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GEFÄHRLICHE NACHBARN - Wie Bangladesch entstand

23:07
 
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Manage episode 408262539 series 2902670
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Bangladesch - ein Staat, der aus Massakern hervorging. Die Region war zunächst der östliche Teil Pakistans, im fruchtbaren Mündungsdelta der Flüsse Ganges und Brahmaputra gelegen. Im Verlauf der Unabhängigkeitsbewegung vom westlichen Pakistan kam es 1971 zu schweren Gewalttaten und einem Krieg, an dem schließlich auch Indien beteiligt war. Mehrere Millionen Menschen mussten flüchteten. Von Bettina Weiz (BR 2021)

Credits
Autorin: Bettina Weiz
Regie: Christiane Klenz
Es sprachen: Xenia Tiling, Carsten Fabian
Technik: Monika Gsaenger
Redaktion: Thomas Morawetz
Im Interview: Prof. Dr. Micheal Mann

Linktipps:
SWR (2022): George Harrsion – „The Concert for Bangladesh“
George Harrisons Konzert und Album "The Concert for Bangladesh" ist quasi die Mutter aller Charity- und Benefizkonzerte. Am 1. August 1971 spielte das ehemalige Mitglied der Beatles zwei Konzerte im ausverkauften Madison Square Garden in New York. Fast 250.000 US-Dollar Spendengelder kamen an diesem Tag zusammen um dem von Krieg, Vertreibung, Völkermord und Naturkatastrophen gebeutelten Bangladesh zu helfen. Aber das war erst der Anfang. JETZT ANHÖREN

BR (2024): Die verzweifelte Lage der Rohingya
In der Nähe von Coxs Bazar im Süden von Bangladesh liegt das wohl größte Flüchtlingslager der Welt. Etwa eine Million Rohingya lebt hier, etwa die Hälfte davon Kinder. Verfolgt von der Militärjunta flüchtete die muslimische Minderheit aus ihrer Heimat Myanmar. Doch auch in Bangladesch haben sie keine Zukunft. Zum Podcast geht es HIER.
hr (2024): Booming Bangladesh
Menschen aus der Kulturszene von Bangladesh erzählen: Modeschöpferin Bibi Russell über ihre Liebe zur Altstadt der Hauptstadt Dhaka, der Fotograf und Aktivist Shahidul Alam wie auch das Kollektiv "Britto Arts Trust" über Kunstfreiheit, die Kunst-Mäzenin Nadia Samdani bringt auf ihrem "Art Summit" die internationale Kunstszene und führende Künstler/innen aus Bangladesh miteinander in Kontakt. JETZT ANSEHEN


Und hier noch ein paar besondere Tipps für Geschichts-Interessierte:

Im Podcast „TATORT GESCHICHTE“ sprechen die Historiker Niklas Fischer und Hannes Liebrandt über bekannte und weniger bekannte Verbrechen aus der Geschichte. True Crime – und was hat das eigentlich mit uns heute zu tun?
DAS KALENDERBLATT erzählt geschichtliche Anekdoten zum Tagesdatum - skurril, anrührend, witzig und oft überraschend.
Und noch viel mehr Geschichtsthemen, aber auch Features zu anderen Wissensbereichen wie Literatur und Musik, Philosophie, Ethik, Religionen, Psychologie, Wirtschaft, Gesellschaft, Forschung, Natur und Umwelt gibt es bei RADIOWISSEN.
Wir freuen uns über Feedback und Anregungen zur Sendung per Mail an radiowissen@br.de.
Alles Geschichte finden Sie auch in der ARD Audiothek:
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Timecodes (TC) zu dieser Folge:
TC 00:15 – Intro
TC 01:44 – Das Bengalen Land
TC 06:38 – Die Rolle von Pakistans Teilung in Ost und West
TC 12:17 – Die Mutter aller Benefizkonzerte
TC 16:28 – Das Politikum des zweiwöchigen Krieg
TC 22:28 - Outro
Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:

TC 00:15 - Intro

ATMO/MUSIK 1

ERZÄHLERIN
New York, Sommer 1971. Ex-Beatle George Harrison tritt auf die Bühne des Madison Square Garden.

ATMO (Beifall /George Harrison)
„Thank you, thank you“.
Darauf weiter:

ERZÄHLERIN
40.000 Menschen sind zu den zwei Konzerten des Tages gekommen. Es ist Harrisons erster großer Auftritt nach der Trennung der Beatles, und manch ein Fan hofft, dass die Kultband vielleicht doch wieder zusammenfindet. Außerdem stehen an diesem Tag Topstars auf dem Programm, von Eric Clapton bis Bob Dylan. Aber zuerst macht Harrison die Bühne frei für eine Gruppe von Indern mit traditionellen Trommeln und Langhalslauten.

ATMO /Musik 1 (George Harrison: „So let me introduce on Sitar Ravi Shankar“ Jubel)

ERZÄHLERIN
Der Sitar-Spieler Ravi Shankar sagt, an diesem historischen Tag hätten sie nicht nur ein Musikprogramm. Sie hätten auch eine Botschaft.

ATMO/ MUSIK 1 (Ravi Shankar: „And this is to just make you aware of a very serious situation that is happening....)

Darauf Overvoice-Sprecher: Und zwar sollt Ihr auf etwas sehr Schlimmes aufmerksam gemacht werden, das gerade passiert. Wir versuchen nicht, Politik zu machen. Wir sind Künstler. Aber wir möchten, dass Ihr durch unsere Musik die Qualen, den Schmerz und die vielen traurigen Geschehnisse in Bangladesch mitfühlt. Und mit den Flüchtlingen, die nach Indien gekommen sind.

(... the pain and lots of sad happenings in Bangladesh. And also the refugees who have come to India.“ Beifall)

Musik

TC 01:44 – Das Bengalen Land

ERZÄHLERIN
Bangladesch: das war damals neu – als Wort und auch als Staat. Der war zum Zeitpunkt des Konzertes gerade erst im Entstehen. Die heftigen Auseinandersetzungen darum führten zum dritten pakistanisch-indischen Krieg. Er dauerte nur knapp zwei Wochen – vom dritten bis zum 16. Dezember 1971. Damit ist er als einer der kürzesten Kriege in die Weltgeschichte eingegangen. Aber trotzdem haben er und vorangegangene innerpakistanische Auseinandersetzungen gewaltiges Leid verursacht. Die Rede ist von bis zu drei Millionen Toten und über 50 Millionen Flüchtlingen. Und das hatte eine lange Vorgeschichte.

MUSIK 2 überblendet in ATMO (Wasser-fließt in der Ebene)

ERZÄHLERIN
Es geht um Bengalen. Bangladesch heißt wörtlich „Bengalen-Land“. Gemeint ist ein Gebiet der Superlative. Hier kommt das Wasser vom höchsten Gebirge der Welt zusammen. Ganges, Brahmaputra und Meghna bilden das größte Flussdelta auf dem Globus. Es ist Schwemmland, eine der fruchtbarsten Gegenden der Welt. Für die Bauern ist bis zu dreimal im Jahr Ernte, so der Südasien-Historiker Michael Mann von der Berliner Humboldt-Universtität.

1. ZUSPIELUNG (Michael Mann)
Der Reisanbau wird dort seit Jahrtausenden kultiviert, Vermutungen gehen auch dahin, dass Reis unter anderem in Bengalen zunächst mal durch Menschen kultiviert worden ist, das heißt dass wir tatsächlich auch mit eine der ältesten Regionen in der Welt haben, die besiedelt wurde,

MUSIK 3

ERZÄHLERIN
Das heutige Bangladesch ist der am dichtesten besiedelte Flächenstaat der Welt. Vor tausend Jahren regierten Buddhisten das Land. Vor 800 kam es unter muslimische Herrschaft. Im 18. Jahrhundert siedelten sich Briten an. Sie kamen als Händler und schwangen sich zu Herrschern auf. 1876 krönten sie die Queen of England zur Kaiserin von Indien. Der Regierungssitz von Britisch-Indien lag in Bengalen: Kalkutta. Eine Stadt von imperialer Größe, voller Paläste und Kultur. Die war eine Gemeinschaftsleistung von Menschen unterschiedlichen Glaubens. Das zeigt das Beispiel des Sitar-Spielers Ravi Shankar.

ATMO / MUSIK 4

ERZÄHLERIN
Seine Familie stammte aus Bengalen. Sie war Hindu. Ravi Shankars Lehrer indes war Muslim. Und er war nicht bloß sein Lehrer. Ravi Shankar lebte auch jahrelang in seinem Haushalt mit. Er heiratete dessen Tochter und trat oft gemeinsam mit dessen Sohn auf, unter anderem beim „Konzert für Bangladesch“ in New York.

MUSIK 5

ERZÄHLERIN
Gerade die Gebildeten und die Reichen in Bengalen begannen Ende des 19. Jahrhunderts laut darüber nachzudenken, wie es wäre, Indien zu regieren. Selbst. Ohne Briten. In der aufkeimenden Unabhängigkeitsbewegung spielten Bengalen starke Rollen. Da teilten die britischen Herrscher 1905 Bengalen auf: in einen mehrheitlich muslimischen Ostteil und einen hauptsächlich hinduistischen Westteil. Nach scharfem Protest hoben sie die Teilung wieder auf. 1911 wurde ihnen Bengalen endgültig zu mächtig. Sie verlegten ihren Regierungssitz von Kalkutta nach Delhi.

ERZÄHLERIN
Doch die Unabhängigkeitsbewegung ging weiter – mit Erfolg. 1947 gab der letzte britische Vizekönig von Indien die Gesetzgebungsmacht auf dem Subkontinent ab. In derselben Augustnacht entstanden in der Nachfolge Indien und Pakistan. Indien gab sich eine säkulare Verfassung. Pakistan nannte sich später als erster Staat der Welt „islamische Republik“. Gandhi, der Mahatma und Anführer der Unabhängigkeitsbewegung, hatte sich beinahe zu Tode gehungert, um eine solche Teilung zu verhindern. Am Ende der Kolonialzeit aber waren die Religionen so politisiert, dass die Teilung unabwendbar war. In der Folge machten sich rund 12 Millionen Menschen auf den Weg, so der Südasienhistoriker Michael Mann: Muslime von Indien nach Pakistan und Hindus von Pakistan nach Indien.

2. ZUSPIELUNG (Michael Mann)
Also ein tatsächlicher Austausch der Bevölkerung, wobei schätzungsweise 1 Mio Menschen umgekommen sind

ERZÄHLERIN
Bis heute wirken die Traumata von damals nach. Sie belasten das Verhältnis von Indien und Pakistan, ebenso wie die Frage, zu wem Kaschmir gehört. Das ehemalige Königreich, fast so groß wie die alte Bundesrepublik, wird von Indien beansprucht und von Pakistan ebenfalls, zum Teil auch von China. Mehrfach gab es Kriege um Kaschmir, und die Spannungen halten an.

Musik

TC 06:38 – Die Rolle von Pakistans Teilung in Ost und West

ERZÄHLERIN
Der indisch-pakistanische Krieg von 1971 allerdings drehte sich nicht um Kaschmir. Er begann als Konflikt innerhalb Pakistans. Das bestand seit seiner Gründung 1947 aus zwei getrennten Landesteilen, die weit über 1000 Kilometer voneinander entfernt waren: Westpakistan längs des Flusses Indus, angrenzend an Afghanistan und den Iran; und Ostpakistan im Ganges-Brahmaputradelta mit einer Grenze zum heutigen Myanmar. Bengalen war damit wiederum geteilt, denn Westbengalen, also das westliche Gangesdelta, gehört zu Indien. Wer von West-Pakistan nach Ost-Pakistan reisen wollte, brauchte auf dem Landweg tagelang und musste durch das verfeindete Indien. Westpakistan war vielerorts gebirgig und trocken, Ostpakistan dagegen flach, üppig grün, und Wasser ist das prägende Element. Westpakistan hatte mehr Fläche, Ostpakistan mehr Einwohner. Zwar waren beide Landesteile muslimisch, aber mit anderen Ritualen, anderen Heiligen, anderen Traditionen. Ost- und Westpakistan hatten unterschiedliche Sprachen und Kulturen und eine sehr andere Geschichte, so der Historiker Michael Mann von der Humboldt-Universität Berlin.

3. ZUSPIELUNG (Michael Mann)
Westpakistan ist quasi die Militärbastion britisch-Indiens gewesen, mit dem Punjab, wie das auch heute noch ist, der Punjab ist sehr stark also von Militärsiedlungen durchsetzt, wo auch viele Kasernenbauten waren, wo auch viel Militär stationiert war, das hatte damit zu tun, dass man im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts ja immer noch vom sogenannten "Great Game" sprach, also diesem großen Spiel, was um die Einfluss-Zone in Zentralasien ging. Also im Prinzip das Vorspiel dessen, was wir heute gerade erleben um Afghanistan, um Grenzregionen zu Usbekistan, die Auseinandersetzung mit dem damaligen kaiserlichen Russland.

ERZÄHLERIN
Um aus den beiden so unterschiedlichen Landesteilen einen Staat zu schweißen, wollte der Staatsgründer Mohammed Ali Jinnah• in West- wie in Ostpakistan dieselbe Sprache einführen: Urdu.

4. ZUSPIELUNG (Michael Mann)
Urdu ist ursprünglich eine städtische Sprache, die in ganz Nordindien gesprochen wurde und mit dem Hindi sehr stark verwandt ist, wird aber in persisch-arabischen Schriftzeichen geschrieben, so dass man historisch gesehen, im 19. und 20. Jahrhundert, so die Idee entwickelte, dass Urdu auch die Sprache der Muslime ist. Was im 19. Jahrhundert noch gar nicht der Fall war, aber eben im Zuge der Nationalisierung und der Frage der Unabhängigkeit dann zu einem Politikum wurde. Und das muss man sehen vor dem Hintergrund, dass nicht mal 2% der Bevölkerung in West- und Ostpakistan Urdu sprachen. Nicht mal in Westpakistan.

MUSIK 7

ERZÄHLERIN
In Westpakistan wurde eine Vielfalt anderer Sprachen gesprochen, in Bengalen dagegen einheitlich Bengali, die Sprache, die gerade erst ihre Renaissance erlebt hatte. Da stieß die Einführung von Urdu auf scharfe Gegenwehr. Außerdem hatte Ostpakistan den Großteil der Einwohner und erwirtschaftete das Geld. Das Sagen aber hatte Westpakistan, wo auch die Hauptstadt lag, Islamabad.

5. ZUSPIELUNG (Michael Mann)
Im bengalischen Bereich, also in Ostpakistan, hat das dazu geführt, dass man sich doch in einer Reihe von kolonialen Herrschaftsverhältnissen gesehen hat. Also zuerst mal seit 1565 durch die Moguln beherrscht, dann seit 1765 von den Briten und eben seit 1947 dann durch Pakistan. Das ist dann übrigens auch zu einer dieser Gründungserzählungen oder nationalen Narrativen geworden, dass man von drei Mächten kolonial beherrscht wurde und eben auch kolonial ausgebeutet wurde. Es ist wenig Geld von Westpakistan nach Ostpakistan geflossen, also auch die Infrastruktur wurde dort nicht aufgebaut, es wurde auch kein Militär dort stationiert, sondern es wurde tatsächlich als der Hinterhof betrachtet, der seine Agrargüter zur Verfügung zu stellen hatte.

MUSIK 8

ERZÄHLERIN:
Kein Militär – keine Mitsprache. Das Militär war nämlich entscheidend im neugegründeten Pakistan, erklärt der Historiker Michael Mann. 1970 gab es zum ersten Mal freie, allgemeine Wahlen. Klar gesiegt hat die Partei des bengalischen Politikers Mujibur Rahman•. Sie bekam fast alle Stimmen in Ostpakistan, und das bedeutete die Mehrheit im Parlament für ganz Pakistan. Doch der westpakistanische General Yahya Khan•, der in Islamabad die Macht hatte, zögerte die Regierungsübergabe hinaus. Unterdessen wurde Militär aus Westpakistan nach Ostpakistan geflogen. Die Lage spitzte sich zu, als ein tropischer Wirbelsturm Bengalen verwüstete.

6. ZUSPIELUNG (Michael Mann)
In Ostpakistan kommt noch dazu, dass wir dort eine große Naturkatastrophe hatten mit mehreren 100.000 Opfern, und auch hier kam zu wenig und zu spät Hilfe von Seiten Westpakistans, so dass man auch hier den Eindruck bekam, man ist eigentlich doch eher der koloniale Annex, so wie es unter den Briten war, und das hat insgesamt die Stimmung im Land - gerade nach dem Wahlbetrug dann auch - so aufgeheizt, dass schnell also auch der Ruf nach Unabhängigkeit dann klar wurde.

Musik 9

TC 12:17 – Die Mutter aller Benefizkonzerte

ERZÄHLERIN
Anfang März 1971 hätte die pakistanische Nationalversammlung in ihrer neuen Besetzung, also mit bengalischer Mehrheit, tagen sollen. Doch die Militärregierung ließ sie nicht zusammenkommen. Da rief Mujibur Rahman, der Parteichef der siegreichen Bengalen, zu Streik und zivilem Ungehorsam auf. Die Folge: Gewalt und Tod.

ERZÄHLERIN
Am 25. März 1971 richteten das Militär und Bürger, die zu ihm hielten, ein Massaker in Dhaka an, der Hauptstadt des damaligen Ostpakistan. Unter den Toten waren viele Studenten, Kinder, Leute wie Du und ich. Zivilisten eben. Die Berichte aus diesen Tagen sind unerträglich grauenvoll. Der Wahlsieger Mujibur Rahman wurde verhaftet und nach Westpakistan ausgeflogen. Die meisten führenden Mitglieder seiner Partei flohen. Sie richteten in Kalkutta im indischen Teil Bengalens eine Exilregierung ein. Dort erklärten sie Ost-Pakistan für unabhängig von West-Pakistan und gaben dem neuen Staat den Namen „Bangladesch“.

MUSIK 10

ERZÄHLERIN
In den folgenden Monaten führte die Regierung West-Pakistans Krieg gegen den abtrünnigen Landesteil. Dabei wurde sie von einem Teil der bengalischen Bevölkerung unterstützt, was bis heute tiefe Gräben in der Gesellschaft hinterlassen hat.

7. ZUSPIELUNG (Michael Mann)
Wozu es tatsächlich kam, war es, dass man Terror ins Land brachte. Und dazu wurden gezielt eben die Truppen ausgeschickt, Massaker unter der Bevölkerung anzurichten. Und das geschah, dass manchmal ganze Dörfer massakriert wurden, dass Frauen vergewaltigt wurden, dass sie zum Teil bei lebendigem Leib verbrannt wurden.

MUSIK 11 (singt) „My friend came to me /with sadness in his eyes /he told me that he wanted help...“

Darauf OVERVOICE-SPRECHER
Mein Freund kam zu mir mit Traurigkeit in den Augen. Er sagte mir, er wolle Hilfe, bevor sein Land stürbe. Obwohl ich den Schmerz nicht fühlte, wusste ich, dass ich es versuchen musste. Jetzt bitte ich Euch alle, helft uns einige Leben zu retten!

MUSIK 11 kurz hoch: ...now I am asking all of you /to help us save some lives...

ERZÄHLERIN
Das Konzert, das der Ex-Beatle George Harrison im August 1971 in New York organisierte, gilt als das erste Allstar-Benefiz-Konzert überhaupt. Harrison sang auch selbst.

MUSIK 11: George Harrison (singt) „Bangladesh, Bangladesh /where so many people are dying fast /and it sure looks like a mess...

ERZÄHLERIN
Im Ergebnis spendete Harrison zunächst ein paar Hunderttausend Dollar aus dem Verkauf der Eintrittskarten an das Kinderhilfswerk UNICEF für Bangladesh.

Musik: George Harrison (singt) „We’ve got to relieve Bangladesh /relieve the people of Bangladesh...“

OVERVOICE-SPRECHER
Wir müssen es den Menschen von Bangladesch leichter machen!

ERZÄHLERIN
Vor allem aber machte das Konzert mit einem Schlag das Wort „Bangladesch“ in der westlichen Welt bekannt.
Doch die hielt sich politisch zurück. Deutschland betrachtete den Konflikt als innere Angelegenheit Pakistans. Es beschränkte sich darauf, Hilfsgelder für Flüchtlinge zu geben. Die USA sympathisierten mit Pakistan. Unterstützung erhielten die neu entstandenen Guerillagruppen, die für ein unabhängiges Bangladesch kämpften, vom Nachbarstaat Indien. Zum einen aus geostrategischem Kalkül, so der Südasien-Historiker Michael Mann. Mit einem unabhängigen Bangladesch würde es bei künftigen militärischen Auseinandersetzungen mit Pakistan keinen zwei-Fronten-Krieg geben. Außerdem wollte die Regierung von Indira Gandhi den Zustrom von Flüchtlingen stoppen. Viele von ihnen waren ins indische Kalkutta gekommen.

8. ZUSPIELUNG (Michael Mann)
Die Konsequenzen aus dem Bangladesch-Krieg, die haben wirklich nochmal dafür gesorgt, dass Kalkutta eben nicht mehr die Stadt der Intellektuellen, der Literaten war, sondern Kalkutta hat dann erst den Ruf bekommen, eine Stadt des Elends zu sein. Wo z.B. so ne Figur wie Mutter Teresa überhaupt erst aktiv werden konnte. Die wiederum zu dem Bild von Kalkutta als einer Stadt des Elends und der Krankheit beigetragen hat.

TC 16:28 – Das Politikum des zweiwöchigen Krieg

ERZÄHLERIN
Im Winter 1971 war die Lage Bangladeschs immer noch aussichtslos. Da griff die indische Armee offen in den Konflikt ein. Am 3. Dezember marschierte sie in Ost- und Westpakistan ein. Am 14. Dezember kamen Berichte aus Bangladeschs Hauptstadt Dhaka von gezielten Massakern der pakistanischen Armee und ihrer Kollaborateure an gut ausgebildeten Bangladeschern. Das sollte es offenbar schwerer machen, den neuen Staat aufzubauen. Am 16. Dezember kapitulierte die pakistanische Armee. Damit konnte das unabhängige Bangladesch Wirklichkeit werden. Mujibur Rahman wurde aus dem Gefängnis entlassen und bekam in Dhaka den Empfang eines Helden. Er wurde zum ersten Premierminister des neuen Staates.

MUSIK 12

ERZÄHLERIN
Pakistan ist seither nur noch das ehemalige West-Pakistan, das Land zwischen Indien im Osten und Afghanistan und dem Iran im Westen. So heftig die Gewalt gegenüber dem abtrünnigen Landesteil 1971 war, so wenig sei der Krieg von damals heute Thema, sagt der Südasien-Historiker Michael Mann.

9. ZUSPIELUNG (Michael Mann)
In Westpakistan spielt das gar keine Rolle mehr, da ist es völlig ausgeblendet worden, also da - ist noch nicht mal der Verlust eines Landesteiles wird da irgendwie in der Geschichte thematisiert,

ERZÄHLERIN
Auch in Bangladesch sei der Krieg lange kaum Thema gewesen. Im neuen Jahrtausend dann wurde dort für ihn der Begriff „Genozid“ gebräuchlich. Der war ursprünglich für die industrielle Vernichtung von Jüdinnen und Juden im Holocaust verwendet worden. Er findet aber zunehmend auch anderswo Verwendung, und nun auch in Bangladesch.

10. ZUSPIELUNG (Michael Mann)
Ein Diskurs im Sinne von einer Diskussion oder einer Auseinandersetzung gibt es gar nicht. Es gibt eigentlich eher das Konstatieren von "es ist ein Genozid", und der Genozid ist von pakistanischen Militär gegenüber der bengalischen Bevölkerung in Ostpakistan, in Bangladesch, durchgeführt worden. /// Das ist die Selbstvergewisserung, und das ist quasi ein Teil des Gründungsmythos, der für sich selbst in Anspruch genommen wird, // um die schiere Unfassbarkeit eben dieser reihenweisen Massaker auf einen Nenner zu bringen

MUSIK 13

ERZÄHLERIN
Vier Jahrzehnte nach dem Krieg wurden zwei Gerichte gebildet, um die Verbrecher zu bestrafen. Doch eines stellte nach drei Jahren die Arbeit ein, und rasch wurden Vorwürfe laut, es mangele an Unabhängigkeit und Standards. Der Krieg ist zu einem Politikum geworden.

11. ZUSPIELUNG (Michael Mann)
Was zur 50jährigen Wiederkehr des Befreiungskrieges passiert ist, ist eine quasi-Monumentalisierung. Also man hat ein völlig überdimensioniertes, nach unserem Verständnis überdimensioniertes Museum zur Erinnerung an den Befreiungskrieg gebaut, wo also Hubschrauber und andere Gerätschaften, Großgeräte ausgestellt werden, mit einer sehr schönen modernen Architektur auch, man hat andere Denkmäler gebaut, die auch diesen Befreiungskrieg in monumentaler Art und Weise erinnern, es führt aber auch dazu, dass Kritik an Mujibur Rahman nicht geäußert werden darf, das ist politisch völlig unopportun und kann also auch zu Schwierigkeiten führen

MUSIK 14

ERZÄHLERIN
Das Museum zur Erinnerung an den Befreiungskrieg in Dhaka gibt die Zahl der Toten in den Auseinandersetzungen von West- mit Ostpakistan und im Krieg von Pakistan und Indien mit rund drei Millionen an. 10 Millionen Menschen, vor allem Hindus, seien nach Indien geflüchtet, 45 Millionen innerhalb Bangladeschs vertrieben worden. Fast 280.000 Frauen und Mädchen wurden demnach vergewaltigt. Doch im einzelnen verzeichnen konnte die Opfer niemand, und es gebe unterschiedliche Zahlen, sagt Michael Mann von der Humboldt-Universität zu Berlin.

12. ZUSPIELUNG (Michael Mann)
Die Forschung zu diesem Unabhängigkeitskrieg und vor allem auch welche Rolle Mujibur Rahman vorher, hinterher gespielt hat, ist für Bangladeschis sehr schwierig. Das habe ich also auch selber an der Universität erfahren, als eine Doktorandin mir im Prinzip mitteilen musste, dass das, was sie eigentlich als Thema vorhat, nämlich sich mit dem Unabhängigkeitskrieg zu beschäftigen, nicht in dieser Form umsetzen kann und dass auch ihre Eltern ihr abgeraten hätten, Interviews durchzuführen dann auf dem Land.

ERZÄHLERIN
Es würde bedeuten, dass viele Frauen und Männer, die diese Massaker überlebt haben, sich der schmerzlichen Erinnerung an verdrängtes Leid stellen müssten – und die Täter verheimlichter Schuld.

13. ZUSPIELUNG (Michael Mann)
Was man weiß ist, wie die militärischen Aktionen abgelaufen sind, wann wo welche Flugzeuge eingeflogen wurden, also da gibt es auch nicht viel Weiteres zu erforschen. Das eigentliche - das soziale Elend, das familiäre Elend, das menschliche Elend, das ist bei weitem noch nicht in dem Maße erforscht, wie es sein sollte.

MUSIK 11

ERZÄHLERIN
Für den Musiker George Harrison ist in Dhaka ein Denkmal aufgestellt worden. Ein Jahrzehnt nach dem Konzert für Bangladesch hatte er weitere 10 Millionen Dollar aus dessen Erlösen an das Kinderhilfswerk UNICEF gespendet. So lange hatte es gedauert, bis Rechtsstreitigkeiten um das Konzertalbum beigelegt waren. Das Geld wurde Grundstock für eine Stiftung, die bis heute Kinder in Bangladesch unterstützt. In dem Staat, der nach dem Krieg 1971 in Südasien entstanden ist, sind Millionen von ihnen auch jetzt in Not.
Musik 15

TC 22:28 - Outro

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294 Episoden

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Es sprachen: Xenia Tiling, Carsten Fabian
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George Harrisons Konzert und Album "The Concert for Bangladesh" ist quasi die Mutter aller Charity- und Benefizkonzerte. Am 1. August 1971 spielte das ehemalige Mitglied der Beatles zwei Konzerte im ausverkauften Madison Square Garden in New York. Fast 250.000 US-Dollar Spendengelder kamen an diesem Tag zusammen um dem von Krieg, Vertreibung, Völkermord und Naturkatastrophen gebeutelten Bangladesh zu helfen. Aber das war erst der Anfang. JETZT ANHÖREN

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In der Nähe von Coxs Bazar im Süden von Bangladesh liegt das wohl größte Flüchtlingslager der Welt. Etwa eine Million Rohingya lebt hier, etwa die Hälfte davon Kinder. Verfolgt von der Militärjunta flüchtete die muslimische Minderheit aus ihrer Heimat Myanmar. Doch auch in Bangladesch haben sie keine Zukunft. Zum Podcast geht es HIER.
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TC 01:44 – Das Bengalen Land
TC 06:38 – Die Rolle von Pakistans Teilung in Ost und West
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TC 16:28 – Das Politikum des zweiwöchigen Krieg
TC 22:28 - Outro
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TC 00:15 - Intro

ATMO/MUSIK 1

ERZÄHLERIN
New York, Sommer 1971. Ex-Beatle George Harrison tritt auf die Bühne des Madison Square Garden.

ATMO (Beifall /George Harrison)
„Thank you, thank you“.
Darauf weiter:

ERZÄHLERIN
40.000 Menschen sind zu den zwei Konzerten des Tages gekommen. Es ist Harrisons erster großer Auftritt nach der Trennung der Beatles, und manch ein Fan hofft, dass die Kultband vielleicht doch wieder zusammenfindet. Außerdem stehen an diesem Tag Topstars auf dem Programm, von Eric Clapton bis Bob Dylan. Aber zuerst macht Harrison die Bühne frei für eine Gruppe von Indern mit traditionellen Trommeln und Langhalslauten.

ATMO /Musik 1 (George Harrison: „So let me introduce on Sitar Ravi Shankar“ Jubel)

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Der Sitar-Spieler Ravi Shankar sagt, an diesem historischen Tag hätten sie nicht nur ein Musikprogramm. Sie hätten auch eine Botschaft.

ATMO/ MUSIK 1 (Ravi Shankar: „And this is to just make you aware of a very serious situation that is happening....)

Darauf Overvoice-Sprecher: Und zwar sollt Ihr auf etwas sehr Schlimmes aufmerksam gemacht werden, das gerade passiert. Wir versuchen nicht, Politik zu machen. Wir sind Künstler. Aber wir möchten, dass Ihr durch unsere Musik die Qualen, den Schmerz und die vielen traurigen Geschehnisse in Bangladesch mitfühlt. Und mit den Flüchtlingen, die nach Indien gekommen sind.

(... the pain and lots of sad happenings in Bangladesh. And also the refugees who have come to India.“ Beifall)

Musik

TC 01:44 – Das Bengalen Land

ERZÄHLERIN
Bangladesch: das war damals neu – als Wort und auch als Staat. Der war zum Zeitpunkt des Konzertes gerade erst im Entstehen. Die heftigen Auseinandersetzungen darum führten zum dritten pakistanisch-indischen Krieg. Er dauerte nur knapp zwei Wochen – vom dritten bis zum 16. Dezember 1971. Damit ist er als einer der kürzesten Kriege in die Weltgeschichte eingegangen. Aber trotzdem haben er und vorangegangene innerpakistanische Auseinandersetzungen gewaltiges Leid verursacht. Die Rede ist von bis zu drei Millionen Toten und über 50 Millionen Flüchtlingen. Und das hatte eine lange Vorgeschichte.

MUSIK 2 überblendet in ATMO (Wasser-fließt in der Ebene)

ERZÄHLERIN
Es geht um Bengalen. Bangladesch heißt wörtlich „Bengalen-Land“. Gemeint ist ein Gebiet der Superlative. Hier kommt das Wasser vom höchsten Gebirge der Welt zusammen. Ganges, Brahmaputra und Meghna bilden das größte Flussdelta auf dem Globus. Es ist Schwemmland, eine der fruchtbarsten Gegenden der Welt. Für die Bauern ist bis zu dreimal im Jahr Ernte, so der Südasien-Historiker Michael Mann von der Berliner Humboldt-Universtität.

1. ZUSPIELUNG (Michael Mann)
Der Reisanbau wird dort seit Jahrtausenden kultiviert, Vermutungen gehen auch dahin, dass Reis unter anderem in Bengalen zunächst mal durch Menschen kultiviert worden ist, das heißt dass wir tatsächlich auch mit eine der ältesten Regionen in der Welt haben, die besiedelt wurde,

MUSIK 3

ERZÄHLERIN
Das heutige Bangladesch ist der am dichtesten besiedelte Flächenstaat der Welt. Vor tausend Jahren regierten Buddhisten das Land. Vor 800 kam es unter muslimische Herrschaft. Im 18. Jahrhundert siedelten sich Briten an. Sie kamen als Händler und schwangen sich zu Herrschern auf. 1876 krönten sie die Queen of England zur Kaiserin von Indien. Der Regierungssitz von Britisch-Indien lag in Bengalen: Kalkutta. Eine Stadt von imperialer Größe, voller Paläste und Kultur. Die war eine Gemeinschaftsleistung von Menschen unterschiedlichen Glaubens. Das zeigt das Beispiel des Sitar-Spielers Ravi Shankar.

ATMO / MUSIK 4

ERZÄHLERIN
Seine Familie stammte aus Bengalen. Sie war Hindu. Ravi Shankars Lehrer indes war Muslim. Und er war nicht bloß sein Lehrer. Ravi Shankar lebte auch jahrelang in seinem Haushalt mit. Er heiratete dessen Tochter und trat oft gemeinsam mit dessen Sohn auf, unter anderem beim „Konzert für Bangladesch“ in New York.

MUSIK 5

ERZÄHLERIN
Gerade die Gebildeten und die Reichen in Bengalen begannen Ende des 19. Jahrhunderts laut darüber nachzudenken, wie es wäre, Indien zu regieren. Selbst. Ohne Briten. In der aufkeimenden Unabhängigkeitsbewegung spielten Bengalen starke Rollen. Da teilten die britischen Herrscher 1905 Bengalen auf: in einen mehrheitlich muslimischen Ostteil und einen hauptsächlich hinduistischen Westteil. Nach scharfem Protest hoben sie die Teilung wieder auf. 1911 wurde ihnen Bengalen endgültig zu mächtig. Sie verlegten ihren Regierungssitz von Kalkutta nach Delhi.

ERZÄHLERIN
Doch die Unabhängigkeitsbewegung ging weiter – mit Erfolg. 1947 gab der letzte britische Vizekönig von Indien die Gesetzgebungsmacht auf dem Subkontinent ab. In derselben Augustnacht entstanden in der Nachfolge Indien und Pakistan. Indien gab sich eine säkulare Verfassung. Pakistan nannte sich später als erster Staat der Welt „islamische Republik“. Gandhi, der Mahatma und Anführer der Unabhängigkeitsbewegung, hatte sich beinahe zu Tode gehungert, um eine solche Teilung zu verhindern. Am Ende der Kolonialzeit aber waren die Religionen so politisiert, dass die Teilung unabwendbar war. In der Folge machten sich rund 12 Millionen Menschen auf den Weg, so der Südasienhistoriker Michael Mann: Muslime von Indien nach Pakistan und Hindus von Pakistan nach Indien.

2. ZUSPIELUNG (Michael Mann)
Also ein tatsächlicher Austausch der Bevölkerung, wobei schätzungsweise 1 Mio Menschen umgekommen sind

ERZÄHLERIN
Bis heute wirken die Traumata von damals nach. Sie belasten das Verhältnis von Indien und Pakistan, ebenso wie die Frage, zu wem Kaschmir gehört. Das ehemalige Königreich, fast so groß wie die alte Bundesrepublik, wird von Indien beansprucht und von Pakistan ebenfalls, zum Teil auch von China. Mehrfach gab es Kriege um Kaschmir, und die Spannungen halten an.

Musik

TC 06:38 – Die Rolle von Pakistans Teilung in Ost und West

ERZÄHLERIN
Der indisch-pakistanische Krieg von 1971 allerdings drehte sich nicht um Kaschmir. Er begann als Konflikt innerhalb Pakistans. Das bestand seit seiner Gründung 1947 aus zwei getrennten Landesteilen, die weit über 1000 Kilometer voneinander entfernt waren: Westpakistan längs des Flusses Indus, angrenzend an Afghanistan und den Iran; und Ostpakistan im Ganges-Brahmaputradelta mit einer Grenze zum heutigen Myanmar. Bengalen war damit wiederum geteilt, denn Westbengalen, also das westliche Gangesdelta, gehört zu Indien. Wer von West-Pakistan nach Ost-Pakistan reisen wollte, brauchte auf dem Landweg tagelang und musste durch das verfeindete Indien. Westpakistan war vielerorts gebirgig und trocken, Ostpakistan dagegen flach, üppig grün, und Wasser ist das prägende Element. Westpakistan hatte mehr Fläche, Ostpakistan mehr Einwohner. Zwar waren beide Landesteile muslimisch, aber mit anderen Ritualen, anderen Heiligen, anderen Traditionen. Ost- und Westpakistan hatten unterschiedliche Sprachen und Kulturen und eine sehr andere Geschichte, so der Historiker Michael Mann von der Humboldt-Universität Berlin.

3. ZUSPIELUNG (Michael Mann)
Westpakistan ist quasi die Militärbastion britisch-Indiens gewesen, mit dem Punjab, wie das auch heute noch ist, der Punjab ist sehr stark also von Militärsiedlungen durchsetzt, wo auch viele Kasernenbauten waren, wo auch viel Militär stationiert war, das hatte damit zu tun, dass man im 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts ja immer noch vom sogenannten "Great Game" sprach, also diesem großen Spiel, was um die Einfluss-Zone in Zentralasien ging. Also im Prinzip das Vorspiel dessen, was wir heute gerade erleben um Afghanistan, um Grenzregionen zu Usbekistan, die Auseinandersetzung mit dem damaligen kaiserlichen Russland.

ERZÄHLERIN
Um aus den beiden so unterschiedlichen Landesteilen einen Staat zu schweißen, wollte der Staatsgründer Mohammed Ali Jinnah• in West- wie in Ostpakistan dieselbe Sprache einführen: Urdu.

4. ZUSPIELUNG (Michael Mann)
Urdu ist ursprünglich eine städtische Sprache, die in ganz Nordindien gesprochen wurde und mit dem Hindi sehr stark verwandt ist, wird aber in persisch-arabischen Schriftzeichen geschrieben, so dass man historisch gesehen, im 19. und 20. Jahrhundert, so die Idee entwickelte, dass Urdu auch die Sprache der Muslime ist. Was im 19. Jahrhundert noch gar nicht der Fall war, aber eben im Zuge der Nationalisierung und der Frage der Unabhängigkeit dann zu einem Politikum wurde. Und das muss man sehen vor dem Hintergrund, dass nicht mal 2% der Bevölkerung in West- und Ostpakistan Urdu sprachen. Nicht mal in Westpakistan.

MUSIK 7

ERZÄHLERIN
In Westpakistan wurde eine Vielfalt anderer Sprachen gesprochen, in Bengalen dagegen einheitlich Bengali, die Sprache, die gerade erst ihre Renaissance erlebt hatte. Da stieß die Einführung von Urdu auf scharfe Gegenwehr. Außerdem hatte Ostpakistan den Großteil der Einwohner und erwirtschaftete das Geld. Das Sagen aber hatte Westpakistan, wo auch die Hauptstadt lag, Islamabad.

5. ZUSPIELUNG (Michael Mann)
Im bengalischen Bereich, also in Ostpakistan, hat das dazu geführt, dass man sich doch in einer Reihe von kolonialen Herrschaftsverhältnissen gesehen hat. Also zuerst mal seit 1565 durch die Moguln beherrscht, dann seit 1765 von den Briten und eben seit 1947 dann durch Pakistan. Das ist dann übrigens auch zu einer dieser Gründungserzählungen oder nationalen Narrativen geworden, dass man von drei Mächten kolonial beherrscht wurde und eben auch kolonial ausgebeutet wurde. Es ist wenig Geld von Westpakistan nach Ostpakistan geflossen, also auch die Infrastruktur wurde dort nicht aufgebaut, es wurde auch kein Militär dort stationiert, sondern es wurde tatsächlich als der Hinterhof betrachtet, der seine Agrargüter zur Verfügung zu stellen hatte.

MUSIK 8

ERZÄHLERIN:
Kein Militär – keine Mitsprache. Das Militär war nämlich entscheidend im neugegründeten Pakistan, erklärt der Historiker Michael Mann. 1970 gab es zum ersten Mal freie, allgemeine Wahlen. Klar gesiegt hat die Partei des bengalischen Politikers Mujibur Rahman•. Sie bekam fast alle Stimmen in Ostpakistan, und das bedeutete die Mehrheit im Parlament für ganz Pakistan. Doch der westpakistanische General Yahya Khan•, der in Islamabad die Macht hatte, zögerte die Regierungsübergabe hinaus. Unterdessen wurde Militär aus Westpakistan nach Ostpakistan geflogen. Die Lage spitzte sich zu, als ein tropischer Wirbelsturm Bengalen verwüstete.

6. ZUSPIELUNG (Michael Mann)
In Ostpakistan kommt noch dazu, dass wir dort eine große Naturkatastrophe hatten mit mehreren 100.000 Opfern, und auch hier kam zu wenig und zu spät Hilfe von Seiten Westpakistans, so dass man auch hier den Eindruck bekam, man ist eigentlich doch eher der koloniale Annex, so wie es unter den Briten war, und das hat insgesamt die Stimmung im Land - gerade nach dem Wahlbetrug dann auch - so aufgeheizt, dass schnell also auch der Ruf nach Unabhängigkeit dann klar wurde.

Musik 9

TC 12:17 – Die Mutter aller Benefizkonzerte

ERZÄHLERIN
Anfang März 1971 hätte die pakistanische Nationalversammlung in ihrer neuen Besetzung, also mit bengalischer Mehrheit, tagen sollen. Doch die Militärregierung ließ sie nicht zusammenkommen. Da rief Mujibur Rahman, der Parteichef der siegreichen Bengalen, zu Streik und zivilem Ungehorsam auf. Die Folge: Gewalt und Tod.

ERZÄHLERIN
Am 25. März 1971 richteten das Militär und Bürger, die zu ihm hielten, ein Massaker in Dhaka an, der Hauptstadt des damaligen Ostpakistan. Unter den Toten waren viele Studenten, Kinder, Leute wie Du und ich. Zivilisten eben. Die Berichte aus diesen Tagen sind unerträglich grauenvoll. Der Wahlsieger Mujibur Rahman wurde verhaftet und nach Westpakistan ausgeflogen. Die meisten führenden Mitglieder seiner Partei flohen. Sie richteten in Kalkutta im indischen Teil Bengalens eine Exilregierung ein. Dort erklärten sie Ost-Pakistan für unabhängig von West-Pakistan und gaben dem neuen Staat den Namen „Bangladesch“.

MUSIK 10

ERZÄHLERIN
In den folgenden Monaten führte die Regierung West-Pakistans Krieg gegen den abtrünnigen Landesteil. Dabei wurde sie von einem Teil der bengalischen Bevölkerung unterstützt, was bis heute tiefe Gräben in der Gesellschaft hinterlassen hat.

7. ZUSPIELUNG (Michael Mann)
Wozu es tatsächlich kam, war es, dass man Terror ins Land brachte. Und dazu wurden gezielt eben die Truppen ausgeschickt, Massaker unter der Bevölkerung anzurichten. Und das geschah, dass manchmal ganze Dörfer massakriert wurden, dass Frauen vergewaltigt wurden, dass sie zum Teil bei lebendigem Leib verbrannt wurden.

MUSIK 11 (singt) „My friend came to me /with sadness in his eyes /he told me that he wanted help...“

Darauf OVERVOICE-SPRECHER
Mein Freund kam zu mir mit Traurigkeit in den Augen. Er sagte mir, er wolle Hilfe, bevor sein Land stürbe. Obwohl ich den Schmerz nicht fühlte, wusste ich, dass ich es versuchen musste. Jetzt bitte ich Euch alle, helft uns einige Leben zu retten!

MUSIK 11 kurz hoch: ...now I am asking all of you /to help us save some lives...

ERZÄHLERIN
Das Konzert, das der Ex-Beatle George Harrison im August 1971 in New York organisierte, gilt als das erste Allstar-Benefiz-Konzert überhaupt. Harrison sang auch selbst.

MUSIK 11: George Harrison (singt) „Bangladesh, Bangladesh /where so many people are dying fast /and it sure looks like a mess...

ERZÄHLERIN
Im Ergebnis spendete Harrison zunächst ein paar Hunderttausend Dollar aus dem Verkauf der Eintrittskarten an das Kinderhilfswerk UNICEF für Bangladesh.

Musik: George Harrison (singt) „We’ve got to relieve Bangladesh /relieve the people of Bangladesh...“

OVERVOICE-SPRECHER
Wir müssen es den Menschen von Bangladesch leichter machen!

ERZÄHLERIN
Vor allem aber machte das Konzert mit einem Schlag das Wort „Bangladesch“ in der westlichen Welt bekannt.
Doch die hielt sich politisch zurück. Deutschland betrachtete den Konflikt als innere Angelegenheit Pakistans. Es beschränkte sich darauf, Hilfsgelder für Flüchtlinge zu geben. Die USA sympathisierten mit Pakistan. Unterstützung erhielten die neu entstandenen Guerillagruppen, die für ein unabhängiges Bangladesch kämpften, vom Nachbarstaat Indien. Zum einen aus geostrategischem Kalkül, so der Südasien-Historiker Michael Mann. Mit einem unabhängigen Bangladesch würde es bei künftigen militärischen Auseinandersetzungen mit Pakistan keinen zwei-Fronten-Krieg geben. Außerdem wollte die Regierung von Indira Gandhi den Zustrom von Flüchtlingen stoppen. Viele von ihnen waren ins indische Kalkutta gekommen.

8. ZUSPIELUNG (Michael Mann)
Die Konsequenzen aus dem Bangladesch-Krieg, die haben wirklich nochmal dafür gesorgt, dass Kalkutta eben nicht mehr die Stadt der Intellektuellen, der Literaten war, sondern Kalkutta hat dann erst den Ruf bekommen, eine Stadt des Elends zu sein. Wo z.B. so ne Figur wie Mutter Teresa überhaupt erst aktiv werden konnte. Die wiederum zu dem Bild von Kalkutta als einer Stadt des Elends und der Krankheit beigetragen hat.

TC 16:28 – Das Politikum des zweiwöchigen Krieg

ERZÄHLERIN
Im Winter 1971 war die Lage Bangladeschs immer noch aussichtslos. Da griff die indische Armee offen in den Konflikt ein. Am 3. Dezember marschierte sie in Ost- und Westpakistan ein. Am 14. Dezember kamen Berichte aus Bangladeschs Hauptstadt Dhaka von gezielten Massakern der pakistanischen Armee und ihrer Kollaborateure an gut ausgebildeten Bangladeschern. Das sollte es offenbar schwerer machen, den neuen Staat aufzubauen. Am 16. Dezember kapitulierte die pakistanische Armee. Damit konnte das unabhängige Bangladesch Wirklichkeit werden. Mujibur Rahman wurde aus dem Gefängnis entlassen und bekam in Dhaka den Empfang eines Helden. Er wurde zum ersten Premierminister des neuen Staates.

MUSIK 12

ERZÄHLERIN
Pakistan ist seither nur noch das ehemalige West-Pakistan, das Land zwischen Indien im Osten und Afghanistan und dem Iran im Westen. So heftig die Gewalt gegenüber dem abtrünnigen Landesteil 1971 war, so wenig sei der Krieg von damals heute Thema, sagt der Südasien-Historiker Michael Mann.

9. ZUSPIELUNG (Michael Mann)
In Westpakistan spielt das gar keine Rolle mehr, da ist es völlig ausgeblendet worden, also da - ist noch nicht mal der Verlust eines Landesteiles wird da irgendwie in der Geschichte thematisiert,

ERZÄHLERIN
Auch in Bangladesch sei der Krieg lange kaum Thema gewesen. Im neuen Jahrtausend dann wurde dort für ihn der Begriff „Genozid“ gebräuchlich. Der war ursprünglich für die industrielle Vernichtung von Jüdinnen und Juden im Holocaust verwendet worden. Er findet aber zunehmend auch anderswo Verwendung, und nun auch in Bangladesch.

10. ZUSPIELUNG (Michael Mann)
Ein Diskurs im Sinne von einer Diskussion oder einer Auseinandersetzung gibt es gar nicht. Es gibt eigentlich eher das Konstatieren von "es ist ein Genozid", und der Genozid ist von pakistanischen Militär gegenüber der bengalischen Bevölkerung in Ostpakistan, in Bangladesch, durchgeführt worden. /// Das ist die Selbstvergewisserung, und das ist quasi ein Teil des Gründungsmythos, der für sich selbst in Anspruch genommen wird, // um die schiere Unfassbarkeit eben dieser reihenweisen Massaker auf einen Nenner zu bringen

MUSIK 13

ERZÄHLERIN
Vier Jahrzehnte nach dem Krieg wurden zwei Gerichte gebildet, um die Verbrecher zu bestrafen. Doch eines stellte nach drei Jahren die Arbeit ein, und rasch wurden Vorwürfe laut, es mangele an Unabhängigkeit und Standards. Der Krieg ist zu einem Politikum geworden.

11. ZUSPIELUNG (Michael Mann)
Was zur 50jährigen Wiederkehr des Befreiungskrieges passiert ist, ist eine quasi-Monumentalisierung. Also man hat ein völlig überdimensioniertes, nach unserem Verständnis überdimensioniertes Museum zur Erinnerung an den Befreiungskrieg gebaut, wo also Hubschrauber und andere Gerätschaften, Großgeräte ausgestellt werden, mit einer sehr schönen modernen Architektur auch, man hat andere Denkmäler gebaut, die auch diesen Befreiungskrieg in monumentaler Art und Weise erinnern, es führt aber auch dazu, dass Kritik an Mujibur Rahman nicht geäußert werden darf, das ist politisch völlig unopportun und kann also auch zu Schwierigkeiten führen

MUSIK 14

ERZÄHLERIN
Das Museum zur Erinnerung an den Befreiungskrieg in Dhaka gibt die Zahl der Toten in den Auseinandersetzungen von West- mit Ostpakistan und im Krieg von Pakistan und Indien mit rund drei Millionen an. 10 Millionen Menschen, vor allem Hindus, seien nach Indien geflüchtet, 45 Millionen innerhalb Bangladeschs vertrieben worden. Fast 280.000 Frauen und Mädchen wurden demnach vergewaltigt. Doch im einzelnen verzeichnen konnte die Opfer niemand, und es gebe unterschiedliche Zahlen, sagt Michael Mann von der Humboldt-Universität zu Berlin.

12. ZUSPIELUNG (Michael Mann)
Die Forschung zu diesem Unabhängigkeitskrieg und vor allem auch welche Rolle Mujibur Rahman vorher, hinterher gespielt hat, ist für Bangladeschis sehr schwierig. Das habe ich also auch selber an der Universität erfahren, als eine Doktorandin mir im Prinzip mitteilen musste, dass das, was sie eigentlich als Thema vorhat, nämlich sich mit dem Unabhängigkeitskrieg zu beschäftigen, nicht in dieser Form umsetzen kann und dass auch ihre Eltern ihr abgeraten hätten, Interviews durchzuführen dann auf dem Land.

ERZÄHLERIN
Es würde bedeuten, dass viele Frauen und Männer, die diese Massaker überlebt haben, sich der schmerzlichen Erinnerung an verdrängtes Leid stellen müssten – und die Täter verheimlichter Schuld.

13. ZUSPIELUNG (Michael Mann)
Was man weiß ist, wie die militärischen Aktionen abgelaufen sind, wann wo welche Flugzeuge eingeflogen wurden, also da gibt es auch nicht viel Weiteres zu erforschen. Das eigentliche - das soziale Elend, das familiäre Elend, das menschliche Elend, das ist bei weitem noch nicht in dem Maße erforscht, wie es sein sollte.

MUSIK 11

ERZÄHLERIN
Für den Musiker George Harrison ist in Dhaka ein Denkmal aufgestellt worden. Ein Jahrzehnt nach dem Konzert für Bangladesch hatte er weitere 10 Millionen Dollar aus dessen Erlösen an das Kinderhilfswerk UNICEF gespendet. So lange hatte es gedauert, bis Rechtsstreitigkeiten um das Konzertalbum beigelegt waren. Das Geld wurde Grundstock für eine Stiftung, die bis heute Kinder in Bangladesch unterstützt. In dem Staat, der nach dem Krieg 1971 in Südasien entstanden ist, sind Millionen von ihnen auch jetzt in Not.
Musik 15

TC 22:28 - Outro

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