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Diwali - Das hinduistische Lichterfest

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Über fünf Tage hinweg wird das hinduistische Lichterfest Diwali begangen, das je nach Mondkalender im Oktober oder November stattfindet. Ein spirituelles Highlight, das auch in deutschen Hindu-Tempeln gefeiert wird und als eines der bedeutendsten Ereignisse des indischen Festtagkalenders gilt. Autorin: Margarete Blümel

Credits
Autor/in dieser Folge: Margarete Blümel
Regie: Sabine Kienhöfer
Es sprachen: Julia Fischer, Thomas Birnstiel
Technik: Jan Piepenstock
Redaktion: Bernhard Kastner

Im Interview:
Martin Baumann, Professor für Religionswissenschaft an der Universität Luzern;
Dr. Johanna Buß, Indologin an der Universität Leipzig;
Prof. Gaya Charan Tripathi, Indologe (emeritus);
Trilok Gupta, Privatlehrer, Delhi; A.K. Jain, Religionssoziologe, Delhi
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Johanna Buß „Hinduismus für Dummies“, gelungener Versuch, eine der ältesten Religionen der Welt plastisch, theoretisch und zum Teil auch witzig darzustellen. Für „Anfänger“ und „Fortgeschrittene“ gleichermaßen gut geeignet.

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Paula sucht Paula | Folge 1/3 | Alles Geschichte - History von radioWissen
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Das vollständige Manuskript gibt es HIER.

Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:

O-TON 1: Prof. Martin Baumann

Diwali ist ein kalendarisches Fest, das also auf bestimmten Daten liegt, also wie die Stellung des Mondes ist. Und das ist eben ein Fest, das ähnlich einzustufen ist wie beispielsweise Geburtstagsfeste für bestimmte Götter wie den Gott Ganesha oder den Gott Krishna. Es gibt andere große Hindu-Feste und damit steht es nicht in Konkurrenz, sondern man hat es einzureihen als eines der großen Feste.

Musik 1: Hind. Ritualmusik

ERZÄHLERIN:

Diwali oder auch Deepavali steht für den Neubeginn und gilt als Symbol für den Sieg der Wahrheit über die Lüge und den Triumph des Lichts über das Dunkle, sagt Martin Baumann, Professor für Religionswissenschaft an der Universität Luzern.

Musik 1: Hind. Ritualmusik bitte Kreuzblende mit Atmo 1: Diwali-Zeremonie

O-TON 2: Prof. Martin Baumann

Diwali ist ein Fest, bei dem Hindus den Sieg vom Guten, vom Hellen, über das Dunkle, über die Finsternis, über das Böse, feiern. Also wo die Götter dann über Dämonen, über Schlechtes, siegen. Verschiedene Legenden gibt es, die sich mit ganz bestimmten Göttern verbinden und wo auch Helden-Geschichten von diesen Göttern erzählt werden, wie sie letztendlich auch wieder das Böse, die Dunkelheit besiegen und das Gute am Ende siegt dann.

ERZÄHLERIN:

Weil die Gläubigen sich beim mehrtägigen Lichterfest oft als ausgesprochen großzügig erweisen, sind zur Diwali-Zeit ganz besonders viele Bettler zu sehen. Greise in löchrigen Hüfttüchern, Blinde, Leprakranke, alleinstehende Frauen mit Kindern – in schier endlosen, doppelten Reihen sitzen die Bittsteller zu Diwali vor den Tempelportalen. Viele sind von weither in eine der nordindischen Metropolen angereist, weil das Fest hier besonders populär ist.

Atmo 1: Diwali-Zeremonie

O-TON 3: Prof. Martin Baumann

Gerade in Nordindien wird groß gefeiert, eben Diwali in Verbindung mit dem Gott Rama und seiner Frau Sita. Hier ist der Hintergrund eine Götter-Legende, dass der Gott Rama auf seinen Thron verzichten musste und eben 14 Jahre ins Exil ging. Während der Exil-Zeit ist auch seine Frau dann geraubt worden von einem Dämon, Ravana. Und Rama gelingt es, seine Frau Sita aus den Fängen von Ravana zu bringen und eben dann gemeinsam ziehen Sita und Rama zurück, sowohl als neuer König als auch als wiedervereint, als Ehepaar, in die Stadt Ayodhya. Und dieser Wiedereinzug wird dann gefeiert, durch ein großes Lichterfest, durch ein großes Lichtermeer und zeigt eben, dass hier das Helle, die Lichter-Symbolik eben. Dieses Helle siegt über das Dunkle, über das Schlechte dann, und damit hat sozusagen am Ende das Gute gesiegt.

Atmo 1: Diwali-Zeremonie

O-TON 4: Dr. Johanna Buß

Also ich würde erst mal sagen, dass es ein großes mehrtägiges Lichterfest ist, bei dem viele Gottheiten verehrt werden, bei dem aber vor allem die Glücks-Göttin Lakshmi im Zentrum steht. Und dass man zu diesem Fest dann mit der Familie und den Freunden zusammenkommt, sich gegenseitig beschenkt und gutes Essen genießt.

ERZÄHLERIN:

So die Indologin Dr. Johanna Buß von der Universität Leipzig. Ihr indischer Kollege Professor Gaya Charan Tripathi kann das Gesagte nur bestätigen. Außerdem, betont er, sei da noch etwas:

O-TON 5: Prof. Gaya Charan Tripathi “Every nook and corner of the house is to be lighted up… try to gain spiritual knowledge. That is the time when one should start doing it.”

VO-SPRECHER-männlich:

Wenn Diwali gefeiert wird muss jeder Winkel des Hauses erhellt sein. Die Dunkelheit auszusperren ist ein Symbol für die spirituelle Erleuchtung. Wenn sich die Gläubigen darum bemühen, die Unwissenheit zu verbannen und ihr Geist schließlich frei davon ist, können sie spirituelle Kenntnisse erwerben. Diwali ist der richtige Zeitpunkt dafür.

Atmo 1: Diwali-Zeremonie

ERZÄHLERIN:

Fünf Tage lang währen die Diwali-Festlichkeiten. Wie bei fast allen hinduistischen Festen hängt der Zeitpunkt, an dem Diwali begangen wird, von den jeweiligen Mondphasen ab. 2023 ist der Beginn auf den 10.11. festgelegt. Neben Ganesh Chaturthi, dem Geburtstag von Gott Ganesha, zählt Diwali zu den besonders beliebten Events des hinduistischen Festtagskalenders. Dazu tragen schon allein die Freude am Beisammensein mit Familie und Freunden und die hellerleuchteten Häuser, Tempel und Straßenzüge bei. Auch die Chance auf einen spirituellen Zugewinn, den Professor Gaya Charan Tripathi erwähnt hat. Und, nicht zu vergessen: Mit Diwali beginne für Indiens Handeltreibende das neue Geschäftsjahr, betont Dr. Johanna Buß.

O-TON 6: Dr. Johanna Buß

Das eine ist der Lunar-Kalender, der dahinter steht mit der anderen Zeitrechnung, wo einfach das neue Jahr beginnt und das ist natürlich jetzt nicht mehr offiziell gültig. Aber trotzdem spielen solche Dinge in rituellen Abläufen ja immer eine Rolle.

Musik: CD968510206 Praise for Krishna 0‘32

ERZÄHLERIN:

Vor allem die Mitglieder der „Bania“-Hindu-Kaste haben das alljährlich nach dem Mondkalender variierende Datum dick in ihren Kalendern angestrichen. Traditionell sind sie als Händler, Großgrundbesitzer und Geldverleiher tätig – und möchten sich das Wohlwollen der Glücksgöttin Lakshmi sichern, weil ...

O-Ton 7: Dr. Johanna Buß

Lakshmi als Göttin des Wohlstands und des Reichtums besonders prädestiniert ist, um einen neuen Beginn zu segnen, das passt ja ganz gut zusammen. Also Beginn des neuen Jahres und eben Lakhsmi als Glücks-Göttin, sodass sie quasi das kommende Geschäftsjahr dann auch wieder segnet sozusagen.

ERZÄHLERIN:

Auch andere Gläubige haben zur Diwali-Zeit gute Gründe, der Glücksgöttin Lakhsmi ihre Ehrerbietung zu erweisen und sie um Hilfe zu bitten, sagt der Religionssoziologe A.K. Jain:

O-TON 8: A.K. Jain “Maha Lakhsmi is worshipped in the early morning and we offer our prayers..then the statues ... immerse it in some holy river or something.”

VO-SPRECHER-männlich:

Wir führen eine Zeremonie für unsere Göttin Lakshmi durch. Wir bieten ihr Süßigkeiten und Früchte an. Dann verfassen wir einen kurzen Brief, der die Namen aller Familienangehörigen enthält. Wir bedanken uns bei Lakshmi dafür, dass sie sich im vergangenen Jahr so gut um uns gekümmert hat und bitten sie, auch weiterhin für unsere Gesundheit und unser finanzielles Auskommen zu sorgen. Dieser Brief wird dann bis zum nächsten Diwali-Fest in der Nähe der Lakshmi-Statue aufbewahrt. Und dann, nach einem Jahr, wird das Schreiben in einem heiligen Fluss versenkt.

ERZÄHLERIN:

Hinduistische Feiertage wie das „Lichterfest“ Diwali bieten so die Gelegenheit, das Bündnis mit den Gottheiten zu stärken und sich die alten religiösen Überlieferungen wieder ins Gedächtnis zurückzurufen. Dazu gehört zu Diwali auch der Mythos um Gott Krishna, dem am zweiten der fünf Festtage besondere Huldigung zukommt.

Atmo 2: Hindus singen zu Ehren Krishnas

O-TON 9: A.K. Jain “Second day is the day on which Lord Krishna... they celebrate second day of Divali.”

VO-Sprecher-männlich:

Der zweite Tag von Diwali gilt Gott Krishna. Dann feiern wir, dass Krishna einst, zur Freude aller, einen besonders bösen Dämon getötet hat.

Atmo 2: Hindus singen zu Ehren Krishnas

ERZÄHLERIN:

Millionen von Krishna-Anhängern versammeln sich an Diwali, um Krishna zu Ehren zu beten, zu singen und zu tanzen. Der Gott mit der Bambusflöte und der Pfauenfeder im Haar soll einst den Dämon Naraka getötet und so mehr als 16.000 Frauen gerettet haben, die viele Jahre ein trauriges Dasein in Gefangenschaft Narakas gefristet hatten.

Von Autorin: Musik 2: Raga 1‘55

ZITATOR:

Naraka, Sohn von Gott Vishnu, war ein grausamer und machthungriger Dämon. Nachdem er es geschafft hatte, viele Königreiche auf der Erde unter seine Kontrolle zu bringen, richtete er seine ganze Aufmerksamkeit darauf, Svargaloka, das Paradies Gott Indras, zu erobern. Naraka gründete ein Dämonenheer, nahm Svargaloka ein und schwang sich zum Herrn von Himmel und Erde empor.

Er stahl die Ohrringe der Himmelsgöttin Aditi und entführte mehr als 16.000 Frauen. Mit Indra an der Spitze wandten sich die Götter an Vishnu, den Vater des Dämons. Vishnu versprach zu helfen, musste die Götter aber vertrösten. Erst wenn er als Krishna wiedergeboren werde, könne er tun, was getan werden müsse.

Musik 2: Raga

ZITATOR:

Äonen verstrichen, in denen Naraka seine Schreckensherrschaft fortsetzte. Erst als Gott Krishna endlich die Weltenbühne betrat, wendete sich das Schicksal gegen Naraka und sein Dämonenheer. Krishna bestieg den Himmelsadler Garuda und flog zu Narakas Palastfestung. Ohne zu zögern, ergriff Krishna seine Wurfscheibe und trennte dem Dämon den Kopf ab. In wilder Flucht stob das Dämonenheer in alle Himmelsrichtungen. Die in Gefangenschaft gehaltenen Frauen wurden befreit und kehrten in ihre Heimat zurück. Krishna galt fortan als Retter der Welt und als Gottheit des unendlichen Bewusstseins um das Universum.

ERZÄHLERIN:

Solche Legenden sind den meisten Hindus auch heute noch bekannt. Im Vertrauen auf die Kraft und Macht ihrer Gottheiten sind daher zu Diwali besonders viele Gläubige bestrebt, Gelübde abzulegen und die Gunst der Götter zu gewinnen, um ein Problem aus dem Weg zu räumen oder einfach etwas, das ihnen sehr am Herzen liegt, zu erreichen. Indem sie den Gottheiten huldigen und ihnen ihre Lieblingsspeisen und Lieder darbringen, erwerben Hindus religiöses Verdienst, das sich in dieser oder in der nächsten Existenz positiv für sie auswirkt.

Aber auch Mitglieder einiger anderer Religionsgemeinschaften feiern das Fest, wenngleich mit unterschiedlichen religiösen Bezügen.

O-TON 10: Dr. Johanna Buß

Weil das ja nun auch so ein allgemeines Thema ist, also Sieg des Lichts über die Dunkelheit oder der Götter über die Dämonen, kann man natürlich auch alle möglichen Traditionen anschließen und das passiert eben auch in ganz Indien... Dass es eben auch im Sikhismus und Jainismus gefeiert wird. Und da ist es ja auch so, dass hier eigene Inhalte einfach eingesetzt werden.

ERZÄHLERIN:

So erfahren Mahavira, der Begründer des Jainismus und ein Sikh-Guru, der zu Diwali aus der Gefangenschaft freikam, beim „Lichterfest“ besondere Ehrung.

O-TON 11: Dr. Johanna Buß

Also das heißt, im Jainismus haben wir dann, was da gefeiert wird, das Wissen des Erleuchteten, und das wird dann als Tag der Erleuchtung und Erlösung Mahaviras gefeiert oder eben im Sikhismus als Tag der Rückkehr Guru Har Gobind Singhs nach Gwalior. Also das heißt, da haben wir dann verschiedene Bezüge, die neu hergestellt werden.

Von Autorin: MUSIK 3: Lakhsmi-Raga 1‘00

Erzählerin:

Was alle Menschen Indiens wiederum beim Diwali-Fest eint ist, dass Tag drei der Festivitäten - Lakshmi Puja – ein offizieller Feiertag ist. Banken, Schulen und Betriebe haben geschlossen. Die Arbeit ruht, damit die schöne Göttin, die auf den Abbildungen meist auf einer Lotosblüte steht und von zwei Elefanten flankiert wird, die Gläubigen auch antrifft, wenn sie von Haus zu Haus wandert.

MUSIK 3: Lakhsmi-Raga

ERZÄHLERIN:

Der Überzeugung ihrer Anhänger gemäß kehrt Glücksgöttin Lakhsmi nur in Tempel oder Häuser ein, die sauber und aufgeräumt sind und vor denen Lichter stehen. Sind diese Bedingungen erfüllt, wird Lakhsmi die Gläubigen segnen und dafür sorgen, dass ihnen das Glück bis zum nächsten Diwali-Fest hold ist.

MUSIK 3: Lakhsmi-Raga bitte in Kreuzblende verbinden mit Atmo 3: Feuerwerk

ERZÄHLERIN:

Daran kann auch eine Gepflogenheit nicht rütteln, die zu Diwali gehört wie die auf allen Märkten erhältlichen „Diwali Floating Flower Bowls“ - Tonschalen, die Wasser enthalten und über und über von schwimmenden Blüten und Teelichten bedeckt sind. Oder wie die Jalebis, die frittierten Teigkringel. Wie die mit Öllämpchen und Lichterketten geschmückten Häuser – das Stakkato der Feuerwerkskörper.

Atmo 3: Feuerwerk

O-TON 12: Trilok Gupta “This has been going on for a long time that we used to crack crackers.“

(kein VO, wird von der Erzählerin übersetzt)

ERZÄHLERIN:

Den Brauch, zu Diwali Feuerwerkskörper zu entzünden, gebe es schon lange, sagt der Lehrer Trilok Gupta aus Delhi:

ATMO 3: Feuerwerkskörper

O-TON 13: Trilok Gupta “We used to crack a lot of crackers ...This has been going on for a long time the smoke which has accumulated inside that all can go out.”

VO-Sprecher-männlich:

Das haben wir von klein auf so gemacht. Aber jetzt sollte das eigentlich verboten werden! Nach dem Diwali-Fest vor zwei Jahren war der Smog hier in Delhi noch schlimmer als er es ohnehin schon ist. In meinem Viertel hat buchstäblich jeder nach Herzenslust seine Feuerwerkskörper abgeschossen. Ich bekam keine Luft mehr, bin ins Haus zurück gegangen und habe die Aircondition eingeschaltet. Und das im November! Erst nachdem ich den Ventilator angestellt hatte, ging es mir ein wenig besser.

ERZÄHLERIN:

Doch Diwali ohne Feuerwerk? Undenkbar!

Musik: Z8019017127 Secret proofs red 0‘38

Dennoch hat Indiens Oberster Gerichtshof zumindest den Versuch unternommen, das Ganze einzudämmen – durch ein Verbot des Verkaufs und Besitzes von Feuerwerkskörpern in Delhi etwa. Denn in der besonders smoggeplagten indischen Hauptstadt ist die Feinstaubbelastung nach Diwali inzwischen so hoch, dass die Werte nicht einmal mehr den Messpunkten der Skala entsprechen. Das weiß auch Dr. Johanna Buß. Bei der Recherche über Feste wie Diwali und Holi, wo Gläubige einander mit Farben bemalen oder auch bewerfen, sagt die Indologin ….

O-TON 14: Dr. Johanna Buß

Das ist mir auch schon bei Holi aufgefallen, aber auch bei Diwali, wenn man dazu Artikel googelt, dass dann als erstes Artikel nicht zur Geschichte oder zur Mythologie kommen, sondern bei Diwali zur Luftverschmutzung durch das Feuerwerk und bei Holi kommt es dann, gibt es ganz viele medizinische Artikel zu Hautirritationen und Haut-Problemen. Das fand ich ganz spannend, dass man hier schon auch sozusagen als Niederschlag in der Literatur hat, was eben die Feste auch für Probleme auslösen, was natürlich nicht so schön ist.

Musik: Z8019017127 Secret proofs red 0‘08

O-TON 15: Professor Martin Baumann

Man sieht jedes Jahr - und jedes Jahr wird es publiziert - die sozusagen Staubwerte sind extrem angestiegen um die Diwali-Zeit. Diwali wird ein oder auch fünf Tage gefeiert dann und man hat schon versucht in Indien, in einzelnen Bundesstaaten, dass man Feuerwerk nicht verboten hat, aber man hat den Verkauf von Feuerwerk untersagt. Aber indische Feiernde sind dann so innovativ und haben sich selber Feuerwerk hergestellt dann und die Staubwerte sind trotzdem sehr hoch gewesen, also jedes Jahr um Diwali ist dann die Luft für einige Tage sehr schlecht in den nordindischen, aber auch in den südindischen Städten.

ERZÄHLERIN:

Bemängelt Professor Martin Baumann. Doch wenn man diese zur Gewohnheit gewordene „Unsitte“ religionswissenschaftlich und mythologisch einordne, könne man das Verhalten der Gläubigen zumindest nachvollziehen.

O-TON 16: Professor Martin Baumann

Das ist etwas, was hier aber schwer abzustellen ist, weil einfach diese Freude quasi über diese, ja, sozusagen, der Sieg des Guten über das Böse ... Und die Götter haben wieder gesiegt. Dann, das wird groß gefeiert, sehr ausgelassen gefeiert und dazu gehört Krach, mit dem man den Dämonen vertreibt. Und Licht, was aus dem Feuerwerk dann herauskommt, in dem eben das Zeichen für die Götter ist dann.

Musik: M0011556000 Malabar Saz 0‘30

ERZÄHLERIN:

Wie prägend diese religiösen Traditionen sind, wissen auch Hindus, Sikhs und Jainas, die im Ausland leben. Der Glaube an Gott Rama, der nach vielen Jahren aus dem Exil als König in seine Heimat zurückgekehrt ist. Die Briefe, die an Glücksgöttin Lakhsmi gerichtet sind. Der Triumph Gott Krishnas über den Dämon Naraka. Die Feuerwerkskörper, die zur Diwali-Zeit den Himmel über Delhi, Montreal, Sydney, London oder Leicester erhellen…. Diwali hat längst mühelos den Himmel durchquert und die Ozeane überwunden.

O-TON 17: Prof. Martin Baumann

In bestimmten Städten, den Midlands in London, und in Leicester, was ungefähr 100 Kilometer nördlich von London liegt, haben wir eine große Konzentration von Sikhs, von Hindus, von Jaina und hier wird im Herbst dann jedes Jahr dann im Oktober, November, wenn das Diwali-Fest ist, wird eben an der Straße, an der die meisten indischen Geschäfte auch sind, wird ganz groß gefeiert. Groß gefeiert heißt, es wird die Straße geschmückt mit Lichter-Girlanden, es wird abends Feuerwerk angezündet dann, und es wird eben gerade in der Straße der sogenannten Golden Mile in Leicester, das ist die Belgrave Road, dort sind sehr viele Juwelier-Geschäfte von indischen Händlern. Dort wird eben groß öffentlich gefeiert, Prozessionen durchgeführt, Tanz-Vorführungen durchgeführt und hier ist sozusagen ein Little India. Das verändert sich quasi, diese Stadt hat ein Drittel südindische oder südasiatische Zuwanderer, hier ändert sich sozusagen die Öffentlichkeit.

ERZÄHLERIN:

Inoffiziell gilt Diwali in Leceister als Feiertag. Nein - Feiertage. Denn die “Diwali-Festivities“ währen in der Stadt in den englischen East Midlands vierzehn Tage lang.

O-TON 18: Prof. Martin Baumann

Diwali ist hier sehr präsent in dieser Öffentlichkeit, der Stadt, dann, wo dann im Herbst dies groß gefeiert wird durch die Stadt. Eben mit Lichterketten, mit großem Licht, Feuerwerke werden gezündet, jeden Abend dann. Und hier hat sozusagen die hinduistische Minderheit, die dort stark vertreten ist, mit mehreren zehntausenden Personen, dann hat hier sozusagen einen großen Auftritt, eine große Präsenz durch diese Lichter, durch diese Öffentlichkeit. Und das ist eben quasi als öffentlicher Feiertag anerkannt, ist im Festkalender der Stadt. Das ist eben anders in Deutschland, Schweiz, anderen Ländern Westeuropas, dann, wo eben noch kleinere Bevölkerungsteile von Hindus sind und wo dann eigentlich Diwali ja oft gar nicht wahrgenommen wird.

ERZÄHLERIN:

Das sollte sich unbedingt ändern.

Von Autorin: Musik 4 (wie Musik 1): Hind. Ritualmusik 0‘50

O-TON 19: Dr. Johanna Buß

Also ich hab eigentlich gedacht, das ist doch ein spannendes Fest. Als ich mich jetzt noch ein bisschen drauf vorbereitet hab und ich eigentlich mir das einfach noch ein bisschen genauer anschauen sollte… Weil doch eine ganze Menge drinsteckt. Also ja. Weil auch gerade mit diesen verschiedenen Bezügen, die hergestellt werden, von den einzelnen Traditionen und Religionen, denke ich.

Musik 4 (wie Musik 1): Hind. Ritualmusik

O-TON 21: Dr. Johanna Buß

Ich find das einfach ein schönes Fest. Ich mag das einfach mit den Lichtern und vor allen Dingen, was ja in Indien, dann auch… In Indien ist ja immer alles groß durch die vielen Menschen, also auch zahlenmäßig groß, diese großen Lichtermeere und dann auch die Lichter auf der Ganga, auf den Flüssen, das ist einfach schön und festlich und auch die Rangolis, also die Muster, die da gelegt werden, sind einfach schön anzusehen.

ERZÄHLERIN:

Wenn nach Tag 5 die letzten Feuerwerkskörper in die Luft geflogen sind und der Lärm erstorben ist, bei vielen die Waage ein paar Kilo mehr und das Konto deutlich weniger anzeigt und nachdem die Bettler mit einer kleinen Rücklage in ihre Heimatstadt zurückgekehrt sind, ist Diwali zwar offiziell vorbei, aber immer noch nicht ganz vorüber. Erinnerungen wirken nach – an die alten Legenden, an das freudige Lächeln, das über das Gesicht eines Kindes gehuscht ist, an den vom Alter gebeugten Obdachlosen, der am Straßenrand eine Votivkerze für Glücksgöttin Lakhsmi entzündet hat - und an das Gefühl der Verbundenheit.

Von Autorin: Musik 4 (wie Musik 1): Hind. Ritualmusik 0‘27

O-TON 22: A.K. Jain “Divali is a festival … good done by Divali.”

VO-Sprecher-männlich:

Diwali wird ja hier in Indien von vielen Religionsgemeinschaften gefeiert – von Hindus, Jainas, Sikhs, Christen und sogar von Muslimen. Wir freuen uns sehr darüber, einen solchen Berührungspunkt zu haben, bei dieser Gelegenheit Grußkarten miteinander auszutauschen und das Fest gemeinsam mit den anderen zu begehen. Es ist wirklich gut, dass Diwali so etwas leisten kann.

Musik 4 (wie Musik 1): Hind. Ritualmusik

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Diwali - Das hinduistische Lichterfest

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O-TON 1: Prof. Martin Baumann

Diwali ist ein kalendarisches Fest, das also auf bestimmten Daten liegt, also wie die Stellung des Mondes ist. Und das ist eben ein Fest, das ähnlich einzustufen ist wie beispielsweise Geburtstagsfeste für bestimmte Götter wie den Gott Ganesha oder den Gott Krishna. Es gibt andere große Hindu-Feste und damit steht es nicht in Konkurrenz, sondern man hat es einzureihen als eines der großen Feste.

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Diwali ist ein Fest, bei dem Hindus den Sieg vom Guten, vom Hellen, über das Dunkle, über die Finsternis, über das Böse, feiern. Also wo die Götter dann über Dämonen, über Schlechtes, siegen. Verschiedene Legenden gibt es, die sich mit ganz bestimmten Göttern verbinden und wo auch Helden-Geschichten von diesen Göttern erzählt werden, wie sie letztendlich auch wieder das Böse, die Dunkelheit besiegen und das Gute am Ende siegt dann.

ERZÄHLERIN:

Weil die Gläubigen sich beim mehrtägigen Lichterfest oft als ausgesprochen großzügig erweisen, sind zur Diwali-Zeit ganz besonders viele Bettler zu sehen. Greise in löchrigen Hüfttüchern, Blinde, Leprakranke, alleinstehende Frauen mit Kindern – in schier endlosen, doppelten Reihen sitzen die Bittsteller zu Diwali vor den Tempelportalen. Viele sind von weither in eine der nordindischen Metropolen angereist, weil das Fest hier besonders populär ist.

Atmo 1: Diwali-Zeremonie

O-TON 3: Prof. Martin Baumann

Gerade in Nordindien wird groß gefeiert, eben Diwali in Verbindung mit dem Gott Rama und seiner Frau Sita. Hier ist der Hintergrund eine Götter-Legende, dass der Gott Rama auf seinen Thron verzichten musste und eben 14 Jahre ins Exil ging. Während der Exil-Zeit ist auch seine Frau dann geraubt worden von einem Dämon, Ravana. Und Rama gelingt es, seine Frau Sita aus den Fängen von Ravana zu bringen und eben dann gemeinsam ziehen Sita und Rama zurück, sowohl als neuer König als auch als wiedervereint, als Ehepaar, in die Stadt Ayodhya. Und dieser Wiedereinzug wird dann gefeiert, durch ein großes Lichterfest, durch ein großes Lichtermeer und zeigt eben, dass hier das Helle, die Lichter-Symbolik eben. Dieses Helle siegt über das Dunkle, über das Schlechte dann, und damit hat sozusagen am Ende das Gute gesiegt.

Atmo 1: Diwali-Zeremonie

O-TON 4: Dr. Johanna Buß

Also ich würde erst mal sagen, dass es ein großes mehrtägiges Lichterfest ist, bei dem viele Gottheiten verehrt werden, bei dem aber vor allem die Glücks-Göttin Lakshmi im Zentrum steht. Und dass man zu diesem Fest dann mit der Familie und den Freunden zusammenkommt, sich gegenseitig beschenkt und gutes Essen genießt.

ERZÄHLERIN:

So die Indologin Dr. Johanna Buß von der Universität Leipzig. Ihr indischer Kollege Professor Gaya Charan Tripathi kann das Gesagte nur bestätigen. Außerdem, betont er, sei da noch etwas:

O-TON 5: Prof. Gaya Charan Tripathi “Every nook and corner of the house is to be lighted up… try to gain spiritual knowledge. That is the time when one should start doing it.”

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O-TON 6: Dr. Johanna Buß

Das eine ist der Lunar-Kalender, der dahinter steht mit der anderen Zeitrechnung, wo einfach das neue Jahr beginnt und das ist natürlich jetzt nicht mehr offiziell gültig. Aber trotzdem spielen solche Dinge in rituellen Abläufen ja immer eine Rolle.

Musik: CD968510206 Praise for Krishna 0‘32

ERZÄHLERIN:

Vor allem die Mitglieder der „Bania“-Hindu-Kaste haben das alljährlich nach dem Mondkalender variierende Datum dick in ihren Kalendern angestrichen. Traditionell sind sie als Händler, Großgrundbesitzer und Geldverleiher tätig – und möchten sich das Wohlwollen der Glücksgöttin Lakshmi sichern, weil ...

O-Ton 7: Dr. Johanna Buß

Lakshmi als Göttin des Wohlstands und des Reichtums besonders prädestiniert ist, um einen neuen Beginn zu segnen, das passt ja ganz gut zusammen. Also Beginn des neuen Jahres und eben Lakhsmi als Glücks-Göttin, sodass sie quasi das kommende Geschäftsjahr dann auch wieder segnet sozusagen.

ERZÄHLERIN:

Auch andere Gläubige haben zur Diwali-Zeit gute Gründe, der Glücksgöttin Lakhsmi ihre Ehrerbietung zu erweisen und sie um Hilfe zu bitten, sagt der Religionssoziologe A.K. Jain:

O-TON 8: A.K. Jain “Maha Lakhsmi is worshipped in the early morning and we offer our prayers..then the statues ... immerse it in some holy river or something.”

VO-SPRECHER-männlich:

Wir führen eine Zeremonie für unsere Göttin Lakshmi durch. Wir bieten ihr Süßigkeiten und Früchte an. Dann verfassen wir einen kurzen Brief, der die Namen aller Familienangehörigen enthält. Wir bedanken uns bei Lakshmi dafür, dass sie sich im vergangenen Jahr so gut um uns gekümmert hat und bitten sie, auch weiterhin für unsere Gesundheit und unser finanzielles Auskommen zu sorgen. Dieser Brief wird dann bis zum nächsten Diwali-Fest in der Nähe der Lakshmi-Statue aufbewahrt. Und dann, nach einem Jahr, wird das Schreiben in einem heiligen Fluss versenkt.

ERZÄHLERIN:

Hinduistische Feiertage wie das „Lichterfest“ Diwali bieten so die Gelegenheit, das Bündnis mit den Gottheiten zu stärken und sich die alten religiösen Überlieferungen wieder ins Gedächtnis zurückzurufen. Dazu gehört zu Diwali auch der Mythos um Gott Krishna, dem am zweiten der fünf Festtage besondere Huldigung zukommt.

Atmo 2: Hindus singen zu Ehren Krishnas

O-TON 9: A.K. Jain “Second day is the day on which Lord Krishna... they celebrate second day of Divali.”

VO-Sprecher-männlich:

Der zweite Tag von Diwali gilt Gott Krishna. Dann feiern wir, dass Krishna einst, zur Freude aller, einen besonders bösen Dämon getötet hat.

Atmo 2: Hindus singen zu Ehren Krishnas

ERZÄHLERIN:

Millionen von Krishna-Anhängern versammeln sich an Diwali, um Krishna zu Ehren zu beten, zu singen und zu tanzen. Der Gott mit der Bambusflöte und der Pfauenfeder im Haar soll einst den Dämon Naraka getötet und so mehr als 16.000 Frauen gerettet haben, die viele Jahre ein trauriges Dasein in Gefangenschaft Narakas gefristet hatten.

Von Autorin: Musik 2: Raga 1‘55

ZITATOR:

Naraka, Sohn von Gott Vishnu, war ein grausamer und machthungriger Dämon. Nachdem er es geschafft hatte, viele Königreiche auf der Erde unter seine Kontrolle zu bringen, richtete er seine ganze Aufmerksamkeit darauf, Svargaloka, das Paradies Gott Indras, zu erobern. Naraka gründete ein Dämonenheer, nahm Svargaloka ein und schwang sich zum Herrn von Himmel und Erde empor.

Er stahl die Ohrringe der Himmelsgöttin Aditi und entführte mehr als 16.000 Frauen. Mit Indra an der Spitze wandten sich die Götter an Vishnu, den Vater des Dämons. Vishnu versprach zu helfen, musste die Götter aber vertrösten. Erst wenn er als Krishna wiedergeboren werde, könne er tun, was getan werden müsse.

Musik 2: Raga

ZITATOR:

Äonen verstrichen, in denen Naraka seine Schreckensherrschaft fortsetzte. Erst als Gott Krishna endlich die Weltenbühne betrat, wendete sich das Schicksal gegen Naraka und sein Dämonenheer. Krishna bestieg den Himmelsadler Garuda und flog zu Narakas Palastfestung. Ohne zu zögern, ergriff Krishna seine Wurfscheibe und trennte dem Dämon den Kopf ab. In wilder Flucht stob das Dämonenheer in alle Himmelsrichtungen. Die in Gefangenschaft gehaltenen Frauen wurden befreit und kehrten in ihre Heimat zurück. Krishna galt fortan als Retter der Welt und als Gottheit des unendlichen Bewusstseins um das Universum.

ERZÄHLERIN:

Solche Legenden sind den meisten Hindus auch heute noch bekannt. Im Vertrauen auf die Kraft und Macht ihrer Gottheiten sind daher zu Diwali besonders viele Gläubige bestrebt, Gelübde abzulegen und die Gunst der Götter zu gewinnen, um ein Problem aus dem Weg zu räumen oder einfach etwas, das ihnen sehr am Herzen liegt, zu erreichen. Indem sie den Gottheiten huldigen und ihnen ihre Lieblingsspeisen und Lieder darbringen, erwerben Hindus religiöses Verdienst, das sich in dieser oder in der nächsten Existenz positiv für sie auswirkt.

Aber auch Mitglieder einiger anderer Religionsgemeinschaften feiern das Fest, wenngleich mit unterschiedlichen religiösen Bezügen.

O-TON 10: Dr. Johanna Buß

Weil das ja nun auch so ein allgemeines Thema ist, also Sieg des Lichts über die Dunkelheit oder der Götter über die Dämonen, kann man natürlich auch alle möglichen Traditionen anschließen und das passiert eben auch in ganz Indien... Dass es eben auch im Sikhismus und Jainismus gefeiert wird. Und da ist es ja auch so, dass hier eigene Inhalte einfach eingesetzt werden.

ERZÄHLERIN:

So erfahren Mahavira, der Begründer des Jainismus und ein Sikh-Guru, der zu Diwali aus der Gefangenschaft freikam, beim „Lichterfest“ besondere Ehrung.

O-TON 11: Dr. Johanna Buß

Also das heißt, im Jainismus haben wir dann, was da gefeiert wird, das Wissen des Erleuchteten, und das wird dann als Tag der Erleuchtung und Erlösung Mahaviras gefeiert oder eben im Sikhismus als Tag der Rückkehr Guru Har Gobind Singhs nach Gwalior. Also das heißt, da haben wir dann verschiedene Bezüge, die neu hergestellt werden.

Von Autorin: MUSIK 3: Lakhsmi-Raga 1‘00

Erzählerin:

Was alle Menschen Indiens wiederum beim Diwali-Fest eint ist, dass Tag drei der Festivitäten - Lakshmi Puja – ein offizieller Feiertag ist. Banken, Schulen und Betriebe haben geschlossen. Die Arbeit ruht, damit die schöne Göttin, die auf den Abbildungen meist auf einer Lotosblüte steht und von zwei Elefanten flankiert wird, die Gläubigen auch antrifft, wenn sie von Haus zu Haus wandert.

MUSIK 3: Lakhsmi-Raga

ERZÄHLERIN:

Der Überzeugung ihrer Anhänger gemäß kehrt Glücksgöttin Lakhsmi nur in Tempel oder Häuser ein, die sauber und aufgeräumt sind und vor denen Lichter stehen. Sind diese Bedingungen erfüllt, wird Lakhsmi die Gläubigen segnen und dafür sorgen, dass ihnen das Glück bis zum nächsten Diwali-Fest hold ist.

MUSIK 3: Lakhsmi-Raga bitte in Kreuzblende verbinden mit Atmo 3: Feuerwerk

ERZÄHLERIN:

Daran kann auch eine Gepflogenheit nicht rütteln, die zu Diwali gehört wie die auf allen Märkten erhältlichen „Diwali Floating Flower Bowls“ - Tonschalen, die Wasser enthalten und über und über von schwimmenden Blüten und Teelichten bedeckt sind. Oder wie die Jalebis, die frittierten Teigkringel. Wie die mit Öllämpchen und Lichterketten geschmückten Häuser – das Stakkato der Feuerwerkskörper.

Atmo 3: Feuerwerk

O-TON 12: Trilok Gupta “This has been going on for a long time that we used to crack crackers.“

(kein VO, wird von der Erzählerin übersetzt)

ERZÄHLERIN:

Den Brauch, zu Diwali Feuerwerkskörper zu entzünden, gebe es schon lange, sagt der Lehrer Trilok Gupta aus Delhi:

ATMO 3: Feuerwerkskörper

O-TON 13: Trilok Gupta “We used to crack a lot of crackers ...This has been going on for a long time the smoke which has accumulated inside that all can go out.”

VO-Sprecher-männlich:

Das haben wir von klein auf so gemacht. Aber jetzt sollte das eigentlich verboten werden! Nach dem Diwali-Fest vor zwei Jahren war der Smog hier in Delhi noch schlimmer als er es ohnehin schon ist. In meinem Viertel hat buchstäblich jeder nach Herzenslust seine Feuerwerkskörper abgeschossen. Ich bekam keine Luft mehr, bin ins Haus zurück gegangen und habe die Aircondition eingeschaltet. Und das im November! Erst nachdem ich den Ventilator angestellt hatte, ging es mir ein wenig besser.

ERZÄHLERIN:

Doch Diwali ohne Feuerwerk? Undenkbar!

Musik: Z8019017127 Secret proofs red 0‘38

Dennoch hat Indiens Oberster Gerichtshof zumindest den Versuch unternommen, das Ganze einzudämmen – durch ein Verbot des Verkaufs und Besitzes von Feuerwerkskörpern in Delhi etwa. Denn in der besonders smoggeplagten indischen Hauptstadt ist die Feinstaubbelastung nach Diwali inzwischen so hoch, dass die Werte nicht einmal mehr den Messpunkten der Skala entsprechen. Das weiß auch Dr. Johanna Buß. Bei der Recherche über Feste wie Diwali und Holi, wo Gläubige einander mit Farben bemalen oder auch bewerfen, sagt die Indologin ….

O-TON 14: Dr. Johanna Buß

Das ist mir auch schon bei Holi aufgefallen, aber auch bei Diwali, wenn man dazu Artikel googelt, dass dann als erstes Artikel nicht zur Geschichte oder zur Mythologie kommen, sondern bei Diwali zur Luftverschmutzung durch das Feuerwerk und bei Holi kommt es dann, gibt es ganz viele medizinische Artikel zu Hautirritationen und Haut-Problemen. Das fand ich ganz spannend, dass man hier schon auch sozusagen als Niederschlag in der Literatur hat, was eben die Feste auch für Probleme auslösen, was natürlich nicht so schön ist.

Musik: Z8019017127 Secret proofs red 0‘08

O-TON 15: Professor Martin Baumann

Man sieht jedes Jahr - und jedes Jahr wird es publiziert - die sozusagen Staubwerte sind extrem angestiegen um die Diwali-Zeit. Diwali wird ein oder auch fünf Tage gefeiert dann und man hat schon versucht in Indien, in einzelnen Bundesstaaten, dass man Feuerwerk nicht verboten hat, aber man hat den Verkauf von Feuerwerk untersagt. Aber indische Feiernde sind dann so innovativ und haben sich selber Feuerwerk hergestellt dann und die Staubwerte sind trotzdem sehr hoch gewesen, also jedes Jahr um Diwali ist dann die Luft für einige Tage sehr schlecht in den nordindischen, aber auch in den südindischen Städten.

ERZÄHLERIN:

Bemängelt Professor Martin Baumann. Doch wenn man diese zur Gewohnheit gewordene „Unsitte“ religionswissenschaftlich und mythologisch einordne, könne man das Verhalten der Gläubigen zumindest nachvollziehen.

O-TON 16: Professor Martin Baumann

Das ist etwas, was hier aber schwer abzustellen ist, weil einfach diese Freude quasi über diese, ja, sozusagen, der Sieg des Guten über das Böse ... Und die Götter haben wieder gesiegt. Dann, das wird groß gefeiert, sehr ausgelassen gefeiert und dazu gehört Krach, mit dem man den Dämonen vertreibt. Und Licht, was aus dem Feuerwerk dann herauskommt, in dem eben das Zeichen für die Götter ist dann.

Musik: M0011556000 Malabar Saz 0‘30

ERZÄHLERIN:

Wie prägend diese religiösen Traditionen sind, wissen auch Hindus, Sikhs und Jainas, die im Ausland leben. Der Glaube an Gott Rama, der nach vielen Jahren aus dem Exil als König in seine Heimat zurückgekehrt ist. Die Briefe, die an Glücksgöttin Lakhsmi gerichtet sind. Der Triumph Gott Krishnas über den Dämon Naraka. Die Feuerwerkskörper, die zur Diwali-Zeit den Himmel über Delhi, Montreal, Sydney, London oder Leicester erhellen…. Diwali hat längst mühelos den Himmel durchquert und die Ozeane überwunden.

O-TON 17: Prof. Martin Baumann

In bestimmten Städten, den Midlands in London, und in Leicester, was ungefähr 100 Kilometer nördlich von London liegt, haben wir eine große Konzentration von Sikhs, von Hindus, von Jaina und hier wird im Herbst dann jedes Jahr dann im Oktober, November, wenn das Diwali-Fest ist, wird eben an der Straße, an der die meisten indischen Geschäfte auch sind, wird ganz groß gefeiert. Groß gefeiert heißt, es wird die Straße geschmückt mit Lichter-Girlanden, es wird abends Feuerwerk angezündet dann, und es wird eben gerade in der Straße der sogenannten Golden Mile in Leicester, das ist die Belgrave Road, dort sind sehr viele Juwelier-Geschäfte von indischen Händlern. Dort wird eben groß öffentlich gefeiert, Prozessionen durchgeführt, Tanz-Vorführungen durchgeführt und hier ist sozusagen ein Little India. Das verändert sich quasi, diese Stadt hat ein Drittel südindische oder südasiatische Zuwanderer, hier ändert sich sozusagen die Öffentlichkeit.

ERZÄHLERIN:

Inoffiziell gilt Diwali in Leceister als Feiertag. Nein - Feiertage. Denn die “Diwali-Festivities“ währen in der Stadt in den englischen East Midlands vierzehn Tage lang.

O-TON 18: Prof. Martin Baumann

Diwali ist hier sehr präsent in dieser Öffentlichkeit, der Stadt, dann, wo dann im Herbst dies groß gefeiert wird durch die Stadt. Eben mit Lichterketten, mit großem Licht, Feuerwerke werden gezündet, jeden Abend dann. Und hier hat sozusagen die hinduistische Minderheit, die dort stark vertreten ist, mit mehreren zehntausenden Personen, dann hat hier sozusagen einen großen Auftritt, eine große Präsenz durch diese Lichter, durch diese Öffentlichkeit. Und das ist eben quasi als öffentlicher Feiertag anerkannt, ist im Festkalender der Stadt. Das ist eben anders in Deutschland, Schweiz, anderen Ländern Westeuropas, dann, wo eben noch kleinere Bevölkerungsteile von Hindus sind und wo dann eigentlich Diwali ja oft gar nicht wahrgenommen wird.

ERZÄHLERIN:

Das sollte sich unbedingt ändern.

Von Autorin: Musik 4 (wie Musik 1): Hind. Ritualmusik 0‘50

O-TON 19: Dr. Johanna Buß

Also ich hab eigentlich gedacht, das ist doch ein spannendes Fest. Als ich mich jetzt noch ein bisschen drauf vorbereitet hab und ich eigentlich mir das einfach noch ein bisschen genauer anschauen sollte… Weil doch eine ganze Menge drinsteckt. Also ja. Weil auch gerade mit diesen verschiedenen Bezügen, die hergestellt werden, von den einzelnen Traditionen und Religionen, denke ich.

Musik 4 (wie Musik 1): Hind. Ritualmusik

O-TON 21: Dr. Johanna Buß

Ich find das einfach ein schönes Fest. Ich mag das einfach mit den Lichtern und vor allen Dingen, was ja in Indien, dann auch… In Indien ist ja immer alles groß durch die vielen Menschen, also auch zahlenmäßig groß, diese großen Lichtermeere und dann auch die Lichter auf der Ganga, auf den Flüssen, das ist einfach schön und festlich und auch die Rangolis, also die Muster, die da gelegt werden, sind einfach schön anzusehen.

ERZÄHLERIN:

Wenn nach Tag 5 die letzten Feuerwerkskörper in die Luft geflogen sind und der Lärm erstorben ist, bei vielen die Waage ein paar Kilo mehr und das Konto deutlich weniger anzeigt und nachdem die Bettler mit einer kleinen Rücklage in ihre Heimatstadt zurückgekehrt sind, ist Diwali zwar offiziell vorbei, aber immer noch nicht ganz vorüber. Erinnerungen wirken nach – an die alten Legenden, an das freudige Lächeln, das über das Gesicht eines Kindes gehuscht ist, an den vom Alter gebeugten Obdachlosen, der am Straßenrand eine Votivkerze für Glücksgöttin Lakhsmi entzündet hat - und an das Gefühl der Verbundenheit.

Von Autorin: Musik 4 (wie Musik 1): Hind. Ritualmusik 0‘27

O-TON 22: A.K. Jain “Divali is a festival … good done by Divali.”

VO-Sprecher-männlich:

Diwali wird ja hier in Indien von vielen Religionsgemeinschaften gefeiert – von Hindus, Jainas, Sikhs, Christen und sogar von Muslimen. Wir freuen uns sehr darüber, einen solchen Berührungspunkt zu haben, bei dieser Gelegenheit Grußkarten miteinander auszutauschen und das Fest gemeinsam mit den anderen zu begehen. Es ist wirklich gut, dass Diwali so etwas leisten kann.

Musik 4 (wie Musik 1): Hind. Ritualmusik

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