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ERF Plus - Bibel heute Mahnung zu christlichem Leben

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Ein guter Bekannter, schon lange Jahre Christ, sagte einmal zu mir: „Weißt du, ich hätte gerne als Gläubiger zur Zeit König Davids gelebt. Man musste die zehn Gebote halten, das würde ich noch halbwegs schaffen. Und einmal im Jahr, am Versöhnungstag, wurden einem dann alle Sünden vom letzten Jahr vergeben. Wunderbar einfach. Aber schau mal in das Neue Testament, besonders in die Briefe, da werden wir als Gläubige mit lauter Ratschlägen bombardiert. Man muss tugendhaft sein, besonnen, geduldig, die Feinde lieben, eifrig sein, ohne Unterlass beten und so weiter und so fort. Das ist ja die reinste Leistungsorgie. Wer schafft denn so etwas? Dass Christen oft lustlos oder depressiv auf andere wirken, ist für mich nicht überraschend. Und solch ein frommer Leistungskatalog soll für andere attraktiv sein? Mich wundert es nicht, dass die Kirchen immer leerer werden.“ -

Ich konnte meinen Bekannten gut verstehen. Denn mir ging es eine Zeitlang ebenso. Von den vielen Erwartungen und Aufforderungen, wie man als Christ zu leben hatte, schwirrte mir manchmal der Kopf. Eine frohe Botschaft? Mir kam es nicht so vor.

Bis ich irgendwann begriff: Ja, das ist die Folge, wenn man das Neue Testament nur als neues Gesetzbuch liest. Mancher vergisst dabei, dass die Aufforderungen nur Wegweiser sein sollten zu einem erfüllten Leben.

Man vergisst leicht beim Lesen des Neuen Testaments, und besonders hier im Petrusbrief, in welcher Atmosphäre solche Sätze gesprochen wurden. Die Christen des ersten Jahrhunderts hatten durch ihre Hinwendung zu Jesus und durch den Empfang des Heiligen Geistes einen starken Lebensimpuls bekommen. Im Bibeltext taucht mehrmals das Wort Kraft auf. Die Christen lebten in dem Bewusstsein: Jetzt möchten wir einmal ausprobieren, ob das mit der göttlichen Kraft stimmt und ob man in einer hektischen Situation tatsächlich geduldig sein kann. Wir wollen einmal sehen, ob es stimmt, dass die Tugend der Tapferkeit Freude macht. Wir wollen einmal sehen, ob es stimmt, dass man als Christ tatsächlich ein ausbalanciertes Leben haben kann, mitten in einer durchgedrehten Situation. Wir wollen jetzt einmal sehen, ob Gottes Geist uns tatsächlich befähigt, andere zu lieben, die einem das Leben schwer machen.

Diese scheinbar dürren und theoretischen Worte, die uns im Petrusbrief und besonders in unserem heutigen Abschnitt entgegenkommen, das war für die Christen die große Überraschung: Sie merkten, dass es ihnen tatsächlich gelang, nach dem Willen Gottes zu leben. Natürlich nicht perfekt, aber es ging. Nur: wenn wir 1900 Jahre später diese Zeilen lesen, spüren wir nicht mehr viel von der Begeisterung, die dahintersteckte. Und die Gefahr ist groß, dass wir diese Verse als neue Leistungen sehen, die wir vollbringen müssten.

Glauben wir ernsthaft, dass Gott alle diese Dinge gleich morgen von uns erfüllt haben will? Das wäre doch die reinste Werkgerechtigkeit. Nein, wir dürfen sie ausprobieren: die Geduld, die Mäßigung, die Tugend, die Liebe, die Erkenntnis. Dafür haben wir das ganze Leben Zeit. Was macht es schon aus, wenn wir dabei Fehler machen und es uns nicht gleich gelingt? Gott liebt uns umso mehr. –

Als der christliche Glaube im 3. Jahrhundert in Ägypten Fuß fasste, löste der Bauernjunge Antonius aus Kome eine christliche Revolution aus. Er hatte nach dem jähen Tod seiner Eltern das dringende Bedürfnis, den neuen Glauben an Christus zu vertiefen, zunächst durch Enthaltsamkeit. Er schlief nur noch auf einer dünnen Matte, aß kein Fleisch mehr und hielt sich von rauschenden Partys fern. Er wäre gerne allein gewesen, aber es ging nicht. Man lebte mit der ganzen Familie und dem Vieh in einem Raum, es gab keinen Rückzugsort. Da entschloss sich Antonius zu einem ungewöhnlichen Schritt. Er zog in die Wüste. Niemand in Ägypten wäre damals freiwillig für längere Zeit in die Wüste gegangen. Die ägyptische Wüste war der Ort, wo die Toten begraben wurden und wo die Dämonen hausten.

Aber Antonius sagte sich: Wenn es stimmt, dass Christus alle bösen Mächte besiegt hat, dann werde ich das jetzt ausprobieren. Entweder es stimmt, oder ich gehe dabei zugrunde. Und so zog er mit einem Freund los, der ihn einmal in der Woche mit Brot und Wasser versorgen sollte.

Antonius konnte weder lesen noch schreiben. Er hatte nur ein paar Worte aus der Heiligen Schrift auswendig gelernt: das Vaterunser, den Jesusnamen, die Anrufung Abba für Gott, den Hebräischen Ruf Maranathá: Komm, Herr, und den Ruf der Blinden im Evangelium: Jesus Christus, Sohn Davids, erbarme dich unser. Und was macht man als Beter den ganzen Tag, wenn einem beim Beten nichts mehr einfällt? Irgendwann wiederholte er die wenigen Worte so lange, bis er spürte, dass er immer konzentrierter wurde und die innere Verbindung zu Jesus zunahm. Er hatte das Herzensgebet erfunden.

Der Gang in die Wüste durch Antonius, einen 20 jährigen jungen Mann ohne Bildung, wurde zu einer ungeahnten Erneuerungsbewegung in Ägypten. Sein Leben machte Schule, und es entstand eine große kontemplative Bewegung, die später unter dem Namen Die ägyptischen Wüstenväter in die Kirchengeschichte einging.

Jedenfalls, Ägypten erlebte eine ungeahnte christliche Blüte. Als im sechsten Jahrhundert der kriegerische Islam fast das gesamte christliche Nordafrika auslöschte, blieb nur die koptische ägyptische Kirche am Leben. Ihre Wurzeln reichten tief.

Diese Faszination des neuen Glaubens geht manchmal zwischen den Buchstaben der Bibel verloren. Das Neue Testament und der Petrusbrief, das sind keine neuen, unmenschlichen Vorschriften, noch strenger als die zehn Gebote, sondern das sind Wegweiser zu einem erfüllten Leben. Wir können ausprobieren, ob es stimmt, dass wir beim Autofahren geduldig sein können, wenn uns jemand ausbremst. Wir können testen, ob wir bei einem unverschämten Gespräch merken, dass der andere auch jemand ist, den Gott liebt, und können lernen, ihn oder sie mit den Augen Gottes zu sehen.

Wir können entdecken, welche Freude es macht, eine neue Erkenntnis im Glaubensleben zu begreifen.

Und nun kommt ein großes Wort: Wir werden dabei erfahren, dass wir tatsächlich Anteil haben an der göttlichen Natur. So heißt es in Vers 4. Was für ein großartiger Gedanke!

Ich wünsche eine frohe Entdeckungsreise auf dem Weg der christlichen Tugenden.

Autor: Pastor Albrecht Gralle


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Ich konnte meinen Bekannten gut verstehen. Denn mir ging es eine Zeitlang ebenso. Von den vielen Erwartungen und Aufforderungen, wie man als Christ zu leben hatte, schwirrte mir manchmal der Kopf. Eine frohe Botschaft? Mir kam es nicht so vor.

Bis ich irgendwann begriff: Ja, das ist die Folge, wenn man das Neue Testament nur als neues Gesetzbuch liest. Mancher vergisst dabei, dass die Aufforderungen nur Wegweiser sein sollten zu einem erfüllten Leben.

Man vergisst leicht beim Lesen des Neuen Testaments, und besonders hier im Petrusbrief, in welcher Atmosphäre solche Sätze gesprochen wurden. Die Christen des ersten Jahrhunderts hatten durch ihre Hinwendung zu Jesus und durch den Empfang des Heiligen Geistes einen starken Lebensimpuls bekommen. Im Bibeltext taucht mehrmals das Wort Kraft auf. Die Christen lebten in dem Bewusstsein: Jetzt möchten wir einmal ausprobieren, ob das mit der göttlichen Kraft stimmt und ob man in einer hektischen Situation tatsächlich geduldig sein kann. Wir wollen einmal sehen, ob es stimmt, dass die Tugend der Tapferkeit Freude macht. Wir wollen einmal sehen, ob es stimmt, dass man als Christ tatsächlich ein ausbalanciertes Leben haben kann, mitten in einer durchgedrehten Situation. Wir wollen jetzt einmal sehen, ob Gottes Geist uns tatsächlich befähigt, andere zu lieben, die einem das Leben schwer machen.

Diese scheinbar dürren und theoretischen Worte, die uns im Petrusbrief und besonders in unserem heutigen Abschnitt entgegenkommen, das war für die Christen die große Überraschung: Sie merkten, dass es ihnen tatsächlich gelang, nach dem Willen Gottes zu leben. Natürlich nicht perfekt, aber es ging. Nur: wenn wir 1900 Jahre später diese Zeilen lesen, spüren wir nicht mehr viel von der Begeisterung, die dahintersteckte. Und die Gefahr ist groß, dass wir diese Verse als neue Leistungen sehen, die wir vollbringen müssten.

Glauben wir ernsthaft, dass Gott alle diese Dinge gleich morgen von uns erfüllt haben will? Das wäre doch die reinste Werkgerechtigkeit. Nein, wir dürfen sie ausprobieren: die Geduld, die Mäßigung, die Tugend, die Liebe, die Erkenntnis. Dafür haben wir das ganze Leben Zeit. Was macht es schon aus, wenn wir dabei Fehler machen und es uns nicht gleich gelingt? Gott liebt uns umso mehr. –

Als der christliche Glaube im 3. Jahrhundert in Ägypten Fuß fasste, löste der Bauernjunge Antonius aus Kome eine christliche Revolution aus. Er hatte nach dem jähen Tod seiner Eltern das dringende Bedürfnis, den neuen Glauben an Christus zu vertiefen, zunächst durch Enthaltsamkeit. Er schlief nur noch auf einer dünnen Matte, aß kein Fleisch mehr und hielt sich von rauschenden Partys fern. Er wäre gerne allein gewesen, aber es ging nicht. Man lebte mit der ganzen Familie und dem Vieh in einem Raum, es gab keinen Rückzugsort. Da entschloss sich Antonius zu einem ungewöhnlichen Schritt. Er zog in die Wüste. Niemand in Ägypten wäre damals freiwillig für längere Zeit in die Wüste gegangen. Die ägyptische Wüste war der Ort, wo die Toten begraben wurden und wo die Dämonen hausten.

Aber Antonius sagte sich: Wenn es stimmt, dass Christus alle bösen Mächte besiegt hat, dann werde ich das jetzt ausprobieren. Entweder es stimmt, oder ich gehe dabei zugrunde. Und so zog er mit einem Freund los, der ihn einmal in der Woche mit Brot und Wasser versorgen sollte.

Antonius konnte weder lesen noch schreiben. Er hatte nur ein paar Worte aus der Heiligen Schrift auswendig gelernt: das Vaterunser, den Jesusnamen, die Anrufung Abba für Gott, den Hebräischen Ruf Maranathá: Komm, Herr, und den Ruf der Blinden im Evangelium: Jesus Christus, Sohn Davids, erbarme dich unser. Und was macht man als Beter den ganzen Tag, wenn einem beim Beten nichts mehr einfällt? Irgendwann wiederholte er die wenigen Worte so lange, bis er spürte, dass er immer konzentrierter wurde und die innere Verbindung zu Jesus zunahm. Er hatte das Herzensgebet erfunden.

Der Gang in die Wüste durch Antonius, einen 20 jährigen jungen Mann ohne Bildung, wurde zu einer ungeahnten Erneuerungsbewegung in Ägypten. Sein Leben machte Schule, und es entstand eine große kontemplative Bewegung, die später unter dem Namen Die ägyptischen Wüstenväter in die Kirchengeschichte einging.

Jedenfalls, Ägypten erlebte eine ungeahnte christliche Blüte. Als im sechsten Jahrhundert der kriegerische Islam fast das gesamte christliche Nordafrika auslöschte, blieb nur die koptische ägyptische Kirche am Leben. Ihre Wurzeln reichten tief.

Diese Faszination des neuen Glaubens geht manchmal zwischen den Buchstaben der Bibel verloren. Das Neue Testament und der Petrusbrief, das sind keine neuen, unmenschlichen Vorschriften, noch strenger als die zehn Gebote, sondern das sind Wegweiser zu einem erfüllten Leben. Wir können ausprobieren, ob es stimmt, dass wir beim Autofahren geduldig sein können, wenn uns jemand ausbremst. Wir können testen, ob wir bei einem unverschämten Gespräch merken, dass der andere auch jemand ist, den Gott liebt, und können lernen, ihn oder sie mit den Augen Gottes zu sehen.

Wir können entdecken, welche Freude es macht, eine neue Erkenntnis im Glaubensleben zu begreifen.

Und nun kommt ein großes Wort: Wir werden dabei erfahren, dass wir tatsächlich Anteil haben an der göttlichen Natur. So heißt es in Vers 4. Was für ein großartiger Gedanke!

Ich wünsche eine frohe Entdeckungsreise auf dem Weg der christlichen Tugenden.

Autor: Pastor Albrecht Gralle


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