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Die Faszination der Sterne

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Aus den "Sichtweisen", Ausgabe 11/19

Die Mondlandung vor 50 Jahren brachte den damals neunjährigen Wolfgang Weyrich zu einem Hobby, das er noch heute ausübt: der Astronomie. Obwohl er die Sterne inzwischen nicht mehr sehen kann, blieb die Leidenschaft für sie. Weyrich ist Vorsitzender eines Vereins für Amateurastronomen und bringt in Vorträgen und Seminaren auch Menschen mit Seheinschränkung Wissen über das Weltall nahe.

Von Wolfgang Weyrich

Ein 35 Zentimeter hohes Modell der Mondlandefähre "Eagle" aus Plasticant-Steckbausteinen steht im Lehrerzimmer einer Grundschule nahe St. Wendel im nordöstlichen Saarland. Es ist Juli 1969, und zwei Amerikaner landen gerade auf dem Mond. Ich hatte mit neun Jahren dieses skurrile, fragile und zentrale Wunderwerk des Apolloprogramms anhand von Fotos nachgebaut, und die Klassenlehrerin bat mich, das Modell für einige Tage im Lehrerzimmer aufstellen zu dürfen. Dies war sozusagen mein persönlicher Urknall in Sachen Leidenschaft für die Astronomie und Raumfahrt. Mittlerweile bin ich 59 Jahre alt, von Beruf Diplom-Informatiker, und trotz meiner Retinitis Pigmentosa habe ich seit 50 Jahren dieses ungewöhnliche Hobby. 1977 habe ich mit sehenden Gleichgesinnten den Verein der Amateurastronomen des Saarlandes gegründet, der im nördlichen Saarland seit mehr als 20 Jahren die Sternwarte Peterberg betreibt. Seit einigen Jahren bin ich Vorsitzender des Vereins. Zu meinen Aufgaben zählen auch Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Verwaltung und Tourismus, und natürlich bin ich Ansprechpartner für Mitglieder und Besucherinnen und Besucher der Sternwarte. Diese Führungsaufgabe im Ehrenamt ist also in vielerlei Hinsicht umfangreich, anspruchsvoll und interessant. Seit dem Jahr 2000 halte ich astronomische Fachvorträge an der Sternwarte und ebenso lang eine jährliche Gastvorlesung an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes in Saarbrücken. Die Zuhörerinnen und Zuhörer meiner Vorträge fragen mich oft, was mich in Anbetracht meiner Seheinschränkung gerade an einem Hobby interessiert, das überwiegend visuell ausgeübt wird. Die Antwort ist einfach: Mich faszinieren unglaublich große Zahlen, Entfernungen und unvorstellbar lange Zeiträume. In der Astronomie und Raumfahrt fließen Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Geologie, Meteorologie und alle Ingenieurswissenschaften zusammen. Ich erzähle das oft meinen jugendlichen Gästen und verbinde damit insgeheim die Hoffnung, dass sie die vorgenannten Schulfächer nicht als trocken und langweilig betrachten, sondern als wichtige Bausteine für das Erkennen der großen Zusammenhänge in unserer Welt. Insofern freue ich mich immer, wenn in einem Vortrag hin und wieder ein leises "unglaublich!" oder "cool!" aus dem Auditorium zu vernehmen ist.

Dank Internet auf dem Laufenden

In den Siebzigerjahren habe ich alle mir zugängliche astronomische Literatur verschlungen und mit meinen Kollegen Sterne beobachtet und fotografiert, so gut es mit meinem zuletzt Fünf-Prozent-Visus noch ging. Dieser hat sich dann leider in den Achtzigerjahren weiter verschlechtert. Dann kam die Erfindung des Internet, und ich konnte von 1994 an wieder auf astronomische Literatur in Form von Computerdateien zurückgreifen, die ich mit Hilfe einer Sprachausgabe auf meinem Linux-PC gehört habe. Beobachten kann ich seit Ende der Neunzigerjahre leider nur noch den Mond durch das Teleskop, ansonsten halte ich mich durch das Internet auf dem aktuellen Stand und habe mich auf Vorträge und Erwachsenenbildung im Bereich Astronomie spezialisiert. Das Internet ist für Menschen mit Sehbehinderungen ganz klar der Schlüssel zu Wissen, modernen Berufen oder einem interessanten Hobby. Wer etwas über Astronomie erfahren möchte, dem empfehle ich aber auch die mittlerweile sehr guten TV-Dokumentationen, beispielsweise auf ZDF-Info, Arte, Phönix, N-TV, Welt und N24-Doku.

Entfernungen räumlich erfahren

In meinem Wochenendseminar "Das Universum begreifen", das im März vergangenen Jahres zum ersten Mal in Saarbrücken stattfand, habe ich versucht, die wichtigsten Themen der Astronomie Menschen mit Seheinschränkungen zugänglich zu machen. Ziel ist es, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Faszination der Astronomie näherzubringen und grundlegende Zusammenhänge im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar zu machen. Jeder Block enthält einen Praxisteil, in dem die Teilnehmer bestimmte Aussagen, zum Beispiel Entfernungen und Größenverhältnisse, räumlich erfahren können. Ausgewählte Themen werden anhand tastbarer Modelle erklärt. So gibt es zum Beispiel Modelle, die die Größenverhältnisse der Planeten in unserem Sonnensystem und deren Entfernung von der Sonne veranschaulichen. Wenn weitere Menschen mit Seheinschränkung Interesse haben, würde ich das Seminar gern noch einmal anbieten.

Die Erde in ihrer Zerbrechlichkeit

Mein Lieblingsbild am Ende eines Vortrags ist das Saturnsystem im Gegenlicht: sehr viel dunkles Weltall und ein ganz, ganz kleiner blauer Punkt von wenigen Pixeln auf der Leinwand. Das ist die Erde, in ihrer Zerbrechlichkeit, mit allem, was wir kennen, und es ist der einzige Ort, wo wir leben können. Die Botschaft ist klar: Wir alle sind aufgerufen, dazu beizutragen, dass das "Raumschiff Erde" auch für die nachfolgenden Generationen in seiner Schönheit und Vielfalt erhalten und lebenswert bleibt!

Wer Interesse an Führungen in der Sternwarte oder dem Seminar "Das Universum begreifen" hat, meldet sich bei Wolfgang Weyrich,
Tel.: 06 81 / 6 62 49
E-Mail: w.weyrich@sternwartepeterberg.de

Details zur Sternwarte gibt es im Internet unter https://sternwarte-peterberg.de/.

Wolfgang Weyrich vermittelt auch einen Kontakt zum Weltraum-Atelier Nohfelden.

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Die Mondlandung vor 50 Jahren brachte den damals neunjährigen Wolfgang Weyrich zu einem Hobby, das er noch heute ausübt: der Astronomie. Obwohl er die Sterne inzwischen nicht mehr sehen kann, blieb die Leidenschaft für sie. Weyrich ist Vorsitzender eines Vereins für Amateurastronomen und bringt in Vorträgen und Seminaren auch Menschen mit Seheinschränkung Wissen über das Weltall nahe.

Von Wolfgang Weyrich

Ein 35 Zentimeter hohes Modell der Mondlandefähre "Eagle" aus Plasticant-Steckbausteinen steht im Lehrerzimmer einer Grundschule nahe St. Wendel im nordöstlichen Saarland. Es ist Juli 1969, und zwei Amerikaner landen gerade auf dem Mond. Ich hatte mit neun Jahren dieses skurrile, fragile und zentrale Wunderwerk des Apolloprogramms anhand von Fotos nachgebaut, und die Klassenlehrerin bat mich, das Modell für einige Tage im Lehrerzimmer aufstellen zu dürfen. Dies war sozusagen mein persönlicher Urknall in Sachen Leidenschaft für die Astronomie und Raumfahrt. Mittlerweile bin ich 59 Jahre alt, von Beruf Diplom-Informatiker, und trotz meiner Retinitis Pigmentosa habe ich seit 50 Jahren dieses ungewöhnliche Hobby. 1977 habe ich mit sehenden Gleichgesinnten den Verein der Amateurastronomen des Saarlandes gegründet, der im nördlichen Saarland seit mehr als 20 Jahren die Sternwarte Peterberg betreibt. Seit einigen Jahren bin ich Vorsitzender des Vereins. Zu meinen Aufgaben zählen auch Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern aus Politik, Verwaltung und Tourismus, und natürlich bin ich Ansprechpartner für Mitglieder und Besucherinnen und Besucher der Sternwarte. Diese Führungsaufgabe im Ehrenamt ist also in vielerlei Hinsicht umfangreich, anspruchsvoll und interessant. Seit dem Jahr 2000 halte ich astronomische Fachvorträge an der Sternwarte und ebenso lang eine jährliche Gastvorlesung an der Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes in Saarbrücken. Die Zuhörerinnen und Zuhörer meiner Vorträge fragen mich oft, was mich in Anbetracht meiner Seheinschränkung gerade an einem Hobby interessiert, das überwiegend visuell ausgeübt wird. Die Antwort ist einfach: Mich faszinieren unglaublich große Zahlen, Entfernungen und unvorstellbar lange Zeiträume. In der Astronomie und Raumfahrt fließen Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Geologie, Meteorologie und alle Ingenieurswissenschaften zusammen. Ich erzähle das oft meinen jugendlichen Gästen und verbinde damit insgeheim die Hoffnung, dass sie die vorgenannten Schulfächer nicht als trocken und langweilig betrachten, sondern als wichtige Bausteine für das Erkennen der großen Zusammenhänge in unserer Welt. Insofern freue ich mich immer, wenn in einem Vortrag hin und wieder ein leises "unglaublich!" oder "cool!" aus dem Auditorium zu vernehmen ist.

Dank Internet auf dem Laufenden

In den Siebzigerjahren habe ich alle mir zugängliche astronomische Literatur verschlungen und mit meinen Kollegen Sterne beobachtet und fotografiert, so gut es mit meinem zuletzt Fünf-Prozent-Visus noch ging. Dieser hat sich dann leider in den Achtzigerjahren weiter verschlechtert. Dann kam die Erfindung des Internet, und ich konnte von 1994 an wieder auf astronomische Literatur in Form von Computerdateien zurückgreifen, die ich mit Hilfe einer Sprachausgabe auf meinem Linux-PC gehört habe. Beobachten kann ich seit Ende der Neunzigerjahre leider nur noch den Mond durch das Teleskop, ansonsten halte ich mich durch das Internet auf dem aktuellen Stand und habe mich auf Vorträge und Erwachsenenbildung im Bereich Astronomie spezialisiert. Das Internet ist für Menschen mit Sehbehinderungen ganz klar der Schlüssel zu Wissen, modernen Berufen oder einem interessanten Hobby. Wer etwas über Astronomie erfahren möchte, dem empfehle ich aber auch die mittlerweile sehr guten TV-Dokumentationen, beispielsweise auf ZDF-Info, Arte, Phönix, N-TV, Welt und N24-Doku.

Entfernungen räumlich erfahren

In meinem Wochenendseminar "Das Universum begreifen", das im März vergangenen Jahres zum ersten Mal in Saarbrücken stattfand, habe ich versucht, die wichtigsten Themen der Astronomie Menschen mit Seheinschränkungen zugänglich zu machen. Ziel ist es, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Faszination der Astronomie näherzubringen und grundlegende Zusammenhänge im wahrsten Sinne des Wortes begreifbar zu machen. Jeder Block enthält einen Praxisteil, in dem die Teilnehmer bestimmte Aussagen, zum Beispiel Entfernungen und Größenverhältnisse, räumlich erfahren können. Ausgewählte Themen werden anhand tastbarer Modelle erklärt. So gibt es zum Beispiel Modelle, die die Größenverhältnisse der Planeten in unserem Sonnensystem und deren Entfernung von der Sonne veranschaulichen. Wenn weitere Menschen mit Seheinschränkung Interesse haben, würde ich das Seminar gern noch einmal anbieten.

Die Erde in ihrer Zerbrechlichkeit

Mein Lieblingsbild am Ende eines Vortrags ist das Saturnsystem im Gegenlicht: sehr viel dunkles Weltall und ein ganz, ganz kleiner blauer Punkt von wenigen Pixeln auf der Leinwand. Das ist die Erde, in ihrer Zerbrechlichkeit, mit allem, was wir kennen, und es ist der einzige Ort, wo wir leben können. Die Botschaft ist klar: Wir alle sind aufgerufen, dazu beizutragen, dass das "Raumschiff Erde" auch für die nachfolgenden Generationen in seiner Schönheit und Vielfalt erhalten und lebenswert bleibt!

Wer Interesse an Führungen in der Sternwarte oder dem Seminar "Das Universum begreifen" hat, meldet sich bei Wolfgang Weyrich,
Tel.: 06 81 / 6 62 49
E-Mail: w.weyrich@sternwartepeterberg.de

Details zur Sternwarte gibt es im Internet unter https://sternwarte-peterberg.de/.

Wolfgang Weyrich vermittelt auch einen Kontakt zum Weltraum-Atelier Nohfelden.

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