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Bei Dear Reader unterhält sich Mascha Jacobs einmal im Monat mit Autor*innen über die Bücher ihres Lebens. Über die Wege, auf denen sie zu ihnen finden, wie das Gelesene sie verändert und wie oder ob für sie Lesen und Schreiben zusammengehören.
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1 Mara Genschel über instabile Texte 1:10:08
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Dieses Mal ist Mara Genschel bei DEAR READER zu Gast. Vielleicht erinnert ihr euch an ihren Auftritt beim Wettbewerb um den Ingeborg Bachmann Preis 2022, als diese Schönheit mit Schnurrbart mit leicht bescheuerten amerikanischen Akzent, einen sehr lustigen, verspielten, konzeptuellen und abgründigen Text vorgelesen hat. Er heißt DAS FENSTER ZUM HOF. Der Text ist Teil der „Midlife-Prosa“, wie Mara Genschel ihre Textsammlung genannt hat, die 2024 im Engeler Verlag erschienen ist. Im Untertitel steht „Performative Erzählungen“. Denn die Texte sind nicht nur für Performances geschrieben, sondern oft selbst performativ. Der Text übernimmt dann plötzlich, schreibt über die Autorin, verwirft sich, streicht sich durch. Die Texte werden zu einer Bühne. Ein weiteres Motiv vieler Texte ist die Suche nach einem Titel. Man hat manchmal den Eindruck, die Texte hätten keine Lust sich festzulegen, starr zu werden. Vielmehr interessiert sich die Autorin Mara Genschel dafür, was aus den Texten werden kann, und wie sie sich in der Konfrontation mit einem Publikum verändern. Damit fordert sie die normative Regelpoetik heraus. Sie hat ein Händchen dafür, Inhalt und Form auf humorvolle Weise auseinanderklaffen zu lassen. Zudem macht sie die gängigen Textkonventionen sichtbar, indem sie diese spielerisch unterläuft. Mascha Jacobs ist fasziniert von Mara Genschels konzeptuellen und musikalischen Texten! Von ihrer literarischen Institutionskritik, die klug spielerisch und sinnlich zugleich ist. Mara Genschel hat „Einkreisung eines dicken Mannes“ mitgebracht, die Titelerzählung des gleichnamigen Bandes von Paul Pörtner, der 1968 bei Kiepenheuer und Witsch erschienen ist. Außerdem hat sie „Geist der Peinlichkeit“ von Birgit Kempker dabei, das 2022 im Engeler Verlag erschienen ist. Mara Genschel arbeitet als Schriftstellerin und Performerin an einem Literaturbegriff, der nicht nur das klassische "Buch" umfasst. Die Performativität ihrer Texte entfaltet sich sowohl in speziellen Publikationskonzepten (etwa ihrer 2012-2016 in Kleinstauflage erschienenen und heute nur noch ausleihbaren "Referenzfläche") als auch in der bewussten Begegnung mit dem Publikum. Sie arbeitet interdisziplinär, auch in der Neuen Musik manchmal und im Hörspiel. Sie war Gastdozentin am Institut für Sprachkunst an der Angewandten in Wien, an der Kunstuni Linz und am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Und arbeitet zur Zeit als Dozentin an der Kunshochschule für Medien Köln. 2024 hat sie die Hildesheimer Poetikvorlesung gehalten. Neben vielen anderen Publikationen und interdisziplinären Arbeiten erschienen 2024 das Hörspiel "Utopische Dialoge" (SWR2) und "Midlife-Prosa" (Engeler Verlag). Und im September 2025 erscheint „Narzisstische Scripte“ (Theorie und Praxis) eine erste kleine Werkschau bei edition text + kritik. Mara Genschel: Midlife-Prosa. Performative Erzählungen. Engeler Verlag 2024. Paul Pörtner: Einkreisung eines dicken Mannes. Erzählungen, Beschreibungen, Grotesken. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1968. Birgit Kempker: Geist der Peinlichkeit. Engeler Verlag 2022. Buchpremiere von Mara Genschel. Mit der Midlife-Prosa in der historischen Westernstadt Old Texas Town (berlin Spandau). In Kooperation mit dem Literaturhaus Berlin. https://www.youtube.com/watch?time continue=8&v=jtu4tbGtqPM&embeds referring euri=https%3A%2F%2Fde.video.search.yahoo.com%2F&embeds referring origin=https%3A%2F%2Fde.video.search.yahoo.com&source ve_path=MTM5MTE3LDI4NjY2 https://li-be.de/programm/mara-genschel-midlife-prosa-performative-erzaehlungen/ Antje Vowinkel https://antjevowinckel.de Brigitte Oleschinski https://de.wikipedia.org/wiki/Brigitte_Oleschinski Hörspiel von Bernd Kempker über Futurismus https://hoerspiele.dra.de/detailansicht/1531193 Epictet: Handbüchlein der Moral: https://www.reclam.de/produktdetail/handbuechlein-der-moral-9783150191033 Kenneth Goldsmith Kontroverse „The Body Of Michael Brown“ https://www.poetryfoundation.org/poetry-news/72312/resp…
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1 Simoné Goldschmidt-Lechner über Nerdkultur und Fandom aus migrantisierter Perspektive 1:13:10
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Dieses Mal ist Simoné Goldschmidt-Lechner bei Dear Reader zu Gast. Simoné schreibt und übersetzt und arbeitet als interdisziplinäre Künstlerin und Autorin. Sie hat einen PHD in englischsprachiger Linguistik gemacht, bevor sie sich ganz aufs Schreiben, performen und übersetzen konzentriert hat. Sie interessiert sich für (queere) Fandoms online, Horror aus postmigrantischer Perspektive, Sprache in Videospielen und sprachlich Experimentelles, kann man online in ihrer Bio lesen. Seit 2022 ist Simoné Goldschmidt-Lechner Teil verschiedener Theater-, Performance- sowie Filmprojekte und gibt sie das Literaturmagazin process*in mit heraus. 2022 erschien der Debütroman »Messer, Zungen«, 2024 das zweisprachige Buch »Ich kann dich noch sehen (an diesen Tagen)«, Sie hat zudem u. a. »Against White Feminism« von Rafia Zakaria (2022), »Exponiert« von Olivia Sudjic (2023) und »Good Talk« von Mira Jacob (2022) übersetzt. Gerade ist ihr aktuelles Buch »Nerd Girl Magic. Fandome aus migrantischer Perspektive« im Verbrecher Verlag erschienen. Dort widmet sich Simoné Goldschmidt-Lechner “der Nerd und Geek Culture aus nicht-weißer, nicht-männlicher Perspektive.” Diskutiert werden dort “das nerdy Coming-of-Age als Potential für gesellschaftlichen Widerstand und Wandel anhand verschiedener Beispiele. Diese reichen vom Magical Girl-Genre und seiner (scheinbar) inhärenten Queerness über Gaming Culture, Videospiele und den Kampf gegen den Ausschluss von Personen, die nicht weiß, männlich und cis sind, um Pen & Paper und alternative Realitäten, Fantasy und Sci-Fi bis hin zu Pro-Wrestling sowie K-Pop und K-Drama.” Es geht ihr in diesem schönen, keinesfalls nur akademischen Text, darum, “dass Fandom schon immer von antiautoritären, widerständigen, female and non-white Strömungen durchzogen war und ist, dass Nerd Culture ein utopischer Rückzugsort für FLINTA, queere Menschen, BIPoC, neurodivergente Menschen und Arbeiter*innen sein kann.” Wer wissen will, warum Sailor Moon bestärkend und problematisch ist, was Simonés Buch mit Julia Frieses „Delulu. Der Roman“ gemeinsam hat. Warum wir für Kritik- und Lernfähigkeit sind und gegen die bildungsbürgerliche Überschätzung des gedruckten Buches sind. Warum wir Genreliteratur und andere abgewertete populäre Formen und Formate toll finden. Man sollte uns zuhören! Wir sprechen über Nerdwissen und Feminismus, darüber, wie man mit Hyperweiblichkeit das Böse besiegen kann, Moon-Power-Make-up, internalisierten Sexismus und Rassismus sowie die Faszination für Popkultur und Internetkultur. Natürlich sprechen wir auch ausführlich über die zwei mitgebrachten Lieblingstexte der Autorin Simoné Goldschmidt-Lechner. Wir sprechen über Nerdwissen und Feminismus, darüber, wie man mit Hyperweiblichkeit das Böse besiegen kann, Moon-Power-Make-Up, internalisierten Sexismus und Rassismus und die Faszniation für Popkultur und Internet Culture. Aber auch über die zwei mitgebrachten Lieblingstexte der Autorin Simoné Goldschmidt-Lechner sprechen wir natürlich ausführlich. »The Ones that Run away from Ormelas«, eine Kurzgeschichte von Ursula K. Le Guin, die 1973 zunächst in einer Anthologie veröffentlicht und heute als pdf im Internet frei zugänglich. https://ia600508.us.archive.org/13/items/the-ones-who-walk-away-from-omelas-ursula-k-leguin/The%20Ones%20Who%20Walk%20Away%20from%20Omelas%20-%20Ursula%20K%20LeGuin.pdf Auf Deutsch ist sie unter dem Titel »Die Omelas den Rücken kehren.« In einer Übersetzung von Margot Kempf. In: Wolfgang Jeschke (Hg.): Im Grenzland der Sonne 1978 erschienen Der zweite mitgebrachte Lieblingstext ist ein Lyrikband. »Don’t call us Dead« von Danez Smith, 2017 bei Graywolf Press in den USA erschienen. Danez Smith war mit diesem Text für den National Book Award nominiert, was für Lyriker eine sehr seltene Ehre ist. Viel Spaß beim Zuhören!…
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1 Julia Friese über das Verrecken im Warteraum der Zukunft 1:07:16
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Diesmal ist Julia Friese zu Gast bei DEAR READER. Die Autorin und Kulturjournalistin hat einen tollen Text geschrieben, den sie „delulu. DER ROMAN.“ genannt hat. Der Titel mit seiner ausgeschriebenen Gattungsbezeichnung verweist schon auf die filmische Struktur des Textes. Er ist eine rasante Rückblende in die Nuller- und Zehnerjahre, eine fantastische Wasserrutschenfahrt zwischen den Jahren 1997 und 2007. Julia Friese lässt ihre Leser*innen durch den Bewusstseinsstrom einer gerade an einem Stromschlag dahingerafften Musikjournalistin fallen. Und dieser Strom führt tief in das Unterbewusstsein der westlichen Popkultur. Irgendwie unheimlich aber auch ein echter Spaß. Nach dem Debüt „MTTR“ ist „delulu. DER ROMAN.“ der zweite Roman von Julia Friese, der im Wallstein Verlag erscheint. Ausgehend vom eigenen Schreiben und den mitgebrachten Lieblingstexten geht es in dieser Folge von DEAR READER um das Reinverkleiden in bestimmte Lebensvorstellungen, Assoziationen, das Unbewusste – und um Pop als Girl. „Im Warteraum der Zukunft verrecken“, zitiert die Autorin an einer Stelle im Podcast einen gefundenen Satz. Das klingt rätselhaft und vertraut zugleich. Mascha Jacobs und Julia Friese sprechen über diesen Warteraum, über verschriftlichte Versprechungen, Elektroschocks, Träume, Basslines, Polly-Pocket-Schachteln, Begierden und Selbstbefragungen. Mitgebracht hat Julia Friese: Mark Fisher: Gespenster meines Lebens. Depression, Hauntology und die verlorene Zukunft. Aus dem Englischen übersetzt von Thomas Atzert. 2015 im Verlag Klaus Bittermann in der Edition Tiamat erschienen. Im Original findet ihr seine Essaysammlung unter dem Titel Ghosts of My Life. Marlene Streeruwitz: Nachkommen. 2015 bei Fischer erschienen. Helena Adler: Die Infantin trägt den Scheitel links. 2020 bei Jung & Jung veröffentlicht. (Gelesen in der Taschenbuchausgabe von btb.)…
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1 Aria Aber über Literatur zwischen den Welten 1:30:04
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Diesmal ist Aria Aber zu Gast bei DEAR READER. Sie lebt in New York und Vermont und war gerade drei Wochen in Deutschland, um ihr Debüt Good Girl vorzustellen. Erschienen ist die deutsche Fassung bei Ullstein. Die Übersetzung hat die Autorin selbst gemacht. Aria Aber, die an der NYU Lyrik studierte und 2019 mit dem Gedichtband Hard Damage reüssierte. Ihr ist ein guter Roman gelungen, der von Gewalt auf persönlicher und politischer Ebene handelt. Zwischen Männern und Frauen, zwischen Frauenfiguren, zwischen Eltern und Kindern. Rassismus und der Terror des NSU bilden den tagespolitischen Rahmen. Die Berliner Clubs und After-Hours, das Berghain heißt hier Bunker, sind der Schauplatz der Coming-of-Age-Geschichte von Nila, einer 19-jährigen Frau mit afghanisch-persischen Hintergrund. Dort trifft sie Marlowe, einen amerikanischen Schriftsteller. Er hilft ihr in die Welt der Literatur. Doch bald verlangt er viel zurück – zu viel für Nila, wie im Klappentext steht. Auch wenn diese schwierige Beziehung und das sexuelle Begehren und die damit verbundene Gewalt im Vordergrund zu stehen scheinen, geht es doch insgeheim um die Beziehungen zwischen Frauen. Mit Marlowes anderen Frauen. Freundinnen von früher, von denen man sich eigentlich verabschieden müsste. Um eine Mutter, die gestorben ist. Um den Versuch, stereotypen Frauenrollen nicht zu entsprechen. Es geht auch um Einsamkeit und wie man da rauskommt. Mascha Jacobs spricht mit Aria Aber über Selbstbewusstsein, Mentor*innen, Selbstzerstörung, Gewalt, Poesie, Kafka und die Lieblingstexte von Aria Aber: Giovannis Room von James Baldwin (Penguin Modern Classics) von 1956 und The Leaving von Brigit Pegeen Kelly ( https://poets.org/poem/leaving ) In dieser Folge reden die beiden neben den mitgebrachten Lieblingstexte von Aria Aber auch über Annie Erneaux, Jean Rhys, Megan O’Rourke, Catherine Barnett, Ocean Vong, Solmaz Sharif, DMZ Colony von Don Mee Choi, C.D. Wight Silvia Plath, Hugo von Hofmannsthal, Rilke, Kafka, Anna Karenina, Annie Erneaux, die Bibel, Walt Whitman, Leonard Cohen, Joni Mitchell. Über „Giovannis Room“ von James Baldwin hat Mascha schon mal mit Daniel Schreiber gesprochen: https://detektor.fm/kultur/dear-reader-daniel-schreiber-ueber-die-funktion-von-literatur Über DMZ Colony hat sie bereits mit Enis Maci nachgedacht: https://dearreader.podigee.io/73-enis-maci-uber-gemeinsame-obsessionen-und-kollaborative-literatur Maschas englischsprachiger Lieblingspodcast, in dem Aria Aber auch schon zu Besuch war, heißt „Between the Covers“ https://open.spotify.com/episode/6e61Ik8ajOI6Xu3Yfib4SK?si=a9920b70d39b423f…
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Diesmal ist Stefanie Sargnagel zu Gast bei DEAR READER. Sie ist die perfekte Gesprächspartnerin für die letzte Folge in diesem Jahr und muss uns jetzt auch noch durch die dreimonatige Winterpause tragen. Das kann sie. Ihr aktuelles Buch „Iowa“, das Ende letzten Jahres bei Rowohlt erschienen ist, ist der Bericht einer Reise an ein Liberal Arts College im Mittleren Westen, wo Stefanie Sargnagel eingeladen wurde, ein bisschen zu unterrichten und ein bisschen zu schreiben, mitten im Nirgendwo von Iowa. Was für ein großes Talent Stefanie Sargnagel ist, zeigt sich spätestens mit diesem autofiktionalen Text, in dem es ihr, je weniger tatsächlich passiert, gelingt, ALLES, jedes Minidetail interessant erscheinen zu lassen. Mit ihrem Sprachwitz, ihrer Schonungslosigkeit sich selbst gegenüber, ihrem präzisen und harten Humor. Christiane Rösinger, die legendäre Musikerin, man erinnert sich vielleicht an die Lassie Singers oder die Band Britta (die ich sehr liebe) oder ihre Soloabende, die Flittchenbar, Klassenrevuen und andere Showformate, ist neben der Autorin und ihrer Mutter die Hauptfigur in Iowa. Christiane Rösinger selbst schreibt nicht nur sehr gute Songtexte, sondern auch fantastische Anti-Beziehungsratgeber und Romane. Sie ist das lustigste schlecht gelaunte Showpony und die heimliche Königin der mittelalten Berliner Bohème, das Vorbild für uns musikbegeisterte Frauen in den 90ern. Und weil sie ihre Freundin Stefanie Sargnagel zwei Wochen lang nach Iowa begleitet hat, hat sie dem Buch nicht nur korrigierende Fußnoten hinzugefügt, sondern spielt auch die Hauptrolle in dem Roman, der auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis 2024 stand. Die Freundschaft dieser beiden so unterschiedlichen und doch so ähnlichen Frauen, die Mutter und Tochter sein könnten, ist wirklich wunderbar zu lesen. Wir haben es mit einem Liebesbrief zu tun, auch wenn er unerbittlich ist. Stefanie Sargnagel hat mir einen Songtext von Christiane Rösinger mitgebracht. „Liebe wird oft überbewertet“ von 1996. Unter dem gleichen Titel hat sie auch einen Anti-Beziehungsratgeber veröffentlicht. Ausgewählte Songtexte von Rösinger sind im Ventil Verlag unter dem Titel „Was jetzt kommt“ erschienen. Mitgebracht hat Stefanie auch Mundartgedichte für Erwachsene von Christine Nöstlinger. Sie wohnte in derselben Straße in Wien, in der Stefanie Sargnagel aufgewachsen ist und hat die Autorin nicht nur deshalb stark geprägt. "Iba de gaunz oamen Kinder“ heißt der Gedichtband von Christine Nöstlinger, der im Wiener Dialekt transkribiert wurde und zuerst im Verlag Jung und Volk und jetzt wieder im Residenz Verlag erschienen ist. Stefanie Sargnagel liest, Gott sei Dank, ein Gedicht vor, zitiert es fast auswendig und übersetzt es für uns, Mascha Jacobs blamiert sich schon, wenn sie nur versucht, den Titel richtig auszusprechen. Sie sprechen über Shows, Hick Hack, Altersunterschiede, unsentimentale, präzise Sprache, Gerechtigkeit, Demütigungen und indirekte Prägungen. Sie erzählt, dass sie als Kind Kinderbuchautorin werden wollte, wie Christine Nöstlinger, und warum sie das jetzt nicht mehr will. Über die langen Zehenhaare des neuen Muttertyps in einer Geschichte von Christine Nöstlinger und die unterschiedliche Wahrnehmung von Situationen. Über bitterbösen Humor, Langeweile, Mündlichkeit in der Literatur, Sprachmelodien, Haltungen und Vorurteile.…
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1 Enis Maci über gemeinsame Obsessionen und kollaborative Literatur 1:00:53
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Diesmal ist Enis Maci zu Gast bei DEAR READER. Mascha Jacobs ist seit dem Essayband »Eiscafé Europa«, mit dem Enis Maci 2018 bei Suhrkamp debütierte, ein Fan der Autorin. In den vergangenen Jahren hat sie mehrere Theaterstücke geschrieben. Aktuell sind zwei kollaborative Texte von Maci bei Suhrkamp erschienen. Zuletzt »Pando«, ein Roman, dessen Titel sich auf eines der größten Lebewesen der Welt bezieht: eine Klonkolonie aus 47.000 genetisch identischen amerikanischen Zitterpappeln, deren Stämme durch Rhizome zu einem Organismus verbunden sind. Enis Maci hat ihn zusammen mit dem Schriftsteller Pascal Richmann geschrieben. Die beiden leben zusammen. »Pando« ist ein sehr schönes Bild für das Textgeflecht dieses Romans, der in der Gegenwart wurzelt, sich fragt wie sie überhaupt entsteht und auf der Suche nach dieser Frage durch Kontinente und Zeiten fliegt. Eine Reise mit vielen Zeitsprüngen, an wechselnden, sich manchmal überlagernden Schauplätzen, ein paar Mal sogar durch den Erdkern, entlang von Rohstoffvorkommen, die aktuelle Themen und globale Verwertungszusammenhänge verbindet. Auch dieses Jahr erschienen ist »Karl May«, den sie zusammen mit dem befreundeten Schriftsteller und Dramatiker Mazlum Nergiz geschrieben hat. Der Essay entstand aus ihrem gleichnamigen Theaterstück, das an der Berliner Volksbühne uraufgeführt wurde. Es handelt von kolonialer Gewalt, Hochstapler*innen, Eurozentrismus, Stereotypen und Projektionen auf den Orient, den Wilden Westen und die Person Karl May. Enis Maci hat »Die gerettete Zunge« von Elias Canetti mitgebracht, seine literarischen Kindheitserinnerungen, die 1977 im Carl Hanser Verlag erschienen sind. Und »DMZ Kolonie« von Don Mee Choi in der fantastischen Übersetzung von Uljana Wolf, erschienen 2023 in der Reihe Volte Expanded bei Spector Books. Die beiden Texte führen Enis Maci und Mascha Jacobs zu Gesprächen über das Zusammentragen von Wissen, gemeinsame Obsessionen, Gewaltgeschichten, transatlantische Flöze und Landschaften wie das Ruhrgebiet.…
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1 Fabian Saul über Refrains und Verunsicherung 1:12:36
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Dieses Mal ist Fabian Saul bei DEAR READER zu Gast. Fabian Saul ist Autor, Komponist und Chefredakteur des Magazins Flaneur, Fragements of a Street. Jede Ausgabe ist einer Straße gewidmet. Jedes Mal ein anderes Land. Die Straße ist hier Raum kollektiver Erinnerung. Dabei verfolgt das Magazin einen kollaborativen und transdisziplinären Ansatz. Das lässt sich auch auf verschiedene andere Arbeiten von Fabian Saul übertragen. Neben seiner schriftstellerischen Tätigkeit arbeitet er als Komponist und Songwriter. Seine Musik veröffentlicht er unter dem Künstlernamen SAUL. Er komponiert und arrangiert aber für viele Freund*innen und ist eher an Kollaborationen interessiert. Er macht den Sound und die Musik für das auditive Literaturmagazin Stoff aus Luft, das Tanasgol Sabbagh und Josefine Berkholz verantworten. Fabian ist auch für die Komposition und Dramaturgie der Audioserie Schlechte Wörter, die er zusammen mit Mathias Zeiske produziert, zuständig. Sie ist ebenfalls sehr empfehlenswert und auch als Podcast online zu finden ist. »Wir gehen von einem Text aus, damit ein anderer beginnen kann.« Neben all diesen Aktivitäten schreibt Fabian Saul seit fast einem Jahrzehnt an einem Roman. Die Trauer der Tangente ist gerade bei Matthes und Seitz erschienen. Das Buch eine interessante eher nach musikalischen und cineastischen Kompositionsmodellen funktionierende Montage von Fragmenten ist mit der Hypersensibilität eines Trauernden geschrieben. Die Trauer der Tangente ist ein Versuch oder eine Suche danach, wie man Erinnerungen oder Erinnerungsruinen retten oder erzählen kann. Es ist eine fiktive Landkarte geworden, gespickt mit Relektüren, Geistern, Zitaten aus anderen Texten, Musik, Filmen. Ein Buch, das auch aus kleinen Porträts von Nina Simone, Jean Genet, Simone Weil, Chantal Akerman, Agnès Varda, Clarice Lispector, Leonard Cohen, Ocean Vuong, PJ Harvey, Ingmar Bergman, Marguerite Duras, Francesca Woodman, May Ayim, Maya Deren, Virginia Woolf und Walter Benjamin besteht. Nicht nur weil Mascha Jacobs viele diese Künstler*innen sehr liebt ist Fabian Saul ein idealer Gast für DEAR READER. Ausführlicher sprechen sie über ein Gedicht von Frank O’Hara For Grace, After a Party von 1954, das Fabian Saul mitgebracht hat. Und über Schlechte Wörter einer der schönsten und seltsamsten Texte von Ilse Aichinger. Fabian Sauls Buch und Arbeitsweise und diese Texte führen die beiden zu Gesprächen über Verunsicherung, Freund*innenschaft, Dreiecks-Konstellationen, Trauer, Wissensproduktion, poetische Erfahrung, Erinnerung, Kompositionsprinzipen, Tracks, Montagen, das Kino, Sprünge und Sprachskepsis. Viel Spaß beim Hören! https://www.youtube.com/watch?v=ohk3DP5fMCg https://www.instagram.com/stoffausluft/ https://soundcloud.com/hkw/sets/schlechte-woerter-bad-words…
Diese Mal ist Barbi Marković bei DEAR READER zu Gast. Sie ist eine der Lieblingsschriftsteller*innen von Mascha Jacobs. Ihre Texte sind verspielt und experimentell, aber nicht hermetisch. Im Gegenteil, sie lesen sich leicht und sind komisch, auch wenn es um tragische Themen geht. Sie überschreibt Texte und spielt mit Genrekonventionen, greift Material und Stoffe auf, die in der Literatur immer noch als low gelten. Wenn jemand heute noch tolle Popliteratur schreibt, dann sie. Mit ihrem aktuellen Erzählband „Minihorror“, in dem das Pärchen Miki und Mini Abenteuer erlebt, die Alltagsszenen mit Genreversatzstücken aus der Comic- und Horrorliteratur mischen, ist ihr eine so hinreißend gruselige Mischung zeitgenössischer kleiner Geschichten gelungen, dass sie in diesem Jahr zu Recht mit dem Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik ausgezeichnet wurde. Harmlose Alltagsszenen kippen ins Surreale und Unheimliche. Doppelgänger, Untote, Ungeziefer und Menschenfresser tauchen auf, manchmal reicht schon die Bestellung einer Arbeitsplatte bei Ikea oder die Beschreibung des Arbeitsplatzes einer Freiberuflerin, um uns das Grauen, in dem wir leben, aufs Schönste vor Augen zu führen. Abgerundet werden die Miniaturen am Ende des Buches mit einer Kurzgeschichte von Mercedes Kornberger, einem Mini-Rollenspiel von Thomas Brandstetter und 105 weiteren möglichen Schrecken mit Mini und Miki. Bonustracks, Kooperationen, wer macht das schon? Barbi Marković und Mascha Jacobs kichern viel in dieser Episode und unterhalten sich über Lesungen, Backstage-Bereiche und neurotische Musiker. Sie sprechen auch darüber, wie Barbi Marković seit dem Preis der Leipziger Buchmesse zur „Sklavin ihrer Schreibaufträge“ wurde, über schlechten Geschmack, Allegorien und was sie unter Notfall-Poetik versteht. Sie erklärt, was sie mit Fante-Amplituden meint und warum sie sich für Horror und Comics interessiert. Und Mascha Jacobs versucht herauszufinden, warum sie Abenteuergeschichten nicht mag. Barbi Marković und Mascha Jacobs kichern viel in dieser Episode und unterhalten sich über Lesungen, Backstage-Bereiche und neurotische Musiker. Sie sprechen auch darüber, wie Barbi Marković seit dem Preis der Leipziger Buchmesse zur „Sklavin ihrer Schreibaufträge“ wurde, über schlechten Geschmack, Allegorien und was sie unter Notfall-Poetik versteht. Sie erklärt, was sie mit Fante-Amplituden meint und warum sie sich für Horror und Comics interessiert. Und Mascha Jacobs versucht ihrerseits herauszufinden, warum sie keine Abenteuergeschichten mag. Die Autorin hat nämlich eine Abenteuergeschichte mitgebracht, ihr Lieblingskinderbuch „Michael, der Bruder von Jerry“ von Jack London.Es ist 1917 erschienen. Wir haben es in einer Übersetzung von Erwin Magnus im Deutschen Taschenbuch Verlag von 1974 gelesen. Der zweite Text ist der geleakte Rider von Alen Islamović, einem der Sänger der Band Bijelo Dugme, den Rebekka Zeinzinger übersetzt hat. Barbi Marković, geboren 1980 in Belgrad, studierte Germanistik und lebt seit 2006 in Wien. 2009 machte Marković mit dem Thomas-Bernhard-Remix-Roman „Ausgehen“ Furore. 2016 erschien der Roman „Superheldinnen“, für den sie den Literaturpreis Alpha, den Förderpreis des Adelbert-von-Chamisso-Preises sowie 2019 den Priessnitz-Preis erhielt. 2017 las Barbi Marković beim Bachmann-Preis. 2023 erhielt Barbi Marković den Kunstpreis Berlin für Literatur. 2024 erhielt Barbi Marković für „Minihorror" den Preis der Leipziger Buchmesse und den Carl-Amery-Literaturpreis für ihr literarisches Werk. Zuletzt sind im Residenzverlag „Die verschissene Zeit“ (2021) und „Minihorror" (2023) erschienen. Zeichnungen und Cover von Minihorror von Yvana Kličković: https://ivanaklickovic.com/paintings/ Bora Chung. Der Fluch des Hasen. Aus dem Koreanischen von Ki-Hyang Lee. Culturbooks. John Fante: https://de.wikipedia.org/wiki/John_Fante Bijelo Dugme https://de.wikipedia.org/wiki/Bijelo_dugme Alen Islamović https://de.wikipedia.org/wiki/Alen_Islamovi%C4%87…
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1 Maren Kames über Zeitlichkeit und Texte, die atmen 1:03:41
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Dieses Mal ist Maren Kames bei DEAR READER zu Gast. Hasenprosa heißt ihr dieses Jahr bei Suhrkamp erschienenes Buch, in dem ein Hase eine Ich-Erzählerin antreibt, Verwirrung stiftet oder Dinge klarstellt. Auf einer gemeinsamen Reise durch Jahrhunderte, Kontinente, Zeiten, Sprachtemperamente, durch Familien- und Sternkonstellationen, mal in einem Strichflieger plötzlich auf einem Hoverboard. „Ein Kippbild zwischen Abenteuer und Memoir, Magie und Alltag“, heißt es im Klappentext und eine gute Zusammenfassung für einen Text, der auch deshalb so wunderschön ist, weil er sich nicht zusammenfassen lässt. Friederike Mayröcker ist in der Hasenprosa von Maren Kames so etwas wie ein „Zweithase“ (Paul Jandl in einer Rezension über den Roman). Friederike Mayröckers Mein Herz mein Zimmer mein Name, 1988 ebenfalls im Suhrkamp Verlag erschienen, ist deswegen auch einer der mitgebrachten Lieblingstexte, der Autorin und Übersetzerin. Einige Sätze aus Mein Herz mein Zimmer mein Name werden explizit zitiert, manchmal wird Mayröcker direkt angesprochen, die Texte nähern sich streckenweise auch strukturell an, etwa in ihrem Umgang mit Zeitlichkeit. Mal tropft die Sprache, bis sie fast stillsteht, plötzlich rast, ergießt sich schwallartig. Mascha Jacobs und Maren Kames denken an einem heißen Sommerabend über die Verbindungen zwischen den beiden Texten nach, darüber wie sie Profundes und Profanes mischen, Abstraktes und Konkretes verwirren, „also dem Abstrakten die Maske des Konkreten verleihen und umgekehrt“ (wie es Friederike Mayröcker Mein Herz mein Zimmer mein Name formuliert hat). Aber auch wann es einen Rhythmus braucht und wann er gestört werden sollte. Maren Kames kennt sich mit Rhythmen und Stimmen besonders gut aus, das zeigen schon ihre früheren Texte, die an der Schnittstelle von Stimme, Sound und Raum wohnen. Die 1984 geborene Autorin und Übersetzerin liebt Musik, das weiß man, wenn man ihre Texte gelesen hat. Sie hat als zweiten mitgebrachten Text einen Song von Die Firma, Die Eine mitgebracht, der zunächst 1996 als Single und dann 1998 auf dem Debütalbum der Band Spiel des Lebens/Spiel des Todes bei La Cosa Mia (Rough Trade) veröffentlicht wurde. Maren Kames, 1984 in Überlingen am Bodensee geboren, lebt als freie Autorin und Übersetzerin in Berlin. Ihre Bücher HALB TAUBE HALB PFAU (2016) und LUNA LUNA (2019) wurden viel beachtet und mehrfach ausgezeichnet. Beide Bücher wurden als Hörspiele umgesetzt, und LUNA LUNA wurde zur Spielzeiteröffnung 2022 am Schauspiel Leipzig uraufgeführt. Hasenprosa ist ihr erstes Buch im Suhrkamp Verlag. Rezension von Paul Jandl über Hasenprosa von Maren Kames: https://www.nzz.ch/feuilleton/maren-kames-schreibt-wie-alice-im-wunderland-und-friederike-mayroecker-im-duo-ld.1836656 Die Firma „Die Eine“ (1996 als Single und dann 1998 auf dem Debütalbum der Band Spiel des Lebens/Spiel des Todes bei La Cosa Mia (Rough Trade) veröffentlicht): https://www.youtube.com/watch?v=B_UubU2rxJw https://genius.com/Die-firma-die-eine-1996-lyrics Wespennest Sonderheft: Friederike Mayröcker. Die herrschenden Zustände: https://wespennest.at/w_zeitschrift.php?id=UzAz…
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1 Anne Weber über literarische Unerschrockenheit 1:15:46
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Dieses Mal ist Anne Weber bei Mascha Jacobs zu Gast. Die Autorin und literarische Übersetzerin schreibt schon viele Jahre tolle Bücher. Keines gleicht dem anderen, jedes verlangt nach einer anderen literarischen Form. Zwei der Bücher, die ihr gezeigt haben, welchen Zugewinn an Freiheit manche Lektüren in uns auslösen können, hat sie zu DEAR READER mitgebracht. Der Räuber von Robert Walser posthum bei Suhrkamp erschienen und Plume und andere Prosa von Henri Michaux in einer autorisierten Übertragung von Kurt Leonhard im Limes Verlag veröffentlicht. Zwei rätselhafte Texte, die trotz aller Lücken und Sprunghaftigkeiten nicht gänzlich hermetisch bleiben. Das Undurchsichtige ist sogar verführerisch und die Frechheiten dieser Texte ansteckend, auch wenn sich vieles in ihnen einem schnellen Verstehen entzieht. In ihrem aktuellen Buch Bannmeilen. Ein Roman in Streifzügen in diesem Jahr bei Matthes und Seitz erschienen, beschreibt Anne Weber, die seit vierzig Jahren in Paris lebt, Spaziergänge durch das Département de la Seine-Saint-Denis. Ein Zusammenschluss von Gemeinden in Paris, die außerhalb des Autobahnrings liegen, Banlieues genannt werden und mit Bildern von Gewalt und Armut verbunden sind. Anne Weber schaut in ihren Streifzügen sehr genau und möglichst vorbehaltlos hin und findet auf den Streifzügen durch die Vorstädte einer weiblichen weißen Europäerin mit einem franko-algerischen Freund viel Unerwartetes: »Tausend andere von Kolonialismus und Leid, von Hoffnung und Fortschritt erzählende Orte.« »Es beginnt sich ihr eine Welt zu eröffnen, für die sie, wie sie sich eingestehen muss, jahrzehntelang blind gewesen ist«, heißt es im Klappentext. Auch für die Leser*innen ist die Welt nach den zu Literatur geronnenen Streifzügen widersprüchlicher und weiter. Mascha Jacobs und Anne Weber sprechen über das Wagnis, sich in die nahe gelegene Fremde zu begeben, über Form- und Gewissensfragen, Humor, Dialoge und das Übersetzen. Es geht um Sprachen und Machtverhältnisse, Verwandlungen, Ironie und unerbittliche Logiken, die groteske Nebenrealitäten erzeugen. Die mitgebrachten Lieblingstexte führen das Gespräch in ein vorsichtiges Nachdenken über literarische Sprünge, »Auseinandergelegenheiten« (Robert Walser) Erfindungslust und Unerschrockenheit. Anne Weber, 1964 in Offenbach geboren, lebt seit 1983 als freie Autorin und Übersetzerin in Paris. Sie hat sowohl aus dem Deutschen ins Französische übersetzt als auch umgekehrt. Auch ihre eigenen Bücher schreibt sie sowohl in deutscher als auch in französischer Sprache. Ihre Werke wurden u. a. mit dem Heimito von Doderer-Literaturpreis und dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet. Für Annette, ein Heldinnenepos erhielt sie den Deutschen Buchpreis. 2024 bekam sie außerdem den Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis für ihr Gesamtwerk verliehen…
Dieses Mal ist Dana von Suffrin bei DEAR READER zu Gast. Nochmal von vorne heißt ihr zweiter Roman, der gerade bei Kiepenheuer und Witsch erschienen ist. Die 1985 in München geborene Autorin ist auch Historikerin. In ihrer Promotion hat sie zu Wissenschaft und Ideologie im Zionismus geforscht. Wie die große Geschichte sich in die Menschen und Familiengeschichten einschreibt, davon erzählt sie in ihrem Debütroman Otto, ebenfalls bei KIWI erschienen. Und auch in Nochmal von vorne wird eine deutsch-jüdische Familiengeschichte rekonstruiert, in die ein ganzes Jahrhundert voller Gewalt und Vertreibung nachwirkt. Es ist ein tolles Buch geworden, elegant und sehr lakonisch geschrieben, traurig und lustig zugleich. Dana von Suffrins Gabe, blitzschnell zwischen verschiedenen Gefühlen zu wechseln, kann man auch in diesem Gespräch nachvollziehen. In dem es um Klassiker, Antisemitismus, Geschwister, Determinierungen und Ambivalenzen geht. Gesprochen wird über skurrile Situationen, falsche Entscheidungen, Dünnhäutigkeit und die Unmöglichkeit, die Realität zu bewältigen. Und darüber, wie wir ständig aneinander vorbeireden. Hoffentlich nicht in diesem Gespräch. Mitgebracht hat Dana von Suffrin Mein erster Sony von Benny Barbasch, 1996 im Berlin Verlag erschienen. Und eine Erzählung von Joseph Roth April – Die Geschichte einer Liebe, die 1925 zuerst im Verlag J. H.W. Dietz Nachfolger Berlin erschien und im Projekt Gutenberg.de ( https://www.projekt-gutenberg.org/roth/erzaehlg/erzaehlg.html ) gemeinfrei zugänglich ist.…
Klaus Theweleit ist dieses Mal bei DEAR READER zu Gast. Mit einer Doppelfolge wollen wir das lange Gespräch, das Mascha Jacobs mit ihm in Freiburg geführt hat, zugänglich machen. Theweleit erzählt darin von seiner beruflichen, politischen und persönlichen Entwicklung. Von seinen Lebensweisen und wir er zum Schreiben gekommen ist. Und wie wichtig, andere Bücher, Filme, Musiken, Kunstwerke, Filme und das gemeinsame Arbeiten mit anderen sind. Sein aktuelles Buch ist als Wellenroman übertitelt. „a - e - i - o – u. Die Erfindung des Vokalalphabets auf See, die Entstehung des Unbewussten und der Blues“ heißt der Text, der bei Matthes und Seitz erschienen ist. Genauso wie seine zweibändige „Männerphantasien“ dort vor Kurzem neu aufgelegt wurde. Als Lieblingsstücke herausgesucht hat Klaus Theweleit einen Film von Godard. DIE KARABINIERI von 1962. Und ein wunderschönes Gedicht von Else Lasker-Schüler: Mein blaues Klavier, das Else 1937 im Exil in Jerusalem geschrieben hat. Die beiden kichern während des fast dreistündigen Gesprächs viel und weinen manchmal. Und sie sprechen über das, was sie lieben und wie man leben könnte. Mit Menschen, Gruppen, Kindern, Liebespartnern, Kunst und Politik. Viel Spaß!…
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1 Klaus Theweleit über Schreib- und Lebensweisen - Teil 2 1:03:30
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Klaus Theweleit ist dieses Mal bei DEAR READER zu Gast. Mit einer Doppelfolge wollen wir das lange Gespräch, das Mascha Jacobs mit ihm in Freiburg geführt hat, zugänglich machen. Theweleit erzählt darin von seiner beruflichen, politischen und persönlichen Entwicklung. Von seinen Lebensweisen und wir er zum Schreiben gekommen ist. Und wie wichtig, andere Bücher, Filme, Musiken, Kunstwerke, Filme und das gemeinsame Arbeiten mit anderen sind. Sein aktuelles Buch ist als Wellenroman übertitelt. „a - e - i - o – u. Die Erfindung des Vokalalphabets auf See, die Entstehung des Unbewussten und der Blues“ heißt der Text, der bei Matthes und Seitz erschienen ist. Genauso wie seine zweibändige „Männerphantasien“ dort vor Kurzem neu aufgelegt wurde. Als Lieblingsstücke herausgesucht hat Klaus Theweleit einen Film von Godard. DIE KARABINIERI von 1962. Und ein wunderschönes Gedicht von Else Lasker-Schüler: Mein blaues Klavier, das Else 1937 im Exil in Jerusalem geschrieben hat. Die beiden kichern während des fast dreistündigen Gesprächs viel und weinen manchmal. Und sie sprechen über das, was sie lieben und wie man leben könnte. Mit Menschen, Gruppen, Kindern, Liebespartnern, Kunst und Politik. Viel Spaß!…
Tijan Sila ist zum zweiten Mal bei DEAR READER zu Gast. Dieses Mal bringt Tijan Sila sein aktuelles Buch Radio Sarajevo mit. – welches nun schon ein paar Monate nach Erscheinen in der vierten Auflage bei Hanser Berlin erschienen ist. Elegant, berührend, lustig schreibt Sila dort von seinen Erfahrungen im besetzten Sarajevo. Von den Gewaltverhältnissen, die zu Kriegen führen und darüber, wie er für Überlebende nie zu enden scheint. Mitgebracht hat Tijan Sila das Familienlexikon von Natalia Ginzburg. Aus dem Italienischen und mit einem Nachwort von Alice Vollenweider, im Verlag Klaus Wagenbach erschienen. Und Sue Townsend, The Secret Diary of Adrian Mole Aged 13¾, erschienen 1982 im Methuen Verlag. Wir sprechen über rechtschaffene Garstigkeit, Geiselhaft, Gewalt gegen Kinder, rabiate Sozialistinnen, über den Walser-Gestus von Schriftstellern, über Menschlichkeit und die coolste Schriftstellerin aller Zeiten, den ersten Schlag und Teenager. Viel Spaß!…
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1 Ulrike Sterblich über Magie, Technologie und Literatur 1:00:29
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Dieses Mal ist Ulrike Sterblich bei DEAR READER mit ihren zwei Lieblingsbüchern zu Gast. Bevor Mascha Jacobs die Tür öffnete, dachte sie Ulrike Sterblich noch nie gesehen zu haben. Seltsam, wenn man Kinder im gleichen Alter und viele gemeinsame Freunde hat und ca. 500 Meter voneinander entfernt wohnt. Als sie die Tür öffnetete, wusste sie sofort. Die kenn ich doch vom Sehen. Ja, ich auch. Du kommst mir bekannt vor. Wie das halt so ist, wenn man sich von Social Media kennt oder die Bücher der anderen gelesen hat. Vielleicht haben wir uns auch einfach nur mal kurz beim Einkaufen angegrinst. Viele wissen vielleicht noch nicht wer Ulrike Sterblich ist, auch wenn sie gerade mit ihrem Buch DRIFTER bei Rowohlt erschienen, sehr verdient auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2023 auf der Shortlist stand. Mascha Jacobs und Ulrike Sterblich trafen sich einen Abend vor der Preisverleihung. Der Preis ging an Tonio Schachinger, Herzlichen Glückwunsch, und bestimmt zurecht, aber Ulrike Sterblich und Necati Öziri, die beide bei DEAR READER zu Gast waren und über ihre Lieblingsbücher gesprochen haben, waren meine Favoriten. Ulrike verehre ich lustigerweise schon lange aus der Ferne, weil sie Anfang der 2000er eine Show moderierte, die Berlin Bunny Lectures, in der sie zum supatopcheckerbunny mutierte, das in der Folge auch eine Comicfigur in einem Comic für die Titanic wurde, den sie gemeinsam mit Tex Rubinex erfunden hat. Ulrike arbeitet ansonsten seither als Autorin und als Politologin in der politischen Bildungsarbeit. Mascha Jacobs freut sich jetzt schon sehr auf alle weiteren Bücher dieser außergewöhnlich guten Autorin. Drifter, ihr aktuelles und turbulentes, sollte man gelesen haben. – Warum? Darüber spreche ich mit ihr. Wir sprechen aber auch über Comics, Superhelden, Bilder des Krieges, kollektive und individuelle Traumata, Portale, Phantastik und Realismus, weibliche Trickster*innen, die Poesie des Aberglaubens, Plagiate und Einflüsse, den Humus fremder Texte, der uns bewohnt. Den Zufall, Feste, Aberglauben, Matroschkas, Technologie, Maxim Gorki und die Teufel-Gott Aufgabenteilung. Mitgebracht hat Ulrike Sterblich: Der Meister und Magarita von Michail Bulgakow (in einer Aufbau-Ausgabe von 1983, deutsch von Thomas Reschke mit einem tollen Nachwort von Ralf Schröder. Und Jonathan Lethems Essay: The Ecstasy of Influence. (Unter dem Titel Bekenntnisse eines Hochstaplers. Memoiren in Fragmenten 2012 bei Klett Cotta von Gregor Hens ins Deutsche übersetzt).…
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