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Der Philosoph Karl Popper - Leben ohne Utopie und letzte Gewissheit

25:22
 
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Wie funktioniert eine offene Gesellschaft und wie lässt sie sich bewahren? Wie kommt wissenschaftliche Erkenntnis zustande? Das waren Fragen, die den Philosophen Karl Popper zeit seines Lebens umtrieben. Popper war ein konstruktiver Skeptiker, der rechten wie linken Gesellschaftsutopien kritisch gegenüberstand. Autor: Christian Schuler

Credits
Autor dieser Folge: Christian Schuler
Regie: Kirsten Böttcher
Es sprachen: Hemma Michel
Technik: Monika Gsaenger
Redaktion: Bernhard Kastner

Im Interview:
Prof. Manfred Geier, Hamburg
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Literaturtipps:

Karl R. Popper: Ausgangspunkte. Meine intellektuelle Entwicklung, Hamburg 1979.

Karl R. Popper: Alles Leben ist Problemlösen. Über Erkenntnis, Geschichte und Politik, München 2005 (9. Auflage).

Manfred Geier: Karl Popper, rororo, Hamburg 1994.

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Wie wir ticken - Euer Psychologie Podcast
Wie gewinne ich die Kraft der Zuversicht? Warum ist es gesund, dankbar zu sein? Der neue Psychologie Podcast von SWR2 Wissen und Bayern 2 radioWissen gibt Euch Antworten. Wissenschaftlich fundiert und lebensnah nimmt Euch „Wie wir ticken“ mit in die Welt der Psychologie. Konstruktiv und auf den Punkt. Immer mittwochs, exklusiv in der ARD Audiothek.
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Das vollständige Manuskript gibt es HIER.

Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:

Zitator

Zwar habe ich, wie es niemandem erspart bleibt, Sorgen und Kummer erlebt, doch glaube ich nicht, dass ich als Philosoph eine unglückliche Stunde erlebt habe. ... Seit wir 1950 nach Penn in Buckinghamshire gezogen sind, bin ich, so vermute ich, der glücklichste Philosoph, der mir je begegnet ist.

Erzählerin

Ein glücklicher Philosoph? Im 20. Jahrhundert, im Zeitalter der Weltkriege, der totalitären Regime, Konzentrationslager und Völkermorde? Philosophiert sich da einer das Leben schöner, als es ist?

Sir Karl Popper schreibt diese Zeilen in den 1970-er Jahren, in seinem autobiographischen Buch „Ausgangspunkte“, und er beharrt auf seinem Glücklichsein bis an sein Lebensende. Als 83-Jähriger beginnt er einen Vortrag in Zürich, voller Freude über die vielen jungen Menschen, die vor ihm sitzen, mit den Worten.

Zitator

Ich finde das Leben unbeschreiblich wundervoll. Es ist sicher auch schrecklich, und ich habe furchtbar traurige Todesarten in meiner engsten Verwandtschaft und Freundschaft miterlebt.

16 meiner nächsten Verwandten sind Opfer von Hitler geworden, teils in Auschwitz, teils durch Selbstmord. Trotz allem und obwohl ich nicht selten verzweifelt war und auch heute schwerste Sorgen habe, war es mit mir ‚Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt‘; und ich bin glücklich.

Erzählerin

Was war das für ein Glück, das sich offenbar gegen widrigste Umstände und selbst angesichts von Katastrophen zu behaupten wusste? Zunächst einmal war es das Glück eines Mannes, der auf ein Leben zurückschaut, das erfüllt war von konzentrierter Denk- und Lehrtätigkeit; eines Mannes zudem, der eine Stunde von London entfernt lebte, abgeschieden und zugleich unablässig beschäftigt mit den Fragen, die ihn seit Jahrzehnten umtrieben: Was können wir wissen? Was bedeutet wissenschaftliche Erkenntnis? Was macht ein menschenwürdiges Staatswesen, was eine offene Gesellschaft aus? Eines Mannes auch, dessen politische Überzeugung sich mit dem berühmten Bonmot von Winston Churchill ausdrücken lässt:

Zitator

Die Demokratie ist die schlechteste aller Regierungsformen – ausgenommen alle anderen Regierungsformen.

Erzählerin

Ebenso kritisch wie er als Philosoph und Wissenschaftstheoretiker war, konnte er auf extreme politische Ansichten und auf existenziellen Pessimismus reagieren. In einem Spiegel-Interview von 1992 wiederholt er sein immer wieder formuliertes Credo:

Zitator

Ich stehe unserer heutigen Gesellschaft sehr kritisch gegenüber. Da ließe sich vieles verbessern. Aber unsere liberale Gesellschaftsordnung ist die beste und gerechteste, die es bisher auf Erden gab.

*

Zitator

Vom Himmelhof, da komm ich her.

Erzählerin

„Am Himmelhof“, das ist eine Adresse am westlichen Rand von Wien, die Popper in seiner Autobiographie anspielungsreich erwähnt. Zum einen ist der „Himmelhof“ der Ort, an dem Popper 1902 zur Welt kam, zum anderen ist es eine Metapher für das erste philosophische Problem, das sich seiner kindlichen Neugier stellte: „der gestirnte Himmel“, in den er abends schaute, der Kosmos in seiner unfassbaren und unfasslichen Größe.

Zitator

Ich konnte mir weder vorstellen, dass der Raum endlich sei, noch dass er unendlich sei.

Erzählerin

Popper wächst in einem wohlhabenden, liberal-aufgeklärten Haus auf. Poppers Mutter ist Mitbegründerin der „Wiener Musikfreunde“. Der Vater, Rechtsanwalt, Autor, Freimaurer, engagiert sich für Arme und Obdachlose. Er steht einem Verein vor, der in Wien unter anderem das Männerwohnheim Meidling betreibt, eine soziale Einrichtung für Gestrandete und gescheiterte Existenzen, in der von 1910 bis 1913 auch ein gewisser Adolf Hitler gemeldet ist.

Von Anfang an ist Popper von Büchern und Musik umgeben. Eine behütete Kindheit, die an seinem 12. Geburtstag abrupt endet. An jenem 28. Juli 1914 erklärt Österreich-Ungarn Serbien den Krieg. Der Erste Weltkrieg beginnt. Er wird die Welt, in der Karl Popper aufgewachsen ist, zerstören.

Popper fühlt sich schon als Jugendlicher abgestoßen von dem nationalistischen Getöse, das den Krieg begleitete.

01 O-Ton Popper

Ich war 12 Jahre, als der Krieg ausgebrochen ist, und ich bin sehr bald als Kind schon Pazifist geworden unter dem Einfluss sowohl meines Vaters als auch von Freunden. Ich habe einen Freund in Wien gehabt, einen Ingenieur, Arthur Arndt, ein besonders entschiedener Anti-Nationalist ... Unter dem Einfluss dieses Arthur Arndt bin ich dann sehr gegen den Krieg gewesen, sehr bald. Und ich habe auch ziemlich bald begriffen, dass die Berichte über den Krieg ... das war natürlich ungeheure Propaganda. Im Jahr 1918, als der Krieg zu Ende ging, war ich ein radikaler Sozialist, auch unter dem Einfluss dieses Ingenieurs Arthur Arndt. Ich habe mich sogar einige Wochen als Kommunisten betrachtet.

Erzählerin

Das war im Frühjahr 1919. Das Kaiserreich war zerfallen, die ökonomische Produktion stand weitgehend still, Millionen fanden keine Arbeit. Obdachlose und Bettler beherrschten das Straßenbild, Hunderttausende froren und hungerten.

1919: ein Schlüsseljahr in Poppers Leben - und ein Jahr, in dem sein Denken entscheidende Impulse erfuhr.

Erzählerin

Am 15. Juni kommt es im 9. Wiener Gemeindebezirk zu Unruhen. Linke Demonstranten, unter ihnen Popper, planen einen Angriff auf die Polizeistation in der Hörlgasse, um verhaftete Gesinnungsgenossen zu befreien. Die Polizei feuert in die Menge, es gibt Tote.

02 O-Ton Popper

Das war für mich die entscheidende Wendung gegen den Marxismus. Ich war zwar entsetzt über die Tat der Polizei, aber ich war auch entsetzt darüber, dass ich und andere Leute einfach aufgrund der kommunistischen Formel: je mehr Unruhen und je ärger die Dinge werden, desto schneller wird der Sozialismus kommen und desto besser ist es für die Menschheit. Diese Formel habe ich von da an bezweifelt ... Ich meine, man kann sein eigenes Leben für gewisse Ideale einsetzen, aber ob man das Leben anderer einsetzen kann, ist überaus fragwürdig. Am fragwürdigsten ist es, das Leben anderer einzusetzen, wenn man ihnen sagt, dass es sicher zu einer Lösung aller dieser Probleme kommen wird im Sozialismus. Wenn man von dieser Sicherheit in Wirklichkeit nichts weiß.

Erzählerin

Für manchen humanitären Impuls des Sozialismus hegte Popper zwar weiterhin gewisse Sympathien. Auch befürwortete er das Engagement des „roten Wien“ etwa für sozialen Wohnungsbau oder eine reformorientierte Schulpolitik. Einen Marxismus jedoch, der den exklusiven Anspruch erhob, Geschichte objektiv zu beschreiben und „wissenschaftlich“ vorherzusagen, lehnte er strikt ab. Der sogenannte „Historische Materialismus“ war für ihn nichts als ein Mythos.

Erzählerin

Das Jahr 1919 hielt für Popper noch ein weiteres Schlüsselerlebnis bereit. Es ereignete sich zwei Wochen nach den Schüssen in der Hörlgasse.

Ein paar Jahre zuvor hatte Albert Einstein eine revolutionäre Theorie vorgelegt, wonach Kategorien wie Raum und Zeit nicht mehr als absolute, unhintergehbare Größen für kosmische Ereignisse verstanden werden können. Raum sei sozusagen eine bewegliche Kategorie, das Weltall sei gekrümmt und dehne sich aus. Zeit vergehe zudem an unterschiedlichen Stellen des Weltraums langsamer oder schneller als an anderen usw. Diese Relativitätstheorie war bislang eine rein mathematische These gewesen, die sich durch Beobachtung noch nicht hatte bestätigen lassen. Das änderte sich nun durch ein englisches Forscherteam, dem es gelang, die durch Gravitation verursachte Krümmung von Sternenlicht nicht nur zu errechnen, sondern zu beobachten. Jahrhundertelang geltende Theorien von Euklid bis Newton mussten damit überdacht werden oder gar als widerlegt gelten.

Was Popper an den Beobachtungen der englischen Forscher besonders elektrisierte, war allerdings nicht allein das, was Einsteins Theorie bestätigte.

Zitator

Was mich hauptsächlich beeindruckte, war ... die Tatsache, dass sich hier eine Theorie aufs äußerste exponierte, sozusagen eine Widerlegung verlangte, und dass diese Widerlegung nicht stattfand.

Erzählerin

Dies wird für Popper in der Folge zum Kriterium jeder seriösen wissenschaftlichen Arbeit: dass Forscher ihre Theorien der Widerlegbarkeit aussetzen. Der sogenannte wissenschaftliche Marxismus tut das seiner Ansicht nach nicht, ebenso wenig wie die Psychoanalyse Siegmund Freuds.

Zitator

Diese Theorien erweckten den Anschein, praktisch alles erklären zu können, was sich innerhalb ihres Bezugsrahmens abspielt. Das Studium jeder der Theorien schien die Wirkung einer intellektuellen Bekehrung oder Offenbarung zu haben ... Waren die Augen erst einmal geöffnet, erblickte man überall bestätigende Beispiele ..., und Ungläubige waren einwandfrei solche, die die diese handgreifliche Wahrheit nicht sehen wollten ...; sei es, weil sie ihrem Klasseninteresse widersprach, sei es, weil ihre Verdrängungen noch ‚unanalysiert‘ waren ...

Erzählerin

Zu den Theorien, die Popper attackiert, kommen später noch weitere, etwa die Anschauungen einiger Mitglieder des sogenannten „Wiener Kreises der wissenschaftlichen Weltauffassung“, einer Gruppe von Mathematikern, Physikern, Logikern, Sozialwissenschaftlern mit einem äußerst strengen, antimetaphysischen und rein auf Empirie gestützten Wissenschaftsbegriff. Diese Gruppe bot Popper einerseits ein anregendes geistiges Umfeld, um seine eigenen Gedanken weiterzuentwickeln. Zugleich aber weckten die Thesen und Methoden mancher Vertreter des Wiener Kreises seinen Widerspruch. Der Philosoph Manfred Geier erklärt, warum.

03 Zsp Geier

Der Wiener Kreis setzt alles auf die Bestätigung von Theorien. Verifikation, also die Bestätigung der Wahrheit einer Theorie steht für den Wiener Kreis im Mittelpunkt ... sie setzen sich also selbst nicht der Prüfung aus, dass es möglicherweise falsch ist, was sie vertreten oder behaupten. Und deshalb setzte er gegen dieses abstrakte Prinzip der Verifikation, der Bestätigung der eigenen Position, die eher schwächere Haltung: Versuchen wir doch das, woran wir glauben, zu widerlegen. Denn erst dann zeigt es sich doch in seiner Stärke, wenn es diesen Widerlegungsversuchen standhält. Also der Schritt von der Verifikation zu dem, was Popper dann die Falsifikation genannt hat.

(Erzählerin

Oder in Poppers eigenen Worten:

04 O-Ton Popper

Erst kommt die Theorie, die spekulative Erklärung oder wenn Sie wollen: die Hypothese oder Vermutung oder das Raten, ... und dann versucht man, Experimente zu machen, um diese Theorie dann zu überprüfen. Und hier ist es wichtig, dass die Experimente nur anscheinend daraufhin angelegt sind, um die Theorie zu beweisen. In Wirklichkeit müssen die Experimente daraufhin angelegt sein, die Theorie wenn möglich zu widerlegen. Der Wissenschaftler ist sich dessen oft gar nicht bewusst. Bewusst will er seine Theorie stützen, aber nur solche Experimente können eine Theorie stützen, deren Ausgang die Theorie widerlegen könnte.)

Erzählerin

Gedanken, die der reife Philosoph mit über 80 Jahren formuliert. Im Grunde aber war schon der junge Popper 1919, wenn man seiner Autobiographie glauben will, philosophisch an genau diesem Punkt angelangt:

Zitator

Im Winter 1919/20 hatte ich das Problem der Abgrenzung zwischen Wissenschaft und Nicht-Wissenschaft formuliert und gelöst, aber nicht der Veröffentlichung für wert gehalten.

Erzählerin

Popper beschäftigte sich um sein 20. Lebensjahr herum mit Mathematik, Physik und Philosophie eher aus persönlichem Wissensdrang. Mit seiner beruflichen Zukunft hatte das alles zunächst nichts zu tun. Seine Pläne waren bescheidener, und sie hatten mit seiner Abkehr vom Sozialismus zu tun.

05 O-Ton Popper

Ich habe gegen einige Freunde, die auch Sozialisten waren, reagiert. Diese Freunde haben es nämlich als selbstverständlich angesehen, dass „wir“ die zukünftigen Führer der Arbeiterschaft sein werden. Das hat mir so missfallen, dass ich mich entschlossen habe, selbst Arbeiter zu werden ... Ich habe zuerst versucht, Straßenarbeiter zu werden..., aber nach einigen Tagen habe ich das aufgeben müssen, dazu war ich nicht imstande ... Als nächstes habe ich versucht, Tischler zu werden. Ich wurde Tischlerlehrling bei einem kleinen Tischlermeister, der eine Werkstatt in Wien in der Gumpendorfer Straße gehabt hat. Ich war zwei Jahre als Lehrling bei ihm und habe dann eine Gesellenprüfung gemacht.

(Erzählerin

Das Gesellenstück, ein Schränkchen, stand angeblich bis zu Poppers Tod in seinem Haus in Penn, und Besuchern wurde nicht ohne Stolz vorgeführt, dass sich die Schubladen noch immer einwandfrei rausziehen und reinschieben ließen. Seinem Wiener Tischlermeister Adalbert Pösch, hat er in seiner Autobiographie ein liebevolles Andenken bewahrt:

Zitator

Einmal erzählte er mir, dass er viele Jahre lang an verschiedenen Modellen für ein Perpetuum mobile gearbeitet habe. Nachdenklich setzte er hinzu: ‚Da sagn’s, dass ma‘ so was net mach’n kann; aber wenn amal eina ein’s g’macht hat, dann wer’n s‘ schon anders red’n!‘ ... Ich vermute, dass ich über Erkenntnistheorie mehr von meinem lieben, allwissenden Meister Pösch gelernt habe als von irgendeinem anderen meiner Lehrer. Keiner hat so viel dazu beigetragen, mich zu einem Jünger von Sokrates zu machen. Denn mein Lehrer lehrte mich nicht nur, dass ich nichts wusste, sondern auch, dass die einzige Weisheit, die zu erwerben ich hoffen konnte, das sokratische Wissen von der Unendlichkeit des Nichtwissens war.)

Erzählerin

Neben seiner Tischlerlehre holt er privat das Abitur nach und gehört ab 1925 zum ersten Studienjahrgang des neuen reformpädagogisch orientierten Pädagogischen Instituts der Stadt Wien. Er engagiert sich als Sozialarbeiter und verdient seinen Unterhalt als Nachhilfelehrer für amerikanische Studenten.

1930 schließlich wird er als Lehrer für Mathematik und Physik angestellt und heiratet seine Studienkollegin Josefine Henninger, mit der bis zu ihrem Tod 1985 zusammenbleibt. „Hennie“, seine strengste philosophische Kritikerin, wie er einmal schreibt.

Zitator

Ihr Anteil an meiner Arbeit war ... mindestens so aufreibend wie meiner.

Erzählerin

Anfang der 1930er Jahre beginnt er, seine philosophischen Gedanken niederzuschreiben, angeregt durch seine Frau und durch einzelne Mitglieder des Wiener Kreises.

Zitator

Damals hatte ich keinen weiteren Ehrgeiz, als Schulkinder zu unterrichten. Des Unterrichtens wurde ich erst ein wenig müde, nachdem meine ‚Logik der Forschung‘ im November 1934 erschienen war.

Erzählerin

In der „Logik der Forschung“ geht es unter anderem um die Frage, ob und wie man aufgrund von Einzelbeobachtungen allgemeine Naturgesetze aufstellen kann. Popper ist sicher: man kann es nicht. Der Schritt von der empirischen Beobachtung zu einer allgemeinen, sicheren, also absolut gültigen Theorie ist unzulässig. Die These etwa, dass alle Schwäne weiß sind, gilt nur so lange, bis ein schwarzer auftaucht und die These falsifiziert, also widerlegt ist. Die These, dass alles Kupfer Strom leitet, gilt nur, solange man nicht alles Kupfer im Universum überprüft hat.

Zitator

Unser bestes Wissen ist das großartige naturwissenschaftliche Wissen, das wir in 2500 Jahren geschaffen haben. Aber die Naturwissenschaften bestehen eben nur aus Vermutungen, aus Hypothesen.

Erzählerin

In dieser Hinsicht ist Popper zum einen ein leidenschaftlicher Wissenschaftler, zum anderen aber ein ebenso leidenschaftlicher Kritiker ihrer Dogmen und Gewissheiten.

06 O-Ton Popper

Es gibt natürlich einfache Sätze, von denen wir wissen, dass sie wahr sind ... Denn wenn ich z.B. den Satz aufstelle: Heute regnet es, dann weiß ich, ... heute regnet es oder heute regnet es nicht, einer dieser beiden Sätze ist sicher wahr, und einer der Sätze ist sicher falsch ... Die mehr interessanten Sätze, für die müssen wir die Frage der Wahrheit durch kritische Diskussion, müssen wir der Frage, ob sie wahr oder falsch sind, näherkommen. Und die wirklich schwierigen wissenschaftlichen Sätze bleiben alle immer Vermutungen, die sehr gute Vermutungen sein können und die sehr gut bestätigte, bewährte Vermutungen sein können, aber sie bleiben doch immer wieder Vermutungen, und wir finden immer heraus, dass unsere Theorien an Stellen falsch sind, wo wir es nicht vorausgesehen haben.

Erzählerin

Popper misstraut jeder Form von Dogmatismus, jedem Absolutheitsanspruch, sowohl in der Wissenschaft als auch in der Politik.

07 O-Ton Popper

Das wichtigste ist, all jenen großen Propheten zu misstrauen, die eine Patentlösung in der Tasche haben und euch sagen: Wenn ihr mir nur volle Gewalt gebt, dann werde ich euch in den Himmel führen. Die Antwort darauf ist: wir geben niemandem volle Gewalt über uns.

Erzählerin

1937 nimmt er das Angebot einer Dozentur für Philosophie in Neuseeland an und wird erst 1946 wieder nach Europa zurückkehren. In Neuseeland schreibt er sein zweites Hauptwerk: „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“. Er analysiert darin, ohne Hitler oder Stalin namentlich zu erwähnen, auf welchem geistesgeschichtlichen Hintergrund es zur kriegerischen Eskalation in Europa kommen konnte.

08 Zsp Geier

„Da sind natürlich auch Dogmen, wahrheitsüberzeugte Täter am Werk: der Bolschewismus auf der einen Seite mit seiner Utopie einer klassenlosen Gesellschaft, die aber dann in eine Zwangsgesellschaft bolschewistischen Terrors ausmündete, und der Faschismus, auch ein Heilsversprechen für das deutsche Volk, mit katastrophalen Konsequenzen. ... Sie stellen sich keiner Prüfung. Sie gehen von einer Dogmatik aus, die sie politisch durchsetzen, und zwar bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen, die die ganze Welt in den Strudel des Abgrunds zieht. Gegen beide opponiert er -

Erzählerin

… so der Philosoph Manfred Geier, und setzt dagegen einen Gesellschaftsentwurf, der bescheiden nach Lösungen für konkrete Probleme sucht.

Das Buch ist zugleich ein Plädoyer für die Demokratie westlichen Zuschnitts. Demokratie und offene Gesellschaft definieren sich laut Popper allerdings nicht, indem das Volk herrscht, sondern dadurch, dass das Volk seine Regierung ohne Blutvergießen, nämlich durch Wahlen, zu Fall bringen kann.

09 O-Ton Popper

Ja, Sie haben recht, es ist ein Kriegsbuch ... Wie gesagt, es heißt „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“. Die Feinde sind hauptsächlich die Faschisten, die Nazis, aber auch die kommunistische Diktatur ... Und was ich bei der offenen Gesellschaft gemeint habe, war eine Gesellschaft, sagen wir, in der man frei atmen kann, frei denken kann, in der jeder Mensch einen Wert hat und in der die Gesellschaft keine überflüssigen Zwänge über die Menschen ausübt. Ja, es gibt Gesellschaften, die mehr oder weniger offen sind, und es gibt Gesellschaften vor allem, die gar nicht offen sind ... Die Grundidee der ganzen Demokratie ist, die Macht zu beschränken und zu kontrollieren. Nicht zu viel Macht, das ist der Grundgedanke. Die Macht muss verteilt sein, damit nicht zu viel Macht in einer Hand ist.

Erzählerin

Alles Leben, alles Forschen, alle Politik, auch alles moralisch Gute ist für Popper letztlich unvollkommen und unvollendet. Popper propagiert dagegen eine Sozialtechnik der kleinen Schritte und …

Zitator

Methoden, die sich bewusst als ‚Stückwerk‘ und ‚Herumbasteln‘ verstehen und in Verbindung mit kritischer Analyse das beste Mittel zur Erlangung praktischer Resultate in den Sozial- wie in den Naturwissenschaften sind.

Erzählerin

Diese Stückwerktheorie hat ihn in einen scharfen Gegensatz zu den neomarxistischen Denkern der Frankfurter Schule gebracht, zu Theodor W. Adorno, Max Horkheimer und Jürgen Habermas, gipfelnd im sogenannten Positivismusstreit, der zum Teil bis heute das Bild Poppers in der deutschen Öffentlichkeit bestimmt.

10 Zsp Geier

Dieser pragmatische gesellschaftliche Ansatz hat Popper in Deutschland viel Kritik eingetragen. Popper, der an der London School of Economics lehrte, galt – so sehr auch die Kritik im Zentrum seiner Theorie steht - als Philosoph des Establishments, was in der aufgeheizten Atmosphäre der 60er Jahre dazu führte, dass man Popper als Positivisten abstempelte. Es bildeten sich Fraktionen, Streitschriften gingen hin und her ... und dadurch entstand dann dieser Positivismusstreit in der deutschen Soziologie, der sehr stark polarisierte und eine Überpolarisierung vornahm, die meines Erachtens dazu führte, dass Popper in West-Deutschland sehr stark unterschätzt worden ist und von den rebellischen jungen Menschen und Philosophen sehr schnell ad acta gelegt worden ist. Heute ist er für mich der Sieger in diesem Streit.

Erzählerin

Bis kurz vor seinem Tod 1994 reist Popper durch die Welt, hält Vorträge, gibt Gastvorlesungen, trifft sich mit Politikern und Religionsführern, wirbt für eine offene Gesellschaft und bekämpft jede Art von Dogmatismus und Zynismus.

Seinen Optimismus verliert er bis zum Schluss nicht, einen Optimismus, wie er einmal präzisierte, der sich auf die Gegenwart beziehe, nicht aber auf die Zukunft.

11 O-Ton Popper

Mir hat meine Frau, wie wir in Amerika waren, aus einer Zeitung ein Interview mit einem der Mondflieger gezeigt. Und er hat gesagt – auf Englisch: I’ve seen some worlds in my days ... was man übersetzen könnte: Ich habe ja verschiedene Welten gesehen, aber ich kann nur sagen, die Erde ist mir doch am liebsten. Diese Bemerkung eines offenbaren Fachmannes scheint mir sehr richtig zu sein. (Wir haben zwar unserer Erde ziemlich übel mitgespielt und sie bös ausgenützt, aber ich glaube, jeder ehrliche Mensch muss sagen, dass die Erde schön ist.) ... Mir scheint die Tradition des Pessimismus eine Verlogenheit zu sein. Irgendwie bejahen wir ja doch alle das Leben, durch das wir gegangen sind, trotz zweier Weltkriege, trotz der Atombombe, trotz Hitler und trotz der Konzentrationslager. Und wir bewundern ja doch die Leute, die in den Konzentrationslagern bis zuletzt durchgehalten haben. Das bedeutet, dass wir das Leben bejahen.

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Zwar habe ich, wie es niemandem erspart bleibt, Sorgen und Kummer erlebt, doch glaube ich nicht, dass ich als Philosoph eine unglückliche Stunde erlebt habe. ... Seit wir 1950 nach Penn in Buckinghamshire gezogen sind, bin ich, so vermute ich, der glücklichste Philosoph, der mir je begegnet ist.

Erzählerin

Ein glücklicher Philosoph? Im 20. Jahrhundert, im Zeitalter der Weltkriege, der totalitären Regime, Konzentrationslager und Völkermorde? Philosophiert sich da einer das Leben schöner, als es ist?

Sir Karl Popper schreibt diese Zeilen in den 1970-er Jahren, in seinem autobiographischen Buch „Ausgangspunkte“, und er beharrt auf seinem Glücklichsein bis an sein Lebensende. Als 83-Jähriger beginnt er einen Vortrag in Zürich, voller Freude über die vielen jungen Menschen, die vor ihm sitzen, mit den Worten.

Zitator

Ich finde das Leben unbeschreiblich wundervoll. Es ist sicher auch schrecklich, und ich habe furchtbar traurige Todesarten in meiner engsten Verwandtschaft und Freundschaft miterlebt.

16 meiner nächsten Verwandten sind Opfer von Hitler geworden, teils in Auschwitz, teils durch Selbstmord. Trotz allem und obwohl ich nicht selten verzweifelt war und auch heute schwerste Sorgen habe, war es mit mir ‚Himmelhoch jauchzend, zu Tode betrübt‘; und ich bin glücklich.

Erzählerin

Was war das für ein Glück, das sich offenbar gegen widrigste Umstände und selbst angesichts von Katastrophen zu behaupten wusste? Zunächst einmal war es das Glück eines Mannes, der auf ein Leben zurückschaut, das erfüllt war von konzentrierter Denk- und Lehrtätigkeit; eines Mannes zudem, der eine Stunde von London entfernt lebte, abgeschieden und zugleich unablässig beschäftigt mit den Fragen, die ihn seit Jahrzehnten umtrieben: Was können wir wissen? Was bedeutet wissenschaftliche Erkenntnis? Was macht ein menschenwürdiges Staatswesen, was eine offene Gesellschaft aus? Eines Mannes auch, dessen politische Überzeugung sich mit dem berühmten Bonmot von Winston Churchill ausdrücken lässt:

Zitator

Die Demokratie ist die schlechteste aller Regierungsformen – ausgenommen alle anderen Regierungsformen.

Erzählerin

Ebenso kritisch wie er als Philosoph und Wissenschaftstheoretiker war, konnte er auf extreme politische Ansichten und auf existenziellen Pessimismus reagieren. In einem Spiegel-Interview von 1992 wiederholt er sein immer wieder formuliertes Credo:

Zitator

Ich stehe unserer heutigen Gesellschaft sehr kritisch gegenüber. Da ließe sich vieles verbessern. Aber unsere liberale Gesellschaftsordnung ist die beste und gerechteste, die es bisher auf Erden gab.

*

Zitator

Vom Himmelhof, da komm ich her.

Erzählerin

„Am Himmelhof“, das ist eine Adresse am westlichen Rand von Wien, die Popper in seiner Autobiographie anspielungsreich erwähnt. Zum einen ist der „Himmelhof“ der Ort, an dem Popper 1902 zur Welt kam, zum anderen ist es eine Metapher für das erste philosophische Problem, das sich seiner kindlichen Neugier stellte: „der gestirnte Himmel“, in den er abends schaute, der Kosmos in seiner unfassbaren und unfasslichen Größe.

Zitator

Ich konnte mir weder vorstellen, dass der Raum endlich sei, noch dass er unendlich sei.

Erzählerin

Popper wächst in einem wohlhabenden, liberal-aufgeklärten Haus auf. Poppers Mutter ist Mitbegründerin der „Wiener Musikfreunde“. Der Vater, Rechtsanwalt, Autor, Freimaurer, engagiert sich für Arme und Obdachlose. Er steht einem Verein vor, der in Wien unter anderem das Männerwohnheim Meidling betreibt, eine soziale Einrichtung für Gestrandete und gescheiterte Existenzen, in der von 1910 bis 1913 auch ein gewisser Adolf Hitler gemeldet ist.

Von Anfang an ist Popper von Büchern und Musik umgeben. Eine behütete Kindheit, die an seinem 12. Geburtstag abrupt endet. An jenem 28. Juli 1914 erklärt Österreich-Ungarn Serbien den Krieg. Der Erste Weltkrieg beginnt. Er wird die Welt, in der Karl Popper aufgewachsen ist, zerstören.

Popper fühlt sich schon als Jugendlicher abgestoßen von dem nationalistischen Getöse, das den Krieg begleitete.

01 O-Ton Popper

Ich war 12 Jahre, als der Krieg ausgebrochen ist, und ich bin sehr bald als Kind schon Pazifist geworden unter dem Einfluss sowohl meines Vaters als auch von Freunden. Ich habe einen Freund in Wien gehabt, einen Ingenieur, Arthur Arndt, ein besonders entschiedener Anti-Nationalist ... Unter dem Einfluss dieses Arthur Arndt bin ich dann sehr gegen den Krieg gewesen, sehr bald. Und ich habe auch ziemlich bald begriffen, dass die Berichte über den Krieg ... das war natürlich ungeheure Propaganda. Im Jahr 1918, als der Krieg zu Ende ging, war ich ein radikaler Sozialist, auch unter dem Einfluss dieses Ingenieurs Arthur Arndt. Ich habe mich sogar einige Wochen als Kommunisten betrachtet.

Erzählerin

Das war im Frühjahr 1919. Das Kaiserreich war zerfallen, die ökonomische Produktion stand weitgehend still, Millionen fanden keine Arbeit. Obdachlose und Bettler beherrschten das Straßenbild, Hunderttausende froren und hungerten.

1919: ein Schlüsseljahr in Poppers Leben - und ein Jahr, in dem sein Denken entscheidende Impulse erfuhr.

Erzählerin

Am 15. Juni kommt es im 9. Wiener Gemeindebezirk zu Unruhen. Linke Demonstranten, unter ihnen Popper, planen einen Angriff auf die Polizeistation in der Hörlgasse, um verhaftete Gesinnungsgenossen zu befreien. Die Polizei feuert in die Menge, es gibt Tote.

02 O-Ton Popper

Das war für mich die entscheidende Wendung gegen den Marxismus. Ich war zwar entsetzt über die Tat der Polizei, aber ich war auch entsetzt darüber, dass ich und andere Leute einfach aufgrund der kommunistischen Formel: je mehr Unruhen und je ärger die Dinge werden, desto schneller wird der Sozialismus kommen und desto besser ist es für die Menschheit. Diese Formel habe ich von da an bezweifelt ... Ich meine, man kann sein eigenes Leben für gewisse Ideale einsetzen, aber ob man das Leben anderer einsetzen kann, ist überaus fragwürdig. Am fragwürdigsten ist es, das Leben anderer einzusetzen, wenn man ihnen sagt, dass es sicher zu einer Lösung aller dieser Probleme kommen wird im Sozialismus. Wenn man von dieser Sicherheit in Wirklichkeit nichts weiß.

Erzählerin

Für manchen humanitären Impuls des Sozialismus hegte Popper zwar weiterhin gewisse Sympathien. Auch befürwortete er das Engagement des „roten Wien“ etwa für sozialen Wohnungsbau oder eine reformorientierte Schulpolitik. Einen Marxismus jedoch, der den exklusiven Anspruch erhob, Geschichte objektiv zu beschreiben und „wissenschaftlich“ vorherzusagen, lehnte er strikt ab. Der sogenannte „Historische Materialismus“ war für ihn nichts als ein Mythos.

Erzählerin

Das Jahr 1919 hielt für Popper noch ein weiteres Schlüsselerlebnis bereit. Es ereignete sich zwei Wochen nach den Schüssen in der Hörlgasse.

Ein paar Jahre zuvor hatte Albert Einstein eine revolutionäre Theorie vorgelegt, wonach Kategorien wie Raum und Zeit nicht mehr als absolute, unhintergehbare Größen für kosmische Ereignisse verstanden werden können. Raum sei sozusagen eine bewegliche Kategorie, das Weltall sei gekrümmt und dehne sich aus. Zeit vergehe zudem an unterschiedlichen Stellen des Weltraums langsamer oder schneller als an anderen usw. Diese Relativitätstheorie war bislang eine rein mathematische These gewesen, die sich durch Beobachtung noch nicht hatte bestätigen lassen. Das änderte sich nun durch ein englisches Forscherteam, dem es gelang, die durch Gravitation verursachte Krümmung von Sternenlicht nicht nur zu errechnen, sondern zu beobachten. Jahrhundertelang geltende Theorien von Euklid bis Newton mussten damit überdacht werden oder gar als widerlegt gelten.

Was Popper an den Beobachtungen der englischen Forscher besonders elektrisierte, war allerdings nicht allein das, was Einsteins Theorie bestätigte.

Zitator

Was mich hauptsächlich beeindruckte, war ... die Tatsache, dass sich hier eine Theorie aufs äußerste exponierte, sozusagen eine Widerlegung verlangte, und dass diese Widerlegung nicht stattfand.

Erzählerin

Dies wird für Popper in der Folge zum Kriterium jeder seriösen wissenschaftlichen Arbeit: dass Forscher ihre Theorien der Widerlegbarkeit aussetzen. Der sogenannte wissenschaftliche Marxismus tut das seiner Ansicht nach nicht, ebenso wenig wie die Psychoanalyse Siegmund Freuds.

Zitator

Diese Theorien erweckten den Anschein, praktisch alles erklären zu können, was sich innerhalb ihres Bezugsrahmens abspielt. Das Studium jeder der Theorien schien die Wirkung einer intellektuellen Bekehrung oder Offenbarung zu haben ... Waren die Augen erst einmal geöffnet, erblickte man überall bestätigende Beispiele ..., und Ungläubige waren einwandfrei solche, die die diese handgreifliche Wahrheit nicht sehen wollten ...; sei es, weil sie ihrem Klasseninteresse widersprach, sei es, weil ihre Verdrängungen noch ‚unanalysiert‘ waren ...

Erzählerin

Zu den Theorien, die Popper attackiert, kommen später noch weitere, etwa die Anschauungen einiger Mitglieder des sogenannten „Wiener Kreises der wissenschaftlichen Weltauffassung“, einer Gruppe von Mathematikern, Physikern, Logikern, Sozialwissenschaftlern mit einem äußerst strengen, antimetaphysischen und rein auf Empirie gestützten Wissenschaftsbegriff. Diese Gruppe bot Popper einerseits ein anregendes geistiges Umfeld, um seine eigenen Gedanken weiterzuentwickeln. Zugleich aber weckten die Thesen und Methoden mancher Vertreter des Wiener Kreises seinen Widerspruch. Der Philosoph Manfred Geier erklärt, warum.

03 Zsp Geier

Der Wiener Kreis setzt alles auf die Bestätigung von Theorien. Verifikation, also die Bestätigung der Wahrheit einer Theorie steht für den Wiener Kreis im Mittelpunkt ... sie setzen sich also selbst nicht der Prüfung aus, dass es möglicherweise falsch ist, was sie vertreten oder behaupten. Und deshalb setzte er gegen dieses abstrakte Prinzip der Verifikation, der Bestätigung der eigenen Position, die eher schwächere Haltung: Versuchen wir doch das, woran wir glauben, zu widerlegen. Denn erst dann zeigt es sich doch in seiner Stärke, wenn es diesen Widerlegungsversuchen standhält. Also der Schritt von der Verifikation zu dem, was Popper dann die Falsifikation genannt hat.

(Erzählerin

Oder in Poppers eigenen Worten:

04 O-Ton Popper

Erst kommt die Theorie, die spekulative Erklärung oder wenn Sie wollen: die Hypothese oder Vermutung oder das Raten, ... und dann versucht man, Experimente zu machen, um diese Theorie dann zu überprüfen. Und hier ist es wichtig, dass die Experimente nur anscheinend daraufhin angelegt sind, um die Theorie zu beweisen. In Wirklichkeit müssen die Experimente daraufhin angelegt sein, die Theorie wenn möglich zu widerlegen. Der Wissenschaftler ist sich dessen oft gar nicht bewusst. Bewusst will er seine Theorie stützen, aber nur solche Experimente können eine Theorie stützen, deren Ausgang die Theorie widerlegen könnte.)

Erzählerin

Gedanken, die der reife Philosoph mit über 80 Jahren formuliert. Im Grunde aber war schon der junge Popper 1919, wenn man seiner Autobiographie glauben will, philosophisch an genau diesem Punkt angelangt:

Zitator

Im Winter 1919/20 hatte ich das Problem der Abgrenzung zwischen Wissenschaft und Nicht-Wissenschaft formuliert und gelöst, aber nicht der Veröffentlichung für wert gehalten.

Erzählerin

Popper beschäftigte sich um sein 20. Lebensjahr herum mit Mathematik, Physik und Philosophie eher aus persönlichem Wissensdrang. Mit seiner beruflichen Zukunft hatte das alles zunächst nichts zu tun. Seine Pläne waren bescheidener, und sie hatten mit seiner Abkehr vom Sozialismus zu tun.

05 O-Ton Popper

Ich habe gegen einige Freunde, die auch Sozialisten waren, reagiert. Diese Freunde haben es nämlich als selbstverständlich angesehen, dass „wir“ die zukünftigen Führer der Arbeiterschaft sein werden. Das hat mir so missfallen, dass ich mich entschlossen habe, selbst Arbeiter zu werden ... Ich habe zuerst versucht, Straßenarbeiter zu werden..., aber nach einigen Tagen habe ich das aufgeben müssen, dazu war ich nicht imstande ... Als nächstes habe ich versucht, Tischler zu werden. Ich wurde Tischlerlehrling bei einem kleinen Tischlermeister, der eine Werkstatt in Wien in der Gumpendorfer Straße gehabt hat. Ich war zwei Jahre als Lehrling bei ihm und habe dann eine Gesellenprüfung gemacht.

(Erzählerin

Das Gesellenstück, ein Schränkchen, stand angeblich bis zu Poppers Tod in seinem Haus in Penn, und Besuchern wurde nicht ohne Stolz vorgeführt, dass sich die Schubladen noch immer einwandfrei rausziehen und reinschieben ließen. Seinem Wiener Tischlermeister Adalbert Pösch, hat er in seiner Autobiographie ein liebevolles Andenken bewahrt:

Zitator

Einmal erzählte er mir, dass er viele Jahre lang an verschiedenen Modellen für ein Perpetuum mobile gearbeitet habe. Nachdenklich setzte er hinzu: ‚Da sagn’s, dass ma‘ so was net mach’n kann; aber wenn amal eina ein’s g’macht hat, dann wer’n s‘ schon anders red’n!‘ ... Ich vermute, dass ich über Erkenntnistheorie mehr von meinem lieben, allwissenden Meister Pösch gelernt habe als von irgendeinem anderen meiner Lehrer. Keiner hat so viel dazu beigetragen, mich zu einem Jünger von Sokrates zu machen. Denn mein Lehrer lehrte mich nicht nur, dass ich nichts wusste, sondern auch, dass die einzige Weisheit, die zu erwerben ich hoffen konnte, das sokratische Wissen von der Unendlichkeit des Nichtwissens war.)

Erzählerin

Neben seiner Tischlerlehre holt er privat das Abitur nach und gehört ab 1925 zum ersten Studienjahrgang des neuen reformpädagogisch orientierten Pädagogischen Instituts der Stadt Wien. Er engagiert sich als Sozialarbeiter und verdient seinen Unterhalt als Nachhilfelehrer für amerikanische Studenten.

1930 schließlich wird er als Lehrer für Mathematik und Physik angestellt und heiratet seine Studienkollegin Josefine Henninger, mit der bis zu ihrem Tod 1985 zusammenbleibt. „Hennie“, seine strengste philosophische Kritikerin, wie er einmal schreibt.

Zitator

Ihr Anteil an meiner Arbeit war ... mindestens so aufreibend wie meiner.

Erzählerin

Anfang der 1930er Jahre beginnt er, seine philosophischen Gedanken niederzuschreiben, angeregt durch seine Frau und durch einzelne Mitglieder des Wiener Kreises.

Zitator

Damals hatte ich keinen weiteren Ehrgeiz, als Schulkinder zu unterrichten. Des Unterrichtens wurde ich erst ein wenig müde, nachdem meine ‚Logik der Forschung‘ im November 1934 erschienen war.

Erzählerin

In der „Logik der Forschung“ geht es unter anderem um die Frage, ob und wie man aufgrund von Einzelbeobachtungen allgemeine Naturgesetze aufstellen kann. Popper ist sicher: man kann es nicht. Der Schritt von der empirischen Beobachtung zu einer allgemeinen, sicheren, also absolut gültigen Theorie ist unzulässig. Die These etwa, dass alle Schwäne weiß sind, gilt nur so lange, bis ein schwarzer auftaucht und die These falsifiziert, also widerlegt ist. Die These, dass alles Kupfer Strom leitet, gilt nur, solange man nicht alles Kupfer im Universum überprüft hat.

Zitator

Unser bestes Wissen ist das großartige naturwissenschaftliche Wissen, das wir in 2500 Jahren geschaffen haben. Aber die Naturwissenschaften bestehen eben nur aus Vermutungen, aus Hypothesen.

Erzählerin

In dieser Hinsicht ist Popper zum einen ein leidenschaftlicher Wissenschaftler, zum anderen aber ein ebenso leidenschaftlicher Kritiker ihrer Dogmen und Gewissheiten.

06 O-Ton Popper

Es gibt natürlich einfache Sätze, von denen wir wissen, dass sie wahr sind ... Denn wenn ich z.B. den Satz aufstelle: Heute regnet es, dann weiß ich, ... heute regnet es oder heute regnet es nicht, einer dieser beiden Sätze ist sicher wahr, und einer der Sätze ist sicher falsch ... Die mehr interessanten Sätze, für die müssen wir die Frage der Wahrheit durch kritische Diskussion, müssen wir der Frage, ob sie wahr oder falsch sind, näherkommen. Und die wirklich schwierigen wissenschaftlichen Sätze bleiben alle immer Vermutungen, die sehr gute Vermutungen sein können und die sehr gut bestätigte, bewährte Vermutungen sein können, aber sie bleiben doch immer wieder Vermutungen, und wir finden immer heraus, dass unsere Theorien an Stellen falsch sind, wo wir es nicht vorausgesehen haben.

Erzählerin

Popper misstraut jeder Form von Dogmatismus, jedem Absolutheitsanspruch, sowohl in der Wissenschaft als auch in der Politik.

07 O-Ton Popper

Das wichtigste ist, all jenen großen Propheten zu misstrauen, die eine Patentlösung in der Tasche haben und euch sagen: Wenn ihr mir nur volle Gewalt gebt, dann werde ich euch in den Himmel führen. Die Antwort darauf ist: wir geben niemandem volle Gewalt über uns.

Erzählerin

1937 nimmt er das Angebot einer Dozentur für Philosophie in Neuseeland an und wird erst 1946 wieder nach Europa zurückkehren. In Neuseeland schreibt er sein zweites Hauptwerk: „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“. Er analysiert darin, ohne Hitler oder Stalin namentlich zu erwähnen, auf welchem geistesgeschichtlichen Hintergrund es zur kriegerischen Eskalation in Europa kommen konnte.

08 Zsp Geier

„Da sind natürlich auch Dogmen, wahrheitsüberzeugte Täter am Werk: der Bolschewismus auf der einen Seite mit seiner Utopie einer klassenlosen Gesellschaft, die aber dann in eine Zwangsgesellschaft bolschewistischen Terrors ausmündete, und der Faschismus, auch ein Heilsversprechen für das deutsche Volk, mit katastrophalen Konsequenzen. ... Sie stellen sich keiner Prüfung. Sie gehen von einer Dogmatik aus, die sie politisch durchsetzen, und zwar bis hin zu kriegerischen Auseinandersetzungen, die die ganze Welt in den Strudel des Abgrunds zieht. Gegen beide opponiert er -

Erzählerin

… so der Philosoph Manfred Geier, und setzt dagegen einen Gesellschaftsentwurf, der bescheiden nach Lösungen für konkrete Probleme sucht.

Das Buch ist zugleich ein Plädoyer für die Demokratie westlichen Zuschnitts. Demokratie und offene Gesellschaft definieren sich laut Popper allerdings nicht, indem das Volk herrscht, sondern dadurch, dass das Volk seine Regierung ohne Blutvergießen, nämlich durch Wahlen, zu Fall bringen kann.

09 O-Ton Popper

Ja, Sie haben recht, es ist ein Kriegsbuch ... Wie gesagt, es heißt „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“. Die Feinde sind hauptsächlich die Faschisten, die Nazis, aber auch die kommunistische Diktatur ... Und was ich bei der offenen Gesellschaft gemeint habe, war eine Gesellschaft, sagen wir, in der man frei atmen kann, frei denken kann, in der jeder Mensch einen Wert hat und in der die Gesellschaft keine überflüssigen Zwänge über die Menschen ausübt. Ja, es gibt Gesellschaften, die mehr oder weniger offen sind, und es gibt Gesellschaften vor allem, die gar nicht offen sind ... Die Grundidee der ganzen Demokratie ist, die Macht zu beschränken und zu kontrollieren. Nicht zu viel Macht, das ist der Grundgedanke. Die Macht muss verteilt sein, damit nicht zu viel Macht in einer Hand ist.

Erzählerin

Alles Leben, alles Forschen, alle Politik, auch alles moralisch Gute ist für Popper letztlich unvollkommen und unvollendet. Popper propagiert dagegen eine Sozialtechnik der kleinen Schritte und …

Zitator

Methoden, die sich bewusst als ‚Stückwerk‘ und ‚Herumbasteln‘ verstehen und in Verbindung mit kritischer Analyse das beste Mittel zur Erlangung praktischer Resultate in den Sozial- wie in den Naturwissenschaften sind.

Erzählerin

Diese Stückwerktheorie hat ihn in einen scharfen Gegensatz zu den neomarxistischen Denkern der Frankfurter Schule gebracht, zu Theodor W. Adorno, Max Horkheimer und Jürgen Habermas, gipfelnd im sogenannten Positivismusstreit, der zum Teil bis heute das Bild Poppers in der deutschen Öffentlichkeit bestimmt.

10 Zsp Geier

Dieser pragmatische gesellschaftliche Ansatz hat Popper in Deutschland viel Kritik eingetragen. Popper, der an der London School of Economics lehrte, galt – so sehr auch die Kritik im Zentrum seiner Theorie steht - als Philosoph des Establishments, was in der aufgeheizten Atmosphäre der 60er Jahre dazu führte, dass man Popper als Positivisten abstempelte. Es bildeten sich Fraktionen, Streitschriften gingen hin und her ... und dadurch entstand dann dieser Positivismusstreit in der deutschen Soziologie, der sehr stark polarisierte und eine Überpolarisierung vornahm, die meines Erachtens dazu führte, dass Popper in West-Deutschland sehr stark unterschätzt worden ist und von den rebellischen jungen Menschen und Philosophen sehr schnell ad acta gelegt worden ist. Heute ist er für mich der Sieger in diesem Streit.

Erzählerin

Bis kurz vor seinem Tod 1994 reist Popper durch die Welt, hält Vorträge, gibt Gastvorlesungen, trifft sich mit Politikern und Religionsführern, wirbt für eine offene Gesellschaft und bekämpft jede Art von Dogmatismus und Zynismus.

Seinen Optimismus verliert er bis zum Schluss nicht, einen Optimismus, wie er einmal präzisierte, der sich auf die Gegenwart beziehe, nicht aber auf die Zukunft.

11 O-Ton Popper

Mir hat meine Frau, wie wir in Amerika waren, aus einer Zeitung ein Interview mit einem der Mondflieger gezeigt. Und er hat gesagt – auf Englisch: I’ve seen some worlds in my days ... was man übersetzen könnte: Ich habe ja verschiedene Welten gesehen, aber ich kann nur sagen, die Erde ist mir doch am liebsten. Diese Bemerkung eines offenbaren Fachmannes scheint mir sehr richtig zu sein. (Wir haben zwar unserer Erde ziemlich übel mitgespielt und sie bös ausgenützt, aber ich glaube, jeder ehrliche Mensch muss sagen, dass die Erde schön ist.) ... Mir scheint die Tradition des Pessimismus eine Verlogenheit zu sein. Irgendwie bejahen wir ja doch alle das Leben, durch das wir gegangen sind, trotz zweier Weltkriege, trotz der Atombombe, trotz Hitler und trotz der Konzentrationslager. Und wir bewundern ja doch die Leute, die in den Konzentrationslagern bis zuletzt durchgehalten haben. Das bedeutet, dass wir das Leben bejahen.

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