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#44 - Der Hespers sieht genau aus wie ein Jude

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1942 - Mein Vater muss in die Hitlerjugend

Aber selbst das fühlt sich seltsam an. Denn ich will nicht Heute ist der 21. Februar 2020. Heute wäre mein Vater 89 Jahre alt geworden. Heute ist auch der Tag nach dem rechtsextremen Anschlag auf zwei Shisha-Bars und einen Kiosk im hessischen Hanau bei dem der Attentäter neun Menschen ermordet und sechs weitere verletzt hat. Im Anschluss an die Tat tötete er seine Mutter und sich selbst.

Als ich am Donnerstagmorgen das erste Mal von dem Anschlag höre und lese, habe ich noch keine Worte für das, was passiert ist. Ich kann nicht mehr schreiben als:

"Mir ist es zu früh, um irgendetwas konkretes dazu zu sagen, aber: Es bricht mir das Herz 💔😔 Das ist nicht die Welt, in der ich leben will."

Heute habe ich Worte, vielmehr habe ich eine Geschichte für euch. meine Geschichte in die Menge halten und damit die Aufmerksamkeit von jenen nehmen, die von Rassisten, Rechtsextremen und Faschisten zu Opfern gemacht wurden. Wer jetzt wirklich Aufmerksamkeit braucht, dass sind die Menschen, die Familie, Freunde, Herzensmenschen verloren haben. Die Menschen, die Angst haben um ihr Leben. In einem Deutschland, in dem sie eigentlich sicher sein sollten.

Weil aber schweigen auch nicht richtig ist, habe ich mich entschieden, heute trotzdem eine kurze, neue Folge von "Die Anachronistin" zu veröffentlichen. Denn auch mein Vater ist Opfer von Rechtsextremisten. Den Rechtsextremisten der 30er und 40er Jahre, die auch nach dem Ende des nationalsozialistischen Regimes vielfach weiter in der Gesellschaft wirken konnten. Zum Teil in entscheidenden Positionen, ausgestattet mit Macht. Positionen, in denen sie das Gift des Faschismus weiter in die Gesellschaft tragen konnten. Und ehrlich gesagt: Ich bin froh, dass mein Vater die Ereignisse von 2019 und das, was bislang im noch jungen 2020 schon passiert ist, nicht mehr miterleben muss. Dass er nicht erleben muss, wie Rechtsextreme den CDU-Politiker Walter Lübcke ermorden. Dass er nicht miterleben muss, wie ein Rechtsextremer in Halle versucht, ein Blutbad in einer Synagoge anzurichten, scheitert und deshalb eine Passantin und einen jungen Mann in einem Döner-Imbiss ermordet. Dass er den Tabubruch von Thüringen nicht miterleben muss. Dass er nicht miterleben muss, wie in Hanau neun Menschen aus rassistischen Motiven von einem rechtsextremen Attentäter ermordet werden.

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1942 - Mein Vater muss in die Hitlerjugend

Aber selbst das fühlt sich seltsam an. Denn ich will nicht Heute ist der 21. Februar 2020. Heute wäre mein Vater 89 Jahre alt geworden. Heute ist auch der Tag nach dem rechtsextremen Anschlag auf zwei Shisha-Bars und einen Kiosk im hessischen Hanau bei dem der Attentäter neun Menschen ermordet und sechs weitere verletzt hat. Im Anschluss an die Tat tötete er seine Mutter und sich selbst.

Als ich am Donnerstagmorgen das erste Mal von dem Anschlag höre und lese, habe ich noch keine Worte für das, was passiert ist. Ich kann nicht mehr schreiben als:

"Mir ist es zu früh, um irgendetwas konkretes dazu zu sagen, aber: Es bricht mir das Herz 💔😔 Das ist nicht die Welt, in der ich leben will."

Heute habe ich Worte, vielmehr habe ich eine Geschichte für euch. meine Geschichte in die Menge halten und damit die Aufmerksamkeit von jenen nehmen, die von Rassisten, Rechtsextremen und Faschisten zu Opfern gemacht wurden. Wer jetzt wirklich Aufmerksamkeit braucht, dass sind die Menschen, die Familie, Freunde, Herzensmenschen verloren haben. Die Menschen, die Angst haben um ihr Leben. In einem Deutschland, in dem sie eigentlich sicher sein sollten.

Weil aber schweigen auch nicht richtig ist, habe ich mich entschieden, heute trotzdem eine kurze, neue Folge von "Die Anachronistin" zu veröffentlichen. Denn auch mein Vater ist Opfer von Rechtsextremisten. Den Rechtsextremisten der 30er und 40er Jahre, die auch nach dem Ende des nationalsozialistischen Regimes vielfach weiter in der Gesellschaft wirken konnten. Zum Teil in entscheidenden Positionen, ausgestattet mit Macht. Positionen, in denen sie das Gift des Faschismus weiter in die Gesellschaft tragen konnten. Und ehrlich gesagt: Ich bin froh, dass mein Vater die Ereignisse von 2019 und das, was bislang im noch jungen 2020 schon passiert ist, nicht mehr miterleben muss. Dass er nicht erleben muss, wie Rechtsextreme den CDU-Politiker Walter Lübcke ermorden. Dass er nicht miterleben muss, wie ein Rechtsextremer in Halle versucht, ein Blutbad in einer Synagoge anzurichten, scheitert und deshalb eine Passantin und einen jungen Mann in einem Döner-Imbiss ermordet. Dass er den Tabubruch von Thüringen nicht miterleben muss. Dass er nicht miterleben muss, wie in Hanau neun Menschen aus rassistischen Motiven von einem rechtsextremen Attentäter ermordet werden.

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