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„Wagner Liaisons!“ von Matthias Kirschnereit

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Mit Richard Wagners frühen Sonatenversuchen hat er es nicht so, gesteht Pianist Matthias Kirschnereit im Beiheft. Und doch eröffnet er sein Album mit einer „Sonate für das Album von Frau M.W.“: Wagners erstes Werk nach dem „Lohengrin“ ist eine musikalische Hommage an Mathilde Wesendonck, seine „Muse“. Wagner selbst soll später behauptet haben, diese Sonate sei „seicht“ und „nichtssagend“. Matthias Kirschnereit spielt sie jedoch keineswegs seicht oder gar seifig. Er deutet dieses Werk lyrisch und innig.

Wagner Bewunderer und kritische Beziehungen

Kirschnereit paart Wagners Klavierkompositionen mit Werken von Menschen, die zu seinem Leben und Werk in besonderer Beziehung gestanden haben. Etwa Anton Bruckner, ein glühend-ergebener Wagner-Bewunderer. Auch problematische Beziehungen klammert Matthias Kirschnereit nicht aus. So hat Wagner in seinen späteren Jahren Felix Mendelssohn aufs Übelste diffamiert. Hier nun wird eines von Mendelssohns „Liedern ohne Worte“ umrahmt von zwei Wagner-Stücken. Kirschnereit spielt das sehr transparent und mit gut erkennbarem Fokus auf der gesanglich geformten Melodie. Kein Pedalnebel trübt diese Musik, die dadurch all ihre Frische entfaltet.

Erfreulich uneitles Klavierspiel

Zu den kleinen Binnen-Geschichten, die dieses Album erzählt, gehört auch das Paris-Kapitel in Wagners Leben. Sein „Tannhäuser“ wurde 1861 zum Skandal. Aus dem selben Jahr stammt sein Klavier-Stück „Ankunft bei den schwarzen Schwänen“. Kirschnereit paart dieses Stück mit einer Nocturne von Georges Bizet, der später von Friedrich Nietzsche zu Wagners Gegenspieler stilisiert worden ist. Aus einem düster verschatteten Vorspiel schält Matthias Kirschnereit mit Bedacht und Übersicht die Melodie heraus. Auch hier: ein erfreulich uneitles Klavierspiel, das sich auf Verläufe und Farben konzentriert.

Joseph Rubinstein trotzt Wagners Antisemitismus

Wenig überraschend taucht im zweiten Teil des Albums dann auch der bereits erwähnte Friedrich Nietzsche auf, der selbst Lieder und kleinere Klavierwerke komponiert hat. Das längste Werk auf diesem Album sind die „Musikalischen Bilder aus ‚Der Ring des Nibelungen‘“, eingerichtet von Joseph Rubinstein. Auch Rubinstein war jüdischer Herkunft und steht stellvertretend für viele Musiker, die in der Lage waren, Wagners Antisemitismus von der Bedeutung seiner Musik zu trennen.

Ideenreiche und auch kritische Wagner-Expedition

Am Schluss stehen wir „Am Grabe Richard Wagners“ – so hat Wagners Schwiegersohn Franz Liszt eines seiner späten Klavierstücke übertitelt. Damit endet ein programmatisch spannendes, beziehungsreiches Album, das zum Glück keine komprimierte Weihestunde geworden ist, die Richard Wagner ergeben huldigt. Es ist vielmehr eine ideenreiche und auch kritische Wagner-Expedition. Musikalisch dringt Matthias Kirschnereit mit verfeinerten Mitteln in viele Grenzbereiche vor, er meidet alles Grelle und Plakative und erweist sich so als umsichtiger Beleuchter der jeweiligen Szenerien.
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Wagner Bewunderer und kritische Beziehungen

Kirschnereit paart Wagners Klavierkompositionen mit Werken von Menschen, die zu seinem Leben und Werk in besonderer Beziehung gestanden haben. Etwa Anton Bruckner, ein glühend-ergebener Wagner-Bewunderer. Auch problematische Beziehungen klammert Matthias Kirschnereit nicht aus. So hat Wagner in seinen späteren Jahren Felix Mendelssohn aufs Übelste diffamiert. Hier nun wird eines von Mendelssohns „Liedern ohne Worte“ umrahmt von zwei Wagner-Stücken. Kirschnereit spielt das sehr transparent und mit gut erkennbarem Fokus auf der gesanglich geformten Melodie. Kein Pedalnebel trübt diese Musik, die dadurch all ihre Frische entfaltet.

Erfreulich uneitles Klavierspiel

Zu den kleinen Binnen-Geschichten, die dieses Album erzählt, gehört auch das Paris-Kapitel in Wagners Leben. Sein „Tannhäuser“ wurde 1861 zum Skandal. Aus dem selben Jahr stammt sein Klavier-Stück „Ankunft bei den schwarzen Schwänen“. Kirschnereit paart dieses Stück mit einer Nocturne von Georges Bizet, der später von Friedrich Nietzsche zu Wagners Gegenspieler stilisiert worden ist. Aus einem düster verschatteten Vorspiel schält Matthias Kirschnereit mit Bedacht und Übersicht die Melodie heraus. Auch hier: ein erfreulich uneitles Klavierspiel, das sich auf Verläufe und Farben konzentriert.

Joseph Rubinstein trotzt Wagners Antisemitismus

Wenig überraschend taucht im zweiten Teil des Albums dann auch der bereits erwähnte Friedrich Nietzsche auf, der selbst Lieder und kleinere Klavierwerke komponiert hat. Das längste Werk auf diesem Album sind die „Musikalischen Bilder aus ‚Der Ring des Nibelungen‘“, eingerichtet von Joseph Rubinstein. Auch Rubinstein war jüdischer Herkunft und steht stellvertretend für viele Musiker, die in der Lage waren, Wagners Antisemitismus von der Bedeutung seiner Musik zu trennen.

Ideenreiche und auch kritische Wagner-Expedition

Am Schluss stehen wir „Am Grabe Richard Wagners“ – so hat Wagners Schwiegersohn Franz Liszt eines seiner späten Klavierstücke übertitelt. Damit endet ein programmatisch spannendes, beziehungsreiches Album, das zum Glück keine komprimierte Weihestunde geworden ist, die Richard Wagner ergeben huldigt. Es ist vielmehr eine ideenreiche und auch kritische Wagner-Expedition. Musikalisch dringt Matthias Kirschnereit mit verfeinerten Mitteln in viele Grenzbereiche vor, er meidet alles Grelle und Plakative und erweist sich so als umsichtiger Beleuchter der jeweiligen Szenerien.
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