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Pixelige Babyfotos

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====> 30x Fotogeschichte(n) - Ein Lesebuch für Fotograf*innen mit und ohne Kamera <====

Ja, auch den Pixel gab es nicht schon immer. Er wurde 1957 erfunden und hat einen 3 Monate alten Paten 🙂

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Es gibt ja so einige Listen, die hundert angeblich einflussreiche Fotos zeigen und auf jeder dieser Listen sind Babyfotos zu sehen.

Und besonders spannend ist, dass die meisten Babyfotos etwas mit technischer Entwicklung zu tun haben. Das Baby, um das es heute geht, hieß Walden Kirsch. Unglaublich süß und der ganze Stolz seines 27-jährigen Vaters Russel Kirsch. Der machte, was Väter, wenn sie stolz auf ihre neugeborenes Baby sind, so tun, er brachte nämlich ein Foto seines Sohnes mit zur Arbeit.

Es ist das Jahr 1957 und angestellt ist er als Computertechniker beim National Bureau of Standards und ist einer der wenigen, die an dem bis dahin ersten und einzigen programmierbaren Computer in den Vereinigten Staaten arbeiten dürfen. Das Ding füllte einen ganzen Raum aus und hieß „Standard Electronic Automatic Computer“ oder „SEAC“ und wurde für so nützliche Dinge benutzt wie Berechnungen zum Bau der Atombombe durchzuführen.

Aber Russell, ganz Techniker, hatte andere Vorstellungen, was so ein Computer noch alles leisten könnte und so fragt er sich, was wäre eigentlich, wenn Computer die Welt so wahrnehmen könnten wie wir? Damals waren Computer ja in erster Linie zum Berechnen da. Es gab noch keine Computergrafik. Und so musste Russell zuerst etwas erfinden, das wir heute als selbstverständlich wahrnehmen. Er musste sich überlegen, wie genau er Bilder in den Computer bekommt und was denn die kleinstmögliche Einheit wäre.

Er entwarf also ein Gerät, mit dem man Bilder theoretisch abtasten könnte. Er konstruierte einen Prototypen und beschloss, das Foto, das in seiner Brieftasche war, als Beispielfoto zu nutzen. Das Bild war jetzt für seine Zwecke ein bisschen arg groß und deswegen schnitt er einen kleinen Teil davon aus, das Gesicht seines Sohnes. Und dieses Bild nutzte er dann, um mit seinem neu konstruierten Handscanner, wie wir es heute nennen würden, eine Abtastung vorzunehmen.

176 x 176 Punkte war diese Abtastung groß und Russell Kirsch wurde damit zum Erfinder des Pixels. Ja, genau das Ding, von dem wir heute in millionenfacher Ausführung als Megapixel sprechen, musste damals erst mal ausgedacht werden. Der Handscanner, den er sich ausgedacht hatte, tastete das Bild zwar in 176 x 176 Pixeln ab, aber jeder dieser Pixel konnte nur einen von zwei Werten annehmen, weiß oder schwarz, eins oder null. Abhängig von der justierten Empfindlichkeit der Abtastung konnte man ein Bild jedoch mehrmals abtasten und so auch Graustufen herausrechnen.

Und das Bild war eine sofortige Sensation. Es wies für ganze Teams von Forschern die Richtung. Die NASA wusste sofort Anwendungsfälle für diese Technologie. Natürlich auch das Militär, wie soll es auch anders sein. Die Erfindung des Pixels und dieses allererste gescannte digitale Foto sind die Urahnen für die gesamte moderne Bildverarbeitung. Satellitenfotografie, CT-Scans, Strichcodes, moderne Fertigungsstraßen, Displays, Kameras, Projektoren, die Liste ist endlos.

Russell Kirsch, der von seiner Familie als Bastler beschrieben wurde, beschäftigte sich sein gesamtes restliches Leben dann mit der weiteren Computerentwicklung. War es am Anfang oft Hardware, an der er herumschraubte, wurde es dann schnell die algorithmische Seite der Dinge. Zusammen mit seiner Frau, die Kunsthistorikerin war, analysierte er mithilfe von Computertechnik historische Gemälde, forschte an AIs, die das menschliche Gehirn nachzuahmen versuchen und erfreute sich daran, eine Entwicklung beobachten zu dürfen, die von einem selbst zusammengebauten Gerät, das im Prinzip gerade mal hell und dunkel unterscheiden konnte, führte zu einer Welt, in der wir abertausende Babyfotos in unserer Hosentasche spazieren tragen können.

Wir machen uns glaube ich gar keine Vorstellung davon, wie einzigartig so eine Entdeckung ist. Wir nehmen das einfach selbstverständlich hin, natürlich wurde irgendwann der Pixel entwickelt. Trotzdem muss erstmal jemand darauf kommen und das erste Gerät bauen, das das dann auch umsetzt.

Russell Kirsch blieb sein Leben lang bescheidener Techniker und Computerwissenschaftler. Er war fasziniert von der Technologie und überzeugt davon, dass sie unser aller Leben besser machen würde. Im hohen Alter erkrankt er dann an Demenz, schrieb aber bis zuletzt Gedichte und nahm am Leben Teil, bis er dann im August 2020 im Alter von 91 Jahren starb.

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Es gibt ja so einige Listen, die hundert angeblich einflussreiche Fotos zeigen und auf jeder dieser Listen sind Babyfotos zu sehen.

Und besonders spannend ist, dass die meisten Babyfotos etwas mit technischer Entwicklung zu tun haben. Das Baby, um das es heute geht, hieß Walden Kirsch. Unglaublich süß und der ganze Stolz seines 27-jährigen Vaters Russel Kirsch. Der machte, was Väter, wenn sie stolz auf ihre neugeborenes Baby sind, so tun, er brachte nämlich ein Foto seines Sohnes mit zur Arbeit.

Es ist das Jahr 1957 und angestellt ist er als Computertechniker beim National Bureau of Standards und ist einer der wenigen, die an dem bis dahin ersten und einzigen programmierbaren Computer in den Vereinigten Staaten arbeiten dürfen. Das Ding füllte einen ganzen Raum aus und hieß „Standard Electronic Automatic Computer“ oder „SEAC“ und wurde für so nützliche Dinge benutzt wie Berechnungen zum Bau der Atombombe durchzuführen.

Aber Russell, ganz Techniker, hatte andere Vorstellungen, was so ein Computer noch alles leisten könnte und so fragt er sich, was wäre eigentlich, wenn Computer die Welt so wahrnehmen könnten wie wir? Damals waren Computer ja in erster Linie zum Berechnen da. Es gab noch keine Computergrafik. Und so musste Russell zuerst etwas erfinden, das wir heute als selbstverständlich wahrnehmen. Er musste sich überlegen, wie genau er Bilder in den Computer bekommt und was denn die kleinstmögliche Einheit wäre.

Er entwarf also ein Gerät, mit dem man Bilder theoretisch abtasten könnte. Er konstruierte einen Prototypen und beschloss, das Foto, das in seiner Brieftasche war, als Beispielfoto zu nutzen. Das Bild war jetzt für seine Zwecke ein bisschen arg groß und deswegen schnitt er einen kleinen Teil davon aus, das Gesicht seines Sohnes. Und dieses Bild nutzte er dann, um mit seinem neu konstruierten Handscanner, wie wir es heute nennen würden, eine Abtastung vorzunehmen.

176 x 176 Punkte war diese Abtastung groß und Russell Kirsch wurde damit zum Erfinder des Pixels. Ja, genau das Ding, von dem wir heute in millionenfacher Ausführung als Megapixel sprechen, musste damals erst mal ausgedacht werden. Der Handscanner, den er sich ausgedacht hatte, tastete das Bild zwar in 176 x 176 Pixeln ab, aber jeder dieser Pixel konnte nur einen von zwei Werten annehmen, weiß oder schwarz, eins oder null. Abhängig von der justierten Empfindlichkeit der Abtastung konnte man ein Bild jedoch mehrmals abtasten und so auch Graustufen herausrechnen.

Und das Bild war eine sofortige Sensation. Es wies für ganze Teams von Forschern die Richtung. Die NASA wusste sofort Anwendungsfälle für diese Technologie. Natürlich auch das Militär, wie soll es auch anders sein. Die Erfindung des Pixels und dieses allererste gescannte digitale Foto sind die Urahnen für die gesamte moderne Bildverarbeitung. Satellitenfotografie, CT-Scans, Strichcodes, moderne Fertigungsstraßen, Displays, Kameras, Projektoren, die Liste ist endlos.

Russell Kirsch, der von seiner Familie als Bastler beschrieben wurde, beschäftigte sich sein gesamtes restliches Leben dann mit der weiteren Computerentwicklung. War es am Anfang oft Hardware, an der er herumschraubte, wurde es dann schnell die algorithmische Seite der Dinge. Zusammen mit seiner Frau, die Kunsthistorikerin war, analysierte er mithilfe von Computertechnik historische Gemälde, forschte an AIs, die das menschliche Gehirn nachzuahmen versuchen und erfreute sich daran, eine Entwicklung beobachten zu dürfen, die von einem selbst zusammengebauten Gerät, das im Prinzip gerade mal hell und dunkel unterscheiden konnte, führte zu einer Welt, in der wir abertausende Babyfotos in unserer Hosentasche spazieren tragen können.

Wir machen uns glaube ich gar keine Vorstellung davon, wie einzigartig so eine Entdeckung ist. Wir nehmen das einfach selbstverständlich hin, natürlich wurde irgendwann der Pixel entwickelt. Trotzdem muss erstmal jemand darauf kommen und das erste Gerät bauen, das das dann auch umsetzt.

Russell Kirsch blieb sein Leben lang bescheidener Techniker und Computerwissenschaftler. Er war fasziniert von der Technologie und überzeugt davon, dass sie unser aller Leben besser machen würde. Im hohen Alter erkrankt er dann an Demenz, schrieb aber bis zuletzt Gedichte und nahm am Leben Teil, bis er dann im August 2020 im Alter von 91 Jahren starb.

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