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D-RR254 – Schweden: 5 Jahre – Ein Land wird Restaurant
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Es ist Sommer. Und der Sommer spielt vielleicht die wichtigste Rolle im schwedischen Lebensgefühl. Alle sind draußen: Am Meer, am See, im Wald, in der Natur.
Kulinarische Vorurteile
Der Sommer ist auch die Jahreszeit, in der sich in Schweden die meisten Touristen tummeln. Dass das so ist, liegt sicher auch an Vorurteilen, wie zum Beispiel der Mär von der großen Finsternis von Oktober bis April. Oder dem Vorurteil vom qualitativ mangelnden Angebot. Auf meine Frage nach den kulinarischen Innovationen antwortete mir mal ein ARD-Korrespondent aus seinem Büro in Stockholm: „Eingelegter Hering und die Erfindung der rostfreien Edelstahlspüle.“ Das ist genauso zutreffend, wie die Auskunft eines Reiseleiters, dass alle Schweden ständig warme Bockwurst mit Kartoffelbrei essen. Merke: Vorurteile stimmen nicht, auch wenn mitunter ein klitzekleines Fünkchen Wahrheit drinsteckt.
Heute weiß ich: Es gibt mehr als Hering (den ich tatsächlich nicht mag) und Zimtschnecken (die ich heiß und innig liebe). Ich weiß auch, dass es in Schweden Restaurants mit Michelin-Sternen gibt und dass man in der Regel besser isst, als einem die Vorurteile weiß machen wollen.
Trotzdem: War das der Grund, warum die schwedischen Touristiker vor gut 5 Jahren eine Aktion ins Leben riefen, die zum wahren Hit wurde?
Ett land blir en restaurang
Das essbare Land war geboren. Zusammen mit Sterne-Köchen hatte man die Aktion entwickelt, die „Ein Land wird Restaurant“ heißt und die zum echten Dauerhit auf der schwedischen Reise-Landkarte wurde.
Gebrauchsanweisung
Setzt Euch an einen Tisch im Wald, am Meer oder einem See und genießt, was Schwedens Natur in der unmittelbaren Umgebung dieses Tischs kulinarisch zu bieten hat! Fahrt mit einheimischen Gastgebern in die Natur, sammelt gemeinsam mit ihnen in der Umgebung Eures Tischs die Lebensmittel, die ihr anschließend zusammen kocht und genießt.
Müsste gehen, dachten die schwedischen Touristiker 2018/19 und sind vermutlich heute noch überrascht, dass sich daraus ein solcher Renner entwickelte, der sich auch heute noch wachsender Beliebtheit erfreut. Der Start begann an 13 Tischen überall im Land sagte meine Gastgeberin Emma Ekaremål im ersten Erfolgsjahr 2019. Da lernte ich einen dieser Tische kennen, mitten in Småland, etwa eine Stunde Fahrzeit nördlich des Städtchens Växjö. Es war übrigens der Tisch, der als optische Vorlage für die ganze Kampagne genutzt wird.
Unterwegs war ich mit einer Gruppe von Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Und im Podcast gibt es quasi die Zusammenfassung unseres Erlebnisses, an einem Samstagmittag im Frühherbst. Die Details gibt es im Podcast zum Hören. Das ist eindrücklicher, denn man kann hören, welchen Spaß wir dabei hatten.
Edible Country / Ätbart Land
Gastgeberin Emma erklärt auch genau den Ablauf und die so einfache, wie geniale Idee vom „essbaren Land“.
Die Grundidee dabei ist, dass Du Vieles selber machen sollst. Du buchst den Tisch, bei uns immer dienstags und donnerstags von Mai bis September. Du kannst alles selber machen, dabei die Kochutensilien bei uns mieten und die dazugehörigen Grundzutaten. Pontus, unser Koch liefert zum Beispiel Kartoffeln, das Fleisch und das Rezept. Und Du kochst, mitten im Wald auf offenem Feuer. Oder Du mietest den Koch gleich mit und er kocht mit Euch zusammen. Das ist die Luxusversion.
Die Szenerie
Mitten in den Wäldern von Småland mit benachbartem See liegt das alte Sommer- und Herrenhaus Asa Herrgård, das als Basis und zur anschließenden Übernachtung diente. Heute ist das frühere Sommerhaus des deutschen Großindustriellen Hugo Stinnes ein kleines wundervolles Hotel. Schon das Ankunftsgefühl vermittelt „schwedisches Paradies“. Ein Haupthaus, mehrere Nebengebäude, wo heute die Hotelzimmer sind, ein wundervoller Garten, die Wiese, die bis zum Asa-See reicht, natürlich mit Bootsanleger.
So lässt sichs leben, insbesondere im warmen Sommer. Wir sind Ende September dort und schauen eher etwas bang in den dunkelgrauen Himmel. Regen oder nicht Regen ist die Frage. Sie wird spätestens im Wald beantwortet. Dorthin geht es nämlich jetzt. Emma hat schon mal den kleinen, kräftigen Quad-Traktor vorgefahren. Mit Anhänger zum Draufsteigen und beladen mit allen Dingen, die wir noch brauchen sollten. Dazu kommt Pontus, der Koch des Hauses.
Die Sammelarbeit
Den „Rest“ gibt’s zu hören. Wir haben Kräuter gesammelt, Haselnüsse gepflückt, Pilze gesucht (und gefunden). Wir haben mit Pontus und Emma ein Dreigang-Menü gebastelt, das ich Euch natürlich auch vorstellen möchten. Ganz ehrlich: Hat nix mit rostfreien Edelstahlspülen zu tun. Nur der vorurteilsbelastete Kartoffelbrei hats auf den Teller geschafft.
Das Menü
Vorspeise
Selbstgeräucherter Barsch (aus dem Asa-See) mit Blattsalat, Kräutern (selbstgesammelt) und selbstgemachten Croutons
Hauptgericht
Gebratenes Filet vom Hirsch (aus unserem Wald) mit superfrischen Pfifferlingen (selbstgesammelt), Kartoffelpüree (da isses wieder das Vorurteil) und Bratkartoffeln
Dessert
Obstsalat aus Äpfeln, Haselnüssen und Klee (selbstgepflückt vom Wegesrand)
Das Kochen
Fand natürlich im Freien statt, auf offenem Feuer. Das Handwerkszeug hatten Emma und Pontus mitgebracht. Emma hatte auch gleich noch die Philosophie im Gepäck:
Wir lieben die Arbeit mit lokalen Produkten. Wir sammeln Dinge aus dem Wald und servieren sie im Restaurant. Vom Wald auf den Tisch. Und heute bringen wir den Tisch in den Wald. Wir zeigen Euch den Wald und seine Früchte, die wir natürlich verarbeiten.
Der Tisch
Er steht mitten im Wald zwischen den Bäumen, auf einem Bett von Moos und ist wunderschön. Bänke zum Sitzen links und rechts. In den Bäumen hängen Glasflaschen für Teelichter. 4 Kerzen stehen auf dem Tisch. Auf den Bänken liegen Decken als Polster. Leider inzwischen etwas feucht, denn es „nieselregnet“. Aber wie wir alle wissen: Es gibt kein schlechtes Wetter…
Dann also nach gut zwei Stunden Platz nehmen, am großen Holztisch mitten im Forst von Småland. Essbares Land! Es ist ein rundum grandioses Erlebnis, gerade für uns zivilisationsgeschädigten Städter. Da haben uns die Schweden, dank ihrer großartigen und unendlichen Natur, Vieles voraus.
Der Rest des Tages an anderer Stelle
Am Nachmittag waren wir alle dann wieder eingespannt. Krebse fangen, bzw. die Fallen aus dem Asa-See holen für die Krebsparty, die Kräftskiva am Abend.
Aber das ist eine schon erzählte Geschichte rund um Süßwasserkrebse, Schnaps und Trinklieder. Zu hören im Reiseradio-Podcast 178.
Information
Hinweis
Die Recherche für diesen Podcast wurde unterstützt von Visit Sweden. Meine Meinung wurde davon nicht beeinflusst. Für die Nutzung eingefügter Links auf dieser Seite erhalte ich keine finanzielle Beteiligung und habe keine Vorteile. Sie sind Teil der journalistischen Informationspflicht.
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Es ist Sommer. Und der Sommer spielt vielleicht die wichtigste Rolle im schwedischen Lebensgefühl. Alle sind draußen: Am Meer, am See, im Wald, in der Natur.
Kulinarische Vorurteile
Der Sommer ist auch die Jahreszeit, in der sich in Schweden die meisten Touristen tummeln. Dass das so ist, liegt sicher auch an Vorurteilen, wie zum Beispiel der Mär von der großen Finsternis von Oktober bis April. Oder dem Vorurteil vom qualitativ mangelnden Angebot. Auf meine Frage nach den kulinarischen Innovationen antwortete mir mal ein ARD-Korrespondent aus seinem Büro in Stockholm: „Eingelegter Hering und die Erfindung der rostfreien Edelstahlspüle.“ Das ist genauso zutreffend, wie die Auskunft eines Reiseleiters, dass alle Schweden ständig warme Bockwurst mit Kartoffelbrei essen. Merke: Vorurteile stimmen nicht, auch wenn mitunter ein klitzekleines Fünkchen Wahrheit drinsteckt.
Heute weiß ich: Es gibt mehr als Hering (den ich tatsächlich nicht mag) und Zimtschnecken (die ich heiß und innig liebe). Ich weiß auch, dass es in Schweden Restaurants mit Michelin-Sternen gibt und dass man in der Regel besser isst, als einem die Vorurteile weiß machen wollen.
Trotzdem: War das der Grund, warum die schwedischen Touristiker vor gut 5 Jahren eine Aktion ins Leben riefen, die zum wahren Hit wurde?
Ett land blir en restaurang
Das essbare Land war geboren. Zusammen mit Sterne-Köchen hatte man die Aktion entwickelt, die „Ein Land wird Restaurant“ heißt und die zum echten Dauerhit auf der schwedischen Reise-Landkarte wurde.
Gebrauchsanweisung
Setzt Euch an einen Tisch im Wald, am Meer oder einem See und genießt, was Schwedens Natur in der unmittelbaren Umgebung dieses Tischs kulinarisch zu bieten hat! Fahrt mit einheimischen Gastgebern in die Natur, sammelt gemeinsam mit ihnen in der Umgebung Eures Tischs die Lebensmittel, die ihr anschließend zusammen kocht und genießt.
Müsste gehen, dachten die schwedischen Touristiker 2018/19 und sind vermutlich heute noch überrascht, dass sich daraus ein solcher Renner entwickelte, der sich auch heute noch wachsender Beliebtheit erfreut. Der Start begann an 13 Tischen überall im Land sagte meine Gastgeberin Emma Ekaremål im ersten Erfolgsjahr 2019. Da lernte ich einen dieser Tische kennen, mitten in Småland, etwa eine Stunde Fahrzeit nördlich des Städtchens Växjö. Es war übrigens der Tisch, der als optische Vorlage für die ganze Kampagne genutzt wird.
Unterwegs war ich mit einer Gruppe von Kolleginnen und Kollegen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Und im Podcast gibt es quasi die Zusammenfassung unseres Erlebnisses, an einem Samstagmittag im Frühherbst. Die Details gibt es im Podcast zum Hören. Das ist eindrücklicher, denn man kann hören, welchen Spaß wir dabei hatten.
Edible Country / Ätbart Land
Gastgeberin Emma erklärt auch genau den Ablauf und die so einfache, wie geniale Idee vom „essbaren Land“.
Die Grundidee dabei ist, dass Du Vieles selber machen sollst. Du buchst den Tisch, bei uns immer dienstags und donnerstags von Mai bis September. Du kannst alles selber machen, dabei die Kochutensilien bei uns mieten und die dazugehörigen Grundzutaten. Pontus, unser Koch liefert zum Beispiel Kartoffeln, das Fleisch und das Rezept. Und Du kochst, mitten im Wald auf offenem Feuer. Oder Du mietest den Koch gleich mit und er kocht mit Euch zusammen. Das ist die Luxusversion.
Die Szenerie
Mitten in den Wäldern von Småland mit benachbartem See liegt das alte Sommer- und Herrenhaus Asa Herrgård, das als Basis und zur anschließenden Übernachtung diente. Heute ist das frühere Sommerhaus des deutschen Großindustriellen Hugo Stinnes ein kleines wundervolles Hotel. Schon das Ankunftsgefühl vermittelt „schwedisches Paradies“. Ein Haupthaus, mehrere Nebengebäude, wo heute die Hotelzimmer sind, ein wundervoller Garten, die Wiese, die bis zum Asa-See reicht, natürlich mit Bootsanleger.
So lässt sichs leben, insbesondere im warmen Sommer. Wir sind Ende September dort und schauen eher etwas bang in den dunkelgrauen Himmel. Regen oder nicht Regen ist die Frage. Sie wird spätestens im Wald beantwortet. Dorthin geht es nämlich jetzt. Emma hat schon mal den kleinen, kräftigen Quad-Traktor vorgefahren. Mit Anhänger zum Draufsteigen und beladen mit allen Dingen, die wir noch brauchen sollten. Dazu kommt Pontus, der Koch des Hauses.
Die Sammelarbeit
Den „Rest“ gibt’s zu hören. Wir haben Kräuter gesammelt, Haselnüsse gepflückt, Pilze gesucht (und gefunden). Wir haben mit Pontus und Emma ein Dreigang-Menü gebastelt, das ich Euch natürlich auch vorstellen möchten. Ganz ehrlich: Hat nix mit rostfreien Edelstahlspülen zu tun. Nur der vorurteilsbelastete Kartoffelbrei hats auf den Teller geschafft.
Das Menü
Vorspeise
Selbstgeräucherter Barsch (aus dem Asa-See) mit Blattsalat, Kräutern (selbstgesammelt) und selbstgemachten Croutons
Hauptgericht
Gebratenes Filet vom Hirsch (aus unserem Wald) mit superfrischen Pfifferlingen (selbstgesammelt), Kartoffelpüree (da isses wieder das Vorurteil) und Bratkartoffeln
Dessert
Obstsalat aus Äpfeln, Haselnüssen und Klee (selbstgepflückt vom Wegesrand)
Das Kochen
Fand natürlich im Freien statt, auf offenem Feuer. Das Handwerkszeug hatten Emma und Pontus mitgebracht. Emma hatte auch gleich noch die Philosophie im Gepäck:
Wir lieben die Arbeit mit lokalen Produkten. Wir sammeln Dinge aus dem Wald und servieren sie im Restaurant. Vom Wald auf den Tisch. Und heute bringen wir den Tisch in den Wald. Wir zeigen Euch den Wald und seine Früchte, die wir natürlich verarbeiten.
Der Tisch
Er steht mitten im Wald zwischen den Bäumen, auf einem Bett von Moos und ist wunderschön. Bänke zum Sitzen links und rechts. In den Bäumen hängen Glasflaschen für Teelichter. 4 Kerzen stehen auf dem Tisch. Auf den Bänken liegen Decken als Polster. Leider inzwischen etwas feucht, denn es „nieselregnet“. Aber wie wir alle wissen: Es gibt kein schlechtes Wetter…
Dann also nach gut zwei Stunden Platz nehmen, am großen Holztisch mitten im Forst von Småland. Essbares Land! Es ist ein rundum grandioses Erlebnis, gerade für uns zivilisationsgeschädigten Städter. Da haben uns die Schweden, dank ihrer großartigen und unendlichen Natur, Vieles voraus.
Der Rest des Tages an anderer Stelle
Am Nachmittag waren wir alle dann wieder eingespannt. Krebse fangen, bzw. die Fallen aus dem Asa-See holen für die Krebsparty, die Kräftskiva am Abend.
Aber das ist eine schon erzählte Geschichte rund um Süßwasserkrebse, Schnaps und Trinklieder. Zu hören im Reiseradio-Podcast 178.
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