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Ein neuer Anfang (16)

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Wir schreiben das Jahr 70 unserer Zeitrechnung.

Der heilige Tempel ist zerstört, hunderttausende Juden sind gestorben, Jerusalem ist dem Erdboden gleichgemacht. Doch dieses Ende ist ein neuer Anfang.

Die Zeit nach der Zerstörung des Tempels bis zum Bar-Kochba Aufstand mehr als 60 Jahre später, nennt man die Jabne Periode. Denn dort, in der Stadt Jabne, die heute im Speckgürtel von Tel Aviv liegt, findet die Hauptarbeit einer verblüffenden Wiederfindung und zugleich Erneuerung des Judentums statt.

Nach dem verlorenen Krieg versammeln sich dort die übriggebliebenen israelitischen Weisen unter Jochanan ben Zakkai, um über die Lage des Jüdischen Volks zu beraten. Es sind vor allem einfache Leute mit einem Brotberuf, die es sich zur Aufgabe machen, alle Juden zu überzeugen, dass das Ende des Tempels nicht das Ende des Jüdischen Volks sein darf, weil man auch ohne Tempeldienste Sühne und Glaubensarbeit leisten kann.

Ben Zakkai, und etwas später der ebenso berühmte Rabban Gamaliel, schaffen es, Jabne zum führenden intellektuellen und religiösen Zentrum der jüdischen Welt zu machen, in dem der Glaube und damit das ganze Judentum, dessen Gesetze und Gebote ebenso wie die religiöse Praxis, auf neue Beine gestellt werden. Ein wichtiger Teil des Talmud entsteht.

Die Weisen von Jabne erkennen keine Vorrechte von Klassen, Gruppen, Reichtum, Herkunft oder sonstigem persönlichem Status mehr an. Alle Menschen sind gleich an Wert und daher auch gleich vor dem Gesetz. Und man stellt das Leben vor den Glauben, indem man postuliert, dass man als Jude ein Gesetz der Thora übertreten darf, wenn dies einem selbst oder einem Mitmenschen das Leben retten kann.

Tausende Debatten um die Halacha, die gesetzestreue Religionsausübung, werden geführt und Namen wie das Haus Hillel, Rabbi Akiba, die Schammai-Schule, Rabbi Jehuda ha Nasi sind bis heute bekannt und bedeutend. Und immer mehr Synagogen entstehen: eigenständige Versammlungs-, Bet- und Lehrhäuser, die von jeweils eigenen Vordenkern und Weisen geführt werden.

Heute weiß man, dass Jabne zwar das Zentrum der geistigen Erneuerung war, dass dieser Prozess jedoch nicht, wie man bis ins 20. Jahrhundert hinein annahm, innerhalb einer Synode und in relativ kurzer Zeit entstand, sondern ein Zusammenwirken von Diskussionen war, das weit über hundert Jahre und dauerte und Juden weltweit mit einbezogen hat.

Eine Produktion von Mena-Watch. Der unabhängige Nahost-Thinktank veröffentlicht täglich Nachrichten sowie Analysen und Kommentare renommierter Experten und Autoren zu aktuellen Entwicklungen im Nahen Osten und Nordafrika. Ein Team von Politikwissenschaftlern, Historikern und Autoren garantiert die inhaltliche Substanz und Faktentreue jeder einzelnen Veröffentlichung. Mehr dazu auf mena-watch.com.

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Die Zeit nach der Zerstörung des Tempels bis zum Bar-Kochba Aufstand mehr als 60 Jahre später, nennt man die Jabne Periode. Denn dort, in der Stadt Jabne, die heute im Speckgürtel von Tel Aviv liegt, findet die Hauptarbeit einer verblüffenden Wiederfindung und zugleich Erneuerung des Judentums statt.

Nach dem verlorenen Krieg versammeln sich dort die übriggebliebenen israelitischen Weisen unter Jochanan ben Zakkai, um über die Lage des Jüdischen Volks zu beraten. Es sind vor allem einfache Leute mit einem Brotberuf, die es sich zur Aufgabe machen, alle Juden zu überzeugen, dass das Ende des Tempels nicht das Ende des Jüdischen Volks sein darf, weil man auch ohne Tempeldienste Sühne und Glaubensarbeit leisten kann.

Ben Zakkai, und etwas später der ebenso berühmte Rabban Gamaliel, schaffen es, Jabne zum führenden intellektuellen und religiösen Zentrum der jüdischen Welt zu machen, in dem der Glaube und damit das ganze Judentum, dessen Gesetze und Gebote ebenso wie die religiöse Praxis, auf neue Beine gestellt werden. Ein wichtiger Teil des Talmud entsteht.

Die Weisen von Jabne erkennen keine Vorrechte von Klassen, Gruppen, Reichtum, Herkunft oder sonstigem persönlichem Status mehr an. Alle Menschen sind gleich an Wert und daher auch gleich vor dem Gesetz. Und man stellt das Leben vor den Glauben, indem man postuliert, dass man als Jude ein Gesetz der Thora übertreten darf, wenn dies einem selbst oder einem Mitmenschen das Leben retten kann.

Tausende Debatten um die Halacha, die gesetzestreue Religionsausübung, werden geführt und Namen wie das Haus Hillel, Rabbi Akiba, die Schammai-Schule, Rabbi Jehuda ha Nasi sind bis heute bekannt und bedeutend. Und immer mehr Synagogen entstehen: eigenständige Versammlungs-, Bet- und Lehrhäuser, die von jeweils eigenen Vordenkern und Weisen geführt werden.

Heute weiß man, dass Jabne zwar das Zentrum der geistigen Erneuerung war, dass dieser Prozess jedoch nicht, wie man bis ins 20. Jahrhundert hinein annahm, innerhalb einer Synode und in relativ kurzer Zeit entstand, sondern ein Zusammenwirken von Diskussionen war, das weit über hundert Jahre und dauerte und Juden weltweit mit einbezogen hat.

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