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9.6.1727: Anton Wilhelm Amo beginnt sein Philosophiestudium

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Gewaltsam der Familie entrissen

Geboren wird Amo vermutlich um das Jahr 1700 in der Nähe von Axim im heutigen Ghana. Hunderttausende Afrikaner*innen werden gewaltsam ihren Familien und ihrer Heimat entrissen und zur Arbeit in Europa und den europäischen Kolonien gezwungen. Vor allem die niederländische Westindien-Kompanie beherrscht damals das schmutzige Geschäft mit dem Menschenhandel – und eines ihrer Schiffe ist es auch, auf dem Amo als kleines Kind nach Amsterdam gebracht wird.

Amo landet am Hof des Herzogs von Braunschweig

1707 landet er schließlich am Hof des Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig. In Europa hat damals gerade das Zeitalter der Aufklärung begonnen. Man ist interessiert an allem Neuartigen und Exotischen und der Besitz sogenannter „Hofmohren“ gilt an den Adelshäusern der Zeit als schick. Hier wird der kleine Amo aus Axim christlich getauft, erhält die Taufnamen Anton Wilhelm und Zugang zu Bildung. Sein Status bleibt jedoch der eines Bediensten. In den Unterlagen des Hofs von Braunschweig-Wolfenbüttel wird er als herzoglicher Lakai aufgeführt.

Nach einer Promotion über das Leib-Seele-Problem wird er selbst Dozent

Amo erweist sich nicht nur als gelehrig, sondern geradezu als Überflieger. Mit Mitte Zwanzig schreibt er sich an der Universität Halle ein – einem Zentrum der damaligen Aufklärungsphilosophie – und bereits zwei Jahre später verteidigt Amo eine juristische Disputation, in der er den rechtlichen Status von „Mohren“ in Europa diskutiert. 1730 erwirbt Amo an der Universität Wittenberg den Titel „Magister der Philosophie und der Freien Künste“. Er promoviert mit einer Dissertation über das Leib-Seele-Problem, habilitiert sich mit einer Schrift über die Kunst des nüchternen und sorgfältigen Philosophierens und lehrt schließlich selbst an den Universitäten Halle und Jena als Privatdozent.

Die Berliner Mohrenstraße wird künftig nach Anton Wilhelm Amo benannt

Um 1747 kehrt Amo in seine afrikanische Heimat zurück, der er als Kind entrissen wurde. Ob der Grund für seine Abreise aus Europa eine nicht erwiderte Liebe war, der Tod von Freunden und Unterstützern oder rassistische Anfeindungen, ist ungeklärt. Ebenso ungeklärt wie die Ursache und das Jahr seines Todes. Mehr als 300 Jahre nach seiner Geburt macht der Mann, der sich vom Sklaven zum Gelehrten hocharbeitete, nun im 21. Jahrhundert eine weitere Karriere: als Ikone der deutschen Anti-Rassismus-Bewegung. Jahrelange begehrten Berliner Aktivist*innen gegen die rassistische Bezeichnung „Mohrenstraße“ auf und forderten eine Umbenennung. 2020 kam die Politik der Forderung nach: Die Berliner Mohrenstraße soll künftig Anton-Wilhelm-Amo-Straße heißen.
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Gewaltsam der Familie entrissen

Geboren wird Amo vermutlich um das Jahr 1700 in der Nähe von Axim im heutigen Ghana. Hunderttausende Afrikaner*innen werden gewaltsam ihren Familien und ihrer Heimat entrissen und zur Arbeit in Europa und den europäischen Kolonien gezwungen. Vor allem die niederländische Westindien-Kompanie beherrscht damals das schmutzige Geschäft mit dem Menschenhandel – und eines ihrer Schiffe ist es auch, auf dem Amo als kleines Kind nach Amsterdam gebracht wird.

Amo landet am Hof des Herzogs von Braunschweig

1707 landet er schließlich am Hof des Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig. In Europa hat damals gerade das Zeitalter der Aufklärung begonnen. Man ist interessiert an allem Neuartigen und Exotischen und der Besitz sogenannter „Hofmohren“ gilt an den Adelshäusern der Zeit als schick. Hier wird der kleine Amo aus Axim christlich getauft, erhält die Taufnamen Anton Wilhelm und Zugang zu Bildung. Sein Status bleibt jedoch der eines Bediensten. In den Unterlagen des Hofs von Braunschweig-Wolfenbüttel wird er als herzoglicher Lakai aufgeführt.

Nach einer Promotion über das Leib-Seele-Problem wird er selbst Dozent

Amo erweist sich nicht nur als gelehrig, sondern geradezu als Überflieger. Mit Mitte Zwanzig schreibt er sich an der Universität Halle ein – einem Zentrum der damaligen Aufklärungsphilosophie – und bereits zwei Jahre später verteidigt Amo eine juristische Disputation, in der er den rechtlichen Status von „Mohren“ in Europa diskutiert. 1730 erwirbt Amo an der Universität Wittenberg den Titel „Magister der Philosophie und der Freien Künste“. Er promoviert mit einer Dissertation über das Leib-Seele-Problem, habilitiert sich mit einer Schrift über die Kunst des nüchternen und sorgfältigen Philosophierens und lehrt schließlich selbst an den Universitäten Halle und Jena als Privatdozent.

Die Berliner Mohrenstraße wird künftig nach Anton Wilhelm Amo benannt

Um 1747 kehrt Amo in seine afrikanische Heimat zurück, der er als Kind entrissen wurde. Ob der Grund für seine Abreise aus Europa eine nicht erwiderte Liebe war, der Tod von Freunden und Unterstützern oder rassistische Anfeindungen, ist ungeklärt. Ebenso ungeklärt wie die Ursache und das Jahr seines Todes. Mehr als 300 Jahre nach seiner Geburt macht der Mann, der sich vom Sklaven zum Gelehrten hocharbeitete, nun im 21. Jahrhundert eine weitere Karriere: als Ikone der deutschen Anti-Rassismus-Bewegung. Jahrelange begehrten Berliner Aktivist*innen gegen die rassistische Bezeichnung „Mohrenstraße“ auf und forderten eine Umbenennung. 2020 kam die Politik der Forderung nach: Die Berliner Mohrenstraße soll künftig Anton-Wilhelm-Amo-Straße heißen.
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