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#Übersetzungsgerechtes schreiben Teil 2

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Ausgangstexte in der technischen Übersetzung richtig erstellen um Kosten zu sparen

HÖRBUCH Übersetzungsgerechtes schreiben. Ausgangstexte in der technischen Übersetzung.


Übersetzungsgerechtes schreiben inkl. E-Book

In dieser Podcastfolge stellt Ihnen Herr Binder unser neues Buch zum Thema "Übersetzungsgerechtes schreiben vor. Unter anderem erfahren Sie in dieser Folge wie man Übersetzungsgerecht schreibt. Wie die Terminologie, Fremdwörter, Füllwörter, Firmenjargon oder Branchenjargon die Übersetzungsqualität beeinflussen.

Weglassen von Konjunktionen: Modisch und schlecht für die Übersetzung

Für den technischen Übersetzer sind die (un-)gewollten Schwächen des Autors bei der Nutzung von Funktionswörtern ein größeres Problem. Das geht beim unsinnigen Weglassen von Konjunktionen weiter – es scheint so, als wäre dieses Vorgehen in der Mode. Das gilt nicht nur für technische Texte, sondern auch ganz allgemein. Beispielsweise heißt es in einem Softwarehandbuch:

  1. „Klicken Sie „Abbrechen“, während die Verbindung hergestellt wird, beendet das Programm den Verbindungsaufbau sofort.“

  2. „Möchten Sie an der Sitzung teilnehmen, geben Sie jetzt die Meeting-ID und das Passwort ein.“

Auf den ersten Blick, ist der erste Satz eine Handlungsaufforderung. Der zweite klingt wie eine Frage. Dabei sind beides Konditionalsätze. Da der Autor hingegen das Bindewort weggelassen hat, tarnt er beide Konditionalsätze erfolgreich als Handlungsaufforderung oder Frage. Nach dem Übersetzungsprozess in andere Zielsprachen wird das Ganze nur noch unverständlicher. Die passende Konjunktion hingegen sorgt für Klarheit. In beiden Fällen wäre wenn oder falls die beste Wahl. Das erfordert zum einen allerdings das Bewusstsein des technischen Redakteurs für dieses Problem, zum anderen dessen Sorgfalt im Verwenden der richtigen Konjunktionen.

Das Problem von Präpositionen in der technischen Übersetzung

Beim übersetzungsgerechten Schreiben können Präpositionen Ursache zweier Probleme sein: Doppeldeutigkeit und falsche Verwendung. Autoren, die Präpositionen falsch anwenden, stellen dem technischen Übersetzer damit unbewusst eine Falle für Übersetzungsfehler. Der Satz in der deutschen Ausgangssprache müsste vor der Übersetzung in eine andere Zielsprache erst einmal in verständliches Deutsch übersetzt werden.

Viele Autoren vergessen, dass die allermeisten Übersetzer Muttersprachler in der Zielsprache sind. Wenn sie Ausgangstexte lesen, die fehlerhaft oder zumeist umgangssprachlich verwendete Präpositionen enthalten, ist es für sie eine umso schwerer zu verstehende Fremdsprache. Ein technischer Redakteur spart mit Hilfe der übersetzungsgerechten Verwendung von Präpositionen Zeit und Nerven. Der Übersetzer muss dank eindeutiger Formulierungen viel weniger nachfragen und das Risiko für Übersetzungsfehler sinkt. Außerdem gelingt es dem Autor damit, bereits bei deutschen Lesern und Anwendern keine Missverständnisse aufkommen zu lassen.

Die häufigsten Fehler bei der Nutzung von Präpositionen

Besonders häufig verwenden technische Redakteure bedenkenlos die Präposition über für verschiedenste Zwecke – und damit häufig auch falsch. Folgender Satz stammt aus einer Wartungsanleitung für ein Getriebe:

• „Die Ritzelwelle über Zentrierbohrung leicht anheben.“

Welche Bedeutung hat über? Obwohl das zunächst klar scheint, kann der technische Übersetzer hingegen das kaum feststellen und müsste nachfragen, um Übersetzungsfehler auszuschließen. Über bedeutet ursprünglich soviel wie „oberhalb von“ – in dem Fall wäre die Bedeutung des Satzes folgende:

• „Die Ritzelwelle etwas höher als die Zentrierbohrung anheben“.

Tatsächlich könnte ein unvorsichtiger Übersetzer, der unter extremem Termindruck arbeitet, das vorlagengetreu übersetzen. In diesem Fall hat der Redakteur über allerdings im übertragenen Sinn gebraucht. Nicht selten wird dies Präposition verwendet für: mit Hilfe von, durch, um (einen Betrag von) und mit. In unmissverständlichem Deutsch wollte der Autor vermutlich das sagen: Die Ritzelwelle hat eine Zentrierbohrung. An der soll das Anschlagmittel zum Anheben angeschlagen und dann die Ritzelwelle angehoben werden. Aus unserem Beispiel wird dann:

• „Die Ritzelwelle an der Zentrierbohrung anschlagen und leicht anheben.“

Mit der richtigen Präposition Übersetzungsfehler verhindern

Der richtige Sinn vieler Aussage ist noch mit wenig Aufwand und dem Austausch eines einzigen Worts zu retten. Gleiches gilt für die oft falsch verwendete Präposition mit. Dieses Wort suggeriert, das zwei Dinge zusammenhängen.

• „Den Kupplungsflansch mit Zylinderschrauben mit Federringen befestigen.“

Bei dieser Aussage ist nichts klar: Welche Teile hängen zusammen, welche nicht? Alle drei? Für Übersetzer ist hier viel Raum für Spekulation. Bei diesem Beispiel sollte der Redakteur die beiden Elemente sprachlich verbinden, die zusammengehören. Abhilfe schafft das einfache Bindewort und:

• „Den Kupplungsflansch mit Zylinderschrauben und Federringen befestigen.“

So ist klar, dass die Federringe zu den Zylinderschrauben gehören und beides zusammen benutzt wird, um den Kupplungsflansch zu befestigen.

Präzise Formulierungen in der Ausgangssprache

Bei der falschen Verwendung von Präpositionen in komplexen Aussagen, die es in Handbüchern und technischen Texten zuhauf gibt, wird es teilweise sehr unschön. Bei diesen schlecht formulierten Sätzen läuft jedem Leser ein kalter Schauer über den Rücken.

• „Verbindung zwischen Hohlkolbenpresse und Wechselkolbenpumpe über den Hochdruckschlauch mit Patentkupplung herstellen.“

Dieses hoch-komplexe Beispiel veranschaulicht perfekt, wie ein guter Redakteur mit der richtigen Präposition die deutsche Sprache präzise formulieren kann. Der Hochdruckschlauch und die Patentkupplung sind zusammenhängend. Mit ist somit die richtige Präposition. Anders sieht das beim über aus, das einmal mehr umgangssprachlich verwendet wurde. Eine kleine Änderung sorgt für Klarheit.

• „Verbinden Sie die Hohlkolbenpresse und die Wechselkolbenpumpe mit dem Hochdruckschlauch mit Patentkupplung.“

Viele Autoren beherrschen das (noch) nicht und reagieren häufig auf entsprechende Hinweise von technischen Übersetzern genervt. Dabei sollten sie das wirklich beherzigen, um sich und dem Übersetzer zukünftig Zeit, Nerven und Bares zu sparen.

Das Problem mit den Modalverben im Ausgangstext

Eine weitere Art von Funktionswörtern sind die Modalverben. Diese kommen zum Einsatz, wenn wir die Bedeutung oder Tragweite von Vollverben modifizieren oder verändern. Es gibt im Deutschen fünf Modalverben: können, sollen, dürfen, müssen und mögen. Letzteres ist eher umgangssprachlich, sodass wir das zumeist nicht in technischen Texten finden. Ganz unabhängig davon werden auch Modalverben oftmals bei der Texterstellung vom Autor falsch oder missverständlich verwendet.

• Lisa kann Auto fahren, aber sie darf es nicht, weil sie erst 14 Jahre alt ist. • Herbert darf (grundsätzlich) Auto fahren, aber er kann es nicht, weil er im Moment betrunken ist.

Wofür benötigen technische Redakteure dann die Modalverben in technischen Texten und Anleitungen? Besonders oft verwenden wir sie in Sicherheits- und Warnhinweisen. Gerade dort sollten technische Redakteure das richtige Modalverb wählen, um Übersetzungsfehler vorzubeugen.

• Eine Schutzbrille sollte getragen werden.

Dieser Hinweis ist nicht nur im Passiv (was daran so schlimm ist, erfährst du hier), sondern hierzu noch herrlich uneindeutig, irreführend und damit alles andere als übersetzungsgerecht. Der Leser fragt sich: Muss ich eine Schutzbrille tragen oder kann ich das auch lassen? Und der technische Übersetzer fragt sich bei so einem Ausgangstext: Übersetze ich das jetzt als zwingende Aufforderung oder schwäche ich diesen Hinweis ab?

Wie wird das deutsche sollte in andere Sprachen übersetzt? Im Englischen hat der technische Übersetzer drei Möglichkeiten: „must“, „shall“ und „should“. Sie werden in dieser Zielsprache je nach Hintergrund durchaus unterschiedlich eingesetzt und verstanden:

• „Should“ entspricht unserem sollte – einer starken Empfehlung. • „Shall“ ist deutlicher – es zeigt eine erforderliche Handlung an. • „Must“ ist zwingend, gilt schon fast als unhöflich.

Letztere Formulierung wird überwiegend in technischem Kontext genutzt. Hier gilt sie nicht als unhöflich, sondern als notwendig. „Must“ wird beispielsweise in allen EG-Richtlinien für alle Anforderungen verwendet, die zwingend eingehalten werden müssen.

Übersetzungsgerechte Verwendung von Modalverben

Sollte und sollte nicht wird bestenfalls gar nicht in Sicherheits- und Warnhinweisen verwendet. Es besteht wieder die Gefahr, dass der Leser und/oder Übersetzer bei so viel Spielraum interpretiert – und zwar falsch. Das Gleiche gilt für können:

• „Dieser Rasenmäher kann nicht zum Mähen von Kunstrasen verwendet werden.“

Diese Aussage ist wieder im Passiv und uneindeutig. Der Leser könnte sich sagen, dass das vielleicht keine gute Idee ist, aber es prinzipiell geht. Wenn der Redakteur diese Handlung verbieten will, ist es besser darf nicht zu schreiben. Sicherheits- und Warnhinweise dürfen sich auch mal unhöflich anhören. Denn nichts wäre unhöflicher, als Leser und Übersetzer auf eine falsche Fährte zu locken.

Für einen übersetzungsgerechten und zugleich leserfreundlichen Ausgangstext stellen sich die Regeln für Modalverben wie folgt auf:

  1. Für Handlungsaufforderungen nicht das Modalverb sollte verwenden, sondern mit müssen formulieren.
  2. Anstatt für Verbote sollte nicht zu verwenden, darf nicht einsetzen.
  3. Das Modalverb können nicht bei Erlaubnissen verwenden, sondern dürfen gebrauchen.
  4. Dafür kann und können dann benutzen, wenn es tatsächlich um Möglichkeiten geht.

Handelt es sich bei einer Aussage um eine Möglichkeit – also mindestens zwei Optionen, die zur Auswahl stehen – zeigt ein guter Autor ebenfalls die Entscheidungskriterien auf. Damit lässt er den Leser und Nutzer des Produkts nicht alleine im Dunkeln stehen. Ist die nötige Vorsicht und Sorgfalt mit Modalverben beim technischen Redakteur vorhanden, gibt es später auch keine Probleme mit der Übersetzung.

Übersetzungsgerechter Satzbau in der technischen Übersetzung

In der technischen Übersetzung offenbaren sich häufig fünf große Probleme, die aus schlecht geschriebenen Ausgangstexten resultieren und mögliche Quellen für allerlei Übersetzungsfehler sind. Diese sind:

  1. Attributanhäufung: Ein Begriff mit Ursprung in der technischen Dokumentation. Das ist die Aneinanderreihung vieler Adjektive vor einem Hauptwort im Satz.
  2. Unnötige Substantivierung, d. h. aus einem Verb wird ein Hauptwort und der technische Redakteur fügt ein sogenanntes Streckverb hinzu.
  3. Unnötiges Passiv, wie: „Eine Schutzbrille ist zu tragen“. Negativ ist das besonders, wenn es um genaue Handlungsanweisungen geht.
  4. Die Satzklammer, d. h. die Möglichkeit einen Hauptsatz zu unterbrechen und diverse Nebensätze zwischen die Teile des Hauptsatzes zu „klammern“.
  5. Aufzählungen mit unvollständiger Einleitung.

Das alles sind Probleme, die ein täglicher Begleiter in der Arbeit eines technischen Übersetzers sind. Diese Probleme entstehen aufgrund qualitativ schlechter Ausgangstexte, beeinflussen maßgeblich deren Verständlichkeit und treiben die Kosten einer Übersetzung unnötig in die Höhe.

Vor allem die beiden letztgenannte Problem betreffen Übersetzer, die mit einer Translation Memory arbeiten. Diese Technik kommt an ihre Grenzen, wenn die Formatierung das eigentliche Problem ist. Den Textaufbau dürfen die Übersetzer im Grunde nicht verändern, da es sonst schnell zu Übertragungsfehlern kommt. Wir gehen der Reihe nach: Was ist beim Satzbau übersetzungsgerecht?

Das Problem mit Attributanhäufungen in Ausgangstexten

Warum nicht zu viele Adjektive in einem Satz sich ausschließlich auf ein Hauptwort beziehen sollten, veranschaulicht ein Beispiel aus unserer täglichen Arbeit als technischer Übersetzungs-Dienstleister:

• „Die rechts angeschlagene einflügelige Tür ist mit einer leicht auswechselbaren Silikondichtungen und einem Schnappverschluss, der bei erhöhtem Innendruck leicht öffnet, versehen.“

Die „rechts angeschlagene einflügelige Tür“ hat drei Eigenschaften. Die Tür ist einflügelig, sie ist angeschlagen – und zwar rechts. Bei einem so komplexen Satzbau wird auch für den technischen Übersetzer schnell unklar: Wie gehören diese Eigenschaften zusammen und wie beziehen sie sich auf die Tür?

Die Eigenschaften in diesem Satz werden nicht durch Adjektive (ergo: Eigenschaftswörter) beschrieben, sondern durch Adverbiale. Diese werden aus dem Partizip Perfekt der jeweiligen Verben gebildet. Tatsächlich verwenden wir im Alltag sowie in technischen Texten sehr viele dieser „unechten“ Adjektive. Die deutsche Sprache gibt nicht mehr dieser echten Eigenschaftswörter her. Es sind nur etwa 250 – in Wikipedia sind sie sogar alle aufgelistet.

Die verständlichere Alternative für unser Beispiel wäre eine Auftrennung der Satzstruktur:

• „Die einflügelige Tür ist rechts angeschlagen“.

So ist rechts angeschlagen kein Attribut mehr, sondern eine komplette Satzaussage. Ein fähiger technischer Redakteur kann so ein Partizip ohne Problem in ein Verb zurückverwandeln. Ein weiteres Beispiel:

• „Herbert trägt ein gebügeltes Hemd.“

Gebügelt wird als Eigenschaftswort verwendet, ist aber das Partizip Perfekt von bügeln. Es wird also wie frisch, neu oder grün als Adjektiv genutzt. Treiben wir die Verwendung der Adjektive also auf die Spitze:

• „Herbert trägt ein frisch gebügeltes neues grünes Hemd.“

Die Vereinfachung mit einem Verb macht den Satzbau für Übersetzer um einiges verständlicher. Außerdem ist die Übersetzung in andere Zielsprachen dann weniger anfällig für Übersetzungsfehler:

• „Herbert trägt ein Hemd, das gebügelt ist“.

Aus dem Attribut des Hemds ist also ein Relativsatz geworden. Zwar ist diese Lösung weniger stilvoll, doch so lassen sich vor allem im Maschinenbau und Anlagenbau Verständnis-Probleme. Daraus resultierende Übersetzungsfehler lassen sich vermeiden und dieses Vorgehen ermöglicht günstige Übersetzungen.

Attribute richtig verwenden – Übersetzungsfehler vorbeugen

Uns begleiten in der Praxis immer wieder technische Texte, deren Qualität unter der Falschanwendung von Adjektiven leiden und damit Übersetzungsfehler provozieren. Für den ausgebildeten technischen Übersetzer, der mit größter Sorgfalt arbeitet, sind diese schlecht geschriebene Ausgangstexte weniger das Problem. Diese anzupassen, ist jedoch mit großem Mehraufwand verbunden und ist ein Faktor für Kostensteigerungen Ihrer Übersetzungen. Falls Sie das bis hierhin immer noch nicht überzeugt hat, gleich zu Anfang auf eine übersetzungsgerechte Dokumentation Ihrer Maschinen und Anlagen zu setzen, dann folgen hier weitere komplexe Beispiele: • „Die Kupplung ist eine nicht schaltbare, drehstarre, getriebe-bewegliche, selbstzentrierend verzahnte Kupplung.“ Die Lösung für eine bessere Verständlichkeit ist schnell gefunden. Der Autor macht aus den Partizipien, die als Attribute dienen, wieder Verben. • schaltbar = schalten • drehstarr = drehen • beweglich = bewegen • zentrierend = zentrieren • verzahnt = verzahnen Zwar ist ein Satz mit Attributanhäufung um einiges kürzer, aber mit ausformulierten Sätzen sind die Attribute und deren Beziehung zueinander sowie zur Kupplung nachvollziehbarer. Richtigerweise heißt es dann: • „Die Kupplung ist nicht schaltbar, verdreht sich unter Last nicht und bewegt sich mit dem Getriebe. Die Verzahnung der Kupplung zentriert sich selbst auf der Getriebewelle.“ Der Gewinn an Verständlichkeit hilft nicht nur dem deutschsprachigen Leser, sondern verringert ebenfalls die Wahrscheinlichkeit von Übersetzungsfehlern.

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Weglassen von Konjunktionen: Modisch und schlecht für die Übersetzung

Für den technischen Übersetzer sind die (un-)gewollten Schwächen des Autors bei der Nutzung von Funktionswörtern ein größeres Problem. Das geht beim unsinnigen Weglassen von Konjunktionen weiter – es scheint so, als wäre dieses Vorgehen in der Mode. Das gilt nicht nur für technische Texte, sondern auch ganz allgemein. Beispielsweise heißt es in einem Softwarehandbuch:

  1. „Klicken Sie „Abbrechen“, während die Verbindung hergestellt wird, beendet das Programm den Verbindungsaufbau sofort.“

  2. „Möchten Sie an der Sitzung teilnehmen, geben Sie jetzt die Meeting-ID und das Passwort ein.“

Auf den ersten Blick, ist der erste Satz eine Handlungsaufforderung. Der zweite klingt wie eine Frage. Dabei sind beides Konditionalsätze. Da der Autor hingegen das Bindewort weggelassen hat, tarnt er beide Konditionalsätze erfolgreich als Handlungsaufforderung oder Frage. Nach dem Übersetzungsprozess in andere Zielsprachen wird das Ganze nur noch unverständlicher. Die passende Konjunktion hingegen sorgt für Klarheit. In beiden Fällen wäre wenn oder falls die beste Wahl. Das erfordert zum einen allerdings das Bewusstsein des technischen Redakteurs für dieses Problem, zum anderen dessen Sorgfalt im Verwenden der richtigen Konjunktionen.

Das Problem von Präpositionen in der technischen Übersetzung

Beim übersetzungsgerechten Schreiben können Präpositionen Ursache zweier Probleme sein: Doppeldeutigkeit und falsche Verwendung. Autoren, die Präpositionen falsch anwenden, stellen dem technischen Übersetzer damit unbewusst eine Falle für Übersetzungsfehler. Der Satz in der deutschen Ausgangssprache müsste vor der Übersetzung in eine andere Zielsprache erst einmal in verständliches Deutsch übersetzt werden.

Viele Autoren vergessen, dass die allermeisten Übersetzer Muttersprachler in der Zielsprache sind. Wenn sie Ausgangstexte lesen, die fehlerhaft oder zumeist umgangssprachlich verwendete Präpositionen enthalten, ist es für sie eine umso schwerer zu verstehende Fremdsprache. Ein technischer Redakteur spart mit Hilfe der übersetzungsgerechten Verwendung von Präpositionen Zeit und Nerven. Der Übersetzer muss dank eindeutiger Formulierungen viel weniger nachfragen und das Risiko für Übersetzungsfehler sinkt. Außerdem gelingt es dem Autor damit, bereits bei deutschen Lesern und Anwendern keine Missverständnisse aufkommen zu lassen.

Die häufigsten Fehler bei der Nutzung von Präpositionen

Besonders häufig verwenden technische Redakteure bedenkenlos die Präposition über für verschiedenste Zwecke – und damit häufig auch falsch. Folgender Satz stammt aus einer Wartungsanleitung für ein Getriebe:

• „Die Ritzelwelle über Zentrierbohrung leicht anheben.“

Welche Bedeutung hat über? Obwohl das zunächst klar scheint, kann der technische Übersetzer hingegen das kaum feststellen und müsste nachfragen, um Übersetzungsfehler auszuschließen. Über bedeutet ursprünglich soviel wie „oberhalb von“ – in dem Fall wäre die Bedeutung des Satzes folgende:

• „Die Ritzelwelle etwas höher als die Zentrierbohrung anheben“.

Tatsächlich könnte ein unvorsichtiger Übersetzer, der unter extremem Termindruck arbeitet, das vorlagengetreu übersetzen. In diesem Fall hat der Redakteur über allerdings im übertragenen Sinn gebraucht. Nicht selten wird dies Präposition verwendet für: mit Hilfe von, durch, um (einen Betrag von) und mit. In unmissverständlichem Deutsch wollte der Autor vermutlich das sagen: Die Ritzelwelle hat eine Zentrierbohrung. An der soll das Anschlagmittel zum Anheben angeschlagen und dann die Ritzelwelle angehoben werden. Aus unserem Beispiel wird dann:

• „Die Ritzelwelle an der Zentrierbohrung anschlagen und leicht anheben.“

Mit der richtigen Präposition Übersetzungsfehler verhindern

Der richtige Sinn vieler Aussage ist noch mit wenig Aufwand und dem Austausch eines einzigen Worts zu retten. Gleiches gilt für die oft falsch verwendete Präposition mit. Dieses Wort suggeriert, das zwei Dinge zusammenhängen.

• „Den Kupplungsflansch mit Zylinderschrauben mit Federringen befestigen.“

Bei dieser Aussage ist nichts klar: Welche Teile hängen zusammen, welche nicht? Alle drei? Für Übersetzer ist hier viel Raum für Spekulation. Bei diesem Beispiel sollte der Redakteur die beiden Elemente sprachlich verbinden, die zusammengehören. Abhilfe schafft das einfache Bindewort und:

• „Den Kupplungsflansch mit Zylinderschrauben und Federringen befestigen.“

So ist klar, dass die Federringe zu den Zylinderschrauben gehören und beides zusammen benutzt wird, um den Kupplungsflansch zu befestigen.

Präzise Formulierungen in der Ausgangssprache

Bei der falschen Verwendung von Präpositionen in komplexen Aussagen, die es in Handbüchern und technischen Texten zuhauf gibt, wird es teilweise sehr unschön. Bei diesen schlecht formulierten Sätzen läuft jedem Leser ein kalter Schauer über den Rücken.

• „Verbindung zwischen Hohlkolbenpresse und Wechselkolbenpumpe über den Hochdruckschlauch mit Patentkupplung herstellen.“

Dieses hoch-komplexe Beispiel veranschaulicht perfekt, wie ein guter Redakteur mit der richtigen Präposition die deutsche Sprache präzise formulieren kann. Der Hochdruckschlauch und die Patentkupplung sind zusammenhängend. Mit ist somit die richtige Präposition. Anders sieht das beim über aus, das einmal mehr umgangssprachlich verwendet wurde. Eine kleine Änderung sorgt für Klarheit.

• „Verbinden Sie die Hohlkolbenpresse und die Wechselkolbenpumpe mit dem Hochdruckschlauch mit Patentkupplung.“

Viele Autoren beherrschen das (noch) nicht und reagieren häufig auf entsprechende Hinweise von technischen Übersetzern genervt. Dabei sollten sie das wirklich beherzigen, um sich und dem Übersetzer zukünftig Zeit, Nerven und Bares zu sparen.

Das Problem mit den Modalverben im Ausgangstext

Eine weitere Art von Funktionswörtern sind die Modalverben. Diese kommen zum Einsatz, wenn wir die Bedeutung oder Tragweite von Vollverben modifizieren oder verändern. Es gibt im Deutschen fünf Modalverben: können, sollen, dürfen, müssen und mögen. Letzteres ist eher umgangssprachlich, sodass wir das zumeist nicht in technischen Texten finden. Ganz unabhängig davon werden auch Modalverben oftmals bei der Texterstellung vom Autor falsch oder missverständlich verwendet.

• Lisa kann Auto fahren, aber sie darf es nicht, weil sie erst 14 Jahre alt ist. • Herbert darf (grundsätzlich) Auto fahren, aber er kann es nicht, weil er im Moment betrunken ist.

Wofür benötigen technische Redakteure dann die Modalverben in technischen Texten und Anleitungen? Besonders oft verwenden wir sie in Sicherheits- und Warnhinweisen. Gerade dort sollten technische Redakteure das richtige Modalverb wählen, um Übersetzungsfehler vorzubeugen.

• Eine Schutzbrille sollte getragen werden.

Dieser Hinweis ist nicht nur im Passiv (was daran so schlimm ist, erfährst du hier), sondern hierzu noch herrlich uneindeutig, irreführend und damit alles andere als übersetzungsgerecht. Der Leser fragt sich: Muss ich eine Schutzbrille tragen oder kann ich das auch lassen? Und der technische Übersetzer fragt sich bei so einem Ausgangstext: Übersetze ich das jetzt als zwingende Aufforderung oder schwäche ich diesen Hinweis ab?

Wie wird das deutsche sollte in andere Sprachen übersetzt? Im Englischen hat der technische Übersetzer drei Möglichkeiten: „must“, „shall“ und „should“. Sie werden in dieser Zielsprache je nach Hintergrund durchaus unterschiedlich eingesetzt und verstanden:

• „Should“ entspricht unserem sollte – einer starken Empfehlung. • „Shall“ ist deutlicher – es zeigt eine erforderliche Handlung an. • „Must“ ist zwingend, gilt schon fast als unhöflich.

Letztere Formulierung wird überwiegend in technischem Kontext genutzt. Hier gilt sie nicht als unhöflich, sondern als notwendig. „Must“ wird beispielsweise in allen EG-Richtlinien für alle Anforderungen verwendet, die zwingend eingehalten werden müssen.

Übersetzungsgerechte Verwendung von Modalverben

Sollte und sollte nicht wird bestenfalls gar nicht in Sicherheits- und Warnhinweisen verwendet. Es besteht wieder die Gefahr, dass der Leser und/oder Übersetzer bei so viel Spielraum interpretiert – und zwar falsch. Das Gleiche gilt für können:

• „Dieser Rasenmäher kann nicht zum Mähen von Kunstrasen verwendet werden.“

Diese Aussage ist wieder im Passiv und uneindeutig. Der Leser könnte sich sagen, dass das vielleicht keine gute Idee ist, aber es prinzipiell geht. Wenn der Redakteur diese Handlung verbieten will, ist es besser darf nicht zu schreiben. Sicherheits- und Warnhinweise dürfen sich auch mal unhöflich anhören. Denn nichts wäre unhöflicher, als Leser und Übersetzer auf eine falsche Fährte zu locken.

Für einen übersetzungsgerechten und zugleich leserfreundlichen Ausgangstext stellen sich die Regeln für Modalverben wie folgt auf:

  1. Für Handlungsaufforderungen nicht das Modalverb sollte verwenden, sondern mit müssen formulieren.
  2. Anstatt für Verbote sollte nicht zu verwenden, darf nicht einsetzen.
  3. Das Modalverb können nicht bei Erlaubnissen verwenden, sondern dürfen gebrauchen.
  4. Dafür kann und können dann benutzen, wenn es tatsächlich um Möglichkeiten geht.

Handelt es sich bei einer Aussage um eine Möglichkeit – also mindestens zwei Optionen, die zur Auswahl stehen – zeigt ein guter Autor ebenfalls die Entscheidungskriterien auf. Damit lässt er den Leser und Nutzer des Produkts nicht alleine im Dunkeln stehen. Ist die nötige Vorsicht und Sorgfalt mit Modalverben beim technischen Redakteur vorhanden, gibt es später auch keine Probleme mit der Übersetzung.

Übersetzungsgerechter Satzbau in der technischen Übersetzung

In der technischen Übersetzung offenbaren sich häufig fünf große Probleme, die aus schlecht geschriebenen Ausgangstexten resultieren und mögliche Quellen für allerlei Übersetzungsfehler sind. Diese sind:

  1. Attributanhäufung: Ein Begriff mit Ursprung in der technischen Dokumentation. Das ist die Aneinanderreihung vieler Adjektive vor einem Hauptwort im Satz.
  2. Unnötige Substantivierung, d. h. aus einem Verb wird ein Hauptwort und der technische Redakteur fügt ein sogenanntes Streckverb hinzu.
  3. Unnötiges Passiv, wie: „Eine Schutzbrille ist zu tragen“. Negativ ist das besonders, wenn es um genaue Handlungsanweisungen geht.
  4. Die Satzklammer, d. h. die Möglichkeit einen Hauptsatz zu unterbrechen und diverse Nebensätze zwischen die Teile des Hauptsatzes zu „klammern“.
  5. Aufzählungen mit unvollständiger Einleitung.

Das alles sind Probleme, die ein täglicher Begleiter in der Arbeit eines technischen Übersetzers sind. Diese Probleme entstehen aufgrund qualitativ schlechter Ausgangstexte, beeinflussen maßgeblich deren Verständlichkeit und treiben die Kosten einer Übersetzung unnötig in die Höhe.

Vor allem die beiden letztgenannte Problem betreffen Übersetzer, die mit einer Translation Memory arbeiten. Diese Technik kommt an ihre Grenzen, wenn die Formatierung das eigentliche Problem ist. Den Textaufbau dürfen die Übersetzer im Grunde nicht verändern, da es sonst schnell zu Übertragungsfehlern kommt. Wir gehen der Reihe nach: Was ist beim Satzbau übersetzungsgerecht?

Das Problem mit Attributanhäufungen in Ausgangstexten

Warum nicht zu viele Adjektive in einem Satz sich ausschließlich auf ein Hauptwort beziehen sollten, veranschaulicht ein Beispiel aus unserer täglichen Arbeit als technischer Übersetzungs-Dienstleister:

• „Die rechts angeschlagene einflügelige Tür ist mit einer leicht auswechselbaren Silikondichtungen und einem Schnappverschluss, der bei erhöhtem Innendruck leicht öffnet, versehen.“

Die „rechts angeschlagene einflügelige Tür“ hat drei Eigenschaften. Die Tür ist einflügelig, sie ist angeschlagen – und zwar rechts. Bei einem so komplexen Satzbau wird auch für den technischen Übersetzer schnell unklar: Wie gehören diese Eigenschaften zusammen und wie beziehen sie sich auf die Tür?

Die Eigenschaften in diesem Satz werden nicht durch Adjektive (ergo: Eigenschaftswörter) beschrieben, sondern durch Adverbiale. Diese werden aus dem Partizip Perfekt der jeweiligen Verben gebildet. Tatsächlich verwenden wir im Alltag sowie in technischen Texten sehr viele dieser „unechten“ Adjektive. Die deutsche Sprache gibt nicht mehr dieser echten Eigenschaftswörter her. Es sind nur etwa 250 – in Wikipedia sind sie sogar alle aufgelistet.

Die verständlichere Alternative für unser Beispiel wäre eine Auftrennung der Satzstruktur:

• „Die einflügelige Tür ist rechts angeschlagen“.

So ist rechts angeschlagen kein Attribut mehr, sondern eine komplette Satzaussage. Ein fähiger technischer Redakteur kann so ein Partizip ohne Problem in ein Verb zurückverwandeln. Ein weiteres Beispiel:

• „Herbert trägt ein gebügeltes Hemd.“

Gebügelt wird als Eigenschaftswort verwendet, ist aber das Partizip Perfekt von bügeln. Es wird also wie frisch, neu oder grün als Adjektiv genutzt. Treiben wir die Verwendung der Adjektive also auf die Spitze:

• „Herbert trägt ein frisch gebügeltes neues grünes Hemd.“

Die Vereinfachung mit einem Verb macht den Satzbau für Übersetzer um einiges verständlicher. Außerdem ist die Übersetzung in andere Zielsprachen dann weniger anfällig für Übersetzungsfehler:

• „Herbert trägt ein Hemd, das gebügelt ist“.

Aus dem Attribut des Hemds ist also ein Relativsatz geworden. Zwar ist diese Lösung weniger stilvoll, doch so lassen sich vor allem im Maschinenbau und Anlagenbau Verständnis-Probleme. Daraus resultierende Übersetzungsfehler lassen sich vermeiden und dieses Vorgehen ermöglicht günstige Übersetzungen.

Attribute richtig verwenden – Übersetzungsfehler vorbeugen

Uns begleiten in der Praxis immer wieder technische Texte, deren Qualität unter der Falschanwendung von Adjektiven leiden und damit Übersetzungsfehler provozieren. Für den ausgebildeten technischen Übersetzer, der mit größter Sorgfalt arbeitet, sind diese schlecht geschriebene Ausgangstexte weniger das Problem. Diese anzupassen, ist jedoch mit großem Mehraufwand verbunden und ist ein Faktor für Kostensteigerungen Ihrer Übersetzungen. Falls Sie das bis hierhin immer noch nicht überzeugt hat, gleich zu Anfang auf eine übersetzungsgerechte Dokumentation Ihrer Maschinen und Anlagen zu setzen, dann folgen hier weitere komplexe Beispiele: • „Die Kupplung ist eine nicht schaltbare, drehstarre, getriebe-bewegliche, selbstzentrierend verzahnte Kupplung.“ Die Lösung für eine bessere Verständlichkeit ist schnell gefunden. Der Autor macht aus den Partizipien, die als Attribute dienen, wieder Verben. • schaltbar = schalten • drehstarr = drehen • beweglich = bewegen • zentrierend = zentrieren • verzahnt = verzahnen Zwar ist ein Satz mit Attributanhäufung um einiges kürzer, aber mit ausformulierten Sätzen sind die Attribute und deren Beziehung zueinander sowie zur Kupplung nachvollziehbarer. Richtigerweise heißt es dann: • „Die Kupplung ist nicht schaltbar, verdreht sich unter Last nicht und bewegt sich mit dem Getriebe. Die Verzahnung der Kupplung zentriert sich selbst auf der Getriebewelle.“ Der Gewinn an Verständlichkeit hilft nicht nur dem deutschsprachigen Leser, sondern verringert ebenfalls die Wahrscheinlichkeit von Übersetzungsfehlern.

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