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Bitte berühren! - Warum Körperkontakt so wichtig ist

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Eine Umarmung, Streicheleinheit oder Massage: Das Bedürfnis nach körperlicher Nähe ist ein urmenschliches. In der Haut sitzen bestimmte Sensoren, die es ermöglichen, dass wir berühren und berührt werden. Von Katrin Kellermann

Credits
Autorin dieser Folge: Katrin Kellermann
Regie: Susi Weichselbaumer
Es sprachen: Caroline Ebner, Johannes Hitzelberger
Technik: Lydia Schön-Krimmer
Redaktion: Gerda Kuhn

Im Interview:
Prof. Dr. med. Karl Heinz Brisch, Er leitet die Abteilung für Kinderpsychosomatik am Dr. von Haunerschen Kinderspital der Universität München. Er forscht über die Entwicklung der menschlichen Bindung sowie über die Behandlung und Prävention von Bindungsstörungen;
Prof. Dr. med. Bruno Müller-Oerlinghausen, Facharzt für Pharmakologie und Toxikologie, Facharzt für Klinische Pharmakologie, emeritierter Professor der FU Berlin;
Martin Grunwald, PD Dr. phil. habil. Dipl., Leiter des Haptik-Labors am Paul-Flechsig-Institut für Hirnforschung in Leipzig;
Holger Carstens, staatl. gepr. Masseur u. med. Bademeister. Berührungstrainer;
Eine Teilnehmerin der Kuschelparty

Und noch eine besondere Empfehlung der Redaktion:

Wie wir ticken - Euer Psychologie Podcast

Wie gewinne ich die Kraft der Zuversicht? Warum ist es gesund, dankbar zu sein? Der neue Psychologie Podcast von SWR2 Wissen und Bayern 2 radioWissen gibt Euch Antworten. Wissenschaftlich fundiert und lebensnah nimmt Euch „Wie wir ticken“ mit in die Welt der Psychologie. Konstruktiv und auf den Punkt. Immer mittwochs, exklusiv in der ARD Audiothek.

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Das vollständige Manuskript gibt es HIER.

Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:

O-Ton 1 Szene Kuschelabend „Wir gehen langsam durch den Raum, wir spüren unsere Füße. Und unsere Augen sind nur soweit geöffnet, dass wir uns im Raum orientieren können und wir schauen, dass wir ganz bei uns selber ankommen, in uns hineinspüren, und den Boden wahrnehmen… “

Nach 20 Sekunden mit Text beginnen. Atmo unterm Text stehen lassen!

Sprecherin:

Es ist ein Sommerabend in München: Ein Dutzend Männer und Frauen schreiten in Strümpfen und bequemer Kleidung durch einen hellen großen Raum. In einer Ecke auf dem Boden liegen Matratzen und Kissen bereit, für den Höhepunkt des Abends, den so genannten Kuschelhaufen. Zunächst sollen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kennenlernen und Hemmungen abbauen. Veranstalter Holger Carstens ist Masseur und heute der Berührungstrainer, er trägt weiße Kleidung und spricht mit sanfter Stimme:

O-Ton 2 Carstens „Veranstaltung“ 00:20 „Es ist eine geführte Veranstaltung, das heißt, wir beginnen bei uns selber, dass wir uns selber wahrnehmen, dass wir mit uns selber tanzen, und dass wir ganz behutsam miteinander Kontakt aufnehmen, über die Augen, über Berührungen, dass wir uns die Hand reichen, oder die Schulter berühren, wer mag, kann sich umarmen. Also immer ganz frei: Jeder kann sich so verhalten, wie er das gerade möchte, wie ihm gerade zumute ist.“

MUSIK Marquis de Sade

Sprecherin:

Die Berührungen sollen ohne sexuelle Absicht und ohne Hintergedanken sein. Es gibt Regeln: Die Kuschelfans sind alle angezogen, intime Körperstellen sind tabu. Es geht um etwas Anderes, um Halten und Gehalten werden, um das Gefühl von Nähe und Geborgenheit, um Glück. Berührung befriedigt ein Grundbedürfnis - sie stillt den Hunger nach Nähe, so wie Lebensmittel den Hunger nach Nahrung stillen, sagt eine Teilnehmerin, die eine erfahrene Kuschelabendbesucherin ist:

O-Ton 3 Teilnehmerin 00:32

„So habe ich gemerkt, dass mein Körper die Berührung braucht, ohne dass ich in eine Beziehung eingehen muss, und danach bin ich glücklich und zufrieden und ich brauch nicht auf die Suche gehen. Ich kann auch mit einer Frau im Arm sein, und ich fühle mich geborgen und gehalten, ich werde auch nicht schräg angeguckt, sondern es ist einfach schön!“.

Sprecherin:

Kuschelabende bieten einen geschützten Raum, wo Berührungshungrige Gleichgesinnte treffen. Ursprünglich aus den USA nach Europa gekommen, gibt es diese Veranstaltungen seit einigen Jahren auch in nahezu jeder deutschen Großstadt. Sie sind gut besucht und sprechen eine klare Sprache: Die Sehnsucht nach sanften, liebevollen Berührungen ist unendlich und wird bei vielen durch ihr Umfeld nicht befriedigt.

MUSIK As little as light

Sprecherin:

Beim Münchner Kuschelabend folgt nach verschiedenen Lockerungsübungen wie Tanzen oder Sich-mit verbundenen-Augen-Anfassen der krönende Abschluss: Körper liegen nebeneinander, Hände streicheln über Arme, Rücken und Köpfe. Keiner weiß mehr so genau, zu wem welches Körperteil eigentlich gehört:

O-Ton 4 Carstens 00:16 „Das Verrückte ist tatsächlich, dass es im Grunde genommen egal ist, mit wem man körperliche Berührung hat. Ich sehe uns da ein bisschen wie die Schäfchen in der Herde, und da ist es auch letztlich auch egal, welches Schäfchen links oder rechts von mir läuft, mit wem ich Berührung habe, ich fühl mich einfach sicher!“

Sprecherin:

Nichts verbindet uns inniger als gegenseitiger Körperkontakt. Berührungen sind die elementarste Form der Kommunikation. Eine Umarmung kann viele Gefühle auslösen, beispielsweise spendet sie Trost und schenkt Geborgenheit. Sie wirkt unmittelbar und manchmal besser als viele Worte, bestätigt der Bindungsforscher und Psychiater Professor Karl Heinz Brisch:

O-Ton 5 Karl Heinz Brisch 00:29

„Körperkontakt in zwischenmenschlichen Beziehungen hat natürlich die Funktion, uns zu beruhigen, wenn wir aufgeregt sind, wenn wir Angst haben, dann braucht jemand, der jetzt zu uns kommt, gar nicht viel zu sagen, der sieht, dass wir sehr traurig sind, dass wir Angst haben und er nimmt uns in den Arm. Und das funktioniert natürlich selbst dann, wenn wir Menschen gar nicht kennen. Also am elften September in New York, als diese Towers eingestürzt sind, da haben sich Menschen plötzlich in den Armen gelegen und sich geklammert und festgehalten, die kannten sich gar nicht.“

Sprecherin:

Eine Umarmung, eine Hand auf dem Körper, Gehaltenwerden: Diese Berührungen vermitteln uns das Gefühl, nicht alleine zu sein! Ihre machtvolle und tröstende Botschaft funktioniert das gesamte Leben lang: Von den ersten Sekunden auf der Welt bis zum Sterbebett. Dabei kommt den allerersten Erfahrungen eine entscheidende Bedeutung zu: Denn die Sprache der Berührungen ist die erste, die ein Mensch lernt, und sie hinterlässt Spuren im Gehirn, die für immer bleiben.

MUSIK All is loved

O-Ton 6 Karl Heinz Brisch 00:45

„Normalerweise sind Eltern liebevoll zärtlich mit ihrem Baby im Körperkontakt unterwegs, das heißt, sie wickeln ihr Baby entsprechend vorsichtig, sie halten es entsprechend zärtlich und geschützt, sie machen vielleicht eine Babymassage mit ihm, und die Babys lieben es, sie entspannen sich dabei. Sie suchen diesen Körperkontakt! Babys, sobald sie können, halten sich an der Mutter fest, umarmen die Mutter und es ist sicherlich evolutionär so angelegt. Wenn man mal zu den Schimpansen geht, da haben die Schimpansenbabys die ersten zwei Jahre ganz viel Körperkontakt. Sie schlafen nachts in engem Körperkontakt mit der Mutter, was übrigens die allermeisten Babys rund um die Welt tun, nur in Deutschland gibt es so Vorstellungen, Babys sollten in einem eigenen Bett, in einem eigenen Schlafzimmer übernachten - das ist aber evolutionär sicherlich nicht so vorgesehen.“

Sprecherin:

Professor Karl Heinz Brisch, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, forscht zum Thema, wie sichere Bindungen gelingen können. Denn ausgestattet mit dem so genannten Urvertrauen, sind Kinder besser gewappnet für Schwierigkeiten, die möglicherweise im Leben auf sie zukommen werden.

MUSIK All is loved

Sprecherin:

Ein Baby ist zunächst vollkommen hilflos. Es ist darauf angewiesen, dass seine Signale richtig gedeutet und seine Bedürfnisse entsprechend gestillt werden. Auf sich alleine gestellt, könnte es nicht überleben. Und nichts versichert ihm die Anwesenheit einer Bezugsperson besser als der direkte Körperkontakt.

MUSIK Crystal Memories

Sprecher:

Zudem werden beim Kuscheln, besonders natürlich auch beim Stillen, sowohl bei der Mutter als auch beim Baby Hormone ausgeschüttet, die im ganzen Körper wirken. Das Oxytocin beispielsweise, auch als Bindungs- oder Kuschelhormon bekannt, löst im Gehirn das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit aus. Außerdem stärkt es die Bindung zwischen Mutter und Kind, was es wiederum der Mutter erleichtert, die Bedürfnisse ihres Kindes richtig zu erkennen. Andere Hormone wiederum sind ein wichtiger Motor für Wachstums- und Entwicklungsprozesse, vor allem im Gehirn:

O-Ton 7 Karl Heinz Brisch 00:42

„Das Baby wird mit ganz vielen Milliarden von Nervenzellen geboren, aber die sind ganz wenig miteinander im Kontakt und zwischen diesen Nervenzellen müssen jetzt Nervenverbindungen aufgebaut werden, und die wiederum werden nur aufgebaut, wenn das neuronale - das Gehirn-Wachstumshormon - ausgeschüttet wird, das heißt, sichere Bindung insgesamt, natürlich auch gefördert durch Körperkontakt, fördert damit nicht nur ein gutes sicheres emotionales Gefühl, sondern natürlich auch dann die Gehirnentwicklung. Und wenn die Gehirn-Vernetzung gut läuft, dann kann ein Baby seine vielleicht genetisch angelegten Potenzen, was es kognitiv, emotional, aber auch von seinen sonstigen Fähigkeiten entsprechend entwickeln, sonst würde das gar nicht gut funktionieren.“

Sprecherin:

Das Gehirn eines Babys ist also zunächst unreif. Erst durch die entsprechenden Berührungen vernetzen sich die Nervenzellen. Das Gehirn passt sich an die Welt an, in die es hineinwächst. Deshalb prägen uns die Berührungserfahrungen der ersten Jahre ein Leben lang.

Sprecher:

Das Leben von Babys, die zu früh geboren werden, hängt an einem seidenen Faden.

Angeschlossen an medizinische Geräte liegen die Winzlinge in Inkubatoren, wie Brutkästen in der Fachsprache heißen. Es ist leicht nachzuvollziehen, dass gerade ihnen ein intensiver Körperkontakt gut tut. Dennoch ist die sogenannte Känguru-Methode, die auch als „Känguruhen“ bezeichnet wird, erst seit Ende der Siebziger Jahre populär, als sie von zwei kolumbianischen Kinderärzten aus der Not heraus entwickelt wurde. Der Name verweist auf das Tierreich, wo Kängurubabys nach der Geburt außerhalb des Mutterleibs reifen, und zwar im Beutel vor dem Bauch des Muttertiers.

Sprecherin:

In der Klinik der kolumbianischen Ärzte gab es keine Heizung und zu wenige Inkubatoren, weshalb man zunächst mehrere Frühgeborene zusammenlegte. Dadurch stieg aber die Infektionsgefahr und mehr Babys starben.

MUSIK All is loved

Daraufhin band man die zarten Frühchen mit einem Tuch vor den Oberkörper ihrer Mütter. Sie waren nun Haut zu Haut mit der Mutter in Kontakt. Tatsächlich überlebten mehr Babys und auch die Mütter profitierten, denn sie konnten ihr Kind besser kennenlernen und somit eine engere Bindung aufbauen.

Sprecherin:

Auch Babys, die pünktlich auf die Welt kommen, lässt man mittlerweile so schnell wie möglich auf die Haut der Mutter. Ist dies aus medizinischen Gründen nicht möglich, kann ein Säugling zwar die fehlende Nähe kompensieren, jedoch nur für eine bestimmte Zeitspanne. Kinder, die verwahrlost und ohne liebevolle Zuwendung aufwachsen müssen, erleiden irgendwann mit ziemlicher Sicherheit körperliche und seelische Schäden.

Sprecher:

Der feinfühlige Körperkontakt, die Erfahrung, dass Umwelt und Bezugsperson sich liebevoll verhalten, schützen dagegen ein Leben lang:

MUSIK Crystal Memories

O-Ton 8 Karl Heinz Brisch 00:38

„Wenn die Kinder größer werden, wird diese Erfahrung von emotionaler Sicherheit innerlich im Gehirn abgebildet, in einem Arbeitsmodell von Bindung. Und wenn dieses Arbeitsmodell sagt, wann immer ich in dieser Welt Angst habe, kommen Bindungspersonen und helfen mir. Jetzt reicht es, wenn die Kinder drei, vier, sechs, acht, zehn sind, aus, sich daran zu erinnern, wie es wäre, wenn die Bindungsperson jetzt käme, wenn ich Angst bekomme, und ich erinnere mich daran, wie es wäre, die würde mich jetzt tröstend in den Arm nehmen, und dann kann ich als Kind mich plötzlich selber beruhigen, kann angstvolle Situationen besser überstehen, als wenn ich diese Sicherheit nicht an Bord habe.“

Sprecherin:

Babys und Kleinkinder haben normalerweise keine Scheu, ihr Bedürfnis

nach Körperkontakt einzufordern. Sie klammern sich an die Mutter, klettern auf den Schoß ihrer Bezugsperson, wollen getragen werden oder kriechen zu ihren Eltern ins Bett. Bindungsforscher und Jugendpsychiater Karl Heinz Brisch sieht dennoch die Gefahr, dass körperliche Zuwendung im digitalen Zeitalter zu kurz kommt:

O-Ton 9 Karl Heinz Brisch 00:25

„Wenn wir heute sehen, wie Mütter mit Babys unterwegs sind und dann während sie unterwegs sind noch sehr viel mit ihrem Smartphone im Kontakt sind und das Smartphone mehr streicheln und berühren als das Baby, dann ist es nicht verwunderlich, dass Babys schon ganz scharf sind auf dieses Smartphone und auch anfangen, das Smartphone zärtlich zu berühren und zu streicheln, weil sie dort offensichtlich einen Teil ihrer Sehnsucht nach Körperkontakt und Berührungen stillen!“ (bleibt mit der Stimme oben!)

Sprecherin:

Dabei ändern sich die Bedürfnisse der Kinder mit der Pubertät ohnehin: Zwar sehnen sie sich nach wie vor nach Körpernähe, suchen sie aber nicht mehr in erster Linie bei den Eltern, sondern bei Gleichaltrigen. Mit der ersten Liebe erfahren sie dann auch eine ganz neue Lust am Körperkontakt.

MUSIK Assembling

Sprecher:

Verliebte können vom Körper des anderen erst einmal nicht genug kriegen. Allerdings berühren sich Partner oft weniger, je länger sie zusammen sind. In den USA gab es spannende Studien mit jungen Ehepaaren. Man teilte die Paare in zwei Gruppen: Die einen wurden vier Wochen lang immer wieder angehalten, sich gegenseitig zu berühren, die anderen nicht. In der Berührungsgruppe entdeckte man dann Erstaunliches: Die Laborwerte, die auf Stress hinweisen, waren reduziert, außerdem hatten die Testpersonen einen niedrigeren Blutdruck und eine erhöhte Konzentration des Bindungshormons Oxytocin im Speichel. Den Forschern zufolge kann eine Partnerschaft, in der sich die Partner gegenseitig berühren - kuscheln, streicheln oder sanft massieren – sogar das Immunsystem stärken und einen positiven Einfluss auf die seelische Gesundheit haben.

MUSIK As little as light

Sprecher:

Wer die Kraft der menschlichen Berührungen verstehen will, muss einen Blick auf ein besonderes Sinnesorgan werfen – die Haut. Mit zwei Quadratmetern ist sie unser größtes, mit fünf Kilogramm unser schwerstes und evolutionsgeschichtlich auch unser ältestes Organ.

Sprecherin:

Die Haut ist das Organ des Tastsinns. In der Fachsprache hört man auch die Begriffe Tastsinnessystem oder somatosensorisches System. Eher umgangssprachlich reden wir schlicht von „Fühlen“, treffender sind die Bezeichnungen Berührungssinn oder Körpersinn. Ein schönes Bild, denn zusammen mit der Haut erfasst dieser Sinn ja auch unseren gesamten Körper. Der Tastsinn ist unser erster Sinn:

MUSIK Crystal Memories

Sprecherin:

Bereits im Mutterbauch, in der achten Schwangerschaftswoche, reagiert ein Embryo auf Berührungen an der Stelle, die sich später einmal zum Mund ausbilden wird. Zu diesem Zeitpunkt ist der werdende Mensch nur etwa einen bis zwei Zentimeter groß, andere Sinnessysteme wie Hör- oder Gesichtssinn entwickeln sich erst später.

Sprecher:

Trotzdem haben Sinnesforscher dem Tastsinnessystem lange Zeit wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dr. Martin Grunwald ist einer der wenigen Experten, die ihre Forschungen darauf konzentrieren. Mitte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts gründete der habilitierte Psychologe das Leipziger Haptik-Forschungslabor. Sein Buch „Homo Hapticus“ ist ein preisgekrönter Bestseller. Wir könnten zwar die Augen schließen und uns die Ohren zuhalten, so betont der Autor, das Tastsinnessystem dagegen sei immer aktiv:

O-Ton 10 Martin Grunwald 00:42

„Ohne das Tastsinnessystem könnten wir den Unterschied zwischen äußerer Umwelt und unserem eigenen Körper gar nicht feststellen. Das heißt, wir wüssten ohne das Tastsinnessystem nicht, dass wir eine körperliche Einheit darstellen, und wir könnten uns auch von der äußeren Umwelt nicht unterscheiden. Man könnte sogar so weit gehen, dass das Tastsinnessystem Voraussetzung für die menschliche Bewusstseinstätigkeit ist. Also die Tatsache, dass wir am Leben sind, ziehen wir aus den Informationen, die uns das Tastsinnessystem zur Verfügung stellt.“

MUSIK Cristallisation

Sprecherin:

Doch wie funktioniert nun die Wahrnehmung einer Berührung? Wie gelangt die Information, dass uns gerade jemand streichelt, von der Haut ins Gehirn?

Sprecher:

In der Haut sitzen Sensoren, so genannte Rezeptoren, die am ganzen Körper Druck, Dehnung, Vibrationen, Kälte, Wärme, Jucken oder Schmerzen registrieren. Die Rezeptoren haben ungewöhnliche Namen wie Vater-Pacini-Körperchen, Merkel-Rezeptoren oder Meissner-Körperchen und befinden sich millionenfach in der Haut. Sie registrieren jede noch so kleine Veränderung ihrer Umwelt und leiten sie an die Nervenfasern weiter.

Sprecherin:

Das sind die „Nachrichtenhotlines“ zum Gehirn, wo die ankommenden Signale in speziellen tastsensiblen Bereichen registriert und verarbeitet werden. Körperstellen, an denen sich viele Rezeptoren befinden, beispielsweise Lippen oder Genitalien, nehmen einen entsprechend großen Bereich ein.

Sprecher:

Eine Berührung ist - rein technisch gesehen - nichts anders als eine Verformung der Haut:

O-Ton 11 Martin Grunwald 00:46

„Durch die Verformung der Körperhaut werden eine ganze Reihe von tastsensiblen Rezeptoren erregt und diese Erregungsmuster werden als kleine elektrische Impulse an das Gehirn weitergeleitet. Und das Gehirn produziert dann seinerseits verschiedene Neurotransmitter, wir erleben positive oder negative Emotionen. Und gleichzeitig wird durch die Ausschüttung der Hormone über die Blutbahn der gesamte Organismus verändert. Also die Herzfrequenz wird in der Regel langsamer, die Muskulatur entspannt sich, die Atmung wird flacher. Also Berührungsreize haben immer eine ganzkörperliche Reaktion zur Folge – in Form von Spannungs- oder Entspannungszuständen.“

MUSIK As little as light

Srecher:

Im Jahr 1999 machten schwedische Forscher eine spannende Entdeckung: Sie fanden eine bis dahin unbekannte Art von Rezeptoren und dazugehörige Nervenleitungen, die so genannten C-taktilen Fasern. Diese sind spezialisiert auf sanfte, rhythmische Berührungen, die mit einer Geschwindigkeit von etwa drei Zentimetern pro Sekunde ausgeführt werden. Ganz klar: Diese trockenen Daten sind der Steckbrief einer Streicheleinheit.

MUSIK Assembling

Sprecherin:

Die Wissenschaftler hatten sozusagen die „Zärtlichkeitsleitung“ gefunden. Eine Nerven-Hotline, die ausschließlich für zärtlichen Input geschaffen ist. Die C-taktilen Fasern befinden sich an allen behaarten Körperstellen. Das heißt, es gibt sie beispielsweise nicht an den Fußsohlen oder an den Handinnenflächen. Vermutlich ist das der Grund, warum uns eine rhythmische Berührung an der Fußsohle eher kitzelt als wohltut. Da liebevolle und sanfte Berührungen für unsere Entwicklung und unser Wohlbefinden existentiell sind, erscheint es evolutionär gesehen logisch, dass es auch auf neuronaler Ebene entsprechende Strukturen gibt. Dennoch galt diese Entdeckung zunächst als Sensation:

O-Ton 12 Müller-Oerlinghausen 00:27

„Man könnte sich ja vorstellen, Wohlgefühl entsteht dadurch, dass verschiedene Eindrücke – Druck, Temperatur, Streichen, und so weiter, Berührung eben, im Gehirn irgendwie zusammengesetzt werden, und dass daraus dann ein Wohlgefühl entsteht - quasi auf irgendeiner Ebene. Es ist aber anders, das Wohlgefühl als solches wird eben durch ein eigenes Nervenfasern-Netz quasi hergestellt.“

Sprecherin:

Professor Bruno Müller-Oerlinghausen ist klinischer Psychopharmakologe und ein international anerkannter Experte für die Behandlung von Depressionen. An der psychiatrischen Klinik der Freien Universität Berlin leitete er eine Forschungsgruppe und führte dabei körpertherapeutische Methoden ein. Eine spezielle Massagetechnik, die er zusammen mit einer Körpertherapeutin entwickelte und in einer Studie erforschte, zeigte überraschend positive Effekte: Seinen depressiven Patienten ging es deutlich besser. Die so genannten psychoaktiven Massagen zielen nicht in erster Linie auf die Muskeln oder das Bindegewebe ab, sondern auf die Haut. Denn die besitzt laut Bruno Müller-Oerlinghausen eine spezifische Intelligenz:

O-Ton 13 Müller-Oerlinghausen 00:35

„Sie entwickelt sich ja in der embryonalen Entwicklung aus dem sogenannten Ektoderm, das ist das äußere von den drei verschiedenen Keimblättern, die es gibt, und das Gehirn entsteht als eine Einstülpung dieses Ektoderms, das heißt, schon in der Entwicklungsgeschichte haben wir eine ganz enge Verbindung zwischen Nervensystem und Haut. Und ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt, der hier bei den Wirkungen von Massage auf die Seele eine Rolle spielt.“

Sprecherin:

Einige Depressionsforscher gehen davon aus, dass bei depressiven Menschen die Wahrnehmung ihrer inneren Gefühlswelt und der Außenwelt nicht zusammenpasst. Man spricht von einer gestörten „Kohärenz“. Möglicherweise können Massagen auch deshalb positiv wirken, weil sie das Körpergefühl verbessern.

Sprecher:

Sicher ist: Berührungen beeinflussen unsere Stimmung, unser Denken und unsere Gefühlswelt auf eine faszinierende Art und Weise:

O-Ton 13 Bruno Müller-Oerlinghausen 00:36

„Es gibt Studien, die gezeigt haben, dass eine Massage vor der Operation dazu führen kann, dass die Patienten aus der Narkose besser aufwachen, dass sie weniger strampeln, weniger unruhig sind… Das ist ähnlich wie die Massage bei Schwangeren, wo wir auch Befunde haben, dass eine wiederholte Massage dazu führt, dass Schwangere bei der Entbindung weniger Schmerzen haben, weniger Schmerzmittel brauchen, und vor allem dass das Risiko geringer wird, dass sie nach der Entbindung depressiv werden.

MUSIK As little as light

Sprecherin:

Berührungen spielen eine große Rolle für unser soziales Leben und unsere Beziehungen. Doch immer mehr Menschen leben in Singlehaushalten, und auch die Arbeitswelt reißt Familien auseinander. Die Sehnsucht nach körperlicher Nähe ist bei Menschen in allen Altersstufen oft groß und ungestillt. Psychologe Martin Grunwald würde sich wünschen, dass es Veranstaltungen wie Kuschelabende in Zukunft auch auf Rezept gibt. Und auch Jugendpsychiater Karl Heinz Brisch sieht gesellschaftlichen und politischen Handlungsbedarf:

O-TON 14 Karl Heinz Brisch 00:26

„Wir haben genügend Altenpflegerinnen und Altenpfleger, die sagen, ich würde das gerne tun, manchmal einen alten Menschen dann tröstend in den Arm nehmen und ein bisschen die Hand halten und Zeit und ein Ohr haben, aber bei den heute ökonomisierten Abläufen, auch in der Altenpflege, genauso wie in der Kinderkrankenpflege oder dergleichen, bleibt dafür leider wenig Zeit und das braucht dringend eine Veränderung.


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Es sprachen: Caroline Ebner, Johannes Hitzelberger
Technik: Lydia Schön-Krimmer
Redaktion: Gerda Kuhn

Im Interview:
Prof. Dr. med. Karl Heinz Brisch, Er leitet die Abteilung für Kinderpsychosomatik am Dr. von Haunerschen Kinderspital der Universität München. Er forscht über die Entwicklung der menschlichen Bindung sowie über die Behandlung und Prävention von Bindungsstörungen;
Prof. Dr. med. Bruno Müller-Oerlinghausen, Facharzt für Pharmakologie und Toxikologie, Facharzt für Klinische Pharmakologie, emeritierter Professor der FU Berlin;
Martin Grunwald, PD Dr. phil. habil. Dipl., Leiter des Haptik-Labors am Paul-Flechsig-Institut für Hirnforschung in Leipzig;
Holger Carstens, staatl. gepr. Masseur u. med. Bademeister. Berührungstrainer;
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Wie gewinne ich die Kraft der Zuversicht? Warum ist es gesund, dankbar zu sein? Der neue Psychologie Podcast von SWR2 Wissen und Bayern 2 radioWissen gibt Euch Antworten. Wissenschaftlich fundiert und lebensnah nimmt Euch „Wie wir ticken“ mit in die Welt der Psychologie. Konstruktiv und auf den Punkt. Immer mittwochs, exklusiv in der ARD Audiothek.

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O-Ton 1 Szene Kuschelabend „Wir gehen langsam durch den Raum, wir spüren unsere Füße. Und unsere Augen sind nur soweit geöffnet, dass wir uns im Raum orientieren können und wir schauen, dass wir ganz bei uns selber ankommen, in uns hineinspüren, und den Boden wahrnehmen… “

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Sprecherin:

Es ist ein Sommerabend in München: Ein Dutzend Männer und Frauen schreiten in Strümpfen und bequemer Kleidung durch einen hellen großen Raum. In einer Ecke auf dem Boden liegen Matratzen und Kissen bereit, für den Höhepunkt des Abends, den so genannten Kuschelhaufen. Zunächst sollen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kennenlernen und Hemmungen abbauen. Veranstalter Holger Carstens ist Masseur und heute der Berührungstrainer, er trägt weiße Kleidung und spricht mit sanfter Stimme:

O-Ton 2 Carstens „Veranstaltung“ 00:20 „Es ist eine geführte Veranstaltung, das heißt, wir beginnen bei uns selber, dass wir uns selber wahrnehmen, dass wir mit uns selber tanzen, und dass wir ganz behutsam miteinander Kontakt aufnehmen, über die Augen, über Berührungen, dass wir uns die Hand reichen, oder die Schulter berühren, wer mag, kann sich umarmen. Also immer ganz frei: Jeder kann sich so verhalten, wie er das gerade möchte, wie ihm gerade zumute ist.“

MUSIK Marquis de Sade

Sprecherin:

Die Berührungen sollen ohne sexuelle Absicht und ohne Hintergedanken sein. Es gibt Regeln: Die Kuschelfans sind alle angezogen, intime Körperstellen sind tabu. Es geht um etwas Anderes, um Halten und Gehalten werden, um das Gefühl von Nähe und Geborgenheit, um Glück. Berührung befriedigt ein Grundbedürfnis - sie stillt den Hunger nach Nähe, so wie Lebensmittel den Hunger nach Nahrung stillen, sagt eine Teilnehmerin, die eine erfahrene Kuschelabendbesucherin ist:

O-Ton 3 Teilnehmerin 00:32

„So habe ich gemerkt, dass mein Körper die Berührung braucht, ohne dass ich in eine Beziehung eingehen muss, und danach bin ich glücklich und zufrieden und ich brauch nicht auf die Suche gehen. Ich kann auch mit einer Frau im Arm sein, und ich fühle mich geborgen und gehalten, ich werde auch nicht schräg angeguckt, sondern es ist einfach schön!“.

Sprecherin:

Kuschelabende bieten einen geschützten Raum, wo Berührungshungrige Gleichgesinnte treffen. Ursprünglich aus den USA nach Europa gekommen, gibt es diese Veranstaltungen seit einigen Jahren auch in nahezu jeder deutschen Großstadt. Sie sind gut besucht und sprechen eine klare Sprache: Die Sehnsucht nach sanften, liebevollen Berührungen ist unendlich und wird bei vielen durch ihr Umfeld nicht befriedigt.

MUSIK As little as light

Sprecherin:

Beim Münchner Kuschelabend folgt nach verschiedenen Lockerungsübungen wie Tanzen oder Sich-mit verbundenen-Augen-Anfassen der krönende Abschluss: Körper liegen nebeneinander, Hände streicheln über Arme, Rücken und Köpfe. Keiner weiß mehr so genau, zu wem welches Körperteil eigentlich gehört:

O-Ton 4 Carstens 00:16 „Das Verrückte ist tatsächlich, dass es im Grunde genommen egal ist, mit wem man körperliche Berührung hat. Ich sehe uns da ein bisschen wie die Schäfchen in der Herde, und da ist es auch letztlich auch egal, welches Schäfchen links oder rechts von mir läuft, mit wem ich Berührung habe, ich fühl mich einfach sicher!“

Sprecherin:

Nichts verbindet uns inniger als gegenseitiger Körperkontakt. Berührungen sind die elementarste Form der Kommunikation. Eine Umarmung kann viele Gefühle auslösen, beispielsweise spendet sie Trost und schenkt Geborgenheit. Sie wirkt unmittelbar und manchmal besser als viele Worte, bestätigt der Bindungsforscher und Psychiater Professor Karl Heinz Brisch:

O-Ton 5 Karl Heinz Brisch 00:29

„Körperkontakt in zwischenmenschlichen Beziehungen hat natürlich die Funktion, uns zu beruhigen, wenn wir aufgeregt sind, wenn wir Angst haben, dann braucht jemand, der jetzt zu uns kommt, gar nicht viel zu sagen, der sieht, dass wir sehr traurig sind, dass wir Angst haben und er nimmt uns in den Arm. Und das funktioniert natürlich selbst dann, wenn wir Menschen gar nicht kennen. Also am elften September in New York, als diese Towers eingestürzt sind, da haben sich Menschen plötzlich in den Armen gelegen und sich geklammert und festgehalten, die kannten sich gar nicht.“

Sprecherin:

Eine Umarmung, eine Hand auf dem Körper, Gehaltenwerden: Diese Berührungen vermitteln uns das Gefühl, nicht alleine zu sein! Ihre machtvolle und tröstende Botschaft funktioniert das gesamte Leben lang: Von den ersten Sekunden auf der Welt bis zum Sterbebett. Dabei kommt den allerersten Erfahrungen eine entscheidende Bedeutung zu: Denn die Sprache der Berührungen ist die erste, die ein Mensch lernt, und sie hinterlässt Spuren im Gehirn, die für immer bleiben.

MUSIK All is loved

O-Ton 6 Karl Heinz Brisch 00:45

„Normalerweise sind Eltern liebevoll zärtlich mit ihrem Baby im Körperkontakt unterwegs, das heißt, sie wickeln ihr Baby entsprechend vorsichtig, sie halten es entsprechend zärtlich und geschützt, sie machen vielleicht eine Babymassage mit ihm, und die Babys lieben es, sie entspannen sich dabei. Sie suchen diesen Körperkontakt! Babys, sobald sie können, halten sich an der Mutter fest, umarmen die Mutter und es ist sicherlich evolutionär so angelegt. Wenn man mal zu den Schimpansen geht, da haben die Schimpansenbabys die ersten zwei Jahre ganz viel Körperkontakt. Sie schlafen nachts in engem Körperkontakt mit der Mutter, was übrigens die allermeisten Babys rund um die Welt tun, nur in Deutschland gibt es so Vorstellungen, Babys sollten in einem eigenen Bett, in einem eigenen Schlafzimmer übernachten - das ist aber evolutionär sicherlich nicht so vorgesehen.“

Sprecherin:

Professor Karl Heinz Brisch, Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie, forscht zum Thema, wie sichere Bindungen gelingen können. Denn ausgestattet mit dem so genannten Urvertrauen, sind Kinder besser gewappnet für Schwierigkeiten, die möglicherweise im Leben auf sie zukommen werden.

MUSIK All is loved

Sprecherin:

Ein Baby ist zunächst vollkommen hilflos. Es ist darauf angewiesen, dass seine Signale richtig gedeutet und seine Bedürfnisse entsprechend gestillt werden. Auf sich alleine gestellt, könnte es nicht überleben. Und nichts versichert ihm die Anwesenheit einer Bezugsperson besser als der direkte Körperkontakt.

MUSIK Crystal Memories

Sprecher:

Zudem werden beim Kuscheln, besonders natürlich auch beim Stillen, sowohl bei der Mutter als auch beim Baby Hormone ausgeschüttet, die im ganzen Körper wirken. Das Oxytocin beispielsweise, auch als Bindungs- oder Kuschelhormon bekannt, löst im Gehirn das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit aus. Außerdem stärkt es die Bindung zwischen Mutter und Kind, was es wiederum der Mutter erleichtert, die Bedürfnisse ihres Kindes richtig zu erkennen. Andere Hormone wiederum sind ein wichtiger Motor für Wachstums- und Entwicklungsprozesse, vor allem im Gehirn:

O-Ton 7 Karl Heinz Brisch 00:42

„Das Baby wird mit ganz vielen Milliarden von Nervenzellen geboren, aber die sind ganz wenig miteinander im Kontakt und zwischen diesen Nervenzellen müssen jetzt Nervenverbindungen aufgebaut werden, und die wiederum werden nur aufgebaut, wenn das neuronale - das Gehirn-Wachstumshormon - ausgeschüttet wird, das heißt, sichere Bindung insgesamt, natürlich auch gefördert durch Körperkontakt, fördert damit nicht nur ein gutes sicheres emotionales Gefühl, sondern natürlich auch dann die Gehirnentwicklung. Und wenn die Gehirn-Vernetzung gut läuft, dann kann ein Baby seine vielleicht genetisch angelegten Potenzen, was es kognitiv, emotional, aber auch von seinen sonstigen Fähigkeiten entsprechend entwickeln, sonst würde das gar nicht gut funktionieren.“

Sprecherin:

Das Gehirn eines Babys ist also zunächst unreif. Erst durch die entsprechenden Berührungen vernetzen sich die Nervenzellen. Das Gehirn passt sich an die Welt an, in die es hineinwächst. Deshalb prägen uns die Berührungserfahrungen der ersten Jahre ein Leben lang.

Sprecher:

Das Leben von Babys, die zu früh geboren werden, hängt an einem seidenen Faden.

Angeschlossen an medizinische Geräte liegen die Winzlinge in Inkubatoren, wie Brutkästen in der Fachsprache heißen. Es ist leicht nachzuvollziehen, dass gerade ihnen ein intensiver Körperkontakt gut tut. Dennoch ist die sogenannte Känguru-Methode, die auch als „Känguruhen“ bezeichnet wird, erst seit Ende der Siebziger Jahre populär, als sie von zwei kolumbianischen Kinderärzten aus der Not heraus entwickelt wurde. Der Name verweist auf das Tierreich, wo Kängurubabys nach der Geburt außerhalb des Mutterleibs reifen, und zwar im Beutel vor dem Bauch des Muttertiers.

Sprecherin:

In der Klinik der kolumbianischen Ärzte gab es keine Heizung und zu wenige Inkubatoren, weshalb man zunächst mehrere Frühgeborene zusammenlegte. Dadurch stieg aber die Infektionsgefahr und mehr Babys starben.

MUSIK All is loved

Daraufhin band man die zarten Frühchen mit einem Tuch vor den Oberkörper ihrer Mütter. Sie waren nun Haut zu Haut mit der Mutter in Kontakt. Tatsächlich überlebten mehr Babys und auch die Mütter profitierten, denn sie konnten ihr Kind besser kennenlernen und somit eine engere Bindung aufbauen.

Sprecherin:

Auch Babys, die pünktlich auf die Welt kommen, lässt man mittlerweile so schnell wie möglich auf die Haut der Mutter. Ist dies aus medizinischen Gründen nicht möglich, kann ein Säugling zwar die fehlende Nähe kompensieren, jedoch nur für eine bestimmte Zeitspanne. Kinder, die verwahrlost und ohne liebevolle Zuwendung aufwachsen müssen, erleiden irgendwann mit ziemlicher Sicherheit körperliche und seelische Schäden.

Sprecher:

Der feinfühlige Körperkontakt, die Erfahrung, dass Umwelt und Bezugsperson sich liebevoll verhalten, schützen dagegen ein Leben lang:

MUSIK Crystal Memories

O-Ton 8 Karl Heinz Brisch 00:38

„Wenn die Kinder größer werden, wird diese Erfahrung von emotionaler Sicherheit innerlich im Gehirn abgebildet, in einem Arbeitsmodell von Bindung. Und wenn dieses Arbeitsmodell sagt, wann immer ich in dieser Welt Angst habe, kommen Bindungspersonen und helfen mir. Jetzt reicht es, wenn die Kinder drei, vier, sechs, acht, zehn sind, aus, sich daran zu erinnern, wie es wäre, wenn die Bindungsperson jetzt käme, wenn ich Angst bekomme, und ich erinnere mich daran, wie es wäre, die würde mich jetzt tröstend in den Arm nehmen, und dann kann ich als Kind mich plötzlich selber beruhigen, kann angstvolle Situationen besser überstehen, als wenn ich diese Sicherheit nicht an Bord habe.“

Sprecherin:

Babys und Kleinkinder haben normalerweise keine Scheu, ihr Bedürfnis

nach Körperkontakt einzufordern. Sie klammern sich an die Mutter, klettern auf den Schoß ihrer Bezugsperson, wollen getragen werden oder kriechen zu ihren Eltern ins Bett. Bindungsforscher und Jugendpsychiater Karl Heinz Brisch sieht dennoch die Gefahr, dass körperliche Zuwendung im digitalen Zeitalter zu kurz kommt:

O-Ton 9 Karl Heinz Brisch 00:25

„Wenn wir heute sehen, wie Mütter mit Babys unterwegs sind und dann während sie unterwegs sind noch sehr viel mit ihrem Smartphone im Kontakt sind und das Smartphone mehr streicheln und berühren als das Baby, dann ist es nicht verwunderlich, dass Babys schon ganz scharf sind auf dieses Smartphone und auch anfangen, das Smartphone zärtlich zu berühren und zu streicheln, weil sie dort offensichtlich einen Teil ihrer Sehnsucht nach Körperkontakt und Berührungen stillen!“ (bleibt mit der Stimme oben!)

Sprecherin:

Dabei ändern sich die Bedürfnisse der Kinder mit der Pubertät ohnehin: Zwar sehnen sie sich nach wie vor nach Körpernähe, suchen sie aber nicht mehr in erster Linie bei den Eltern, sondern bei Gleichaltrigen. Mit der ersten Liebe erfahren sie dann auch eine ganz neue Lust am Körperkontakt.

MUSIK Assembling

Sprecher:

Verliebte können vom Körper des anderen erst einmal nicht genug kriegen. Allerdings berühren sich Partner oft weniger, je länger sie zusammen sind. In den USA gab es spannende Studien mit jungen Ehepaaren. Man teilte die Paare in zwei Gruppen: Die einen wurden vier Wochen lang immer wieder angehalten, sich gegenseitig zu berühren, die anderen nicht. In der Berührungsgruppe entdeckte man dann Erstaunliches: Die Laborwerte, die auf Stress hinweisen, waren reduziert, außerdem hatten die Testpersonen einen niedrigeren Blutdruck und eine erhöhte Konzentration des Bindungshormons Oxytocin im Speichel. Den Forschern zufolge kann eine Partnerschaft, in der sich die Partner gegenseitig berühren - kuscheln, streicheln oder sanft massieren – sogar das Immunsystem stärken und einen positiven Einfluss auf die seelische Gesundheit haben.

MUSIK As little as light

Sprecher:

Wer die Kraft der menschlichen Berührungen verstehen will, muss einen Blick auf ein besonderes Sinnesorgan werfen – die Haut. Mit zwei Quadratmetern ist sie unser größtes, mit fünf Kilogramm unser schwerstes und evolutionsgeschichtlich auch unser ältestes Organ.

Sprecherin:

Die Haut ist das Organ des Tastsinns. In der Fachsprache hört man auch die Begriffe Tastsinnessystem oder somatosensorisches System. Eher umgangssprachlich reden wir schlicht von „Fühlen“, treffender sind die Bezeichnungen Berührungssinn oder Körpersinn. Ein schönes Bild, denn zusammen mit der Haut erfasst dieser Sinn ja auch unseren gesamten Körper. Der Tastsinn ist unser erster Sinn:

MUSIK Crystal Memories

Sprecherin:

Bereits im Mutterbauch, in der achten Schwangerschaftswoche, reagiert ein Embryo auf Berührungen an der Stelle, die sich später einmal zum Mund ausbilden wird. Zu diesem Zeitpunkt ist der werdende Mensch nur etwa einen bis zwei Zentimeter groß, andere Sinnessysteme wie Hör- oder Gesichtssinn entwickeln sich erst später.

Sprecher:

Trotzdem haben Sinnesforscher dem Tastsinnessystem lange Zeit wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dr. Martin Grunwald ist einer der wenigen Experten, die ihre Forschungen darauf konzentrieren. Mitte der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts gründete der habilitierte Psychologe das Leipziger Haptik-Forschungslabor. Sein Buch „Homo Hapticus“ ist ein preisgekrönter Bestseller. Wir könnten zwar die Augen schließen und uns die Ohren zuhalten, so betont der Autor, das Tastsinnessystem dagegen sei immer aktiv:

O-Ton 10 Martin Grunwald 00:42

„Ohne das Tastsinnessystem könnten wir den Unterschied zwischen äußerer Umwelt und unserem eigenen Körper gar nicht feststellen. Das heißt, wir wüssten ohne das Tastsinnessystem nicht, dass wir eine körperliche Einheit darstellen, und wir könnten uns auch von der äußeren Umwelt nicht unterscheiden. Man könnte sogar so weit gehen, dass das Tastsinnessystem Voraussetzung für die menschliche Bewusstseinstätigkeit ist. Also die Tatsache, dass wir am Leben sind, ziehen wir aus den Informationen, die uns das Tastsinnessystem zur Verfügung stellt.“

MUSIK Cristallisation

Sprecherin:

Doch wie funktioniert nun die Wahrnehmung einer Berührung? Wie gelangt die Information, dass uns gerade jemand streichelt, von der Haut ins Gehirn?

Sprecher:

In der Haut sitzen Sensoren, so genannte Rezeptoren, die am ganzen Körper Druck, Dehnung, Vibrationen, Kälte, Wärme, Jucken oder Schmerzen registrieren. Die Rezeptoren haben ungewöhnliche Namen wie Vater-Pacini-Körperchen, Merkel-Rezeptoren oder Meissner-Körperchen und befinden sich millionenfach in der Haut. Sie registrieren jede noch so kleine Veränderung ihrer Umwelt und leiten sie an die Nervenfasern weiter.

Sprecherin:

Das sind die „Nachrichtenhotlines“ zum Gehirn, wo die ankommenden Signale in speziellen tastsensiblen Bereichen registriert und verarbeitet werden. Körperstellen, an denen sich viele Rezeptoren befinden, beispielsweise Lippen oder Genitalien, nehmen einen entsprechend großen Bereich ein.

Sprecher:

Eine Berührung ist - rein technisch gesehen - nichts anders als eine Verformung der Haut:

O-Ton 11 Martin Grunwald 00:46

„Durch die Verformung der Körperhaut werden eine ganze Reihe von tastsensiblen Rezeptoren erregt und diese Erregungsmuster werden als kleine elektrische Impulse an das Gehirn weitergeleitet. Und das Gehirn produziert dann seinerseits verschiedene Neurotransmitter, wir erleben positive oder negative Emotionen. Und gleichzeitig wird durch die Ausschüttung der Hormone über die Blutbahn der gesamte Organismus verändert. Also die Herzfrequenz wird in der Regel langsamer, die Muskulatur entspannt sich, die Atmung wird flacher. Also Berührungsreize haben immer eine ganzkörperliche Reaktion zur Folge – in Form von Spannungs- oder Entspannungszuständen.“

MUSIK As little as light

Srecher:

Im Jahr 1999 machten schwedische Forscher eine spannende Entdeckung: Sie fanden eine bis dahin unbekannte Art von Rezeptoren und dazugehörige Nervenleitungen, die so genannten C-taktilen Fasern. Diese sind spezialisiert auf sanfte, rhythmische Berührungen, die mit einer Geschwindigkeit von etwa drei Zentimetern pro Sekunde ausgeführt werden. Ganz klar: Diese trockenen Daten sind der Steckbrief einer Streicheleinheit.

MUSIK Assembling

Sprecherin:

Die Wissenschaftler hatten sozusagen die „Zärtlichkeitsleitung“ gefunden. Eine Nerven-Hotline, die ausschließlich für zärtlichen Input geschaffen ist. Die C-taktilen Fasern befinden sich an allen behaarten Körperstellen. Das heißt, es gibt sie beispielsweise nicht an den Fußsohlen oder an den Handinnenflächen. Vermutlich ist das der Grund, warum uns eine rhythmische Berührung an der Fußsohle eher kitzelt als wohltut. Da liebevolle und sanfte Berührungen für unsere Entwicklung und unser Wohlbefinden existentiell sind, erscheint es evolutionär gesehen logisch, dass es auch auf neuronaler Ebene entsprechende Strukturen gibt. Dennoch galt diese Entdeckung zunächst als Sensation:

O-Ton 12 Müller-Oerlinghausen 00:27

„Man könnte sich ja vorstellen, Wohlgefühl entsteht dadurch, dass verschiedene Eindrücke – Druck, Temperatur, Streichen, und so weiter, Berührung eben, im Gehirn irgendwie zusammengesetzt werden, und dass daraus dann ein Wohlgefühl entsteht - quasi auf irgendeiner Ebene. Es ist aber anders, das Wohlgefühl als solches wird eben durch ein eigenes Nervenfasern-Netz quasi hergestellt.“

Sprecherin:

Professor Bruno Müller-Oerlinghausen ist klinischer Psychopharmakologe und ein international anerkannter Experte für die Behandlung von Depressionen. An der psychiatrischen Klinik der Freien Universität Berlin leitete er eine Forschungsgruppe und führte dabei körpertherapeutische Methoden ein. Eine spezielle Massagetechnik, die er zusammen mit einer Körpertherapeutin entwickelte und in einer Studie erforschte, zeigte überraschend positive Effekte: Seinen depressiven Patienten ging es deutlich besser. Die so genannten psychoaktiven Massagen zielen nicht in erster Linie auf die Muskeln oder das Bindegewebe ab, sondern auf die Haut. Denn die besitzt laut Bruno Müller-Oerlinghausen eine spezifische Intelligenz:

O-Ton 13 Müller-Oerlinghausen 00:35

„Sie entwickelt sich ja in der embryonalen Entwicklung aus dem sogenannten Ektoderm, das ist das äußere von den drei verschiedenen Keimblättern, die es gibt, und das Gehirn entsteht als eine Einstülpung dieses Ektoderms, das heißt, schon in der Entwicklungsgeschichte haben wir eine ganz enge Verbindung zwischen Nervensystem und Haut. Und ich glaube, das ist ein ganz wichtiger Punkt, der hier bei den Wirkungen von Massage auf die Seele eine Rolle spielt.“

Sprecherin:

Einige Depressionsforscher gehen davon aus, dass bei depressiven Menschen die Wahrnehmung ihrer inneren Gefühlswelt und der Außenwelt nicht zusammenpasst. Man spricht von einer gestörten „Kohärenz“. Möglicherweise können Massagen auch deshalb positiv wirken, weil sie das Körpergefühl verbessern.

Sprecher:

Sicher ist: Berührungen beeinflussen unsere Stimmung, unser Denken und unsere Gefühlswelt auf eine faszinierende Art und Weise:

O-Ton 13 Bruno Müller-Oerlinghausen 00:36

„Es gibt Studien, die gezeigt haben, dass eine Massage vor der Operation dazu führen kann, dass die Patienten aus der Narkose besser aufwachen, dass sie weniger strampeln, weniger unruhig sind… Das ist ähnlich wie die Massage bei Schwangeren, wo wir auch Befunde haben, dass eine wiederholte Massage dazu führt, dass Schwangere bei der Entbindung weniger Schmerzen haben, weniger Schmerzmittel brauchen, und vor allem dass das Risiko geringer wird, dass sie nach der Entbindung depressiv werden.

MUSIK As little as light

Sprecherin:

Berührungen spielen eine große Rolle für unser soziales Leben und unsere Beziehungen. Doch immer mehr Menschen leben in Singlehaushalten, und auch die Arbeitswelt reißt Familien auseinander. Die Sehnsucht nach körperlicher Nähe ist bei Menschen in allen Altersstufen oft groß und ungestillt. Psychologe Martin Grunwald würde sich wünschen, dass es Veranstaltungen wie Kuschelabende in Zukunft auch auf Rezept gibt. Und auch Jugendpsychiater Karl Heinz Brisch sieht gesellschaftlichen und politischen Handlungsbedarf:

O-TON 14 Karl Heinz Brisch 00:26

„Wir haben genügend Altenpflegerinnen und Altenpfleger, die sagen, ich würde das gerne tun, manchmal einen alten Menschen dann tröstend in den Arm nehmen und ein bisschen die Hand halten und Zeit und ein Ohr haben, aber bei den heute ökonomisierten Abläufen, auch in der Altenpflege, genauso wie in der Kinderkrankenpflege oder dergleichen, bleibt dafür leider wenig Zeit und das braucht dringend eine Veränderung.


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