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Mélanie Bonis: Klavierquartett Nr. 1, gespielt von Clémence de Forceville, Léa Hennino, Benedict Kloeckner und Adam Laloum

23:17
 
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Die in eine kleinbürgerliche Familie hineingeborene Komponistin Mel Bonis, eigentlich Mélanie Hélène Domange, erfuhr in ihrem Umfeld zunächst wenig Verständnis für ihre musikalische Leidenschaft. Bis ein Freund der Familie dafür sorgte, dass Mélanie schließlich César Franck vorgestellt wurde, der ihr 1876 die Türen des Conservatoire Supérieur National öffnete. Eine ganze Reihe von Preisen und Auszeichnungen der Konservatoriumszeit belegen eindrucksvoll den glänzenden Verlauf ihres Studiums. In der anbrechenden Belle Epoque war jedoch für eine Frau eine Existenz als freie Komponistin unvorstellbar. So kam es, dass die hochbegabte, sogar unter Claude Debussy und Gabriel Pierné, ihren Mitschülern am Conservatoire, noch positiv auffallende Mel Bonis von ihren wohlmeinenden Eltern zum Abbruch des Studiums gezwungen wurde. In einer auch auf Drängen der Eltern arrangierten Vernunftehe mit einem älteren Industriellen war zunächst von Musik kaum noch die Rede.

„Dass eine Frau fähig ist, so etwas zu schreiben ...“

Um 1890 führt der Zufall Mel Bonis erneut mit ihrer früheren Konservatoriums-Liebe, Amédée Hettich, zusammen. Hettich, mit dem sie ein heimliches Liebesverhältnis begann, konnte sie wieder zur Komposition animieren. Ihre Musik gelangte in der Folge, vor allem in den Jahren zwischen 1900 und 1914, zur eigentlichen Reife. Es entstanden ihre bedeutendsten Kammermusikwerke, aber auch eindrucksvolle, lyrische Klavierstücke, weltliche und geistliche Lieder und Orgelkompositionen. Ihre Werke wurden in der Musikwelt wahrgenommen, aufgeführt und, dank ihrer eigenen Bemühungen, von bedeutenden Verlegern herausgegeben. Eine umfangreiche Korrespondenz mit bekannten Interpreten und Komponisten ihrer Zeit zeigt, wie sehr ihre Werke geschätzt wurden. Bezeichnend ist eine Bewertung von Camille Saint-Saëns, nachdem er bei einem Hauskonzert ihr 1. Klavierquartett gehört hatte: „Ich hätte nie geglaubt, dass eine Frau fähig ist, so etwas zu schreiben. Sie kennt alle Tricks unseres Handwerks.“ Das zeugt einerseits von aufrichtiger Bewunderung, bestätigt aber auch sämtliche Klischees über vermeintliche Schwächen weiblicher Komponisten.

Eine Suite in vier Sätzen?

Das Klavierquartett op. 69, eines gefeierten und meistgespielten ihrer mehr als 300 Werke, komplettierte Mel Bonis im Jahr 1905. Die Uraufführung fand in ihrem Salon statt, mit ihr am Klavier und den berühmten Streichern Louis Duttenhofer an der Violine, Pierre Monteux an der Viola und Louis Feuillard am Cello. Die Kritik bescheinigte dem Werk eine progressive Tonalität und bemerkenswerte experimentelle Strukturen, die nicht mehr den Gesetzen der Sonatensatzform folgten, sprach ihm aber auch eine gewisse Ernsthaftigkeit ab: Es sei eher eine locker aneinandergereihte Suite in vier Sätzen, bei der das Klavier die vorherrschende Rolle spiele.

„Ein Meer von Unverständnis“

Trotz des Erfolges wurde das Klavierquartett, wie so viele andere Werke der Zeit, nach dem Ersten Weltkrieg schnell vergessen. Mélanies Urenkelin und Biographin Christine Géliot berichtet von einem „Meer von Unverständnis“, dem die Musik ihrer Urgroßmutter vor allem in ihrem letzten Lebensabschnitt gegenübergestanden habe. Zwar war sie stets offen für Neues: Ihre an melodischer und harmonischer Inspiration reiche Musik nimmt im Laufe der Jahre raffinierte impressionistische Färbungen an, greift zu neuen rhythmischen Mustern und wagt hin und wieder kühne Ausflüge in tonale Grenzbereiche – Atonalität allerdings bleibt ihrem Wesen fremd. Trotzdem können ihre Werke mit den Kammermusikkompositionen der damaligen französischen Schule verglichen werden, sie können mühelos neben den Meisterwerken von Gabriel Fauré, Camille Saint-Saëns und Claude Debussy bestehen.
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„Dass eine Frau fähig ist, so etwas zu schreiben ...“

Um 1890 führt der Zufall Mel Bonis erneut mit ihrer früheren Konservatoriums-Liebe, Amédée Hettich, zusammen. Hettich, mit dem sie ein heimliches Liebesverhältnis begann, konnte sie wieder zur Komposition animieren. Ihre Musik gelangte in der Folge, vor allem in den Jahren zwischen 1900 und 1914, zur eigentlichen Reife. Es entstanden ihre bedeutendsten Kammermusikwerke, aber auch eindrucksvolle, lyrische Klavierstücke, weltliche und geistliche Lieder und Orgelkompositionen. Ihre Werke wurden in der Musikwelt wahrgenommen, aufgeführt und, dank ihrer eigenen Bemühungen, von bedeutenden Verlegern herausgegeben. Eine umfangreiche Korrespondenz mit bekannten Interpreten und Komponisten ihrer Zeit zeigt, wie sehr ihre Werke geschätzt wurden. Bezeichnend ist eine Bewertung von Camille Saint-Saëns, nachdem er bei einem Hauskonzert ihr 1. Klavierquartett gehört hatte: „Ich hätte nie geglaubt, dass eine Frau fähig ist, so etwas zu schreiben. Sie kennt alle Tricks unseres Handwerks.“ Das zeugt einerseits von aufrichtiger Bewunderung, bestätigt aber auch sämtliche Klischees über vermeintliche Schwächen weiblicher Komponisten.

Eine Suite in vier Sätzen?

Das Klavierquartett op. 69, eines gefeierten und meistgespielten ihrer mehr als 300 Werke, komplettierte Mel Bonis im Jahr 1905. Die Uraufführung fand in ihrem Salon statt, mit ihr am Klavier und den berühmten Streichern Louis Duttenhofer an der Violine, Pierre Monteux an der Viola und Louis Feuillard am Cello. Die Kritik bescheinigte dem Werk eine progressive Tonalität und bemerkenswerte experimentelle Strukturen, die nicht mehr den Gesetzen der Sonatensatzform folgten, sprach ihm aber auch eine gewisse Ernsthaftigkeit ab: Es sei eher eine locker aneinandergereihte Suite in vier Sätzen, bei der das Klavier die vorherrschende Rolle spiele.

„Ein Meer von Unverständnis“

Trotz des Erfolges wurde das Klavierquartett, wie so viele andere Werke der Zeit, nach dem Ersten Weltkrieg schnell vergessen. Mélanies Urenkelin und Biographin Christine Géliot berichtet von einem „Meer von Unverständnis“, dem die Musik ihrer Urgroßmutter vor allem in ihrem letzten Lebensabschnitt gegenübergestanden habe. Zwar war sie stets offen für Neues: Ihre an melodischer und harmonischer Inspiration reiche Musik nimmt im Laufe der Jahre raffinierte impressionistische Färbungen an, greift zu neuen rhythmischen Mustern und wagt hin und wieder kühne Ausflüge in tonale Grenzbereiche – Atonalität allerdings bleibt ihrem Wesen fremd. Trotzdem können ihre Werke mit den Kammermusikkompositionen der damaligen französischen Schule verglichen werden, sie können mühelos neben den Meisterwerken von Gabriel Fauré, Camille Saint-Saëns und Claude Debussy bestehen.
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