Player FM - Internet Radio Done Right
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<div class="span index">1</div> <span><a class="" data-remote="true" data-type="html" href="/series/via-podcast-3642589">Via Podcast</a></span>


Whether you’re just beginning to explore the Western United States or you’ve been living here since the day you were born, the Via Podcast will introduce you to new and unique adventures that will change your perspective. Hosts Mitti Hicks and Michelle Donati bring their travel expertise to interviews with some of the West’s most fascinating experts, residents, and adventurers. In each episode, you will discover deep conversations in the hopes of igniting a new interest—foraging anyone?—or planting the seeds of a new-to-you road trip. You might even learn something about a place you’ve explored dozens of times before.
Treffpunkt Klassik
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Hier dreht sich alles um Klassik: im Treffpunkt Klassik von SWR2 sprechen wir mit Künstler*innen, berichten über Konzerte und Festivals im Sendegebiet, kommentieren aktuelle Ereignisse im Musikleben, und stellen neue Musik vor. Zur ARD Audiothek: https://www.ardaudiothek.de/sendung/swr2-treffpunkt-klassik/8758432/
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889 Episoden
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×Für sein Lebenswerk erhält Simon Rattle den Ernst von Siemens Musikpreis, der mit 250.000 Euro dotiert ist. Nicht zuletzt für das Musikleben in Deutschland war und ist Simon Rattle prägend. Als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker erweiterte Rattle das Repertoire des Spitzenorchesters nachhaltig und stieß mit einem großen Tanzprojekt für Berliner Schüler eine neue Art der Vermittlung klassischer Musik an. Danach war Rattle bis 2023 Chef des London Symphony Orchestra, heute leitet er das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks in München.…
Bei den Schwetzinger SWR Festspielen gibt es unter der neuen Leitung von Cornelia Bend einige Neuerungen. Zum Beispiel ein Besuch von Festivalkünstlerinnen und -künstlern an Schulen vor Ort unter dem Titel „Mittendrin“. Am Donnerstag gab es eine solche Mittendrin-Veranstaltung am Schwetzinger Hebel-Gymnasium. Dazu kamen rund 70 Schülerinnen und Schüler der 11. Klasse im Alter von rund 16 Jahren. Also genauso alt wie der Müllergeselle aus Schuberts Liederzyklus, um den es geht. Julian Prégardien, lässig gekleidet, setzt sich erstmal auf den Bühnenrand und erklärt kurz das damalige Handwerkerwesen; insbesondere die Situation des jungen Mannes auf der Walz: „ Er ist wie jeder 16- oder 17-Jährige dabei, sich von Zuhause loszulösen. Und er ist vor allem dabei, sich selbst zu entdecken. “ „Die schöne Müllerin“ als Coming-of-Age-Story Julian Prégardien findet: „Die schöne Müllerin ist ja explizit eine Coming-of-Age-Story, wie wir sie alle von Netflix kennen. Wie wir sie alle von Songs kennen.“ Für ihn ist der besondere Vorteil der Gattung Lied, dass man nur zu zweit ist. Kein Autotune, keine elektronisch produzierten Sounds. Diese beiden Elemente, glaubt er, gehen mehr ans Herz oder haben zumindest das Potential dazu. Immer wieder wendet sich Julian Prégardien mit Fragen an die Schülerinnen und Schüler: Was, denkt ihr, erhofft sich der Müllergeselle vom Leben? An wen wendet ihr euch, wenn ihr Rat braucht in Sachen Liebe? Die Elftklässler sind anfangs noch etwa zurückhaltend, werden aber mit der Zeit etwas lebhafter. Insgesamt ist die Stimmung locker und konzentriert zugleich. Die Zeit vergeht so schnell, dass gar nicht alles besprochen werden kann. Musiktheoretische Erklärungen und Einordnungen gibt es keine, es ist die Geschichte, die im Mittelpunkt steht und natürlich die Musik. Julian Prégardien singt Schubert Liederzyklus „Die schöne Müllerin“ Vermittlungsformate selbstverständlich mitdenken Julian Prégardien lässt sich gerne auf dieses Mittendrin-Format ein. Er wünscht sich, dass es noch flächendeckend mehr zum Job gehöre, Vermittlungsformate ganz selbstverständlich mitzudenken. Ich glaube, dass vielleicht sogar das größte Problem der sogenannten klassischen Musik ist, dass man in der Bubble ausgebildet ist und für die Bubble weiterproduziert und denkt. Quelle: Julian Prégardien, Tenor Die Schülerinnen und Schüler sind beeindruckt Den Schülerinnen und Schülern hat es jedenfalls gut gefallen. Die Musik und Hintergrundinfos waren für sie spannende neue Eindrücke. Trotzdem wollen sie weiterhin lieber moderne Musik wie Rock und Pop hören. Für Sebastian Bauer, Verantwortlicher für Musikvermittlung bei den Schwetzinger Festspielen, ist das völlig in Ordnung. Mit einem Format wie „Mittendrin“ gehe es nicht direkt darum, für die Zuhörerschaft des klassischen Konzerts von morgen zu sorgen. Was die Schülerinnen und Schüler erlebt haben, die Eindrücke, die sie gewonnen haben, genau das sei schon das Ziel. Julian Prégardien bei den Schwetzinger SWR Festspielen im FAQ Mehr Schubert-Fans als Taylor-Swift-Fans Julian Prégardien ist auch davon überzeugt, dass bei all der vielen Musik, die aktuell auf den Markt kommt, ein Liederzyklus wie die „Schöne Müllerin“ weiterhin eine Zukunft hat: Schubert habe sich seit 200 Jahren pausenlos bewährt. Unterm Strich gibt es mehr Schubert-Fans als Taylor-Swift-Fans. Das ist eine zeitlose Musik. In 20 Jahren wird man von Taylor Swift als ein Phänomen der 2010er-Jahre sprechen. Quelle: Julian Prégardien, Tenor Aber wer weiß schon wirklich, welche Musik und welche Lieder überdauern werden oder nicht? Für den Augenblick allerdings kann man wohl sagen: ein Lied wie „Trockne Blümlein“ hat auch nach zweihundert Jahren nichts von seiner tiefen Traurigkeit und Schönheit verloren.…
Am Staatstheater Stuttgart feiert diesen Sonntag Verdis „Otello“ Premiere – ein Werk, in dem aus heutiger Sicht jede Menge Zündstoff steckt: Manipulation, Rassismus und Femizid. Die neue Inszenierung von Regisseurin Silvia Costa will daher die Figur Otello auch aus einer postkolonialen Perspektive hinterfragen. Was das genau bedeutet und welche unlösbaren Probleme dabei aufkommen, erzählt Ulrich Wiederspahn.…
Pietari Inkinen war seit 2017 Chefdirigent bei der Deutschen Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern. Jetzt geht die Zusammenarbeit zu Ende und der Dirigent widmet sich seinen internationalen Verpflichtungen. Mit Mahler und Bruckner endet die Ära bei der DRP für ihn. Im Musikgespräch erzählt er über diese Zeit und was er vermissen wird.…
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Treffpunkt Klassik

Wie ein Lauffeuer musizieren Raphaël Pichon und sein Ensemble Pygmalion das Gloria aus Bachs h-Moll-Messe: Die Flammen schlagen empor, sie entfachen einen Flächenbrand, mit dem der heilige Geist sich ausbreitet. Sie rufen die frohe Botschaft hinaus in die Welt. Buchstäblich begeistert, sodass es gar nicht schnell genug gehen kann. Alle sollen es wissen! Ein Kollektiv entflammter Individuen Dabei führt Pichon weder das Orchester noch den mit 30 Stimmen schlank besetzten Chor wie einen Block. Man hört eher ein Kollektiv vieler entflammter Individuen: Jede Stimme zählt bei diesem unablässigen Rufen und Antworten. Es entsteht ein tänzerischer Strom rotierender Bewegungen. Das Musizieren wirkt frei und aktiv, es ist ereignisreich bis ins kleinste Detail. Und auf eine mitreißende Art beschwingt. Kreuzigung als handgreifliches Drama Wie aber funktioniert das Konzept, wenn es brutal zur Sache geht? Pichon vergegenwärtigt das Crucifixus als handgreifliches Drama. Er führt uns das Einhämmern der Nägel und die qualvolle Prozedur der Kreuzigung drastisch vor Ohren. Auch der Lamento-Bass klingt wie eine gnadenlose Misshandlung, Schlag um Schlag. Der Chor ist dagegen auf das menschliche Mitgefühl ausgerichtet. Er bringt mit schmerzerfüllten Melodiebögen die Trauer und Empörung zum Ausdruck. Und doch erwächst aus der ohnmächtigen Qual neuer Trost: die Kraft der Mitmenschlichkeit. Die Gemeinde versammelt sich um das Kreuz im geteilten Leid. Ein humanes und solidarisches Musizieren. Schwereloser Auferstehungsjubel Aber dann fliegen sie davon. Als tönende Himmelfahrt gestaltet Pichon die Auferstehung im luftigen, schwerelosen Auftrieb. Die ganze Last der Hinrichtung Christi fällt in sich zusammen, nichts drückt die Musik jetzt mehr zu Boden. Und diese ausgelassene Unbeschwertheit übersetzt er in flotte, zündende Tempi. Pichon feuert die Sängerinnen und Sänger an, die selbst die schwierigsten Koloraturen so virtuos ausführen, dass alles schwerelos voraneilt. Der Auferstehungsjubel findet kein Halten mehr. Was zählt, ist das Wir. Nicht auf Überwältigung angelegt Das Sanctus ist bei Pichon keine ferne himmlische Erscheinung, sondern verströmt Wärme und Zusammenhalt. Nichts ist hier auf Überwältigung angelegt. Die Musik geht von Herz zu Herzen, sie schwillt wellenartig an und ab, wie bei einem Reigen. Wir haken uns unter. Das Heilige wird nicht von oben verfügt, es entsteht als Graswurzelbewegung von unten. Und so endet alles im vollkommenen Glück. Raphaël Pichon gestaltet die h-Moll-Messe warm und einladend Eine unwiderstehliche Aufwärtsbewegung zieht uns mit bei dieser inständigen Bitte um Frieden. Raphaël Pichon gestaltet sie leuchtend, befreiend und warmherzig. Das Ideal bleibt der Gesang, bleibt das menschliche Maß. Und jeder kann mit einstimmen. Diese Deutung der h-Moll-Messe ist einladend und aufbauend. Man wird nicht eingeschüchtert oder unterworfen, sondern aufgerichtet. Was für ein Gewinn!…
Perfekte Bedingungen für den musikalischen Ausflug Strahlender Sonnenschein, blauer Himmel, 25° Celsius und nur leichter Wind aus dem Osten waren perfekte Voraussetzung für das Bachradeln am zweiten Sonntag im Mai 2025. 36 Radfahrerinnen und Radfahrer haben sich vor dem Durlacher Bahnhof versammelt und die 30 Kilometer lange Tour durch den Karlsruher Landkreis anzutreten. Circa 50% E-Bikes und ein Tandem starteten gegen 14 Uhr in gemütlichem Tempo vorbei an Feldern und Wäldern Richtung Weingarten. Dort lernte man direkt eine Besonderheit über die Kirchen: Direkt an der katholischen Kirche St. Michael grenzt der Bau der evangelischen Kirche an. Und bis Zerstörung durch die Nationalsozialisten verlängerte auch eine Synagoge den Bau. In der kühlen Kirche folgte das erste Orgelkonzert des Tages. Bezirkskantor Patrick Fritz-Benzing eröffnet mit der Toccata, Adagio und Fuge in C-Dur, BWV 564. Für diese Tour ist solch ein Stück mit einem kleinen Risiko für die angestrengten Beine verbunden, denn kurz nach Beginn spielen die Füße am Pedal ein Solo. Musik in der Kleinode Nach gut 15 Minuten ging es weiter Richtung Staffort. Zu dieser Jahreszeit ist der kleine Ort mit knapp 2.000 Einwohnern vor allem bei Spargelliebhabern bekannt, doch auch Musikliebhaber kommen hier in der evangelischen Kirche auf ihre Kosten, denn sie hat eine besondere Orgel, wie Fritz-Benzing vor Ort erzählte. Eine Restaurierung im Jahr 2012 von der Orgelbauwerkstatt macht die pneumatische Orgel wieder spielbar. Eine Besonderheit in der Region. Besondere Orte kennenlernen, die man nicht auf dem Schirm hat und auch mal kleinere Orgeln zu hören, das ist der Reiz am Bach-Radeln und das Konzept hinter dem Bachradeln, erzählt der Organisator Fritz-Benzing. Die Idee ist: Kleinode, spezielle Kirchen und Instrumente mit reinzunehmen, auf die man sonst nicht kommen würde. Einfach eine schöne Tour zu planen, gute Instrumenten kennenzulernen und dann eine Stunde Bach hören. Quelle: Patrick Fritz-Benzing, Bezirkskantor in Karlsruhe und Organisator vom Bach-Radeln Mit gemütlichen 15km/h geht's durch den Landkreis Zum dritten Mal findet das Bach-Radeln in Karlsruhe statt, mit jeweils einer Wiederholung. Das Programm und die Kirchen sind von Jahr zu Jahr verschieden, beim ersten Mal 2022 ging es an den Altrhein, bei der zweiten Edition nach Ettlingen, dieses Jahr geht die Runde über Weingarten und Stutensee. Die dritte Station in diesem Jahr ist in St. Hedwig in der Waldstadt, durch den Hardtwald radelten die 36 Radfahrerinnen und Radfahrer zum nächsten Programmpunkt. Dort wurde es kammermusikalisch. Der Organist Stefan Fritz spielte zusammen mit der Geigerin Jessie Ramsay die Sonate e-Moll für Violine und Basso continuo, BWV 1023. Eine Wiederholung pro Jahr Seinen Abschluss fand das Bach-Radeln in der kleinen Kirche am Karlsruher Marktplatz. Dort steht eine beschauliche Orgel. Sie wurde erst vor 6 Jahren neu gebaut von der Firma Lenter aus Großsachsenheim. Das Finale wurde vom Kantor Lucas Bastian mit Johann Sebastian Bachs Fuge in e-Moll präsentiert. Auch nächstes Jahr wird es wahrscheinlich ein Bach-Radeln in Karlsruhe geben. Interessierte können sich dieses Jahr schon für eine Wiederholung der Tour im Juni anmelden.…
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Treffpunkt Klassik

1 Der Ehrgeiz die Lücke zu schließen: Kay Metzger über die unbekannten Opern Tournemires am Theater Ulm 8:04
Charles Tournemire war zu Lebzeiten vor allem als brillanter Organist bekannt. Doch er schrieb auch Sinfonien und sogar vier Opern, von denen jedoch nur eine zur Aufführung kam. Tournemires bis dato unbekannte „La Légende de Tristan“ wurde im Theater Ulm bereits 2022 uraufgeführt, nun folgt „Le petit pauvre d'Assise“. Kay Metzger führt Regie und sieht es gewissermaßen als seine Aufgabe, diese Stücke auf die Bühne zu bringen. Wie die Lebensgeschichte von Franz von Assisi auf der Opernbühne gezeigt wird und warum er bei der Aufführung recht nervös ist, erzählt er im Musikgespräch. Zur Kritik der Uraufführung am Theater Ulm…
Die Melodie, die Barbara Hannigan singt, ist fast tausend Jahre alt – sie stammt von Hildegard von Bingen, der großen Komponistin, Philosophin, Malerin, Schriftstellerin und Mystikerin, die im frühen Mittelalter gelebt hat. Mischung aus echten und elektronisch nachgeahmten Instrumentalklängen Die Klänge, die diese im Hall verfließende Melodie begleiten, sind modern. Eine Mischung aus echten und elektronisch nachgeahmten Instrumentalklängen und saftigen Bässen, wie sie nur synthetisch erzeugt werden können. Ausgehend von gemeinsamen Improvisationen haben die Sopranistin Barbara Hannigan, der Komponist und Musiker David Chalmin und das Klavierduo Katia und Marielle Lebèque diese Klänge entwickelt. In einer Interpretation wie der von „O vis aeternitatis“ durchlaufen die Musikerinnen dabei verschiedene Ästhetiken. Mittelalterliche Stimmführung verwoben mit Ambientmusik Die mittelalterliche Stimmführung passt dabei überraschend gut zu den Klängen der Ambientmusik, die David Chalmin durch seine Bearbeitung, Mischung und Komposition entwickelt. Beide Ästhetiken fließen ganz organisch zu einem neuen Ganzen zusammen. Das liegt auch an Barbara Hannigans einfühlsamer Art, die alten Melodien wie Geschichten zu erzählen. Das Album bleibt aber nicht in diesem Stadium meditativer Wolkenmusik stehen. Stücke wie „Che t’ho fatt’io?“, eine Komposition von Hannigan und Chalmin, begeben sich zum Beispiel ganz bewusst auf den Weg elektronischer Downtempo-Tanzmusik mit minimalistischen Sounds, saftigen Bässen und zwar gebrochenem, aber pulsierendem Rhythmus, über dem Barbara Hannigans Gesang schwebt. Illusionen und einzigartige Räume durch Sounddesign Das Album beeindruckt nicht nur mit seinem experimentellen Konzept und der Virtuosität der Musikerinnen. Sondern auch mit einer hochqualitativen Produktion. Die Musikerinnen erzeugen innerhalb dieses Sounddesigns einzigartige künstliche Räume. Wie im zweiten Teil von „Che si può fare?“, einem Werk nach der Barockkomponistin Barbara Strozzi . Der Hall auf Stimme und Klavier suggeriert eine Kathedrale, gleichzeitig versetzen uns zwitschernde Vögel in einen Garten. Barbara Hannigans unterschiedlich effektierte Stimme aus verschiedenen Richtungen macht die Illusion perfekt. Auf diesem Album passiert so viel auf so vielen unterschiedlichen Ebenen, dass man bei jedem Durchlauf neue Feinheiten und Sounds wahrnehmen kann. Hannigan, Chalmin und Katia und Marielle Lebèque wecken, ganz feinsinnig, die Ohren auf – und das zu hören macht einfach nur Spaß.…
Die neue Bundesregierung ist formiert und auch die Kulturszene hat ihre Erwartungen an sie. Sechs Seiten widmet der Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD der Kultur- und Medienpolitik. Er setzt auch Schwerpunkte bei der Förderung von Kultureinrichtungen, der freien Szene und kultureller Bildung. Wir sind voller Spannung, wie denn diese angesprochenen Themen dann auch wirklich gelebt werden. Quelle: Antje Valentin, Generalsekretärin des Deutschen Musikrats Auf der einen Seite ist Freude beim Deutschen Musikrat. Die wichtigsten Themen, wie gerechte Honorierung von Kulturschaffenden oder Bundes-Kulturfonds, stehen im Koalitionsvertrag. Allerdings seien es keine wirklichen Versprechungen, findet Antje Valentin, da häufig nur von „Prüfen“ und „Anstreben“ zu lesen sei. Fonds für Amateurmusik überschaubar Für Antje Valentin ist klar, dass die Amateurmusik in ihrer Fülle und gesellschaftlichen Bedeutung durch die Bundesregierung anerkannt und sichtbar gemacht werden muss. 16,3 Millionen Laienmusizierende gibt es in Deutschland. Im Verhältnis sei der Fonds dafür mit 5 Millionen Euro sehr überschaubar. Da sieht der Deutsche Musikrat viel Luft nach oben. Hoffnung auf gerechte Honoraruntergrenzen auf Bundesebene Der Deutsche Musikrat hat Empfehlungen für Honorar-Untergrenzen von selbstständigen Musikerinnen und Musikern erarbeitet. Nun wird sich von der neuen Bundesregierung erhofft, dass das auch weiterhin Maßgabe für bundesgeförderte Kultur, Veranstaltungen, Projekte und Institutionen bleibt. Weltweit einmaliges Biotop der Musik Deutschland habe die weltweit umfassendste und größte Musikszene. Dieses einmalige Biotop der Musik, wie Antje Valentin es nennt, müsse gefördert und geschützt werden. Ich bezeichne uns gerne auch als Arche Noah der Musikwelt. Inzwischen flüchten aus vielen Ländern Musikerinnen und Musiker zu uns, die dort gar nicht mehr musizieren können. Quelle: Antje Valentin, Generalsekretärin des Deutschen Musikrats Mangel an Musikpädagogen besorgt Musikrat Viele Schulen beklagen einen Mangel an Musikpädagogen. Antje Valentin sieht die große Gefahr, dass ohne musikalische Bildung ganzen Generationen ein wichtiges kulturelles Selbstverständnis fehlt. Eigentlich ist Bildungspolitik Ländersache. Deshalb wünsche sich der Musikrat, musikalische Bildung als zentralen Bereich kultureller Bildung auf Bundesebene zu verankern. Es brauche jetzt ein starkes Signal für musikalische Bildung in der Kultur-, Minister- und auch Kultusministerkonferenz. Musik wäre da eine Antwort für ein besseres soziales Klima in der gesamten Gesellschaft, findet Antje Valentin. Das werde aber nicht so gelebt, wie sich das der Musikrat vorstelle: „Musik gehört zu Menschen. Es gibt keine Gesellschaft, keine Kultur auf diesen Planeten, die ohne Musik funktioniert“.…
Die „Orgelsinfonie“ von Camille Saint-Saëns gilt als „mit das Schönste“, was der französische Komponist je geschrieben hat. Ihre eingängige Melodie lädt zum Mit- oder Nachsingen ein. Die Melodie kommt einem vielleicht bekannt vor. Ein Schweinchen namens Saint-Saëns „If I Had Words“ von Ivonne Keely und Scott Fitzgerald wurde 1977 veröffentlicht. Der Song hat es in den Abspann eines Kinderfilms von 1995 geschafft: „Ein Schweinchen namens Babe“ – allerdings in der hohen Mäuseversion. Ob die australischen Filmemacher überhaupt noch an Camille Saint-Saëns gedacht haben, der die berührende Melodie schon 1886 geschrieben hatte? Wer weiß. Jedenfalls ist er einer dieser Komponisten, die bis heute besonders beliebt sind, wenn es ums Zitieren und Samplen geht. „Karneval der Tiere“ im Hiphop und Neo-Soul Saint-Saëns’ mit Abstand bekanntestes Werk ist seine satirische Suite „Karneval der Tiere“. In der Popwelt gesamplet wurde zum Beispiel das „Aquarium“ daraus – etwa 2012 von dem britischen Hiphopper Plan B in „I am the Narrator“. Ein anderes Stück aus dem „Karneval der Tiere“ und absolutes Highlight der Celloliteratur ist „Der Schwan“. Auch vor diesem Thema macht die Popwelt natürlich nicht Halt. Manchmal aber ist ein Zitat so subtil oder gut versteckt, dass es am Ende unklar bleibt, ob hier nicht doch der Zufall am Werk war. Vielleicht hatte 2012 einfach jemand ein Melodiefragment im Kopf, das über hundert Jahre vorher eben jemand anders schon mal aufs Notenpapier gebracht hatte. So wie im Fall des australischen Neo-Soul-Quartetts „Hiatus Kaiyote“. Obwohl: Kann es wirklich Zufall sein, wenn selbst die Tonhöhe im Song die gleiche ist wie bei Camille Saint-Saëns? Seine Meinung dazu werden wir nicht mehr erfahren. Und das ist wohl auch der Segen für alle Popkünstler, die jahrhundertealte Kunstmusik als Inspirationsquelle für sich entdeckt haben.…
Eigentlich bräuchte es für ein paar stützenden Akkorde unter dem Chor nicht einen der versiertesten Klavierspieler der Welt. Aber dem norwegischen Pianisten Leif Ove Andsnes war es ein Herzensanliegen, dieses selten gespielte, durchaus etwas sperrige Werk „Via Crucis“, zu Deutsch „Kreuzweg“, von Franz Liszt aufzunehmen. Begegnung mit Liszts Seele „Wie eine Begegnung mit Listzs Seele“, so beschreibt Andsnes, wie sich dieses Werk für ihn anfühlt. Liszt komponierte „Via Crucis“ von 1866 bis 1879, uraufgeführt wurde es erst 1929 – alles andere als ein schneller Hit also. Das gilt auch fürs heutige Hören. Karfreitagszauber auf originelle, persönliche Liszt-Art: spirituell und experimentell, eher herb, aber auch befremdlich. Der Beginn mit nachgemachter Gregorianik erinnert ein wenig an nazarenische Malerei. Außerhalb der Solo-Abschnitte stellt Andsnes sich völlig in den Dienst des vorzüglichen Norwegian Soloists‘ Choir unter der Leitung von Grete Pedersen – und immer in den Dienst des Werks, das in der Osloer Ris Kirke eingespielt wurde. Leidensweg Jesu in musikalischen Stationen Franz Liszts „Via Crucis“ ist dem katholischen Kar-Ritual nachempfunden, an vierzehn Stationen von Jesu Leidensweg innezuhalten, bis zur Grablegung. Es ist religiös, aber überkonfessionell, und daneben auch eine künstlerische Komposition für sich, die von menschlichem Leiden überhaupt handelt. Mitten im Lateinischen ist plötzlich auch mal deutscher Text zu hören. Musikalisch ist das in seinem Mix aus provozierender Schlichtheit und harmonischem Wagemut ein Fall für fortgeschrittene Liszt-Liebe. Weil das Chorwerk nur eine gute halbe Stunde dauert, sind dem Album noch einige Solo-Klavierstücke beigegeben. Stilistisch passender, wenn auch schwerer verkäuflich, wäre vielleicht weiteres spät-lisztsches Knäckebrot. Aber die sechs innigen „Consolations“ von 1850 passen insofern, weil sie Personalstil, in dem Fall des frühen Liszt, mit persönlicher Andacht verbinden. Und auch, weil sie für Liszts Verhältnisse technisch reduziert sind. Anspruchsvolle Solo-Klaviermusik Pianistisch am anspruchsvollsten sind sicher die beiden Stücke aus den „Harmonies poétiques et religieuses“, die Liszt ab 1853 schrieb. Darunter das Miserere nach Palestrina. Dazu steht im Harenberg-Klaviermusikführer, dieses Stück sei ein „Zeugnis jener eigentümlichen Durchdringung sinnlicher und religiöser Gefühlssteigerung, die sich bei Liszt oft in der Ähnlichkeit der Höhepunktsepisoden sowohl liebesbezogener als auch andachtsgeprägter Kompositionen äußert“. „Via Crucis“ als Herzensangelenheit von Andsnes Für Leif Ove Andsnes ist dieses Album sehr spürbar ein persönliches Anliegen. Die „Via Crucis“ mit dem Chor ist das Herz dieses Albums. Von Liszts „innerer Suche nach Transzendenz und der Verbindung mit dem Heiligen“ spricht Andsnes. Und die Suche großer Künstler ist bekanntlich auch dann, wenn sie einem gelegentlich wie ein seltsames Irren vorkommt, aufregender als alle öde Treffsicherheit von Kleingeistern.…
Die Schriftstellerin und Performerin Mara Genschel geht den versteckten Gefahren der klassischen Musik nach. Bei ihrer Spurensuche ist sie jetzt beim Buchstaben F angekommen. Und in ihren Blick fällt dabei ein völlig unterschätztes Phänomen. Der Keks, den Mara Genschel da jetzt gleich zu Anfang genüsslich kaut, der wird noch eine Rolle spielen.…
Die Viola da Gamba berührt mit ihrem sonoren, melodischen Tonfall. Inspiriert von diesem wundersamen Klang gründen im Jahr 2000 vier Frauen aus Karlsruhe das Quartett „Les Escapades.“ Seither überraschen sie mit immer neuen „Saitenwegen“, die auch über die Alte Musik hinausführen und andere Musiker, Sprecher und Tänzer mit einbeziehen. Am Sonntag feiern „Les Escapades“ Jubiläum mit einem Konzert im Stephanienbad in Karlsruhe. Jane Höck über eine Liebe, die schon ein Vierteljahrhundert hält.…
Die Stuttgarter Hymnus-Chorknaben feiern 2025 ihr 125-jähriges Bestehen und wurden vom Landesmusikrat Baden-Württemberg zum "Botschafter des Instruments des Jahres: Die Stimme" ernannt. Eine doppelte Ehre für einen Chor, dessen Anfänge im sozialen Engagement wurzeln und der bis heute junge Menschen durch Musik prägt. Ein Porträt des traditionsreichen Knabenchores, dessen Geschichte mehr ist als nur Musik.…
Vor 80 Jahren ist in Europa der zweite Weltkrieg zu Ende gegangen. Der Tübinger Semiseria-Chor ist ein Ensemble, bestehend ausambitionierten Laien mit hohem Anspruch und einem Faible fürs Erzählerische. Er wird am kommenden Sonntag in der Tübinger Stiftskirche ein Friedensoratorium aus Klang, Licht und Text zur Aufführung bringen: „Lux in tenebris“ von Helge Burggrabe. Peter Binder war bei Proben dabei, hat sich mit Chormitgliedern und mit dem Leiter unterhalten.…
Der US-amerikanische Pianist Keith Jarrett ist einer der vielseitigsten und populärsten Musiker des Jazz. Seine Alben haben sich in Millionenhöhe verkauft. Er füllte große Konzertsäle weltweit, bis ihn im Jahr 2018 eine Reihe von Schlaganfällen halbseitig lähmte – der vorläufige Endpunkt seiner Laufbahn. Niklas Wandt über die Höhenflüge und Tiefpunkte der Karriere von Keith Jarrett, der am 8. Mai 80 Jahre alt wird.…
„Eine unglaublich spannende Zeit, in der sich viele Geschichtsstränge überlagerten“: So fasst Michael Custodis, Professor für Musikwissenschaft an der Universität Münster, die unmittelbare Nachkriegszeit in Deutschland zusammen. Er spricht über den Fortschrittsglauben der Avantgarde und die Wiederentdeckung der von den Nazis gebrandmarkten „Entarteten Musik“, über die Repertoirepflege der Sinfonieorchester, die gescheiterte Entnazifizierung und die große Bedeutung des Rundfunks für das öffentliche Musikleben.…
Das diesjährige Festival PODIUM Esslingen mit seiner Mission „Neues für die Ohren“ steht unter dem Motto „Trotz und Träume“. Der künstlerische Leiter Joosten Ellée verspricht den vielleicht verblüffendsten Soundtrack unserer Gegenwart: 11 Tage mit 21 Konzerten und knapp 120 Musikerinnen und Musikern. Beim Eröffnungskonzert am 8. Mai gibt es Ludwig van Beethovens 9. Sinfonie, aber anstatt Schillers „Ode an die Freude“ erklingt ein neu geschriebenes Finale der von Ying Wang. Helga Spannhake hat sich bei einer Probe des ensemble reflektor umgehört.…
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Treffpunkt Klassik

Wo ist Heimat? Und was hat sie mit Musik zu tun? In ihrem Buch „Heimat und Musik“ fragt die Heidelberger Musikwissenschaftlerin Christiane Wiesenfeldt, ob und in welcher Form Musik seit dem frühen Mittelalter bis heute „Heimat“ vermittelt. Eine Wanderung durch die Musikgeschichte also unter einem besonderen Blickwinkel.…
Das deutschsprachige Abendprogramm der BBC beginnt mit einem Signal: Dem Morsezeichen für den Buchstaben „V“ wie „Victory“, das Ähnlichkeit mit dem Eröffnungsmotiv von Beethovens Fünfter hat. Als „Stimme der Wahrheit“ sendet der „German Service“ ab 1939 objektive Nachrichten über den Kriegsverlauf und entlarvt die Propaganda des deutschen Reichsrundfunks. Daneben gibt es aber auch satirische Elemente, in denen das NS-Regime mit beißendem Spott bedacht wird. Zum Widerstand wird nur selten offen aufgerufen. Vielmehr versucht die BBC, Einfluss auf die Stimmung in Deutschland zu nehmen. Übernahme des Reichsrundfunks durch die Alliierten Nach Kriegsende übernehmen die Alliierten fast nahtlos den einstigen Reichsrundfunk. Das Medium ist nicht mehr das von Fanfaren begleitete Sprachrohr eines Regimes. Es trennt Nachricht und Meinung und berichtet, mit neuen Formaten wie Reportage und Feature, über den Alltag in den alliierten Besatzungszonen. Der Aufbau eines unabhängigen öffentlich-rechtlichen Rundfunks findet in der Folgezeit in enormem Tempo statt. Musikalisch gesehen gibt es hier, nach Jahren voller Wagner und Bruckner, definitiv einen Hang zu Wolfgang Amadeus Mozart. Und dem verdankt der junge Südwestfunk, der am 31. März 1946 auf Sendung geht, sogar seine Erkennungsmelodie.…
Der Kabarettist René Sydow gibt in seiner Kolumne für SWR Kultur ein Bekenntnis ab: Er sei ein Mensch, der am Physischen hänge. Wie er das wohl meint, und was sein letzter Umzug damit zu tun hat?
Der Komponist Reynaldo Hahn war damals ein erfolgreicher und angesagter Tonsetzer. Doch sein Ballett „Der blaue Gott“ wurde zum Flop der Saison 1912. Und auch die Partitur geriert schnell in Vergessenheit. Jetzt hat sie das Projektorchester Les frivolités Parisiennes wiederbelebt. Manuel Brug meint: Die einzige Schwäche der Aufnahme ist ihre Kürze!…
In den deutschen Radios ist Adolf Hitler das letzte Mal am 30. Januar 1945 zu hören. Der Rundfunk solle einmal mehr seine propagandistische Kraft entfalten und die Deutschen mit Durchhalteparolen auf den beharrlichen Widerstand einschwören. Mit dem „Sender Werwolf“ wird dafür am 1. April 1945 sogar ein Untergrundradio etabliert. Einen Monat später begeht Hitler Selbstmord. Verklärungspropaganda nach Hitlers Tod Im Reichssender Hamburg erklingt das Adagio aus der siebten Sinfonie von Anton Bruckner. Danach wird Hitlers Tod am 1. Mai 1945 um 22:25 Uhr vermeldet. Aus dem Führerhauptquartier wird gemeldet, dass unser Führer Adolf Hitler heute Nachmittag, bis zum letzten Atemzuge gegen den Bolschewismus kämpfend, für Deutschland gefallen ist. Quelle: Reichssender Hamburg, 1. Mai 1945 um 22:25 Uhr Die Verklärungspropaganda wird am Tag darauf vom Reichssender Böhmen in Prag aufgegriffen. Anschließend spielt der Sender Franz Schuberts Sinfonie Nr. 7, die „Unvollendete“. Kapitulation und Funkstille beim Reichssender Flensburg In den folgenden Tagen übernehmen die Alliierten die Rundfunksender. Einzig in Flensburg existiert noch eine aktive deutsche Radiostation. Am 7. Mai verkündet Lutz Graf Schwerin von Krosigk die bevorstehende „Bedingungslose Kapitulation der Wehrmach“ und mahnt in einer bizarren Rede deutsche Tugenden an. Anschließend wird Bruckners siebte Sinfonie gespielt. Es ist wieder diese Sinfonie, die den Zusammenbruch des sogenannten „Dritten Reichs“ untermalt. Am 9. Mai folgt die letzte Ausstrahlung des Reichssenders Flensburg. Nach der Funkstille erklingt als allerletztes Musik: der zweite Satz aus Joseph Haydns Streichquartett in C-Dur, dessen Melodie für die Deutsche Nationalhymne verwendet wird.…
Schwungvolle Eleganz, markante Rhythmik An den Anfang seines Albums stellt das Kebyart Ensemble Ravels Evergreen „Le Tombeau de Couperin“. Dieses Arrangement für Saxofon-Quartett fließt so natürlich, dass man meinen könnte, Maurice Ravel hätte es für diese Besetzung geschrieben. Schwungvolle Eleganz, markante Rhythmik und plaudernde Melodien – es sind gleich alle Zutaten dabei, die das Kebyart Ensemble zu einem gefeierten Saxofon-Quartett machen. Technische Virtuosität und guter Geschmack zeichneten auch den Jubilar Ravel aus, der als Komponist ebenso wie als Klaviervirtuose Erfolge feierte. Seine musikalische Liebe galt jedoch dem Holzbläserklang in seiner ganzen Vielfalt, dazu gehört auch das Saxofon. Auf diesem Album kann die Schönheit dieser Instrumentenfamilie bewundert werden: Vom goldschimmernden Sopran über die warmen Mittelstimmen von Alt und Tenor bis zum sonoren Schnarren des Baritons. Erstaunlich authentisch Mit „Le Tombeau de Couperin“ hat Ravel der französischen Barockmusik ein Denkmal gesetzt. Das Kebyart Ensemble folgt diesen Spuren und hat seinerseits eine Cembalo-Suite von Jean-Philippe Rameau arrangiert. Obwohl es das Saxofon zu Rameaus Lebzeiten noch gar nicht gab, klingt diese Bearbeitung erstaunlich authentisch. Der Sound erinnert an das Chalumeau, einen Vorläufer der Klarinette. Stimmig wird die Einspielung jedoch vor allem dadurch, wie das Kebyart Ensemble spielt: Ganz im Sinne historischer Aufführungspraxis atmen die Melodien, wobei sich die Stimmen im polyphonen Geflecht flexibel umspielen. Spanische Musiker spielen spanisch/französische Komposition Den Höhepunkt des Albums bilden zwei zeitgenössische Kompositionen, sie sind eigens für dieses Projekt entstanden und wurden inspiriert von den beiden Komponisten Ravel und Rameau. Die erste stammt von Mikel Urquiza. Er kommt wie das Kebyart Ensemble aus Spanien, hat jedoch am Pariser Konservatorium studiert und ist eng mit der französischen Kulturszene verbunden. Das bezeugt auch sein Werk „Les Perfectibilités“. Alles passt! Die zweite Neukomposition des Albums stammt von Joan Pérez-Villegas, ebenfalls aus Spanien. Er stellt mit „Debout, Maurice“, übersetzt „Aufwachen, Maurice!“ eine kreative Frage: Wie würde Ravel klingen, wenn er heute leben würde? Die Antwort mischt auf originelle Weise Ravel-Zitate mit moderneren Musikstilen. Auf diesem Album stimmt einfach alles: „Unraveled“ kombiniert höchstklassiges Ensemblespiel mit einer cleveren Album-Dramaturgie und zwei wertvollen Neuschöpfungen für die Gattung Saxophonquartett.…
Die Musik, mit der sich das NS-Regime feierte, kommt monumental und pathetisch daher. So auch eine Passage aus Franz Liszts „Les Préludes“. Mit Beginn des sogenannten „Russlandfeldzuges“ im Juni 1941 wird Liszts Komposition kurzerhand zur „Russland-Fanfare“ umgewidmet. Wo die Historie nichts Passendes hergibt, wird selbst komponiert. Vermutlich finden sich in der kompletten Musikgeschichte nicht so viele „Fanfaren“, wie in der Zeit zwischen 1933 bis 1945. Schlager vom Tanz- und Unterhaltungsorchester Im Tagesgeschäft des Rundfunks dominiert eine andere Musikfarbe. Neben den unvermeidlichen Militärmärschen soll es hier leicht und heiter sein. Das eigens dafür ins Leben gerufene Deutsche Tanz- und Unterhaltungsorchester spielt Schlager, die dezent „angeswingt“ sind – trotz offiziellem Jazzverbot. Eine der beliebtesten Radiosendungen ist das „Wunschkonzert für die Wehrmacht“. Hier konnten Soldaten per Feldpost Musikwünsche äußern. Die launig präsentierte Musik sollte die Anmutung erzeugen, dass der Krieg mit einem netten Liedchen viel leichter von Hand geht. Selbst das Sterben an der Front wird mit rührseligen Schlagern bedacht. Die Kriegsrealität holt die Radios ein Je weiter der Krieg voranschreitet, desto mehr scheint diese Flucht ins Triviale unangebracht. Im Mai 1941 wird das „Wunschkonzert“ eingestellt. Die Realität des Kriegs wird auch im Radio immer greifbarer. Luftlagemeldungen und ein deutlich reduziertes Programmangebot sprechen von den Bombardements und dem Vorrücken der Alliierten.…
Leon Botstein ist Gründer des „The Orchestra Now“, ein Orchester das in den gesamten USA bekannt ist. Nun sind sie auch in Deutschland bei einem Konzert in Koblenz zu hören und der Dirigent Leon Botstein erklärt, wieso er dieses Orchester gegründet hat. Im Musikgespräch erzählt er außerdem, wie die Lage der Musik unter Donald Trump ist und wie er den Zugang zu Klassischer Musik von deutschen Komponisten gefunden hat.…
Lebendig, lässig und zeitgemäß Wenn es mir schlecht geht oder ich traurig bin, gibt mir die Musik sofort einen Kick: Ich fühle mich besser, Ängste und Sorgen rücken in den Hintergrund. Quelle: Kat Eaton, Sängerin aus Großbrittannien Musik hat für die empfindsame Sängerin und Songschreiberin Kat Eaton eine enorme Kraft. Musik gibt ihr Trost und hat eine äußerst positive Wirkung auf ihre Stimmung. Musik ist ihr Leben. Mit ihrem aktuellen Album „Honestly“ knüpft sie an den Vorgänger „Talk To Me“ an und führt ihre musikalische Arbeit konsequent fort: Neben dem Blues sind es auch Soul- und Gospel-Elemente, die Eaton in den Sound einfließen lässt: wie etwa Bläser und Gospel-Chöre. Das Ganze klingt lebendig, lässig und zeitgemäß. Im Song „Addicted“ auf „Honestly“ zeigt Keaton sich von einer feinfühligen Seite. Sie weiß, wie schnell man in eine toxische Beziehung gerät. Deshalb warnt sie davor, dem Partner zu verfallen. Frühe Inspiration Immer ist Musik um Eaton. Jeden Sonntag schwingen die Wände ihres Elternhauses zum Rhythmus der Schallplatten, die ihr Vater gegen sieben Uhr morgens auflegt. Es waren wunderbare Momente mit meinem Vater. Eine meditative Atmosphäre, diese Schallplatten mit ihm zu hören, die Plattencover vor mir zu haben und die Liedtexte intensiv zu studieren. Quelle: Kat Eaton, Sängerin aus Großbrittannien So lernt Eaton diverse Künstler, viele Bands und verschiedene Sounds kennen: Mit noch nicht einmal zehn Jahren ist sie schon mitten der Musikszene der frühen Neunziger. Sie entdeckt immer mehr ihre Liebe zu Blues, Soul, Jazz und Gospel. Learning by Doing Das Debütalbum „Talk To Me“ legt 2021 den Grundstein ihrer Karriere und macht Eaton in Großbritannien bekannt. Sie hat kein Studium der Musik gemacht. Learning by Doing heißt ihre Lernmethode, experimentieren und selbst ausprobieren. Ab und und zu hatte sie mal ein paar Gesangsstunden. An ihrer wunderbaren Stimme will sie weiterarbeiten, sich intensiv mit Jazz beschäftigen und unbedingt das Scatten lernen. Das ist eine spezielle Form des improvisierten Gesangs im Jazz und Gospel, bei der der Sänger Silben und Wortfragmente verwendet, um instrumentale Phrasen nachzuahmen. Nun gibt Eaton am 1.05. ein Konzert in Stuttgart. Eaton verwendet Live-Instrumente. Sie greift den klassischen Vintage-Sound auf und aktualisiert ihn für das 21. Jahrhundert mit zeitgenössischen Verzierungen. Sie setzt sich in ihren Songs mit wichtigen Themen auseinander, die uns alle angehen – und das mit einer umwerfenden Stimme.…
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1 Komponistennachwuchs in Freiburg: Das SWR Symphonieorchester gibt Einblicke ins Profi-Geschäft 3:06
Ein eigenes, unveröffentlichtes Stück mit dem renommierten SWR Symphonie Orchester gemeinsam an der Musikhochschule Freiburg inszenieren: Dieser Traum geht derzeit für eine Hand voll Musikerinnen und Musiker aus aller Welt in Erfüllung. Sie haben sich in einem internationalen Wettbewerb durchgesetzt und dürfen ihre Werke am 1. Mai beim Abschlusskonzert einem großen Publikum präsentieren. Damiàn Correa Koufen mit einem kleinen Werkstattbericht von den Proben in Freiburg.…
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1 Cornelia Bend über ihre erste Ausgabe der Schwetzinger SWR Festspiele als künstlerische Leiterin 6:04
Cornelia Bend ist die neue künstlerische Leiterin der Schwetzinger SWR Festspiele. Die ersten Festspiele unter ihrer Leitung tragen das Motto „Verführung“. Das Festival wird am 1. Mai eröffnet und endet am 31. Mai. Auf welche verführende Musik man sich freuen darf und welche Ideen sie für die Festspiele mitgebracht hat, erzählt sie im Musikgespräch.…
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Die Komödie „Adam und Eva“ von Peter Hacks ist wunderbare Vorlage für eine Oper, dachten sich die Librettistin Anne-May Krüger und ihr Mann, der amerikanische Komponist Mike Svoboda. Und haben nun für die Schwetzinger SWR Festspiele ein neues Musiktheaterstück geschrieben – passend zum diesjährigen Festival-Motto „Verführung“. Am 2. Mai wird die Oper „Adam und Eva“ im Rokokoschloss Schwetzingen uraufgeführt.…
Der SWR-Glossist Gordon Kampe, Komponist und Hochschulprofessor, hat ein besonderes Verhältnis zum Schlagzeug. Wobei das eine Untertreibung ist: Für ihn ist der Ort, an dem Milliarden von Schlaginstrumenten auf ihren Einsatz warten, das Paradies auf Erden und der Schlagzeugkeller also ein Gottesbeweis. In SWR Kultur stimmt er zum "Weltschlagzeugertag" eine Ode an auf die Schlaginstrumente und diejenigen, die sie spielen.…
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Die Streamingdienste sind nicht mehr wegzudenken aus dem Musikbusiness und auch die Zahlen zeigen, dass kaum noch jemand CDs hört. Doch in der Klassik sieht es ein wenig anders aus. Der Streamingmarkt bietet hier zwar Vorteile, doch auch eine Menge Nachteile für Musikerinnen und Musiker. Welche das sind und welche Alternativen es gibt, erzählt Tonmeister Olaf Mielke im Musikgespräch.…
Ein besonderes Debüt-Album Eigentlich hat die 21. Klaviersonate von Cécile Chaminade alles, was die Musikwissenschaft des 20. Jahrhunderts an Klaviermusik gefeiert hat: Sie ist kompositorisch komplex gebaut, emotional vielschichtig und spieltechnisch auf ganz unterschiedlichen Ebenen extrem virtuos – die Musik nutzt wirklich alle expressiven Qualitäten des Instruments. Die Pianistin Mitra Kotte zelebriert in ihrem Debüt-Album Cécile Chaminades vollgriffige Harmonien genau wie ihre lyrischen Melodien. Sie lässt ihre Finger über die Tastatur fliegen und arbeitet im nächsten Moment präzise und aufmerksam kleine Melodien heraus als würde sie Blütenblätter berühren. Ausschließlich Komponistinnen Dass diese Musik aus dem historischen Gedächtnis verschwunden ist, hat mit der Geschichtsschreibung des vergangenen Jahrhunderts zu tun: Cécile Chaminade war eine Frau, und allein deshalb erachteten die Hochwürden der Musikwissenschaft und des Musiklebens ihre über 400 Werke nicht als wertvoll und wichtig genug, um sie in Lexika, Konzertprogramme und Lehrpläne aufzunehmen, sie zu rezensieren oder ihnen anderweitig eine Bühne zu geben. Ein Unding findet Mitra Kotte. Die Wiener Virtuosin tritt deshalb auf die Bühne der musikalischen Öffentlichkeit mit einem Debüt-Album, das es in sich hat: ausschließlich Musik von Komponistinnen. Das sind Gipfelstücke, ästhetische Meisterinnenwerke: Neben der erwähnten grandiosen Klaviersonate in c-Moll von Cécile Chaminade glänzt da zum Beispiel das bewegende „Dreaming“ aus Amy Beaches „Four Sketches“ oder Marie Jaëlls visionäres „Impromptu“ in a-Moll. Die Individualität der Musik Auf ihrem Album interpretiert Mitra Kotte Klaviermusik, die das 19. und 20. Jahrhundert ästhetisch abbildet, mit allen Strömungen und Ausreißern. So gesehen ist das Album musikalisch also eigentlich alles andere als „außergewöhnlich“, denn die präsentierten Werke verkörpern ohne Ausnahme den vielschichtigen Sound dieser Epoche, den man bereits kennt. Was allerdings bisher fehlt, ist der Klang dieser individuellen Werke, sind die kreativen Harmonien, die eingängigen Rhythmen und Melodien, die genauso ins kollektive Gedächtnis hätten eingehen können, eingehen müssen, wie Schuberts „Ländler“ oder Chopins „Regentropfen-Prélude“. Nach Hören dieses Albums fühlt man sich betrogen: Womit haben wir es verdient Jahrzehnte-, gar Jahrhundertelang diese unglaubliche Musik vorenthalten bekommen zu haben? Und gleichzeitig ist man Mitra Kotte tief dankbar dafür, dass sie ihr Talent, ihre Recherchezeit und ihr außergewöhnliches pianistisches Können dieser Musik widmet. Bleibt zu hoffen, dass da noch mehr kommt!…
Zum ersten Mal zwei Wettbewerbskategorien In den zwei Konzertsälen des Gesellschaftshauses in Magdeburg hat der 13. Internationale Telemann-Wettbewerb stattgefunden, bei dem Preisgelder winken. Zum ersten Mal gab es zwei Kategorien: historische Streichinstrumente – mit Geige und Gambe – und Kammermusikensembles. Dementsprechend groß war der Andrang: über 100 Musiker*innen aus 29 Nationen hatten sich angemeldet.…
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1 Feministische Musikwissenschaft: Beatrix Borchard über ihr Buch zu Fanny und Felix Mendelssohn 4:26
Große Hoffnung lastete auf dem Geschwisterpaar Mendelssohn. Sie, das hochbegabte Mädchen, sollte eine Frau werden, „wie es recht ist“ und er zu einem Mann, „wie es recht“ ist. Doch was heißt das? Beatrix Borchard, Pionierin der feministischen Musikwissenschaft hat ein Buch vorgelegt, Fanny Opitz hat mit ihr darüber gesprochen.…
Am 21. März 2025 – dem 340. Geburtstag Johann Sebastian Bachs – hat Jan Čmejla den ersten Preis beim Leipziger Bach-Wettbewerb gewonnen, inklusive 20.000 Euro Preisgeld. Im Gespräch erzählt er, woher seine Liebe zur Musik Bachs kommt, welche Projekte nun anstehen und warum er ausgerechnet die Sarabande aus der Partita in D-Dur von Bach als Zugabe gespielt hat.…
Rachmaninow im Film „Bridget Jones“ Was hat die romantische Kult-Komödie „Bridget Jones – Schokolade zum Frühstück“ mit dem russischen Komponisten Sergei Rachmaninow zu tun? Im Vorspann des Films sieht man Bridget Jones, wie sie ganz allein mit Zigarette und Rotwein auf ihrer Couch sitzt. Schluchzend singt sie diesen Song mit: Der Popsong „All by myself“ aus den 70ern von Eric Carmen ist eigentlich Sergei Rachmaninow zu verdanken. Und über diesen Song des US-amerikanischen Popsängers kennt fast jeder Mensch die Melodie aus dem zweiten Satz des zweiten Klavierkonzerts in c-moll. Eric Carmen und das Urheberrecht Eric Carmen war der Meinung, dass diese Melodie mehr Aufmerksamkeit verdiene. Und wie praktisch, dass er sich gratis bedienen konnte, denn in den USA waren die Rechte an Rachmaninows Musik zu diesem Zeitpunkt gemeinfrei – nur blöderweise nicht weltweit. Und so musste Carmen nachträglich 12 Prozent der erzielten Gewinne pro Land an Rachmaninows Erben zahlen. So ist das eben mit dem Urheberrecht. Eric Carmen hat sich sogar ein weiteres Mal bei Rachmaninow bedient und schon wieder musste er an dessen Erben zahlen. Denn „Never gonna fall in Love again“ ist strenggenommen der dritte Satz aus der Rachmaninows zweiter Sinfonie. Rachmaninow in der Musik von Billy Joel Auch Billy Joel ist Rachmaninow-Fan. Und man kann zumindest eine Ähnlichkeit zur dessen zweiter Sinfonie im Song „The Longest Time“ nicht ganz leugnen: Offiziell bestätigt wurde diese als Vorlage nie. Was aber deutlich wird: Rachmaninows Melodien und Harmonien sind erfolgreich und das über 100 Jahre später, für ein ganz anderes Musikgenre. Perfekt für Hollywood! Auch in der Filmwelt erfüllt Rachmaninows Musik immer wieder eine Funktion. Obwohl Rachmaninow sich sicher nicht als Filmkomponist sehen wollte, prägten seine Melodien den Beginn der Hollywood-Ära. Im 50er-Jahre-Film „Das verflixte 7. Jahr“ mit Marylin Monroe taucht zum Beispiel ebenso das zweite Klavierkonzert auf. Und welch Überraschung: es geht um epische und dahinschmelzende Romantik. Rachmaninows Musik funktioniert so gut in Filmen und schnulzigen Liebesliedern, weil die Melodien eingängig sind, man kann schnell mitsingen, sie werden zu Ohrwürmern. Und wenn dann der schwelgerische Orchesterklang hinzukommt, wird haufenweise Dramatik und Melancholie transportiert – perfekt für Hollywood. Rachmaninow und die Rockband Muse Und das klappt zeitlos und genreübergreifend. Rachmaninow kann man heute auch weltweit auf Rockfestivals hören – nämlich dann, wenn die britische Rockband Muse auftritt. Wieder steckt ein Teil des zweiten Klavierkonzerts drin, hier zu Beginn. In „Space Dementia“ geht es um die Faszination für eine Person. Die ist so intensiv und stark, dass sie in Besessenheit umschlägt. Klassische Komponisten als Inspiration Muse lassen sich immer wieder von klassischen Komponisten inspirieren. Auf ihren Konzerten sind virtuose Klavierpassagen ein zentraler Bestandteil. In Verbindung mit wehmütigen Texten und Matt Bellamys markantem Gesang ist Muse mit dieser Kombination seit den frühen 2000ern weltweit erfolgreich. Besonders Rachmaninow hat für Sänger Matt Bellamy eine große Bedeutung. Bei Rachmaninow, Liszt und Chopin gibt es ein Mysterium in der Musik – sie ist viel abstrakter und viel besser dazu in der Lage, die Vorstellungskraft anzuregen. Quelle: Matt Bellamy, Sänger von Muse Im Muse-Song „Butterflies and Hurricanes“ steckt wieder ein Klavierkonzert von Rachmaninow drin. Diesmal ist es der erste Satz des dritten Klavierkonzerts. Ein Vorbild aus anderer Zeit Es ist fast schon Ironie, dass Rachmaninows Musik von seinen Kollegen lange Zeit unterschätzt und belächelt wurde. In der Musikentwicklung des 20. Jahrhunderts, geprägt von Atonalität und Zwölftonmusik wirkte seine spätromantische Musik nicht mehr zeitgemäß. Der Komponist bezog sich auf eine frühere Komponisten-Generation, sein großes Vorbild war Tschaikowsky. Heute ist Rachmaninow für Filmkomponisten und Songwriter selbst das Vorbild aus einer anderen Zeit geworden. Und so ist es vielleicht gar nicht so überraschend, dass auch Zehntausende Menschen auf Rockkonzerten zu Sergei Rachmaninows Melodien Gänsehaut bekommen.…
Beim Musikfestival Heidelberger Frühling ist man immer offen für neue Klänge und neue Formate. Deshalb gibt es seit drei Jahren das Festivalcampus-Ensemble. Es besteht aus dreizehn hochtalentierten jungen Instrumentalistinnen und Instrumentalisten, die die Gelegenheit bekommen, einfach mal das zu machen, was sie schon immer ausprobieren wollten. So entsteht ein künstlerisches Experimentierfeld.…
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Auch die großen Werke der Musikgeschichte versteht man nicht nur, indem man sie immer wieder hört, sondern auch, indem man kennenlernt, was es „sonst noch“ so gab. Interessante Ausgrabungen gibt es immer wieder. Und es ist doch immer spannend, jemanden kennenzulernen wie Bolko von Hochberg. Das Polish String Quartet hat nun einige seiner wenig bekannten Streichquartette eingespielt.…
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Wer heute Musik hören möchte, landet meist bei Playlists am Handy. Manche werden daher nostalgisch beim Begriff „Plattenspieler“ – in Erinnerung an die Zeiten, als man noch große schwarze Vinyl-Platten auflegen musste. Diesem Plattenspieler hat Konrad Paul Liessmann nun ein Buch gewidmet, oder: eine Art Liebeserklärung.…
Menahem Pressler spielt Debussys „Claire de lune” Das Computerspiel Opera Fatal Ich war zehn Jahre alt. Mein Lieblings-Computerspiel hieß Opera Fatal. Tag und Nacht stromerte ich durch ein geheimnisvolles virtuelles Opernhaus auf der Suche nach einer verlorengegangenen Partitur. Foyer, Bühne, Werkstatt, Schnürboden, Garderoben, Kantine: Alle Räume musste ich erkunden, immer begleitet von einem stimmungsvoll passenden Game-Soundtrack. Und betrat ich den Orchestergraben, erklang immer der gleiche Klangteppich. Debussy sorgt für die passende Atmosphäre Szenenwechsel, zehn Jahre später: Ich studiere Musikwissenschaft und stolpere beim Partiturstudium für eine Hausarbeit plötzlich über dieselbe Musik. Im zweiten Satz aus Claude Debussys symphonischen Skizzen „La Mer“ von 1905 begegnet mir tatsächlich der Orchestergraben aus meinem Computerspiel. Da hat sich also die Gaming-Welt an einem knapp 100 Jahre alten Musikstück bedient. Das Royal Concertgebouw Orchestra spielt „La Mer“ „Clair de lune” als ikonisches Sample Auch Debussys wohl berühmtestes Stück „Clair de lune” aus der „Suite Bergamasque” ist Teil mehrerer Videospiel- und Filmsoundtracks geworden. Genauso wie es zum ikonischen Sample in etlichen Stücken der Popmusik wurde, zum Beispiel in „Angelica” der englischen Trip-Hop-Band Lamb oder auch in „Pays Imaginaire” des französischen Duos Polo & Pan: Debussy zu sampeln, scheint besonders in unserem noch jungen Jahrtausend in Mode geraten zu sein. Aber auch schon der Psychodelic Rock der 1970er-Jahre hat sich bei dem französischen Komponisten bedient, wie die Band Fantasy, die in „What's next” den Anfang, von „Clair de lune” zitiert. Auch andere Kompositionen von Claude Debussy wie seine Arabesque begeistern ganz offensichtlich die Popwelt. Das beweist unter anderem Alicica Keys in „Like the Sea”: Mit Debussys Musik Atmosphäre erzeugen Warum eignet sich Debussy so gut zum Sampeln in Soundtracks und Popmusik? Vielleicht, weil der Komponist schon damals genau wusste, wie man mit Klängen Stimmungen erzeugt, Atmosphären einfängt? Nicht umsonst wird Debussys Musik oft mit den Malereien der Impressionisten in Verbindung gebracht. Und offensichtlich ist genau das noch 100 Jahre später für die Popwelt interessant, die auch gerne mit Atmosphären spielt.…
Welche Bedeutung hat die Stimme für unsere Identität? Das fragt die Operninstallation „Sound Voice Projekt“ beim „Opera Forward Festival“ in Amsterdam. Die britische Komponistin Hannah Convey hat dazu mit Opernsängern und Menschen gearbeitet, die ihre Stimmen verloren haben und untersucht in ihrer Arbeit den Wert und die Verletzlichkeit der menschlichen Stimme. Regine Müller war in Amsterdam und hat das „Sound Voice Project“ erlebt.…
Der Präsident des Bundesverband Chor und Orchester Benjamin Strasser berichtet von den Highlights der Tage der Chor- und Orchestermusik (TCOM), die dieses Jahr vom 28. – 30. März in Ravensburg stattfinden. Sie sind eines der bedeutendsten Feste der Amateurmusik in Deutschland. Außerdem geht es um die Zeit seit der Corona-Pandemie und die schwierige Lage, insbesondere der Kinderchöre.…
Wer sich „verrückt wie ein Märzhase" gebärdet, ist wahrscheinlich dem Wahnsinn der Verliebtheit anheimgefallen. Lars Reichows Auserwählte für sein Liebeslied im März ist - da brat mir doch einer eine Beatrix von Storch: Alice Weidel. Wirklich wahr?
Zugänglicher als die erste Fassung Sie gilt als das heutzutage wohl am wenigsten bekannte große vokal-instrumental Werk Bachs: Die zweite Fassung der Johannes-Passion. Hier verändert Bach den Gesamtgestus des Stücks deutlich. Mit dem Eingangschoral „O Mensch, bewein Dein Sünde groß“ findet Bach nun einen leichten, fast fröhlichen und für ein Passionsstück ungewöhnlichen Beginn. Das Werk ist schlichter und zugänglicher als die ein Jahr zuvor uraufgeführte erste Fassung. Wir beginnen im Vergleich zu der für uns bekannten Fassung, die in g-Moll beginnt und in Es-Dur endet, jetzt in Es-Dur, also eigentlich positiv, und die letzte Choralphantasie beginnt in g-Moll, und endet dann aber auch wieder in C-Dur. Also er bleibt vom Positiven zum Positiven. Quelle: Frank Markowitsch, künstlerischer Leiter des Freiburger Bachchors Neues Gesangsmaterial Es fehlen viele Dissonanzen, die klagenden Zwischenrufe des Chores. Die Auftakte tänzerisch, die Achtel nicht so brav. Auch für Konzertmeisterin Lisa Immer gilt es, sich in der ungewohnten Stimmung einzufinden. Die erste Fassung hat einen ernsteren Eingangschor, auch schwerer, dramatischer. Und die zweite Fassung hat eben direkt mehr Leichtigkeit, mehr Sinnlichkeit. Quelle: Lisa Immer, Konzertmeisterin Fünf Sätze hat Bach für diese zweite Fassung gestrichen und anders ersetzt. Das Werk sollte wohl für die Aufführung am Karfreitag 1725 neuer wirken als bei der Uraufführung ein Jahr zuvor. Nun bringt der Komponist außerdem mit virtuosen, hochdramatischen Arien eine besondere Theatralik in seine Passionsmusik. So fügt Bach etwa die Arie „Zerschmettert mich“ in das Werk ein. Insgesamt 4 Fassungen Die vier Fassungen der Johannespassion zeugen von Bachs Experimentierfreude. Und auch der Freiburger Bachchor geht hier neue Wege: er integriert Schülerinnen und Schüler des Kollegs St. Sebastian in Stegen bei Freiburg in das Ensemble. Mal dirigiert Frank Markowitsch mit großer Geste Tutti-Stellen, mal tritt er zurück und überlässt das Ensemble sich selbst. Entscheidend sind die Übergänge, das Timing und die Spannung. Kein leichtes Stück Die Choral-Rahmung als eine gravierende Änderung der ersten Fassung, und insgesamt die hohe Gewichtung der Choräle im Wechsel mit fast opernhaften Arien verlangt den Sängerinnen und Sängern viel Konzentration ab. Für mich persönlich sind fast die Choräle am schwierigsten, weil man da einen langen Atem braucht. Man singt oft sehr leise, grad im Tenor. Man macht oft die Harmonie aus, Dur, Moll und muss dann die Terzen in den Klang einbringen im Pianissimo mit genug Luft. Das ist sängerisch am schwierigsten. Quelle: Alexander Schöpsdau, Tenor im Freiburger Bachchor Bitte um Frieden Im Münster werden der Freiburger Bachchor und das Bachorchester nach drei Jahrhunderten mit der zweiten Fassung der Bach’schen Johannespassion Leid und Leidenschaft und die tröstende Bitte um Frieden verkünden. Zu sehen [...] wie es eben für ein Genius wie Bach ein permanentes Suchen war, nach dem besten Ausdruck und nach dem intelligentesten Konzept, das ist einfach toll. Quelle: Frank Markowitsch, künstlerischer Leiter des Freiburger Bachchors…
Mit dieser Personalie hat wohl niemand gerechnet: Friedrich Merz will den konservativen Publizisten und Verleger Wolfram Weimer zum Kulturstaatsminister machen. Der ist bisher allerdings wenig mit Kulturinteresse aufgefallen, anders als seine Vorgängerinnen und Vorgänger. Dafür umso mehr als konservativer, wirtschaftsliberaler Manager von Zeitschriften. Hannah Schmidt fragt sich in einem persönlichen Essay: Wohin soll das führen?…
Bei der GEMA wird zwischen „Ernster“ und „Unterhaltungs-“ Musik unterschieden. Begrifflichkeiten, die den Komponisten und Präsidenten des Deutschen Komponist*innenverbands Moritz Eggert schon immer gestört haben. Nun will die GEMA die Ausschüttung reformieren, doch sie wirft mit falschen Zahlen um sich, meint Eggert. Eine Reform sei prinzipiell notwendig, doch in anderer Form als angedacht, erzählt er im Gespräch.…
Wer hat sich alles bei den Komponisten der „Zweiten Wiener Schule“ – den Pionieren der modernen Kunstmusik im 20. Jahrhundert – bedient? Tatsächlich einige, hat Leonie Reineke herausgefunden. Anton Webern, Arnold Schönberg und Alban Berg waren durchaus beliebt bei den Musikern der späteren Jahrzehnte.…
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Eine Initiative zeigt den avantgardistischen Film „Hallelujah“ von Mauricio Kagel in der vom Abriss bedrohten Pauluskirche – dem Ort, an dem er zum Teil gedreht worden war und wo er sich mit dem Skandalkonzert in die Erinnerung eingeschrieben hat. Zugleich erinnert das Projekt der Kirchenretter an den ebenso gefeierten wie gefürchteten Kantor und Ensemblegründer Clytus Gottwald.…
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Statt sich der Frühjahrsmüdigkeit hinzugeben, sinniert Lars Reichow im Song des Monats April über das Hamsterrad des Lebens. Das verursacht bei ihm ausgeprägte Nachtaktivität. Darunter leidet übrigens auch der Hamster.
Eiche, Buche oder Fichte? Die Frage nach dem richtigen Holz bewegt nicht nur Tischler, wenn sie neue Möbel bauen. Auch für Instrumentenbauer spielt das richtige Holz eine entscheidende Rolle. Seit einiger Zeit beschäftigen sich aber auch Bioakustiker mit dem Klang von Bäumen. Susanne Pütz hat sich auf den Weg in die hölzerne Klangwelt gemacht:…
„Diese Mischung aus alter Musik und Romantik hat mich fasziniert“, sagt der Dirigent Tristan Meister im Musikgespräch über die Wiederentdeckung des Oratoriums „Palestrina“ von Carl Loewe. Denn so eine Stilmischung sei musikalisch eine Seltenheit. Warum das Stück in seiner Zeit unterging und welche Geschichte und Moral für unsere heutige Zeit drinsteckt, erklärt der Dirigent der Mannheimer Aufführung.…
Ein Studium ohne Komponistinnen Viele Menschen tummeln sich an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg, aus allen Räumen klingt Musik: Die Feminale ist eröffnet! Ein viertägiges Festival, bei dem ausschließlich Werke von Komponistinnen gespielt werden. Allgemein kann man sagen: Man geht durch die Hochschule, ist da vier, sechs, acht Jahre und man hat kein einziges Werk von einer Komponistin im Repertoire. Quelle: Linda Wesche, Mitbegründerin der Feminale 2023 hat die Feminale erstmals stattgefunden, dieses Jahr geht sie in ihre dritte Runde – mit Werken ganz verschiedener Komponistinnen aus ganz verschiedenen Epochen. Zahlreiche Studierende nehmen am Festival teil, spielen Konzerte auf der Bühne oder helfen organisierend hinter der Bühne. Das Festival ist aber nicht alles – darüber hinaus kämpft das Feminale-Team dafür, Werke von Komponistinnen grundsätzlich stärker im Hochschulalltag zu verankern. Etwa als Teil der Prüfungsprogramme, denn dann müsse auch der Unterricht sich mit der Thematik beschäftigen, so Wesche. Was muss sich ändern? Für das Feminale-Team ist klar: Wenn Werke von Komponistinnen nicht in die Lehrpläne der Musikhochschulen aufgenommen werden, werden sie auch nicht weiter getragen – in Konzerthäuser, Gymnasien, Orchester, Musikschulen. Antonia Brinkers und Linda Wesche haben gemeinsam mit dem restlichen Feminale-Team einen „Wir-Wollen-Katalog“ aufgestellt: Eine Musikhochschule soll auf den Musikbetrieb vorbereiten und ist deshalb nicht völlig autark: Bei Orchesterprobespielen etwa wird ein ganz bestimmtes Repertoire verlangt – die Instrumentalisten müssen es beherrschen, wenn sie eine der raren Stellen ergattern wollen. Komponistinnen und Prüfungen Prof. Dr. Jan Philipp Sprick ist Präsident der Hamburger Musikhochschule: Welche Möglichkeiten sieht er, das herkömmliche Prüfungs-Repertoire zu verändern? Es gibt genug sehr gut geeignete Kompositionen von Frauen, die in Prüfungszusammenhängen oder auch bei Aufnahmeprüfungen gespielt werden können. [...] Ich finde das einen interessanten Prozess jetzt zu sehen, ob wir eine vergleichbare Entwicklung auch bei Komponistinnen haben. Quelle: Prof. Dr. Jan Philipp Sprick, Präsident der Hamburger Musikhochschule Erste konkretere Schritte wurden dafür bereits unternommen: Gerade wird an der Hamburger Musikhochschule ein Katalog mit möglichen Prüfungswerken von Komponistinnen erstellt. Man kann sich nur wünschen, dass andere Musikhochschulen nachziehen. Und insgesamt zeigt sich: Für eine Erweiterung des Kanons wären stärkere Kooperationen im Musikbetrieb hilfreich. Noch kein Ende in Sicht Vom Mittelalter bis hin zur Zeitgenössischen Musik – auch in diesem Jahr will das Feminale-Programm wieder die große Vielseitigkeit komponierender Frauen zeigen. Neben Kammermusik gibt es auch größere Formate. So sind sowohl das Hochschulorchester als auch der Kammerchor involviert und auch der Knabenchor Hamburg wird zu hören sein, erzählt Wesche. Auch die Big Band der Hochschule macht mit und es gibt ein eigenes Lehrenden-Konzert unter dem Titel „Profs go Feminale“. Für die Finanzierung hat das Team ein paar Hamburger Stiftungen ins Boot geholt – alles in allem bringt das Festival viel Arbeit mit sich. Aufhören kommt für die Studierenden trotzdem nicht in Frage: Wir müssen da auf jeden Fall weitergehen und weitermachen [...]. Ich finde, das sind wir ihnen schuldig. Und das gehört jetzt einfach auf die Spielpläne. Quelle: Antonia Brinkers, Mitbegründerin der Feminale…
Geigengipfeltreffen Erst sind es zwei, dann vier Soloviolinen, die im „L’Estro armonico“ von Antonio Vivaldi in Terzen abwärts sauen, ein Geigengipfeltreffen der Geigen und auch das Cello mischt unten solistisch mit. Vivaldis Sammlung von 12 Konzerten für 2 bis 4 Soloviolinen, genannt „L’Estro armonico“, kam 1711 in Amsterdam im Druck heraus, wurde in London nachgedruckt und erregte Aufsehen in ganz Europa. Vor allem Komponisten interessierten sich für diese formale Vielfalt in der Einfalt, die Antonio Vivaldi so konsequent ausprobiert, die chorische Aufteilung der Stimmen, die Varianz der Ritornelle. Tatsächlich wird aber nie echt vierstimmig konzertiert im Allegro aus dem Concerto Nr. 1 D-Dur. Die vier Solo-Geigen wechseln sich ab. Gleichzeitig zu hören sind sie nur paarweise. Noch eine Aufnahme? Die Berliner Barock Solisten spielen Vivaldi, unter Leitung von Reinhard Goebel und zwar hervorragend. Doch wieso? Warum kümmert sich dieses kleine, nonkonformistische, einstmals von Konzertmeister Rainer Kussmaul begründete Spezialensemble der Berliner Philharmoniker um so ein Allerwelts-Repertoire, von dem doch mehrere Dutzend Aufnahmen im Katalog stehen? Die Antwort ist schlicht und einfach: Erstens, weil ein paar Spitzenmusiker große Lust auf das Projekt hatten. Und zweitens, weil es sich um ein neues Reinhard-Goebel-Projekt handelt. Reinhard Goebel arbeitet schon seit über sieben Jahren mit den Berliner Barock Solisten regelmässig zusammen, als Dirigent und Künstlerischer Leiter. Er hat sich jetzt vorgenommen, sämtliche italienischen Konzerte für drei oder vier Solo-Violinen zu erarbeiten. Es geht dabei vor allem um die Grundlagen der Blüte des Geigenspiels in dieser Zeit. Weshalb das Projekt „Cremona“ heißt, und nicht „Venedig“. Auf dem neuen Album, „Cremona 2“ geht es außerdem darum: Wer lernte was von Vivaldi? Johann Sebastian Bach, zum Beispiel, übernahm das zehnte Concerto aus dem „L’Estro armonico“ und schrieb es um in ein Konzert für vier Cembali. Goebel bearbeitet selbst Auch Goebel legt selbst Hand an. Das Tripelkonzert für drei Cembali, C-Dur BWV 1064 verlegt er nach D-Dur und schrieb es um für drei Soloviolinen. Tatsächlich ist dieses Bachsche Cembalo-Tripelkonzert eine Selbstbearbeitung Bachs, das haben die Musikforscher herausgefunden. Das Original dazu war ein verschollenes Violinkonzert Bachs aus seiner Weimarer Zeit. Aber die Quellenlage ist finster. Von der Cembalofassung gibt es nur Kopien, kein Autograph. Gustav Leonhardt hatte es vor Jahrzehnten schon mal versucht, den „Urtext“ dazu, das ursprüngliche Violinkonzert, zu rekonstruieren. Jetzt besserte Goebel die Sache aus. Er spricht von einer „Rekonstruktion“. Gute-Laune-Album Außer dieser Bach-Goebelschen Ersteinspielung und den vier Vivaldi-Concerti gibt es auf dem Album „Cremona 2“ auch noch zwei Concerti von Georg Philipp Telemann zu entdecken, eines für vier Soloviolinen, eines für drei – und mit viel italienischem Figurenwerk. Letzteres hatte Reinhard Goebel vor Jahrzehnten als Jungspund schon einmal für die Schallplatte eingespielt, mit seinem Ensemble Musica Antiqua Köln. Heute, mit den Berliner Barock Solisten, tönt das noch schärfer, noch schneller. Ein geistesblitzfunkelndes, aufgeklärtes Gute-Laune-Album!…
Der Prototyp der Bieroper Wer diese ungemein poetischen Verse „Bier her, Bier her oder ich fall um“ eines deutschen Trinklieds gedichtet hat, ist nicht überliefert. Es könnten aber durchaus junge Nachwuchs-Akademiker gewesen sein. In Studentenkreisen hat sich schließlich eine ganz besondere Gattung des Musiktheaters entwickelt. Und das ist jetzt echt bier-ernst gemeint: die so genannte Bieroper. Zwei Jenaer Studenten blödeln sich munter durch die Wein- und Bierseligkeit. Darum geht es grob gesagt im „Jenaischen Wein und Bierrufer“. Das komische Singspielchen gilt als Prototyp der Bieroper. Und wer hat’s erfunden? Ein Bach! Nein, nicht Johann Sebastian, sondern Johann Nicolaus Bach. Was mag diesem Bach wohl lieber gewesen sein: Wein oder Bier? Eine wichtige Frage, die auch schon die „richtige“ Oper beschäftigt hat. Eine wichtige Frage: Bier oder Wein? „Vin ou bière“ („Wein oder Bier“) – den Studenten vor der Taverne im zweiten Akt von Gounods Faust-Oper ist es egal, was es zu trinken gibt. In der deutschen Übersetzung des Librettos heißt es übrigens: Wein und Bier. Eine Anspielung an die Trinkgewohnheiten hierzulande mit ihren hin und wieder fatalen Folgen für den nächsten Morgen? Klar ist jedenfalls – schon in der frühen Neuzeit hieß es: Wer froh sein will, liebt Bier und Wein. Naja, aber man kann auch ohne Alkohol Spaß ... ach, lassen wir das! Bierselige Komponisten Der Komponist Adam Krieger ist vor allem für seine feucht-fröhlichen Lieder bekannt. In seinem „anderen“ Leben hat er jeden Sonntag brav die Orgel in der Leipziger Nikolaikirche gespielt. Orgel und Bier – hmm, da kommt doch gleich noch ein anderer Komponist in den Sinn: Max Reger. Der war schließlich ein besonders begeisterter Biertrinker. Mit 43 Jahren wurde ihm seine Bier-Liebe allerdings zum Verhängnis: 1916 ist er auch an den Folgen seines übermäßigen Alkoholkonsums gestorben. Max Regers Heimat ist eine Gegend, wo in fast jedem Ort irgendjemand eine kleine Brauerei betreibt. In Weiden in der Oberpfalz wird sogar ein Max-Reger-Dunkelbier hergestellt. Die dafür verantwortliche Brauerei hat sich stolz nach dem vermeintlichen Erfinder des Bierbrauens benannt: Gambrinus heißt der. Belgien: Ein Bierparadies Sicher nicht zufällig taucht der Name dieses mystischen germanischen Herrschers erstmals in Flandern auf. Das heutige Belgien ist schließlich ein Paradies für Bierfreunde aus aller Welt. Und so ein feucht-fröhliches Chanson kann ja nur von einem Belgier gebraut werden: „Auf das volle Glas, meine Freunde! Während man es trinkt, muss man es besingen!“, heißt es da. Diese kostbaren Verse stammen vom Komponisten Maurice Guillaume. Und er hat natürlich recht: Bier und Gesang bilden einen ganz wunderbaren Klang! Bier als eine Art allegorische Figur Das Feierabend-Bier gehört offenbar schon seit Jahrhunderten zum Sein dazu. In dem Lied „Lecker Beetgen en Cleyn Bier“ von Josquin Baston sogar als eine Art allegorische Figur. Auf Deutsch lautet der Text: „Leckerer Bissen und kleines Bier gingen aus der Stadt hinaus. Im Schutz der Dunkelheit kamen sie an die Tür der verrückten Nane ...“ Denkbar ist jedenfalls, dass „kleines Bier“ der Spieler eines Blechblasinstruments gewesen ist. Denn die haben ja eine besonders enge Beziehung zum Gerstensaft. Richard Strauss als Bier-Bub Das gilt sicher auch für den königlich bayerischen Hofhornisten Franz Strauss. Im Jahr 1863 hatte der Josephine Pschorr aus der gleichnamigen Münchner Bierbrauer-Dynastie geheiratet. Ihr Sohn Richard wurde dann zum Schöpfer des berühmten Rosenkavaliers. Ein halber Bier-Bub sozusagen ... Seiner Bier-brauenden Familie mütterlicherseits hat Richard Strauss die Partitur seiner Oper „Der Rosenkavalier“ gewidmet. Wie sich die Verwandtschaft revanchiert hat, ist mir nicht bekannt. Das Bier als Gottesgabe Geselliges Biertrinken schweißt jedenfalls zusammen – das wussten schon die Mönche im Mittelalter – von den Paulanern über die Benediktiner bis zu den Franziskanern. Ihnen allen war schon immer klar: Es muss ein göttlicher Funke in diesem heiligen Gebräu stecken. „Welch Gottesgabe ist das Bier“ singt der Chor in Bedrich Smetanas Oper „Die verkaufte Braut“. Und vielleicht ist dem Komponisten ja mit seinem Bierchor so etwas wie die inoffizielle Hymne der Biertrinkerinnen und Biertrinker gelungen. Ich finde sie jedenfalls in jeder Hinsicht berauschend. Na denn: Prost zusammen!…
Timothy Ridout befindet sich im Gespräch mit sich selbst. Der britische Bratschist spielt Telemann: auf einem einzigen Instrument, aber nicht mit einer Stimme allein. Er ruft in den Raum hinaus und hört sein Echo. Er stellt eine Frage und gibt sich selbst die Antwort. Vielfalt heißt das Zauberwort, wenn der 30-jährige Telemanns B-Dur-Fantasie vorträgt. Alles atmet Elan, Aufbruch, Neugier und Entdeckerfreude. Subtile Perspektivwechsel Ridout beherrscht die Kunst, eine musikalische Linie aus verschiedenen Perspektiven zu zeigen, indem er die Farbe und die Betonung subtil verändert. Oder indem er die Melodie anders artikuliert als den Bass. Dadurch entsteht der Eindruck, als ob mehrere Instrumente spielen würden. Und nicht bloß einer für alle. Die Alte Musik lässt sich aber auch gut mit der Neuen vermischen. Alte Musik im Dialog mit Zeitgenössischem Ein Ton wird in seine Obertöne zerlegt. Es folgen Akkorde und die werden aufgebrochen, schnell und schneller gespielt, in ein ganzes Spektrum von Tönen entfaltet. „In manus tuas“ heißt das Stück der 1982 geborenen Caroline Shaw , dem eine Motette von Thomas Tallis zugrunde liegt. Es geht um die letzten Worte, die Jesus Christus am Kreuze sprach: „In deine Hände lege ich meinen Geist“. Und der Geist antwortet auch noch. Es ist eine Passionsmusik für Bratsche solo. Timothy Ridout spielt sie kontemplativ und ganz nach innen gekehrt, als Abbild einer gefährdeten, zerbrechlichen Seele. Und so berührend. Man glaubt, die Reise in eine andere Welt anzutreten. Und wieder mischt sich die Geisterstimme mit ein – sie schwebt wie eine Doppelgängerin im Raum. Es klingt, als würde sich die Seele des Gekreuzigten vom Körper lösen. Brittens „Elegy“ als musikalisches Selbstporträt Viel irdischer geht es bei Benjamin Brittens „Elegy“ zu. Britten war 17, als er dieses Stück schrieb. Es ist ein Klagegesang, der den Gemütszustand des Komponisten spiegelt. Timothy Ridout begreift dieses Solo als Selbstportrait eines einsamen Jungen, der mit seiner Sexualität ringt und spürt, dass er anders ist. In Ridouts Interpretation ist das nicht frei von larmoyanter Ironie. Etwa wenn der Jammer einen greinenden, jaulenden Ton bekommt. Das klingt auf fast schon komische Art schmerzverzerrt. Ridout inszeniert die „Elegy“ als Performance, wie einen Auftritt im Theater. Ernst und Humor gehen hier eine unschlagbare Allianz ein. Musikalisches Gewimmel von verschwenderischer Fülle Und dann wäre da noch Johann Sebastian Bach. In der Gigue aus Bachs d-Moll-Partita lässt Ridout gleich einen ganzen Schwarm von Tänzern los, die voreinander davonrennen, sich verfolgen, umkreisen und umschwärmen. Das Verwirrspiel von der einen mit den vielen Stimmen treibt er hier virtuos auf die Spitze. In keinem Moment vermisst man die Geige, für die das Werk doch eigentlich geschrieben ist. Es entsteht ein musikalisches Gewimmel von verschwenderischer Fülle. Doch jeder Ton erhält seinen eigenen Charakter – man weiß kaum, wo man zuerst hinhören soll. Für dieses Glück braucht es nicht mehr als eine Bratsche. Und einen Meister seines Instruments wie Timothy Ridout.…
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Matthias Well ist klassischer Geiger und begeistert sich für die volksmusikalischen Traditionen auf der ganzen Welt. In der neuesten Staffel seiner YouTube-Serie „Well Travelled“ fährt er die Stationen des alten Orient-Express ab: von München bis Istanbul. YouTube-Video zur ersten Station in Wien Dabei trifft er auf Musiker*innen aus unterschiedlichen Kulturen und erkundet gemeinsam mit dem Zuschauer die jeweiligen musikalischen Traditionen. Im Gespräch berichtet er über den wichtigen Kulturaustausch und seine ersten Erfahrungen der aktuellen Tour. Mein Ziel ist, dass ich Musik auf natürliche Art erlebe und auch erlerne: von den jeweiligen Leuten in den verschiedenen Ländern. Quelle: Matthias Well, Geiger YouTube-Video zur zweiten Station in Budapest…
Erstmals aufgeführt wurde Gottfried Heinrich Stölzels Oratorium „Der für die Sünde der Welt gemarterte und sterbende Jesus“ am Karfreitag 1725 in der Kapelle von Schloss Friedenstein im thüringischen Gotha. Heute ist das Stück besser bekannt unter dem Namen seines Textdichters: Brockes-Passion. Viele Zeitgenossen Stölzels vertonten den Text des Hamburger Dichters, unter ihnen Telemann (1716, überarbeitet 1722), Händel (1719) oder Johann Sebastian Bach, der Auszüge aus Brockes' Texten in seiner Johannes-Passion verwertete. Erstmals in Stuttgart zum 300. Jubiläum In Stuttgart wird nun Jörg-Hannes Hahn die Aufführung mit dem Bachchor und dem Bachorchester dirigieren. Er habe die Idee einer Stölzel-Aufführung schon lange im Kopf gehabt, so Hahn. Ein Student habe ihm schließlich eine Version der Passion vorgelegt, die ihn überzeugte, das Werk zur Aufführung zu bringen. Dass diese nun ausgerechnet zum 300. Jubiläum der Uraufführung stattfindet, sei ein glücklicher Zufall, erzählt Hahn im Gespräch mit SWR Kultur. Von Bach für seine Kompositionen verehrt Die Musik von Stölzel sei ganz eigenständig, erklärt der Dirigent. Bach habe den Kollegen, der ab 1719 herzoglich-sächsischer Hofkapellmeister in Gotha war, verehrt. Man merke der Musik an, dass sie sehr fantasievoll und tief empfunden werde, so Hahn. Die Arien seien wesentlich kürzer als in den Bach-Passionen, jedoch sehr farbenreich. Hahn erzählt von den berührenden Arien des Werks: Wenn etwa Maria mit Jesus singt „Soll mein Kind mir wirklich sterben“, getragen von Pizzicato der Streicher, dann, so Jörg-Hannes Hahn: „Das Herz stockt, wenn man das liest.“ Auch Jesus singt in Stölzels Passion nicht nur Bibel-Verse. Er hat auch eigene Arien. Dass der Komponist die Streicher in norddeutscher Besetzung spielen lasse – zwei Violinen, zwei Bratschen und Continuo – ergebe einen unheimlich schönen, seidigen Streicherklang. Wiederentdeckung in einer Truhe hinter der Orgel Viele Kompositionen von Gottfried Heinrich Stölzel sind über die Jahrhunderte verschollen. Die Passion ist heute nur dank einem Zufall überliefert: Eine Kopie wurde 1870 im Hoftheater Sonderhausen entdeckt, wo sie in einer Truhe hinter der Orgel verstaut und vergessen worden war. Diese wurde vom deutschen Dirigenten und Cembalisten Ludger Rémy im 20. Jahrhundert neu vertont und 1997 vom Telemannischen Collegium Michaelstein eingespielt. In Stuttgart ist allerdings eine andere Vertonung zu hören.…
Selbst die schönste Musik kann nichts tun gegen ihre eigene Vergänglichkeit. Kaum, dass die Töne da sind, sind sie verklungen. Eben noch Gegenwart, ist der musikalische Ton schon wieder Vergangenheit. Viele Philosophen haben sich diesem geheimnisvollen Wesen der Musik angenommen. Christoph Türcke aber geht in seiner „Philosophie der Musik“ noch einen Schritt weiter. Er zeigt eindrucksvoll: Nicht nur die Musik an sich, sondern auch musikalische Kunstwerke, führen ungezählte Vergangenheiten mit sich: Wo die Musik ganz Gegenwart ist, ist sie nicht nur ganz Gegenwart. Wo immer sie Unerhörtes erklingen lässt, schwingt auch Nicht-mehr-Hörbares und Verstummtes mit. Quelle: aus „Philosophie der Musik“ von Christoph Türcke Prinzessinnengehör statt Erbsenzählerei Dafür seien alle großen Komponisten der Neuzeit empfänglich geblieben, so Türcke, und zieht Vergleiche zu einer Figur des berühmten dänischen Märchendichters: „Wie Hans Christian Andersens Märchenfrau, die durch all die Matratzen hindurch, auf deren oberster ihr das Nachtlager bereitet wurde, dennoch die kleine Erbse spürte; nur dass da etwas war, was sich durch alle Dämpfungen hindurch mitteilte. Das war der Test, der sie als ‚echte‘ Prinzessin erwies.“ Schöner hätte der Autor sein eigenes Vorhaben kaum in Worte fassen können. Wo manche Musik-Geschichtsschreiber nur Erbsen zählen oder versucht sind, die Prinzessin auf den Boden der Tatsachen zu holen, da geht Christoph Türcke ganz weit zurück. Er horcht wie mit einem Prinzessinnengehör tief hinab zum Ursprung der Musik, tief hinein in die Ur-Geschichte des Menschen. Nicht umsonst nennt er sein Vorhaben eine „musikarchäologische Expedition“. Und er zeigt dabei, wie in musikalischen Kunstwerken archaische Grundstrukturen und uralte mentalitätsgeschichtliche Traditionen fortwirken. Warum klingt der Doppelschlag bei Mahler nicht banal? Zum Beispiel bei Gustav Mahler. Da stößt uns Christoph Türcke auf eine an sich ganz lapidare Verzierungsfigur, den Doppelschlag: vier Töne, die einen Grundton umkreisen . Etwa im „Lied von der Erde“, aus Mahlers Spätwerk: „Warum klingt der simple Doppelschlag bei Mahler nicht banal? Warum mutet er an wie eine archaische rituelle Formel, die ‚von weit, weit her‘ kommt und den Komponisten lediglich zu ihrem Mundstück erwählt hat?“, fragt Türcke. Er kommt zu folgendem Schluss: „Offenbar weil diese simple Figur […] tatsächlich Ältestes chiffriert: den Namen. Wenn Opferkollektive ihre Auserwählten umringten und überwältigten, so übertönten und umkreisten sie deren Schreien zugleich durch […] das Namenstremolo. Mit dessen Dehnung und Ausgestaltung zur Klage begann Musik.“ So begann auch Mahlers eigener Weg als Komponist – nämlich mit der Kantate „Das klagende Lied“. Christoph Türcke durchleuchtet auch sie, die auf dem Märchen „Der singende Knochen“ beruht, der wundersamen Geschichte einer Knochenflöte, die nah angesiedelt ist am Ursprung der Musik. In der Figur des Doppelschlags wird sich, laut Türcke, in Mahlers späteren Werken alle Klage bündeln und zusammenziehen. In seinem Opus 1 erscheint sie noch zu einem ganzen, klagenden Lied ausgedehnt. Nähe von Mahler zu ältesten Knochenflöten „Der Spielmann schnitzt den Knochen zur Flöte, setzt an – und bläst ein Lied, das nicht seines ist, sondern ihn mit unwiderstehlich fremder Macht aus der Vergangenheit überkommt“, so Türcke. „Wie weit sind Mahlers atemberaubende Tonlagen von den ältesten Knochenflöten aus der Schwäbischen Alb entfernt, und wie nah sind sie ihnen doch!“ Nur eine Musik, die sich in dem wörtlichen Sinne aufrührerisch zur Vergangenheit verhält, dass sie unerledigtes Altes wieder aufrührt, hat die Kraft für Neues. Unerhört Neues muss nicht zwingend besonders dissonant klingen. Entscheidend ist, dass es „von weit, weit her“ kommt; ob aus versunkener Vergangenheit oder unentdeckter Zukunft ist beim ersten Hören oft kaum entscheidbar. Quelle: aus „Philosophie der Musik“ von Christoph Türcke So auch in Mozarts „Zauberflöte“. Auch in ihr entdeckt Christoph Türcke Rückgriffe auf Uraltes, Ur-Menschliches. Dann etwa, wenn dem Naturburschen Papageno zur Strafe ein Schloss um die Lippen gehängt wird. Der kann daraufhin weder sprechen noch recht singen: „Dies verhinderte Singen im Andeutungsmodus wirkt ebenso anrührend wie komisch“, erklärt Türcke. „ Es ist in einen vormenschlichen Zustand zurückversetzt, wo es noch nicht eigentlich Melodie, sondern gerade noch Naturlaut ist, der […] fernste Vergangenheit nachklingen lässt: jene Artikulationsweise, die den Hominiden einst durch aufrechten Gang und abgesenkten Kehlkopf zuteil wurde: das Hmmmmm. “ Diese Lektüre ist eine lohnende Herausforderung Überraschende Einsichten wie diese machen die Lektüre dieser „Philosophie der Musik“ zu einem echten, inspirierenden Erlebnis. Wie oft bleibt die Deutung von Musik im enggesteckten Rahmen rein musikgeschichtlicher Erklärungsmuster hängen oder verpufft im Klein-Klein musiktheoretischer Analyse. Nicht so bei diesem Autor: Noch in einigen herausragenden Beispielen des Jazz, der Rock- und Popmusik erkennt Christoph Türcke Spuren und Strukturen frühester Menschheitsgeschichte und macht damit hellhörig für das, was sich in der Musik geschichtet hat an Jahrtausende alter Geschichte. Ein monumentales Buch von knapp 500 Seiten Umfang, geschrieben in einer wohltuend eleganten Sprache, die auch immer wieder dem Staunen des Autors Ausdruck verleiht . Das sind keine Selbstverständlichkeiten bei einem Vertreter der akademischen Zunft. Wer Christoph Türckes „Philosophie der Musik“ liest, der nimmt zweifellos eine Herausforderung an, wird aber reich belohnt. Und kommt dem Geheimnis der Musik vielleicht sogar einen kleinen Schritt näher.…
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Mein Hals-Nasen-Ohren-Arzt meinte einmal, ich hätte Stimmbänder wie Drahtseile. Davon abgesehen, dass Sie sich jetzt selbst überlegen können, ob das ein Kompliment war oder nicht, war dies als auftretender Künstler fast 30 Jahre lang eine Art Berufsunfähigkeitsversicherung für mich. Trotz 150 Auftritten im Jahr hielt meine Stimme immer durch. Bis zum letzten Winter. Da erwischte auch mich mal eine Stimmbandentzündung. Und abgesehen davon, dass ich auf der Bühne für zwei Wochen klang wie der uneheliche Sohn von Tom Waits, hatte ich ja noch Glück im Unglück: Ich musste ja nur sprechen. Was, wenn ich statt Satiriker Sänger geworden wäre? Ich hörte ja, wie die hohen Vokale meiner Sätze wegbrachen und jeder kunstvoll rhythmisierte Satz wie eine zerkratzte Schallplatte holperte und sprang. Gewaltiger Respekt vor Bühnen-Sängern Und jetzt eine kleine Beichte: Ja, ich habe, trotz meiner begrenzten Musikalität, auch schon auf der Bühne gesungen. Als Schauspieler, z.B. in „My Fair Lady“ oder der „Dreigroschenoper“. Gut, bei Kurt Weill könnte man jetzt ketzerisch sagen, sind auch schiefe Töne mit eingepreist, aber spätestens seit diesen Bühnenerfahrungen habe ich gewaltigen Respekt vor Menschen, die auf der Bühne singen. Auch inhaltlich manchmal. Denken Sie an Sätze aus Wagners Werken wie: „Erquickung schaff ich. Labung biet ich dem lechzenden Gaumen. Wasser, wie du gewollt!“ Das kann ich gerade mal sprechen, aber singen? Unvorstellbar! Zähneputzen für vollmundigen Klang Und ich frage mich, was Sänger tun, um ihre Stimmen fit und geschmeidig zu halten. Enrico Caruso wird nachgesagt, er hätte sich vor einem Auftritt sehr ausgiebig die Zähne geputzt, Alice Cooper isst haufenweise Lakritz, Mariah Carey nur lila Lebensmittel, soviel Aufwand für eine bessere Stimme. Gut, es gab auch noch die Tradition der Kastratensänger, die auf sehr viel mehr verzichten mussten. Das ginge mir persönlich aber doch zu weit. Unsere Stimme ist einzigartig Als beruflich Sprechender frage ich mich ja immer wieder, wie meine Stimme auf andere Menschen wirkt. Mehr noch: Wie meine Sprache auf andere wirkt. Das Deutsche, dem ja nicht immer ein besonders betörender Klang nachgesagt wird. Aber so geht es uns ja auch mit uns unbekannten Sprachen. Klingt Japanisch nicht immer ein wenig wütend? Sprechen alle Italiener in schnellem Vorlauf? Und finden Sie nicht auch, dass selbst die fröhlichsten Sätze im Russischen klingen, als wäre ihr Sprecher von tiefer Melancholie gebeutelt? Die Sprachen der Welt klingen auf uns so unterschiedlich wie die Stimme jedes Einzelnen. Selbst der gewiefteste Stimmenimitator der Welt wird durch ein Spektrogramm entlarvt, so einzigartig sind Artikulation, Tonhöhe, Farbe und Rhythmus unserer eigenen Stimme. Sie macht uns zu etwas Einzigartigem wie der Finger- oder Ohrabdruck. Wenn wir ganz ehrlich sind, müssen wir Menschen aber dennoch erkennen, dass wir auch in Sachen Stimme nur zweitklassig sind. Vögel zum Beispiel können bis zu drei Töne gleichzeitig singen. Das hat nicht mal die Callas hingekriegt.…
Edith Wiesmüller spricht mit Malte Hemmerich über ihre Erfahrungen als Musiktherapeutin in der Arbeit mit traumatisierten Menschen. Ob die Musik ihnen nicht nur helfen, sondern sogar gefährlich werden kann und welche besondere Kraft die Musik von Johann Sebastian Bach hat, das verrät Edith Wiesmüller im Gespräch.…
„Sie sind unser Mensch!“: Mit diesem Satz begann einst die Zusammenarbeit zwischen dem Bariton Benjamin Appl und dem Komponisten György Kurtág . Der Satz stammt von Márta Kurtág. Jetzt hat Appl ein neues Album veröffentlicht und widmet es dem legendären Musiker-Ehepaar. Lieder von Kurtág und Schubert finden sich darauf. Bei zweien, ganz am Schluss, sitzt der heute 99-jährige Komponist sogar selbst am Klavier.…
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1 Bye-bye Baden-Baden – Walter Küssner von den Berliner Philharmonikern zu den letzten Osterfestspielen 38:22
Die Osterfestspiele 2025 stehen in Baden-Baden auch im Zeichen des Abschieds: Es werden die letzten Festspiele mit den Berliner Philharmonikern sein. Walter Küssner ist seit 1989 Bratschist und zudem Archivar bei den Berliner Philharmonikern und blickt im Musikgespräch auf die vergangenen Jahre des Spitzenorchesters in Baden-Baden zurück.…
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Im Berlin der 1920er- und frühen 1930er-Jahre war Hanns Eisler einer der führenden kreativen Künstler-Köpfe, auch später im amerikanischen Exil. Bekannt geblieben ist Eisler vor allem als Komponist der DDR-Nationalhymne, dabei haben ihn auch seine Lehrjahre bei Arnold Schönberg wesentlich geprägt. Jetzt hat der Pianist Steffen Schleiermacher eine Aufnahme mit Eislers Klavierwerken vorgelegt.…
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Es gibt mindestens fünf verschiedene Josephine Bakers: die hungernde Straßengöre von St. Louis, das schwarze Sex-Symbol im Bananenröckchen, die „Familien-Josephine“ mit ihrer vielen Adoptivkindern, die Freiheitskämpferin und natürlich: „La Baker“, die Diva. Das Sex-Symbol Sie ist schrecklich. Sie ist hinreißend. Ob sie schwarz ist oder weiß, ob sie Haare oder einen schwarzbemalten Schädel hat, niemand weiß es. Quelle: Schriftsteller Maurice Sauvage So zitiert Maurice Sauvage in einer von insgesamt fünf Autobiografien einen Premieren-Besucher der „Revue nègre“ vom 2. Oktober 1925 in Paris. Ein 19-jähriges Broadway-Sternchen kann darin, so heißt es in einer Zeitung von Oktober 1925 „ihren Körper nahezu unbegrenzt verrenken und dazu Schielaugen machen.“ Es ist das Publikum, das Stielaugen macht – mit wenig auf ihrer dunklen Haut triggert eine Tänzerin, was unter der hellen ihres Publikums liegt: kolonialistische Sehnsüchte nach Sinnlichkeit und Sex, Urwald und Exotik – gefeiert als Göttin, begafft wie ein Tier. Aufgeregte Öffentlichkeit Josephine Baker zieht gegen Voyeure blank, Presse und Publikum loben und toben; hier stellvertretend der französische Autor Pierre de Régnier: „Dieser Tanz von seltener Unanständigkeit ist ein Triumph der Geilheit.“ In Wien gibt es Gottesdienste gegen Josephine Bakers Auftritte, in Argentinien präsidiale Verfügungen dafür – auf einem Bananenröckchen baut die Tänzerin eine Weltkarriere auf, komplettiert sich durch Gesangs- und Schauspielunterricht zur bestbezahlten Entertainerin der Alten Welt. In den Berliner Magazinen und Zeitungen stand, ich sei eine Gestalt des zeitgenössischen deutschen Expressionismus, des deutschen Primitivismus und so weiter ... Sie sind schon witzig. Quelle: Josephine Baker in ihren Memoiren Die Stil-Ikone Josephine Baker wird zur Stil-Ikone: Paul Colin, Raoul Dufy und Kees van Dongen malen sie, Cocteau und Covarrubias entwerfen Bühnenbilder und Kostüme, Adolf Loos gleich ein ganzes Haus für sie. Henri Matisse hängt einen lebensgroßen Scherenschnitt von ihr in seinem Schlafzimmer auf. Alexander Calder baut sie als Drahtfigur, Charlotte Perriand designt eine Möbelserie nach ihrem Haarschnitt. Dazu Maurice Sauvage in Bakers Memoiren: „Josephine Baker verkörpert etwas Außergewöhnliches, und ihr Erfolg stellt etwas ebenso Außergewöhnliches dar – diese besondere intuitive Lebendigkeit und Intelligenz, mit der sie sich immer auf wunderbare Weise anzupassen wusste, ohne sich je zu unterwerfen.“ Kampf gegen Rassismus Im Krieg spioniert Josephine Baker für die Résistance, macht öffentlich Truppenbetreuung, versteckt Waffen und Flüchtlinge, erhält mehrere Orden, doch später sagt sie: „Als ich die Freiheitsstatue am Horizont verschwinden sah, wusste ich: Jetzt bin ich frei!“ 1936 und 1951 wird sie auf US-Tourneen rassistisch angefeindet. 1963 spricht Josephine Baker vor 200.000 Menschen beim Marsch auf Washington, direkt vor Martin Luther Kings berühmter „I Have a Dream“-Rede: „Dies ist der glücklichste Moment meines ganzen Lebens“ Mit zwölf Adoptiv-Kindern aus aller Welt setzt Baker Rassismus ein starkes Statement entgegen. Geldsorgen Für diese Kinder braucht sie aber Geld. Immer wieder von der Pleite bedroht und 1964 endgültig aus ihrem Schloss in der Dordogne vertrieben, muss sie immer wieder auf die Bühne. Ich habe dieses künstliche Leben satt, das grelle Scheinwerferlicht. Als Bühnenstar habe ich mich niemals wohlgefühlt. Quelle: Josephine Baker Die Diva Gleichzeitig aber ist sie „La Baker“, die Diva, die etwa 1950 den Hamburger Konzertveranstalter Kurt Collien strapaziert: „Ich stand gestern mit meinen Blümlein am Flughafen – wer nicht ausstieg, war Josephine Baker! Dann rief ich sofort Paris an: Sie führe mit dem Nachtzug, das sei angenehmer. Wir stehen heute früh wieder am Bahnsteig 4 – Josephine Baker ist nicht da! Wir hatten vereinbart in der vorigen Woche telefonisch, dass heute früh um elf Uhr die Proben sein sollten. Punkt viertel vor elf fährt sie mit einem Wagen vor – da ist sie diese 1.000 km von Paris heute Nacht durchgefahren: ‚ Ich habe vier entzückende, zauberhafte neue Kleider mitgebracht. ' “ 20.000 Menschen bei Beerdigung Am 8. April 1975 begeht Josephine Baker in der Pariser Music Hall „Bobina“ ein letztes Comeback. Der französische Staatspräsident Giscard d‘Estaing schickt ein Glückwunschtelegramm, die Presse lobt: „Josephine Baker scheint die Schönheit und die Vitalität der Jugend gepachtet zu haben.“ Vier Tage später ist die 69-Jährige tot – ein Schlaganfall. 20.000 Menschen geben ihr das letzten Geleit. 46 Jahre später, am 30. November 2021, wird Josephine Baker in die französische Ruhmeshalle, den Panthéon, aufgenommen.…
Mit lauter und rythmischer Musik zum Erfolg „Studien belegen, dass Parkinson-Betroffene beweglicher werden, wenn sie nur zehn Minuten lang laute, rhythmische Musik hören“, sagt Professor Stefan Mainka. Der Musiktherapeut und Rehabilitationswissenschaftler arbeitet in einer Parkinson-Fachklinik in Brandenburg und berichtet am Welt-Parkinson-Tag über die erstaunlich positiven Effekte von Musik in der Parkinson-Therapie.…
Die erste Gesamtaufnahme Alessandro Scarlatti steht heute etwas im Schatten seines hochbegabten Sohnes Domenico, der als Genie der Cembalo-Sonate in die Musikgeschichte einging. Doch auch der Vater konnte komponieren und schrieb im ersten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts in Rom, wo damals die Oper verboten war, zahlreiche Oratorien. Unter ihnen ist auch „Il Giardino di Rose“ – „Der Rosengarten“, von dem jetzt die erste Gesamtaufnahme erschienen ist. SWR-Kultur-Kritikerin Susanne Benda hat sich sofort in die Musik verliebt.…
Crossover zwischen Klassik und Rap Mihalj Kekenj ist seit 2008 erster Konzertmeister bei den Bergischen Symphonikern. Doch neben der klassischen Musik hat er eine besondere Leidenschaft für den Hip-Hop. Ein striktes Trennen kam für ihn nicht in Frage, im Gegenteil, während sich andere vor dem Begriff „Crossover“ scheuen, sieht Kekenj genau darin seine Aufgabe. Auf der Bühne wird die barocke Musik von fünf Streichern und einer Cambalistin mit Rap von Samy Deluxe kombiniert. Das Kennenlernen zwischen Kekenj und dem Hamburger Rapper fand bei einem Konzert in Potsdam statt, bei dem Kekenj das Babelsberger Filmorchester dirigierte. Samy Deluxe war mit der Arbeit von Kekenj als Arragneur vertraut, die Idee einer gemeinsamen Tour entstand. Dann haben wir uns irgendwann in den Bergen drei Tage auf Schloss Elmau eingeschlossen und haben miteinander geprobt. Und dann ging es auf Tour. Quelle: Miki Kekenj, Geiger und Leiter des Takeover Ensembles Neues Publikum Die Tour mit Samy Deluxe ist nicht die erste ihrer Art,. Bereits seit elf Jahren touren Kekenj und sein Ensemble mit verschiedensten Künstlerinnen und Künstlern durch Deutschland. Bei der Tour mit Samy Deluxe bestehe das Publikum vor allem aus Hip-Hop-Fans, erklärt Kekenj. Für die Konzerthäuser bieten die Konzerte eine Gelegenheit, sonst fremdes Publikum in die Welt der Klassik einzuführen, denn die Konzerte finden fast ausschließlich in klassischen Konzertsälen statt, Zwei Drittel der Besucherinnen und Besucher seien zum ersten Mal in derartigen Sälen, erzählt Kekenj, der stets beim Publikum nachfragt. Höreindruck: Medley zur Tour mit Samy Deluxe und dem Takeover Ensemble…
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Wie kann Nachhaltigkeit in der Kultur gelebt werden? Dieser Frage haben sich Anfang April die Tage der Nachhaltigkeit in Karlsruhe gewidmet. Kultureinrichtungen aller Sparten beteiligten sich – mit Diskussionen, Konzerten, Mitmachaktionen, einem CO₂-neutralen Opernprojekt und einem Sinfoniekonzert, das die Bedeutung der Ozeane zelebrierte.…
In den USA höhlt Donald Trump gerade in Rekordzeit die Demokratie aus. Unterstützen Künstlerinnen und Musiker diese Politik, wenn sie jetzt noch zu Gastspielen in die USA reisen – oder sollte man das Land als Ganzes boykottieren? Es ist ein brennender Diskurs.
Am 8.4. spielt ein Jazz-Star in Mainz: die Saxofonistin Melissa Aldana tritt im Kulturclub SchonSchön mit einem Exzellenz-Projekt vom Jazz-Campus Mainz auf: das Gutenberg Jazz Collective. Eine handvoll junge Musikerinnen und Musiker kommt an der Musikhochschule in Mainz zusammen und arbeitet dort gemeinsam mit international renommierten. Konrad Bott war vor Ort.…
Franz Liszt, Johannes Brahms, Béla Bartók, Zoltan Kódaly oder Johann Strauss Junior, sie alle wären ohne sie deutlich ärmer: Ohne Sinti und Roma gäbe es keinen Gypsy-Swing und keinen Flamenco, keine Balkan-Brassbands und weitaus weniger slawische Balladen, keine cubanische Rumba, keine Saz und keine Marianne Rosenberg. Henry Altmann über die Aorta des musikalischen Transports, die Musik der Roma und Sinti.…
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Treffpunkt Klassik

Der Lehrermangel trifft den Musikunterricht besonders hart. Doch warum fehlt der Nachwuchs? Eine Hürde könnten die Eignungsprüfungen sein. Doch Prof. Dr. Jürgen Oberschmidt, Präsident des Bundesverbands Musikunterricht, kann hier Entwarnung geben: Nicht jedes Studium ist hinter diesem möglichen Hindernis verborgen. Im Musikgespräch gibt er weitere Tipps für Unentschlossene.…
„Silence is Golden“ – so heißt das neue Album von Sarah Maria Sun, und es gehört schon eine ordentliche Portion Selbstironie dazu, als Liedsängerin sein Album so zu nennen, „Schweigen ist Gold“. Sängerin Sarah Maria Sun ist mit Selbstironie ebenso reich gesegnet wie mit einem unstillbaren Durst nach Neuem – mehr als 400 Uraufführungen hat sie bereits gestemmt und es werden stetig mehr. Auf dem Album, das sie mit ihrem Klavierpartner Jan Philipp Schulze und dem Klarinettisten Kilian Herold aufgenommen hat, ist auch wieder eine Ersteinspielung dabei – vor allem aber: Jede Menge musikalischer Klamauk. Unser Autor Thilo Braun findet: Wertvoll und inspirierend.…
Das Nationaltheater Mannheim wagt ein Experiment: Goethes „Faust“ in einer Übersetzung in leichte Sprache – das heißt in einer um Verständlichkeit bemühten Text-Version. Dabei wird aber auch ganz viel Musik eingesetzt, sie spielt eine zentrale Rolle.
Die Rhythmikgeragogin Monika Mayr beschäftigt sich alltäglich mit Demenz und Musik. Wie viel kann Musik beitragen, um Demenz zu bekämpfen und was macht eine Rhythmikgeragogin grundsätzlich? Die Rhythmikerin unterhält sich mit Jörg Lengersdorf über ihren Beruf, was Angehörige zuhause mit Musik gegen Demenz tun können und weshalb das aktive Musizieren kein Heilmittel aber doch eine ernstzunehmende Maßnahme zur Hemmung der Krankheit ist.…
Die Schriftstellerin und Performerin Mara Genschel geht für SWR Kultur den versteckten Gefahren der klassischen Musik nach. Bei ihrer Spurensuche ist sie nun beim Buchstaben D angekommen.
Jodeln auf See Selten ist die Rede vom Jodeln auf See, denn die Dirigentin, Komponistin, und professionelle Jodlerin Anita Biebl begeistert 200 singfreudige Menschen aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz auf einer Fähre zwischen Travemünde und Helsinki. Gemeinsam steht man auf dem Hubschrauberlandeplatz unter wolkenlosem Himmelszelt und lässt die Welt hinter sich und einfach mal los, so wie es beim Jodeln sein soll Und das ist ja beim Jodeln auch, man ruft was raus, man lässt was los, man geht aus seiner Komfortzone raus, zeigt sich mutig und macht einen Freudenruf oder so und das passt halt hier auch sehr gut. Freudenrufe oder so und das passt halt hier auch sehr gut. Quelle: Anita Biebl, Dirigentin, Komponistin und professionelle Jodlerin Im Frühjahr und im Herbst wird die Fähre zwischen Deutschland und Finnland mehr und mehr auch zum Kulturtransfer, doch Ausgangspunkt ist und bleibt die Freude am Instrument Stimme. Das Repertoire reicht vom Jodeln, zu Popsongs, über Stimmbildung, zu Schlagern und Shantys. Flashmob in Helsinki Die Einladung zum Singen aus voller Kehle für die Seele von Patrick Bopp ist vielen an Bord aus dem Raum Stuttgart, Ulm und Tübingen vertraut und einer der Gründe an Bord zu sein – andere folgen zunächst skeptisch in den Speisesaal umgeben von Fenstern und somit mit freier Sicht auf die See. Nach wenigen Minuten schmettern auch die zunächst zögerlichen Gäste vergnügt Schlager und Evergreens - für den bevorstehenden „Singen auf See-Flashmob“ in Helsinki plant der routiniert improvisierende Sänger nichts geringeres als eine finnische Polka. Ich glaube, genau diese vermeintliche Überforderung bringt einen dazu, man muss einfach die Kontrolle aufgeben und dann sind Dinge möglich, die man eben nie hätte ansteuern können. Und das sind so diese Glücksmomente. Das kann man ja auf alles Mögliche übertragen, nicht nur auf Sprache und Singen, sondern auf Lebenssituationen noch und nöcher. Quelle: Patrick Bopp, Sänger 206 Sängerinnen und Sänger bringen ein aussagestarkes Programm an Land in Helsinki auf die Treppenstufen vor den Dom – einen alpenländischen Jodler, besungenes Menschenrecht und eine finnische Polka – vier Tage singend auf See – vier Stunden in Helsinki – dann zurück bei strahlend blauem Himmel, sternklaren Nächten und einem Hauch von Nordlichtern – das wirkt tatsächlich so, als sei man vorübergehend in einer anderen - in einer unsagbar wohltuend stimmigen Welt gewesen, was sicherlich lange nachklingen wird.…
Max Hertlein baut im Vogtlandkreis Trompeten. Doch nicht irgendwelche Trompeten, sondern allergikerfreundliche Trompeten, ohne Blei und ohne Nickel. Wie es zu diesem besonderen Instrument gekommen ist und warum es sogar besser klingt als herkömmliche Trompeten, erklärt er im Musikgespräch.
Mehr Frauen auf Professuren – das ist das Ziel an allen Musikhochschulen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz. Zwar hat sich viel getan in den vergangenen Jahren, aber an eine Parität von Fifty-fifty ist bei weitem nicht zu denken. Wann wird sich der hohe Frauenanteil unter den Studierenden auch in den Professuren widerspiegeln? Sven Scherz-Schade hat sich für SWR Kultur an Musikhochschulen im Sendegebiet umgehört.…
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Einer der letzten Kastraten auf den Opernbühnen des 19. Jahrhunderts war der Italiener Giovanni Battista Velluti. Ihm hat jetzt der argentinische Countertenor Franco Fagioli ein Album gewidmet: „The last Castrato“. SWR-Kritiker Manuel Brug meint: „Mit 43 Jahren ist bei Fagioli allerdings schon ein wenig der Countertenor-Lack ab.“…
Die MaerzMusik, das Berliner Festival für Neue Musik, steht in diesem Jahr mehr denn je im Zeichen der Gegenwart. Es widmet sich bis 30. März „soziopolitischen, kulturellen und ökologischen Dringlichkeiten“ und fragt nach neuen Wegen des Zusammenlebens. Im Gespräch mit SWR Kultur berichtet SWR-Musikredakteurin Lydia Jeschke vom Festival-Auftakt.…
In der ARD Mediathek gibt es nicht nur Livemittschnitte von Konzerten der ARD-Klangkörper, sondern auch Playlists und stilvoll in Szene gesetzte Studioproduktionen – neuerdings auch zehn kurze Videos mit herausragenden jungen Pianist*innen in einem bunt ausgeleuchteten Studio: „Next Generation Piano“. Warum diese Produktion klanglich und visuell besonders ansprechend geworden sind, erläutert Ulrich Wiederspahn vom ARD-Klassik-Team.…
Sie kommen aus der Stuttgarter Musikhochschule, und ihr Name „Calens“ verweist bereits auf ihr künstlerisches Credo: „leidenschaftlich brennend“. Die jungen Musiker*innen des Calens Vokalensembles singen erst seit 2022 zusammen, gewannen aber beim renommierten A-cappella-Wettbewerb in Leipzig bereits mehrere Preise. Eva Pobeschin über die bisherige Erfolgsgeschichte des jungen Ensembles.…
Stuttgart ist schon lange eine multikulturelle Stadt. Seit 2010 gibt es dort auch das „Orchester der Kulturen“. Was zunächst mit überwiegend türkischen Instrumenten begann, bringt inzwischen Musiker*innen aus aller Welt zusammen. Am 21. März feiert das Orchester das Release seines neuen Albums „Das Lied“ mit einem Konzert in der Stuttgarter Liederhalle. Sophie-Caroline Danner hat mit dem Orchestergründer Adrian Werum über das neue Album gesprochen.…
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Weltersteinspielung Es gibt Kompositionen, die der Komponist selbst nie gehört hat. Das gilt keineswegs nur für Beethoven. Zum Beispiel die Ouvertüre in a-Moll geschrieben von Georges Bizet – aber er hatte kein Orchester dafür. Diese verschollene Ouvertüre von Georges Bizet tönt romantisch in a-Moll, sie ist ausufernd mehrteilig wie eine Opernouvertüre und liegt jetzt erstmals in einer Einspielung vor, mit dem „Orchestre National de Metz Grand Est“ unter Leitung von David Reiland. Vermutlich ist sie ein Jugendwerk. Doppel-Jahrestag Bizet begann seine Laufbahn früh, er war so etwas wie ein Wunderkind. Mit neun Jahren nahm man ihn, per Sondergenehmigung, auf am Pariser Konservatorium. „Talent ist nicht abhängig vom Alter“, schreibt Alexandre Dratwicki, der musikwissenschaftliche „Mastermind“ vom Palazzetto Bru Zane, im Vorwort zu der brandneuen Bizet-Box dieser Stiftung – ediert zum 150sten Todestag des Komponisten, zugleich aber auch zur Feier der 150sten Wiederkehr der Uraufführung der Oper „Carmen“. Das war zeitlebens der größte Erfolg von Bizet gewesen. Manche behaupten sogar: Der einzige. Was nicht ganz zutrifft! Zum Beweis könnte „ La marguerite a fermé sa corolle! “ dienen. Diese Arie, im Stil eines Boleros, gilt als ein Paradestück für alle Soprane. Schon Erna Sack hat sie gesungen, Joan Sutherland, Cecilia Bartoli. Das Stück „Vasco de Gama“, woraus dieser Hit stammt, blieb allerdings unbekannt. Hervorragende Besetzung „Vasco de Gama“ ist eine symphonische Ode. So nannte der zweiundzwanzigjährige Georges Bizet dieses bizarre Machwerk. Es ist eine Kreuzung zwischen Oratorium und Konzert, mit Sturm-Musik und Gebet, bestens geeignet für die Bühne. „ Vasco de Gama“ wurde vom Palazzetto Bru Zane komplett ersteingespielt und hervorragend besetzt: Melissa Petit singt die Sopranpartie, der Tenor ist Cyrille Dubois. Ein weiterer fürs Theater zu entdeckender Einakter, ebenfalls hier ersteingespielt, heißt „Clovis et Clothilde“. Damit gewann George Bizet achtzehnjährig den Prix de Rome. Teile daraus hat er später in seinen „Perlenfischern“ recycelt. Ein Tipp für die Opernhäuser und Festivals Schließlich: „Djamileh“, noch ein Einakter, nach einem Stoff von Alfred de Musset. Bizet selbst hat von diesem Werk behauptet: Damit habe er endlich seinen „eigenen Weg“ gefunden. Die Opéra Comique „Djamileh“ war ein Schlüsselwerk für Bizet. Sie sei, sagte er, sein Durchbruch zu „Carmen“ gewesen. Sie ist auch das Herzstück dieser vierteiligen Bizet-Edition und die erste Aufnahme mit historischen Instrumenten. Und in ihrer Wucht und Farbigkeit hoffentlich ein Ansporn für die Opernhäuser und Festivals, zuzugreifen. Raritäten aus der Hand eines Meisters Sieben Ersteinspielungen von verschollenen Werken Georges Bizets bietet diese längst überfällige Edition. Alle übrigen auf den vier CDs präsentierten Stücke sind aber ebenfalls Raritäten. Ich habe Ihnen heute vor allem die für die Bühne bestimmten und geeigneten Werke vorgeführt. „Chromatische Variationen“ hat Georges Bizet, zum Beispiel, eine düstere Studie für Klavier genannt. Sie zeugt von der pianistischen Exzellenz dieses Komponisten, der zu seiner Zeit in Paris auch als Salontastenlöwe herumgereicht wurde. Aber sie zeugt auch von seinem Mut zum Experiment. „Diese Musik“, sagte sein Mentor und Freund Antoine Marmontel, „ist geschrieben von der Hand eines Meisters.“ Genau, so ist es, dem ist nichts hinzu zu fügen.…
Jakob Bänsch ist Jazztrompeter und hat letztes Jahr, mit Anfang 20, den deutschen Jazzpreis gewonnen. Vor kurzem ist sein zweites Album „All the Others“ erschienen. Welche Held*innen er dort vertont und warum er vor allem im Schwarzwald komponiert, berichtet er in SWR Kultur.
Was aber kaum jemand weiß: 2025 ist nicht nur Strauss- sondern auch Salieri-Jahr. 1825, also vor 200 Jahren starb der italienische Wahlwiener in der Donaumetropole, am Zentralfriedhof ist er auch begraben. Zu diesem Anlass wurde – parallel zum Strauss-Jahr – auch ein musikalisches Salieri-Jahr ins Leben gerufen. Parallel dazu ist ein neues Buch im Böhlau Verlag erschienen, das zur „Neuentdeckung eines Verkannten“ einlädt. Andreas Maurer hat es gelesen.…
Eine selbstgerechte Pose? „Das wird den Ami aber wurmen.“ So lautete der Kommentar eines Münchner Musikkritikers, als bekannt wurde, dass der Geiger Christian Tetzlaff aus Protest gegen die Politik von Donald Trump seine geplante USA-Tournee abgesagt hat. Ich fühlte mich wie ein Kind, das einen Horrorfilm sieht. Quelle: Geiger Christian Tetzlaff über die derzeitige politische Situation in den USA Dieser sarkastische Kritiker ist übrigens kein konservativer Knochen, eher ein linksliberaler Feingeist. Hat er Recht? Ist eine Entscheidung wie die von Tetzlaff sinnlos, ist es vielleicht bloß selbstgerechte Pose, als klassischer Musiker das Trump-Amerika zu boykottieren? Ein Konzert in Deutschland: Tetzlaff spielt Mozart Eine Ameise würgt einen Elefanten Einerseits ja: sinnlos. Nämlich dann, wenn man meint, es fiele messbar ins Gewicht. Es gibt den Witz von einem Elefanten, der in einen Ameisenhaufen trampelt: Eine Ameise schafft es bis auf den Rücken des Elefanten und krabbelt ihm in den Nacken, da rufen die anderen Ameisen von unten: „Los, Charly, würg ihn!“ Ähnlich groß dürfte der Eindruck sein, den die Absage eines klassischen Musikers auf einen Präsidenten-Bully macht, der bekannt dafür ist, dass er niemals ein Buch liest. Andererseits ist auch die Klassiknische, so gering ihr politisches Gewicht sein mag, eine heftige Kampfzone. Solidarität mit den amerikanischen Künstlern Trump hat direkt zu Beginn seiner neuen Präsidentschaft auf das Washingtoner Kennedy-Center zugegriffen, dort den fanatischen Kulturkämpfer Richard Grenell als neuen Interimsdirektor installiert: Man will den Klassiktempel von allen linken oder sogenannten woken Impulsen reinigen. Die berühmte Sopranistin Renee Fleming hat sich aus Protest gegen diese rechte Cancel culture als Beraterin zurückgezogen. Eine Entscheidung wie die von Tetzlaff, derzeit nicht in den USA aufzutreten, kann man also auch als Akt der Solidarität mit den amerikanischen Künstlern verstehen, die von Trump zu Feinden des Volkes erklärt werden. Keinen Penny Steuern für das neue Amerika Außerdem gibt es einen ganz konkreten Aspekt: Tetzlaff verwies auf die Steuern, die von seinen Gagen an den amerikanischen Staat abgehen. Auch wenn es für die dortige Milliardärs-Oligarchie nur Peanuts sein mögen, will Tetzlaff das, was der Welt von diesem neuen Amerika droht, mit keinem Penny unterstützen. Und nicht zuletzt mag es auch der eigenen Psycho-Hygiene dienen: keine Teilnahme an irgendeiner Normalitäts-Simulation. Auch das ist legitim. Im Übrigen sind die Kommentare amerikanischer Zeitungsleser in sozialen Medien zu der Tetzlaff-Nachricht überwiegend positiv. Lisa Batiashvili glaubt noch an das gute Amerika Klar, die New York Times-Leser sind das Gegenteil von Trump-Klientel. Aber sie bewerten Tetzlaffs Entscheidung als Zuspruch zu ihrer eigenen Gegenwehr. Auch diese Menschen sind, lieber Herr Musikkritiker, „der Ami“. Im Kennedy-Center wurde übrigens gerade der Vizepräsident J. D. Vance, der dort aufkreuzte, vom Publikum ausgebuht. Auch sowas zeigt, dass die USA natürlich längst nicht an den Autoritarismus verloren sind. Die georgische Geigerin Lisa Batiashvili sagte kürzlich im Interview mit dem Musikmagazin VAN , sie glaube, dass es Amerika gelingen werde, sich das Gute wieder zurückzuholen. Deshalb lehnt sie für sich einen USA-Boykott ab. Sie beharrt auf dem Unterschied zwischen den abgedrifteten USA und absoluten Diktaturen wie Russland oder China, wo Tetzlaff natürlich auch nicht auftritt. Nicht die Hoffnung verlieren Ich finde, beide Standpunkte verdienen Respekt: Batiashvilis und Tetzlaffs. Denn beide stehen ja auf der gleichen Seite von Demokratie und Freiheit. Und, auch das ist leider wahr, weder die eine noch die andere Entscheidung wird den Gang der Welt sonderlich beeinflussen, auch zwei, drei oder mehr Charlys werden den großen Zertrampler nicht erwürgen können. Aber darum geht es vielleicht auch gar nicht. Sondern eher darum, dass Millionen Ameisen nicht die Hoffnung verlieren. Da kann auch eine Ameise den anderen Mut machen und ihnen zurufen: Wir sind noch da, und wir leben! Und ganz bestimmt: Irgendwann kippen auch orange leuchtende Horror-Elefanten um, oder platzen vor Hass.…
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Ein anderes Publikum ansprechen Der Countertenor Alois Mühlbacher hat Michael Jacksons Hit „Billie Jean“ in einem neo-barocken Gewand neu interpretiert. Damit will er seine Countertenor-Stimme einem Publikum präsentieren, dass eher nicht in Händel-Opern gehen würde. Woher die Idee stammt, warum das Video dazu im Stift St. Florian gedreht wurde und wie das Projekt weitergeht, erzählt er im Gespräch. Es ist super spannend, was so ein unglaublicher Hit mit einem macht, wenn man ihn ernsthaft musiziert. Da entstehen Emotionen, die man sonst nicht so kennt. Quelle: Countertenor Alois Mühlbacher über seine Interpretation von „Billie Jean“ Mühlbacher Version von „Billie Jean“ auf YouTube…
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