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Die Heiligen Drei Könige - Wahrheit, Legende oder Mythos?

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Wahrheit oder Legende? Den Heiligen Drei Königen auf der Spur. Die christliche Tradition kennt zahlreiche Legenden über die drei Weisen aus dem Morgenland. Gab es sie wirklich? Oder sind sie eine christliche Erfindung? Was wir heute wirklich über die Heiligen Drei Königen wissen können. Autorin: Barbara Schneider

Credits
Autor/in dieser Folge: Barbara Schneider
Regie: Kirsten Böttcher
Es sprachen: Andreas Neumann, Hemma Michel, Stefan Wilkening
Technik: Wolfgang Lösch
Redaktion: Bernhard Kastner

Im Interview:
Simone Paganini (Professorin; für Biblische Theologie an der RWTH, Aachen Aachen);
Manfred Becker-Huberti (römisch-katholischer Theologe und Brauchtumsforscher);
Manuela Beer (Stellvertretende Direktorin am Museum Schnütgen in Köln);
Ansgar Wucherpfennig (Professor für Neues Testament an der Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt);
Jana Steuer (Astrophysikerin)

Das Manuskript zur Folge gibt es HIER.

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Literaturtipps:

Hugo Kehrer, Die Heiligen Drei Könige in Literatur und Kunst, 1. Band, Leipzig 1908.

Hans Hofmann, Die Heiligen Drei Könige, Ludwig Röhrscheid Verlag, Bonn 1975.

Manuela Beer u.a. (Hg), Die Heiligen Drei Könige, Mythos, Kunst und Kult, Hirmer Verlag, 2014.

Claudia Paganini/Simone Paganini, Der große Faktencheck zur Weihnachtsgeschichte, Gütersloher Verlagshaus, 2020.

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Das Manuskript zur Folge:

SPRECHER

Norditalien im Jahr 1162. Seit Monaten belagern die Truppen von Friedrich Barbarossa Mailand. Der Stauferkaiser will seine Macht in Norditalien ausbauen und den Einfluss des römischen Papsttums zurückdrängen. Und so hat sein Heer die für den Papst strategisch wichtige Metropole umstellt.

SPRECHER

Die Soldaten brennen die Getreidefelder rund um Mailand nieder. Sie kontrollieren die Handelswege, so dass keine Lebensmittel mehr in die Stadt geliefert werden können. Die Bevölkerung ist dem Hungertod nahe, letztlich bleibt nur die Kapitulation. Mit fatalen Folgen: Barbarossas Heer marschiert in Mailand ein, brennt die Stadtmauern nieder, verwüstet und plündert die Stadt.

01 ZSP BECKER-HUBERTI

Barbarossa ist 1162 runter nach Italien, hat Mailand belagert und erobert.

SPRECHER

Sagt der katholische Theologe Manfred Becker-Huberti. Er forscht zu Brauchtum und Heiligenverehrung im Rheinland.

02 ZSP BECKER-HUBERTI

Und da man in diesen Zeiten keine Honorare oder Gehälter für seine Soldaten bezahlte, hieß es, dass die anschließend die Stadt plündern durften. Und was bei der Plünderung an Sakralem gefunden wurde, das gehört aber dem Feldherrn. Und genau das ist ein Punkt. Man fand nämlich in einer Kirche versteckt Reliquien der Heiligen Drei Könige.

SPRECHERIN

Wie die Reliquien nach Mailand gekommen sind, liegt im Dunkeln. Der Legende nach soll Helena, die Mutter von Kaiser Konstantin, die Gebeine in Palästina um das Jahr 300 entdeckt haben. Für Barbarossa sind die Reliquien ein Glücksfund. Sie helfen ihm dabei, seinen Herrschaftsanspruch gegenüber dem Papst abzusichern. Wer so wertvolle Reliquien besitzt, so das Denken, braucht keinen Papst mehr, sondern seine Herrschaft ist unmittelbar von Gott eingesetzt. Und so bringt sein Kanzler und Vertrauter, der Erzbischof Rainald von Dassel, den kostbaren Fund 1164 nach Köln, was der Stadt bald eine wirtschaftliche und religiöse Blüte beschert.

03 ZSP BEER

Die Ankunft der Reliquien befördert den Reichtum Kölns und damit sozusagen auch die Voraussetzungen für den Bau der gotischen Kathedrale.

SPRECHER

Manuela Beer ist stellvertretende Direktorin am Museum Schnütgen in Köln. 2014, zur 850-Jahr-Feier der Ankunft der Gebeine in Köln, hat sie eine große Ausstellung zu den Heiligen Drei Königen konzipiert.

04 ZSP BEER

Es kommt ganz viel Geld in die Stadt durch die Pilgerströme, die ziemlich alsbald nach der Ankunft der Reliquien nach Köln ziehen, so dass man auch genötigt war, ein Gehäuse zu schaffen, in dem die Reliquien ansprechend präsentiert werden konnten und den Pilgern die Nähe ermöglicht wurde.

SPRECHER

Nikolaus von Verdun, einer der berühmtesten Goldschmiedemeister seiner Zeit, erhält den Auftrag, einen eigenen Schrein für die Reliquien anzufertigen. Aus allen Ländern der damals bekannten Welt kommen Pilger nach Köln. Aus Belgien, Holland oder Frankreich. Selbst der englische König Edward III. reist an den Rhein, mit wertvollen Geschenken für die Heiligen Drei Könige im Gepäck. Erzbischof Rainald von Dassel spendiert jedes Jahr ein großes Schauspiel zu Ehren der Drei Könige. Eine große Prozession zieht dabei durch die Stadt, in einer Messe werden die Reliquien verehrt. Die Drei Könige werden bald zum Markenzeichen Kölns, drei Kronen sind bis heute Teil des Stadtwappens. Wer allerdings in dem goldenen, mit Edelsteinen verzierten Schrein tatsächlich liegt, ist unklar.

05 ZSP BECKER-HUBERTI

Vor dem 700 Jahres-Jubiläum hat man 1864. … den Schrein geöffnet und dabei mal in den Schrein etwas genauer hineingeschaut und versucht festzustellen, was ist eigentlich drin? Und festgestellt hat man, da war natürlich sehr viel mehr drin ist als das, was man eigentlich meint. Es sind nicht nur die Gebeine von den sogenannten Drei Königen drin, sondern da sind auch Reliquien von anderen. … Jedenfalls: Man hat nicht geordnete Reliquien gefunden. Man hat drei Gebeine gefunden von Personen unterschiedlichen Alters, die dann als die Heiligen Drei Könige gedeutet wurden. Interessant ist, dass genau diese Reliquien in ganz besondere, kostbare Seiden gehüllt waren…. Damast, das ist Luxus, den es in der Zeit des zweiten bis vierten Jahrhunderts gab. Das heißt, offensichtlich sind diese Gebeine uralt, aber näher untersucht wurden sie eigentlich nie.

SPRECHERIN

Dass es die Drei Heilige Könige so wirklich gegeben hat, ist mehr als fraglich. Belege dafür, dass die Reliquien echt sind, gibt es nicht. Einzige historische Quelle ist das Matthäusevangelium, und das erzählt eine ganz andere Geschichte. Von drei Königen ist in der Bibel an keiner Stelle die Rede.

ZITATOR (Matthäus 2, 1-2)

Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten.

06 ZSP PAGANINI

Es kommen auf Griechisch „Magoi ton Anatolion“, also Magier … Das waren in der altorientalischen Tradition so etwas wie Astronomen oder Astrologen. Um sich das etwas besser vorstellen zu können: sie waren so etwas wie Priester, die natürlich durch die Beobachtung der Gestirne versucht haben, den Willen der Götter irgendwie für sich zu erschließen. Und diese Magier kommen aus dem Orient.

SPRECHERIN

Die biblische Erzählung berichtet von Sterndeutern, nicht von Königen oder Herrschern. Dazu werden die Astronomen aus dem Osten erst in Legenden im 6. oder 7. Jahrhundert, sagt Simone Paganini, Professor für Biblische Theologie an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. Er vermutet dahinter den Versuch, den neugeborenen Jesus in ein würdiges Umfeld zu stellen und gewissermaßen seine Geburt im Stall aufzuwerten. In den ältesten erhaltenen Darstellungen findet sich diese Interpretation jedoch nicht.

07 ZSP BEER

Die frühesten Bilder der Magier, die zur Anbetung des Kindes herbeieilen, sind an der Wende vom dritten zum vierten Jahrhundert entstanden. Und die sehen ganz anders aus wie die Bilder, die wir jetzt sofort im Kopf haben, wenn wir an die Heiligen Drei Könige denken - kostbar gewandelte Herrscherpersönlichkeiten mit den Kronen auf dem Kopf -, sondern es sind mit langem Strumpfhosen bekleidete, mit kurzen Tuniken gegürtete und mit sogenannten phrygischen Mützen auf dem Kopf herbeieilende Männer und diese phrygischen Mützen, die sehen so ein bisschen aus wie so Zipfelmützen oder wie so Nikolausmützen, wie wir uns das vorstellen. Und das war der Darstellungs-Typus, den man aus der Antike genommen hat.

So stellte man die unterworfenen fremdländischen Völker dar, also Orientalen, die sich dem römischen Kaiser unterwarfen.

SPRECHER

Die Christenheit ringt von Anfang an darum, wie sie sich die biblischen Figuren vorstellen soll, sagt die Kunsthistorikerin Manuela Beer. Elfenbeintafeln, Skulpturen, Goldschmiedearbeiten und Gemälde zeigen die Heiligen Drei Könige mal zu Pferd, mal mit Krone auf dem Kopf, mal mit schlichtem Hut, mal mit prächtigem, exotischem Gewand, mal mit einfachem Umhang. Um die biblische Erzählung entstehen zahlreiche Legenden. Manche kennen drei Könige andere sprechen von vier, wieder andere berichten von zwölf Königen, die zur Krippe nach Bethlehem kommen.

SPRECHERIN

Wie viele Personen es letztlich waren, darüber kann heute nur spekuliert werden. Das lässt das Matthäus-Evangelium offen, sagt Ansgar Wucherpfennig, Professor für Exegese des Neuen Testaments an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main.

08 ZSP WUCHERPFENNIG

Die Zahl der Sterndeuter ist nicht angegeben, aber es ist auch möglich, dass Frauen darunter waren, bis zu zehn ist überhaupt kein Problem, dass das eine Gruppe bezeichnet, zu denen auch Frauen gezählt haben können, das ist nicht ausgeschlossen.

SPRECHERIN

Weil die Magier die drei symbolischen Geschenke Gold, Weihrauch und Myrrhe dabeihaben, schlussfolgert der Kirchenvater Origenes schon im dritten Jahrhundert: Es müssen drei Personen gewesen sein. Die Deutung setzt sich durch. Ein paar Jahrhunderte später entwickelt Augustin die Idee, dass die Sternendeuter nicht aus dem Morgenland, sondern aus allen Himmelsrichtungen und von allen damals bekannten Kontinenten kommen. Theologisch will er damit sagen: Die ganze Welt verneigt sich vor dem Kind in der Krippe. Schließlich beginnt man, den Königen Namen zu geben.

MUSIK weiter:

SPRECHER/SPRECHERIN (im Wechsel)

Apellus, Amerus, Damasius

Galgalat, Balthasar, Melchior

Minsuram, Badsiba, Likon

Thaddadia, Melchior, Balytora

Wiscara, Melikona, Walastar

Tanisuram, Mika, Sisisba

Gaspar, Baldesar, Melchion

09 ZSP BECKER-HUBERTI

Irgendwann sind die Namen dann auf Caspar, Melchior und Balthasar festgelegt.… Es kommen drei Altersstufen dazu. Das heißt nun, sie sind unterschiedlich alt. Der Vornehmste ist der Dunkelhäutige und der Jüngste. Und dann ist der Melchior, der Mittelalte, und der Caspar ist der Älteste. Das ist der Europäer, dann hat man, um sie den Kontinenten zuzuordnen Asien, Afrika und Europa mit entsprechenden Reittieren ausgestattet, nämlich dem Dromedar, dem Kamel und dem Pferd.

SPRECHER

In der Volksfrömmigkeit spielen die Drei Könige eine wichtige Rolle. In Rouen, Freising, Madrid, Zagreb, Padua oder Neapel entstehen im Mittelalter Prozessionen, bei denen prunkvolle Dreikönigsumzüge durch die Städte ziehen. Am Dreikönigstag wird bei einem großen Festmahl ausgelassen gefeiert.

Im Mittelalter ist aber auch der Glaube weit verbreitet, dass die Drei Könige magische Kräfte besitzen. Mit Gold, Weihrauch und Myrrhe sollen sich alle möglichen Leiden kurieren lassen. Die Menschen des Mittelalters lösen sogenannte Dreikönigskreide in Wein auf, um damit Krankheiten zu heilen. Sie glauben an die Kraft eines Dreikönigswassers, das Wunder bewirken soll. Und: Die Drei Könige sollen böse Geister fernhalten können.

10 ZSP BECKER-HUBERTI

Die schlimmste Rauhnacht war, das heißt, die Geister tobten ganz besonders, und man musste dann das Haus ausräuchern. Etwas, was bis zum heutigen Tag ja noch in vielen Gegenden Deutschlands geschieht. Denn dieser Weihrauch, das ist das Parfum Gottes, und das vertragen die Dämonen nicht. Deshalb haben sie keine Chance, dagegen anzukommen. Hinzu kommt, dass man das Zeichen der Dreikönige benutzte, um die Dämonen abzuhalten. Es gab Wetterglocken in vielen Kirchen, die läutete man, … weil man dieses Unwetter auf diese Art und Weise bannen wollte. Wenn man mit der Wetterglocke läutete, musste das Unwetter verschwinden und auf diesen Glocken angebracht war in der Regel auch ein Zeichen der Heiligen Drei Könige, oft ein Wallfahrtszeichen, das man aus Köln mitgebracht hatte. Und diese Belege gibt es quer durch Europa.

SPRECHERIN

Die Legendenbildung kennt keine Grenzen. Gleichzeitig haben aber Theologen und Naturwissenschaftler immer wieder versucht, historische Fakten aus der biblischen Erzählung abzuleiten und letztlich auch damit einen Beleg für die historische Existenz der Weisen aus dem Morgenland zu finden. Besonders der Stern von Bethlehem, von dem die biblische Geschichte erzählt, hat dabei zu Theorien und Erklärungsversuchen angeregt.

ZITATOR (Matthäus 2, 9-11)

Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. Als sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.

11 ZSP BECKER-HUBERTI

Wenn Sie sich heute Krippen anschauen, gemalt, gebastelt, gebaut, dann haben sie meistens einen Stern mit Schweiß, der kometenartig aussieht. Wir wissen heute, dass die Geburt Jesu nicht zu dem Zeitpunkt stattgefunden hat, der der Zeitrechnung zugrunde liegt, also im Jahr Null, sondern vier bis sechs Jahre früher, weil es ein Rechenfehler bei der Zusammenstellung der Jahre gegeben hat. Und wenn man dies untersucht und den Himmel untersucht durch die entsprechenden Fachleute, dann stellt man fest, dass es eine Konstellation am Himmel gegeben hat, … die ist unter den entsprechenden Fachleuten der damaligen Zeit gedeutet worden, dass im Reich der Juden ein König neu geboren wird.

SPRECHER

Über die Jahrhunderte hinweg haben sich Astronomen und Theologen den Kopf darüber zerbrochen, was es mit dem Himmelsphänomen auf sich hat. War der Stern von Bethlehem ein Komet, wovon schon der Theologe Origenes im dritten Jahrhundert nach Christus spricht? Oder war er eine Supernova, also ein sterbender Stern, der am Nachthimmel explodiert ist?

SPRECHERIN

Beide Theorien hält die Astrophysikerin Jana Steuer von der Münchner Volkssternwarte - wie die meisten Astronomen heute - für unwahrscheinlich. Noch eher, sagt sie, kann es sich um eine Planeten-Konjunktion gehandelt haben. Also eine optische Täuschung, bei der sich mehrere Planeten scheinbar ganz nahekommen.

12 ZSP STEUER

wenn es eine Supernova oder ein Komet gewesen wäre, dann müssten wir das in anderen Aufzeichnungen finden. Also wir müssten andere Berichte aus der Zeit haben eben, und nicht nur diese Geschichte von Jesu Geburt, die von von solchen Ereignissen sprechen. Das müsste anderen Menschen aufgefallen sein, und das fehlt einfach. Was wir aber haben, sind babylonische Aufzeichnungen über eben eine große Konjunktion sieben vor Christus. In der Zeit wird ja auch ungefähr Jesu Geburt vermutet.

SPRECHER

Im Jahr sieben vor Christus, sagt Jana Steuer, haben sich Jupiter und Saturn sehr nahe aneinander vorbei bewegt. Diese Planeten-Konjunktion dürfte damals aufgefallen sein und könnte eine Erklärung für den Stern sein, dem die Weisen aus dem Morgenland gefolgt sind. Beweisen lässt sich das allerdings nicht, dass die Magier aus dem Orient tatsächlich dieses Himmelsphänomen beobachtet haben.

13 ZSP STEUER

Es bleiben viele Fragen offen. Wir wissen eben, dass diese Konjunktion stattgefunden hat. Was das Problem an dieser Konjunktionstheorie ist, Jupiter und Saturn kamen sich zwar damals sehr nahe, aber sie kamen sich gewiss nicht so nahe, dass man sie für einen einzigen Stern hätte halten können. Das heißt, man muss deutlich damals auch gesehen haben, dass das zwei getrennte Objekte am Himmel sind. Letztendlich, glaube ich, ist es zumindest aus astronomischer Sicht so, dass wir halt nur sagen können das einzige astronomische Phänomen, von dem wir wissen, dass das stattgefunden hat, ist diese Konjunktion. Supernova und Kometen gibt es einfach keinerlei Beweise dafür. Und dann muss man sich natürlich einfach auch als eine religiöse Geschichte darauf berufen, dass das Ganze halt eine symbolische Aussagekraft haben sollte und dementsprechend wahrscheinlich auch dramatisiert wurde.

SPRECHER

Für den Stern gibt es deshalb noch eine ganz andere Erklärung. Immer wieder finden sich in der antiken Welt Berichte darüber, wie eine Himmelserscheinung die Geburt einer wichtigen Persönlichkeit ankündigt. Als Alexander der Große zur Welt kam, soll ein sehr heller Stern am Himmel erschienen sein.

Bei der Geburt des Herrschers Mithridates des Großen im zweiten Jahrhundert vor Christus soll 70 Tage lang ein Stern am Himmel geleuchtet haben. Auch über Augustus gibt es ähnliche Erzählungen. Hat der Stern also rein symbolischen Charakter?

SPRECHERIN

Solche Himmelserscheinungen dienen in der Literatur dazu, auf ein besonderes Ereignis aufmerksam zu machen, sagt der Bibelwissenschaftler Simone Paganini. Auch die Erzählung von den Sterndeutern aus dem Morgenland, die den Stern von Bethlehem gesehen haben, lässt sich so interpretieren. Und nicht nur das: Wer sich die biblische Erzählung anschaut, findet immer wieder Motive, die es auch in anderen Religionen und Erzählungen gibt. Etwa wenn sich die Sterndeuter aus dem Morgenland auf den Weg nach Bethlehem zu Jesus, dem Sohn Gottes, machen.

14 ZSP PAGANINI

Wenn wir zum Beispiel, die Geburt von Buddha anschauen, passiert genau das gleiche. Es kommen wichtige Leute, die ihn huldigen. Es ist … also etwas was immer wieder wiederholt wird. Das Gleiche gilt übrigens für die Geschichte. Herodes hat alle kleine Kinder getötet, um Jesus zu töten. Das ist ein Topos, also, wenn wichtige Leute geboren werden, die … sind in Gefahr, und die müssen gerettet werden. Und das finden wir nicht nur in der Mythologie. In der griechischen Mythologie Herkules zum Beispiel. Der wird geboren. Er wird in seine Krippe gelegt und es kommen zwei Schlangen, die ihn fressen wollen.

SPRECHERIN

Also doch alles Legende? Ein Mythos, der sich so oder ähnlich auch in anderen Religionen findet?

Und der die besondere Rolle und Bedeutung von Jesus unterstreichen soll? Bei der biblischen Geschichte geht es vor allem um die theologische Aussage, so Professor Ansgar Wucherpfennig.

15 ZSP WUCHERPFENNIG

Das, was beschrieben wird, ist ziemlich klar ein Wunder. Natürlich haben immer wieder Astronomen danach gesucht, ob es ein astronomisches Phänomen ist, mit dem man das erklären kann. Das ist eigentlich der Erzählung nach nicht der Fall. Denn es ist ein Stern, der vor den Weisen herwandert, das ist ein Stern, der die Menschen, die keine Juden waren auf ihre Weise zu Jesus dem Messias geführt hat. Und das ist die eigentliche Aussage der Geschichte.

SPRECHERIN

Wer die Sterndeuter waren, davon erzählt die Bibel nichts. Genauso wenig wie davon, aus welcher Stadt sie kamen. Letztlich bewegt sich das Matthäusevangelium im Rahmen theologischer Geschichtsschreibung, sagt deshalb auch der Bibelwissenschaftler Simone Paganini.

16 ZSP PAGANINI

Da wird jemand geboren. Jemand, der ganz wichtig ist, nämlich Jesus, und sogar aus diesem fernen Land gibt es Priester, die die Zukunft voraussehen können, indem sie den Himmel anschauen, und weil sie einen Stern sehen erkennen sie: Da ist etwas Wichtiges passiert. Dass es solche Menschen gab, das ist historisch - also, es gab solche Priester, ob die wirklich jemals einen Stern gesehen haben, genau zu der Zeit, wo Jesus geboren ist …..da sind wir nicht mehr in der historischen Quellenauswertung, sondern, da sind wir in der ersten Legendenbildung.

SPRECHERIN

Über die Jahrhunderte hinweg wurde diese erste Legende immer weiter ausgeschmückt. Aus den Sterndeutern wurden Könige, die später die verschiedenen Erdteile und Altersstufen repräsentierten. Sie erhielten Namen. Ihre Reliquien werden bis heute in Köln verehrt. Wer die Heiligen Drei Könige allerdings tatsächlich waren, bleibt letztlich Glaubenssache.

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Wahrheit oder Legende? Den Heiligen Drei Königen auf der Spur. Die christliche Tradition kennt zahlreiche Legenden über die drei Weisen aus dem Morgenland. Gab es sie wirklich? Oder sind sie eine christliche Erfindung? Was wir heute wirklich über die Heiligen Drei Königen wissen können. Autorin: Barbara Schneider

Credits
Autor/in dieser Folge: Barbara Schneider
Regie: Kirsten Böttcher
Es sprachen: Andreas Neumann, Hemma Michel, Stefan Wilkening
Technik: Wolfgang Lösch
Redaktion: Bernhard Kastner

Im Interview:
Simone Paganini (Professorin; für Biblische Theologie an der RWTH, Aachen Aachen);
Manfred Becker-Huberti (römisch-katholischer Theologe und Brauchtumsforscher);
Manuela Beer (Stellvertretende Direktorin am Museum Schnütgen in Köln);
Ansgar Wucherpfennig (Professor für Neues Testament an der Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt);
Jana Steuer (Astrophysikerin)

Das Manuskript zur Folge gibt es HIER.

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Hugo Kehrer, Die Heiligen Drei Könige in Literatur und Kunst, 1. Band, Leipzig 1908.

Hans Hofmann, Die Heiligen Drei Könige, Ludwig Röhrscheid Verlag, Bonn 1975.

Manuela Beer u.a. (Hg), Die Heiligen Drei Könige, Mythos, Kunst und Kult, Hirmer Verlag, 2014.

Claudia Paganini/Simone Paganini, Der große Faktencheck zur Weihnachtsgeschichte, Gütersloher Verlagshaus, 2020.

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SPRECHER

Norditalien im Jahr 1162. Seit Monaten belagern die Truppen von Friedrich Barbarossa Mailand. Der Stauferkaiser will seine Macht in Norditalien ausbauen und den Einfluss des römischen Papsttums zurückdrängen. Und so hat sein Heer die für den Papst strategisch wichtige Metropole umstellt.

SPRECHER

Die Soldaten brennen die Getreidefelder rund um Mailand nieder. Sie kontrollieren die Handelswege, so dass keine Lebensmittel mehr in die Stadt geliefert werden können. Die Bevölkerung ist dem Hungertod nahe, letztlich bleibt nur die Kapitulation. Mit fatalen Folgen: Barbarossas Heer marschiert in Mailand ein, brennt die Stadtmauern nieder, verwüstet und plündert die Stadt.

01 ZSP BECKER-HUBERTI

Barbarossa ist 1162 runter nach Italien, hat Mailand belagert und erobert.

SPRECHER

Sagt der katholische Theologe Manfred Becker-Huberti. Er forscht zu Brauchtum und Heiligenverehrung im Rheinland.

02 ZSP BECKER-HUBERTI

Und da man in diesen Zeiten keine Honorare oder Gehälter für seine Soldaten bezahlte, hieß es, dass die anschließend die Stadt plündern durften. Und was bei der Plünderung an Sakralem gefunden wurde, das gehört aber dem Feldherrn. Und genau das ist ein Punkt. Man fand nämlich in einer Kirche versteckt Reliquien der Heiligen Drei Könige.

SPRECHERIN

Wie die Reliquien nach Mailand gekommen sind, liegt im Dunkeln. Der Legende nach soll Helena, die Mutter von Kaiser Konstantin, die Gebeine in Palästina um das Jahr 300 entdeckt haben. Für Barbarossa sind die Reliquien ein Glücksfund. Sie helfen ihm dabei, seinen Herrschaftsanspruch gegenüber dem Papst abzusichern. Wer so wertvolle Reliquien besitzt, so das Denken, braucht keinen Papst mehr, sondern seine Herrschaft ist unmittelbar von Gott eingesetzt. Und so bringt sein Kanzler und Vertrauter, der Erzbischof Rainald von Dassel, den kostbaren Fund 1164 nach Köln, was der Stadt bald eine wirtschaftliche und religiöse Blüte beschert.

03 ZSP BEER

Die Ankunft der Reliquien befördert den Reichtum Kölns und damit sozusagen auch die Voraussetzungen für den Bau der gotischen Kathedrale.

SPRECHER

Manuela Beer ist stellvertretende Direktorin am Museum Schnütgen in Köln. 2014, zur 850-Jahr-Feier der Ankunft der Gebeine in Köln, hat sie eine große Ausstellung zu den Heiligen Drei Königen konzipiert.

04 ZSP BEER

Es kommt ganz viel Geld in die Stadt durch die Pilgerströme, die ziemlich alsbald nach der Ankunft der Reliquien nach Köln ziehen, so dass man auch genötigt war, ein Gehäuse zu schaffen, in dem die Reliquien ansprechend präsentiert werden konnten und den Pilgern die Nähe ermöglicht wurde.

SPRECHER

Nikolaus von Verdun, einer der berühmtesten Goldschmiedemeister seiner Zeit, erhält den Auftrag, einen eigenen Schrein für die Reliquien anzufertigen. Aus allen Ländern der damals bekannten Welt kommen Pilger nach Köln. Aus Belgien, Holland oder Frankreich. Selbst der englische König Edward III. reist an den Rhein, mit wertvollen Geschenken für die Heiligen Drei Könige im Gepäck. Erzbischof Rainald von Dassel spendiert jedes Jahr ein großes Schauspiel zu Ehren der Drei Könige. Eine große Prozession zieht dabei durch die Stadt, in einer Messe werden die Reliquien verehrt. Die Drei Könige werden bald zum Markenzeichen Kölns, drei Kronen sind bis heute Teil des Stadtwappens. Wer allerdings in dem goldenen, mit Edelsteinen verzierten Schrein tatsächlich liegt, ist unklar.

05 ZSP BECKER-HUBERTI

Vor dem 700 Jahres-Jubiläum hat man 1864. … den Schrein geöffnet und dabei mal in den Schrein etwas genauer hineingeschaut und versucht festzustellen, was ist eigentlich drin? Und festgestellt hat man, da war natürlich sehr viel mehr drin ist als das, was man eigentlich meint. Es sind nicht nur die Gebeine von den sogenannten Drei Königen drin, sondern da sind auch Reliquien von anderen. … Jedenfalls: Man hat nicht geordnete Reliquien gefunden. Man hat drei Gebeine gefunden von Personen unterschiedlichen Alters, die dann als die Heiligen Drei Könige gedeutet wurden. Interessant ist, dass genau diese Reliquien in ganz besondere, kostbare Seiden gehüllt waren…. Damast, das ist Luxus, den es in der Zeit des zweiten bis vierten Jahrhunderts gab. Das heißt, offensichtlich sind diese Gebeine uralt, aber näher untersucht wurden sie eigentlich nie.

SPRECHERIN

Dass es die Drei Heilige Könige so wirklich gegeben hat, ist mehr als fraglich. Belege dafür, dass die Reliquien echt sind, gibt es nicht. Einzige historische Quelle ist das Matthäusevangelium, und das erzählt eine ganz andere Geschichte. Von drei Königen ist in der Bibel an keiner Stelle die Rede.

ZITATOR (Matthäus 2, 1-2)

Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten.

06 ZSP PAGANINI

Es kommen auf Griechisch „Magoi ton Anatolion“, also Magier … Das waren in der altorientalischen Tradition so etwas wie Astronomen oder Astrologen. Um sich das etwas besser vorstellen zu können: sie waren so etwas wie Priester, die natürlich durch die Beobachtung der Gestirne versucht haben, den Willen der Götter irgendwie für sich zu erschließen. Und diese Magier kommen aus dem Orient.

SPRECHERIN

Die biblische Erzählung berichtet von Sterndeutern, nicht von Königen oder Herrschern. Dazu werden die Astronomen aus dem Osten erst in Legenden im 6. oder 7. Jahrhundert, sagt Simone Paganini, Professor für Biblische Theologie an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen. Er vermutet dahinter den Versuch, den neugeborenen Jesus in ein würdiges Umfeld zu stellen und gewissermaßen seine Geburt im Stall aufzuwerten. In den ältesten erhaltenen Darstellungen findet sich diese Interpretation jedoch nicht.

07 ZSP BEER

Die frühesten Bilder der Magier, die zur Anbetung des Kindes herbeieilen, sind an der Wende vom dritten zum vierten Jahrhundert entstanden. Und die sehen ganz anders aus wie die Bilder, die wir jetzt sofort im Kopf haben, wenn wir an die Heiligen Drei Könige denken - kostbar gewandelte Herrscherpersönlichkeiten mit den Kronen auf dem Kopf -, sondern es sind mit langem Strumpfhosen bekleidete, mit kurzen Tuniken gegürtete und mit sogenannten phrygischen Mützen auf dem Kopf herbeieilende Männer und diese phrygischen Mützen, die sehen so ein bisschen aus wie so Zipfelmützen oder wie so Nikolausmützen, wie wir uns das vorstellen. Und das war der Darstellungs-Typus, den man aus der Antike genommen hat.

So stellte man die unterworfenen fremdländischen Völker dar, also Orientalen, die sich dem römischen Kaiser unterwarfen.

SPRECHER

Die Christenheit ringt von Anfang an darum, wie sie sich die biblischen Figuren vorstellen soll, sagt die Kunsthistorikerin Manuela Beer. Elfenbeintafeln, Skulpturen, Goldschmiedearbeiten und Gemälde zeigen die Heiligen Drei Könige mal zu Pferd, mal mit Krone auf dem Kopf, mal mit schlichtem Hut, mal mit prächtigem, exotischem Gewand, mal mit einfachem Umhang. Um die biblische Erzählung entstehen zahlreiche Legenden. Manche kennen drei Könige andere sprechen von vier, wieder andere berichten von zwölf Königen, die zur Krippe nach Bethlehem kommen.

SPRECHERIN

Wie viele Personen es letztlich waren, darüber kann heute nur spekuliert werden. Das lässt das Matthäus-Evangelium offen, sagt Ansgar Wucherpfennig, Professor für Exegese des Neuen Testaments an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main.

08 ZSP WUCHERPFENNIG

Die Zahl der Sterndeuter ist nicht angegeben, aber es ist auch möglich, dass Frauen darunter waren, bis zu zehn ist überhaupt kein Problem, dass das eine Gruppe bezeichnet, zu denen auch Frauen gezählt haben können, das ist nicht ausgeschlossen.

SPRECHERIN

Weil die Magier die drei symbolischen Geschenke Gold, Weihrauch und Myrrhe dabeihaben, schlussfolgert der Kirchenvater Origenes schon im dritten Jahrhundert: Es müssen drei Personen gewesen sein. Die Deutung setzt sich durch. Ein paar Jahrhunderte später entwickelt Augustin die Idee, dass die Sternendeuter nicht aus dem Morgenland, sondern aus allen Himmelsrichtungen und von allen damals bekannten Kontinenten kommen. Theologisch will er damit sagen: Die ganze Welt verneigt sich vor dem Kind in der Krippe. Schließlich beginnt man, den Königen Namen zu geben.

MUSIK weiter:

SPRECHER/SPRECHERIN (im Wechsel)

Apellus, Amerus, Damasius

Galgalat, Balthasar, Melchior

Minsuram, Badsiba, Likon

Thaddadia, Melchior, Balytora

Wiscara, Melikona, Walastar

Tanisuram, Mika, Sisisba

Gaspar, Baldesar, Melchion

09 ZSP BECKER-HUBERTI

Irgendwann sind die Namen dann auf Caspar, Melchior und Balthasar festgelegt.… Es kommen drei Altersstufen dazu. Das heißt nun, sie sind unterschiedlich alt. Der Vornehmste ist der Dunkelhäutige und der Jüngste. Und dann ist der Melchior, der Mittelalte, und der Caspar ist der Älteste. Das ist der Europäer, dann hat man, um sie den Kontinenten zuzuordnen Asien, Afrika und Europa mit entsprechenden Reittieren ausgestattet, nämlich dem Dromedar, dem Kamel und dem Pferd.

SPRECHER

In der Volksfrömmigkeit spielen die Drei Könige eine wichtige Rolle. In Rouen, Freising, Madrid, Zagreb, Padua oder Neapel entstehen im Mittelalter Prozessionen, bei denen prunkvolle Dreikönigsumzüge durch die Städte ziehen. Am Dreikönigstag wird bei einem großen Festmahl ausgelassen gefeiert.

Im Mittelalter ist aber auch der Glaube weit verbreitet, dass die Drei Könige magische Kräfte besitzen. Mit Gold, Weihrauch und Myrrhe sollen sich alle möglichen Leiden kurieren lassen. Die Menschen des Mittelalters lösen sogenannte Dreikönigskreide in Wein auf, um damit Krankheiten zu heilen. Sie glauben an die Kraft eines Dreikönigswassers, das Wunder bewirken soll. Und: Die Drei Könige sollen böse Geister fernhalten können.

10 ZSP BECKER-HUBERTI

Die schlimmste Rauhnacht war, das heißt, die Geister tobten ganz besonders, und man musste dann das Haus ausräuchern. Etwas, was bis zum heutigen Tag ja noch in vielen Gegenden Deutschlands geschieht. Denn dieser Weihrauch, das ist das Parfum Gottes, und das vertragen die Dämonen nicht. Deshalb haben sie keine Chance, dagegen anzukommen. Hinzu kommt, dass man das Zeichen der Dreikönige benutzte, um die Dämonen abzuhalten. Es gab Wetterglocken in vielen Kirchen, die läutete man, … weil man dieses Unwetter auf diese Art und Weise bannen wollte. Wenn man mit der Wetterglocke läutete, musste das Unwetter verschwinden und auf diesen Glocken angebracht war in der Regel auch ein Zeichen der Heiligen Drei Könige, oft ein Wallfahrtszeichen, das man aus Köln mitgebracht hatte. Und diese Belege gibt es quer durch Europa.

SPRECHERIN

Die Legendenbildung kennt keine Grenzen. Gleichzeitig haben aber Theologen und Naturwissenschaftler immer wieder versucht, historische Fakten aus der biblischen Erzählung abzuleiten und letztlich auch damit einen Beleg für die historische Existenz der Weisen aus dem Morgenland zu finden. Besonders der Stern von Bethlehem, von dem die biblische Geschichte erzählt, hat dabei zu Theorien und Erklärungsversuchen angeregt.

ZITATOR (Matthäus 2, 9-11)

Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war. Als sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.

11 ZSP BECKER-HUBERTI

Wenn Sie sich heute Krippen anschauen, gemalt, gebastelt, gebaut, dann haben sie meistens einen Stern mit Schweiß, der kometenartig aussieht. Wir wissen heute, dass die Geburt Jesu nicht zu dem Zeitpunkt stattgefunden hat, der der Zeitrechnung zugrunde liegt, also im Jahr Null, sondern vier bis sechs Jahre früher, weil es ein Rechenfehler bei der Zusammenstellung der Jahre gegeben hat. Und wenn man dies untersucht und den Himmel untersucht durch die entsprechenden Fachleute, dann stellt man fest, dass es eine Konstellation am Himmel gegeben hat, … die ist unter den entsprechenden Fachleuten der damaligen Zeit gedeutet worden, dass im Reich der Juden ein König neu geboren wird.

SPRECHER

Über die Jahrhunderte hinweg haben sich Astronomen und Theologen den Kopf darüber zerbrochen, was es mit dem Himmelsphänomen auf sich hat. War der Stern von Bethlehem ein Komet, wovon schon der Theologe Origenes im dritten Jahrhundert nach Christus spricht? Oder war er eine Supernova, also ein sterbender Stern, der am Nachthimmel explodiert ist?

SPRECHERIN

Beide Theorien hält die Astrophysikerin Jana Steuer von der Münchner Volkssternwarte - wie die meisten Astronomen heute - für unwahrscheinlich. Noch eher, sagt sie, kann es sich um eine Planeten-Konjunktion gehandelt haben. Also eine optische Täuschung, bei der sich mehrere Planeten scheinbar ganz nahekommen.

12 ZSP STEUER

wenn es eine Supernova oder ein Komet gewesen wäre, dann müssten wir das in anderen Aufzeichnungen finden. Also wir müssten andere Berichte aus der Zeit haben eben, und nicht nur diese Geschichte von Jesu Geburt, die von von solchen Ereignissen sprechen. Das müsste anderen Menschen aufgefallen sein, und das fehlt einfach. Was wir aber haben, sind babylonische Aufzeichnungen über eben eine große Konjunktion sieben vor Christus. In der Zeit wird ja auch ungefähr Jesu Geburt vermutet.

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Im Jahr sieben vor Christus, sagt Jana Steuer, haben sich Jupiter und Saturn sehr nahe aneinander vorbei bewegt. Diese Planeten-Konjunktion dürfte damals aufgefallen sein und könnte eine Erklärung für den Stern sein, dem die Weisen aus dem Morgenland gefolgt sind. Beweisen lässt sich das allerdings nicht, dass die Magier aus dem Orient tatsächlich dieses Himmelsphänomen beobachtet haben.

13 ZSP STEUER

Es bleiben viele Fragen offen. Wir wissen eben, dass diese Konjunktion stattgefunden hat. Was das Problem an dieser Konjunktionstheorie ist, Jupiter und Saturn kamen sich zwar damals sehr nahe, aber sie kamen sich gewiss nicht so nahe, dass man sie für einen einzigen Stern hätte halten können. Das heißt, man muss deutlich damals auch gesehen haben, dass das zwei getrennte Objekte am Himmel sind. Letztendlich, glaube ich, ist es zumindest aus astronomischer Sicht so, dass wir halt nur sagen können das einzige astronomische Phänomen, von dem wir wissen, dass das stattgefunden hat, ist diese Konjunktion. Supernova und Kometen gibt es einfach keinerlei Beweise dafür. Und dann muss man sich natürlich einfach auch als eine religiöse Geschichte darauf berufen, dass das Ganze halt eine symbolische Aussagekraft haben sollte und dementsprechend wahrscheinlich auch dramatisiert wurde.

SPRECHER

Für den Stern gibt es deshalb noch eine ganz andere Erklärung. Immer wieder finden sich in der antiken Welt Berichte darüber, wie eine Himmelserscheinung die Geburt einer wichtigen Persönlichkeit ankündigt. Als Alexander der Große zur Welt kam, soll ein sehr heller Stern am Himmel erschienen sein.

Bei der Geburt des Herrschers Mithridates des Großen im zweiten Jahrhundert vor Christus soll 70 Tage lang ein Stern am Himmel geleuchtet haben. Auch über Augustus gibt es ähnliche Erzählungen. Hat der Stern also rein symbolischen Charakter?

SPRECHERIN

Solche Himmelserscheinungen dienen in der Literatur dazu, auf ein besonderes Ereignis aufmerksam zu machen, sagt der Bibelwissenschaftler Simone Paganini. Auch die Erzählung von den Sterndeutern aus dem Morgenland, die den Stern von Bethlehem gesehen haben, lässt sich so interpretieren. Und nicht nur das: Wer sich die biblische Erzählung anschaut, findet immer wieder Motive, die es auch in anderen Religionen und Erzählungen gibt. Etwa wenn sich die Sterndeuter aus dem Morgenland auf den Weg nach Bethlehem zu Jesus, dem Sohn Gottes, machen.

14 ZSP PAGANINI

Wenn wir zum Beispiel, die Geburt von Buddha anschauen, passiert genau das gleiche. Es kommen wichtige Leute, die ihn huldigen. Es ist … also etwas was immer wieder wiederholt wird. Das Gleiche gilt übrigens für die Geschichte. Herodes hat alle kleine Kinder getötet, um Jesus zu töten. Das ist ein Topos, also, wenn wichtige Leute geboren werden, die … sind in Gefahr, und die müssen gerettet werden. Und das finden wir nicht nur in der Mythologie. In der griechischen Mythologie Herkules zum Beispiel. Der wird geboren. Er wird in seine Krippe gelegt und es kommen zwei Schlangen, die ihn fressen wollen.

SPRECHERIN

Also doch alles Legende? Ein Mythos, der sich so oder ähnlich auch in anderen Religionen findet?

Und der die besondere Rolle und Bedeutung von Jesus unterstreichen soll? Bei der biblischen Geschichte geht es vor allem um die theologische Aussage, so Professor Ansgar Wucherpfennig.

15 ZSP WUCHERPFENNIG

Das, was beschrieben wird, ist ziemlich klar ein Wunder. Natürlich haben immer wieder Astronomen danach gesucht, ob es ein astronomisches Phänomen ist, mit dem man das erklären kann. Das ist eigentlich der Erzählung nach nicht der Fall. Denn es ist ein Stern, der vor den Weisen herwandert, das ist ein Stern, der die Menschen, die keine Juden waren auf ihre Weise zu Jesus dem Messias geführt hat. Und das ist die eigentliche Aussage der Geschichte.

SPRECHERIN

Wer die Sterndeuter waren, davon erzählt die Bibel nichts. Genauso wenig wie davon, aus welcher Stadt sie kamen. Letztlich bewegt sich das Matthäusevangelium im Rahmen theologischer Geschichtsschreibung, sagt deshalb auch der Bibelwissenschaftler Simone Paganini.

16 ZSP PAGANINI

Da wird jemand geboren. Jemand, der ganz wichtig ist, nämlich Jesus, und sogar aus diesem fernen Land gibt es Priester, die die Zukunft voraussehen können, indem sie den Himmel anschauen, und weil sie einen Stern sehen erkennen sie: Da ist etwas Wichtiges passiert. Dass es solche Menschen gab, das ist historisch - also, es gab solche Priester, ob die wirklich jemals einen Stern gesehen haben, genau zu der Zeit, wo Jesus geboren ist …..da sind wir nicht mehr in der historischen Quellenauswertung, sondern, da sind wir in der ersten Legendenbildung.

SPRECHERIN

Über die Jahrhunderte hinweg wurde diese erste Legende immer weiter ausgeschmückt. Aus den Sterndeutern wurden Könige, die später die verschiedenen Erdteile und Altersstufen repräsentierten. Sie erhielten Namen. Ihre Reliquien werden bis heute in Köln verehrt. Wer die Heiligen Drei Könige allerdings tatsächlich waren, bleibt letztlich Glaubenssache.

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