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Y-028: Henriette Obermüller, Brief an Jakob Venedey (1848)

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Henriette Venedey, Erinnerungen an den Vater (1870) (07.05.2023)

Die Geschlechtergeschichte der Revolution v. 1848/49, mit Dr. Kerstin Wolff [Tagung "Die Modernität von 1848/49"] (13.05.2023)

Demokratische Traditionen in 1848er-Familien, mit Birgit Bublies-Godau [Tagung "Die Modernität von 1848/49"] (14.05.2023)

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schwarze0fm hatte als Hobbyprojekt begonnen - inzwischen habe ich aber durch Auftragsproduktionen und Crowdfunding die Möglichkeit gewonnen, mehr und bessere Folgen für Geschichte Europas zu produzieren. Das Prinzip "schwarze Null" bleibt - die Einnahmen werden verwendet, für mich Rahmenbedingungen zu schaffen, den Podcast zu betreiben und weiterzuentwickeln. In dieser Folge habe ich das ausführlich erklärt.

This episode of "Geschichte Europas" by schwarze0fm (Tobias Jakobi) first published 2023-05-06.

CC-BY 4.0: You are free to share and adapt this work even for commercial use as long as you attribute the original creator and indicate changes to the original.

Quellentranskript

Mein lieber Herr Venedey! Ihren kleinen, kurzen Brief habe ich erhalten, mich aber sehr darüber, daß Sie mich noch so kindisch behandeln, geärgert. Ich bin 30 Jahre alt und gar keine so kleine Frau, bekümmere mich sehr um Politik und hab' mein Vaterland recht lieb. Sie Böser schimpfen meinen lieben Hecker, der doch nur das Beste wollte, der so entsetzlich betrogen wurde und verrathen wurde von den Soldaten selbst; genug ist mir, daß Sie im Parlament am rechten Fleck sitzen und daß Sie um Alles in der Welt nicht zu den 31 gehören. Unser Namens Bruder aus Passau hat mir die Schamröthe auf die Stirne getrieben, als ich hörte, daß er zu den 31 gehört.

Heute höre ich, daß Herzog Johann gewählt wurde und zugleich, wie sehr die linke unzufrieden mit dieser Wahl sey. Du armes Parlament — Alles aber tritt in Hintergrund bei den entsetzlichen Greueln von Paris. Das Haar sträubt sich, die Volksschmeichler haben größeres Verbrechen zu büßen als die Fürstenschmeichler. Die Republique, durch die Arbeiter gemacht, hätte sollen für die Arbeiter sorgen, aber nicht mit unsinnigen Versprechungen hinhalten. Die Nationalversammlung in Paris aber besteht aus vielen, die gerne das System von Louis Philipp behielten. Das wissen die Arbeiter recht wohl, während dem Andere sie aufhetzen, ihnen Versprechungen, Lobeserhebungen machen, die ihnen nicht gebühren. Freilich giebt es nichts Schöneres als Communismus, wie ich ihn verstehe: Das heißt, man sorge zuerst für seinen Nebenmenschen, dann esse man, erst dann ruhe man, dann erst sey man glücklich; wie schön wäre es, wenn wir Alle arbeiteten und Alle zu essen hätten. Louis Blanc hat so himmlisch schöne Projekte darüber entworfen, daß ich oft meine, Alle Menschen müßten dies ernstlich wollen.

Über die neue Revolution in Paris höre ich die verschiedensten Urtheile, daß ich gerne auch Ihre Meynung darüber hören möchte. Sie können mir sicher mit Gewißheit sagen, welchen Grund die neue Revolution hervorgebracht. Gustav ist ganz auf der Seite der Arbeiter, sagt, es sey an der Zeit, daß die Reichen aufhören, zusammen zu scharren, den Armem zu rauben. Ich glaube fast, daß man den Arbeitern, wie gesagt, zu viel gehuldigt, theils aus Angst, theils aus Intresse, glaube aber nicht, wie so Viele, daß irgend ein Prinz im Hinterhalt lauerte, — auffallend ist aber, daß Louis Blanc zum Minister ernannt wurde. — Mit unserer Reise nach Frankfurt sieht's bös aus, Gustav will gar nicht mehr sparen, und da haben wir auch kein überflüssiges Geld. Sie haben aber gewiß einmal so viel Zeit, um uns zu besuchen. Dann muß ich Sie aber bitten, es uns ja vorher zu schreiben, damit wir zu Hause sind, wir gehen sehr oft über Land. — Ihren Briefhabe ich recht oft lesen müssen, um mich zu überzeugen, daßSie mich nicht auslachen. Sind Sie am Ende auch Einer von Denen, die nicht haben wollen, daß die Frauen sich um Politik kümmern?

Währenddem ich die Frauen anklage, deren Herz nur an Mann, Kind und Küche hängt. Ich kann nicht Anders und meyne, so lange nicht den Armen besser geholfen wird dürfen die Reichern nicht ruhig und glücklich ihr den Armen Geraubtes verzehren. Alle Menschen sind Brüder, Alle sollen sich lieb haben, Alle Alles hergeben zum Besten Allerl Wenn wir ein Parlament hätten, das dieses verwirklichen könnte, wollte. Oh, dann stünde es Anders um uns. Seit 1848 Jahren predigen die Pfarrer, man solle den Armen zu Hülfe kommen, und jeden Tag giebts mehr, und werden die Reichen hartherziger. Ich glaube für bestimmt, daß es lange nicht mehr so hält. Jetzt sollen wir noch (einen, Anm. BBG) Erzherzog, sage Erzfurst zu unsern 34 bekommen, und was fängt dann das Parlament mit Denen an - und zu all'dem hängen die Karlsruher Heute die schwarz roth goldne Fahne heraus. Eines freut mich, die Linke bekommt in Wirth, der gewählt wurde, eine tüchtige Stütze. Schreiben Sie mir doch recht bald wieder und mehr, erzählen Sie mir etwas von Ihnen, dem Parlament. Bleiben Sie gesund und behalten Sie lieb Ihre Sie liebende Freundin H. Obermüller. Gustav grüßt Sie. Donnerstag 29. Juni 48

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Mein lieber Herr Venedey! Ihren kleinen, kurzen Brief habe ich erhalten, mich aber sehr darüber, daß Sie mich noch so kindisch behandeln, geärgert. Ich bin 30 Jahre alt und gar keine so kleine Frau, bekümmere mich sehr um Politik und hab' mein Vaterland recht lieb. Sie Böser schimpfen meinen lieben Hecker, der doch nur das Beste wollte, der so entsetzlich betrogen wurde und verrathen wurde von den Soldaten selbst; genug ist mir, daß Sie im Parlament am rechten Fleck sitzen und daß Sie um Alles in der Welt nicht zu den 31 gehören. Unser Namens Bruder aus Passau hat mir die Schamröthe auf die Stirne getrieben, als ich hörte, daß er zu den 31 gehört.

Heute höre ich, daß Herzog Johann gewählt wurde und zugleich, wie sehr die linke unzufrieden mit dieser Wahl sey. Du armes Parlament — Alles aber tritt in Hintergrund bei den entsetzlichen Greueln von Paris. Das Haar sträubt sich, die Volksschmeichler haben größeres Verbrechen zu büßen als die Fürstenschmeichler. Die Republique, durch die Arbeiter gemacht, hätte sollen für die Arbeiter sorgen, aber nicht mit unsinnigen Versprechungen hinhalten. Die Nationalversammlung in Paris aber besteht aus vielen, die gerne das System von Louis Philipp behielten. Das wissen die Arbeiter recht wohl, während dem Andere sie aufhetzen, ihnen Versprechungen, Lobeserhebungen machen, die ihnen nicht gebühren. Freilich giebt es nichts Schöneres als Communismus, wie ich ihn verstehe: Das heißt, man sorge zuerst für seinen Nebenmenschen, dann esse man, erst dann ruhe man, dann erst sey man glücklich; wie schön wäre es, wenn wir Alle arbeiteten und Alle zu essen hätten. Louis Blanc hat so himmlisch schöne Projekte darüber entworfen, daß ich oft meine, Alle Menschen müßten dies ernstlich wollen.

Über die neue Revolution in Paris höre ich die verschiedensten Urtheile, daß ich gerne auch Ihre Meynung darüber hören möchte. Sie können mir sicher mit Gewißheit sagen, welchen Grund die neue Revolution hervorgebracht. Gustav ist ganz auf der Seite der Arbeiter, sagt, es sey an der Zeit, daß die Reichen aufhören, zusammen zu scharren, den Armem zu rauben. Ich glaube fast, daß man den Arbeitern, wie gesagt, zu viel gehuldigt, theils aus Angst, theils aus Intresse, glaube aber nicht, wie so Viele, daß irgend ein Prinz im Hinterhalt lauerte, — auffallend ist aber, daß Louis Blanc zum Minister ernannt wurde. — Mit unserer Reise nach Frankfurt sieht's bös aus, Gustav will gar nicht mehr sparen, und da haben wir auch kein überflüssiges Geld. Sie haben aber gewiß einmal so viel Zeit, um uns zu besuchen. Dann muß ich Sie aber bitten, es uns ja vorher zu schreiben, damit wir zu Hause sind, wir gehen sehr oft über Land. — Ihren Briefhabe ich recht oft lesen müssen, um mich zu überzeugen, daßSie mich nicht auslachen. Sind Sie am Ende auch Einer von Denen, die nicht haben wollen, daß die Frauen sich um Politik kümmern?

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