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"A perfect Storm" – Bonnie Honig über Trumps Wahlsieg und die Fehler der Demokraten

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Wie konnten wir nur so daneben liegen? Nach der US-Präsidentschaftswahl ist diese Frage häufig gefallen. Es mag Wunschdenken gewesen sein oder eine verzerrte europäische Medienberichterstattung, aber viele Menschen hatten nicht damit gerechnet, dass Donald Trump eine zweite Amtszeit bekommen würde. Und doch ist es genauso bekommen. Der ehemalige Präsident hat die Wahl gewonnen und auch alle sieben Swing States für sich entschieden. Was hat seine Kampagne so erfolgreich gemacht? Und was erwartet die USA, sobald er wieder das Amt des Präsidenten bekleidet? Darüber spricht Carolin Emcke in dieser Folge des Podcasts mit der kanadischen Politik- und Kulturwissenschaftlerin Bonnie Honig.

Hinweis: Dieses Gespräch wurde am 23. November 2024 in englischer Sprache geführt.

Bonnie Honig, geboren 1959 in Montreal, lehrt seit 2013 als Professorin für Moderne Kulturwissenschaft, Medien- und Politikwissenschaft an der US-amerikanischen Brown University. Sie gehört zu den führenden Denkerinnen und Denkern der sogenannten agonistischen Demokratietheorie. Honig hat mehrere Bücher veröffentlicht, in denen sie kulturelle Referenzen mit politischer Theorie verbindet. Darunter etwa "Democracy and the Foreigner" über die Wahrnehmung von Migration und Flucht im politischen Diskurs und "Shell-Shocked: Feminist Criticism after Trump" über die gesellschaftlichen Auswirkungen der ersten Trump-Amtszeit.

In den USA fehlt die inhärente Sorge vor Faschismus

Im Gespräch mit Carolin Emcke analysiert Bonnie Honig die Wahlkampfstrategie der Demokratischen Partei, die zunächst große Erfolge damit erzielt hatte, Donald Trump und die Republikaner als "weird" – seltsam – darzustellen. Doch gleichzeitig habe die Partei Donald Trump als Gegner unterschätzt – und in der Wahlkampfstrategie einen falschen Schwerpunkt gesetzt. Die demokratischen Warnungen vor destruktiven Auswirkungen einer zweiten Trump-Amtszeit hätten für viele Menschen in den USA wenig greifbar gewirkt. Und sie haben, analysiert Honig, die Kampagne der Partei in eine Zwickmühle geführt. Denn während vor Trump als Gefahr für die Demokratie gewarnt wurde, wurde er gleichzeitig als legitimer Kandidat im demokratischen Prozess charakterisiert. "Wer ihn einen Faschisten nennt, darf nicht gleichzeitig sagen, dass das am Ende das Volk entscheidet", konstatiert Honig. Das habe widersprüchliche Signale an die Wählerschaft gesendet.

Sehnsucht nach Normalität auf beiden Seiten

Anschließend sprechen Bonnie Honig und Carolin Emcke darüber, wie eine zweite Trump-Amtszeit das gesellschaftliche Klima in den USA verändern könnte. Honig warnt vor einer Erosion demokratischer Institutionen unter Donald Trump, und vor einer Kombination unterschiedlicher Faktoren, die Donald Trump einen „perfekten Sturm“ bescheren könnten – die ideale Ausgangslage um den US-amerikanischen Rechtsstaat und die Demokratie langfristig zu beschädigen. Schon jetzt zeigten sich die Auswirkungen eines entfesselten gesellschaftlichen Diskurses, der insbesondere trans Personen ihre Rechte abspricht. "Ich glaube auf beiden Seiten – Demokraten und Republikaner – gibt es eine Sehnsucht nach Normalität", schlussfolgert die Politikwissenschaftlerin. Das könne ein Ausgangspunkt sein, um die Gesellschaft zu einen, auch wenn die genaue Ausgestaltung dieser Normalität je nach Standpunkt stark variiert.

Empfehlung von Bonnie Honig

Zum Schluss des Gesprächs empfiehlt Bonnie Honig den Pixar-Film "Wall-E – Der Letzte räumt die Erde auf" über den sie kürzlich eine Vorlesung gehalten hat. Der Animationsfilm spielt auf einer von Müllbergen erstickten Erde irgendwo in der Zukunft. Die Menschheit ist ins All geflohen und wartet in einem Raumschiff darauf, irgendwann wieder zurückkehren zu können. Währenddessen beseitigt der Müllroboter Wall-E auf der Erde unermüdlich Abfallberge. Bis er sich verliebt. Für Honig ist der Film eine poetische Reflexion über Umweltzerstörung, zwischenmenschliche Beziehungen und die Hoffnung auf einen Neuanfang.

Moderation, Redaktion: Carolin Emcke

Redaktionelle Betreuung: Ann-Marlen Hoolt, Johannes Korsche

Produktion: Imanuel Pedersen

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Hinweis: Dieses Gespräch wurde am 23. November 2024 in englischer Sprache geführt.

Bonnie Honig, geboren 1959 in Montreal, lehrt seit 2013 als Professorin für Moderne Kulturwissenschaft, Medien- und Politikwissenschaft an der US-amerikanischen Brown University. Sie gehört zu den führenden Denkerinnen und Denkern der sogenannten agonistischen Demokratietheorie. Honig hat mehrere Bücher veröffentlicht, in denen sie kulturelle Referenzen mit politischer Theorie verbindet. Darunter etwa "Democracy and the Foreigner" über die Wahrnehmung von Migration und Flucht im politischen Diskurs und "Shell-Shocked: Feminist Criticism after Trump" über die gesellschaftlichen Auswirkungen der ersten Trump-Amtszeit.

In den USA fehlt die inhärente Sorge vor Faschismus

Im Gespräch mit Carolin Emcke analysiert Bonnie Honig die Wahlkampfstrategie der Demokratischen Partei, die zunächst große Erfolge damit erzielt hatte, Donald Trump und die Republikaner als "weird" – seltsam – darzustellen. Doch gleichzeitig habe die Partei Donald Trump als Gegner unterschätzt – und in der Wahlkampfstrategie einen falschen Schwerpunkt gesetzt. Die demokratischen Warnungen vor destruktiven Auswirkungen einer zweiten Trump-Amtszeit hätten für viele Menschen in den USA wenig greifbar gewirkt. Und sie haben, analysiert Honig, die Kampagne der Partei in eine Zwickmühle geführt. Denn während vor Trump als Gefahr für die Demokratie gewarnt wurde, wurde er gleichzeitig als legitimer Kandidat im demokratischen Prozess charakterisiert. "Wer ihn einen Faschisten nennt, darf nicht gleichzeitig sagen, dass das am Ende das Volk entscheidet", konstatiert Honig. Das habe widersprüchliche Signale an die Wählerschaft gesendet.

Sehnsucht nach Normalität auf beiden Seiten

Anschließend sprechen Bonnie Honig und Carolin Emcke darüber, wie eine zweite Trump-Amtszeit das gesellschaftliche Klima in den USA verändern könnte. Honig warnt vor einer Erosion demokratischer Institutionen unter Donald Trump, und vor einer Kombination unterschiedlicher Faktoren, die Donald Trump einen „perfekten Sturm“ bescheren könnten – die ideale Ausgangslage um den US-amerikanischen Rechtsstaat und die Demokratie langfristig zu beschädigen. Schon jetzt zeigten sich die Auswirkungen eines entfesselten gesellschaftlichen Diskurses, der insbesondere trans Personen ihre Rechte abspricht. "Ich glaube auf beiden Seiten – Demokraten und Republikaner – gibt es eine Sehnsucht nach Normalität", schlussfolgert die Politikwissenschaftlerin. Das könne ein Ausgangspunkt sein, um die Gesellschaft zu einen, auch wenn die genaue Ausgestaltung dieser Normalität je nach Standpunkt stark variiert.

Empfehlung von Bonnie Honig

Zum Schluss des Gesprächs empfiehlt Bonnie Honig den Pixar-Film "Wall-E – Der Letzte räumt die Erde auf" über den sie kürzlich eine Vorlesung gehalten hat. Der Animationsfilm spielt auf einer von Müllbergen erstickten Erde irgendwo in der Zukunft. Die Menschheit ist ins All geflohen und wartet in einem Raumschiff darauf, irgendwann wieder zurückkehren zu können. Währenddessen beseitigt der Müllroboter Wall-E auf der Erde unermüdlich Abfallberge. Bis er sich verliebt. Für Honig ist der Film eine poetische Reflexion über Umweltzerstörung, zwischenmenschliche Beziehungen und die Hoffnung auf einen Neuanfang.

Moderation, Redaktion: Carolin Emcke

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