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#07 - Ramin: Ein afghanischer Journalist in Wien

21:06
 
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Bereits während des Studiums (Journalismus, Business Administration und IT) arbeitete Ramin Siawash in Kabul als Sprachtrainer in einem Menschenrechtsbüro. Später gründete er eine Schule für Frauen, in seiner Radiosendung setzte er sich ebenfalls für die Rechte von Frauen ein.

2015 musste er seine Heimat schließlich plötzlich und ungeplant verlassen, wie er im Gespräch erzählt. Über die Türkei und Griechenland kam er nach Österreich. In Wien unterrichtete er noch im Flüchtlingsquartier Englisch für andere Asylwerber. Bald kam er mit österreichischen Journalisten in Kontakt, die ihn schließlich auf Radio Orange verwiesen, wo Ramin bald zwei Konzepte für neue Sendungen vorlegte. Seither sendet er zweimal pro Woche.

"Bei Radio Orange anzufangen, war eine große Möglichkeit. Als Asylwerber hatte ich nichts in Österreich. Durch die Tätigkeit beim Radio war ich bei Veranstaltungen nicht mehr Asylwerber, sondern Journalist. Das hat mir geholfen, auch in Kontakt mit Menschen zu kommen, die keine Asylwerber mögen."

In seinen Sendungen hat Ramin auch anderen Asylwerbern geholfen, gratis Deutschkurse bei NGOs und Behörden zu finden. Als Sozialaktivist nimmt er Flüchtlinge, die nichts zu tun haben, zu Veranstaltungen mit und bringt sie in Kontakt mit anderern Österreichern und NGOs. Das lange Warten auf einen Asylbescheid nimmt Ramin jedoch mit.

"Es ist immer eine Sorge. Es ist eine prekäre Situation ohne Bescheid, auch in Bezug auf Arbeit, reisen, einfach einen Titel in der Gesellschaft. Wenn jemand merkt, dass ich keinen Bescheid habe, schauen mich manche an wie einen Kriminellen. Dass ich keine Arbeit habe, ist auch ein Problem in Österreich. Viele wollen nicht, dass die Flüchtlinge hier sind, das habe ich auch direkt mitbekommen. Auch gebildete Menschen haben mir gesagt, meine Erwartung sei, dass ich gratis Essen, einen gratis Schlafplatz und gratis Möglichkeiten bekomme, deswegen sei ich hergekommen bin. Gleichzeitig darf ich aber nicht arbeiten, um zu zeigen, dass das nicht so ist."

In Afghanistan hatte der Journalist eine Radio-Sendung zur Rolle der Frau in der Gesellschaft - eine politische Sendung. Ende 2014 gründete er schließlich eine Schule für ungebildete Frauen in Afghanistan. Deren Ziel war es, Frauen, die im Taliban-Regime nichts lernen durften, Bildung beizubringen, damit sie sich weiterentwicklen können, in Schulen und Unis gehen und auch ihren Kindern etwas vermitteln können. Die Reaktionen darauf waren durchwegs negativ, wie Ramin erzählt.

"Reaktionen sind in Afghanistan immer negativ. Frauen dürfen nicht mit Männern reden und umgekehrt. Frauen dürfen nicht in der Gesellschaft weiterkommen und Männer dürfen nicht mit ihnen arbeiten. Falls ich als Mann etwas für sie machen will, bedeutet das für die Gesellschaft nicht, dass ich ehrlich arbeiten will, sondern ein schmutziges Ziel habe. Wenn ich etwas für sie machen will, bedeutet das, dass ich diese Frauen ausnützen will. Die Gesellschaft sieht nicht das Positive, dass ich diese Frauen bilden will, damit sie das Land entwickeln und aufbauen können. Und sie denken, dass ich gegen den Islam arbeite."

Wegen dieser Aktivitäten musste er plötzlich ungeplant das Land verlassen und ein sicheres Land suchen. Dabei hatte er kein Ziel, kein besonders Land im Kopf. Dass er nach Österreich kam, war Zufall.

"Europa war für mich ein Ort, wo man frei leben kann, frei reden kann. Ein sicheres Land, in dem man normal mit Frauen reden kann und wo Kinder Rechte haben, wo auch Journalisten und Lehrer Rechte haben. Wenn jemand etwas falsch macht, gibt es Regeln und Polizisten und Gerichte."

Für Afghanistan hofft Ramin, dass es irgendwann zu einem sicheren Land wird, in dem unschuldige Menschen nicht jeden Tag in Gefahr sind. Hier in Österreich ist er glücklich.

"Ich bin glücklich, ich habe Sicherheit, ich bin am Leben, ich habe meine ehrenamtliche Arbeit. Ich versuche mein Bestes, dass ich etwas für die Gesellschaft tun kann."
Das will er auch weiterhin tun. Sobald er Asyl bekommt, will er sich eine Arbeit suchen, um etwas zurückzugeben. Seine ehrenamtliche Arbeit bei Radio Orange will er dabei aber auf keinen Fall aufgeben.

Infos zu Ramins Sendungen: Watandar und Saia Roshan auf https://o94.at/programm/sendungsmacherInnen/id/1401562

Verwendete Musik: Travel Light von Audionautix ist unter der Lizenz "Creative Commons Attribution" (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/) lizenziert. Künstler: http://audionautix.com/

Szenario auf Facebook: https://www.facebook.com/szenariopodcast/

Szenario - Hinter den Kulissen: www.szenariopodcast.com

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2015 musste er seine Heimat schließlich plötzlich und ungeplant verlassen, wie er im Gespräch erzählt. Über die Türkei und Griechenland kam er nach Österreich. In Wien unterrichtete er noch im Flüchtlingsquartier Englisch für andere Asylwerber. Bald kam er mit österreichischen Journalisten in Kontakt, die ihn schließlich auf Radio Orange verwiesen, wo Ramin bald zwei Konzepte für neue Sendungen vorlegte. Seither sendet er zweimal pro Woche.

"Bei Radio Orange anzufangen, war eine große Möglichkeit. Als Asylwerber hatte ich nichts in Österreich. Durch die Tätigkeit beim Radio war ich bei Veranstaltungen nicht mehr Asylwerber, sondern Journalist. Das hat mir geholfen, auch in Kontakt mit Menschen zu kommen, die keine Asylwerber mögen."

In seinen Sendungen hat Ramin auch anderen Asylwerbern geholfen, gratis Deutschkurse bei NGOs und Behörden zu finden. Als Sozialaktivist nimmt er Flüchtlinge, die nichts zu tun haben, zu Veranstaltungen mit und bringt sie in Kontakt mit anderern Österreichern und NGOs. Das lange Warten auf einen Asylbescheid nimmt Ramin jedoch mit.

"Es ist immer eine Sorge. Es ist eine prekäre Situation ohne Bescheid, auch in Bezug auf Arbeit, reisen, einfach einen Titel in der Gesellschaft. Wenn jemand merkt, dass ich keinen Bescheid habe, schauen mich manche an wie einen Kriminellen. Dass ich keine Arbeit habe, ist auch ein Problem in Österreich. Viele wollen nicht, dass die Flüchtlinge hier sind, das habe ich auch direkt mitbekommen. Auch gebildete Menschen haben mir gesagt, meine Erwartung sei, dass ich gratis Essen, einen gratis Schlafplatz und gratis Möglichkeiten bekomme, deswegen sei ich hergekommen bin. Gleichzeitig darf ich aber nicht arbeiten, um zu zeigen, dass das nicht so ist."

In Afghanistan hatte der Journalist eine Radio-Sendung zur Rolle der Frau in der Gesellschaft - eine politische Sendung. Ende 2014 gründete er schließlich eine Schule für ungebildete Frauen in Afghanistan. Deren Ziel war es, Frauen, die im Taliban-Regime nichts lernen durften, Bildung beizubringen, damit sie sich weiterentwicklen können, in Schulen und Unis gehen und auch ihren Kindern etwas vermitteln können. Die Reaktionen darauf waren durchwegs negativ, wie Ramin erzählt.

"Reaktionen sind in Afghanistan immer negativ. Frauen dürfen nicht mit Männern reden und umgekehrt. Frauen dürfen nicht in der Gesellschaft weiterkommen und Männer dürfen nicht mit ihnen arbeiten. Falls ich als Mann etwas für sie machen will, bedeutet das für die Gesellschaft nicht, dass ich ehrlich arbeiten will, sondern ein schmutziges Ziel habe. Wenn ich etwas für sie machen will, bedeutet das, dass ich diese Frauen ausnützen will. Die Gesellschaft sieht nicht das Positive, dass ich diese Frauen bilden will, damit sie das Land entwickeln und aufbauen können. Und sie denken, dass ich gegen den Islam arbeite."

Wegen dieser Aktivitäten musste er plötzlich ungeplant das Land verlassen und ein sicheres Land suchen. Dabei hatte er kein Ziel, kein besonders Land im Kopf. Dass er nach Österreich kam, war Zufall.

"Europa war für mich ein Ort, wo man frei leben kann, frei reden kann. Ein sicheres Land, in dem man normal mit Frauen reden kann und wo Kinder Rechte haben, wo auch Journalisten und Lehrer Rechte haben. Wenn jemand etwas falsch macht, gibt es Regeln und Polizisten und Gerichte."

Für Afghanistan hofft Ramin, dass es irgendwann zu einem sicheren Land wird, in dem unschuldige Menschen nicht jeden Tag in Gefahr sind. Hier in Österreich ist er glücklich.

"Ich bin glücklich, ich habe Sicherheit, ich bin am Leben, ich habe meine ehrenamtliche Arbeit. Ich versuche mein Bestes, dass ich etwas für die Gesellschaft tun kann."
Das will er auch weiterhin tun. Sobald er Asyl bekommt, will er sich eine Arbeit suchen, um etwas zurückzugeben. Seine ehrenamtliche Arbeit bei Radio Orange will er dabei aber auf keinen Fall aufgeben.

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