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„Demokratie demokratisieren“ – Robin Celikates bei Carolin Emcke über Protest und die Letzte Generation

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Manche Gleichzeitigkeiten sind schon bemerkenswert: Die französische Regierung geht davon aus, dass sich das Klima in Frankreich in den kommenden Jahrzehnten um bis zu vier Grad erwärmen wird. Und zugleich diskutieren deutsche Politiker weniger über Klimapolitik und mehr darüber, ob denn nun die sogenannte „Letzte Generation“ angemessene Mittel in ihrem Protest wählt. Aber welche Rolle kommt Protest in einer Demokratie zu – und sind die Proteste der „Letzten Generation“ legitim?

In der neunten Folge von „In aller Ruhe“ spricht Carolin Emcke mit Robin Celikates. Celikates, geboren 1977, ist Philosoph, Sozialforscher und seit 2019 Professor für Sozialphilosophie und Anthropologie an der Freien Universität Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte sind radikale Demokratietheorie, Protest und ziviler Ungehorsam. Er wurde 2008 mit seiner Arbeit „Gesellschaftskritik als soziale Praxis. Kritische Theorie nach der pragmatischen Wende“ im Fach Philosophie promoviert.

Hinweis: Die Razzien bei Mitgliedern der „Letzten Generation“ haben nach der Aufzeichnung dieses Gesprächs stattgefunden. Sie sind deswegen kein Thema im Podcast.

„Ohne Dissens und Widerspruch hätte es viele demokratische Fortschritte gar nicht gegeben“

Zunächst betont Celikates, dass „alle Demokratien, die wir kennen, auch durch strukturelle Demokratiedefizite gekennzeichnet sind.“ Im Umkehrschluss heißt das: „Dass Demokratie eigentlich immer weiter demokratisiert werden müssen.“ Und genau hier kann Protest eine wertvolle Rolle in einer Demokratie übernehmen. Denn „ohne Dissens und Widerspruch hätte es viele demokratische Fortschritte historisch gesehen gar nicht gegeben“, sagt Celikates.

Zu den Protestformen der „Letzten Generation“ sagt Celikates: „Straßenblockaden stellen prinzipiell eine legitime Form des politischen Protests dar.“ Vor allem in der Anfangszeit als die Protestgruppe noch recht klein war. Inzwischen sei er der Auffassung, dass Blockaden im Berufsverkehr kein besonders sinnvolles Mittel mehr sind. „Ich finde, es muss an den Stellen interveniert werden, wo tatsächlich diejenigen getroffen werden, die Verantwortung dafür tragen, dass es die Klimakrise in dem Ausmaß gibt. Und das ist bei den Leuten, die morgendlichen Berufsverkehr stehen, nicht der Fall.“ Wichtig sei ihm aber, dass „es nicht nur um zukünftige Generationen geht, sondern um die Generation, die jetzt schon hier ist.“

Die Diskussion um die Protestform der „Letzten Generation“ bezeichnet Celikates als „Ablenkungsmanöver“ und als „Fetischisierung der Mittel“.

Empfehlung von Robin Celikates

Robin Celikates empfiehlt: „Das Ministerium für die Zukunft“ von Kim Stanley Robinson, in deutscher Übersetzung 2021 im Heyne Verlag erschienen. Ein Roman, „der deshalb besonders gut ist, weil er zeigt, dass die Klimakrise tatsächlich so eine grundlegende Herausforderung darstellt, auf die wir nur dann eine Lösung finden würden, wenn alle Bereiche: die Wissenschaft, die Institutionen, die sozialen Bewegungen sich darauf einlassen“, sagt Celikates. Robinsons Roman sei „politisch, theoretisch, aber auch ästhetisch sehr interessant und herausfordernd.“

Redaktionelle Betreuung, Text zur Folge: Johannes Korsche

Produktion: Imanuel Pedersen

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In der neunten Folge von „In aller Ruhe“ spricht Carolin Emcke mit Robin Celikates. Celikates, geboren 1977, ist Philosoph, Sozialforscher und seit 2019 Professor für Sozialphilosophie und Anthropologie an der Freien Universität Berlin. Seine Forschungsschwerpunkte sind radikale Demokratietheorie, Protest und ziviler Ungehorsam. Er wurde 2008 mit seiner Arbeit „Gesellschaftskritik als soziale Praxis. Kritische Theorie nach der pragmatischen Wende“ im Fach Philosophie promoviert.

Hinweis: Die Razzien bei Mitgliedern der „Letzten Generation“ haben nach der Aufzeichnung dieses Gesprächs stattgefunden. Sie sind deswegen kein Thema im Podcast.

„Ohne Dissens und Widerspruch hätte es viele demokratische Fortschritte gar nicht gegeben“

Zunächst betont Celikates, dass „alle Demokratien, die wir kennen, auch durch strukturelle Demokratiedefizite gekennzeichnet sind.“ Im Umkehrschluss heißt das: „Dass Demokratie eigentlich immer weiter demokratisiert werden müssen.“ Und genau hier kann Protest eine wertvolle Rolle in einer Demokratie übernehmen. Denn „ohne Dissens und Widerspruch hätte es viele demokratische Fortschritte historisch gesehen gar nicht gegeben“, sagt Celikates.

Zu den Protestformen der „Letzten Generation“ sagt Celikates: „Straßenblockaden stellen prinzipiell eine legitime Form des politischen Protests dar.“ Vor allem in der Anfangszeit als die Protestgruppe noch recht klein war. Inzwischen sei er der Auffassung, dass Blockaden im Berufsverkehr kein besonders sinnvolles Mittel mehr sind. „Ich finde, es muss an den Stellen interveniert werden, wo tatsächlich diejenigen getroffen werden, die Verantwortung dafür tragen, dass es die Klimakrise in dem Ausmaß gibt. Und das ist bei den Leuten, die morgendlichen Berufsverkehr stehen, nicht der Fall.“ Wichtig sei ihm aber, dass „es nicht nur um zukünftige Generationen geht, sondern um die Generation, die jetzt schon hier ist.“

Die Diskussion um die Protestform der „Letzten Generation“ bezeichnet Celikates als „Ablenkungsmanöver“ und als „Fetischisierung der Mittel“.

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Robin Celikates empfiehlt: „Das Ministerium für die Zukunft“ von Kim Stanley Robinson, in deutscher Übersetzung 2021 im Heyne Verlag erschienen. Ein Roman, „der deshalb besonders gut ist, weil er zeigt, dass die Klimakrise tatsächlich so eine grundlegende Herausforderung darstellt, auf die wir nur dann eine Lösung finden würden, wenn alle Bereiche: die Wissenschaft, die Institutionen, die sozialen Bewegungen sich darauf einlassen“, sagt Celikates. Robinsons Roman sei „politisch, theoretisch, aber auch ästhetisch sehr interessant und herausfordernd.“

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