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#44 Hirn nach Wunsch

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Diese Woche in der Zukunft:

Gestalten wir das menschliche Gehirn um. Nach Belieben? Jedenfalls nach Wunsch. Das Prinzip ist im Grunde bekannt und bewährt: Das Hirn nimmt Reize aus der Umgebung auf und organisiert sich intern entsprechend um, um mit diesen Reizen besonders gut umgehen zu können. So entsteht Schmerz, wenn sich Migränepatient:innen Flackerlicht und Alkohol aussetzen. So entstehen zahllose Empfindungen und Reaktionen. Die uns stören, die wir Krankheit nennen – und ebenso die, die wir wollen. Während die Technologie-Enthusiasten auf die Gehirn-Implantate von Elon Musks Neuralink warten, ist der gezielte Umbau des Hirns längst möglich.

In der analogen Welt mussten alle Migränepatient:innen sich noch mit dem allgemeinen Ratschlag in den immer gleichen Büchern begnügen: Halten Sie sich von den üblichen Auslösern fern. Kein Rotwein, kein Candlelight zum Dinner, wenig Stress. Nicht nur wurden sie damit – ohne Reizung – immer sensibler. Es war auch niemals notwendig, diese Ratschläge jeden Tag umzusetzen. Allerdings: Ohne eine digitale Messung, ohne eine drastische Vermehrung der individuellen Daten und deren laufender Auswertung war es nicht möglich, in Echtzeit zu sagen: Heute bist du widerstandsfähig, heute geht was.

Die Migräne-App M-Sense macht genau das. Sie ist eine der immer noch überschaubar wenigen Apps, die es in Deutschland auf Rezept gibt. Für Gründer Markus A. Dahlem ist das Prinzip dahinter aber deutlich erweiterbar. Wir sind längst in der Lage, individuelle Menschen mit einer Flut an Daten sehr genau zu beschreiben. So können wir inzwischen auch die Reize, denen wir uns aussetzen, extrem genau dosieren und damit auch längere Entwicklungsprozesse deutlich beschreiben und präzise steuern – und so das Hirn gezielt dazu anstoßen, sich in eine gewünschte Richtung umzubauen. Am Ende steht das Hirn nach Wunsch.

Markus A Dahlem betont: Im Grunde ist das alles nicht neu. Lernen verändert das Hirn. Und wo wir früher auf Erfahrung bauen mussten, können wir Reize, Prozesse und Wirkung inzwischen genau messen. Und mehr noch: können wir Sensoren zu Aktivatoren erweitern, die nicht nur messen, sondern selbst Impulse geben. Für Markus A. Dahlem bietet die Digitalisierung von Medizin die Chance, ein längst bekanntes Verfahren auf Speed zu setzen.

Lernen wird zum Kernthema, genauer: Das Verlernen. Wenn wir dem eigenen Hirn gezielt Mechanismen abtrainieren, entsteht Raum für Neues. Dahlems These: Das geht. Auch wenn das Sprichwort etwas anders sagt: Wir können verlernen, Fahrrad zu fahren. Hier liegt eine bemerkenswerte Parallele zwischen dem Lernen von Individuen und dem Lernen von Organisationen: Wer Raum für Neues schaffen will, muss zunächst die Verbindung des Alten lösen. Sich von der Idee befreien, man müsse am Büroschreibtisch sitzen, um konzentriert arbeiten zu können. Sich von der Wahrheit lösen, Fakten müssten auf Papier festgehalten werden, um zu gelten. Die Annahme begraben, ein Dokument bräuchte immer einen Stempel, um echt zu sein. Schieben wir sie beiseite, entsteht der Raum, über Arbeit, Wahrheit und Echtheit neu nachzudenken.

Der Gast in dieser Woche:

Markus A. Dahlem, Physiker, Migräne-Forscher, Gründer und CEO von Newsenselab, die u. a. die Migräne-App M-Sense entwickelt haben.

Auf Twitter: @markusdahlem

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In der analogen Welt mussten alle Migränepatient:innen sich noch mit dem allgemeinen Ratschlag in den immer gleichen Büchern begnügen: Halten Sie sich von den üblichen Auslösern fern. Kein Rotwein, kein Candlelight zum Dinner, wenig Stress. Nicht nur wurden sie damit – ohne Reizung – immer sensibler. Es war auch niemals notwendig, diese Ratschläge jeden Tag umzusetzen. Allerdings: Ohne eine digitale Messung, ohne eine drastische Vermehrung der individuellen Daten und deren laufender Auswertung war es nicht möglich, in Echtzeit zu sagen: Heute bist du widerstandsfähig, heute geht was.

Die Migräne-App M-Sense macht genau das. Sie ist eine der immer noch überschaubar wenigen Apps, die es in Deutschland auf Rezept gibt. Für Gründer Markus A. Dahlem ist das Prinzip dahinter aber deutlich erweiterbar. Wir sind längst in der Lage, individuelle Menschen mit einer Flut an Daten sehr genau zu beschreiben. So können wir inzwischen auch die Reize, denen wir uns aussetzen, extrem genau dosieren und damit auch längere Entwicklungsprozesse deutlich beschreiben und präzise steuern – und so das Hirn gezielt dazu anstoßen, sich in eine gewünschte Richtung umzubauen. Am Ende steht das Hirn nach Wunsch.

Markus A Dahlem betont: Im Grunde ist das alles nicht neu. Lernen verändert das Hirn. Und wo wir früher auf Erfahrung bauen mussten, können wir Reize, Prozesse und Wirkung inzwischen genau messen. Und mehr noch: können wir Sensoren zu Aktivatoren erweitern, die nicht nur messen, sondern selbst Impulse geben. Für Markus A. Dahlem bietet die Digitalisierung von Medizin die Chance, ein längst bekanntes Verfahren auf Speed zu setzen.

Lernen wird zum Kernthema, genauer: Das Verlernen. Wenn wir dem eigenen Hirn gezielt Mechanismen abtrainieren, entsteht Raum für Neues. Dahlems These: Das geht. Auch wenn das Sprichwort etwas anders sagt: Wir können verlernen, Fahrrad zu fahren. Hier liegt eine bemerkenswerte Parallele zwischen dem Lernen von Individuen und dem Lernen von Organisationen: Wer Raum für Neues schaffen will, muss zunächst die Verbindung des Alten lösen. Sich von der Idee befreien, man müsse am Büroschreibtisch sitzen, um konzentriert arbeiten zu können. Sich von der Wahrheit lösen, Fakten müssten auf Papier festgehalten werden, um zu gelten. Die Annahme begraben, ein Dokument bräuchte immer einen Stempel, um echt zu sein. Schieben wir sie beiseite, entsteht der Raum, über Arbeit, Wahrheit und Echtheit neu nachzudenken.

Der Gast in dieser Woche:

Markus A. Dahlem, Physiker, Migräne-Forscher, Gründer und CEO von Newsenselab, die u. a. die Migräne-App M-Sense entwickelt haben.

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