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Feuer in den Religionen - Erleuchtung, Reinigung, Wandel

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Feuer spielt in den Mythen der Menschheit und in den Religionen eine große Rolle. Es gibt Feuergottheiten und die archaische Urkraft ist Symbol des Lebens, des Göttlichen und Heiligen, Zeichen der Erleuchtung oder des Neubeginns. (BR 2021) Autorin: Sylvia Schopf

Credits
Autor/in dieser Folge: Sylvia Schopf
Regie: Eva Demmelhuber
Es sprachen: Rahel Comtesse, Andreas Neumann, Carsten Fabian
Technik: Susanne Harasim
Redaktion: Bernhard Kastner

Interviewpartner/innen:
Monika Böhm-Tettelbach (Prof. i.R; Dr.; Indologin und ehemalige Fachbereichsleiterin am Südasien-Institut der Universität Heidelberg);
Jens-Uwe Hartmann (Prof. i.R; Dr.; Indologe mit Schwerpunkt Buddhismus, Universität München);
Thorsten Dietz (Prof. Dr.; Theologe an der Evangelischen Hochschule TABOR/Marburg);
Fateme Rahmati (Dr.; Studium Islamische Theologie und Philosophie im Iran, Promotion in Deutschland, z.Zt. Dozentin an der Universität Frankfurt im Fachbereich Vergleichende Religionswissenschaften)

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Das vollständige Manuskript zur Sendung gibt es HIER

Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:

ATMO: Gewitter/Donnergrollen

SPRECHER

Dunkle Wolken. Donner. Grelle Blitze zucken über den Himmel und dann schlägt ein Blitz ein, entfacht Feuer.

SPRECHERIN

So mögen Menschen vor Jahrtausenden die archaische Naturgewalt des Feuers erlebt haben, entfacht durch Blitze oder die Hitze der Sonne. Feuer, das Licht in die Dunkelheit brachte und wärmte, aber auch gefährlich und zerstörerisch sein konnte wie Brand oder ein Vulkanausbruch zeigten.

SPRECHER

Mit brennbaren Materialien gelang es den Menschen, Feuer am Leben zu erhalten. Dann schafften sie es, Feuer selber zu entfachen. Eine Errungenschaft mit weitreichenden Folgen!

SPRECHERIN

Nach Bedarf konnte nun Licht in die Dunkelheit gebracht werden; es gab eine Wärmequelle für kalte Jahreszeiten, Raubtiere konnten mittels Feuer ferngehalten werden, Metalle geschmolzen für die Herstellung von Geräten und Waffen, Nahrung konnte gekocht und dadurch verdaulicher werden und einige Pflanzen wurden erst durch das Erhitzen überhaupt genießbar.

SPRECHER

Für die Menschen früherer Zeiten stand außer Frage, was es mit diesem faszinierenden und doppelgesichtigen Phänomen Feuer auf sich hat! Es konnte nur etwas Heiliges, etwas Göttliches sein, eine Gabe der Götter.

ZITATOR

Feuer ist göttlich, ist eine Gottheit.

SPRECHERIN

In den sogenannten ‚Naturreligionen‘ wurde und wird Feuer - ebenso wie Wasser und Erde - als heiliges Element verehrt und in der Regel den Frauen zugeordnet. Sie sind die Hüterinnen des Herdfeuers. Andere Glaubenssysteme betrachten das Feuer als Gottheit – als weibliche oder männliche.

SPRECHER

Feuergottheiten können dem Leben und der Schöpfung zugeordnet sein wie die altägyptische Feuergöttin Tefnut oder einige Feuergottheiten der indigenen Völker Mittelamerikas.

SPRECHERIN

Mit dem heimischen Herdfeuer verknüpft ist z.B. die griechische Göttin Hestia ebenso wie ihr römisches Pendant, die Göttin Vesta.

SPRECHER

Wie das Feuer selbst so vereint auch der Feuer- und Schmiedegott aus dem antiken Griechenland gegensätzliche Eigenschaften. Hephaistos ist ein alter, hässlicher Schmied, der jedoch mit Hilfe des Feuers wunderschöne Kunstwerke und Waffen hervorbringt. Bei den Römern heißt er später Vulcanus.

SPRECHERIN

Als Vermittler zwischen Himmel und Erde gelten sowohl die irisch-keltische Licht- und Feuergöttin Brigid als auch der indische Feuergott Agni, der im Hinduismus bis heute eine zentrale Rolle spielt.

SPRECHER

Und auch das gibt es: die negativ besetzte Feuergottheit: Loki, der Luft- und Feuergott der Wikinger, ist ein hinterhältiger und verschlagener Charakter.

MUSIK

SPRECHERIN

Nicht als Gottheit, sondern als göttliches, heiliges Element wird das Feuer im Zoroastrismus verehrt, einer Religion, die vor mehr als 3.500 Jahren im Iran entstand und Jahrhunderte lang weit verbreitet war. In eigenen Feuertempeln und auch zuhause wurde das heilige Feuer verehrt, erzählt Monika Böhm-Tettelbach, Indologin und ehemalige Fachbereichsleiterin am Südasien-Institut der Universität Heidelberg:

O-TON 01 (0’28)

Das Feuer wird in eigenen Räumen, die wunderschön gestaltet sind von außen auch, kleine Feuertempel, aufgehoben. Es gibt so etwas wie Feuervasen, in denen das Feuer am Laufen gehalten wurde. Bei großen Festen, auch bei Familienfesten wird ein Altar aufgebaut, bei dem in einer Feuervase das Feuer brennt. Es ist einfach nur die Anwesenheit dieses heiligen Feuers mittels derer seiner Heiligkeit gedacht wird.

ZITATOR

Feuer als Symbol für Gott!

SPRECHER

Monotheistische Religionen wie Judentum, Christentum und Islam kennen natürlich keine Feuergottheit. Hier spielt das Feuer eine wichtige Rolle als Symbol für Gott, Allah, das Göttliche.

O-TON 02 (0’08)

Gott ist Licht und Licht ist eine Gottesmetapher schlechthin. Und Feuer sind kleine Lichter, in denen Gott hier und da präsent wird.

SPRECHERIN

Erklärt der Theologe Thorsten Dietz, Professor an der Evangelischen Hochschule Tabor in Marburg. Die Geschichte von Moses und dem brennenden Dornbusch, der jedoch nicht verbrennt, ist ein Beispiel dieser Gottespräsenz, eine Geschichte, die übrigens ganz ähnlich auch im Koran erzählt wird.

SPRECHER

Als Moses in der Wüste die Schafe hütet, sieht er in der Ferne einen brennenden Busch. Neugierig nähert er sich. Aus dem brennenden Busch ertönt eine Stimme. Sie spricht Moses an und warnt ihn, nicht zu nahe zu kommen und seine Schuhe auszuziehen, da er sich auf heiligem Boden befinde.

O-TON 03 (0’29)

Es ist ein Symbol, ein Zeichen, etwas, das anzeigt: hier ist mehr im Spiel als Menschen begreifen können und darin ist es ein Symbol für das Geheimnis Gottes. Gott ist so wie dies Feuer. Er ist faszinierend und erschreckend. Er schenkt Leben, aber ist auch für Menschen in dieser Welt, die endlich sind, irgendwo bedrohlich, weil anders und fremd. Gotteserfahrung ist eben auch mit diesen beiden Seiten Verbunden, mit dem Schönen und dem Schrecklichen.

SPRECHERIN

Ein anderes biblisches Beispiel von Feuer bzw. Flammen, die Gott bzw. den Geist Gottes oder eine Gotteserfahrung repräsentieren, ist das Pfingstereignis, das 50 Tage nach der Auferstehung Jesu stattfindet.

SPRECHER

Während des großen jüdischen Erntefestes haben sich die Jünger in einem Haus versammelt, als ein mächtiges Rauschen zu hören ist. Das ganze Haus ist erfüllt davon und dann ist etwas wie Feuer zu sehen. Es zerteilt sich; lässt sich als kleine Flammenzungen über dem Kopf eines jeden Jüngers nieder und diese erhalten den Auftrag, die Lehre Jesu zu verbreiten.

O-Ton 04 (0’27)

Die Flämmchen auf dem Kopf sind Zeichen einer großen Ergriffenheit, einer großen Begeisterung. Oder die Liebe kann bezeichnet werden als Flamme, als Feuer des Herrn. Und Pfingsten, das Ergriffenwerden vom Heiligen Geist, wird in dieser Bildsprache beschrieben. Lauter Flämmchen, die deutlich machen: hier sind Menschen entzündet, durchglüht von dieser Begeisterung, Gott begegnet zu sein.

SPRECHERIN

Erklärt der Theologe. Und diese Begeisterung, dieses „Vom-Heiligen-Geist-ergriffen-sein“ befähigt die Jünger, in allen Sprachen predigen zu können.

ZITATOR

Feuer – Element des Wandels, der Ver-Wandlung. Alles was mit Feuer in Berührung kommt, verändert sich, wird zu Rauch und Asche.

SPRECHERIN

Diese transformatorische Kraft des Feuers wird beim Feueropfer eingesetzt. Die Gaben der Menschen, mit denen sie Gott bzw. einer Gottheit danken oder um etwas bitten, werden durch den Rauch, der beim Verbrennen aufsteigt, gen Himmel befördert - so die Vorstellung in verschiedenen Religionen.

SPRECHER

Feueropfer gehörten einst auch zum jüdischen Ritus. In der Thora und auch im Alten Testament gibt es Anweisungen wie Tiere, Pflanzen und Nahrungsmittel im Feuer geopfert werden sollen. Und dann ist da auch die Geschichte von Abraham, der von Gott geprüft wird, indem dieser ihn auffordert, seinen einzigen Sohn als Brandopfer darzubringen. Alles ist vorbereitet als im letzten Augenblick ein Engel Abraham aufhält, denn Abrahams Gehorsam ist bewiesen. Ein Widder wird schließlich statt des Sohnes geopfert.

SPRECHERIN

Im Hinduismus sind Feueropfer ein zentraler Bestandteil der religiösen Praxis – und das bis heute. Wie sie zelebriert wurden und zum Teil auch noch werden, erzählt die Indologin Monika Böhm-Tettelbach:

O-Ton 05 (0’37)

Es saßen Menschen um das Feuer herum, Priester, die den Kultus durchführten und die verschiedensten Arten von Opfergaben dahinein gaben. Das konnten Getreideprodukte sein, das konnten Milchprodukte sein, Fleisch; Tiere wurden auch geopfert. Und die zentrale Gottheit bei den Feueropfern: der Feuergott selber, Agni. Durch die Vermittlung des Feuers wurde das, was die Menschen gaben, in eine höhere Region transportiert und man sich vorstellte, dass dadurch ein Kontakt hergestellt wurde zwischen der hiesigen Welt und der Welt, die über uns liegt.

ATMO: zeremonieller Opfergesang

SPRECHERIN

Begleitet von Opfersprüchen, Lobgesängen und dem Singen von Mantren - das sind heilige Silben – wird das hinduistische Feueropfer zelebriert: in Tempeln oder zuhause. Dabei werden auch Ghee (sprich: Ghii) – das ist Butterschmalz – und Kräuteressenzen als Opfergaben ins heilige Feuer gegeben.

ATMO (s.o.) – kurz aufblenden und dem Folgenden unterlegen

SPRECHER

„Möge Agni dich dorthin bringen, wohin du gehen musst.“

SPRECHERIN

Lautet einer der priesterlichen Begleitsprüche bei einer hinduistischen Leichenverbrennung. Und diese Verbrennung ist für einen Hindu der letzte Opferakt, bei dem er sich selbst ins Feuer opfert. Das kann der Verstorbene natürlich nicht selber tun. In der Regel setzt der älteste Sohn oder der älteste Verwandte den Scheiterhaufen in Brand.

Was dann passiert, ist zentral für die hinduistische Glaubensvorstellung von der Wiedergeburt, erklärt die Indologin Monika Böhm-Tettelbach:

O-TON 06 (0’25)

Man hat sich vorgestellt, dass das Opfer im Rauch nach oben steigt, sich dort wieder Wolken bilden. Aus den Wolken kommt der Regen. Der Regen fällt auf die Erde, erzeugt dort Fruchtbarkeit, nicht nur der Natur, sondern auch im Menschen. Das führt wieder zur Geburt, es führt zum Tod, es führt zur Verbrennung und wieder steigt der Rauch auf.

SPRECHER

Wie in kaum einer anderen Religion sind Feuerrituale und Zeremonien nicht wegzudenken aus dem religiösen Alltag eines Hindus. So flackern und tanzen bei Tempelfesten all überall Flammen aus den Feuerschalen. Sie erleuchten den Tempelraum und werden vor Götterbildern oder Statuen geschwenkt. Auch zu jeder ‚puja’ (sprich: pudscha), - einer Art Andacht –, die im hinduistischen Haushalt oder im Tempel durchgeführt wird, gehört Feuer in Form von Räucherstäbchen oder Feuern, die in speziellen Gefäßen entzündet werden. Und ganz bedeutsam ist Feuer bei der Eheschließung.

SPRECHERIN

Das Brautpaar heiratet in einem Tempel im Angesicht des lodernden Feuers, das das Göttliche repräsentiert. Mit Ghee (sprich Ghii) und anderen Opfergaben halten Priester das göttliche Feuer am Brennen, das von den Brautleuten sieben Mal umrundet wird und damit ist der Bund der Ehe besiegelt.

SPRECHER

Welche große Bedeutung das Feuer im Hinduismus hat, zeigt sich auch in der Tradition des ‚Hausfeuers’, das – so die Indologin - früher zu jeder hinduistischen Familie gehörte:

O-Ton 07 (0’14)

Es ist das Merkmal, das Wesentliche, dass der Haushälter, also der verheiratete Mensch, ein Feuer unterhält und alles was er tut mit diesem Hausfeuer gemacht wird.

SPRECHERIN

Stirbt beispielsweise ein Familienmitglied, wird dieses Hausfeuer vorübergehend gelöscht:

O-Ton 08 (0’15)

D.h. die Familie kann in den Tagen nach dem Trauerfall kein Essen kochen, für mehrere Tage. Nachbarn müssen das Essen bringen oder sie müssen sich sonst irgendwie behelfen, weil das häusliche Opferfeuer erloschen ist.

SPRECHER

Anders als im Hinduismus, für den Feuer und Feuerzeremonien so zentral sind, ist Feuer im Buddhismus - der ja aus dem Hinduismus entstand - weit weniger bedeutsam. Feuerrituale und Feueropfer lehnten die frühen Buddhisten sogar vehement ab, erzählt Jens-Uwe Hartmann, der als Indologe mit Schwerpunkt Buddhismus an der Universität München lehrte:

O-Ton 09 (0’51)

Die Buddhisten, die wenden sich gegen die Opferpraktiken als nutzlos, moralisch-ethisch irrelevant und machen sich lustig über Feuerpriester. Es ist erst im indischen, im sogenannten tantrischen Buddhismus Indiens und das ist eine Zeit ab 6./7./8. Jh n. Chr., wo die Unterschiede zwischen Buddhismus und hinduistischen Strömungen ein bisschen zu verschwimmen beginnen. Wo beide voneinander entlehnen und wo auch im Buddhismus eine umfangreiche Kultpraxis hinzukommt und dabei gibt es auch ein Feueropfer. Da wird Weihrauch geopfert. Da werden Butterlampen bei den Tibetern oder in Indien Kerzen geopfert.

SPRECHERIN

Nur Tieropfer sind tabu. Doch wieso übernahm der Buddhismus die anfangs abgelehnten und belächelten hinduistischen Feuerriten? – Das hat mit den religiösen Spezialisten – also Priester, Mönche usw. – zu tun, die auf die Entlohnung ihrer Tätigkeiten angewiesen waren, erzählt der Indologe und Buddhismusfachmann. Wandte sich also der Herrscher oder die Bevölkerung hilfesuchend an einen Priester, wurde dieser dafür bezahlt.

O-TON 10 (0’29)

Da spielt es eine ganz große Rolle, welche Kultpraktiken als effizienter eingeschätzt werden. Wie beim Doktor. Man geht zu dem Doktor, den man für den erfolgreichsten, hält. Und das sind ganz wichtige Steuerungsmechanismen in einem religiösen Umfeld, wo die religiösen Spezialisten von Spenden abhängig sind. Das sind Geschäftsmodelle. Religionsökonomie und Heiligkeit, die hängen ganz eng zusammen. Das schließt sich gegenseitig nicht aus, fürchte ich.

SPRECHER

Eine wichtige Rolle spielt Feuer im Buddhismus nur in den Höllenvorstellungen. Und Hölle meint für Buddhisten eine Form der Wiedergeburt. Natürlich die schlechteste, in die man geraten kann.

O-Ton 11 (0’22)

Da gibt es die heißen und die kalten Höllen. In den heißen Höllen, da kann man in siedendem Öl gesotten werden oder verbrannt werden. Da sind die Texte ähnlich wie im Christentum auch sehr einfallsreich und erfinderisch, wenn es darum geht, Qualen, Martern darzustellen. Das hat ganz klar was mit Abschreckung zu tun.

ZITATOR

Feuer als Element der Reinigung.

SPRECHERIN

Feuer zur Reinigung zu nutzen ist für die Anhänger des Zoroastrismus, jener Religion aus dem Iran, von denen es heute noch kleine Glaubensgemeinschaften in Indien und China gibt, undenkbar, erklärt Monika Böhm-Tettelbach:

O-Ton 12 (0’19)

Es käme überhaupt nicht in Frage, dass man irgendeinen unreinen Gegenstand ins Feuer werfen würde. Oder die Vorstellung, dass das Feuer einen Verstorbenen in eine höhere Region befördern könnte. Deshalb gibt es auch keine Leichenverbrennung. Das wäre völlig ausgeschlossen.

SPRECHER

Eine häufig anzutreffende religiöse Praxis, bei der das Feuer zur Reinigung benutzt wird, um z.B. einen Ort zu reinigen, ist das Räuchern. Auch zur Einweihung von Wohnungen oder Geschäften werden wie beispielsweise in Indien gerne reinigende Feuerzeremonien abgehalten. Und Thorsten Dietz erinnert daran, dass auch Hinderliches durch Feuer be-reinigt werden kann wie eine biblische Geschichte aus dem Alten Testament zeigt:

O-TON 13 (0’19)

Der Prophet Jesaja wird von Gott berufen, sein Bote zu sein. Und dann merkt er aber auch ich kann das gar nicht. Ich bin gar nicht würdig. Und dann wird eine glühende Kohle gebracht, die seinen Mund berührt als symbolische Handlung dafür, dass er durch Reinigung befähigt wird, Gottes Bote zu sein.

ZITATOR

Feuer zerstört Negatives, Böses, Trennendes zum Zwecke der Reinigung und Läuterung.

SPRECHERIN

Die biblische Geschichte von Sodom und Gomorra, jenem Ort von Sünde und Unmoral, ist ein Beispiel dafür wie Gott mittels Feuer Negatives zerstört. Und ganz zentral ist die vernichtende Kraft des Feuers beim Jüngsten Gericht, so der Theologe:

O-TON 14 (0’16)

Der Tag des Gerichts wird mit Feuer alles Ungerechte zerstören. Das wäre diese richtende, zerstörerische Seite des Feuers. Dass Gott alles in dieser Welt zerstören wird was ungerecht, böse, was dem Leben entgegen steht, was ohne Liebe ist.

SPRECHER

Nach islamischer Vorstellung zeigt sich der Zorn Gottes am Tag des Jüngsten Gerichtes und zwar mittels Feuer, erklärt Fateme Rahmati (sprich Fateme Rachmati), die islamische Theologie und Philosophie im Iran studierte und derzeit an der Universität in Frankfurt unterrichtet:

O-Ton 15 (0’53)

Im Koran heißt es, wenn das Jüngste Gericht ist, dann werden alle Verstorbenen eine Brücke überqueren und diese Brücke ist so schmal und so scharf wie die Klinge des Degens. Und die Gläubigen oder guten Leute, die werden leicht diese scharfe Brücke überqueren, aber die anderen fallen runter und direkt unter dieser Brücke ist die Hölle mit brennendem Feuer. Und jeden Tag werden die Leute vollkommen bis auf die Knochen verbrannt, dann wiederhergestellt. Dann wieder von vorne das ganze wiederholt.

SPRECHERIN

Also Höllenqualen wie bei Sisyphos! Ob der Aufenthalt in der Hölle ewig ist, darüber gibt es unter den islamischen Gelehrten unterschiedliche Auffassungen, so die Dozentin für Religionswissenschaften:

O-TON 16 (0’29)

Einige sagen: keiner wird wirklich für immer und ewig in der Hölle bleiben. Das passt zu Gott, zu seiner Barmherzigkeit, die sehr im Islam betont wird. Aber einige andere sagen: diejenigen, die wirklich sehr, sehr hartnäckig in ihrem Unglauben gewesen oder ganz schlechte Taten hatten, die bleiben für immer.

SPRECHER

Das Höllenfeuer als Element der religiösen Reinigung und letztendlich Läuterung, als Durchgangsstation auf dem Weg ins Paradies, so war es im Christentum ursprünglich gemeint und möglicherweise auch im Islam. Und der Gedanke der Reinigung lag wohl auch der mittelalterlichen Hexenverbrennung zu Grunde. Doch diente sie vor allem dazu, Angst und Abschreckung bei den Gläubigen zu schüren ebenso wie die grausamen Höllenvorstellungen, die im Mittelalter entwickelt wurden, meint Thorsten Dietz:

O-TON 17 (0’17)

Da wurde sehr viel hinzugedichtet, sehr viele Folterqualen der Hölle. Das sind natürlich schreckliche Angstfantasien, denen man sich da überlassen hat, wo ganz zurücktritt der Gedanke der Reinigung. Der Reinigung, der Befreiung vom Bösen, was das Feuer bewirkt.

SPRECHERIN

Im Christentum und anderen Religionen gibt es auch religiöse Praktiken, bei denen Feuer als göttliche Prüfinstanz eingesetzt wird. So sollte der Lauf durchs Feuer oder über glühende Kohlen die Schuld oder Unschuld eines Menschen beweisen.

ZITATOR

Feuer – Element religiöser Zeremonien.

SPRECHER

Feueropfer und Feuerzeremonien wurden von jüdischer, christlicher und auch islamischer Seite als heidnisch abgelehnt. So war das Schwenken von Weihrauch wie es heute in der katholischen Kirche im Gottesdienst und bei Begräbnisfeiern als Element von Reinigung und Verehrung üblich ist, im Frühchristentum verpönt; wurde Weihrauch doch im römischen Kaiserkult verwendet. Doch der Leuchtkraft und Magie des Feuers konnte man sich im Juden- und Christentum nicht vollkommen entziehen.

ZITATOR

Brennende Kerzen und das „ewige Licht“.

SPRECHERIN

Ein ewiges Licht als Symbol für die Seele, die im dunklen Reich des Todes leuchtet, brennt in jüdischen Tempeln ebenso wie in katholischen Kirchen und auch in jedem römischen Tempeln gab es ein ständig brennendes Altarfeuer. Ein sogenanntes „ewiges Licht“ brannte bereits im antiken Griechenland vor wichtigen Gebäuden. Aus der Zeremonie vom ewigen Feuer, das im antiken Griechenland zu Ehren von Hestia, der Göttin des Herd- und Opferfeuers, entzündet wurde, entstand das bis heute praktizierte „Olympische Feuer“, Symbol für Reinheit, Frieden und Verbundenheit der Völker.

GERÄUSCH: Streichholz wird entzündet

O-Ton 18 (0’10)

Im Grunde gehört zum Gottesdienst, dass die Kerze auf dem Altar an ist. Was immer das Realsymbol dafür ist: Gott ist gegenwärtig. Dafür steht das Feuer im Gottesdienst.

SPRECHER

So der Theologe Thorsten Dietz. Kerzen als Symbol für die Gegenwart Gottes gehören nicht nur zum protestantischen Gottesdienst. Im Judentum wird das Lichterfest Chanukka mit Kerzenschein gefeiert und bei vielen christlichen Festen und Zeremonien werden Kerzen angezündet: z.B. im Advent, zu Weihnachten, an Ostern und die Taufkerze ist für die Gläubigen ein wichtiges Symbol des christlichen Glaubens.

SPRECHERIN

An Allerheiligen zünden Katholiken Kerzen auf den Gräbern ihrer Verstorbenen an und das ganze Jahr über gibt es an Altären in der Kirche die Möglichkeit, Kerzen zum Gedenken oder Dank zu entzünden. Ein Ritual, das inzwischen auch in manchen protestantischen Kirchen Einzug gehalten hat.

SPRECHER

Entsprechend symbolträchtig ist es also, wenn zu Ostern am Karfreitag alle Feuer und das heißt alle Kerzen in der Kirche gelöscht werden. Thorsten Dietz erklärt, welche tiefe Symbolik damit verbunden ist.

O-Ton 19 (0’33)

Am Kreuz Jesus Christi vollzieht sich eine Gottesfinsternis, ein Entzug Gottes. Hier ist das Leiden, der Tod, das Grauenhafte ganz real und kein Licht ist mehr spürbar. Und das Osterfest steht für das Geheimnis, dass Gott Menschen begleitet durch die äußerste Finsternis, auch die Gottverlassenheit und dass das Osterfeuer entzündet wird und dass Ostern die Lichter wieder aufflammen, steht dafür: das Licht Gottes ist stärker als die Finsternis. (Achtung Stimme oben!)

SPRECHERIN

Das Löschen aller Feuer als Zeichen eines Neubeginns existierte auch als religiöser Ritus bei den Azteken im alten Mexiko. Alle 52 Jahre endete nach aztekischem Glauben ein Zyklus. Zu diesem Zeitpunkt wurden alle Feuer im Land gelöscht und im Rahmen einer großen Feier neu entzündet. Damit begann ein neuer Zyklus.

SPRECHER

Feuer! Dieses mächtige und geheimnisvolle Element, ist nicht wegzudenken aus den Religionen. Seine Ambivalenz, das es sowohl eine positive als auch eine negative, zerstörerische Seite hat, spiegelt sich in den religiösen Glaubensvorstellungen wider. Es ist Element der Hölle, eines strafenden, zornigen Gottes. Und es ist Geschenk der Götter, heilig und göttlich, wird als Gottheit verehrt. Es ist in den monotheistischen Religionen von Judentum, Christentum und Islam Symbol für Gott und das Göttliche. Darüber hinaus symbolisiert Feuer auch das Leben, die Lebenskraft des Menschen, die Seele. Es steht für den Sieg des Lichtes über die Mächte der Finsternis. In seiner Eigenschaft etwas zu verwandeln spielt es eine wichtige Rolle bei Feueropfern, Reinigungszeremonien sowie der religiösen Reinigung also Läuterung. Und so manches, was heute zum Brauchtum gehört wie das Sonnwend- oder Johannisfeuer, hat sich aus nichtchristlichen Feuerritualen entwickelt.

SPRECHERIN

Die Bedeutungen von Feuer in Religion und Brauchtum sind in den weltlich orientierten, rationalen Gesellschaften mehr und mehr aus dem Blick geraten. Doch noch immer sitzen Menschen auf der ganzen Welt – wie zu Urzeiten - gerne am prasselnden Feuer. Noch immer werden Kerzen zu feierlichen Anlässen entzündet oder einfach nur, um eine besondere Stimmung zu schaffen. Man schaut dem magischen, geheimnisvollen Tanz der flackernden Flammen zu und lässt sich gerne von der heimeligen, wärmenden Atmosphäre, dem Licht des Feuers, verzaubern. Dem Faszinosum „Feuer“ kann sich Mensch offenbar nicht entziehen - ob mit oder ohne Religion.

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Dunkle Wolken. Donner. Grelle Blitze zucken über den Himmel und dann schlägt ein Blitz ein, entfacht Feuer.

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Für die Menschen früherer Zeiten stand außer Frage, was es mit diesem faszinierenden und doppelgesichtigen Phänomen Feuer auf sich hat! Es konnte nur etwas Heiliges, etwas Göttliches sein, eine Gabe der Götter.

ZITATOR

Feuer ist göttlich, ist eine Gottheit.

SPRECHERIN

In den sogenannten ‚Naturreligionen‘ wurde und wird Feuer - ebenso wie Wasser und Erde - als heiliges Element verehrt und in der Regel den Frauen zugeordnet. Sie sind die Hüterinnen des Herdfeuers. Andere Glaubenssysteme betrachten das Feuer als Gottheit – als weibliche oder männliche.

SPRECHER

Feuergottheiten können dem Leben und der Schöpfung zugeordnet sein wie die altägyptische Feuergöttin Tefnut oder einige Feuergottheiten der indigenen Völker Mittelamerikas.

SPRECHERIN

Mit dem heimischen Herdfeuer verknüpft ist z.B. die griechische Göttin Hestia ebenso wie ihr römisches Pendant, die Göttin Vesta.

SPRECHER

Wie das Feuer selbst so vereint auch der Feuer- und Schmiedegott aus dem antiken Griechenland gegensätzliche Eigenschaften. Hephaistos ist ein alter, hässlicher Schmied, der jedoch mit Hilfe des Feuers wunderschöne Kunstwerke und Waffen hervorbringt. Bei den Römern heißt er später Vulcanus.

SPRECHERIN

Als Vermittler zwischen Himmel und Erde gelten sowohl die irisch-keltische Licht- und Feuergöttin Brigid als auch der indische Feuergott Agni, der im Hinduismus bis heute eine zentrale Rolle spielt.

SPRECHER

Und auch das gibt es: die negativ besetzte Feuergottheit: Loki, der Luft- und Feuergott der Wikinger, ist ein hinterhältiger und verschlagener Charakter.

MUSIK

SPRECHERIN

Nicht als Gottheit, sondern als göttliches, heiliges Element wird das Feuer im Zoroastrismus verehrt, einer Religion, die vor mehr als 3.500 Jahren im Iran entstand und Jahrhunderte lang weit verbreitet war. In eigenen Feuertempeln und auch zuhause wurde das heilige Feuer verehrt, erzählt Monika Böhm-Tettelbach, Indologin und ehemalige Fachbereichsleiterin am Südasien-Institut der Universität Heidelberg:

O-TON 01 (0’28)

Das Feuer wird in eigenen Räumen, die wunderschön gestaltet sind von außen auch, kleine Feuertempel, aufgehoben. Es gibt so etwas wie Feuervasen, in denen das Feuer am Laufen gehalten wurde. Bei großen Festen, auch bei Familienfesten wird ein Altar aufgebaut, bei dem in einer Feuervase das Feuer brennt. Es ist einfach nur die Anwesenheit dieses heiligen Feuers mittels derer seiner Heiligkeit gedacht wird.

ZITATOR

Feuer als Symbol für Gott!

SPRECHER

Monotheistische Religionen wie Judentum, Christentum und Islam kennen natürlich keine Feuergottheit. Hier spielt das Feuer eine wichtige Rolle als Symbol für Gott, Allah, das Göttliche.

O-TON 02 (0’08)

Gott ist Licht und Licht ist eine Gottesmetapher schlechthin. Und Feuer sind kleine Lichter, in denen Gott hier und da präsent wird.

SPRECHERIN

Erklärt der Theologe Thorsten Dietz, Professor an der Evangelischen Hochschule Tabor in Marburg. Die Geschichte von Moses und dem brennenden Dornbusch, der jedoch nicht verbrennt, ist ein Beispiel dieser Gottespräsenz, eine Geschichte, die übrigens ganz ähnlich auch im Koran erzählt wird.

SPRECHER

Als Moses in der Wüste die Schafe hütet, sieht er in der Ferne einen brennenden Busch. Neugierig nähert er sich. Aus dem brennenden Busch ertönt eine Stimme. Sie spricht Moses an und warnt ihn, nicht zu nahe zu kommen und seine Schuhe auszuziehen, da er sich auf heiligem Boden befinde.

O-TON 03 (0’29)

Es ist ein Symbol, ein Zeichen, etwas, das anzeigt: hier ist mehr im Spiel als Menschen begreifen können und darin ist es ein Symbol für das Geheimnis Gottes. Gott ist so wie dies Feuer. Er ist faszinierend und erschreckend. Er schenkt Leben, aber ist auch für Menschen in dieser Welt, die endlich sind, irgendwo bedrohlich, weil anders und fremd. Gotteserfahrung ist eben auch mit diesen beiden Seiten Verbunden, mit dem Schönen und dem Schrecklichen.

SPRECHERIN

Ein anderes biblisches Beispiel von Feuer bzw. Flammen, die Gott bzw. den Geist Gottes oder eine Gotteserfahrung repräsentieren, ist das Pfingstereignis, das 50 Tage nach der Auferstehung Jesu stattfindet.

SPRECHER

Während des großen jüdischen Erntefestes haben sich die Jünger in einem Haus versammelt, als ein mächtiges Rauschen zu hören ist. Das ganze Haus ist erfüllt davon und dann ist etwas wie Feuer zu sehen. Es zerteilt sich; lässt sich als kleine Flammenzungen über dem Kopf eines jeden Jüngers nieder und diese erhalten den Auftrag, die Lehre Jesu zu verbreiten.

O-Ton 04 (0’27)

Die Flämmchen auf dem Kopf sind Zeichen einer großen Ergriffenheit, einer großen Begeisterung. Oder die Liebe kann bezeichnet werden als Flamme, als Feuer des Herrn. Und Pfingsten, das Ergriffenwerden vom Heiligen Geist, wird in dieser Bildsprache beschrieben. Lauter Flämmchen, die deutlich machen: hier sind Menschen entzündet, durchglüht von dieser Begeisterung, Gott begegnet zu sein.

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Erklärt der Theologe. Und diese Begeisterung, dieses „Vom-Heiligen-Geist-ergriffen-sein“ befähigt die Jünger, in allen Sprachen predigen zu können.

ZITATOR

Feuer – Element des Wandels, der Ver-Wandlung. Alles was mit Feuer in Berührung kommt, verändert sich, wird zu Rauch und Asche.

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Diese transformatorische Kraft des Feuers wird beim Feueropfer eingesetzt. Die Gaben der Menschen, mit denen sie Gott bzw. einer Gottheit danken oder um etwas bitten, werden durch den Rauch, der beim Verbrennen aufsteigt, gen Himmel befördert - so die Vorstellung in verschiedenen Religionen.

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Feueropfer gehörten einst auch zum jüdischen Ritus. In der Thora und auch im Alten Testament gibt es Anweisungen wie Tiere, Pflanzen und Nahrungsmittel im Feuer geopfert werden sollen. Und dann ist da auch die Geschichte von Abraham, der von Gott geprüft wird, indem dieser ihn auffordert, seinen einzigen Sohn als Brandopfer darzubringen. Alles ist vorbereitet als im letzten Augenblick ein Engel Abraham aufhält, denn Abrahams Gehorsam ist bewiesen. Ein Widder wird schließlich statt des Sohnes geopfert.

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Im Hinduismus sind Feueropfer ein zentraler Bestandteil der religiösen Praxis – und das bis heute. Wie sie zelebriert wurden und zum Teil auch noch werden, erzählt die Indologin Monika Böhm-Tettelbach:

O-Ton 05 (0’37)

Es saßen Menschen um das Feuer herum, Priester, die den Kultus durchführten und die verschiedensten Arten von Opfergaben dahinein gaben. Das konnten Getreideprodukte sein, das konnten Milchprodukte sein, Fleisch; Tiere wurden auch geopfert. Und die zentrale Gottheit bei den Feueropfern: der Feuergott selber, Agni. Durch die Vermittlung des Feuers wurde das, was die Menschen gaben, in eine höhere Region transportiert und man sich vorstellte, dass dadurch ein Kontakt hergestellt wurde zwischen der hiesigen Welt und der Welt, die über uns liegt.

ATMO: zeremonieller Opfergesang

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Begleitet von Opfersprüchen, Lobgesängen und dem Singen von Mantren - das sind heilige Silben – wird das hinduistische Feueropfer zelebriert: in Tempeln oder zuhause. Dabei werden auch Ghee (sprich: Ghii) – das ist Butterschmalz – und Kräuteressenzen als Opfergaben ins heilige Feuer gegeben.

ATMO (s.o.) – kurz aufblenden und dem Folgenden unterlegen

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„Möge Agni dich dorthin bringen, wohin du gehen musst.“

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Lautet einer der priesterlichen Begleitsprüche bei einer hinduistischen Leichenverbrennung. Und diese Verbrennung ist für einen Hindu der letzte Opferakt, bei dem er sich selbst ins Feuer opfert. Das kann der Verstorbene natürlich nicht selber tun. In der Regel setzt der älteste Sohn oder der älteste Verwandte den Scheiterhaufen in Brand.

Was dann passiert, ist zentral für die hinduistische Glaubensvorstellung von der Wiedergeburt, erklärt die Indologin Monika Böhm-Tettelbach:

O-TON 06 (0’25)

Man hat sich vorgestellt, dass das Opfer im Rauch nach oben steigt, sich dort wieder Wolken bilden. Aus den Wolken kommt der Regen. Der Regen fällt auf die Erde, erzeugt dort Fruchtbarkeit, nicht nur der Natur, sondern auch im Menschen. Das führt wieder zur Geburt, es führt zum Tod, es führt zur Verbrennung und wieder steigt der Rauch auf.

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Wie in kaum einer anderen Religion sind Feuerrituale und Zeremonien nicht wegzudenken aus dem religiösen Alltag eines Hindus. So flackern und tanzen bei Tempelfesten all überall Flammen aus den Feuerschalen. Sie erleuchten den Tempelraum und werden vor Götterbildern oder Statuen geschwenkt. Auch zu jeder ‚puja’ (sprich: pudscha), - einer Art Andacht –, die im hinduistischen Haushalt oder im Tempel durchgeführt wird, gehört Feuer in Form von Räucherstäbchen oder Feuern, die in speziellen Gefäßen entzündet werden. Und ganz bedeutsam ist Feuer bei der Eheschließung.

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Das Brautpaar heiratet in einem Tempel im Angesicht des lodernden Feuers, das das Göttliche repräsentiert. Mit Ghee (sprich Ghii) und anderen Opfergaben halten Priester das göttliche Feuer am Brennen, das von den Brautleuten sieben Mal umrundet wird und damit ist der Bund der Ehe besiegelt.

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Welche große Bedeutung das Feuer im Hinduismus hat, zeigt sich auch in der Tradition des ‚Hausfeuers’, das – so die Indologin - früher zu jeder hinduistischen Familie gehörte:

O-Ton 07 (0’14)

Es ist das Merkmal, das Wesentliche, dass der Haushälter, also der verheiratete Mensch, ein Feuer unterhält und alles was er tut mit diesem Hausfeuer gemacht wird.

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Stirbt beispielsweise ein Familienmitglied, wird dieses Hausfeuer vorübergehend gelöscht:

O-Ton 08 (0’15)

D.h. die Familie kann in den Tagen nach dem Trauerfall kein Essen kochen, für mehrere Tage. Nachbarn müssen das Essen bringen oder sie müssen sich sonst irgendwie behelfen, weil das häusliche Opferfeuer erloschen ist.

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Anders als im Hinduismus, für den Feuer und Feuerzeremonien so zentral sind, ist Feuer im Buddhismus - der ja aus dem Hinduismus entstand - weit weniger bedeutsam. Feuerrituale und Feueropfer lehnten die frühen Buddhisten sogar vehement ab, erzählt Jens-Uwe Hartmann, der als Indologe mit Schwerpunkt Buddhismus an der Universität München lehrte:

O-Ton 09 (0’51)

Die Buddhisten, die wenden sich gegen die Opferpraktiken als nutzlos, moralisch-ethisch irrelevant und machen sich lustig über Feuerpriester. Es ist erst im indischen, im sogenannten tantrischen Buddhismus Indiens und das ist eine Zeit ab 6./7./8. Jh n. Chr., wo die Unterschiede zwischen Buddhismus und hinduistischen Strömungen ein bisschen zu verschwimmen beginnen. Wo beide voneinander entlehnen und wo auch im Buddhismus eine umfangreiche Kultpraxis hinzukommt und dabei gibt es auch ein Feueropfer. Da wird Weihrauch geopfert. Da werden Butterlampen bei den Tibetern oder in Indien Kerzen geopfert.

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Nur Tieropfer sind tabu. Doch wieso übernahm der Buddhismus die anfangs abgelehnten und belächelten hinduistischen Feuerriten? – Das hat mit den religiösen Spezialisten – also Priester, Mönche usw. – zu tun, die auf die Entlohnung ihrer Tätigkeiten angewiesen waren, erzählt der Indologe und Buddhismusfachmann. Wandte sich also der Herrscher oder die Bevölkerung hilfesuchend an einen Priester, wurde dieser dafür bezahlt.

O-TON 10 (0’29)

Da spielt es eine ganz große Rolle, welche Kultpraktiken als effizienter eingeschätzt werden. Wie beim Doktor. Man geht zu dem Doktor, den man für den erfolgreichsten, hält. Und das sind ganz wichtige Steuerungsmechanismen in einem religiösen Umfeld, wo die religiösen Spezialisten von Spenden abhängig sind. Das sind Geschäftsmodelle. Religionsökonomie und Heiligkeit, die hängen ganz eng zusammen. Das schließt sich gegenseitig nicht aus, fürchte ich.

SPRECHER

Eine wichtige Rolle spielt Feuer im Buddhismus nur in den Höllenvorstellungen. Und Hölle meint für Buddhisten eine Form der Wiedergeburt. Natürlich die schlechteste, in die man geraten kann.

O-Ton 11 (0’22)

Da gibt es die heißen und die kalten Höllen. In den heißen Höllen, da kann man in siedendem Öl gesotten werden oder verbrannt werden. Da sind die Texte ähnlich wie im Christentum auch sehr einfallsreich und erfinderisch, wenn es darum geht, Qualen, Martern darzustellen. Das hat ganz klar was mit Abschreckung zu tun.

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Feuer als Element der Reinigung.

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Feuer zur Reinigung zu nutzen ist für die Anhänger des Zoroastrismus, jener Religion aus dem Iran, von denen es heute noch kleine Glaubensgemeinschaften in Indien und China gibt, undenkbar, erklärt Monika Böhm-Tettelbach:

O-Ton 12 (0’19)

Es käme überhaupt nicht in Frage, dass man irgendeinen unreinen Gegenstand ins Feuer werfen würde. Oder die Vorstellung, dass das Feuer einen Verstorbenen in eine höhere Region befördern könnte. Deshalb gibt es auch keine Leichenverbrennung. Das wäre völlig ausgeschlossen.

SPRECHER

Eine häufig anzutreffende religiöse Praxis, bei der das Feuer zur Reinigung benutzt wird, um z.B. einen Ort zu reinigen, ist das Räuchern. Auch zur Einweihung von Wohnungen oder Geschäften werden wie beispielsweise in Indien gerne reinigende Feuerzeremonien abgehalten. Und Thorsten Dietz erinnert daran, dass auch Hinderliches durch Feuer be-reinigt werden kann wie eine biblische Geschichte aus dem Alten Testament zeigt:

O-TON 13 (0’19)

Der Prophet Jesaja wird von Gott berufen, sein Bote zu sein. Und dann merkt er aber auch ich kann das gar nicht. Ich bin gar nicht würdig. Und dann wird eine glühende Kohle gebracht, die seinen Mund berührt als symbolische Handlung dafür, dass er durch Reinigung befähigt wird, Gottes Bote zu sein.

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Feuer zerstört Negatives, Böses, Trennendes zum Zwecke der Reinigung und Läuterung.

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Die biblische Geschichte von Sodom und Gomorra, jenem Ort von Sünde und Unmoral, ist ein Beispiel dafür wie Gott mittels Feuer Negatives zerstört. Und ganz zentral ist die vernichtende Kraft des Feuers beim Jüngsten Gericht, so der Theologe:

O-TON 14 (0’16)

Der Tag des Gerichts wird mit Feuer alles Ungerechte zerstören. Das wäre diese richtende, zerstörerische Seite des Feuers. Dass Gott alles in dieser Welt zerstören wird was ungerecht, böse, was dem Leben entgegen steht, was ohne Liebe ist.

SPRECHER

Nach islamischer Vorstellung zeigt sich der Zorn Gottes am Tag des Jüngsten Gerichtes und zwar mittels Feuer, erklärt Fateme Rahmati (sprich Fateme Rachmati), die islamische Theologie und Philosophie im Iran studierte und derzeit an der Universität in Frankfurt unterrichtet:

O-Ton 15 (0’53)

Im Koran heißt es, wenn das Jüngste Gericht ist, dann werden alle Verstorbenen eine Brücke überqueren und diese Brücke ist so schmal und so scharf wie die Klinge des Degens. Und die Gläubigen oder guten Leute, die werden leicht diese scharfe Brücke überqueren, aber die anderen fallen runter und direkt unter dieser Brücke ist die Hölle mit brennendem Feuer. Und jeden Tag werden die Leute vollkommen bis auf die Knochen verbrannt, dann wiederhergestellt. Dann wieder von vorne das ganze wiederholt.

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Also Höllenqualen wie bei Sisyphos! Ob der Aufenthalt in der Hölle ewig ist, darüber gibt es unter den islamischen Gelehrten unterschiedliche Auffassungen, so die Dozentin für Religionswissenschaften:

O-TON 16 (0’29)

Einige sagen: keiner wird wirklich für immer und ewig in der Hölle bleiben. Das passt zu Gott, zu seiner Barmherzigkeit, die sehr im Islam betont wird. Aber einige andere sagen: diejenigen, die wirklich sehr, sehr hartnäckig in ihrem Unglauben gewesen oder ganz schlechte Taten hatten, die bleiben für immer.

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Das Höllenfeuer als Element der religiösen Reinigung und letztendlich Läuterung, als Durchgangsstation auf dem Weg ins Paradies, so war es im Christentum ursprünglich gemeint und möglicherweise auch im Islam. Und der Gedanke der Reinigung lag wohl auch der mittelalterlichen Hexenverbrennung zu Grunde. Doch diente sie vor allem dazu, Angst und Abschreckung bei den Gläubigen zu schüren ebenso wie die grausamen Höllenvorstellungen, die im Mittelalter entwickelt wurden, meint Thorsten Dietz:

O-TON 17 (0’17)

Da wurde sehr viel hinzugedichtet, sehr viele Folterqualen der Hölle. Das sind natürlich schreckliche Angstfantasien, denen man sich da überlassen hat, wo ganz zurücktritt der Gedanke der Reinigung. Der Reinigung, der Befreiung vom Bösen, was das Feuer bewirkt.

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Im Christentum und anderen Religionen gibt es auch religiöse Praktiken, bei denen Feuer als göttliche Prüfinstanz eingesetzt wird. So sollte der Lauf durchs Feuer oder über glühende Kohlen die Schuld oder Unschuld eines Menschen beweisen.

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Feuer – Element religiöser Zeremonien.

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Feueropfer und Feuerzeremonien wurden von jüdischer, christlicher und auch islamischer Seite als heidnisch abgelehnt. So war das Schwenken von Weihrauch wie es heute in der katholischen Kirche im Gottesdienst und bei Begräbnisfeiern als Element von Reinigung und Verehrung üblich ist, im Frühchristentum verpönt; wurde Weihrauch doch im römischen Kaiserkult verwendet. Doch der Leuchtkraft und Magie des Feuers konnte man sich im Juden- und Christentum nicht vollkommen entziehen.

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Brennende Kerzen und das „ewige Licht“.

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Ein ewiges Licht als Symbol für die Seele, die im dunklen Reich des Todes leuchtet, brennt in jüdischen Tempeln ebenso wie in katholischen Kirchen und auch in jedem römischen Tempeln gab es ein ständig brennendes Altarfeuer. Ein sogenanntes „ewiges Licht“ brannte bereits im antiken Griechenland vor wichtigen Gebäuden. Aus der Zeremonie vom ewigen Feuer, das im antiken Griechenland zu Ehren von Hestia, der Göttin des Herd- und Opferfeuers, entzündet wurde, entstand das bis heute praktizierte „Olympische Feuer“, Symbol für Reinheit, Frieden und Verbundenheit der Völker.

GERÄUSCH: Streichholz wird entzündet

O-Ton 18 (0’10)

Im Grunde gehört zum Gottesdienst, dass die Kerze auf dem Altar an ist. Was immer das Realsymbol dafür ist: Gott ist gegenwärtig. Dafür steht das Feuer im Gottesdienst.

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So der Theologe Thorsten Dietz. Kerzen als Symbol für die Gegenwart Gottes gehören nicht nur zum protestantischen Gottesdienst. Im Judentum wird das Lichterfest Chanukka mit Kerzenschein gefeiert und bei vielen christlichen Festen und Zeremonien werden Kerzen angezündet: z.B. im Advent, zu Weihnachten, an Ostern und die Taufkerze ist für die Gläubigen ein wichtiges Symbol des christlichen Glaubens.

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An Allerheiligen zünden Katholiken Kerzen auf den Gräbern ihrer Verstorbenen an und das ganze Jahr über gibt es an Altären in der Kirche die Möglichkeit, Kerzen zum Gedenken oder Dank zu entzünden. Ein Ritual, das inzwischen auch in manchen protestantischen Kirchen Einzug gehalten hat.

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Entsprechend symbolträchtig ist es also, wenn zu Ostern am Karfreitag alle Feuer und das heißt alle Kerzen in der Kirche gelöscht werden. Thorsten Dietz erklärt, welche tiefe Symbolik damit verbunden ist.

O-Ton 19 (0’33)

Am Kreuz Jesus Christi vollzieht sich eine Gottesfinsternis, ein Entzug Gottes. Hier ist das Leiden, der Tod, das Grauenhafte ganz real und kein Licht ist mehr spürbar. Und das Osterfest steht für das Geheimnis, dass Gott Menschen begleitet durch die äußerste Finsternis, auch die Gottverlassenheit und dass das Osterfeuer entzündet wird und dass Ostern die Lichter wieder aufflammen, steht dafür: das Licht Gottes ist stärker als die Finsternis. (Achtung Stimme oben!)

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Das Löschen aller Feuer als Zeichen eines Neubeginns existierte auch als religiöser Ritus bei den Azteken im alten Mexiko. Alle 52 Jahre endete nach aztekischem Glauben ein Zyklus. Zu diesem Zeitpunkt wurden alle Feuer im Land gelöscht und im Rahmen einer großen Feier neu entzündet. Damit begann ein neuer Zyklus.

SPRECHER

Feuer! Dieses mächtige und geheimnisvolle Element, ist nicht wegzudenken aus den Religionen. Seine Ambivalenz, das es sowohl eine positive als auch eine negative, zerstörerische Seite hat, spiegelt sich in den religiösen Glaubensvorstellungen wider. Es ist Element der Hölle, eines strafenden, zornigen Gottes. Und es ist Geschenk der Götter, heilig und göttlich, wird als Gottheit verehrt. Es ist in den monotheistischen Religionen von Judentum, Christentum und Islam Symbol für Gott und das Göttliche. Darüber hinaus symbolisiert Feuer auch das Leben, die Lebenskraft des Menschen, die Seele. Es steht für den Sieg des Lichtes über die Mächte der Finsternis. In seiner Eigenschaft etwas zu verwandeln spielt es eine wichtige Rolle bei Feueropfern, Reinigungszeremonien sowie der religiösen Reinigung also Läuterung. Und so manches, was heute zum Brauchtum gehört wie das Sonnwend- oder Johannisfeuer, hat sich aus nichtchristlichen Feuerritualen entwickelt.

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Die Bedeutungen von Feuer in Religion und Brauchtum sind in den weltlich orientierten, rationalen Gesellschaften mehr und mehr aus dem Blick geraten. Doch noch immer sitzen Menschen auf der ganzen Welt – wie zu Urzeiten - gerne am prasselnden Feuer. Noch immer werden Kerzen zu feierlichen Anlässen entzündet oder einfach nur, um eine besondere Stimmung zu schaffen. Man schaut dem magischen, geheimnisvollen Tanz der flackernden Flammen zu und lässt sich gerne von der heimeligen, wärmenden Atmosphäre, dem Licht des Feuers, verzaubern. Dem Faszinosum „Feuer“ kann sich Mensch offenbar nicht entziehen - ob mit oder ohne Religion.

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