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Klassik vs. Fußball-EM: Kamerad oder Gegner?

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Ist die EM Konkurrenz fürs Konzert?

Stimmt schon, es gibt Klassikfreunde, für die ist Fußballschauen ungefähr so aufregend wiesagen wir malzwei Stunden lang eine weiße Wand anstarren. Aber es soll ja umgekehrt auch Menschen geben, die klassische Konzerte ähnlich atemberaubend finden wie Briefmarkensammeln. Ist die laufende Fußball-Europameisterschaft also überhaupt eine Konkurrenz fürs Konzert? Oder nicht eher das Konzert eine Oase für leidende Fußballmuffel? Ein gesegneter Ort, an den man sich flüchten kann, wenn man ansonsten plötzlich von lauter Menschen umgeben ist, die sinnloserweise geschlagene vier Wochen lang leidenschaftlich weiße Wände anstarren?

König Fußball versus Kaiser Klassik

Natürlich ist das kein Entweder/Oder. Klassikhörer sind ja so vielfältig wie Menschen überhaupt. Die einen Musikfreunde pfeifen aufs öde Gekicke. Anderen geht’s wie mir, sie lieben Musiala ebenso innig wie Mozart, Beethoven wie Bellingham und Schubert wie Granit Xhaka. Nun könnte man gerade in Deutschland ja sagen: König Fußball versus Kaiser Klassik, das ist doch ein elektrisierendes Duell um den höchsten Kulturpokal. Wenn da wertmäßig überhaupt was mithalten kann, dann höchstens noch das deutscheste Zivilisationsgut überhaupt, das Automobil. Natürlich nur in Verbrenner-Form, quasi mit Grill-Motorwomit wir irgendwie schon wieder beim Fußball wären, denn Fußball und Grillen gehören für manche Fans zusammen wie Konzert und Prosecco.

Besser gute Miene zum großen Spiel

Aber jetzt mal in streng wissenschaftlichem Ernst: Im Hegemonialkampf gegen den Fußball kann man nur verlieren. Schließlich schrieb einst sogar Arnold Schönberg, bei sich daheim in Wien-Mödling sei er berühmt weniger als Komponist und weit mehr als „Vater des hervorragenden Fußballers Georg Schönberg“. Also besser gute Miene zum großen Spiel machen, selbst wenn’s einen fadisieren sollte. Das Berliner Konzerthaus gibt ein gutes Beispiel ab. Da ist man in den sozialen Medien gerade mit einer witzigen Kampagne präsent, in der das eigene Programm in astreinstem Fußballerdeutsch beworben wird: die Derbygegner Mozart und Salieri in ihrer Spielanlage nicht unähnlich, und die Oboe in der Position des SpielmachersDas macht richtig Spaß, dem Publikum wie dem Orchester. Ansonsten gilt: immer pragmatisch bleiben. Ebenfalls in Berlin verlegte der Dirigent Roger Norrington mal ein Konzert um eine Stunde nach vorn, weil es um 21 Uhr das Match Deutschland gegen Niederlande gab. In seiner Einführung kündigte er auch an, man werde den Mozart heute einfach schneller spielen, um sicher bis zum Anpfiff fertig zu werden. Und was er dann noch los werden wollte, bevor er dirigierte: „Lang lebe England!“
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Ist die EM Konkurrenz fürs Konzert?

Stimmt schon, es gibt Klassikfreunde, für die ist Fußballschauen ungefähr so aufregend wiesagen wir malzwei Stunden lang eine weiße Wand anstarren. Aber es soll ja umgekehrt auch Menschen geben, die klassische Konzerte ähnlich atemberaubend finden wie Briefmarkensammeln. Ist die laufende Fußball-Europameisterschaft also überhaupt eine Konkurrenz fürs Konzert? Oder nicht eher das Konzert eine Oase für leidende Fußballmuffel? Ein gesegneter Ort, an den man sich flüchten kann, wenn man ansonsten plötzlich von lauter Menschen umgeben ist, die sinnloserweise geschlagene vier Wochen lang leidenschaftlich weiße Wände anstarren?

König Fußball versus Kaiser Klassik

Natürlich ist das kein Entweder/Oder. Klassikhörer sind ja so vielfältig wie Menschen überhaupt. Die einen Musikfreunde pfeifen aufs öde Gekicke. Anderen geht’s wie mir, sie lieben Musiala ebenso innig wie Mozart, Beethoven wie Bellingham und Schubert wie Granit Xhaka. Nun könnte man gerade in Deutschland ja sagen: König Fußball versus Kaiser Klassik, das ist doch ein elektrisierendes Duell um den höchsten Kulturpokal. Wenn da wertmäßig überhaupt was mithalten kann, dann höchstens noch das deutscheste Zivilisationsgut überhaupt, das Automobil. Natürlich nur in Verbrenner-Form, quasi mit Grill-Motorwomit wir irgendwie schon wieder beim Fußball wären, denn Fußball und Grillen gehören für manche Fans zusammen wie Konzert und Prosecco.

Besser gute Miene zum großen Spiel

Aber jetzt mal in streng wissenschaftlichem Ernst: Im Hegemonialkampf gegen den Fußball kann man nur verlieren. Schließlich schrieb einst sogar Arnold Schönberg, bei sich daheim in Wien-Mödling sei er berühmt weniger als Komponist und weit mehr als „Vater des hervorragenden Fußballers Georg Schönberg“. Also besser gute Miene zum großen Spiel machen, selbst wenn’s einen fadisieren sollte. Das Berliner Konzerthaus gibt ein gutes Beispiel ab. Da ist man in den sozialen Medien gerade mit einer witzigen Kampagne präsent, in der das eigene Programm in astreinstem Fußballerdeutsch beworben wird: die Derbygegner Mozart und Salieri in ihrer Spielanlage nicht unähnlich, und die Oboe in der Position des SpielmachersDas macht richtig Spaß, dem Publikum wie dem Orchester. Ansonsten gilt: immer pragmatisch bleiben. Ebenfalls in Berlin verlegte der Dirigent Roger Norrington mal ein Konzert um eine Stunde nach vorn, weil es um 21 Uhr das Match Deutschland gegen Niederlande gab. In seiner Einführung kündigte er auch an, man werde den Mozart heute einfach schneller spielen, um sicher bis zum Anpfiff fertig zu werden. Und was er dann noch los werden wollte, bevor er dirigierte: „Lang lebe England!“
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