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Historisches „Caffé Greco" in Rom muss nach über 250 Jahren vorerst schließen

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Sonnnenschirme zugeklappt, Eingangstür verdeckt

Es herrscht das übliche Touristentreiben auf der Via Condotti, der römischen Luxusmeile, die direkt auf die Spanische Treppe zuführt. Fast am Ende, ein bisschen unscheinbar zwischen Cartier und Prada, eine kleine Außenterrasse, auf der Hauswand dahinter prangt die Schrift: „Antico Caffè Greco.“ Doch die Sonnenschirme sind zugeklappt, die Eingangstür ist verdeckt von einem Verschlag aus Metall. Viele Touristen laufen einfach vorbei, einige wissen aber doch Bescheid, so wie dieser Amerikaner: „Ich habe tolle Dinge über das „Caffé Greco“ gehört, und wir sind enttäuscht, weil wir aus den USA kommen“, erzählt er, „wir wollten auf jeden Fall hin um es zu besuchen, weil es uns empfohlen wurde. Aber sie müssen eben tun, was sie tun müssen.“

Zwangsräumung nach acht Jahren Rechtsstreit

Das, was sie tun müssen, hatte das höchste Gericht Italien, das Kassationsgericht in Rom, bereits im Sommer vergangenen Jahres entschieden. Das Café sollte zwangsgeräumt werden. Das war das Ergebnis eines acht Jahre langen Rechtsstreites zwischen dem Besitzer des Cafés, dem Israelitischen Krankenhaus in Rom und dem Betreiber Carlo Pellegrini. Dabei ging es unter anderem um die Höhe der Miete. Doch die Vollstreckung des Urteils zog sich hinaus. Noch bis zuletzt glaubte sich Pellegrini im Recht: „Wir haben das Café gekauft, haben es aufgepäppelt. Wir haben die Umsätze verdoppelt. Und jetzt werden wir das Café erneut retten.“ Davon war er überzeugt: „Und in 50 Jahren wird in den Geschichtsbüchern stehen: Carlo Pellegrini hat das „Caffè Greco“ gerettet!“, sagte er am 23. September.

„Caffé Greco“: ein Stück Kulturgeschichte

Dass er sich so sicher war, liegt wohl auch daran, dass das „Caffé Greco“ nicht irgendein Café ist sondern eines der ältesten Italiens und damit ein Stück Kulturgeschichte. Gegründet wurde es 1760, damals gab es nicht einmal ein geeintes Italien, Rom gehörte zum Kirchenstaat unter päpstlicher Herrschaft. Den historischen Wert des Cafés haben auch Fans und Stammgäste immer wieder betont, so wie die Römerin Anna Maria. Hier seien die größten Künstler, die größten Dichter und Literaten der Welt hingekommen, sagt sie. Sie haben sich hier getroffen, unter ihnen auch der Dichter Goethe oder der Maler Guttuso und viele andere. „Es ist also ein literarisches Café - hier haben sie sich ausgetauscht, haben Werke erschaffen, Gedichte gedichtet, daher muss dieses Lokal geschützt werden“, meint Anna Maria.

Nicht nur ein Café, sondern ein Denkmalschutz

Tatsächlich steht das Café unter Schutz des italienischen Kultusministeriums, auch wegen des historischen Mobiliars, wegen der wertvollen Gemälde an den Wänden. Die Zwangsräumung am 8. Oktober hängt auch damit zusammen, dass Betreiber Pellegrini einen Teil des Mobiliars im Sommer entfernt und in ein Lager gebracht hatte. Um es in Sicherheit zu bringen, wie er sagt. Doch dieser Schritt war nicht rechtmäßig, gegen Pellegrini wird ermittelt.

Das Krankenhaus als Eigentümer

Und die Vertreter des Israelitischen Krankenhaues sind ihrem Ziel ein Stück näher, wie Ruben Spizzichino, Pressesprecher der jüdischen Gemeinde, erklärt: „Die Miete dieser Immobilie ist dazu da, den Betrieb des Israelitischen Krankenhauses zu garantieren.“ Die Miete müsste neu festgelegt werden, das sei wichtig, so Spizzichino, damit das Krankenhaus weiterlaufen könne. Zahlen nennt der Pressesprecher nicht. Der bisherige Betreiber Pellegrini sagt, das Krankenhaus wolle 800.000 Euro im Jahr verlangen, statt der 200.000 die er bisher gezahlt habe. Italienische Medien sprechen sogar von 1,4 Millionen Euro, die das Krankenhaus künftig im Jahr einnehmen möchte. Der neue Betreiber, der diese Summe zahlt, soll per Ausschreibung gefunden werden. Wann das sein wird, ist aber unklar. Erst einmal bleibt vom „Antico Caffé Greco“ nicht mehr als ein Metallverschlag.
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Sonnnenschirme zugeklappt, Eingangstür verdeckt

Es herrscht das übliche Touristentreiben auf der Via Condotti, der römischen Luxusmeile, die direkt auf die Spanische Treppe zuführt. Fast am Ende, ein bisschen unscheinbar zwischen Cartier und Prada, eine kleine Außenterrasse, auf der Hauswand dahinter prangt die Schrift: „Antico Caffè Greco.“ Doch die Sonnenschirme sind zugeklappt, die Eingangstür ist verdeckt von einem Verschlag aus Metall. Viele Touristen laufen einfach vorbei, einige wissen aber doch Bescheid, so wie dieser Amerikaner: „Ich habe tolle Dinge über das „Caffé Greco“ gehört, und wir sind enttäuscht, weil wir aus den USA kommen“, erzählt er, „wir wollten auf jeden Fall hin um es zu besuchen, weil es uns empfohlen wurde. Aber sie müssen eben tun, was sie tun müssen.“

Zwangsräumung nach acht Jahren Rechtsstreit

Das, was sie tun müssen, hatte das höchste Gericht Italien, das Kassationsgericht in Rom, bereits im Sommer vergangenen Jahres entschieden. Das Café sollte zwangsgeräumt werden. Das war das Ergebnis eines acht Jahre langen Rechtsstreites zwischen dem Besitzer des Cafés, dem Israelitischen Krankenhaus in Rom und dem Betreiber Carlo Pellegrini. Dabei ging es unter anderem um die Höhe der Miete. Doch die Vollstreckung des Urteils zog sich hinaus. Noch bis zuletzt glaubte sich Pellegrini im Recht: „Wir haben das Café gekauft, haben es aufgepäppelt. Wir haben die Umsätze verdoppelt. Und jetzt werden wir das Café erneut retten.“ Davon war er überzeugt: „Und in 50 Jahren wird in den Geschichtsbüchern stehen: Carlo Pellegrini hat das „Caffè Greco“ gerettet!“, sagte er am 23. September.

„Caffé Greco“: ein Stück Kulturgeschichte

Dass er sich so sicher war, liegt wohl auch daran, dass das „Caffé Greco“ nicht irgendein Café ist sondern eines der ältesten Italiens und damit ein Stück Kulturgeschichte. Gegründet wurde es 1760, damals gab es nicht einmal ein geeintes Italien, Rom gehörte zum Kirchenstaat unter päpstlicher Herrschaft. Den historischen Wert des Cafés haben auch Fans und Stammgäste immer wieder betont, so wie die Römerin Anna Maria. Hier seien die größten Künstler, die größten Dichter und Literaten der Welt hingekommen, sagt sie. Sie haben sich hier getroffen, unter ihnen auch der Dichter Goethe oder der Maler Guttuso und viele andere. „Es ist also ein literarisches Café - hier haben sie sich ausgetauscht, haben Werke erschaffen, Gedichte gedichtet, daher muss dieses Lokal geschützt werden“, meint Anna Maria.

Nicht nur ein Café, sondern ein Denkmalschutz

Tatsächlich steht das Café unter Schutz des italienischen Kultusministeriums, auch wegen des historischen Mobiliars, wegen der wertvollen Gemälde an den Wänden. Die Zwangsräumung am 8. Oktober hängt auch damit zusammen, dass Betreiber Pellegrini einen Teil des Mobiliars im Sommer entfernt und in ein Lager gebracht hatte. Um es in Sicherheit zu bringen, wie er sagt. Doch dieser Schritt war nicht rechtmäßig, gegen Pellegrini wird ermittelt.

Das Krankenhaus als Eigentümer

Und die Vertreter des Israelitischen Krankenhaues sind ihrem Ziel ein Stück näher, wie Ruben Spizzichino, Pressesprecher der jüdischen Gemeinde, erklärt: „Die Miete dieser Immobilie ist dazu da, den Betrieb des Israelitischen Krankenhauses zu garantieren.“ Die Miete müsste neu festgelegt werden, das sei wichtig, so Spizzichino, damit das Krankenhaus weiterlaufen könne. Zahlen nennt der Pressesprecher nicht. Der bisherige Betreiber Pellegrini sagt, das Krankenhaus wolle 800.000 Euro im Jahr verlangen, statt der 200.000 die er bisher gezahlt habe. Italienische Medien sprechen sogar von 1,4 Millionen Euro, die das Krankenhaus künftig im Jahr einnehmen möchte. Der neue Betreiber, der diese Summe zahlt, soll per Ausschreibung gefunden werden. Wann das sein wird, ist aber unklar. Erst einmal bleibt vom „Antico Caffé Greco“ nicht mehr als ein Metallverschlag.
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