ERF Plus - Bibel heute Johannes der Täufer (3)
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Wir befinden uns in Gedanken vor ungefähr 2000 Jahren in Israel. Die Bevölkerung hatte nichts zu lachen. Nach langer Dauerbesetzung des Landes von immer wieder anderen Völkern, waren jetzt die Römer Herren des Landes. Abgaben mussten entrichtet werden – die jüdische Bevölkerung hatten nicht mehr das Sagen. Der Klerus durfte nichts ohne die Erlaubnis der großen Herren selbst bestimmen. Das ganze Volk war gedemütigt, wusste aber aus den Heiligen Schriften, dass irgendwann einer kommen wird – einer wie der damalige König David –, der das Volk befreien würde, der das Volk wieder zu altem salomonischem Glanz führen sollte.
Auf diesen von Gott gesalbten König warteten sie – die Kleinen und die Großen. Dann stand da plötzlich jemand und kündigte den großen Tag an – kündigte den Erlöser an. Das machte er so großartig, dass die Frage auftauchte, ob er selbst der Christus wäre. Er tritt an die Öffentlichkeit, als Gott ihn dazu erweckte. Das wird durch den Heiligen Geist geschehen sein, denn – Johannes wuchs über sich selbst hinaus. Johannes! Eine kraftvolle, selbstbewusste Gestalt! Gott hatte zu ihm gesprochen. Er hatte einen Auftrag.
Jesus wird später sagen, dass er im Geist und in der Kraft des Elia vor ihm hergegangen sei und bezieht sich da auf eine Ankündigung des alttestamentarischen Propheten Maleachi. Eigentlich war Johannes nur der Sohn eines jüdischen Priesters. Seinen Namen hatte er vom Himmel durch den Engel Gabriel erhalten und bedeutet so viel wie: Gott ist gnädig! Jetzt kündigt Johannes ganz selbstbewusst den kommenden, wahren König an. Nein, nicht er würde das sein. Da wird einer kommen, dem er nicht würdig sein wird, die Schuhriemen zu lösen.
Der Täufer spricht von Gericht, von unauslöschlichem Feuer für die Spreu, die dieser König vom Weizen zu trennen weiß. Alles, was nicht taugt, wird vergehen. Johannes, eine Lichtgestalt – so selbstbewusst und sicher, dass er sich nicht scheute, den weltlich eingesetzten Vierfürst Herodes dafür zu tadeln, dass sein inzestuöses Verhältnis zu seiner derzeitigen Frau einer großen Sünde entsprach. Dieser Johannes lebte in der Wüste, in einfachen Verhältnissen und ernährte sich von wildem Honig und Heuschrecken. Für sein mutiges, selbstbewusstes Aufstehen sollte er ein vorzeitiges Ende finden. Zuerst wurde Johannes, von dem in aller Öffentlichkeit gedemütigten Herodes, eingesperrt und festgesetzt.
Was erwarten wir, die Christen, heute? Ist nicht schon alles gesagt worden? Hat Jesus nicht seine vollkommene, ganze Botschaft bereits hinterlassen? Kein neuer Johannes in Sicht! Wir wissen bereits alles. Christen sind bereits mit dem Heiligen Geist, dem Geist der Wahrheit, getauft und ausgestattet. Wie soll die Geschichte heute noch weitergehen? Es hat so vielversprechend für die Juden damals angefangen. Der Messias tauchte tatsächlich auf der öffentlichen Weltbühne auf – wurde aber von den meisten Juden und damals Lebenden wieder verworfen und vergessen. Viele Juden warten bis heute – beharrlich – immer noch. Die Christen, die Jesus erkannt und angenommen haben, warten aber auf das versprochene Wiederkommen des Herrn.
Aber – rechnet die übrige Welt noch mit dem Kommen eines Messias? Einem, der die Gerechtigkeit wieder herstellen wird? Einem, der Frieden – und nicht nur die Abwesenheit von Krieg – bringen wird? Der den weltlich Mächtigen ihren Platz zuweisen, sie unter Umständen vollkommen entmachten oder sogar vernichten wird? Die Welt und ihre Vertreter lachen – sie glauben nicht daran. Die Jesusgeschichte ist – wie Paulus formulierte – ihnen eine Torheit geworden. Nicht so bei den Christen. Das sind die, die erkannt haben, dass Jesu Wort erst um die Welt gehen muss., Jesu Weg zur Wiederkunft erst durch die Herzen der Gläubigen vorbereitet.
Ein himmlischer Herrscher braucht keine Befehlsempfänger, sondern Liebende, die schon im Voraus wissen, was der Gemeinschaft guttut und Gott gefällt. Der erwartete Messias wird nicht so, wie Juden sich das vielleicht vorstellen, als Machthaber kommen und unliebsame Besatzer aus dem Weg schaffen. Nein – ganz anders! Johannes kündigt einen Gesalbten an, der ein ganz neues Reich aufbauen wird. Dieses Reich wird nach anderen Gesetzmäßigkeiten regiert, als sich das die derzeitigen jüdischen Regierenden und deren Abgeordnete vorstellen können. Jesus hat den Grundstein gelegt für eine neue Gesellschaft. Die wird aus all den Menschen bestehen, die ihn und sein Evangelium in ihr Herz geschlossen haben und bereit sind – Gottvater in den Mittelpunkt ihres Interesses und Tuns zu stellen.
Auf jeden Fall sind wir als Nachfolger und Arbeiter in Jesu „sogenannten Weinberg“ noch nicht fertig mit unserem Auftrag, das Evangelium mutig weiter zu verkünden. Johannes kündigte an! – ging voraus! Jesus kam und starb als fruchtbares Weizenkorn – oder mit anderen Worten – legte den Grundstein zum kommenden, neuen Reich Gottes. Seine Nachfolger und Arbeiter bereiten seine Wiederkunft vor. Wir – die wir Christus verstanden haben – wir dürfen uns einreihen in die große Phalanx derer, die schon vor uns sich für die Verbreitung des Evangeliums eingesetzt haben. Wir wollen daran weiterarbeiten und anderen Mut machen, ihr Leben ebenfalls der wunderbaren und großen Idee anzuvertrauen. Dazu ist es notwendig, Jesus zu verstehen und zu ergreifen – ein Kind Gottes zu werden. Wenn es nicht durch Glauben im Sinne von Vertrauen geschieht, dann gibt es noch die Möglichkeit der Einsicht. Der Einsicht, dass eine Gemeinschaft nur in Frieden zusammenleben kann, wenn sie sich das Evangelium als Gebrauchsanleitung und Grundlage zum Leben „zu Herzen“ nimmt. So treten wir als Christen furchtlos auf – klug wie die Schlangen und ohne arglos wie die Tauben – um es mit Worten der Bibel auszudrücken.
Nehmen wir uns an Johannes Selbstbewusstsein ein Beispiel. Nennen wir die Dinge beim Namen – jeder nach seiner Begabung, und leben wir als Vorbilder das Christsein. Machen wir unserem Zuspruch durch Jesus alle Ehre: Seien wir das Licht der Welt! (Mt. 5,14)
Autor: Jens Scholz
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