ERF Plus - Wort zum Tag Die Menschen, mit denen Gott Geschichte schreibt
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Es heißt, Geschichte wird seit jeher von den Mächtigen dieser Welt geschrieben. In der Antike waren es die Könige, Kaiser und Pharaonen, im Lauf der Geschichte waren es dann die Feldherren und Diktatoren, heute sind es die Kanzler, Präsidenten und Premierminister. Von diesen Menschen wird die Geschichte geschrieben. Und seit jeher sind die Geschichtsbücher geprägt von den Machttaten dieser Herrscher. Sie stellen sich uns dar als die, die den Lauf der Welt bestimmen. Die Weltgeschichte erscheint uns als eine Geschichte, die von mächtigen Männern geschrieben wird.
Aber nicht die Geschichten, die wir in der Bibel finden. In der Bibel werden ganz andere Geschichten erzählt. Geschichten von ganz normalen, schwachen Menschen, die oft auch noch Fehler machten. Aber wir lesen davon, wie Gott mit diesen Menschen Geschichte schreibt. Gottes Geschichte ist eine ganz andere als die, die wir von überall sonst her kennen.
Die heutige Losung der Herrnhuter Brüdergemeine steht im Alten Testament, 1. Buch Samuel, Kapitel 2, Vers 4. Da steht: „Der Bogen der Starken ist zerbrochen, und die Schwachen sind umgürtet mit Stärke.“ Also: die Macht der Mächtigen ist gebrochen, und den Machtlosen wird Kraft verliehen.
Wer spricht solche Worte? Es ist ein Mensch, dessen Stimme normalerweise nie zu hören gewesen wäre, denn dieser Mensch war nicht nur machtlos, sondern damals so gut wie unsichtbar. Es ist eine Frau, die hier spricht. Hanna. Eine Frau aus dem Volk, die nach langen Jahren voller Gebet und Flehen einen Sohn bekommen hat. Also eine Frau, die ein tiefes, meist verborgenes, aber leider auch sehr häufiges Leid erlebt hat. Diese Frau in all ihrer Schwachheit ist das genaue Gegenteil eines mächtigen Herrschers.
Gott hat in seiner Gnade der Geschichte Hannas eine wundersame Wendung gegeben und ihr diesen Sohn geschenkt. Und so stand diese unscheinbare Frau aus dem Volk am Beginn einer großen Geschichte, die die Weltgeschichte geprägt hat. Denn dieser Sohn von ihr, Samuel, wurde Priester und Prophet und gab dem Volk Israel in Gottes Auftrag seine Könige: zuerst Saul, und später salbte er dann noch diesen Hirtenjungen, der so schön Harfe spielen konnte, zum König von Israel: das war kein geringerer als David. Nicht die Söhne der Mächtigen wurden von Gott zum König erwählt, sondern Menschen aus dem Volk. Menschen, die eigentlich als schwach gegolten hätten. Das sind die Menschen, mit denen Gott Geschichte schreibt.
All das hat Hanna geahnt, als sie ihr Loblied für Gott anstimmt. Sie, die einfache Frau, die weder schreiben noch ein Schwert führen noch auf irgendeine andere Weise Macht ausüben konnte – sie wusste genau, wer auf der Erde die wahre Macht besitzt. Die Stärke der Mächtigen ist gebrochen. Unscheinbare, unsichtbare Menschen sind bei Gott die wirklich Wichtigen. Hanna wusste das. Sie ließ ihre Stimme hören, ihre Stimme wurde zu Gottes Wort, und so hören wir, Jahrtausende später, auch heute noch Hannas Stimme. „Der Bogen der Starken ist zerbrochen, und die Schwachen sind umgürtet mit Stärke.“ Das sind die Menschen, mit denen Gott seine Geschichte schreibt. Das sind die Namen, die einst in Gottes Geschichtsbuch stehen werden.
Autor: Jutta Schierholz
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