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Die Vogelhochzeit: Eine musikalische Herausforderung

2:24
 
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Eine verhängnisvolle Schulaufgabe

Es war Freitag, der 13. Es klopfte an meiner Tür. Draußen standen meine Nichten. Sie waren zu zweit. Und sie hatten Blockflöten dabei. Ach ja, meine Schwester hatte mich doch gebeten, dieses Wochenende auf ihre beiden Kinder aufzupassen, damit sie und ihr Mann endlich mal wieder einen entspannten Kurzurlaub machen konnten. Zum Zeitpunkt der Zusage wusste ich ja nicht, dass die Kinder für die nächste Schulwoche die Vogelhochzeit auf ihren Blockflöten auswendig lernen mussten, um bei einem Klassenkonzert selbige vorzutragen.

Blockflöten-Terror

Selbstverständlich erklärte ich mich bereit, den beiden beim Üben zu helfen und spielte die Begleitakkorde am Klavier vor. Ich bin ein großer Freund musikalischer Früherziehung und der große Joseph Beuys sagte schon dereinst: „Jeder Mensch ist ein Künstler.“ Meine Nichten taten in den folgenden vier Stunden allerdings alles dafür, das Gegenteil zu dieser Behauptung anzutreten. Nun besteht dieses putzige Volkslied ja nur aus fünf Tönen, aber genau diese trafen meine Nichten nie und wenn dann nicht gemeinsam. Schnell sehnte auch ich mich nach Urlaub. Auf einem Weingut. Nah am Fass. Immer wieder versuchte ich, den Text des Liedes vorzusingen, erinnerte mich aber fehlerfrei nur noch an die Strophen, die wir Kinder in den 80er-Jahren dazugedichtet hatten: „Die Eule, die Eule, die hat am Arsch ne Beule“. Die vernichtenden Blicke meiner Nichten deuteten mir an, dass es Zeit für eine Pause war.

Fragwürdige Volkslieder

Beim Spaziergang im Wald wollte ich die Ruhe und vor allem den Vogelgesang genießen, doch waren die Kinder vom dauernden Üben noch so aufgekratzt, dass sie andere Volkslieder gesanglich zum Besten gaben: „Ein Männlein steht im Walde“, „Alle Vögel sind schon da“ und „Auf einem Baum ein Kuckuck saß“. Und während ich die Texte nach Jahrzehnten zum ersten Mal wieder hörte, wurde mir klar, wie seltsam und absurd so manche Volkslieder doch sind: So steht das Männlein im Walde, also die Hagebutte, ja eigentlich nie allein herum, sondern hängt mit vielen anderen am Strauch. Bei den Vögeln will der „Frühling einmarschieren“, darf man das in heutigen Zeiten so noch singen? Und wie lange musste ein Dichter daran tüfteln, bis er „simsaladimbambasaladusaladim“ fertig hatte? Und haben Sie sich nie gefragt, ob es bei „Hänschen klein“ nicht doch um einen Jugendlichen geht, der den Schritt ins Leben nicht wagen kann, weil die Mutter nicht von ihm loslassen kann?

Jedem sein Instrument

Irgendwo zwischen all diesen Gedanken ist mir aufgefallen, dass die Mädchen hinter mir zwar unbegabt waren, was das Flötenspiel anbelangte, aber auf dem ganzen Spaziergang durch den Wald hervorragend zweistimmig gesungen hatten. Ihre nähere Zukunft sah ich also eher im Chor als im Orchester. Vielleicht ist doch jeder Mensch ein Künstler, er muss nur halt das richtige Instrument für sich finden.
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Blockflöten-Terror

Selbstverständlich erklärte ich mich bereit, den beiden beim Üben zu helfen und spielte die Begleitakkorde am Klavier vor. Ich bin ein großer Freund musikalischer Früherziehung und der große Joseph Beuys sagte schon dereinst: „Jeder Mensch ist ein Künstler.“ Meine Nichten taten in den folgenden vier Stunden allerdings alles dafür, das Gegenteil zu dieser Behauptung anzutreten. Nun besteht dieses putzige Volkslied ja nur aus fünf Tönen, aber genau diese trafen meine Nichten nie und wenn dann nicht gemeinsam. Schnell sehnte auch ich mich nach Urlaub. Auf einem Weingut. Nah am Fass. Immer wieder versuchte ich, den Text des Liedes vorzusingen, erinnerte mich aber fehlerfrei nur noch an die Strophen, die wir Kinder in den 80er-Jahren dazugedichtet hatten: „Die Eule, die Eule, die hat am Arsch ne Beule“. Die vernichtenden Blicke meiner Nichten deuteten mir an, dass es Zeit für eine Pause war.

Fragwürdige Volkslieder

Beim Spaziergang im Wald wollte ich die Ruhe und vor allem den Vogelgesang genießen, doch waren die Kinder vom dauernden Üben noch so aufgekratzt, dass sie andere Volkslieder gesanglich zum Besten gaben: „Ein Männlein steht im Walde“, „Alle Vögel sind schon da“ und „Auf einem Baum ein Kuckuck saß“. Und während ich die Texte nach Jahrzehnten zum ersten Mal wieder hörte, wurde mir klar, wie seltsam und absurd so manche Volkslieder doch sind: So steht das Männlein im Walde, also die Hagebutte, ja eigentlich nie allein herum, sondern hängt mit vielen anderen am Strauch. Bei den Vögeln will der „Frühling einmarschieren“, darf man das in heutigen Zeiten so noch singen? Und wie lange musste ein Dichter daran tüfteln, bis er „simsaladimbambasaladusaladim“ fertig hatte? Und haben Sie sich nie gefragt, ob es bei „Hänschen klein“ nicht doch um einen Jugendlichen geht, der den Schritt ins Leben nicht wagen kann, weil die Mutter nicht von ihm loslassen kann?

Jedem sein Instrument

Irgendwo zwischen all diesen Gedanken ist mir aufgefallen, dass die Mädchen hinter mir zwar unbegabt waren, was das Flötenspiel anbelangte, aber auf dem ganzen Spaziergang durch den Wald hervorragend zweistimmig gesungen hatten. Ihre nähere Zukunft sah ich also eher im Chor als im Orchester. Vielleicht ist doch jeder Mensch ein Künstler, er muss nur halt das richtige Instrument für sich finden.
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