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Das Freiburger Barockorchester spielt Vivaldis „Winter“

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Vivaldi auf Kufen

Heutzutage ist es kein Problem, eine geeignete Schlittschuhbahn in der Lagunenstadt zu finden – Kunsteis macht’s möglich! Zu Vivaldis Lebzeiten war das allerdings nicht selbstverständlich. Und dennoch bekam der Komponist die Chance, ein paar Runden übers Eis zu gleiten. Grund dafür war die sogenannte ‚kleine Eiszeit‘, die etwa vom 14. bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts andauerte. Für diese Periode lassen sich weltweit Gletschervorstöße nachweisen, wobei die Kältehöhepunkte regional sehr unterschiedlich ausfielen. Die Folgen waren unter anderem kühle Sommer mit jeder Menge Regen, klirrend kalte Winter, Missernten und Hungersnöte. Daneben gab es aber auch die Glücklichen, die dieser Phase etwas Gutes abgewinnen konnten. Zu diesen Glücklichen zählte auch Antonio Vivaldi. Im Winter 1708 fror die Lagune von Venedig zu. Eine riesige Schlittschuhbahn direkt vor Vivaldis Haustür! Kein Wunder, dass er dieses Ereignis auch musikalisch festhielt – und zwar in seinem Violinkonzert in f-Moll op. 8 Nr. 4, besser bekannt als der „Winter“ aus den „Vier Jahreszeiten“.

Brrr – Vom Zittern und Bibbern

Der Beginn des Violinkonzerts klingt allerdings noch nicht nach fröhlicher Schlittschuhfahrt: Alles ist starr, es bewegt sich kaum etwas, nur die Geigen zittern manchmal vor Kälte. Doch dann brechen plötzlich wilde 32tel in der Solovioline ein. Und zu allem Überfluss pfeift dem Orchester ein eiskalter Wind um die Ohren Kälte, Schnee und Füße wie Eisklumpen – all das beschreibt Vivaldi auch im Sonett, dass er seinem Violinkonzert voranstellt. Das Gedicht beginnt folgendermaßen:
Starr vor Kälte, zitternd im glitzernden Schnee,
im rauen Heulen des bitterkalten Windes
eilt man, fortwährend mit den Füßen stampfend, dahin,
und in der maßlosen Kälte klappern die Zähne.

Quelle: Beginn des Sonetts, das Vivaldi dem Violinkonzert f-Moll op. 8 Nr. 4 vorangestellt hat

Ab aufs Eis!

Lange hält man sich in dieser Kälte nicht freiwillig auf. Gut, dass Vivaldi schon den Ofen vorgeheizt hat. Und so darf sich das Orchester im zweiten Satz in die warme Stube setzen, schön nah ans Feuer. Vivaldi verzichtet hier bewusst auf Virtuosität, stattdessen wird es behaglich und die Solovioline spielt eine liebliche Melodie. In den Celli hört man währenddessen die Regentropfen, die leise gegen das Fenster prasseln. Im dritten Satz ist es dann endlich so weit. Die Solovioline traut sich aufs Eis, zuerst noch etwas zaghaft. Doch nach und nach wird unser Schlittschuhläufer immer mutiger und er kreiselt übers Eis. Aber Achtung: Es besteht Sturzgefahr!
Mutig losgehen, ausrutschen und zu Boden fallen,
wieder aufs Eis gehen und kraftvoll laufen,
bis das Eis kracht und zerbricht.

Quelle: Schluss des Sonetts, das Vivaldi dem Violinkonzert voranstellte

Das Freiburger Barockorchester

Seit über 30 Jahren gibt es das Freiburger Barockorchester – eines der renommiertesten Ensembles für historisch informierte Aufführungspraxis. Zu seinem Kernrepertoire gehört die Musik des Barocks und der Klassik. Auf dem Programm stehen aber auch immer wieder Werke der Romantik. Künstlerische Leiter des FBO sind Gottfried von der Goltz (Violine) und Kristian Bezuidenhout (Cembalo/Hammerklavier).
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Vivaldi auf Kufen

Heutzutage ist es kein Problem, eine geeignete Schlittschuhbahn in der Lagunenstadt zu finden – Kunsteis macht’s möglich! Zu Vivaldis Lebzeiten war das allerdings nicht selbstverständlich. Und dennoch bekam der Komponist die Chance, ein paar Runden übers Eis zu gleiten. Grund dafür war die sogenannte ‚kleine Eiszeit‘, die etwa vom 14. bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts andauerte. Für diese Periode lassen sich weltweit Gletschervorstöße nachweisen, wobei die Kältehöhepunkte regional sehr unterschiedlich ausfielen. Die Folgen waren unter anderem kühle Sommer mit jeder Menge Regen, klirrend kalte Winter, Missernten und Hungersnöte. Daneben gab es aber auch die Glücklichen, die dieser Phase etwas Gutes abgewinnen konnten. Zu diesen Glücklichen zählte auch Antonio Vivaldi. Im Winter 1708 fror die Lagune von Venedig zu. Eine riesige Schlittschuhbahn direkt vor Vivaldis Haustür! Kein Wunder, dass er dieses Ereignis auch musikalisch festhielt – und zwar in seinem Violinkonzert in f-Moll op. 8 Nr. 4, besser bekannt als der „Winter“ aus den „Vier Jahreszeiten“.

Brrr – Vom Zittern und Bibbern

Der Beginn des Violinkonzerts klingt allerdings noch nicht nach fröhlicher Schlittschuhfahrt: Alles ist starr, es bewegt sich kaum etwas, nur die Geigen zittern manchmal vor Kälte. Doch dann brechen plötzlich wilde 32tel in der Solovioline ein. Und zu allem Überfluss pfeift dem Orchester ein eiskalter Wind um die Ohren Kälte, Schnee und Füße wie Eisklumpen – all das beschreibt Vivaldi auch im Sonett, dass er seinem Violinkonzert voranstellt. Das Gedicht beginnt folgendermaßen:
Starr vor Kälte, zitternd im glitzernden Schnee,
im rauen Heulen des bitterkalten Windes
eilt man, fortwährend mit den Füßen stampfend, dahin,
und in der maßlosen Kälte klappern die Zähne.

Quelle: Beginn des Sonetts, das Vivaldi dem Violinkonzert f-Moll op. 8 Nr. 4 vorangestellt hat

Ab aufs Eis!

Lange hält man sich in dieser Kälte nicht freiwillig auf. Gut, dass Vivaldi schon den Ofen vorgeheizt hat. Und so darf sich das Orchester im zweiten Satz in die warme Stube setzen, schön nah ans Feuer. Vivaldi verzichtet hier bewusst auf Virtuosität, stattdessen wird es behaglich und die Solovioline spielt eine liebliche Melodie. In den Celli hört man währenddessen die Regentropfen, die leise gegen das Fenster prasseln. Im dritten Satz ist es dann endlich so weit. Die Solovioline traut sich aufs Eis, zuerst noch etwas zaghaft. Doch nach und nach wird unser Schlittschuhläufer immer mutiger und er kreiselt übers Eis. Aber Achtung: Es besteht Sturzgefahr!
Mutig losgehen, ausrutschen und zu Boden fallen,
wieder aufs Eis gehen und kraftvoll laufen,
bis das Eis kracht und zerbricht.

Quelle: Schluss des Sonetts, das Vivaldi dem Violinkonzert voranstellte

Das Freiburger Barockorchester

Seit über 30 Jahren gibt es das Freiburger Barockorchester – eines der renommiertesten Ensembles für historisch informierte Aufführungspraxis. Zu seinem Kernrepertoire gehört die Musik des Barocks und der Klassik. Auf dem Programm stehen aber auch immer wieder Werke der Romantik. Künstlerische Leiter des FBO sind Gottfried von der Goltz (Violine) und Kristian Bezuidenhout (Cembalo/Hammerklavier).
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