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Anna Sophie Dauenhauer & Lukas Maria Kuen spielen Max Bruch: Schwedische Tänze

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Das erste Violinkonzert - mehr als das „Allerwelts-Konzert“

Wer beim Komponisten Max Bruch als junger Geiger vorspielen wollte, durfte alles spielen, nur nicht jenes erste seiner Violinkonzerte, das wunderschöne g-Moll-Konzert, dem sein Erfinder bald den spöttischen Beinamen „Allerwelts-Konzert“ gab. Da half es nichts, dass einer der berühmtesten Geiger der Zeit – Joseph Joachim – es das „reichste und bezauberndste Violinkonzert“ überhaupt nannte. Dieses Konzert, das bis heute eines der meistgespielten Werke der Klassik ist, war das erste Instrumentalwerk, das der in Köln geborene Max Bruch geschrieben hatte.

Max Bruchs Weg zum Violinkonzert

Als Sohn eines Polizeipräsidenten und einer Sängerin bekam Max Bruch den ersten Klavierunterricht von seiner Mutter. Mit 9 Jahren begann er schon, eigene Werke zu komponieren. Nach Studien bei Ferdinand Hiller, der zu dieser Zeit als Musikdirektor in Köln war, reiste Max Bruch viel und traf in Mannheim den Geiger Naret-Koning. Der Konzertmeister des Mannheimer Orchesters gilt als derjenige, der Bruch zu seinem ersten Violinkonzert inspirierte und motivierte.

Die Schwedischen Tänze - zu Unrecht im Schatten des Violinkonzerts

Bis heute kennt man von Max Bruch außer diesem Violinkonzert wenig. Allenfalls seine Schottische Fantasie findet sich ab und zu auf einem Konzertprogramm. Aber kaum je eines seiner drei weiteren Violinkonzerte oder eines seiner zahlreichen Oratorien. Zu den zu Unrecht vergessenen Werken von Bruch zählen auch die „Schwedischen Tänze“, die in 15 Sätzen die reiche Volksmusik seiner schwedischen Heimat nachzeichnen. Bruch schreibt über sein Verhältnis zur Volksmusik an seinen Verleger Fritz Simrock: "In der Regel ist eine gute Volksmelodie mehr werth als 200 Kunstmelodien. Ich hätte es nie in der Welt zu etwas gebracht, wenn ich nicht seit meinem 24. Jahr mit Ernst und Ausdauer und nie endendem Interesse die Volksmusik aller Nationen studirt hätte. Denn an Innigkeit, Kraft, Originalität und Schönheit ist nichts dem Volkslied zu vergleichen. [...] Auf diesem Wege sollte man weiter gehen - hier ist Rettung in dieser melodielosen Zeit!"

Volkslied-Zeitgeist

Darin war Bruch durchaus ein ‚Kind seiner Zeit‘. Denn die folkloristischen Liedschätze und Volkslieder verbreiteten sich im Zuge der Nationalromantik in zahlreichen Musikzeitschriften sowie Volksliedsammlungen. Bruch selbst komponierte in diesem ‚Zeitgeist‘ seine Schottische Fantasie op. 46, Suite nach russischen Volksmelodien op. 79, Kol Nidrei op. 47 (nach hebräischen Melodien), Serenade nach schwedischen Melodien op. posth. und eben die „Schwedischen Tänze“ op. 63. Als eine Folge von 15 Tänzen veröffentlichte Max Bruch sein Opus 63 zunächst 1892 beim Verlag Simrock in Berlin. Nach der Originalfassung für die Besetzung Violine und Klavier folgten noch Versionen für Klavier vierhändig, für Militär-Band und für großes Orchester. Bruch selbst orchestrierte sie noch im selben Jahr „eigentlich nur zu meinem Privat-Vergnügen, und weil ich nie etwas ohne Farben denken kann". Er gab die Orchesterfassung allerdings erst zur Veröffentlichung frei, nachdem er die Suiten mehrfach mit Orchester durchspielen lies. Hörbar standen bei dieser Orchestrierung die Ungarischen Tänze von Johannes Brahms ‚Pate‘. Auch was die erwartete Popularität angeht, wie Bruch an seinen Verleger schrieb: „Es ist keine Frage, daß diese Sachen zu Fuß und zu Pferd gesotten, gebacken und gebraten sich schnell und leicht verbreiten werden, wie z. B. die Ungarischen Tänze.“

Besondere Repertoire-Lücke

Ganz so sollte es nicht kommen, denn am „Allerwelts-Konzert“ kamen auch die „Schwedischen Tänze“ nicht vorbei. Max Bruch ärgerte sich über sein erstes Violinkonzert maßlos. Dessen Erfolg verhagelte ihm gewaltig die Karriere. Einfach, weil niemand etwas anderes hören wollte. An Simrock schrieb Bruch schon 1887, gut 20 Jahre nach Entstehen des Konzerts: „Nichts gleicht der Trägheit, Dummheit, Dumpfheit vieler deutscher Geiger. Alle 14 Tage kommt Einer und will mir das I. Concert vorspielen; ich bin schon grob geworden, und habe ihnen gesagt: ‚Ich kann dies Concert nicht mehr hören – habe ich vielleicht bloß dies eine Concert geschrieben? Gehen Sie hin und spielen Sie endlich einmal die andern Concerte, die ebenso gut, wenn nicht besser sind!‘“ Unser SWR2 „Musikstück der Woche“ kann in dieser Hinsicht eine besonders schöne Repertoire-Lücke schließen.

Exklusiv beim SWR aufgenommen – fürs Radio und Internet

#Zusammenspielen heißt die Aufnahme-Reihe, für die SWR2 im Corona-Jahr 2020 freiberufliche Musiker*innen in die Studios eingeladen hat. Über 60 Musiker*innen und Ensembles unterschiedlicher Couleur waren dafür bei uns – mit Lieblingsstücken und Repertoire, das wir im Radio senden und im Netz anbieten wollen. Im Musik-Podcast #Zusammenspielen auf SWR2.de gibt’s die Aufnahmen kombiniert mit Musiker-Gesprächen; ausgewählte Stücke – wie dieses – bieten wir auch als Musikstück der Woche an. Viel Freude beim Hören!
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Das erste Violinkonzert - mehr als das „Allerwelts-Konzert“

Wer beim Komponisten Max Bruch als junger Geiger vorspielen wollte, durfte alles spielen, nur nicht jenes erste seiner Violinkonzerte, das wunderschöne g-Moll-Konzert, dem sein Erfinder bald den spöttischen Beinamen „Allerwelts-Konzert“ gab. Da half es nichts, dass einer der berühmtesten Geiger der Zeit – Joseph Joachim – es das „reichste und bezauberndste Violinkonzert“ überhaupt nannte. Dieses Konzert, das bis heute eines der meistgespielten Werke der Klassik ist, war das erste Instrumentalwerk, das der in Köln geborene Max Bruch geschrieben hatte.

Max Bruchs Weg zum Violinkonzert

Als Sohn eines Polizeipräsidenten und einer Sängerin bekam Max Bruch den ersten Klavierunterricht von seiner Mutter. Mit 9 Jahren begann er schon, eigene Werke zu komponieren. Nach Studien bei Ferdinand Hiller, der zu dieser Zeit als Musikdirektor in Köln war, reiste Max Bruch viel und traf in Mannheim den Geiger Naret-Koning. Der Konzertmeister des Mannheimer Orchesters gilt als derjenige, der Bruch zu seinem ersten Violinkonzert inspirierte und motivierte.

Die Schwedischen Tänze - zu Unrecht im Schatten des Violinkonzerts

Bis heute kennt man von Max Bruch außer diesem Violinkonzert wenig. Allenfalls seine Schottische Fantasie findet sich ab und zu auf einem Konzertprogramm. Aber kaum je eines seiner drei weiteren Violinkonzerte oder eines seiner zahlreichen Oratorien. Zu den zu Unrecht vergessenen Werken von Bruch zählen auch die „Schwedischen Tänze“, die in 15 Sätzen die reiche Volksmusik seiner schwedischen Heimat nachzeichnen. Bruch schreibt über sein Verhältnis zur Volksmusik an seinen Verleger Fritz Simrock: "In der Regel ist eine gute Volksmelodie mehr werth als 200 Kunstmelodien. Ich hätte es nie in der Welt zu etwas gebracht, wenn ich nicht seit meinem 24. Jahr mit Ernst und Ausdauer und nie endendem Interesse die Volksmusik aller Nationen studirt hätte. Denn an Innigkeit, Kraft, Originalität und Schönheit ist nichts dem Volkslied zu vergleichen. [...] Auf diesem Wege sollte man weiter gehen - hier ist Rettung in dieser melodielosen Zeit!"

Volkslied-Zeitgeist

Darin war Bruch durchaus ein ‚Kind seiner Zeit‘. Denn die folkloristischen Liedschätze und Volkslieder verbreiteten sich im Zuge der Nationalromantik in zahlreichen Musikzeitschriften sowie Volksliedsammlungen. Bruch selbst komponierte in diesem ‚Zeitgeist‘ seine Schottische Fantasie op. 46, Suite nach russischen Volksmelodien op. 79, Kol Nidrei op. 47 (nach hebräischen Melodien), Serenade nach schwedischen Melodien op. posth. und eben die „Schwedischen Tänze“ op. 63. Als eine Folge von 15 Tänzen veröffentlichte Max Bruch sein Opus 63 zunächst 1892 beim Verlag Simrock in Berlin. Nach der Originalfassung für die Besetzung Violine und Klavier folgten noch Versionen für Klavier vierhändig, für Militär-Band und für großes Orchester. Bruch selbst orchestrierte sie noch im selben Jahr „eigentlich nur zu meinem Privat-Vergnügen, und weil ich nie etwas ohne Farben denken kann". Er gab die Orchesterfassung allerdings erst zur Veröffentlichung frei, nachdem er die Suiten mehrfach mit Orchester durchspielen lies. Hörbar standen bei dieser Orchestrierung die Ungarischen Tänze von Johannes Brahms ‚Pate‘. Auch was die erwartete Popularität angeht, wie Bruch an seinen Verleger schrieb: „Es ist keine Frage, daß diese Sachen zu Fuß und zu Pferd gesotten, gebacken und gebraten sich schnell und leicht verbreiten werden, wie z. B. die Ungarischen Tänze.“

Besondere Repertoire-Lücke

Ganz so sollte es nicht kommen, denn am „Allerwelts-Konzert“ kamen auch die „Schwedischen Tänze“ nicht vorbei. Max Bruch ärgerte sich über sein erstes Violinkonzert maßlos. Dessen Erfolg verhagelte ihm gewaltig die Karriere. Einfach, weil niemand etwas anderes hören wollte. An Simrock schrieb Bruch schon 1887, gut 20 Jahre nach Entstehen des Konzerts: „Nichts gleicht der Trägheit, Dummheit, Dumpfheit vieler deutscher Geiger. Alle 14 Tage kommt Einer und will mir das I. Concert vorspielen; ich bin schon grob geworden, und habe ihnen gesagt: ‚Ich kann dies Concert nicht mehr hören – habe ich vielleicht bloß dies eine Concert geschrieben? Gehen Sie hin und spielen Sie endlich einmal die andern Concerte, die ebenso gut, wenn nicht besser sind!‘“ Unser SWR2 „Musikstück der Woche“ kann in dieser Hinsicht eine besonders schöne Repertoire-Lücke schließen.

Exklusiv beim SWR aufgenommen – fürs Radio und Internet

#Zusammenspielen heißt die Aufnahme-Reihe, für die SWR2 im Corona-Jahr 2020 freiberufliche Musiker*innen in die Studios eingeladen hat. Über 60 Musiker*innen und Ensembles unterschiedlicher Couleur waren dafür bei uns – mit Lieblingsstücken und Repertoire, das wir im Radio senden und im Netz anbieten wollen. Im Musik-Podcast #Zusammenspielen auf SWR2.de gibt’s die Aufnahmen kombiniert mit Musiker-Gesprächen; ausgewählte Stücke – wie dieses – bieten wir auch als Musikstück der Woche an. Viel Freude beim Hören!
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