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Schwaben- und Hütekinder - Schwerstarbeit statt Schule
Manage episode 440905098 series 2558490
Über 300 Jahre lang machen sich Scharen von Kindern im Frühjahr aus den Alpengebieten nach Oberschwaben auf, um sich dort als saisonale Arbeitskräfte zu verdingen. Sie sind zwischen sechs und 14 Jahren alt und leisten als so genannte Schwaben- oder Hütekinder Schwerstarbeit, statt zur Schule zu gehen. Das Phänomen des "Schwabengehens" endet erst Mitte des 20. Jahrhunderts. Autorin: Ulrike Beck
Credits
Autorin dieser Folge: Ulrike Beck
Regie: Frank Halbach
Es sprachen: Rahel Comtesse, Christian Baumann, Julia Fischer
Technik: Andreas Lucke
Redaktion: Andrea Bräu
Im Interview:
Sabine Mücke, Historikerin, Leiterin des Museums Humpis Quartier in Ravensburg
Dr. Tanja Kreutzer, Kunsthistorikerin, Leiterin des Bauernhaus Museums Wolfegg
Literaturtipps:
Regina Lampert, „Die Schwabengängerin - Erinnerungen einer jungen Magd aus dem Vorarlberg 1864-1874“. Ein anschaulicher und lebendiger Einblick in Regina Lamperts Leben und Alltag als Schwabenkind. Diese Memoiren hat Lampert 1929 im Alter von 75 Jahren in Heften für ihre Familie niedergeschrieben.
Elmar Bereuter, „Die Geschichte des Kaspanaze - Die Schwabenkinder“. Der Roman erschien 2002 und diente Jo Baier als Vorlage für seinen Film „Schwabenkinder“. Eine sehr berührende und anschauliche Darstellung der Erfahrungen des Schwabenkindes Kaspar.
Noch mehr Interesse an Geschichte? Dann empfehlen wir:ALLES GESCHICHTE - HISTORY VON RADIOWISSEN
Skurril, anrührend, witzig und oft überraschend. Das Kalenderblatt erzählt geschichtliche Anekdoten zum Tagesdatum. Ein Angebot des Bayerischen Rundfunks.
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Das vollständige Manuskript gibt es HIER.
Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:
Zitatorin (Lampert Die Schwabengängerin S. 66)
Eines Tages sagte der Bauer etwa Ende Juli: “Die Gäns verlieren schon viel Federn, die müssen gerupft werden, bevor die Ernte angeht, denn dann hat man keine Zeit mehr, die Viecher zu rupfen. So zehn Stück solltest rupfen können im Tag.“ …Zuerst ging es nicht gut; an der ersten hatte ich fast ein halben Tag, bittere Tränen hab ich geweint dabei, bis ichs endlich gemerkt habe, wie das geht.“
Erzähler
Das schreibt Regina Lampert in ihren autobiografischen Memoiren „Die Schwabengängerin - Erinnerungen einer jungen Magd aus Vorarlberg“.
Erzählerin
Sie ist zehn Jahre alt, als sie im Frühjahr 1864 zum ersten Mal aus ihrem Heimatdorf Schnifis aufbrechen muss, um bis zum Herbst auf einem Bauernhof in Berg am Bodensee zu arbeiten.
MUSIK ENDE
Erzähler
Sie ist eine von zigtausenden so genannten Schwabenkindern, die sich über 300 Jahre lang in der Fremde verdingt haben. Aber sie ist die Einzige, deren Erlebnisse 1996 als Buch erscheinen, das eine Welle der Erinnerung auslöst.
Erzählerin
Und mit den Impuls gibt für grenzüberschreitende Projekte in Europa, für die sich Historiker und Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Liechtenstein und Italien ab 2006 auf die Spuren der Schwabenkinder machen.
Erzähler
Im Bodenseekreis und im Landkreis Ravensburg durchforsten sie Dienstbotenverzeichnisse und werden fündig. Dort sind die Namen aufgelistet, genau wie das Alter, der Herkunftsort und der jeweilige Dienstherr.
Erzählerin
Zusammen mit den Informationen aus den Schulakten, sowie Zeitzeugenberichten, die die Nachfahren der ehemaligen Schwabenkinder und Archive beisteuern, setzt sich ein Puzzle zusammen, wie das Leben der bis dahin meist Unbekannten ausgesehen haben könnte.
Erzähler
Am Ende sind es 14.000 Biografien, die in die Schwabenkinderdatenbank aufgenommen und abgerufen werden können.
MUSIK privat Take 001 „Gute Nacht“; Album: Die Winterreise; Label: CD BABY.COM/INDYS; Interpret: Yi-Tzu Pan & Hendrik Heilmann; Komponist: Franz Schubert; ZEIT: 01:05
Erzähler
Die Geschichte des Schwabengehens beginnt bereits Ende des 16., Anfang des 17.Jahrhunderts. Als die ersten Bergbauernkinder aus Vorarlberg, Tirol, Südtirol, der Schweiz und Liechtenstein sich nach Oberschwaben aufmachen – so nannte man damals die Gegend im südöstlichen Baden-Württemberg und im südwestlichen Bayern.
Erzählerin
Eine Gegend, die durch den Getreideanbau und auch den Getreideexport in die Schweiz und nach Österreich längst als Kornkammer im Alpenraum bekannt ist. Eine Gegend, in der auch Kinder als Arbeitskräfte an den großen Höfen gebraucht werden.
Erzähler
Die Historikerin Sabine Mücke leitet das Museum Humpis Quartier in Ravensburg und hat sich im Rahmen der EU-geförderten Projekte intensiv mit der Geschichte des besonderen Phänomens des Schwabengehens beschäftigt.
MUSIK ENDE
1.O-Ton (Mücke Ausstellung Humpis Museum ab 5:46)
Der Grund (…) dass sehr viele Menschen aus den Alpenregionen, vor allen Dingen Tirol, auch Graubünden bis hin nach Südtirol, Vorarlberg natürlich auch nach Oberschwaben kamen, war die Tatsache, dass es schon nach dem Dreißigjährigen Krieg ja hier ein Bevölkerungsvakuum gab. Die Bevölkerung war durch Kriegseinwirkungen, durch Seuchen, Pest und so weiter stark reduziert worden in einem ohnehin schon dünn besiedelten Gebiet.
Hier gab es eben große Höfe, die einfach auch Arbeitskräfte benötigten. (…) Und deswegen war es eigentlich fast natürlich, dass es diese Arbeitsmigration gab. Das waren auch Erwachsene, die saisonal sich dann hier Arbeit gesucht haben und diesen Migrationsbewegungen folgten dann letztlich auch die Kinder.
Erzähler
Im Laufe der Jahrhunderte etabliert es sich, dass die Kinder allein geschickt werden und die Eltern daheim bleiben. Anfang bis Mitte des 19.Jahrhunderts erreichen die Kinderwanderungen ihren Höhepunkt.
Erzählerin
Laut Schätzungen sind es pro Jahr 5000 Buben und Mädchen, die aus dem nördlichen Alpenraum ins Schwabenland ziehen, um auf den Höfen als Hütejungen, Mägde oder Knechte zu arbeiten. Kinder, die zwischen sechs und 14 Jahre alt sind.
2.O-Ton (Mücke Ausstellung ab ca. 9:11)
Man muss aber sagen, dass die Zahlen so hoch waren, weil das eine Zeit war, die durch Hungerkrisen also gerade 1816/ 17 und die folgenden Jahre auch hier durch hohe Auswanderung, also auch im Königreich Württemberg oder in Baden gab es viel Armut und Auswanderung nach Amerika, was aber gleichzeitig dann wieder Arbeitskräftemangel hier evoziert hat und so lag also dieser Höhepunkt dieser Wanderung dann in diesen Jahrzehnten.
MUSIK privat Take 001 „Gute Nacht“; Album: Die Winterreise; Label: CD BABY.COM/INDYS; Interpret: Yi-Tzu Pan & Hendrik Heilmann; Komponist: Franz Schubert; ZEIT: 00:55
Erzählerin
Es ist die Armut, die ihre Eltern dazu bringt, eines oder mehrere ihrer zahlreichen Kinder in die Fremde zu schicken. Die die beschwerliche Wanderung aber nicht allein bewältigen müssen, sondern sich als Gruppe mit anderen Kindern aus dem Dorf aufmachen.
Erzähler
Sie sind nicht ganz ohne Schutz unterwegs, sondern immer in Begleitung eines Erwachsenen. Wie notwendig diese Begleitung ist, das geht aus der nachgestellten Erzählung des ehemaligen Schwabenkindes Katharina hervor. Die so im Bauernhaus-Museum Wolfegg zu hören ist. Katharina ist 11 Jahre alt, als sie sich 1836 von Graubünden aus auf den Weg macht:
MUSIK ENDE
3.O-Ton [0:00:09] (Katharina) :
Wie wir aufbrechen am frühen Morgen ist wie gsagt überall noch Schnee. Acht Kinder sind wir und die Frau, die uns begleitet. Der Vater sagt: die bringt euch ins Schwabenland und holt euch wieder ab im Herbst. Tut, was sie sagt. Der Weg ist steil von Samnaun hinunter ins Inntal. Wir laufen hintereinander, ich bin hinten und habe Mühe im Schnee. Vor mir ist mein Bruder und hinter mir noch die kleine Anna. Aber plötzlich, als ich zurückschaue, ist sie nicht mehr da. Die Anna schrie ich. Die Führerin hält sofort an, schaut, kommt zurück und geht eilig den Berg hinauf. Ich gehe mit, und wir finden sie. Anna hockt im Schnee. Sie ruft nach ihrer Mutter und weint. Und auch bei mir kommen die Tränen. Unsere Führerin kniet bei der Anna, hält sie fest, redet ihr leise zu und beide stehen auf. Sie führt sie an der Hand. Ich folge den beiden stumm.
MUSIK privat Take 012 „Einsamkeit“; Album: Die Winterreise; Label: CD BABY.COM/INDYS; Interpret: Yi-Tzu Pan & Hendrik Heilmann; Komponist: Franz Schubert; ZEIT: 00:20
Erzählerin
Neben dem Heimweh und der Ungewissheit, was sie im Schwabenland erwartet, ist auch der Weg für die Jungen und Mädchen eine Tortur. Sabine Mücke:
4.O-Ton (Mücke Int. ab 1:07)
Da die Kinder um Mitte März herum schon in Oberschwaben sein mussten, weil da beginnt einfach dann so das bäuerliche Arbeitsjahr mit Aussaatarbeiten, mussten sie sich eben dann auch auf den Weg machen. Und Mitte März lag eben in den Alpen in den höheren Regionen auf jeden Fall immer noch Schnee.
Das heißt vor allen Dingen für die Kinder (1:31), die aus Südtirol, auch aus Tirol kamen, stand der Arlberg im Weg. (…) Und man muss sich eben vorstellen, wenn dann diese Kinder sich zu Fuß durch den noch meterhohen, schweren Schnee auf den Weg machen mussten (ab 02:09…) Also da gibt es wirklich auch beeindruckende Schilderungen, wie gefährlich und auch wie unheimlich und wie anstrengend das war. (…)
Erzähler
Die Kinder sind mit sehr wenig Proviant, zu dünner Kleidung und schlechtem Schuhwerk unterwegs.Mit dem Bau der Arlbergbahn 1884 wird der Weg zumindest für diejenigen aus Tirol deutlich unbeschwerter.
5.O-Ton (Mücke Int. ab ca. 4:00)
Und dann sind auch die Kinder aus Südtirol, die ja sowieso auch noch erst einmal über den Reschenpass kommen mussten und dann hat man sich eben in Landeck in den Zug setzen können, konnte bis Bregenz mit dem Zug fahren. Und dann eben teilweise sind die Kinder dann mit dem Schiff nach Friedrichshafen oder eben zu Fuß weiter nach Oberschwaben oder auch ins oberschwäbische Allgäu.
Erzähler
Je jünger die Kinder sind, desto größer ist das Heimweh. Je älter sie sind, desto häufiger sind sie auch stolz, im Schwabenland ein paar Gulden für ihre Familie daheim dazu zu verdienen. Und sich hoffentlich satt essen zu können.
6.O-Ton (Mücke Int. ca. 6:00)
Weil sie wussten auch zuhause wird das Essen eben knapp gerade am Ende vom Winter. Man muss, glaube ich immer sich vor Augen halten, dass sie nicht so viele Wahlmöglichkeiten hatten, nun das dann einfach mehr oder weniger so auf sich genommen haben.
MUSIK privat Take 001 „Gute Nacht“; Album: Die Winterreise; Label: CD BABY.COM/INDYS; Interpret: Yi-Tzu Pan & Hendrik Heilmann; Komponist: Franz Schubert; ZEIT: 00:25
Erzählerin
Kaum in Friedrichshafen oder Lindau angekommen, geht es auf einen der Hütekindermärkte, die bis ins Zwanzigste Jahrhundert hinein regelmäßig um Josephi, also am 19.März stattfinden. Es ist der Ort, wo die Arbeitsstellen vergeben werden.
Erzähler
Kindergesindemärkte gibt es in Ravensburg, Friedrichshafen, Kempten und - je nach Bedarf auch in Wangen, Weingarten, Tettnang und Bad Waldsee. Die zentrale Anlaufstelle ist Mitte des 19.Jahrhunderts der in Ravensburg.
MUSIK ENDE
7.O-Ton (Mücke Int. ab 9:51 Humpis Quartier)
(9:51) Der Treffpunkt war in der unteren Bachstraße im Bereich des damaligen Gasthaus Krone (…) Und eben vor diesem Gasthaus war der Kindergesindemarkt, Hütekindermarkt, Schwabenkindermarkt.
(weiter ab 10:18) Dort trafen sowohl die Kinder ein (…) 11:04 Und dann kamen (…) die Bauern, sprachen verschiedene Kinder oder auch deren Begleiter an, je nachdem, was sie halt suchten. Die einen suchten eine Gänsemagd wie das Regina Lampert ja auch schön erzählt oder vielleicht jemand, der in der Küche im Haushalt hilft.
Erzählerin
Andere suchen nach einem Knecht, der das Vieh hüten, sich um die Kühe kümmern und bei der Ernte mithelfen kann.
Erzähler
Die Bauern begutachten die Kinder, fragen wie alt sie sind und sobald die Wahl getroffen ist, geht es um den Lohn, den die Buben und Mädchen für ihre Arbeit bekommen sollen. Der meist höher ausfällt, wenn die Person die Verhandlungen übernimmt, die sie auf dem Weg begleitet hat:
8.O-Ton (Mücke Int. ab 12:01)
Da gab es natürlich so übliche Bedingungen, wieviel Lohn für so einen Schwabenkind sein sollte. Von fünf bis zehn Gulden ist oft die Rede. Aber ganz wichtig war natürlich auch die Zusatzleistung wie das berühmte doppelte Häs, also ein doppeltes Gewand Kleidung mit Schuhen am besten noch und das eben in zweifacher Ausführung. Kost und Logis natürlich mit dabei. Manchmal wurde auch so was - sie hat am Sonntag frei noch mit verhandelt. Aber es gibt auch Aussagen von Kindern, die sagen, sie haben eigentlich gar keinen Geldlohn bekommen, sondern wirklich nur dieses Essen. Und wurden am Schluss in Naturalien ausbezahlt, also durch Kleidung.
MUSIK privat Take 011 „Frühlingstraum“; Album: Die Winterreise; Label: CD BABY.COM/INDYS; Interpret: Yi-Tzu Pan & Hendrik Heilmann; Komponist: Franz Schubert; ZEIT: 00:22
Erzählerin
Um die Kinder vor der Willkür ihrer Dienstherren zu schützen, gründen Venerand Schöpf und Josef Anton Geiger 1891 den Tiroler Hütekinderverein. Schöpf ist damals Pfarrer und war als Kind selbst ein Schwabengänger.
MUSIK ENDE
Geiger ist Gemeindevorsteher aus Pettneu am Arlberg.
Erzähler
Sie erstellen nicht nur Muster-Dienstverträge und versuchen damit, einen gerechteren Lohn für die Kinder festzulegen. Sondern besuchen auch die jungen Mägde und Knechte während des Sommers auf den Höfen.
Erzählerin
Um nachzusehen, ob es den Kindern gut geht, wie die Kunsthistorikerin Tanja Kreutzer ausführt. Sie ist Leiterin des Bauernhaus-Museums in Wolfegg.
9.O-Ton (ab 1:44 Kreutzer Nachgestellte Stimmen - zum Verein)
Es sind (…) Geistliche, die sich um das Wohl dieser Kinder sorgen und sagen: Nein, da muss man was tun. Und dann muss man reglementieren. Vor allem auch hier in Oberschwaben. Pfarrer, die sagen, sie fahren mit dem Fahrrad jeden einzelnen Hof auch ab. Deswegen ist auch hier das Fahrrad noch einmal ausgestellt. Um eben zu gucken: Wird dieser Vertrag auch eingehalten, der jetzt erstmals eben auch schriftlich fixiert wird? Und geht es den Kindern gut in ihrer jeweiligen Arbeitsstätte?
Erzähler
Der Hütekinderverein kümmert sich auch um die Bildung der Schwabenkinder. Denn auch wenn im Königreich Württemberg seit 1836 die Schulpflicht besteht, gilt sie bis 1921 nicht für ausländische Kinder.
Erzählerin
Bis dahin sind die Jungen und Mädchen in ihren Heimatregionen jedes Jahr für die Zeit des Schwabengehens von der Schulpflicht befreit. Ihnen bleiben damit nur die vier Wintermonate, in denen sie zu Hause sind, um ein bisschen Stoff nachzuholen.
10.O-Ton: (Kreutzer Int. ab ca. 12:00)
Das ist natürlich auch etwas, dass diese Kinder prägt. Wobei es durch den Tirolerhüte Kinderverein die Bemühungen gab, dass man wenigstens den sonntäglichen Kirchgang und die anschließende Betschule auch für diese Kinder öffnete. Und dass die tatsächlich dann auch vom hiesigen Pfarrer in Oberschwaben eine Bestätigung brauchten, dass sie da teilgenommen haben, was sie dann wiederum in ihren Heimatorten abgeben mussten.
MUSIK privat Take 010 „Rast“; Album: Die Winterreise; Label: CD BABY.COM/INDYS; Interpret: Yi-Tzu Pan & Hendrik Heilmann; Komponist: Franz Schubert; ZEIT: 00:30
Erzähler
Die Kinder werden sehr unterschiedlich behandelt, wie aus den Quellen hervorgeht, die Tanja Kreutzer durchforstet hat. Je nachdem, ob sie auf einem reichen oder armen Bauernhof arbeiten. Dabei es kommt es sehr auf den Dienstherren an, für den sie arbeiten.
MUSIK ENDE
11.O-Ton (Kreutzer Int. ab ca. 7:30)
So unterschiedlich wie die Menschen sind, so unterschiedlich ist dann auch die Behandlung, die diese Kinder erfahren haben. Also zum Teil gibt es eben auch Berichte von Misshandlungen. Das wissen wir auch aus einigen Gerichtsakten oder amtlichen Zeugnissen, dass eben auch Anzeige erstattet wurde, weil ein Kind wieder nach Hause gehen musste, weil es so verhauen wurde und misshandelt wurde, dass es Verletzungen hatte, die erst Monate später geheilt sind.
Erzählerin
In den Berichten ist auch von sexuellen Übergriffen die Rede, die auch Regina Lampert in ihren Erinnerungen andeutet:
11.O-Ton (Kreutzer Int. ab 8:18)
Dass sie eben tatsächlich vom Bauern aufgefordert worden sei, einmal als sie da auf der Weide saß, ihren Rock zu lüften. Und erst als sie dann den weggestoßen hat, hat sie gemerkt: das ist der Bauer, der sie hier angeht.
Aber wir haben aber eben auch Zeugnisse und das ist durchaus die Mehrheit, dass es diesen Kindern durchaus gar nicht schlecht ging auf den Höfen. Dass da ein recht gutes Verhältnis mit der Familie auch vorhanden war im Rahmen dessen, was man als Gesinde in der Zeit auch erwarten konnte, als relativ weit unten stehend in der Hierarchie und eben auch entsprechend den Anweisungen des Bauern verpflichtet.
Erzähler
Jacob Stoffel ist eines der Kinder, das gute Erfahrungen macht. Er geht 1896 zusammen mit 20 Kindern aus der Gemeinde Vals ins Schwabenland, um bis zum Herbst auf einem Hof im Niederwangen zu arbeiten.
Erzählerin
Jacob Stoffel ist damals 13 Jahre alt und schreibt später in einem Aufsatz:
MUSIK privat Take 013 „Die Post“; Album: Die Winterreise; Label: CD BABY.COM/INDYS; Interpret: Yi-Tzu Pan & Hendrik Heilmann; Komponist: Franz Schubert; ZEIT: 01:17
Erzähler (als Zitator)
So flog die Zeit in strenger Arbeit vorüber. Das Essen war einfach, aber immer gut zubereitet. Auch die Behandlung war recht gut.
Etwa um den 20.Oktober kam unsere Führerin, um uns wieder abzuholen. Mein Meister bezahlte mir den vereinbarten Lohn und gab mir einige Mark als Reisgeld mit. Dankbar verabschiedete ich mich von den Meistersleuten und seiner Familie, sowie von den Diensten und versprach, das nächste Jahr wiederzukommen.
Die Reise wurde bis Bregenz zu Fuß zurückgelegt. Auf der Heimreise aus der Fremde waren wir alle „Kapitalisten“. Somit erlaubten wir uns mit der Eisenbahn von Bregenz-Feldkirch-Buchs bis Chur zu fahren.
Erzählerin
Davon unabhängig ist es aber Schwerstarbeit, die die Kinder leisten. Zu den Aufgaben der Jungen zählt es nicht nur, Gänse, Schweine und Kühe zu hüten, sondern auch, bei der Stallarbeit und der Ernte zu helfen.
Erzähler
Zu den Aufgaben der Mädchen gehört es, auf die Kinder der Bauernfamilie aufzupassen und beim Kochen, Backen, Waschen mitzuhelfen. Was leichter klingt, als es noch bis ins zwanzigste Jahrhundert hinein war. Sabine Mücke:
MUSIK ENDE
12.O-Ton (Mücke Int. ab 27:21)
Alles Mögliche musste erst noch geschält, gestampft, Gänse mussten gerupft werden. Eben Feuer musste gemacht, am Laufen gehalten werden, die Kessel waren groß und schwer, alles musste hinterher geschrubbt und von Hand wieder abgespült werden. (…) Dann kam dazu das ganze Wäschewaschen. (…weiter ab ca. 30:30)
Also sie wurden wirklich als kleine Arbeitskräfte eingesetzt, die aber eigentlich mehr oder weniger eine Magd oder einen Knecht ersetzt haben. Aber zu dann zu einem Drittel vom oder und Viertel vom Lohn.
Erzähler
Es sind lange Arbeitstage, die die sechs- bis 14-jährigen Kinder jeden Tag aufs Neue vor sich haben. Die früh morgens um vier oder fünf Uhr beginnen und im Sommer während der Ernte erst um zehn Uhr abends enden. Dann, wenn die Sonne untergeht. Nur unterbrochen von den Essenszeiten, wie Tanja Kreutzer ausführt:
13.O-Ton (Kreutzer Int. ab ca. 1:50)
Da gab es fünf Mahlzeiten am Tag, wo man dann auch zusammen mit der Familie gegessen hat. Das waren durchaus nahrhafte Gerichte, die es da gab, aber einfache Gerichte. Brenzmus zum Beispiel, dass ist so ein Haferbrei mit Butterschmalz obendrauf. (…ab ca. 2:28) Und eben auch Bratkartoffeln oder Speck. Zum Teil auch (…) Suppengemüse, also durchaus nahrhafte und vitaminreiche Kost, die man hier während der Sommermonate auch bekommen hat.
Erzählerin
So etwas wie Freizeit gibt es für die Kinder nur selten. Nach dem harten Arbeitstag sinken sie auf ihr Bett, das meist aus einer mit Stroh gefüllten Matratze besteht. Oft teilen sie sich nicht nur das Zimmer mit einem Knecht oder einer Magd, sondern auch das Bett.
MUSIK privat Take 012 „Einsamkeit“; Album: Die Winterreise; Label: CD BABY.COM/INDYS; Interpret: Yi-Tzu Pan & Hendrik Heilmann; Komponist: Franz Schubert; ZEIT: 00:10
Erzähler
Dabei ist auf vielen Höfen immer wieder Thema, dass viele der Kinder ins Bett machen.
MUSIK ENDE
14.O-Ton (Kreutzer Int. ab 5:32)
Tatsächlich dieses Bettnässen scheint ein Phänomen gewesen zu sein, wo man einfach wirklich merken kann, dieser psychische Druck, der hier da war, das Heimweh, auch das in die Fremde gehen. Auch erst mal keine Schutzperson zu haben. Man ist jetzt vollkommen von der Familie und von allen, die man kennt und die für einen da sind erst einmal getrennt. (…) (6:11) Und man geht auch davon aus, dass durchaus auch der Schlafmangel da eine Rolle gespielt haben mag, dass die Kinder einfach wirklich reihenweise nachts ins Bett gemacht haben.
MUSIK privat Take 012 „Einsamkeit“; Album: Die Winterreise; Label: CD BABY.COM/INDYS; Interpret: Yi-Tzu Pan & Hendrik Heilmann; Komponist: Franz Schubert; ZEIT: 00:25
Erzählerin
Mit Beginn des Zwanzigsten Jahrhunderts werden es immer weniger Kinder, die im Frühjahr aufbrechen. Aber es dauert noch bis in die 1950er Jahre, bis das Phänomen des Schwabengehens endgültig aufhört. Sabine Mücke:
MUSIK ENDE
15.O-Ton (Mücke Int. ab 24:41)
Also das, was man so wirklich als Schwabengängerei bezeichnet, hörte eigentlich schon mit dem Ersten Weltkrieg auf. (…) Die Grenzen waren zu, und damit kam das schon ganz stark zum Erliegen. (…) Es gab aber natürlich dann in den 20er-Jahren und in den 30er-Jahren (…) Kinder, die kamen. Vor allen Dingen waren es dann die Kinder aus Vorarlberg, (ab 25:35) die dann zur Arbeit noch ins Schwabenland gekommen sind. Aber (…) nach dem Zweiten Weltkrieg war das Thema zu Ende.
MUSIK privat Take 001 „Gute Nacht“; Album: Die Winterreise; Label: CD BABY.COM/INDYS; Interpret: Yi-Tzu Pan & Hendrik Heilmann; Komponist: Franz Schubert; ZEIT: 01:10
Erzähler
Dass die Geschichte des „Schwabengehens“ nicht in Vergessenheit geraten ist, ist vor allem für die Nachkommen der Schwabenkinder von besonderer Bedeutung.
Erzählerin
Viele von ihnen haben nun die Gewissheit, dass es wirklich ihre Großmutter oder der Urgroßvater war, die sich als Schwabenkinder verdingen mussten.
Erzähler
Sie finden heute in Museen oder auf Wanderwegen Orte, die einen Teil ihrer eigenen Familiengeschichte veranschaulichen.
Erzählerin
Darüber hinaus bleibt das Schwabengehen als sozialgeschichtliches Phänomen der Arbeitsmigration von Kindern als Saisonarbeiter ein aktuelles Thema. Denn Kinderarbeit gibt es bis heute.
2248 Episoden
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Regina Lampert, „Die Schwabengängerin - Erinnerungen einer jungen Magd aus dem Vorarlberg 1864-1874“. Ein anschaulicher und lebendiger Einblick in Regina Lamperts Leben und Alltag als Schwabenkind. Diese Memoiren hat Lampert 1929 im Alter von 75 Jahren in Heften für ihre Familie niedergeschrieben.
Elmar Bereuter, „Die Geschichte des Kaspanaze - Die Schwabenkinder“. Der Roman erschien 2002 und diente Jo Baier als Vorlage für seinen Film „Schwabenkinder“. Eine sehr berührende und anschauliche Darstellung der Erfahrungen des Schwabenkindes Kaspar.
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Zitatorin (Lampert Die Schwabengängerin S. 66)
Eines Tages sagte der Bauer etwa Ende Juli: “Die Gäns verlieren schon viel Federn, die müssen gerupft werden, bevor die Ernte angeht, denn dann hat man keine Zeit mehr, die Viecher zu rupfen. So zehn Stück solltest rupfen können im Tag.“ …Zuerst ging es nicht gut; an der ersten hatte ich fast ein halben Tag, bittere Tränen hab ich geweint dabei, bis ichs endlich gemerkt habe, wie das geht.“
Erzähler
Das schreibt Regina Lampert in ihren autobiografischen Memoiren „Die Schwabengängerin - Erinnerungen einer jungen Magd aus Vorarlberg“.
Erzählerin
Sie ist zehn Jahre alt, als sie im Frühjahr 1864 zum ersten Mal aus ihrem Heimatdorf Schnifis aufbrechen muss, um bis zum Herbst auf einem Bauernhof in Berg am Bodensee zu arbeiten.
MUSIK ENDE
Erzähler
Sie ist eine von zigtausenden so genannten Schwabenkindern, die sich über 300 Jahre lang in der Fremde verdingt haben. Aber sie ist die Einzige, deren Erlebnisse 1996 als Buch erscheinen, das eine Welle der Erinnerung auslöst.
Erzählerin
Und mit den Impuls gibt für grenzüberschreitende Projekte in Europa, für die sich Historiker und Wissenschaftler aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Liechtenstein und Italien ab 2006 auf die Spuren der Schwabenkinder machen.
Erzähler
Im Bodenseekreis und im Landkreis Ravensburg durchforsten sie Dienstbotenverzeichnisse und werden fündig. Dort sind die Namen aufgelistet, genau wie das Alter, der Herkunftsort und der jeweilige Dienstherr.
Erzählerin
Zusammen mit den Informationen aus den Schulakten, sowie Zeitzeugenberichten, die die Nachfahren der ehemaligen Schwabenkinder und Archive beisteuern, setzt sich ein Puzzle zusammen, wie das Leben der bis dahin meist Unbekannten ausgesehen haben könnte.
Erzähler
Am Ende sind es 14.000 Biografien, die in die Schwabenkinderdatenbank aufgenommen und abgerufen werden können.
MUSIK privat Take 001 „Gute Nacht“; Album: Die Winterreise; Label: CD BABY.COM/INDYS; Interpret: Yi-Tzu Pan & Hendrik Heilmann; Komponist: Franz Schubert; ZEIT: 01:05
Erzähler
Die Geschichte des Schwabengehens beginnt bereits Ende des 16., Anfang des 17.Jahrhunderts. Als die ersten Bergbauernkinder aus Vorarlberg, Tirol, Südtirol, der Schweiz und Liechtenstein sich nach Oberschwaben aufmachen – so nannte man damals die Gegend im südöstlichen Baden-Württemberg und im südwestlichen Bayern.
Erzählerin
Eine Gegend, die durch den Getreideanbau und auch den Getreideexport in die Schweiz und nach Österreich längst als Kornkammer im Alpenraum bekannt ist. Eine Gegend, in der auch Kinder als Arbeitskräfte an den großen Höfen gebraucht werden.
Erzähler
Die Historikerin Sabine Mücke leitet das Museum Humpis Quartier in Ravensburg und hat sich im Rahmen der EU-geförderten Projekte intensiv mit der Geschichte des besonderen Phänomens des Schwabengehens beschäftigt.
MUSIK ENDE
1.O-Ton (Mücke Ausstellung Humpis Museum ab 5:46)
Der Grund (…) dass sehr viele Menschen aus den Alpenregionen, vor allen Dingen Tirol, auch Graubünden bis hin nach Südtirol, Vorarlberg natürlich auch nach Oberschwaben kamen, war die Tatsache, dass es schon nach dem Dreißigjährigen Krieg ja hier ein Bevölkerungsvakuum gab. Die Bevölkerung war durch Kriegseinwirkungen, durch Seuchen, Pest und so weiter stark reduziert worden in einem ohnehin schon dünn besiedelten Gebiet.
Hier gab es eben große Höfe, die einfach auch Arbeitskräfte benötigten. (…) Und deswegen war es eigentlich fast natürlich, dass es diese Arbeitsmigration gab. Das waren auch Erwachsene, die saisonal sich dann hier Arbeit gesucht haben und diesen Migrationsbewegungen folgten dann letztlich auch die Kinder.
Erzähler
Im Laufe der Jahrhunderte etabliert es sich, dass die Kinder allein geschickt werden und die Eltern daheim bleiben. Anfang bis Mitte des 19.Jahrhunderts erreichen die Kinderwanderungen ihren Höhepunkt.
Erzählerin
Laut Schätzungen sind es pro Jahr 5000 Buben und Mädchen, die aus dem nördlichen Alpenraum ins Schwabenland ziehen, um auf den Höfen als Hütejungen, Mägde oder Knechte zu arbeiten. Kinder, die zwischen sechs und 14 Jahre alt sind.
2.O-Ton (Mücke Ausstellung ab ca. 9:11)
Man muss aber sagen, dass die Zahlen so hoch waren, weil das eine Zeit war, die durch Hungerkrisen also gerade 1816/ 17 und die folgenden Jahre auch hier durch hohe Auswanderung, also auch im Königreich Württemberg oder in Baden gab es viel Armut und Auswanderung nach Amerika, was aber gleichzeitig dann wieder Arbeitskräftemangel hier evoziert hat und so lag also dieser Höhepunkt dieser Wanderung dann in diesen Jahrzehnten.
MUSIK privat Take 001 „Gute Nacht“; Album: Die Winterreise; Label: CD BABY.COM/INDYS; Interpret: Yi-Tzu Pan & Hendrik Heilmann; Komponist: Franz Schubert; ZEIT: 00:55
Erzählerin
Es ist die Armut, die ihre Eltern dazu bringt, eines oder mehrere ihrer zahlreichen Kinder in die Fremde zu schicken. Die die beschwerliche Wanderung aber nicht allein bewältigen müssen, sondern sich als Gruppe mit anderen Kindern aus dem Dorf aufmachen.
Erzähler
Sie sind nicht ganz ohne Schutz unterwegs, sondern immer in Begleitung eines Erwachsenen. Wie notwendig diese Begleitung ist, das geht aus der nachgestellten Erzählung des ehemaligen Schwabenkindes Katharina hervor. Die so im Bauernhaus-Museum Wolfegg zu hören ist. Katharina ist 11 Jahre alt, als sie sich 1836 von Graubünden aus auf den Weg macht:
MUSIK ENDE
3.O-Ton [0:00:09] (Katharina) :
Wie wir aufbrechen am frühen Morgen ist wie gsagt überall noch Schnee. Acht Kinder sind wir und die Frau, die uns begleitet. Der Vater sagt: die bringt euch ins Schwabenland und holt euch wieder ab im Herbst. Tut, was sie sagt. Der Weg ist steil von Samnaun hinunter ins Inntal. Wir laufen hintereinander, ich bin hinten und habe Mühe im Schnee. Vor mir ist mein Bruder und hinter mir noch die kleine Anna. Aber plötzlich, als ich zurückschaue, ist sie nicht mehr da. Die Anna schrie ich. Die Führerin hält sofort an, schaut, kommt zurück und geht eilig den Berg hinauf. Ich gehe mit, und wir finden sie. Anna hockt im Schnee. Sie ruft nach ihrer Mutter und weint. Und auch bei mir kommen die Tränen. Unsere Führerin kniet bei der Anna, hält sie fest, redet ihr leise zu und beide stehen auf. Sie führt sie an der Hand. Ich folge den beiden stumm.
MUSIK privat Take 012 „Einsamkeit“; Album: Die Winterreise; Label: CD BABY.COM/INDYS; Interpret: Yi-Tzu Pan & Hendrik Heilmann; Komponist: Franz Schubert; ZEIT: 00:20
Erzählerin
Neben dem Heimweh und der Ungewissheit, was sie im Schwabenland erwartet, ist auch der Weg für die Jungen und Mädchen eine Tortur. Sabine Mücke:
4.O-Ton (Mücke Int. ab 1:07)
Da die Kinder um Mitte März herum schon in Oberschwaben sein mussten, weil da beginnt einfach dann so das bäuerliche Arbeitsjahr mit Aussaatarbeiten, mussten sie sich eben dann auch auf den Weg machen. Und Mitte März lag eben in den Alpen in den höheren Regionen auf jeden Fall immer noch Schnee.
Das heißt vor allen Dingen für die Kinder (1:31), die aus Südtirol, auch aus Tirol kamen, stand der Arlberg im Weg. (…) Und man muss sich eben vorstellen, wenn dann diese Kinder sich zu Fuß durch den noch meterhohen, schweren Schnee auf den Weg machen mussten (ab 02:09…) Also da gibt es wirklich auch beeindruckende Schilderungen, wie gefährlich und auch wie unheimlich und wie anstrengend das war. (…)
Erzähler
Die Kinder sind mit sehr wenig Proviant, zu dünner Kleidung und schlechtem Schuhwerk unterwegs.Mit dem Bau der Arlbergbahn 1884 wird der Weg zumindest für diejenigen aus Tirol deutlich unbeschwerter.
5.O-Ton (Mücke Int. ab ca. 4:00)
Und dann sind auch die Kinder aus Südtirol, die ja sowieso auch noch erst einmal über den Reschenpass kommen mussten und dann hat man sich eben in Landeck in den Zug setzen können, konnte bis Bregenz mit dem Zug fahren. Und dann eben teilweise sind die Kinder dann mit dem Schiff nach Friedrichshafen oder eben zu Fuß weiter nach Oberschwaben oder auch ins oberschwäbische Allgäu.
Erzähler
Je jünger die Kinder sind, desto größer ist das Heimweh. Je älter sie sind, desto häufiger sind sie auch stolz, im Schwabenland ein paar Gulden für ihre Familie daheim dazu zu verdienen. Und sich hoffentlich satt essen zu können.
6.O-Ton (Mücke Int. ca. 6:00)
Weil sie wussten auch zuhause wird das Essen eben knapp gerade am Ende vom Winter. Man muss, glaube ich immer sich vor Augen halten, dass sie nicht so viele Wahlmöglichkeiten hatten, nun das dann einfach mehr oder weniger so auf sich genommen haben.
MUSIK privat Take 001 „Gute Nacht“; Album: Die Winterreise; Label: CD BABY.COM/INDYS; Interpret: Yi-Tzu Pan & Hendrik Heilmann; Komponist: Franz Schubert; ZEIT: 00:25
Erzählerin
Kaum in Friedrichshafen oder Lindau angekommen, geht es auf einen der Hütekindermärkte, die bis ins Zwanzigste Jahrhundert hinein regelmäßig um Josephi, also am 19.März stattfinden. Es ist der Ort, wo die Arbeitsstellen vergeben werden.
Erzähler
Kindergesindemärkte gibt es in Ravensburg, Friedrichshafen, Kempten und - je nach Bedarf auch in Wangen, Weingarten, Tettnang und Bad Waldsee. Die zentrale Anlaufstelle ist Mitte des 19.Jahrhunderts der in Ravensburg.
MUSIK ENDE
7.O-Ton (Mücke Int. ab 9:51 Humpis Quartier)
(9:51) Der Treffpunkt war in der unteren Bachstraße im Bereich des damaligen Gasthaus Krone (…) Und eben vor diesem Gasthaus war der Kindergesindemarkt, Hütekindermarkt, Schwabenkindermarkt.
(weiter ab 10:18) Dort trafen sowohl die Kinder ein (…) 11:04 Und dann kamen (…) die Bauern, sprachen verschiedene Kinder oder auch deren Begleiter an, je nachdem, was sie halt suchten. Die einen suchten eine Gänsemagd wie das Regina Lampert ja auch schön erzählt oder vielleicht jemand, der in der Küche im Haushalt hilft.
Erzählerin
Andere suchen nach einem Knecht, der das Vieh hüten, sich um die Kühe kümmern und bei der Ernte mithelfen kann.
Erzähler
Die Bauern begutachten die Kinder, fragen wie alt sie sind und sobald die Wahl getroffen ist, geht es um den Lohn, den die Buben und Mädchen für ihre Arbeit bekommen sollen. Der meist höher ausfällt, wenn die Person die Verhandlungen übernimmt, die sie auf dem Weg begleitet hat:
8.O-Ton (Mücke Int. ab 12:01)
Da gab es natürlich so übliche Bedingungen, wieviel Lohn für so einen Schwabenkind sein sollte. Von fünf bis zehn Gulden ist oft die Rede. Aber ganz wichtig war natürlich auch die Zusatzleistung wie das berühmte doppelte Häs, also ein doppeltes Gewand Kleidung mit Schuhen am besten noch und das eben in zweifacher Ausführung. Kost und Logis natürlich mit dabei. Manchmal wurde auch so was - sie hat am Sonntag frei noch mit verhandelt. Aber es gibt auch Aussagen von Kindern, die sagen, sie haben eigentlich gar keinen Geldlohn bekommen, sondern wirklich nur dieses Essen. Und wurden am Schluss in Naturalien ausbezahlt, also durch Kleidung.
MUSIK privat Take 011 „Frühlingstraum“; Album: Die Winterreise; Label: CD BABY.COM/INDYS; Interpret: Yi-Tzu Pan & Hendrik Heilmann; Komponist: Franz Schubert; ZEIT: 00:22
Erzählerin
Um die Kinder vor der Willkür ihrer Dienstherren zu schützen, gründen Venerand Schöpf und Josef Anton Geiger 1891 den Tiroler Hütekinderverein. Schöpf ist damals Pfarrer und war als Kind selbst ein Schwabengänger.
MUSIK ENDE
Geiger ist Gemeindevorsteher aus Pettneu am Arlberg.
Erzähler
Sie erstellen nicht nur Muster-Dienstverträge und versuchen damit, einen gerechteren Lohn für die Kinder festzulegen. Sondern besuchen auch die jungen Mägde und Knechte während des Sommers auf den Höfen.
Erzählerin
Um nachzusehen, ob es den Kindern gut geht, wie die Kunsthistorikerin Tanja Kreutzer ausführt. Sie ist Leiterin des Bauernhaus-Museums in Wolfegg.
9.O-Ton (ab 1:44 Kreutzer Nachgestellte Stimmen - zum Verein)
Es sind (…) Geistliche, die sich um das Wohl dieser Kinder sorgen und sagen: Nein, da muss man was tun. Und dann muss man reglementieren. Vor allem auch hier in Oberschwaben. Pfarrer, die sagen, sie fahren mit dem Fahrrad jeden einzelnen Hof auch ab. Deswegen ist auch hier das Fahrrad noch einmal ausgestellt. Um eben zu gucken: Wird dieser Vertrag auch eingehalten, der jetzt erstmals eben auch schriftlich fixiert wird? Und geht es den Kindern gut in ihrer jeweiligen Arbeitsstätte?
Erzähler
Der Hütekinderverein kümmert sich auch um die Bildung der Schwabenkinder. Denn auch wenn im Königreich Württemberg seit 1836 die Schulpflicht besteht, gilt sie bis 1921 nicht für ausländische Kinder.
Erzählerin
Bis dahin sind die Jungen und Mädchen in ihren Heimatregionen jedes Jahr für die Zeit des Schwabengehens von der Schulpflicht befreit. Ihnen bleiben damit nur die vier Wintermonate, in denen sie zu Hause sind, um ein bisschen Stoff nachzuholen.
10.O-Ton: (Kreutzer Int. ab ca. 12:00)
Das ist natürlich auch etwas, dass diese Kinder prägt. Wobei es durch den Tirolerhüte Kinderverein die Bemühungen gab, dass man wenigstens den sonntäglichen Kirchgang und die anschließende Betschule auch für diese Kinder öffnete. Und dass die tatsächlich dann auch vom hiesigen Pfarrer in Oberschwaben eine Bestätigung brauchten, dass sie da teilgenommen haben, was sie dann wiederum in ihren Heimatorten abgeben mussten.
MUSIK privat Take 010 „Rast“; Album: Die Winterreise; Label: CD BABY.COM/INDYS; Interpret: Yi-Tzu Pan & Hendrik Heilmann; Komponist: Franz Schubert; ZEIT: 00:30
Erzähler
Die Kinder werden sehr unterschiedlich behandelt, wie aus den Quellen hervorgeht, die Tanja Kreutzer durchforstet hat. Je nachdem, ob sie auf einem reichen oder armen Bauernhof arbeiten. Dabei es kommt es sehr auf den Dienstherren an, für den sie arbeiten.
MUSIK ENDE
11.O-Ton (Kreutzer Int. ab ca. 7:30)
So unterschiedlich wie die Menschen sind, so unterschiedlich ist dann auch die Behandlung, die diese Kinder erfahren haben. Also zum Teil gibt es eben auch Berichte von Misshandlungen. Das wissen wir auch aus einigen Gerichtsakten oder amtlichen Zeugnissen, dass eben auch Anzeige erstattet wurde, weil ein Kind wieder nach Hause gehen musste, weil es so verhauen wurde und misshandelt wurde, dass es Verletzungen hatte, die erst Monate später geheilt sind.
Erzählerin
In den Berichten ist auch von sexuellen Übergriffen die Rede, die auch Regina Lampert in ihren Erinnerungen andeutet:
11.O-Ton (Kreutzer Int. ab 8:18)
Dass sie eben tatsächlich vom Bauern aufgefordert worden sei, einmal als sie da auf der Weide saß, ihren Rock zu lüften. Und erst als sie dann den weggestoßen hat, hat sie gemerkt: das ist der Bauer, der sie hier angeht.
Aber wir haben aber eben auch Zeugnisse und das ist durchaus die Mehrheit, dass es diesen Kindern durchaus gar nicht schlecht ging auf den Höfen. Dass da ein recht gutes Verhältnis mit der Familie auch vorhanden war im Rahmen dessen, was man als Gesinde in der Zeit auch erwarten konnte, als relativ weit unten stehend in der Hierarchie und eben auch entsprechend den Anweisungen des Bauern verpflichtet.
Erzähler
Jacob Stoffel ist eines der Kinder, das gute Erfahrungen macht. Er geht 1896 zusammen mit 20 Kindern aus der Gemeinde Vals ins Schwabenland, um bis zum Herbst auf einem Hof im Niederwangen zu arbeiten.
Erzählerin
Jacob Stoffel ist damals 13 Jahre alt und schreibt später in einem Aufsatz:
MUSIK privat Take 013 „Die Post“; Album: Die Winterreise; Label: CD BABY.COM/INDYS; Interpret: Yi-Tzu Pan & Hendrik Heilmann; Komponist: Franz Schubert; ZEIT: 01:17
Erzähler (als Zitator)
So flog die Zeit in strenger Arbeit vorüber. Das Essen war einfach, aber immer gut zubereitet. Auch die Behandlung war recht gut.
Etwa um den 20.Oktober kam unsere Führerin, um uns wieder abzuholen. Mein Meister bezahlte mir den vereinbarten Lohn und gab mir einige Mark als Reisgeld mit. Dankbar verabschiedete ich mich von den Meistersleuten und seiner Familie, sowie von den Diensten und versprach, das nächste Jahr wiederzukommen.
Die Reise wurde bis Bregenz zu Fuß zurückgelegt. Auf der Heimreise aus der Fremde waren wir alle „Kapitalisten“. Somit erlaubten wir uns mit der Eisenbahn von Bregenz-Feldkirch-Buchs bis Chur zu fahren.
Erzählerin
Davon unabhängig ist es aber Schwerstarbeit, die die Kinder leisten. Zu den Aufgaben der Jungen zählt es nicht nur, Gänse, Schweine und Kühe zu hüten, sondern auch, bei der Stallarbeit und der Ernte zu helfen.
Erzähler
Zu den Aufgaben der Mädchen gehört es, auf die Kinder der Bauernfamilie aufzupassen und beim Kochen, Backen, Waschen mitzuhelfen. Was leichter klingt, als es noch bis ins zwanzigste Jahrhundert hinein war. Sabine Mücke:
MUSIK ENDE
12.O-Ton (Mücke Int. ab 27:21)
Alles Mögliche musste erst noch geschält, gestampft, Gänse mussten gerupft werden. Eben Feuer musste gemacht, am Laufen gehalten werden, die Kessel waren groß und schwer, alles musste hinterher geschrubbt und von Hand wieder abgespült werden. (…) Dann kam dazu das ganze Wäschewaschen. (…weiter ab ca. 30:30)
Also sie wurden wirklich als kleine Arbeitskräfte eingesetzt, die aber eigentlich mehr oder weniger eine Magd oder einen Knecht ersetzt haben. Aber zu dann zu einem Drittel vom oder und Viertel vom Lohn.
Erzähler
Es sind lange Arbeitstage, die die sechs- bis 14-jährigen Kinder jeden Tag aufs Neue vor sich haben. Die früh morgens um vier oder fünf Uhr beginnen und im Sommer während der Ernte erst um zehn Uhr abends enden. Dann, wenn die Sonne untergeht. Nur unterbrochen von den Essenszeiten, wie Tanja Kreutzer ausführt:
13.O-Ton (Kreutzer Int. ab ca. 1:50)
Da gab es fünf Mahlzeiten am Tag, wo man dann auch zusammen mit der Familie gegessen hat. Das waren durchaus nahrhafte Gerichte, die es da gab, aber einfache Gerichte. Brenzmus zum Beispiel, dass ist so ein Haferbrei mit Butterschmalz obendrauf. (…ab ca. 2:28) Und eben auch Bratkartoffeln oder Speck. Zum Teil auch (…) Suppengemüse, also durchaus nahrhafte und vitaminreiche Kost, die man hier während der Sommermonate auch bekommen hat.
Erzählerin
So etwas wie Freizeit gibt es für die Kinder nur selten. Nach dem harten Arbeitstag sinken sie auf ihr Bett, das meist aus einer mit Stroh gefüllten Matratze besteht. Oft teilen sie sich nicht nur das Zimmer mit einem Knecht oder einer Magd, sondern auch das Bett.
MUSIK privat Take 012 „Einsamkeit“; Album: Die Winterreise; Label: CD BABY.COM/INDYS; Interpret: Yi-Tzu Pan & Hendrik Heilmann; Komponist: Franz Schubert; ZEIT: 00:10
Erzähler
Dabei ist auf vielen Höfen immer wieder Thema, dass viele der Kinder ins Bett machen.
MUSIK ENDE
14.O-Ton (Kreutzer Int. ab 5:32)
Tatsächlich dieses Bettnässen scheint ein Phänomen gewesen zu sein, wo man einfach wirklich merken kann, dieser psychische Druck, der hier da war, das Heimweh, auch das in die Fremde gehen. Auch erst mal keine Schutzperson zu haben. Man ist jetzt vollkommen von der Familie und von allen, die man kennt und die für einen da sind erst einmal getrennt. (…) (6:11) Und man geht auch davon aus, dass durchaus auch der Schlafmangel da eine Rolle gespielt haben mag, dass die Kinder einfach wirklich reihenweise nachts ins Bett gemacht haben.
MUSIK privat Take 012 „Einsamkeit“; Album: Die Winterreise; Label: CD BABY.COM/INDYS; Interpret: Yi-Tzu Pan & Hendrik Heilmann; Komponist: Franz Schubert; ZEIT: 00:25
Erzählerin
Mit Beginn des Zwanzigsten Jahrhunderts werden es immer weniger Kinder, die im Frühjahr aufbrechen. Aber es dauert noch bis in die 1950er Jahre, bis das Phänomen des Schwabengehens endgültig aufhört. Sabine Mücke:
MUSIK ENDE
15.O-Ton (Mücke Int. ab 24:41)
Also das, was man so wirklich als Schwabengängerei bezeichnet, hörte eigentlich schon mit dem Ersten Weltkrieg auf. (…) Die Grenzen waren zu, und damit kam das schon ganz stark zum Erliegen. (…) Es gab aber natürlich dann in den 20er-Jahren und in den 30er-Jahren (…) Kinder, die kamen. Vor allen Dingen waren es dann die Kinder aus Vorarlberg, (ab 25:35) die dann zur Arbeit noch ins Schwabenland gekommen sind. Aber (…) nach dem Zweiten Weltkrieg war das Thema zu Ende.
MUSIK privat Take 001 „Gute Nacht“; Album: Die Winterreise; Label: CD BABY.COM/INDYS; Interpret: Yi-Tzu Pan & Hendrik Heilmann; Komponist: Franz Schubert; ZEIT: 01:10
Erzähler
Dass die Geschichte des „Schwabengehens“ nicht in Vergessenheit geraten ist, ist vor allem für die Nachkommen der Schwabenkinder von besonderer Bedeutung.
Erzählerin
Viele von ihnen haben nun die Gewissheit, dass es wirklich ihre Großmutter oder der Urgroßvater war, die sich als Schwabenkinder verdingen mussten.
Erzähler
Sie finden heute in Museen oder auf Wanderwegen Orte, die einen Teil ihrer eigenen Familiengeschichte veranschaulichen.
Erzählerin
Darüber hinaus bleibt das Schwabengehen als sozialgeschichtliches Phänomen der Arbeitsmigration von Kindern als Saisonarbeiter ein aktuelles Thema. Denn Kinderarbeit gibt es bis heute.
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