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François-Xavier Roth dirigiert Ludwig van Beethoven: Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 „Eroica"

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Ticket nach Paris

Ferdinand Ries ist Beethovens Schüler und von seinem Lehrer enttäuscht: Der plant, Wien den Rücken zu kehren und nach Paris abzudampfen – und zwar ohne seinen Meisterschüler! Ries lässt seinen Kummer darüber sogar in die Geschäftskorrespondenz einfließen, die er für den Komponisten führt.
„Beethoven wird nun höchstens noch 1 ½ Jahre hierbleiben. Er geht dann nach Paris, welches mir außerordentlich leid ist. Ich habe ihm zwar im Spaß gesagt, er müßte mich als Schüler und Cassier mitnehmen, ich wünscht, daß im Ernst was daraus käme.“

Quelle: Ferdinand Ries an den Verleger Nikolaus Simrock, 6. August 1803

Von der Donau an die Seine?

Paris ist für Beethoven ein Sehnsuchtsort und von seiner Situation in Wien ist er frustriert: Eine lukrative Festanstellung will sich einfach nicht auftun. Verglichen mit Paris ist die österreichische Hauptstadt klein und die zahlreichen Musikschaffenden stehen im ständigen Konkurrenzkampf um die vergleichsweise wenigen Auftrittsmöglichkeiten. Beethovens Diagnose lautet daher, dass:
„(…) um sein Glück zu machen Paris besser als Wien sey. Wien ist überschüttet mit Leuten, und selbst dem Bessern Verdienst fällt es dadurch hart, sich zu halten.“

Quelle: Ludwig van Beethoven an Gerhard Wegeler, Sommer 1801

Vorausschauendes Komponieren

Beethoven will sich der französischen Musikwelt mit einem breitgefächerten Portfolio vorstellen. Seine virtuose Violinsonate Nr. 9 A-Dur op. 47 widmet er dem französischen Star-Geiger und Konservatoriums-Professor Rodolphe Kreutzer — ein strategischer Schachzug, um Kontakte zur musikalischen Elite Frankreichs zu knüpfen. Und natürlich muss er sich bei einer Umsiedlung nach Paris in der wichtigsten Musikgattung der Stadt behaupten, der Oper. Dafür vertont er das französische Revolutions-Libretto Léonore zu seiner Oper Fidelio. Und auch bei mehreren Sinfonien, die er um 1803 schreibt, scheint er das französische Publikum im Hinterkopf zu haben.

Mehr zu Beethovens Sinfonie Nr. 3 Es-Dur op. 55 „Eroica

Zwischen den Stühlen

1803 beendet Beethoven das „(…) nach seiner eignen Äußerung größtes Werk, welches er bisher schrieb (…)“, wie der fleißige Briefschreiber Ries den Verlag informiert. Und er schreibt ihm auch, dass Beethoven es dem größten Franzosen seiner Zeit widmen will: Napoléon Bonaparte. Doch gleichzeitig ist Beethoven in Wien seinem Gönner Fürst Lobkowitz verpflichtet. Der will das Werk für einige Monate für den exklusiven Eigengebrauch kaufen, und das für die stattliche Summe von 400 Gulden. Außerdem plant Beethoven die Uraufführung des Werkes mit Lobkowitz' exzellentem Hausorchester.

Sturm auf dem Titelblatt

Letztendlich befreit der Lauf der Tagespolitik Beethoven aus seiner Zwickmühle. Im Mai 1805 erreicht Wien die Nachricht, dass Napoléon sich selbst zum Kaiser gekrönt hat. Beethoven ist empört und Schüler Ries beschreibt seine Reaktion in schillernden Farben.
„Ich war der erste, der ihm die Nachricht brauchte, Buonaparte habe sich zum Kaiser erklärt, worauf er in Wuth geriet und ausrief: ‚Ist der auch nicht anders, wie ein gewöhnlicher Mensch! Nun wird er auch alle Menschenrechte mit Füßen treten, nur seinem Ehrgeiz fröhnen; er wird sich nun höher, wie alle Andern stellen, ein Tyrann werden!' Beethoven ging an den Tisch, faßte das Titelblatt oben an, riß es ganz durch und warf es auf die Erde.“

Quelle: Ferdinand Ries, „Biographische Notizen über Ludwig van Beethoven“, Koblenz 1838

Ganz so dramatisch wird sich die Szene wohl nicht abgespielt haben: Tatsächlich ist das (nicht zerrissene) Titelblatt erhalten. Auf dem ist der Hinweis intitulata Bonaparte” zwar mit einem Rasiermesser ausradiert, später fügt Beethoven mit Bleistift aber doch noch den Hinweis hinzu geschrieben auf Bonaparte. Als Widmungsträger wählt er bei der Veröffentlichung 1806 Lobkowitz aus, der ihm nach dem Preis für den Vorbesitz des Manuskriptes noch einmal 80 Golddukaten zahlt.

Ende eines Traums

1805 bricht der österreichisch-französische Krieg aus und Beethoven begräbt seine Paris-Pläne. Vielleicht reift in ihm auch die Einsicht, dass ein Neustart in Frankreich schwierig werden würde — langsam schwindet sein Gehör und damit auch seine Möglichkeit, als Klaviervirtuose Konzerte zu geben. Da wäre es ein hohes Risiko, die Unterstützung seiner adeligen Gönner in Wien aufzugeben. Eine Vernunftentscheidung, die Beethoven noch Jahre später mit Wehmut erfüllt. So schreibt er 1807 an den Klavierfabrikanten Ignaz Pleyel in Paris:
„Mein lieber verehrter Pleiel – Was machen sie, was ihre Familie, ich habe schon oft gewünscht bey ihnen zu seyn, bis hierher war’s nicht möglich, zum Theil war auch der Krieg dran schuld, ob man sich ferner davon müßte abhalten laßen — oder länger? — so müßte man Paris wohl nie sehen (…).“

Quelle: Ludwig van Beethoven an Ignaz Pleyel, Frühjahr 1807

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Ferdinand Ries ist Beethovens Schüler und von seinem Lehrer enttäuscht: Der plant, Wien den Rücken zu kehren und nach Paris abzudampfen – und zwar ohne seinen Meisterschüler! Ries lässt seinen Kummer darüber sogar in die Geschäftskorrespondenz einfließen, die er für den Komponisten führt.
„Beethoven wird nun höchstens noch 1 ½ Jahre hierbleiben. Er geht dann nach Paris, welches mir außerordentlich leid ist. Ich habe ihm zwar im Spaß gesagt, er müßte mich als Schüler und Cassier mitnehmen, ich wünscht, daß im Ernst was daraus käme.“

Quelle: Ferdinand Ries an den Verleger Nikolaus Simrock, 6. August 1803

Von der Donau an die Seine?

Paris ist für Beethoven ein Sehnsuchtsort und von seiner Situation in Wien ist er frustriert: Eine lukrative Festanstellung will sich einfach nicht auftun. Verglichen mit Paris ist die österreichische Hauptstadt klein und die zahlreichen Musikschaffenden stehen im ständigen Konkurrenzkampf um die vergleichsweise wenigen Auftrittsmöglichkeiten. Beethovens Diagnose lautet daher, dass:
„(…) um sein Glück zu machen Paris besser als Wien sey. Wien ist überschüttet mit Leuten, und selbst dem Bessern Verdienst fällt es dadurch hart, sich zu halten.“

Quelle: Ludwig van Beethoven an Gerhard Wegeler, Sommer 1801

Vorausschauendes Komponieren

Beethoven will sich der französischen Musikwelt mit einem breitgefächerten Portfolio vorstellen. Seine virtuose Violinsonate Nr. 9 A-Dur op. 47 widmet er dem französischen Star-Geiger und Konservatoriums-Professor Rodolphe Kreutzer — ein strategischer Schachzug, um Kontakte zur musikalischen Elite Frankreichs zu knüpfen. Und natürlich muss er sich bei einer Umsiedlung nach Paris in der wichtigsten Musikgattung der Stadt behaupten, der Oper. Dafür vertont er das französische Revolutions-Libretto Léonore zu seiner Oper Fidelio. Und auch bei mehreren Sinfonien, die er um 1803 schreibt, scheint er das französische Publikum im Hinterkopf zu haben.

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Zwischen den Stühlen

1803 beendet Beethoven das „(…) nach seiner eignen Äußerung größtes Werk, welches er bisher schrieb (…)“, wie der fleißige Briefschreiber Ries den Verlag informiert. Und er schreibt ihm auch, dass Beethoven es dem größten Franzosen seiner Zeit widmen will: Napoléon Bonaparte. Doch gleichzeitig ist Beethoven in Wien seinem Gönner Fürst Lobkowitz verpflichtet. Der will das Werk für einige Monate für den exklusiven Eigengebrauch kaufen, und das für die stattliche Summe von 400 Gulden. Außerdem plant Beethoven die Uraufführung des Werkes mit Lobkowitz' exzellentem Hausorchester.

Sturm auf dem Titelblatt

Letztendlich befreit der Lauf der Tagespolitik Beethoven aus seiner Zwickmühle. Im Mai 1805 erreicht Wien die Nachricht, dass Napoléon sich selbst zum Kaiser gekrönt hat. Beethoven ist empört und Schüler Ries beschreibt seine Reaktion in schillernden Farben.
„Ich war der erste, der ihm die Nachricht brauchte, Buonaparte habe sich zum Kaiser erklärt, worauf er in Wuth geriet und ausrief: ‚Ist der auch nicht anders, wie ein gewöhnlicher Mensch! Nun wird er auch alle Menschenrechte mit Füßen treten, nur seinem Ehrgeiz fröhnen; er wird sich nun höher, wie alle Andern stellen, ein Tyrann werden!' Beethoven ging an den Tisch, faßte das Titelblatt oben an, riß es ganz durch und warf es auf die Erde.“

Quelle: Ferdinand Ries, „Biographische Notizen über Ludwig van Beethoven“, Koblenz 1838

Ganz so dramatisch wird sich die Szene wohl nicht abgespielt haben: Tatsächlich ist das (nicht zerrissene) Titelblatt erhalten. Auf dem ist der Hinweis intitulata Bonaparte” zwar mit einem Rasiermesser ausradiert, später fügt Beethoven mit Bleistift aber doch noch den Hinweis hinzu geschrieben auf Bonaparte. Als Widmungsträger wählt er bei der Veröffentlichung 1806 Lobkowitz aus, der ihm nach dem Preis für den Vorbesitz des Manuskriptes noch einmal 80 Golddukaten zahlt.

Ende eines Traums

1805 bricht der österreichisch-französische Krieg aus und Beethoven begräbt seine Paris-Pläne. Vielleicht reift in ihm auch die Einsicht, dass ein Neustart in Frankreich schwierig werden würde — langsam schwindet sein Gehör und damit auch seine Möglichkeit, als Klaviervirtuose Konzerte zu geben. Da wäre es ein hohes Risiko, die Unterstützung seiner adeligen Gönner in Wien aufzugeben. Eine Vernunftentscheidung, die Beethoven noch Jahre später mit Wehmut erfüllt. So schreibt er 1807 an den Klavierfabrikanten Ignaz Pleyel in Paris:
„Mein lieber verehrter Pleiel – Was machen sie, was ihre Familie, ich habe schon oft gewünscht bey ihnen zu seyn, bis hierher war’s nicht möglich, zum Theil war auch der Krieg dran schuld, ob man sich ferner davon müßte abhalten laßen — oder länger? — so müßte man Paris wohl nie sehen (…).“

Quelle: Ludwig van Beethoven an Ignaz Pleyel, Frühjahr 1807

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