Artwork

Inhalt bereitgestellt von Barbara Marie-Louise Pavelka. Alle Podcast-Inhalte, einschließlich Episoden, Grafiken und Podcast-Beschreibungen, werden direkt von Barbara Marie-Louise Pavelka oder seinem Podcast-Plattformpartner hochgeladen und bereitgestellt. Wenn Sie glauben, dass jemand Ihr urheberrechtlich geschütztes Werk ohne Ihre Erlaubnis nutzt, können Sie dem hier beschriebenen Verfahren folgen https://de.player.fm/legal.
Player FM - Podcast-App
Gehen Sie mit der App Player FM offline!

Traumgekrönt XXII-XXVIII - Rainer Maria Rilke

8:36
 
Teilen
 

Manage episode 256428410 series 2494435
Inhalt bereitgestellt von Barbara Marie-Louise Pavelka. Alle Podcast-Inhalte, einschließlich Episoden, Grafiken und Podcast-Beschreibungen, werden direkt von Barbara Marie-Louise Pavelka oder seinem Podcast-Plattformpartner hochgeladen und bereitgestellt. Wenn Sie glauben, dass jemand Ihr urheberrechtlich geschütztes Werk ohne Ihre Erlaubnis nutzt, können Sie dem hier beschriebenen Verfahren folgen https://de.player.fm/legal.

Liebe Hörerinnen und Hörer!

In der heutigen Folge bringe ich euch die letzten Gedichte des Gedichtezyklus "Traumgekrönt" von Rainer Maria Rilke.

Ich hoffe euch in dieser schweren Zeit der Isolation etwas Freude zu bringen.

XXII

Wie eine Riesenwunderblume prangt

voll Duft die Welt, an deren Blütenspelze,

ein Schmetterling mit blauem Schwingenschmelze,

die Mainacht hangt.

Nichts regt sich; nur der Silberfühler blinkt ...

Dann trägt sein Flügel ihn, sein frühverblaßter,

nach Morgen, wo aus feuerroter Aster

er Sterben trinkt ...

XXIII

Wie, jegliches Gefühl vertiefend,

ein süßer Drank die Brust bewegt,

wenn sich die Mainacht, sterbetriefend,

auf mäuschenstille Plätze legt.

Da schleichst du hin auf sachter Sohle

und schwärmst zum blanken Blau hinauf,

und groß wie eine Nachtviole

geht dir die dunkle Seele auf ...

XXIV

O gäbe doch Sterne, die nicht bleichen,

wenn schon der Tag den Ost gesäumt;

von solchen Sternen ohnegleichen

hat meine Seele oft geträumt.

Von Sternen, die so milde blinken,

daß dort das Auge landen mag,

das müde ward vom Sonnetrinken

an einem goldnen Sommertag.

Und schlichen hoch ins Weltgetriebe

sich wirklich solche Sterne ein, -

sie müßten der verborgnen Liebe

und allen Dichtern heilig sein.

XXV

Mir ist so weh, so weh, als müßte

die ganze Welt in Grau vergehn,

als ob mich die Geliebte küßte

und sprach: Auf Nimmerwiedersehn.

Als ob ich tot wär und im Hirne

mir dennoch wühlte wilde Qual,

weil mir vom Hügel eine Dirne

die letzte, blasse Rose stahl ...

XXVI

Matt durch der Tale Gequalmt wankt

Abend auf goldenen Schuh, -

Falter, der träumend am Halme hängt,

weiß nichts vor Wonne zu tun.

Alles schlürft heil an der Stille sich. -

Wie da die Seele sich schwellt,

daß sie als schimmernde Hülle sich

legt um das Dunkel der Welt.

XXVII

Ein Erinnern, das ich heilig heiße,

leuchtet mir durch innerste Gemüt,

so wie Götterbildermarmorweiße

durch geweihter Haine Dämmer glüht.

Das Erinnern einstiger Seligkeiten,

das Erinnern an den toten Mai, -

Weihrauch in den weißen Händen, schreiten

meine stillen Tage dran vorbei ...

XXVIII

Glaubt mir, daß ich, matt vom Kranken,

keinen lauten Lenz mehr mag, -

will nur einen sonnenblanken,

gipfelroten Frühherbsttag.

Will die Lust, die jubelschrille,

nicht mehr in die Brust zurück, -

will nur Sterbestubenstille

drinnen - für mein totes Glück.

Eure,

Barbara Marie-Louise Pavelka

Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mich und meine Podcast auch finanziell etwas unterstützen könntest.

Dabei ist jeder kleine Betrag eine große Hilfe!

Ihr könnt das über diesen Link tun:

paypal.me/BarbaraMLPavelka

--- Send in a voice message: https://podcasters.spotify.com/pod/show/a-lyrical-singers-life/message

  continue reading

150 Episoden

Artwork
iconTeilen
 
Manage episode 256428410 series 2494435
Inhalt bereitgestellt von Barbara Marie-Louise Pavelka. Alle Podcast-Inhalte, einschließlich Episoden, Grafiken und Podcast-Beschreibungen, werden direkt von Barbara Marie-Louise Pavelka oder seinem Podcast-Plattformpartner hochgeladen und bereitgestellt. Wenn Sie glauben, dass jemand Ihr urheberrechtlich geschütztes Werk ohne Ihre Erlaubnis nutzt, können Sie dem hier beschriebenen Verfahren folgen https://de.player.fm/legal.

Liebe Hörerinnen und Hörer!

In der heutigen Folge bringe ich euch die letzten Gedichte des Gedichtezyklus "Traumgekrönt" von Rainer Maria Rilke.

Ich hoffe euch in dieser schweren Zeit der Isolation etwas Freude zu bringen.

XXII

Wie eine Riesenwunderblume prangt

voll Duft die Welt, an deren Blütenspelze,

ein Schmetterling mit blauem Schwingenschmelze,

die Mainacht hangt.

Nichts regt sich; nur der Silberfühler blinkt ...

Dann trägt sein Flügel ihn, sein frühverblaßter,

nach Morgen, wo aus feuerroter Aster

er Sterben trinkt ...

XXIII

Wie, jegliches Gefühl vertiefend,

ein süßer Drank die Brust bewegt,

wenn sich die Mainacht, sterbetriefend,

auf mäuschenstille Plätze legt.

Da schleichst du hin auf sachter Sohle

und schwärmst zum blanken Blau hinauf,

und groß wie eine Nachtviole

geht dir die dunkle Seele auf ...

XXIV

O gäbe doch Sterne, die nicht bleichen,

wenn schon der Tag den Ost gesäumt;

von solchen Sternen ohnegleichen

hat meine Seele oft geträumt.

Von Sternen, die so milde blinken,

daß dort das Auge landen mag,

das müde ward vom Sonnetrinken

an einem goldnen Sommertag.

Und schlichen hoch ins Weltgetriebe

sich wirklich solche Sterne ein, -

sie müßten der verborgnen Liebe

und allen Dichtern heilig sein.

XXV

Mir ist so weh, so weh, als müßte

die ganze Welt in Grau vergehn,

als ob mich die Geliebte küßte

und sprach: Auf Nimmerwiedersehn.

Als ob ich tot wär und im Hirne

mir dennoch wühlte wilde Qual,

weil mir vom Hügel eine Dirne

die letzte, blasse Rose stahl ...

XXVI

Matt durch der Tale Gequalmt wankt

Abend auf goldenen Schuh, -

Falter, der träumend am Halme hängt,

weiß nichts vor Wonne zu tun.

Alles schlürft heil an der Stille sich. -

Wie da die Seele sich schwellt,

daß sie als schimmernde Hülle sich

legt um das Dunkel der Welt.

XXVII

Ein Erinnern, das ich heilig heiße,

leuchtet mir durch innerste Gemüt,

so wie Götterbildermarmorweiße

durch geweihter Haine Dämmer glüht.

Das Erinnern einstiger Seligkeiten,

das Erinnern an den toten Mai, -

Weihrauch in den weißen Händen, schreiten

meine stillen Tage dran vorbei ...

XXVIII

Glaubt mir, daß ich, matt vom Kranken,

keinen lauten Lenz mehr mag, -

will nur einen sonnenblanken,

gipfelroten Frühherbsttag.

Will die Lust, die jubelschrille,

nicht mehr in die Brust zurück, -

will nur Sterbestubenstille

drinnen - für mein totes Glück.

Eure,

Barbara Marie-Louise Pavelka

Ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mich und meine Podcast auch finanziell etwas unterstützen könntest.

Dabei ist jeder kleine Betrag eine große Hilfe!

Ihr könnt das über diesen Link tun:

paypal.me/BarbaraMLPavelka

--- Send in a voice message: https://podcasters.spotify.com/pod/show/a-lyrical-singers-life/message

  continue reading

150 Episoden

Alle Folgen

×
 
Loading …

Willkommen auf Player FM!

Player FM scannt gerade das Web nach Podcasts mit hoher Qualität, die du genießen kannst. Es ist die beste Podcast-App und funktioniert auf Android, iPhone und im Web. Melde dich an, um Abos geräteübergreifend zu synchronisieren.

 

Kurzanleitung