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Einfach überzeugend: Das Simply Quartet mit Mendelssohn und Dvořák

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Radikal!

So klingt Felix Mendelssohns letztes Streichquartett in der Interpretation des Simply Quartet. Mendelssohn beklagt hier den Tod seiner Schwester Fanny. Und ist am Boden zerstört. Doch kaum hat er sich etwas beruhigt, scheint sein Kopf wieder vor tausend Stimmen zu zerspringen. Radikaler als das Simply Quartet kann man diesen Beginn kaum gestalten. Es scheint, als ob einer den Verstand verloren habe. Das Frappierende aber ist: Das Ensemble spielt gleichwohl immer noch Mendelssohn, es wahrt den unverwechselbaren Tonfall seiner Klangsprache, auch wenn sie in eine absurde Welt geraten ist. Alles bleibt klar und durchgezeichnet bis in die letzten nervösen Zuckungen. Und die Raserei setzt sich im zweiten Satz fort. Ein Existenzkampf ist das. Mit einer schaurigen Floskel am Ende: Das Simply Quartet bringt sie wie ein lapidares „Und so weiter“. Natürlich hört man da noch die klassischen Formen und die Hochkultur, die Mendelssohn geprägt haben. Aber das Ensemble setzt sie einem Prozess der Selbstzerstörung aus. Bis zur Eintönigkeit wiederholt es die Phrasen und stampft den Tanzrhythmus nieder.

Dvořáks Verletzlichkeit

Wird Mendelssohn so musiziert, dann könnte man meinen, er habe mit diesem Quartett kurz vor seinem eigenen Tod sein ganzes Lebenswerk in Frage gestellt. Das Simply Quartet versteht sich auf die Extreme. Denn wie aus dem Nichts eröffnet es den langsamen Satz in Antonín Dvořáks spätem G-Dur-Quartett. Doch der Klang weitet und steigert sich bis zur rauen, farbsatten Üppigkeit. Und dann läuft der Prozess wieder zurück, ins Piano. Wie ein Akkordeon klingt das. Aber der Ton zeigt eine Verletzlichkeit. Als Dvořák sein letztes Quartett komponierte, befand er sich im Abendrot seiner Laufbahn. Erstaunlich, mit welchem Feingefühl dieses noch so junge Ensemble seinen Seelenzustand trifft. Und was entlocken die Vier nicht alles dem Scherzo: Das ist eine Fanfare. Doch wird sie gleich verschattet. Atemberaubend präzis, scharf und schneidend intoniert da das Simply Quartet. Aber es entstehen dabei sonderbare Gebilde aus Melodiefragmenten und Repetitionen. Als würde die Wahrnehmung zersplittern. Und dann fällt der Klang in sich zusammen. Was für eine Wandlungsfähigkeit zeigt dieses Ensemble!

Grenzenlos

Aber natürlich versteht sich das Simply Quartet auch auf den musikantischen Dvořák. Zum guten Schluss triumphiert die Lebensfreude, der übermütige Spaß und die Lust an der eigenen Virtuosität. Diesem jungen Streichquartett scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein – und man darf gespannt sein, was noch alles kommt.
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So klingt Felix Mendelssohns letztes Streichquartett in der Interpretation des Simply Quartet. Mendelssohn beklagt hier den Tod seiner Schwester Fanny. Und ist am Boden zerstört. Doch kaum hat er sich etwas beruhigt, scheint sein Kopf wieder vor tausend Stimmen zu zerspringen. Radikaler als das Simply Quartet kann man diesen Beginn kaum gestalten. Es scheint, als ob einer den Verstand verloren habe. Das Frappierende aber ist: Das Ensemble spielt gleichwohl immer noch Mendelssohn, es wahrt den unverwechselbaren Tonfall seiner Klangsprache, auch wenn sie in eine absurde Welt geraten ist. Alles bleibt klar und durchgezeichnet bis in die letzten nervösen Zuckungen. Und die Raserei setzt sich im zweiten Satz fort. Ein Existenzkampf ist das. Mit einer schaurigen Floskel am Ende: Das Simply Quartet bringt sie wie ein lapidares „Und so weiter“. Natürlich hört man da noch die klassischen Formen und die Hochkultur, die Mendelssohn geprägt haben. Aber das Ensemble setzt sie einem Prozess der Selbstzerstörung aus. Bis zur Eintönigkeit wiederholt es die Phrasen und stampft den Tanzrhythmus nieder.

Dvořáks Verletzlichkeit

Wird Mendelssohn so musiziert, dann könnte man meinen, er habe mit diesem Quartett kurz vor seinem eigenen Tod sein ganzes Lebenswerk in Frage gestellt. Das Simply Quartet versteht sich auf die Extreme. Denn wie aus dem Nichts eröffnet es den langsamen Satz in Antonín Dvořáks spätem G-Dur-Quartett. Doch der Klang weitet und steigert sich bis zur rauen, farbsatten Üppigkeit. Und dann läuft der Prozess wieder zurück, ins Piano. Wie ein Akkordeon klingt das. Aber der Ton zeigt eine Verletzlichkeit. Als Dvořák sein letztes Quartett komponierte, befand er sich im Abendrot seiner Laufbahn. Erstaunlich, mit welchem Feingefühl dieses noch so junge Ensemble seinen Seelenzustand trifft. Und was entlocken die Vier nicht alles dem Scherzo: Das ist eine Fanfare. Doch wird sie gleich verschattet. Atemberaubend präzis, scharf und schneidend intoniert da das Simply Quartet. Aber es entstehen dabei sonderbare Gebilde aus Melodiefragmenten und Repetitionen. Als würde die Wahrnehmung zersplittern. Und dann fällt der Klang in sich zusammen. Was für eine Wandlungsfähigkeit zeigt dieses Ensemble!

Grenzenlos

Aber natürlich versteht sich das Simply Quartet auch auf den musikantischen Dvořák. Zum guten Schluss triumphiert die Lebensfreude, der übermütige Spaß und die Lust an der eigenen Virtuosität. Diesem jungen Streichquartett scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein – und man darf gespannt sein, was noch alles kommt.
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