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Fehlfarben 28 – Heidi Bucher, „Metamorphosen“ / Tue Greenfort, „ALGA“

 
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Unser letzter Podcast fand im Oktober 2020 statt, als wir alle dachten, so, jetzt noch durch den Winter und 2021 wird dann alles gut. Knurr. Inzidenzen und persönliche Umstände führten dazu, dass wir erst jetzt zur nächsten Aufnahme kamen: Wir schauten uns Heidi BuchersMetamorphosen“ im Haus der Kunst an sowie „ALGA“ von Tue Greenfort in der Eres-Stiftung. Dazu tranken wir Weine aus dem Burgund.

Podcast herunterladen (MP3-Direktlink, 81 MB, 101 min), abonnieren (RSS-Feed für den Podcatcher eurer Wahl), via iTunes anhören.

00.00:00. Begrüßung und Vorstellung.

00.01:00. Blindverkostung Wein 1. Ich vergaß natürlich wieder das Foto zu Anfang, deswegen sind unsere liebevoll verklebten Weinetiketten hier schon sichtbar, weil ich das Foto erst nach der Aufnahme gemacht habe.

00.03:40. Unsere erste Ausstellung: „Metamorphosen“ von Heidi Bucher. Zur Einstimmung empfehlen ich diesen Sechsminüter mit der Kuratorin Jana Baumann (und nicht Hoffmann, wie ich im Podcast behaupte), der ziemlich gut beschreibt, worum es in der Ausstellung geht. Vor allem beginnt er mit einem Blick in den großen Saal des Hauses der Kunst, der gerne durch Stellwände unterteilt wird, um ihm genau diese Größe und Übermächtigkeit zu nehmen (wir erinnern uns: Das Ding wurde 1937 eröffnet). Nun liegen und hängen Latexhäute von Bucher in all ihrer Üppigkeit, unbegrenzt von Deckenhöhen und kleinen Räumen, in diesem Saal und man hat erstmal etwas zum Staunen.

Die Ausstellung arbeitet nicht chronologisch, Buchers älteste Werke sind an der Kopfseite des großen Saals zu sehen. Ich habe mich vom großen Saal nach rechts gewandt und dort die Haut des „Herrenzimmers“ bewundert, dem Arbeitszimmer ihres verstorbenen Vaters. Neben dem Ausstellungsstück, in das man hineingehen kann, ist ein Video zu sehen, das Bucher bei der Arbeit zeigt. Man sieht hier nicht, wie Bucher ihr Material auf die Wände, Türen und Fenster aufträgt, aber was dann mit ihr passiert, mit dieser Masse aus Textilien, Leim und Latex, die dann zu einer festen Haut wird, die Bucher mit großer Kraftanstrengung in einem Stück abzieht oder eher abreißt, abschlägt. Das ist kein einfaches Abziehen wie ein Stück Plastik von einem neuen Display, sondern ein Zerren, ein Drängen, fast ein Akt der Gewalt, der dort zu sehen ist. Bucher reißt manchmal an zwei Stellen gleichzeitig, diese Häutung ist kein linearer Akt, sondern ein Prozess, der mal hier, mal dort voranschreitet. Die Idee hinter den Häutungen: Haut als Barriere zwischen dem Innen und dem Außen, in der alles eingeschrieben ist. Wenn man sie entfernt, erfährt man mehr über das Darunter und auch über diesen Ideenträger. Florian brachte im Podcast die Idee an, dass es an Totenmasken erinnert, das Festhalten eines Zustands, der inzwischen vermutlich längst vergangen ist, aber noch als Geisterhaut existiert.

00.35:00. Zwischendurch mal der zweite Wein.

00.53:00. Unser Fazit: alle möglichen Daumen nach oben. Die Ausstellung läft noch bis zum 13. Februar und ihr solltet sie euch nicht entgehen lassen.

00.57:45. Der dritte Wein.

01.01:00. Die zweite Austellung: Tue Greenfort in der Eres-Stiftung, die noch bis zum 29. Januar 2022 läuft. ALGA befasst sich, der Titel lässt es erahnen, mit Algen. ALGA ist, laut Ausstellungstext, die erste größere Einzelausstellung Greenforts, der sich schon öfter mit dem Zusammenhang zwischen Kunst und Naturwissenschaft beschäftigte und den Blick auf die vertraute Natur durch seine Werke verändern will. „Größere Einzelausstellung“ ist dabei ein vorsichtiger Euphemismus, denn die Räume der Eres-Stiftung sind äußerst übersichtlich, so irre viel gab es nicht zu sehen.

Das war ein deutlicher Unterschied zu den vielen anderen Ausstellungen, die wir hier schon gerne angeschaut hatten, auch weil sie immer eine Wundertüte waren. Über ALGA waren wir auch alles andere als einer Meinung, aber, und auch deshalb mag ich den Podcast so gern, ich habe meine Meinung über die Ausstellung während der Diskussion geändert. Wir schweifen ein bisschen ab und sprechen generell darüber, ob Kunst nur in einem gewissen Kontext als Kunst zu erkennen ist, und ich konnte mal wieder meine geliebte Story über Joshua Bell anbringen, den Weltklassegeiger, den die Washington Post mit seiner Stradivari in eine U-Bahn-Station stellte, um herauszufinden, ob die Leute diese Kunst erkennen oder denken, och nee, schon wieder ein nerviger Musikant. (Spoiler: letzteres.) Hier die mit einem Pulitzer ausgezeichnete Story in der WaPo, hier eine etwas faule Zusammenfassung in der SZ.

01.33:00. Fazit: zwei halbherzige Daumen hoch, einer ganzherzig. Endlich mal ein bisschen Differenz am Tisch.

01.35:00. Wir lösen die Weine auf; die waren alle gut, aber die 1 wurde von uns allen auf den dritten Platz gesetzt, ich mochte die 2 am liebsten, Felix und Florian die 3.

Wein 1: Couvent des Jacobins, Weingut Louis Jadot, Pinot Noir, 2019, 13%, bei Belvini.de für 20 Euro.

Wein 2: Irancy Village, Weingut Maison de la Chapelle, Pinot Noir, 2019, 13,5%, bei Lobenbergs gute Weine für 20 Euro.

Wein 3: Irancy Les Beaux Monts, Weingut Maison de la Chapelle, Pinot Noir, 2018, 14%, bei Lobenbergs gute Weine für 29 Euro.

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00.00:00. Begrüßung und Vorstellung.

00.01:00. Blindverkostung Wein 1. Ich vergaß natürlich wieder das Foto zu Anfang, deswegen sind unsere liebevoll verklebten Weinetiketten hier schon sichtbar, weil ich das Foto erst nach der Aufnahme gemacht habe.

00.03:40. Unsere erste Ausstellung: „Metamorphosen“ von Heidi Bucher. Zur Einstimmung empfehlen ich diesen Sechsminüter mit der Kuratorin Jana Baumann (und nicht Hoffmann, wie ich im Podcast behaupte), der ziemlich gut beschreibt, worum es in der Ausstellung geht. Vor allem beginnt er mit einem Blick in den großen Saal des Hauses der Kunst, der gerne durch Stellwände unterteilt wird, um ihm genau diese Größe und Übermächtigkeit zu nehmen (wir erinnern uns: Das Ding wurde 1937 eröffnet). Nun liegen und hängen Latexhäute von Bucher in all ihrer Üppigkeit, unbegrenzt von Deckenhöhen und kleinen Räumen, in diesem Saal und man hat erstmal etwas zum Staunen.

Die Ausstellung arbeitet nicht chronologisch, Buchers älteste Werke sind an der Kopfseite des großen Saals zu sehen. Ich habe mich vom großen Saal nach rechts gewandt und dort die Haut des „Herrenzimmers“ bewundert, dem Arbeitszimmer ihres verstorbenen Vaters. Neben dem Ausstellungsstück, in das man hineingehen kann, ist ein Video zu sehen, das Bucher bei der Arbeit zeigt. Man sieht hier nicht, wie Bucher ihr Material auf die Wände, Türen und Fenster aufträgt, aber was dann mit ihr passiert, mit dieser Masse aus Textilien, Leim und Latex, die dann zu einer festen Haut wird, die Bucher mit großer Kraftanstrengung in einem Stück abzieht oder eher abreißt, abschlägt. Das ist kein einfaches Abziehen wie ein Stück Plastik von einem neuen Display, sondern ein Zerren, ein Drängen, fast ein Akt der Gewalt, der dort zu sehen ist. Bucher reißt manchmal an zwei Stellen gleichzeitig, diese Häutung ist kein linearer Akt, sondern ein Prozess, der mal hier, mal dort voranschreitet. Die Idee hinter den Häutungen: Haut als Barriere zwischen dem Innen und dem Außen, in der alles eingeschrieben ist. Wenn man sie entfernt, erfährt man mehr über das Darunter und auch über diesen Ideenträger. Florian brachte im Podcast die Idee an, dass es an Totenmasken erinnert, das Festhalten eines Zustands, der inzwischen vermutlich längst vergangen ist, aber noch als Geisterhaut existiert.

00.35:00. Zwischendurch mal der zweite Wein.

00.53:00. Unser Fazit: alle möglichen Daumen nach oben. Die Ausstellung läft noch bis zum 13. Februar und ihr solltet sie euch nicht entgehen lassen.

00.57:45. Der dritte Wein.

01.01:00. Die zweite Austellung: Tue Greenfort in der Eres-Stiftung, die noch bis zum 29. Januar 2022 läuft. ALGA befasst sich, der Titel lässt es erahnen, mit Algen. ALGA ist, laut Ausstellungstext, die erste größere Einzelausstellung Greenforts, der sich schon öfter mit dem Zusammenhang zwischen Kunst und Naturwissenschaft beschäftigte und den Blick auf die vertraute Natur durch seine Werke verändern will. „Größere Einzelausstellung“ ist dabei ein vorsichtiger Euphemismus, denn die Räume der Eres-Stiftung sind äußerst übersichtlich, so irre viel gab es nicht zu sehen.

Das war ein deutlicher Unterschied zu den vielen anderen Ausstellungen, die wir hier schon gerne angeschaut hatten, auch weil sie immer eine Wundertüte waren. Über ALGA waren wir auch alles andere als einer Meinung, aber, und auch deshalb mag ich den Podcast so gern, ich habe meine Meinung über die Ausstellung während der Diskussion geändert. Wir schweifen ein bisschen ab und sprechen generell darüber, ob Kunst nur in einem gewissen Kontext als Kunst zu erkennen ist, und ich konnte mal wieder meine geliebte Story über Joshua Bell anbringen, den Weltklassegeiger, den die Washington Post mit seiner Stradivari in eine U-Bahn-Station stellte, um herauszufinden, ob die Leute diese Kunst erkennen oder denken, och nee, schon wieder ein nerviger Musikant. (Spoiler: letzteres.) Hier die mit einem Pulitzer ausgezeichnete Story in der WaPo, hier eine etwas faule Zusammenfassung in der SZ.

01.33:00. Fazit: zwei halbherzige Daumen hoch, einer ganzherzig. Endlich mal ein bisschen Differenz am Tisch.

01.35:00. Wir lösen die Weine auf; die waren alle gut, aber die 1 wurde von uns allen auf den dritten Platz gesetzt, ich mochte die 2 am liebsten, Felix und Florian die 3.

Wein 1: Couvent des Jacobins, Weingut Louis Jadot, Pinot Noir, 2019, 13%, bei Belvini.de für 20 Euro.

Wein 2: Irancy Village, Weingut Maison de la Chapelle, Pinot Noir, 2019, 13,5%, bei Lobenbergs gute Weine für 20 Euro.

Wein 3: Irancy Les Beaux Monts, Weingut Maison de la Chapelle, Pinot Noir, 2018, 14%, bei Lobenbergs gute Weine für 29 Euro.

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