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ERF Plus - Bibel heute Von Ehe und Ehescheidung

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Harter Tobak, diese Bibelstelle heute. Passt das, was da verhandelt wird, noch in unsere Zeit? In eine Gesellschaft, in der es bis in die christlichen Gemeinden hinein immer mehr Ehescheidungen gibt?! – Schlägt man nicht vielen Betroffenen die Tür vor der Nase zu, wenn man diese Worte des Evangeliums ernst nimmt? Das ist doch kein Evangelium, keine Frohe Botschaft. Das ist doch verletzend und unsensibel.

Ich erinnere mich: Als junger Vikar sollte ich einer Frau in einer ganz schwierigen Situation mit ihrem Mann seelsorgerlichen Rat geben. Ich habe mich getraut und ihr empfohlen, sich scheiden zu lassen. Sie hat sich das nicht leicht gemacht und ist mit der Situation nicht leichtfertig umgegangen. Aber in der Folge zeigte sich, dass die einvernehmliche Scheidung für beide Partner die bessere Alternative war. Mittlerweile gibt es in manchen Leitfäden für den Gottesdienst nicht nur Texte zu Trauungen und Hochzeiten, sondern – da kann man erstaunt sein – auch zu Scheidungen. Es ist ein seelsorgerliches Angebot und eine kirchliche Verpflichtung, zwei Menschen auch in der Krise beizustehen und nach intensiver Eheberatung und Versuchen, die Ehe zu retten, sie auch beim Scheitern von Beziehungen, bei Trennung und Scheidung, nicht alleine zu lassen. Ja, sie auch für den weiteren Weg allein zu segnen.

Froh und mit Gottes Segen begonnene Zweisamkeit kann eben auch im Laufe der Zeit misslingen. Das war schon immer so. Deswegen wurde schon zur Zeit des Mose, vor über 3000 Jahren, die Möglichkeit eines sog. „Scheidebriefes“ geschaffen. „Um eures Herzens Härte willen“, fügt Jesus generalisierend hinzu (V.5). Das sagt er, weil er das Herz der Menschen kennt. Es kann glücklich sein und vor Freude springen, etwa bei der Hochzeit. Aber es kann auch einen Sprung bekommen oder zu zerspringen drohen. Schlimm ist es, wenn ein Herz hart wird wie Stein oder Beton, wenn gar nichts mehr geht an Verständnis und Zuneigung. Dann ist es auch besser auseinander zu gehen statt verhärtet nebeneinanderher zu existieren.

Ja, es kann auch Liebe sein, sich gegenseitig wieder in die Freiheit zu entlassen. Vielleicht mehr Liebe, als sich mit knirschenden Zähnen aneinander zu ketten.

Der argentinische Psychotherapeut Jorge Bucay erzählt in seinem Buch „Komm, ich erzähl dir eine Geschichte“ von einem starken Zirkus-Elefanten, der mit einer Kette an einem kleinen Pflock festgehalten wurde. Er hätte ganz leicht diesen Stab aus der Erde reißen und sich davon machen können. Aber er tut es nicht, weil er sich seit seiner Kindheit ein Leben lang daran gewöhnt hatte, dass er so auf seinen Aufenthaltsort fixiert ist. Er kam gar nicht auf die Idee, es auszuprobieren sich loszureißen. „Ich kann das nicht und werde es niemals können“ war zur Grundaussage seines Gefangenseins geworden. [Jorge Bucay: Komm, ich erzähl dir eine Geschichte, Frankfurt/Main 15. Aufl. 2014, S. 7-10]

Wie viele Partner sind nur noch, weil sie sich daran gewöhnt haben und sich nichts anderes trauen, aneinander gekettet! Statt sich in Liebe und Vertrauen immer wieder neu zu begegnen. Ich kenne eine Frau, die nach der Lektüre dieser Geschichte vom angeketteten Elefanten den Mut hatte, sich endlich aus einer unglücklichen Ehe zu befreien.

Nicht dass Sie mich falsch verstehen: Ich rede hier nicht dem leichtfertigen Sich-Trennen oder gar dem Ehebruch das Wort. Und ich stelle auch nicht die Worte Jesu infrage, die er am Ende im Gespräch mit seinen Jüngern, bezogen auf das 6. Gebot, vertieft (V.11f.), wohlgemerkt für Mann oder Frau gleichermaßen: „Du sollst nicht ehebrechen!“ Es ist so: bei beiden kann der Bruch im Herzen beginnen, bevor er im fremden Bett körperlich vollendet wird.

Ursprünglich vom Schöpfer und der Schöpfungsordnung gewollt ist die Scheidung natürlich nicht. Deswegen sollte auch keiner der beiden Partner leichtfertig mit diesem Thema umgehen.

In allen Traugesprächen, die leider immer seltener werden – warum wohl? – bereite ich das Paar auf den bei der Segnung zitierten Satz vor: „Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.“ (V.9) Es geht bei der kirchlichen Trauung nicht um Lebensabschnitts-Partnerschaft, sondern eigentlich schon um eine monogame lebenslange Beziehung. Um ein Zusammenleben „in guten wie in bösen Tagen, bis der Tod Euch scheidet!“ Nichts anderes sollte die Grundabsicht sein.

Wie schön ist es, bei einer Goldenen oder Diamantenen Hochzeit zu erfahren, dass so etwas gelingen kann. Oder auch bei der Pflegesituation und der Sterbebegleitung für den Ehemann oder die Ehefrau! Das ist bei aller Schwere anrührend.

Es ist Gnade, wenn eine Beziehung lebenslang hält, ein Geschenk. Aber es ist auch Arbeit und Herausforderung, die hart und belastend sein kann. Ich sage den Paaren bei Hochzeiten manchmal: Der andere Mensch, mit dem man ja nicht verwandt ist, ist wie eine Perle, die man im Licht der Liebe anschaut und dreht. Und immer wieder entdeckt man in neuen Perspektiven auch überraschend neuen Glanz. Man findet immer wieder etwas Schönes, was strahlt, was man so vorher noch nicht gesehen hat. Man wird ein Eheleben lang damit nicht fertig. Deswegen sollte man nicht vor dem von Gott vorgegebenen Ende die Sache beenden.

Und doch geschieht es. Ernüchternd oft ist es auch bei Paaren geschehen, die ich getraut habe und die ein riesiges Fest gefeiert haben. Deswegen bete ich gerne bei Hochzeits-Gottesdiensten, bei denen vielleicht auch geschiedene Eltern, Verwandte oder Freunde in der Gemeinde sitzen:

„Wir bitten dich auch für die Ehepaare, die sich trennen. Alle, die daran leiden, bringen wir vor dich: die Frauen, die Männer, vor allem die Kinder. Die Unschuldigen nimm in deinen besonderen Schutz.“ So heißt es in einer Vorlage von Hartmut Wild. Und weiter: „Nimm uns an, wie wir geworden sind im Lauf des Lebens. Hilf vertiefen, was uns glückt; hilf überwinden, was uns schwerfällt. Sprich das lebendige Wort, unter dem die Welt unserer Beziehungen neu wird.“ [aus: Geborgen im Lauf der Zeit. Gebete für alle Tage. Ausgewählt von Christian Zippert, Gütersloh 1992, S.130f.]

Ja, Beziehungen können auch wieder neu werden. Auch Geschiedene werden sich ja vielleicht noch begegnen, besonders wenn gemeinsame Kinder da sind. Da ist es doch wichtig, eine vom guten Geist Gottes geleitete Beziehung zu pflegen. Ein fairer Umgang miteinander. Respekt und Achtung, auch wenn etwas zerbrochen ist.

In einer Kunstausstellung in Dillenburg hat mich kürzlich ein Objekt besonders angesprochen. Da hat die Marburger Malerin Christa Flick aus ihren zerrissenen alten Bildern eine neue Collage erstellt. Die Zerreißflächen mit ihren Wellen und Fetzen hat sie auf einem Hintergrund übereinandergeschichtet aufgeklebt. Und etwas Neues ist entstanden, was den Wert des Früheren und auch die Risse nicht verachtet oder versteckt, sondern zu neuem Anschauen einlädt.

Eben: Gott, „nimm uns an, wie wir geworden sind im Lauf des Lebens. Hilf vertiefen, was uns glückt; hilf überwinden, was uns schwerfällt. Sprich das lebendige Wort, unter dem die Welt unserer Beziehungen neu wird.“ Jenes Gebet endet voll frohmachender Botschaft: „Darum bitten wir dich im Vertrauen auf Jesus, deinen Sohn, unseren Bruder!“

Autor: Dr. Friedhelm Ackva


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Ich erinnere mich: Als junger Vikar sollte ich einer Frau in einer ganz schwierigen Situation mit ihrem Mann seelsorgerlichen Rat geben. Ich habe mich getraut und ihr empfohlen, sich scheiden zu lassen. Sie hat sich das nicht leicht gemacht und ist mit der Situation nicht leichtfertig umgegangen. Aber in der Folge zeigte sich, dass die einvernehmliche Scheidung für beide Partner die bessere Alternative war. Mittlerweile gibt es in manchen Leitfäden für den Gottesdienst nicht nur Texte zu Trauungen und Hochzeiten, sondern – da kann man erstaunt sein – auch zu Scheidungen. Es ist ein seelsorgerliches Angebot und eine kirchliche Verpflichtung, zwei Menschen auch in der Krise beizustehen und nach intensiver Eheberatung und Versuchen, die Ehe zu retten, sie auch beim Scheitern von Beziehungen, bei Trennung und Scheidung, nicht alleine zu lassen. Ja, sie auch für den weiteren Weg allein zu segnen.

Froh und mit Gottes Segen begonnene Zweisamkeit kann eben auch im Laufe der Zeit misslingen. Das war schon immer so. Deswegen wurde schon zur Zeit des Mose, vor über 3000 Jahren, die Möglichkeit eines sog. „Scheidebriefes“ geschaffen. „Um eures Herzens Härte willen“, fügt Jesus generalisierend hinzu (V.5). Das sagt er, weil er das Herz der Menschen kennt. Es kann glücklich sein und vor Freude springen, etwa bei der Hochzeit. Aber es kann auch einen Sprung bekommen oder zu zerspringen drohen. Schlimm ist es, wenn ein Herz hart wird wie Stein oder Beton, wenn gar nichts mehr geht an Verständnis und Zuneigung. Dann ist es auch besser auseinander zu gehen statt verhärtet nebeneinanderher zu existieren.

Ja, es kann auch Liebe sein, sich gegenseitig wieder in die Freiheit zu entlassen. Vielleicht mehr Liebe, als sich mit knirschenden Zähnen aneinander zu ketten.

Der argentinische Psychotherapeut Jorge Bucay erzählt in seinem Buch „Komm, ich erzähl dir eine Geschichte“ von einem starken Zirkus-Elefanten, der mit einer Kette an einem kleinen Pflock festgehalten wurde. Er hätte ganz leicht diesen Stab aus der Erde reißen und sich davon machen können. Aber er tut es nicht, weil er sich seit seiner Kindheit ein Leben lang daran gewöhnt hatte, dass er so auf seinen Aufenthaltsort fixiert ist. Er kam gar nicht auf die Idee, es auszuprobieren sich loszureißen. „Ich kann das nicht und werde es niemals können“ war zur Grundaussage seines Gefangenseins geworden. [Jorge Bucay: Komm, ich erzähl dir eine Geschichte, Frankfurt/Main 15. Aufl. 2014, S. 7-10]

Wie viele Partner sind nur noch, weil sie sich daran gewöhnt haben und sich nichts anderes trauen, aneinander gekettet! Statt sich in Liebe und Vertrauen immer wieder neu zu begegnen. Ich kenne eine Frau, die nach der Lektüre dieser Geschichte vom angeketteten Elefanten den Mut hatte, sich endlich aus einer unglücklichen Ehe zu befreien.

Nicht dass Sie mich falsch verstehen: Ich rede hier nicht dem leichtfertigen Sich-Trennen oder gar dem Ehebruch das Wort. Und ich stelle auch nicht die Worte Jesu infrage, die er am Ende im Gespräch mit seinen Jüngern, bezogen auf das 6. Gebot, vertieft (V.11f.), wohlgemerkt für Mann oder Frau gleichermaßen: „Du sollst nicht ehebrechen!“ Es ist so: bei beiden kann der Bruch im Herzen beginnen, bevor er im fremden Bett körperlich vollendet wird.

Ursprünglich vom Schöpfer und der Schöpfungsordnung gewollt ist die Scheidung natürlich nicht. Deswegen sollte auch keiner der beiden Partner leichtfertig mit diesem Thema umgehen.

In allen Traugesprächen, die leider immer seltener werden – warum wohl? – bereite ich das Paar auf den bei der Segnung zitierten Satz vor: „Was nun Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden.“ (V.9) Es geht bei der kirchlichen Trauung nicht um Lebensabschnitts-Partnerschaft, sondern eigentlich schon um eine monogame lebenslange Beziehung. Um ein Zusammenleben „in guten wie in bösen Tagen, bis der Tod Euch scheidet!“ Nichts anderes sollte die Grundabsicht sein.

Wie schön ist es, bei einer Goldenen oder Diamantenen Hochzeit zu erfahren, dass so etwas gelingen kann. Oder auch bei der Pflegesituation und der Sterbebegleitung für den Ehemann oder die Ehefrau! Das ist bei aller Schwere anrührend.

Es ist Gnade, wenn eine Beziehung lebenslang hält, ein Geschenk. Aber es ist auch Arbeit und Herausforderung, die hart und belastend sein kann. Ich sage den Paaren bei Hochzeiten manchmal: Der andere Mensch, mit dem man ja nicht verwandt ist, ist wie eine Perle, die man im Licht der Liebe anschaut und dreht. Und immer wieder entdeckt man in neuen Perspektiven auch überraschend neuen Glanz. Man findet immer wieder etwas Schönes, was strahlt, was man so vorher noch nicht gesehen hat. Man wird ein Eheleben lang damit nicht fertig. Deswegen sollte man nicht vor dem von Gott vorgegebenen Ende die Sache beenden.

Und doch geschieht es. Ernüchternd oft ist es auch bei Paaren geschehen, die ich getraut habe und die ein riesiges Fest gefeiert haben. Deswegen bete ich gerne bei Hochzeits-Gottesdiensten, bei denen vielleicht auch geschiedene Eltern, Verwandte oder Freunde in der Gemeinde sitzen:

„Wir bitten dich auch für die Ehepaare, die sich trennen. Alle, die daran leiden, bringen wir vor dich: die Frauen, die Männer, vor allem die Kinder. Die Unschuldigen nimm in deinen besonderen Schutz.“ So heißt es in einer Vorlage von Hartmut Wild. Und weiter: „Nimm uns an, wie wir geworden sind im Lauf des Lebens. Hilf vertiefen, was uns glückt; hilf überwinden, was uns schwerfällt. Sprich das lebendige Wort, unter dem die Welt unserer Beziehungen neu wird.“ [aus: Geborgen im Lauf der Zeit. Gebete für alle Tage. Ausgewählt von Christian Zippert, Gütersloh 1992, S.130f.]

Ja, Beziehungen können auch wieder neu werden. Auch Geschiedene werden sich ja vielleicht noch begegnen, besonders wenn gemeinsame Kinder da sind. Da ist es doch wichtig, eine vom guten Geist Gottes geleitete Beziehung zu pflegen. Ein fairer Umgang miteinander. Respekt und Achtung, auch wenn etwas zerbrochen ist.

In einer Kunstausstellung in Dillenburg hat mich kürzlich ein Objekt besonders angesprochen. Da hat die Marburger Malerin Christa Flick aus ihren zerrissenen alten Bildern eine neue Collage erstellt. Die Zerreißflächen mit ihren Wellen und Fetzen hat sie auf einem Hintergrund übereinandergeschichtet aufgeklebt. Und etwas Neues ist entstanden, was den Wert des Früheren und auch die Risse nicht verachtet oder versteckt, sondern zu neuem Anschauen einlädt.

Eben: Gott, „nimm uns an, wie wir geworden sind im Lauf des Lebens. Hilf vertiefen, was uns glückt; hilf überwinden, was uns schwerfällt. Sprich das lebendige Wort, unter dem die Welt unserer Beziehungen neu wird.“ Jenes Gebet endet voll frohmachender Botschaft: „Darum bitten wir dich im Vertrauen auf Jesus, deinen Sohn, unseren Bruder!“

Autor: Dr. Friedhelm Ackva


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