendwie ein regnerischer Tag oder irgendwie so was, könnte ich mir das schon sehr gut vorstellen, ist mir das mal anzugucken. Ja.

Ralph

Da hast du, finde ich, einen wunden Punkt getroffen, weil ich glaube, das ist so das Manko an diesem Museum, dass es halt wirklich in der Peripherie liegt. Also wenn das jetzt in einer größeren Stadt wäre oder besser auch angebunden wäre, dann würden da wahrscheinlich auch mehr Leute hinkommen. Und es ist ja so bei diesem Museum, das habe ich jetzt noch gar nicht erwähnt, das hat ja nicht ganzjährig geöffnet, sondern das hat jetzt noch bis einschließlich Oktober geöffnet.

Und dann schließen Andrea Bäuml und ihre Kolleginnen das Museum, machen Inventur und dann wird es erst wieder im April geöffnet und dann hat es auch nur von Donnerstag bis Sonntag geöffnet.

Lukas

Alles klar.

Ralph

Dann vielen Dank fürs Zuhören. Und ja, ich möchte mich jetzt auch bei Andrea Bäuml noch mal bedanken, dass sich Zeit genommen hat und auch bei Kathrin von Ungeheuer Vernünftig. Da verlinken wir auch den Podcast gerne in den Shownotes. Und magst du denn schon was über die nächste Folge verraten, Lukas?

Lukas

Ja, in der nächsten Folge geht es von der Peripherie in die Großstadt und geht in den hohen Norden Deutschlands. Es geht nämlich nach Hamburg. Und da geht es um ein Museum, das sich um Dinge dreht, die du garantiert. Millionenfach schon zu dir genommen hast. Und jeder und jede, der die diesen Podcast hört auch.

Ralph

Also es bleibt bei großen Zahlen.

Lukas

Es bleibt bei großen. Ja, das stimmt. Und ich glaube also ja, ja doch, es klappt bei bei großen Zahlen. Und es geht vor allem um viele Dinge, die alle mit einem E anfangen. Also seid gespannt.

Ralph

Ja gut, dann bis zum nächsten Mal.

Lukas

Bis zum nächsten Mal.

Der Beitrag Das Deutsche Knopfmuseum Bärnau erschien zuerst auf Escucha.

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Kapitel

1. Intro (00:00:00)

2. Begrüßung (00:00:31)

3. Über das Knopfmuseum (00:03:02)

4. Beginn der Knopfindustrie in Bärnau (00:07:12)

5. Geschichte des Knopfs (00:10:28)

6. Knöpfung bei Frauen und Männern (00:18:22)

7. Was Perlmutt ist (00:22:00)

8. Herstellungsweise von Knöpfen (00:28:02)

9. Knopfspenden (00:31:22)

10. Zielgruppe des Museums (00:35:09)

11. Dank und Verabschiedung (00:37:04)

30 Episoden

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BITTE NICHT ANFASSEN! #10 – Das Deutsche Knopfmuseum Bärnau

Show Notes

Heute reisen wir auf dem Rücken eines modischen Accessoires durch die Zeit: dem Knopf. Seit wann gibt es den? Warum sind Hemden für Frauen und Männer unterschiedlich geknöpft und wie wird überhaupt so ein Knopf hergestellt? Antworten auf diese und weitere Fragen haben wir von Andrea Bäuml erhalten. Sie ist Leiterin des Deutschen Knopfmuseums in Bärnau, einem kleinen Ort in Bayern unweit der tschechischen Grenze, der Anfang des 20. Jahrhunderts Knöpfe in die ganze Welt exportiert hat. Für diese Folge haben wir uns außerdem die Expertise eines Überraschungsgasts eingeholt.

Hilfreiche Links:

Foto von Museumsleiterin Andrea Bäuml: https://mliwxygmrkph.i.optimole.com/cb:Jakn~4a38a/w:auto/h:auto/q:mauto/f:best/https://www.escucha.de/wp-content/uploads/20220805_151019-scaled.jpg

Hier findet ihr ein Foto des erwähnten Knopfpaars: https://mliwxygmrkph.i.optimole.com/cb:Jakn~4a38a/w:auto/h:auto/q:mauto/f:best/https://www.escucha.de/wp-content/uploads/20220805_144458-scaled.jpg

Mehr zu Fibeln: https://itv-grabungen.de/magazin/die-fibel

Verschlüsse an traditionellen asiatischen Gewändern:

https://ltl-chinesisch.de/chinesische-kleidung/

Zur unterschiedlichen Knöpfung zwischen Frauen und Männern: http://www.marquise.de/de/themes/linksrechts.shtml

Zum Podcast Ungeheuer Vernünftig – Rollenspiel und Wissenschaft: https://vernunftgeheuer.podigee.io/

Der Link zum Beitrag des Bayerischen Rundfunk: https://www.ardmediathek.de/video/heimat-der-rekorde/der-groesste-und-kleinste-perlmuttknopf-der-welt/br-fernsehen/Y3JpZDovL2JyLmRlL3ZpZGVvLzdjMmEwMDQ5LTUwNmItNGZhZS05ZDU4LTI4M2U4ZDZiNmZiOA

Infos zum Museum:

Deutsches Knopfmuseum

Tachauer Str. 2

95671 Bärnau

https://www.deutsches-knopfmuseum.de/

über BITTE NICHT ANFASSEN!:

Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser.

Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast.

Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht.

Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen.

BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für’s Ohr.

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Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger
Produktion: Escucha GbR
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Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik)

Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge!

Transkript:

(Teaserton) Andrea Bäuml

Nach dem Beitrag kamen unheimlich viele Paketlieferungen und Anrufe und Leute, die was spenden wollten und wissen wollten, wo sie es hinschicken sollen. Also das war schon so ein richtiger Katalysator. Es hat die Leute richtig motiviert.

Intro

Lukas

Ja Hallo an euch alle da draußen und Hallo lieber Ralph zu dieser, ich würde sagen, ersten Jubiläums Folge von BITTE NICHT ANFASSEN, denn wir sind bei Folge Nummer Zehn angelangt.

Ralph

Ja endlich im zweistelligen Bereich. Hallo Lukas, auch von mir. Hallo an alle da draußen. Es ist ja so, dass ich heute wieder dran bin.

Lukas

Genau in der vergangenen Folge waren wir im Ziegelmuseum in Mainz und haben uns da mit der Geschichte von Ziegelsteinen und römischen Legionären und Keilschrift auseinandergesetzt. Und du hast ja schon angekündigt, dass es auch in dieser Folge wieder um ein besonderes Objekt geht, also um ein Museum, das sich um ein besonderes Objekt dreht. Und wenn ich mich richtig erinnere, geht es wieder in unsere bayerische Heimat Bayern.

Ralph

Richtig! Ja, es geht hier nach Bayern, in die Grenzregion, mal wieder. Ich leg diesmal auch direkt mit einem Ton los, den ich dir und allen da draußen präsentieren möchte, weil ich glaube, der wirft uns so richtig ins Thema rein. Und kurz zum Kontext dieses Tons, den wir gleich hören werden. Es ist so: Ich war eben in diesem Museum und habe da die Museumsleiterin getroffen.

Die hat mich durch die Ausstellung geführt und zwischen den Ausstellungsräumen, also sozusagen im Gang, könnte man sagen, da standen zwei Schaufensterpuppen und die hatten was sehr Ungewöhnliches an sich. Und was das war, das hören wir jetzt.

Andrea Bäuml

Und hier, das ist das Bärnauer Knopfpaar: ein Damenkleid und ein Herrenanzug aus insgesamt 18.500 Knöpfen und mir ist erzählt worden, dass zwei Bärnauer Frauen an den beiden Kleidungsstücken sechs Wochen genäht haben. Und wer schon mal einen Knopf angenäht hat, weiß, wie wenig schön diese Tätigkeit ist. Und ich stell mir das immer als totale Folter vor, auch 18.500 Knöpfe annähen zu müssen.

Viele Besucher fragen immer, ist es fürs Museum gemacht worden? Nein. Wir hatten in Bärnau früher eine Knopffachschule und während dieser Zeit gab es in Bärnau auch die IKNOFA, die Internationale Knopfausstellung. Und für diese Internationale Knopfausstellung ist die Kleidung hergestellt worden.

Lukas

Wow. Okay. Ja, ich verstehe, was du damit meinst. Wenn du sagst, dass wir direkt ins Thema reingezogen werden. Also, erstens wäre ich gerne auf die Internationale Knopfausstellung in Bärnau gegangen. Stell ich mir ziemlich witzig vor. Und zweitens, ich kann mir vorstellen, worum es in deinem Museum geht, lieber Ralph, denn ich glaube, wenn ich mir die O-Töne so anhöre, es geht um Knöpfe.

Ralph

Ja, es geht um Knöpfe. Ja, und warum diese internationale Messe, die IKNOFA in Bärnau stattgefunden hat, das hat ja die Frau. Bäuml, die du näher kennenlernen wirst, die hat ja erzählt, dass das Museum in Bärnau ist. Warum das alles in Bärnau stattgefunden hat und damit Bärnau auch zur kleinsten Messestadt der Welt wurde darum wird sich die heutige Folge drehen.

Lukas

Fantastisch! Das hört sich sehr spannend. Vielleicht kannst du mal kurz erklären, wo ist denn Bärnau genau?

Ralph

Ja, also Bärnau liegt in Bayern, wie du schon richtig erkannt hattest, und zwar in Ostbayern bzw. in der Oberpfalz, sehr nah an der tschechischen Grenze. Da sind es nur drei Kilometer hin und Bärnau ist ein relativ kleiner Ort. Also die haben nur 3.000 Einwohner und da führt halt so eine, so eine Hauptstraße durch den Ort. Entlang dieser Hauptstraße sind eigentlich die ganzen Häuser und da ist eben auch dieses Knopfmuseum.

Also man fährt so um die Kurve herum und da erstreckt sich dann dieses weiße Gebäude mit dem Namen Knopfmuseum. Bei dem Knopf Museum, da handelt es sich um ein ehemaliges Kommun-Brauhaus. Das heißt, in der Vergangenheit wurde das genutzt, um Bier zu brauen für die Gemeinde. Ich finde das kommunale Baurecht, das wäre schon wieder ein Thema für eine eigene Folge.

Da gibt es bestimmt auch ein Museum drüber. Das heißt, das vertiefen wir heute nicht, sondern wir bleiben beim Knopf. Und das Knopf Museum, das gibt es seit 1975, ist entstanden aus einer Sammlung eines Knopfherstellers aus der näheren Umgebung. Und das Museum war anfangs eigentlich ganz woanders beheimatet. Das war in der Bahnhofsstraße in einem Gebäude, ist dann in die Knopffachschule umgezogen und seit 1998 ist es eben im Kommun-Brauhaus.

Du hast ja gerade eben schon die Leiterin des Museums kennengelernt, Andrea Bäuml. Sie hat auch einen persönlichen Anknöpfungspunkt, sozusagen. Das soll sie dir mal erzählen.

Andrea Bäuml

Also der Knopf ist eigentlich schon immer Teil meines Lebens. Meine Oma hat schon Heimarbeit gemacht. Heimarbeit heißt, sie hat Knöpfe in der Fabrik geholt, hat die zum Beispiel auf Karten aufnähen müssen oder sortieren müssen. Da haben wir als Kinder schon mithelfen dürfen. Wir haben für die Oma Schachteln gemacht. Dann wurden die Karten, die genäht wurden, in die Schachteln gepackt und wir durften dann wieder in die Fabrik mitgehen.

Und dass ich in der Fabrik gelandet bin, war eigentlich Zufall. Ich war fertig mit meiner Ausbildung und dann suchte ich eine Arbeit. Und ja, es hat sich so ergeben und es war total interessant. Es war wirklich eine Zeit, die ich nicht missen möchte und irgendwie bin ich immer an dem Knopf hängen geblieben. Ich komme da irgendwie nicht los von.

Ralph

Ja, Andrea Bäuml hat während ihrer Arbeit auch die verschiedenen Abteilungen einer Fabrik durchlaufen. Sie war dann im Verkauf tätig für England und Irland, also für den Export und ja, sie kennt sich also wirklich sehr gut aus.

Lukas

Aber wie muss man sich denn so eine Fabrik vorstellen? Also ich, ich tu mich einfach schwer, so eine Faszination für Knöpfe zu verstehen, weil für mich ist ein Knopf halt irgendwie ein total alltägliches Objekt. Es ist ein Ding, was man braucht, um irgendwelche Kleidungsstücke geschlossen zu halten, jetzt im klassischen Sinne. Und dass es da so verschiedene Designs gibt, verschiedene Exportländer, wo man da hin exportiert und so ist es ja irgendwie schon ziemlich – Ja, also finde ich irgendwie sehr, sehr, sehr spannend, aber gleichzeitig für mich schwer nachzuvollziehen.

Ralph

Na ja, ein Knopf ist ja eine Massenware, könnte man sagen. Also wenn du jetzt ein Hemd hast, da hast du ja allein schon am Hemd, weiß ich gar nicht, mehrere zehn Knöpfe oder so dran. Das heißt, Sie müssen ja wirklich in großen Mengen hergestellt werden. Und natürlich durch heutige moderne Maschinen gibt es da Möglichkeiten und um diese Verfahren möglichst effizient zu gestalten, da gibt es eben ganze Fabriken, aber angefangen hat das eigentlich ja mit, mit den Händen sozusagen. Also es ist schon jetzt in die Vergangenheit, wo Bärnau sich als Knopf Stadt etabliert hat und dazu kann Frau Bäuml auch mal mehr erzählen.

Andrea Bäuml

Seit 1893 werden in Bärnau Knöpfe hergestellt. Das ging auf die Initiative eines gewissen Johann Müller aus Osterlitz zurück. Der hat in Wien das Perlmutt Drechsel-Handwerk gelernt, kam dann nach Bärnau und hat hier in Bärnau seine erste Fabrik gegründet. Und die Geschäfte liefen im Laufe der Jahre so gut, dass immer mehr Werkzeugmacher sich selbstständig machten und eine eigene Fabrik gründeten. Und wir hatten in Bärnau schon weit über 40 Fabriken. Bärnau heißt auch nach wie vor Knopfstadt, also Knopfstadt Bärnau.

Lukas

40 Knopf Fabriken in einem Ort mit 3.000 Einwohnern. Weißt du an was mich das erinnert?

Lukas

Das erinnert mich an die Folge mit den Peitschenherstellern, weil da war es ja in Killer auch so, dass zur Hochzeit mehr als die Hälfte der Menschen, die da gearbeitet haben im Peitschen Macher Handwerk waren. Verrückt und in Bärnau sind es die Knöpfe.

Ralph

Ja. Weißt du, woran mich das erinnert hat? An Neroth und das Mausefallenmuseum. Ist wirklich spannend zu sehen, dass früher halt so bestimmte Handwerkszweige oder Wirtschaftszweige eigentlich ein Arbeitgeber für eine Ortschaft war. Wahnsinn, oder?

Lukas

Und dass das ganze irgendwie trotzdem mit einem Menschen zu tun hat oder irgendwie mit so einem Initiativevent in der Vergangenheit. Das kann sein, dass irgendjemand dahingezogen ist oder dass sich irgendjemand da angesiedelt hat. Aber das ist dann echt so entstanden und meistens ist es echt im 18. Jahrhundert, wo so die Beginne waren und dann 19. Jahrhundert, wo es dann so richtig abgeht.

Also das ist jetzt so die Observation, die ich irgendwie hatte und so 19. Jahrhundert scheint wirklich irgendwie so die Zeit gewesen zu sein für so kleine Ortschaften, wo so ein Übergang war zwischen es sind Manufakturen, die aber trotzdem schon Massenware herstellen. Aber jetzt nicht im globalisierten riesen Bereich. Aber wirklich die Hidden Champions, die in irgendeinem Kaff irgendwo in Deutschland oder darüber hinaus sitzen und dann gefühlt für die halbe Welt so Sachen produzieren ist total interessant.

Jetzt habe ich aber noch eine Rückfrage. Vielleicht eine blöde Frage, aber was ist denn Perlmutt noch mal?

Ralph

Da komme ich später dazu. Gut, dass du fragst. Diese Betriebe, die Frau Bäuml angesprochen hat und diese Fabriken, das darfst du dir natürlich nicht so vorstellen wie heutige Fabriken, sondern das war im Endeffekt zu Hause, dass da die Leute Knöpfe hergestellt haben. Das hat sich dann erst später gewandelt. Heute ist die Lage in Bärnau so, dass es nur noch fünf Betriebe gibt.

Lukas

Aber es gibt sie noch.

Ralph

Die gibt es noch. Und die exportieren auch in die ganze Welt, außer nach Asien, weil die stellen halt selbst sehr günstige Knöpfe her. Und im Knopfmuseum, da kann man sich eben verschiedenste Arten von Knöpfen angucken. Man kann sich auch die Maschinen angucken, die die verwendet haben und noch einiges mehr. Wie eben am Anfang schon dieses kuriose Knopfpaar.

Ich würde aber sagen, ich fange einfach mal am besten damit an, über die Knopfarten oder die Geschichte des Knopfes mal was zu erzählen.

Lukas

Gerne.

Ralph

Im Kopfmuseum gibt es 26 Arten von Knöpfen. Der älteste Knopf, der ausgestellt ist, ist eigentlich kein Knopf, sondern ist eine Fibel, sagt dir das was?

Lukas

Ja tatsächlich. Eine Fibel ist was man vor allem in der Antike benutzt hat, um zum Beispiel eine Tunika zusammenzuhalten, also das ist quasi wie so eine Art, man könnte sagen, so ein Vorgänger von der Sicherheitsnadel.

Ralph

Richtig. Und dass das Stück, das die ausgestellt haben, das stammt aus dem ersten Jahrhundert vor Christus und ist keltisch und aus Bronze. Und eigentlich gab es schon davor so, weil die Fibel ist ja selbst kein Knopf, sondern eine Sicherheitsnadel Nadel, es gab dann auch schon früher Vorläufer von Nadeln oder Dingern, die Kleidung zusammen gehalten haben. Es ist ein bisschen schwierig zu sagen, wann das losging, weil das eben Definitionssache ist.

Wenn man jetzt wirklich damit anfängt zu sagen, okay, wann wurden eigentlich die ersten Kleidungsstücke zusammengehalten? Dann geht es zurück bis in die Steinzeit, wo man Stücke aus Holz oder Knochen gefunden hat, die aber eher wie Nadeln waren. Also man hat die halt durch die Kleidung durchgesteckt und dann hat die die Kleidung zusammengehalten. In der Antike wurden dann hauptsächlich Fibeln verwendet zum Zusammenhalten der Kleidung.

Das ist auch noch mal interessant, weil es ja in der Grabkultur so war, dass man Leute besonders angekleidet hat oder denen auch Grabbeigaben mitgegeben hat, wenn sie bestattet worden sind. Und da gab es wirklich so Regel Formen, wie viele Fibeln die Leute getragen haben und auch wo die die getragen haben. Und jetzt in der Archäologie hilft es halt den Leuten dann auch festzustellen War das jetzt eine weibliche Person, war es eine männliche Person und welchen Status hat die?

Lukas

Und wann ist der Übergang zwischen Fibel und Knopf?

Ralph

Ja, das dauert. Das dauert noch Hunderte von Jahren. Es ist so, dass wir zwar auch schon Nachweise von bronzenen Knöpfen in der Zeit haben, aber es gibt eben noch nicht dieses Knopfloch. Also es ist natürlich die Frage, ist es dann schon ein Knopf oder nicht? Es war so, dass dann die Knöpfe eher durch Schlaufen oder durch Ösen verschlossen wurden.

Das kennt man vielleicht heutzutage auch noch von so traditionellen asiatischen Trachten. Vielleicht kennt das der eine oder andere. Das sind dann keine richtigen Knöpfe, die an so einem und so Westen dran sind, sondern das sind eigentlich so Knoten, die dann durch Schlaufen festgehalten werden.

Mich hat natürlich auch interessiert, woher das Wort Knopf kommt, ob man da irgendwelche Rückschlüsse daraus ziehen kann.

Und ursprünglich ist die Bedeutung von Knopf, Knospe, also so was rundliches oder auch Knorren, wie man das von Ästen kennt oder auch Knoten oder Klumpen also liegt es nahe, dass aus diesen richtigen Knoten halt die aus, aus, aus Stielen gefertigt worden sind, dann letzten Endes die Knöpfe geworden sind. Und noch bis zum 13. Jahrhundert sind Knöpfe sehr ungewöhnlich.

Sie tauchen zwar immer mal wieder vereinzelt auf und wahrscheinlich sind es dann die Kreuzfahrer, die Knöpfe aus dem Orient nach Europa bringen. Dort gewinnen sie dann an Verbreitung, weil sich auch die Mode ändert. Die Kleidung wird in dieser Zeit nämlich enganliegend. Da helfen natürlich Knöpfe ganz gut. Und dann ist es so – Ach, da bin ich mir nicht ganz sicher – Ich habe das jetzt öfter nachgelesen bei meiner Recherche, aber hundertprozentig kann ich es nicht sagen, dass das Knopfloch auch in Deutschland erfunden wurde und dann mit dem Knopf kombiniert worden ist. Und das war eben im 13, 14 Jahrhundert.

Lukas

Also quasi in dem heutigen geografischen Deutschland, weil Deutschland als Land, als Nation, als im 13. Jahrhundert ja nicht gegeben, da befinden wir uns ja im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation, also quasi dem losen Verbund von Territorien, also Fürstentümern, Grafschaften. Und so weiter. Das ist ja alles zersplittert gewesen. Nur noch mal Ich finde, da muss man immer präzise sein.

Ralph

Ja, hast absolut recht. Ja, danke für die Ergänzung. Und dann waren die halt sehr verbreitet im 14. Jahrhundert, im 15. Jahrhundert auch. Aber dann ging es wieder zurück und im 16 Jahrhundert kam es dann zu einem regelrechten Knopf Boom, der eben bis heute anhält. Also heute sind Knöpfe, was total Selbstverständliches, gerade in der Männermode der höheren Bevölkerungsschichten gewann der Knopf damals an Popularität.

Da kann aber Frau Bäuml auch noch mal was zu erzählen.

Andrea Bäuml

Am Hof vom Sonnenkönig Ludwig dem 14.. Also da wurden Knöpfe aus Edelsteinen und was man sich nur vorstellen kann, getragen in einer wahnsinnigen Vielfalt und damals war ja auch der Knopf ein Statussymbol. Also nicht jeder durfte jeden Knopf tragen, da gab es auch strenge Vorschriften und man konnte anhand der Knöpfe sehen, in welche Schicht die Person, die dieses Kleidungsstück getragen hat, in welche Schicht die gehört hat.

Lukas

Kurz Fun Fact zu Ludwig dem 14. Weil du gesagt hast, dass Knöpfe erst die Männermode definiert haben, bevor sie dann quasi unisex wurden.

Ralph

Ja, das hat noch ziemlich lange gedauert.

Lukas

Okay, wusstest du, dass es bei Absatzschuhen dasselbe ist, dass Absätze auch ursprünglich nur von Männern getragen wurden? Ich glaube auch das hat mit dem französischen Absolutismus zu tun.

Ralph

Nee, wusste ich nicht.

Lukas

Also, dass Männer ursprünglich hohe Absätze getragen haben und nicht Frauen, finde ich interessant.

Ralph

Wahrscheinlich auch zu Machtdemonstrationszwecken, einfach um höher zu sein, sich vielleicht nicht eingeschüchtert zu fühlen, wenn man irgendwie zu klein ist als Mann. Was diese Regeln betrifft, die Frau Bäuml angesprochen hat, da war es tatsächlich so, dass sich auch die Rechtsprechung damit beschäftigt hat. Also es gab da als Beispiel jetzt Nürnberger Gesetzgeber, die wollten da also mit einem Erlass Einhalt gebieten, dass Leute halt nicht einfach unendlich viele Knöpfe und Knöpfe tragen dürfen.

Diese Meinungen dazu, was, was man darf mit Knöpfen und was nicht das hat sich bis ins 17. Jahrhundert gehalten.

Lukas

Also das heißt, da haben dann Leute einfach gefühlt, weil sie die Kohle hatten, gefühlt 15.000 goldene Knöpfe an ihre Jacken und Gewänder dran genäht, um das als Statussymbol zu zementieren. Und dann hat irgendwann in Nürnberg, dann irgendein Ratsherr dann gesagt oder gab es da irgendein Erlass oder wie dransteht: Nö, maximal 100 Knöpfe am Gewande, nicht mehr?

Ralph

Ja, so in etwa. Also es war tatsächlich so, dass dem Bürgertum quasi verweigert wurde, es sich da so prachtvoll zu kleiden, das sei quasi dem Adel vorbehalten.

Lukas

Alles klar.

Ralph

Und dann mit der Entwicklung der eigenständigen bäuerlichen Trachten im 18. und 19. Jahrhundert gab es dann eben noch mal so einen Boom mit Knöpfen. Da gab es dann ganz spezifische Knöpfe, sogenannte Scheibenknöpfe, das sind Metallknöpfe mit Ösen hintendran, die auch sehr groß sind, wo dann Bauern sich da eben auch besonders präsentieren konnten, mit und ungefähr in dieser Zeit gab es dann eben auch in im militärischen Bereich Knöpfe, also bei Uniformen sehr viele Knöpfe.

Hat dann auch eine eigene Gattung an Knöpfen bekommen. Und gleichzeitig gab es aber wieder so ein Revival auf die alte Zeit, wo Haken und Ösen zu finden waren, weil man damit ja die Kleidung eigentlich fast noch enganliegender machen kann. Und im 19. Jahrhundert gab es dann so maschinelle Serienfertigung von Knöpfen, und da begann dann das sogenannte Golden Age of Buttons.

Und wo wir vorhin schon bei Regeln waren: Es ist ja so, heutzutage, dass Männerhemden und Frauenhemden unterschiedliche Knöpfe haben. Ich weiß nicht, ob dir das schon mal aufgefallen ist.

Lukas

Das eine Seite der Hemden Bluse wenn was rechts geknöpft ist, ist es ein Männerhemd, wenn was links geknöpft ist, ist es eine Frauenbluse.

Ralph

Genau. Und weißt du auch, warum das so ist?

Lukas

Nein, aber das würde mich jetzt wirklich interessieren.

Ralph

Ja, also, vielleicht fangen wir mal mit Knöpfen der Männer an, warum ist das überhaupt rechts? Die These, die am weitesten verbreitet ist, ist die, dass das ja aus einer Zeit kommt, als Männer noch ein Schwert oder einen Degen links getragen haben. Es waren ja oftmals Rechtshänder und wenn die dann mit der rechten Hand ihr Schwert gezogen haben, dann hätte es sich eventuell in der Links Knöpfung verfangen und deswegen, um das zu vermeiden, gibt es die rechts Knöpfung.

Ralph

Und jetzt bezogen auf den Mantel, wo es ja auch die Rechts Knöpfung gibt, da wird angenommen, dass das mehr Gründe hat, also dass die Leute, die wie Napoleon oder so, dass die dann ihre Schwerthand zum Aufwärmen in den Mantel stecken konnten.

Lukas

Ah ah okay. Er gibt jetzt also wäre zumindest irgendwie logisch. Ja, aber warum hat man es dann nicht einheitlich gemacht bei Frauen?

Ralph

Ja, hierzu gibt es ganz verschiedene Theorien, die auch echt sehr unterschiedlich sind. Also eine Theorie zum Beispiel, dass Frauen ihre Knöpfe nicht selbst durchs Loch geführt haben, sondern dass es Zofen gemacht haben. Dann musste es ja spiegelverkehrt sein, damit sie das auch mit der rechten Hand und so weiter durchführen können. Ich habe aber auch gelesen, dass Frauen ihre Kinder auf dem linken Arm hielten und es praktischer war, wenn sie mit der rechten Hand knöpfen konnten, um beispielsweise zu stillen oder so.

Lukas

Würde auch Sinn ergeben. Ja, aber halt davon ausgehend, dass natürlich die Mehrheit der Menschen Rechtshänder sind bzw. Linkshändertum ja lange Zeit als minderwertig sogar angesehen wurde. Also von daher klar.

Ralph

Diese Zofen-Theorie, die ist aber eher unwahrscheinlich, weil diese regelmäßige Knöpfung ja erst ab dem 18. Jahrhundert auftritt und da so viele Frauen jetzt auch nicht mehr Zofen hatten. Es gibt aber auch eine These, die besagt, dass man Knöpfe bei Frauen extra auf die andere Seite genäht hat, um der Frau ihre Minderwertigkeit vor Augen zu führen. Und dann müsste sie halt mit der minderwertigen Hand immer knöpfen.

Ja, und dann gibt es noch eine andere These, die besagt, dass sich im späten 19. Jahrhundert Frauen ja sehr um Emanzipation bemüht haben und dass sie auch dadurch taten, dass sie die Frauenkleidung an Männerkleidung angeglichen haben. Und das man eben dann die Knöpfe auf die andere Seite legt hat dann ein Unterscheidungsmerkmal hervorgebracht und gleichzeitig verhindert, dass Frauen wirklich Männerkleidung getragen haben, was damals ja auch als sehr anrüchig gegolten hat.

Lukas

Okay, also dass man quasi sagen kann: Hey, wir tragen jetzt auch Männerhemden oder -Hosen oder was auch immer. Aber damit wir nicht exakt Männerhemden tragen, können wir sagen, dass wir es andersrum knöpfen.

Ralph

Genau.

Lukas

Ja, wahrscheinlich ist es eine Mischung aus allen. Wahrscheinlich hat jede Theorie irgendwas Wahres. Bei solchen Geschichten gibt es ja selten ein auslösendes Ereignis, sondern das ist dann halt irgendwas, was vielleicht auch parallel zur selben Zeit an verschiedenen Orten entsteht und sich dann irgendwie durch die Tradition weiter tradiert und dann bis heute halt seine Gültigkeit hat.

Ralph

Wir waren ja jetzt quasi schon im 19. Jahrhundert, im späten 19. Jahrhundert, wo dann erst diese regelmäßige Knöpfung aufkam. Ende des 19. Jahrhunderts, wenn du dich erinnerst, ging es ja auch erst los mit der Knopf Industrie in Bärnau und ich schlag jetzt mal wieder dadurch eine Brücke zum Museum. Da ist es nämlich so, dass sich diese Knopf Industrie auf ein bestimmtes Material spezialisiert hat.

Ralph

Und das hast du ja ganz am Anfang auch schon rausgehört, nämlich?

Lukas

Perlmutt.

Ralph

Genau. Und wie das mit dem Perlmutt funktioniert hat in Bärnau, das kann die Frau Bäuml sagen.

Andrea Bäuml

Ja, es ist wirklich ungewöhnlich, dass ausgerechnet hier in Bärnau, wo es eigentlich nur die Waldnaab gibt, dass trotzdem hier Perlmutt Knöpfe verarbeitet wurden. Aber die Bärnauer kauften halt die Muscheln, die wurden halt per Schiff zu den Häfen transportiert, dann per Bahn hierher und dann sind die hier weiterverarbeitet worden. Trotz der vielen Unkosten, der Transport hat ja auch was gekostet und das Rohmaterial an sich war ja auch ein Kostenfaktor, hat sich aber trotzdem die Produktion gelohnt und auch der Verkauf der Knöpfe, dass einfach das Geschäft wirklich gut lief.

Lukas

Okay, das heißt, Frau Bäuml hat jetzt gerade erklärt, was Perlmutt ist und damit ja meine Frage beantwortet, als es sind Muscheln.

Ralph

Aber nicht nur tatsächlich, also es kann auch von Schnecken kommen.

Lukas

Ah, okay.

Ralph

Und ich bin ja jetzt auch kein Experte darin und ich fand das aber auch interessant. Perlmutt, das hat man schon öfter gehört und man hat so eine vage Vorstellung davon. Ich dachte auch, dass es nur von Muscheln kommt. Ich habe dann aber jemanden gefunden, den ich da genauer befragen konnte, und zwar Kathrin. Kathrin kenne ich über den Podcast Ungeheuer Vernünftig, in dem sie gemeinsam mit Björn über Wissenschaft und Rollenspiel spricht.

Und beide haben auch selbst einen Hintergrund in Wissenschaft, und zwar in Sprachwissenschaften und Naturwissenschaften. Und bei Kathrin ist es so, dass sie Biologie studiert hat. Und von ihr wollte ich wissen, was denn Perlmutt eigentlich so genau ist. Und das erzählt sie uns jetzt.

Kathrin

Das ist ein Verbundsmaterial, also quasi nur eine Stoffmischung in einer ganz bestimmten Anordnung. Ja, etwa 95 % davon sind anorganisch. Die feste Knochensubstanz besteht aus Calciumkarbonat. Und was aber das Perlmutt ganz besonders macht, ist dazwischen das organische Material. Und zwar sind das bestimmte Eiweiße, also Proteine. Und Perlmutt ist eine ganz besondere Anordnung von diesen beiden Stoffen.

Also wenn wir jetzt die Proteine zusammenfassen und das anorganische Material Kalziumkarbonat, die sind so ähnlich, also, wenn man das vergleicht, angeordnet wie so eine Mauer, also so eine Backsteinmauer, wenn man sich das vorstellt, dann sind die Steine quasi die die anorganischen Strukturen und dazwischen, in den Fugen verklebt, ist das Ganze mit dem organischen Material.

Lukas

Ich glaube so genau sind wir jetzt noch nie auf die chemische Beschaffenheit von irgendwelchen Museumsobjekten eingegangen. Aber sehr interessant, wusste ich auch nicht.

Ralph

Diese Backsteinstruktur trägt dazu bei, dass es so fest ist und dass es halt ordentlich was aushält. Dieses Material; hätte man jetzt quasi nur dieses Calciumkarbonat, also das ist ja so was wie Kalk. Dann wäre das Ganze halt sehr brüchig und auch anfällig für Wasser. Das würde dann halt weich werden.

Lukas

Übrigens. Also das fällt mir gerade ganz spontan ein. Ich habe sogar ein Objekt, von dem ich weiß, dass es sicher aus Perlmutt ist und sogar mehrere Perlmuttelemente enthält. Und es ist kein Knopf, sondern meine Gitarre. Also eine meiner Gitarren, die hat Perlmuttwirbel, bin ich mir relativ sicher, dass, doch das ist Perlmutt. Also die Teile, die du brauchst, um die Saiten zu stimmen, die sind aus Perlmutt gemacht und die Inlays, also quasi die diese Streifen zwischen den einzelnen Bünden am Griffbrett drinnen sind, die sind auch aus Perlmutt.

Ralph

Ja, ich habe ja auch eine Gitarre, da kenne ich das auch daher. Und das Besondere daran ist ja, dass das ja so schön schimmert, also in so Regenbogenfarben quasi. Und wie es dazu kommt, weil das ist nämlich ein bestimmter Effekt, das kann Kathrin auch mal erklären.

Kathrin

Diese Regenbogen Eindrücke und dieses Schillern was entsteht, das sind sogenannte Strukturfarben, die wir da haben. Also es sind keine Pigmente die eingelagert sind, wobei natürlich auch in einer Muschelschale Pigmente eingelagert sein können, aber die machen nicht diesen Effekt, sondern die Strukturfarben. Die erklären wir über Partikel, die eine ganz bestimmte Größe haben, die der Wellenlänge von bestimmten Lichtwellen, die im sichtbaren Bereich liegen, entspricht.

Also das ist ein physikalischer Effekt. Diese haben dann genau die Größe, dass sie an eine bestimmte Wellenlänge des sichtbaren Lichts herausfiltern und auch streuen. Und dann kommt es zu einer Überlagerung von diesen Lichtwellen übereinander, sodass dann quasi Teile des Lichts gelöscht werden und nur die, die übrig sind quasi und reflektiert werden, für uns sichtbar sind.

Lukas

Also ich sagte, wie ich es verstanden habe, du sagst ob das stimmt oder nicht. Kathrin meinte das, dass Perlmutt per se eigentlich gar nicht diese ganzen Pigmente drinnen hat, sondern quasi das Licht nur unterschiedlich reflektiert bzw. unterschiedlich überlagert. Das heißt das Perlmutt hat eigentlich gar nicht die Farbe, aber aufgrund der Reflexion denken wir, dass es die Farbe hat oder nehmen das wahr.

Ralph

Ja, richtig. Also, sie hat gesagt, Perlmutt oder eine Muschel kann Pigmente haben, aber es ist tatsächlich das Licht, das sich da eben so streut. Auf diese Struktur, das Perlmutt, dass dann diese Regenbogenfarben entstehen.

Lukas

Ah, okay, spannend.

Ralph

Und man hat diesen Effekt tatsächlich auch noch woanders in der Tierwelt nämlich bei Flügeln von Libellen zum Beispiel.

Kathrin hat gemeint, auch bei Schmetterlingen und bei manchen Vögeln sogar. Also das heißt, wenn man jetzt quasi nur ein Partikel daraus nehmen würde und unterm Mikroskop angucken, hat das eben nicht diese Regenbogenfarben. Und diese Regenbogenfarben, die sind ja auch der Hauptgrund, warum man diese Muscheln und Schnecken verwendet hat, um Knöpfe herzustellen, weil es einfach fancy aussieht.

Lukas

Aber wie genau hat man die denn jetzt hergestellt? Also hat man da dann einfach kiloweise Muscheln und Schnecken importiert und die in irgendeinen Schneckenreißwolf rein gejagt. Und dann ist am Ende so eine Masse rausgekommen? Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, wie aus einer Schnecke oder aus einer Muschel ein Knopf wird.

Ralph

Die kamen ja eben säckeweise an in Bärnau, diese Muscheln und Schnecken. Und dann wurden sogenannte Rondelle ausgefräst oder ausgestanzt, also das heißt so runde Scheibchen aus der Muschel und unter den Schnecken. Und die wurden dann in einer Drexel Bank weiter bearbeitet und dann auch letzten Endes so eine, das nennt man Facon, so eine bestimmte Form gegeben. Zum Beispiel hat man das ja bei Knöpfen, so dass die verschiedene Ebenen haben, dass sie so einen Rand manchmal haben, der ein bisschen raussteht oder sie haben, wenn es zur Mitte hin geht, eine Wölbung oder das Umgekehrte von der Wölbung eine Einbuchtung, sag ich jetzt mal, und dann werden noch extra diese Löcher gebohrt.

Je nach Knopf sind das unterschiedlich viele. Regulär, würde ich jetzt mal behaupten, haben die meisten Griffe vier Löcher. Es gibt aber auch welche mit zweien. Und wenn das dann passiert ist, dann werden die am Schluss noch mal poliert. Und da gibt es ganz unterschiedliche Methoden dafür. Was ich ganz spannend fand, Man kann es wie in so eine Trommel, wie eine Tombola reintun, zusammen mit ganz vielen Leder Schnipseln.

Und durch diese Drehung und dadurch, dass das Leder die ganze Zeit drüber reibt über die Knöpfe wird das dann schön poliert.

Lukas

Aber das heißt, ein Perlmutt Knopf ist auch aus einer Muschel. Das ist nicht irgendwie die Muschel, die sozusagen zerkleinert wird und in eine Form gepresst wird. Nein, weil dann müssen diese Muscheln ja also extrem dick sein. So, wenn ich jetzt noch überleg, welche Muscheln ich kenne und auch welche Schnecken ich kenne, stell ich es mir wahnsinnig schwer vor, aus der Weinbergschnecke zum Beispiel den Knopf zu machen, weil klar, das Material ist vielleicht relativ stark, aber das zerbricht doch trotzdem.

Lukas

Das heißt, das müssen doch dann bestimmte Muscheln und Schnecken sein, nehme ich mal an.

Ralph

Das sind Muscheln und Schnecken, die Perlmutt haben. Also nicht jede Muschel und nicht jede Schnecke produziert Perlmutt. Diese Struktur, von der Kathrin erzählt hat und diese Muscheln und Schnecken, die für die Herstellung in Bärnau genommen worden sind, stammen aus dem Pazifischen Ozean. Das sind Unterwasserschneckenhäuser, die da verwendet werden. Und die sind natürlich massiver als jetzt so eine Weinbergschnecke.

Ralph

Und es ist nicht so, dass jetzt aus einer Schnecke nur ein Rondell, also nur ein Knopf gemacht wird. Und man muss sich das ein bisschen so vorstellen, wie wenn man Plätzchen backt und einen Teig hat und dort diese süße Plätzchen Förmchen aussticht. So haben die Leute in Bärnau eben versucht, möglichst platzsparend aus den Muscheln auszustechen und eben auch das meiste rauszuholen.

Lukas

Ja, das heißt, Sie haben also Tiefseeschnecken und Tiefseemuscheln aus dem Pazifischen Ozean in die Oberpfalz exportiert, damit daraus Knöpfe gemacht werden können?

Ralph

Und die haben Sie alle in das Museum gepackt.

Ja, und diese Herstellungsprozesse und auch diese Rohlinge oder Überbleibsel, die findet man ja alle noch im Knopf Museum in Bärnau. Und es ist so, dass es dort sehr, sehr viele Knöpfe gibt, aber die machen ja nicht Halt dabei zu sagen, wir stellen jetzt nur aus, was damals in Bärnau hergestellt worden ist, sondern die bemühen sich auch darum, die Sammlung ständig zu erweitern.

Ralph

Die machen das im Endeffekt wie andere Museen auch. Das heißt, sie kaufen halt neue Objekte oder sie erhalten Spenden. Und das sind dann oft Spenden von Privatleuten in Form von Blechdosen oder Zigarrenkisten, in denen sich Knöpfe befinden. Und teilweise kriegen die das echt in großen Schüben zugesandt. Da kann Frau Bäuml auch was sagen.

Andrea Bäuml

Wir hatten vor kurzem einen Beitrag im BR und nach dem Beitrag kamen unheimlich viele Pakete, Lieferungen und Anrufe und Leute, die was spenden wollten und wissen wollten, wo sie es hinschicken sollen. Also das war schon zu uns ein richtiger Katalysator. Es hat die Leute richtig motiviert, ihre Knöpfe an uns zu schicken und da kriege ich immer noch Pakete.

Ich habe wieder zwei stehen, die sollte ich heute noch mal kurz sortieren und mal schauen, was da jetzt drin ist. Also es reißt eigentlich nicht ab.

Lukas

Also das heißt, das Fernsehen ist vor Ort und dann auf einmal werden da Knöpfe zugeschickt.

Ralph

Na ja, richtig. Also diese Dokumentation, die habe ich mir auch angeguckt, ist ganz kurz, kann ich auch in den Shownotes verlinken. Da geht es darum, dass Bärnau einen Weltrekord hat, nämlich kleinster und größter Knopf der Welt.

Lukas

Aha, okay, ja, was ist denn dann der kleinste Knopf der Welt aus Bärnau?

Ralph

Der kleinste Knopf der Welt. Der misst einen Millimeter.

Lukas

Einen Millimeter.

Ralph

Der ist einen Millimeter. Und das sind noch zwei Knopflöcher drin.

Lukas

Was hält er zu?

Ralph

Der hält aktuell gar nichts zu. Der liegt in der Vitrine drin. Die Frau Bäuml geht davon aus, dass das für eine Puppe oder so verwendet worden ist.

Lukas

Vielleicht hast du ja auch den kleinsten Knopf der Welt gehabt und ihn aber versehentlich im Klo runtergespült, weil er dir bei einem Millimeter gar nicht aufgefallen ist.

Ralph

Vielleicht hängt da auch immer noch irgendwo dran und ich sehe ihn nicht, weil er ja so klein ist.

Lukas

Kann auch sein.

Ralph

Ist glaube, ich noch mal auf diese Spenden zurück, weil die sind ja schon wichtig für das Museum, die honorieren das ja sozusagen auch wenn du spendest. Also die schönsten Spenden, die landen in einer Vitrine, die sehr klar einsehbar ist in der Ausstellung, da steht dann dein Name. Und versehen ist es dann auch mit einer zeitlichen Einordnung, was wann der Knopf stammt.

Ralph

Also selbst wenn du jetzt was hinschickst und weißt gar nicht, woher das ist, haben Andrea Bäumchen und ihre Kolleginnen, die haben das so Netzwerk an Knopfexperten sozusagen und die ordnen das dann zeitlich ein. Und durch diese ganzen Spenden, die da kistenweise Paket bei denen landen, haben die eine unglaubliche Sammlung, das ist echt krass. Also Frau Bäuml hat mich ja durch dieses Museum geführt.

Ich habe gar nicht gesagt, wie groß die Dimensionen sind, aber im Endeffekt sind es drei Ausstellungsorte, vier Ausstellungsräume und zweistöckig ist es. Das heißt, man geht einmal so eine Treppe hoch und im Treppenhaus, da hängt ein Zylinder, ein Glaszylinder an so Stahlseilen, vielleicht 1,50 groß und vielleicht 50 Zentimeter breit und voller Knöpfe. Und so beiläufig hat dann Frau Bombe gemeint Ja, das sind so 1 Million Knöpfe drin.

Ralph

Und dann habe ich sie gefragt, Ja, wie viel Knöpfe haben Sie denn insgesamt? Und das kann sie gar nicht so wirklich beantworten. Sie sagt halt mehrere Millionen und wir waren dann auch in einem anderen Raum, was in einem von diesen vier Räumen. Und da hat sie auch gemeint, allein in dem Raum sind schon mehrere Millionen. Das ist so eine Größe, das kann man sich eigentlich gar nicht vorstellen.

Lukas

Verrückt? Ja. An wen ist denn dieses Museum gerichtet? Wem würdest du das empfehlen?

Ralph

Also, ich hatte wirklich große Freude in diesem Museum und würde sagen, das richtet sich schon an Familien, aber vornehmlich kommen natürlich auch ältere Leute dahin, gerade in Reisebussen. Und es ist so, weil es sich ja in der Grenzregion befindet, sind die Beschilderungen auch in Tschechisch. Und man muss auch gar nicht so viel Zeit mitbringen, weil es ja eben nur diese vier Räume hat.

Ist man da in ein bis zwei Stunden schon durch. Und wenn es geht, dann sollte man sich auf jeden Fall eine Führung geben, weil das macht es noch mal so viel greifbarer.

Lukas

Kann ich mir gut vorstellen. Ja, weil ich glaube, sonst ist man von der schieren Anzahl an Exponaten vielleicht überfordert. Ja, dann vielen lieben Dank, dass zumindest das Museum, die Geschichte des Knopfes und auch das Perlmutt vorgestellt hast, war auf jeden Fall sehr interessant. Es ist sehr viel, aber auch echt sehr interessant. Habe viel gelernt.

Ralph

Wär das Museum denn was für dich?

Lukas

Ach ja, ich denke schon. Ich glaube, ich würde jetzt nicht extra da hinfahren, aber ich glaube, wenn ich da keine Ahnung zum Beispiel Urlaub machen würde in der Region und es wäre irgendwie ein regnerischer Tag oder irgendwie so was, könnte ich mir das schon sehr gut vorstellen, ist mir das mal anzugucken. Ja.

Ralph

Da hast du, finde ich, einen wunden Punkt getroffen, weil ich glaube, das ist so das Manko an diesem Museum, dass es halt wirklich in der Peripherie liegt. Also wenn das jetzt in einer größeren Stadt wäre oder besser auch angebunden wäre, dann würden da wahrscheinlich auch mehr Leute hinkommen. Und es ist ja so bei diesem Museum, das habe ich jetzt noch gar nicht erwähnt, das hat ja nicht ganzjährig geöffnet, sondern das hat jetzt noch bis einschließlich Oktober geöffnet.

Und dann schließen Andrea Bäuml und ihre Kolleginnen das Museum, machen Inventur und dann wird es erst wieder im April geöffnet und dann hat es auch nur von Donnerstag bis Sonntag geöffnet.

Lukas

Alles klar.

Ralph

Dann vielen Dank fürs Zuhören. Und ja, ich möchte mich jetzt auch bei Andrea Bäuml noch mal bedanken, dass sich Zeit genommen hat und auch bei Kathrin von Ungeheuer Vernünftig. Da verlinken wir auch den Podcast gerne in den Shownotes. Und magst du denn schon was über die nächste Folge verraten, Lukas?

Lukas

Ja, in der nächsten Folge geht es von der Peripherie in die Großstadt und geht in den hohen Norden Deutschlands. Es geht nämlich nach Hamburg. Und da geht es um ein Museum, das sich um Dinge dreht, die du garantiert. Millionenfach schon zu dir genommen hast. Und jeder und jede, der die diesen Podcast hört auch.

Ralph

Also es bleibt bei großen Zahlen.

Lukas

Es bleibt bei großen. Ja, das stimmt. Und ich glaube also ja, ja doch, es klappt bei bei großen Zahlen. Und es geht vor allem um viele Dinge, die alle mit einem E anfangen. Also seid gespannt.

Ralph

Ja gut, dann bis zum nächsten Mal.

Lukas

Bis zum nächsten Mal.

Der Beitrag Das Deutsche Knopfmuseum Bärnau erschien zuerst auf Escucha.

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Kapitel

1. Intro (00:00:00)

2. Begrüßung (00:00:31)

3. Über das Knopfmuseum (00:03:02)

4. Beginn der Knopfindustrie in Bärnau (00:07:12)

5. Geschichte des Knopfs (00:10:28)

6. Knöpfung bei Frauen und Männern (00:18:22)

7. Was Perlmutt ist (00:22:00)

8. Herstellungsweise von Knöpfen (00:28:02)

9. Knopfspenden (00:31:22)

10. Zielgruppe des Museums (00:35:09)

11. Dank und Verabschiedung (00:37:04)

30 Episoden

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