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Morgenlied in böser Zeit

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Gottvertrauen lohnt sich! – Das ist nun keine besonders neue Einsicht. Aber der Psalm Davids, den wir eben gehört haben, ist ein Psalm voller Vertrauen zu Gott. Das gefällt mir! Aussagen wie: „Ich rufe mit meiner Stimme zum Herrn, so erhört er mich.“ Oder: „Ich liege und schlafe und erwache; denn der Herr hält mich.“ Oder auch: „Bei dem Herrn findet man Hilfe. Dein Segen komme über dein Volk!“ Das sind doch Worte voller Vertrauen zu Gott. Gott ist bei mir und ich bin bei ihm geborgen. Klingt gut!

Idealbild gegen Realität

Doch: Schön, wenn es so einfach wäre“ Die Formel: „Vertraue nur Gott, dann wird alles gut werden!“ – Die funktioniert im realen Leben nicht immer. Und das spiegelt der Psalm eben auch wider. Es ist von Feinden die Rede, die sich erheben. Kriegerische Worte tauchen ebenso auf wie Vernichtung, Hass und Zwiespalt. Das klingt nun gar nicht mehr nach Geborgenheit und Frieden.

Aber so ist die Realität. Sie ist oft eine andere als unser Wunschdenken. Wir Menschen leben in Auseinandersetzungen. Und die ganze Weltgeschichte ist eine Geschichte der Machtkämpfe. Feindschaft, Vernichtung, Hass und im schlimmsten Fall Mord und Todschlag.

Israels König David, dem der Psalm in der Tradition zugeschrieben wird, erlebte das am eigenen Leib. Er sprach die Worte in einer seiner größten Krisen, die er als König Israels erlebt hat. Dabei war der Feind nicht ein unbekannter Fremdling. Sein Feind war aus seinem eigenen Haus, ja aus seiner Familie.

Absalom, sein Sohn. Er wollte nichts Geringeres als den Thron Davids. Heimtückisch bereitete er den Thronraub vor, indem er sich bei Soldaten und der Bevölkerung Israels einschmeichelte. So würde er genügend Unterstützer haben, wenn es ernst würde. Dann kam es zum großen Aufstand. Geschickt eingefädelt. David floh aus seinem Palast in Jerusalem.

Doch Absalom gab keine Ruhe. Mit seinen Beratern suchte er einen Weg, seinen Vater und dessen Gefolgsleute zu überwältigen. Schließlich trafen die beiden Heere aufeinander. Absalom floh vor Davids Soldaten und verfing sich mit seinem Haar in einem Baum. Hilflos baumelnd wurde er von Joab, Davids Hauptmann, getötet.

Der Thron Davids war gerettet, aber zu einem hohen Preis. David trauerte um seinen Sohn, obwohl dieser ihn verraten hatte. Er vermochte sein Kind, das er so sehr liebte, nicht zu retten.

Soweit die traurige Realität. Das hört sich nun gar nicht nach Hilfe, Geborgenheit und ruhigem Schlaf an, nach Frieden und Segen Gottes. Das ist das größte Trauma, das ein Vater mit seinem Sohn erleben kann. Da ist nichts mehr gut.

Leben in einer unheilen Welt – mit dem Segen Gottes

Es ist zwar unangenehm, die Gedanken an eine Heile Welt zu zerstören, aber jetzt fühle ich mich näher an der Welt, wie ich sie erlebe. Wir leben in einer Welt, in der es immer wieder um Macht, Geld und Einfluss geht. Die aktuellen Kriege in der Ukraine und im vorderen Orient rauben uns die Illusion eines endgültigen Friedens. Und während diejenigen, die an der Macht sind, sich aus Leibeskräften bemühen, lauern schon andere auf ihre Positionen und verhindern aus politischem Kalkül, was für die Allgemeinheit hilfreich wäre.

Um nicht nur über Politik zu klagen: Ich kenne auch genug Familien, in welchen Kindern den Eltern und leider oft auch Eltern den Kindern zu Leid leben. Oft führen allzu niedere Beweggründe zu Auseinandersetzungen, durch die sich Brüder und Schwestern nicht mehr in die Augen sehen können. Und wie viele Eltern haben schon bitterlich geweint, wenn sie sehen, wie ihre Kinder in die Irre gehen und am Ende unter ihren selbst gewählten Wegen leiden oder gar scheitern. Wir leben in einer unheilen Welt.

Aus dieser Perspektive gewinnen die Worte des Davidpsalms eine neue Tiefe. Es sind keine Worte, die mir ein „Vertraue nur, dann ist alles gut“-Denken vorhalten wollen. Vielmehr sind es Vertrauensworte, die gerade trotz der unheilvollen Welt gesprochen wurden. Eine unheilvolle Welt, zu der ich selbst gehöre, ja, ich bin selbst ein Teil davon.

In dieser Welt machen mir die Worte Davids Mut. Sie machen mir Mut, dennoch weiterzugehen. Sie machen mir Mut, trotz allem nicht an Gott und am Glauben zu verzweifeln, sondern auf sein heilvolles Wirken zu hoffen. Sie machen mir Mut, das zu tun, was ich vermag, und das an Gott abzugeben, was ich nicht ändern kann. Sie machen mir aber vor allem Mut, dass Gott dennoch diese Welt trägt und erhält.

Und Gott segnet seine Menschheit, obwohl sie seinen Segen eigentlich gar nicht verdient hat.

Wo stünde diese Welt ohne Gottes Hilfe, seine Bewahrung und seinen Segen? Ich mag es mir gar nicht ausmalen. Jedenfalls ist mir eines klar: Wir selbst vermögen es nicht, diese Welt zu retten. Das vermag allein der lebendige Gott. Und darauf hoffe und vertraue ich.

Autor: Pfarrer Jörg Gerhard Muhm


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Idealbild gegen Realität

Doch: Schön, wenn es so einfach wäre“ Die Formel: „Vertraue nur Gott, dann wird alles gut werden!“ – Die funktioniert im realen Leben nicht immer. Und das spiegelt der Psalm eben auch wider. Es ist von Feinden die Rede, die sich erheben. Kriegerische Worte tauchen ebenso auf wie Vernichtung, Hass und Zwiespalt. Das klingt nun gar nicht mehr nach Geborgenheit und Frieden.

Aber so ist die Realität. Sie ist oft eine andere als unser Wunschdenken. Wir Menschen leben in Auseinandersetzungen. Und die ganze Weltgeschichte ist eine Geschichte der Machtkämpfe. Feindschaft, Vernichtung, Hass und im schlimmsten Fall Mord und Todschlag.

Israels König David, dem der Psalm in der Tradition zugeschrieben wird, erlebte das am eigenen Leib. Er sprach die Worte in einer seiner größten Krisen, die er als König Israels erlebt hat. Dabei war der Feind nicht ein unbekannter Fremdling. Sein Feind war aus seinem eigenen Haus, ja aus seiner Familie.

Absalom, sein Sohn. Er wollte nichts Geringeres als den Thron Davids. Heimtückisch bereitete er den Thronraub vor, indem er sich bei Soldaten und der Bevölkerung Israels einschmeichelte. So würde er genügend Unterstützer haben, wenn es ernst würde. Dann kam es zum großen Aufstand. Geschickt eingefädelt. David floh aus seinem Palast in Jerusalem.

Doch Absalom gab keine Ruhe. Mit seinen Beratern suchte er einen Weg, seinen Vater und dessen Gefolgsleute zu überwältigen. Schließlich trafen die beiden Heere aufeinander. Absalom floh vor Davids Soldaten und verfing sich mit seinem Haar in einem Baum. Hilflos baumelnd wurde er von Joab, Davids Hauptmann, getötet.

Der Thron Davids war gerettet, aber zu einem hohen Preis. David trauerte um seinen Sohn, obwohl dieser ihn verraten hatte. Er vermochte sein Kind, das er so sehr liebte, nicht zu retten.

Soweit die traurige Realität. Das hört sich nun gar nicht nach Hilfe, Geborgenheit und ruhigem Schlaf an, nach Frieden und Segen Gottes. Das ist das größte Trauma, das ein Vater mit seinem Sohn erleben kann. Da ist nichts mehr gut.

Leben in einer unheilen Welt – mit dem Segen Gottes

Es ist zwar unangenehm, die Gedanken an eine Heile Welt zu zerstören, aber jetzt fühle ich mich näher an der Welt, wie ich sie erlebe. Wir leben in einer Welt, in der es immer wieder um Macht, Geld und Einfluss geht. Die aktuellen Kriege in der Ukraine und im vorderen Orient rauben uns die Illusion eines endgültigen Friedens. Und während diejenigen, die an der Macht sind, sich aus Leibeskräften bemühen, lauern schon andere auf ihre Positionen und verhindern aus politischem Kalkül, was für die Allgemeinheit hilfreich wäre.

Um nicht nur über Politik zu klagen: Ich kenne auch genug Familien, in welchen Kindern den Eltern und leider oft auch Eltern den Kindern zu Leid leben. Oft führen allzu niedere Beweggründe zu Auseinandersetzungen, durch die sich Brüder und Schwestern nicht mehr in die Augen sehen können. Und wie viele Eltern haben schon bitterlich geweint, wenn sie sehen, wie ihre Kinder in die Irre gehen und am Ende unter ihren selbst gewählten Wegen leiden oder gar scheitern. Wir leben in einer unheilen Welt.

Aus dieser Perspektive gewinnen die Worte des Davidpsalms eine neue Tiefe. Es sind keine Worte, die mir ein „Vertraue nur, dann ist alles gut“-Denken vorhalten wollen. Vielmehr sind es Vertrauensworte, die gerade trotz der unheilvollen Welt gesprochen wurden. Eine unheilvolle Welt, zu der ich selbst gehöre, ja, ich bin selbst ein Teil davon.

In dieser Welt machen mir die Worte Davids Mut. Sie machen mir Mut, dennoch weiterzugehen. Sie machen mir Mut, trotz allem nicht an Gott und am Glauben zu verzweifeln, sondern auf sein heilvolles Wirken zu hoffen. Sie machen mir Mut, das zu tun, was ich vermag, und das an Gott abzugeben, was ich nicht ändern kann. Sie machen mir aber vor allem Mut, dass Gott dennoch diese Welt trägt und erhält.

Und Gott segnet seine Menschheit, obwohl sie seinen Segen eigentlich gar nicht verdient hat.

Wo stünde diese Welt ohne Gottes Hilfe, seine Bewahrung und seinen Segen? Ich mag es mir gar nicht ausmalen. Jedenfalls ist mir eines klar: Wir selbst vermögen es nicht, diese Welt zu retten. Das vermag allein der lebendige Gott. Und darauf hoffe und vertraue ich.

Autor: Pfarrer Jörg Gerhard Muhm


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