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Donald Winnicott - Vom Vertrauen in die Fähigkeit der Eltern

22:52
 
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Wie kaum ein anderer hat der englische Kinderarzt und Analytiker Donald Winnicott die Pädagogik geprägt. Er war ein Pionier in der Mutter- Kind- Forschung. Seine Sendungen in der BBC, in denen er fachkundig und einfühlsam Mütter beriet, hatten Kultstatus. (BR 2021) Autorin: Valerie von Kittlitz

Credits
Autorin dieser Folge: Valerie von Kittlitz
Regie: Sabine Kienhöfer
Es sprachen: Hemma Michel, Stefan Merki, Rahel Comtesse
Technik: Roland Böhm
Redaktion: Susanne Poelchau

Das Manuskript zur Folge gibt es HIER.

Interviewpartner/innen:
Thomas Auchter (Psychoanalytiker);
Lesley Caldwell (Psychoanalytikerin)

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Das vollständige Manuskript gibt es HIER.

Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:

O-Ton 01 (Winnicott, alleinstehend) (00’16)

The only true basis for a relation of a child to mother and father and to other children and eventually to society, is the first successful relationship between the mother and baby.

Musik: Z8014761141 Playing children 0’15

Sprecherin 1

Ein Kind erblickt das Licht der Welt. Wie es sich zu anderen verhalten wird, das hängt vor allem von einem ab, sagt Donald Winnicott: Von der Beziehung zur Mutter in den ersten Lebensmonaten.

O-Ton 02 (Caldwell) (00’21)

What are relationships between parents and children about? What does it mean to think about an internal world in the place of the child? When does that develop? All those sorts of really interesting questions that we’re still working on are there in the 30s and 40s.

Sprecherin 2 (Caldwell unterlegen)

Worum geht es in der Beziehung zwischen Eltern und Kindern? Was wissen wir über die innere Welt eines Kindes? Wie entwickelt sich die? All diese wirklich interessanten Fragen, die uns bis heute beschäftigen, kamen in den 30er und 40er Jahren auf.

Sprecherin 1

Die britische Psychoanalytikerin Lesley Caldwell hat die gesammelten Werke von Winnicott herausgegeben. Auch ihr deutscher Kollege Thomas Auchter hat sich intensiv mit ihm beschäftigt.

O-Ton 03 (Auchter) (00’28)

Das heißt zu einer Zeit, erstens zur Nazizeit, zweitens zur Kriegszeit, und dann zu einer Zeit wo vielleicht nicht nur bei uns in Deutschland eine sehr autoritäre Erziehung geherrscht hat, wo es darum ging, dass die Kinder brav und anständig sind und wo es nicht darum ging, dass die Kinder in ihrem Ich oder ihrem Selbst möglichst lebendig werden.

Musik: Z8029880107 Premium 0‘31

Sprecherin 1

Ein lebendiges, authentisches Selbst. Einer der Kernpunkte in seiner Theorie. Donald Woods Winnicott gilt als einer der bedeutendsten Psychoanalytiker. Allerdings werden seine Werke erst nach seinem Tod auch außerhalb Englands wirklich bekannt. Da hatten andere seine Ideen zu antiautoritärer Erziehung längst aufgegriffen. Winnicott war also ein Vorreiter, sein Ideenreichtum wird oft mit Sigmund Freuds verglichen. Anders als Freud konzentrierte er sich auf die ersten Lebensmonate – auf die Beziehung zwischen Mutter und Kind.

Sprecher 3 Winnicott

„Das Baby“ - das gibt es doch gar nicht! Wenn Sie mir ein Baby zeigen, zeigen sie mir immer auch die Person, die sich um es kümmert. Ein aufeinander bezogenes Paar.

Sprecherin 1

So entschieden unterbrach Winnicott einmal eine Diskussion unter Kollegen im Krankenhaus. Viele seiner psychoanalytischen Theorien speisten sich aus seinen Beobachtungen als Kinderarzt.

Musik: Z8034319107 Creative ideas 0‘9

Sprecher 3 Winnicott (Hintergrund)

Die hinreichend gute Mutter.

Die haltende Umgebung.

Das wahre und das falsche Selbst.

Sprecherin1

Winnicott hatte ein Ziel: Die Psychoanalyse in einfachen, verständlichen Worten zu vermitteln – und zwar möglichst vielen. Das gelang ihm nicht zuletzt durch seine lebhaften und empathischen Vorträge im Radio der BBC.

O-Ton 04 (Winnicott) 00’15

You’ll be relieved to know that I am not going to tell you what to do. I’m a man, and so I can never really know what it is like to see wrapped up over there in the cot a bit of my own self.

Sprecher 3 Winnicott

Es wird Sie erleichtern zu hören, dass ich Ihnen keine Anweisungen geben werde. Ich bin ein Mann – ich werde nie genau wissen, wie es sich anfühlt, ein Baby in der Wiege liegen zu sehen, dass einmal Teil von mir war.

Musik: Z8034755101 Bright ideas 0‘30

Sprecherin 1

Winnicott war bekannt für seinen Humor. Spontaneität und Lebendigkeit waren ihm wichtig. Ein Ziel der Psychoanalyse sah er darin, dass die Patientin oder der Patient die Fähigkeit wieder entdecke, sich selbst zu überraschen.

Sein letztes großes Ziel kritzelte er in ein Notizbuch.

Sprecher 3 Winnicott

„Oh Gott, lass mich lebendig sein, wenn ich sterbe!“

Atmo: Krankenhaus 0‘16

Sprecherin 1

Ein langer Krankenhausflur im Londoner Paddington Hospital. Der 27-jährige Winnicott arbeitet hier als Kinderarzt. Vor seinem Sprechzimmer warten Mütter mit ihren Babys.

O-Ton 05 Winnicott

I’m used to having mothers bring their children to me. And when this happens, we see what we want to talk about right before our eyes. The child is jumping about on the mother’s knee, reaching out for things on my desk, climbing down onto the floor...

Sprecher 3 Winnicott

Wenn die Mütter mit ihren Kindern kommen, wird gleich deutlich, worum es geht. Das Kind zappelt auf dem Schoß der Mutter herum, will nach etwas greifen, herunterklettern. Vielleicht klammert es sich auch an ihr fest und hat Angst vorm Arzt im weißen Kittel! – Es ist tatsächlich von großer Bedeutung, wie ein Baby gehalten wird. Es gibt Menschen, die als Babys sozusagen niemals „fallengelassen“ wurden und daher die besten Chancen haben, sich am Leben zu freuen.

Sprecherin 1

Ein zentraler Begriff, den Winnicott prägt, ist „Holding Environment” –eine „haltende Umgebung“. Das ist zuerst der Mutterleib. Außerhalb von ihm fühlt sich alles weit und grenzenlos an. Deswegen ist das Halten so wichtig.

O-Ton 06 Auchter (00’24)

Ich hab dafür ein schönes Beispiel, wo er schreibt, „Das Baby ist ein Bauch, der lose Gliedmaßen, vor allem aber einen losen Kopf hat. Alle diese Teile werden von der Mutter zusammengefasst, und in ihren Händen werden sie zu einer Einheit.“

Sprecherin 1

Der Aachener Psychoanalytiker Thomas Auchter schätzt Winnicott für seine lebhaften Beschreibungen und sein Einfühlungsvermögen. Wie kann man sich die Wahrnehmung eines Neugeborenen vorstellen? Vielleicht so: Es muss erstmal lernen, dass es nicht mehr in der Mutter lebt, sondern im eigenen Körper. Und dabei hilft sie ihm.

O-Ton 07 Auchter (00’17)

Oder die mütterliche Bezugsperson, es muss ja nicht immer die Mutter sein; er nennt das an anderer Stelle das „Einhausen der Seele in den Körper“, ich finde das eine sehr schöne Formulierung, dass das erst ein Produkt der guten, hilfreichen Beziehung zwischen Mutter und Kind ist.

Musik: Z8014761106 Political efforts red. 0‘42

Sprecherin 1

Winnicott entwickelt seine Theorien zu einer Zeit, in der teilweise sehr rigide Methoden propagiert werden. In Deutschland kursiert der nationalsozialistische Ratgeber “Die deutsche Mutter und ihr Kind” von Johanna Haarer - bis 1987. Die Kinderärztin empfiehlt strikt, jegliche Zärtlichkeit zu unterbinden um Kinder nicht zu verwöhnen. In England liest man Frederic Truby King, der schreibt in seinen Bestsellern, ein Baby müsse von Anfang an zu ganz regelmäßigen Zeiten gefüttert werden. Winnicott sieht das völlig anders:

O-Ton 08 Winnicott (Original) (00’20)

Babies are not born with an alarm clock hanging around their necks with instructions: Feed three-hourly. A baby doesn’t necessarily start off wanting a regular feed. In fact I think that what an infant expects to find is a breast that comes when it’s wanted and disappears when it’s not wanted.

Sprecher 3 Winnicott (Original unterlegen)

Ein Baby kommt nicht mit einem Wecker um den Hals zur Welt und einer Bedienungsanleitung: Alle drei Stunden füttern. Vor allem am Anfang, denke ich, erwartet ein Säugling, dass ihm die Brust gegeben wird, wenn er sie will, und sie verschwindet wenn er sie nicht mehr will.

Sprecherin 1

Ein gewisses Omnipotenzgefühl gehört am Anfang dazu. Die Mutter hinter der Brust, die erkennt das Baby erst nach und nach. Es taucht aus seiner verschwommenen Welt auf und beginnt, einen Bezug zu ihr zu entwickeln – und mit dem Bezug zu ihr auch einen zu sich. Ein Selbst, wie Winnicott es nennt. Dazu gehören auch aggressive Impulse, dass es zum Beispiel mal beißt. Dahinter stecken aber keine bösen Intentionen. Und hier ist die Reaktion der Mutter entscheidend.

O-Ton 09 Auchter (00’48)

Winnicott sagt an einer Stelle, die Mutter darf sich nicht rächen, sondern muss es so sehen: Das passiert, das gehört zur normalen Entwicklung dazu. Und in dem Maße in dem sie böse oder destruktiv reagiert, kriegt das Kind ein Bild von sich, „Oh, was hab ich gemacht, wie schrecklich, wie böse bin ich!“ Weil es ja alles so grenzenlos ist, jetzt habe ich die Mutter umgebracht, jetzt habe ich sie getötet. Furchtbar! Und wenn das Kind dann erleben kann, ok – ich hab diese Impulse gehabt, aber die Mutter kommt zwei Minuten später und reicht mir die Brust, dann wird diese Aggression eingedämmt, sie wird eingegrenzt.

Sprecherin1

Das ist ganz wichtig. Denn wenn die Mutter wiederholt überreagiert, kann sich im Baby ein „falsches Selbst“ entwickeln, wie Winnicott es nennt. In anderen Worten, es passt sich den Reaktionen, den Ansprüchen und Vorstellungen der Mutter an. Sein authentisches, oder wahres Selbst wird dadurch verzerrt. Zu einem gewissen Grad, sagt der Kinderarzt, ist das normal. Keine Mutter ist perfekt. The Good Enough Mother - die hinreichend gute Mutter. Das ist ein Schlüsselbegriff in Winnicotts Theorie.

Er erkennt an, dass eine Mutter ihrem Kind und ihrer Aufgabe gegenüber auch mal gemischte Gefühle hat. Ein Thema, das bis heute hochaktuell ist. Winnicott diskutiert es mit Müttern in der BBC schon 1960.

O-Ton 10 Winnicott (Original) 00’14

It’s only too easy to idealize a mother’s job. We know very well that every job has its frustrations and its boring routines, and at times being the last thing anyone would choose to do.

Sprecher 3 Winnicott (Original unterlegen)

Es ist allzu leicht, die Arbeit einer Mutter zu idealisieren. Jeder Job kann frustrierend sein, und langweilige Routinen haben, und sich anfühlen wie das Letzte, was irgendwer machen wollen würde.

Musik: Z8033060101 Ice investigator 0‘25

O-Ton 11 Auchter 00‘29

Wie bei allen Menschen, allen Wissenschaftlern die was schreiben oder so, hat das, womit sie sich zentral beschäftigen auch sehr viel mit ihrer Entwicklungsgeschichte zu tun. Und es ist ja nun ganz klar, dass Winnicott die Mütterlichkeit ins Zentrum seiner Arbeit gestellt hat. Der Vater taucht vergleichsweise sehr viel weniger auf.

Atmo: Meer 0‘20

Musik: C1490150018 Valse enigmatique 0‘57

Sprecherin 1

Die südenglische Hafenstadt Plymouth, im Jahr 1896. Donald Woods Winnicott wird in eine gutbürgerliche, protestantische, wohlhabende Familie geboren. Der Vater ist Geschäftsmann, politisch aktiv, und viel außer Haus. Der junge Donald zieht sich zurück in den Garten, macht seine Schulaufgaben auf einem Baum. Er schreibt später, dass er sich wie ein Einzelkind mit mehreren Müttern fühlt: zwei Schwestern, über fünf Jahre älter als er, einem Kindermädchen, einer Gouvernante – und seiner eigenen Mutter. Eine schattenhafte Figur. Mit 67 schreibt Winnicott ein Gedicht über sie. Eine Mutter weint, unter einem Baum.

Sprecher 3 Winnicott (Auchter nach hinten untermischen)

Ich lernte, sie zum Lachen zu bringen. Mein Leben war, sie zu beleben.

O-Ton 12 (Ende) Auchter 00’20

…to enliven her was my living.

Der Psychoanalytiker André Krien hat einmal von der toten Mutter gesprochen, und tote Mutter heißt nicht, dass die Mutter nicht da ist, sondern dass die Mutter da ist aber nicht lebendig für ihr Kind da ist. Und so etwas hat Winnicott glaube ich mit seiner Mutter erlebt, und man weiß fast nichts über sie!

Sprecherin 1

Über den Vater schreibt Winnicott dafür umso ausführlicher. Meistens voller Verständnis; egal, wie roh er ihm gegenüber war. Regelmäßig singt der Vater z.B. vor seinem dreijährigen Sohn Donald ein Lied, mit hämischer Stimme. Über eine Wachspuppe, die den Schwestern gehört und Rosie heißt.

Sprecher 3 Winnicott

“Rosie sagt zu Donald - Ich liebe dich. Donald sagt zu Rosie - Ich glaube dir nicht.” Vielleicht ging das Lied auch andersherum, ich weiß es nicht mehr. Ich nahm jedenfalls meinen Krocketschläger und schlug der Puppe die Wachsnase platt. Mein Vater nahm Streichhölzer, erwärmte ihr die Nase und machte wieder ein Gesicht daraus. Ich war sehr beeindruckt von ihm.

Sprecherin 1

Obwohl sich Winnicott in seinen privaten Aufzeichnungen so viel mit dem Vater beschäftigt - in seinen Theorien klammert er die Väter weitestgehend aus. Kritiker werfen ihm vor, die ödipale Beziehung, also das Dreiecksgeflecht zwischen Mutter, Vater und Kind, zu stark außer Acht zu lassen. In zwei langen Psychoanalysen setzt sich Winnicott mit der eigenen Kindheit auseinander. Er entdeckt seine Lebendigkeit – sein wahres Selbst – aber die Vaterrolle kritisch zu betrachten wird ihm nie ganz gelingen.

Musik: Z8019017133 Nocturnal research 0‘40

Sprecherin 1

Immerhin setzt er sich vor ihm durch mit seinem Wunsch, Arzt zu werden. Während des Studiums liest er Freuds „Traumdeutung“ – und ist begeistert. Die Kinderheilkunde mit der Psychoanalyse zu verbinden, das wird sein Ziel.

Sprecher 3 Winnicott

Ich bin absolut dafür, dass man objektiv bleibt und die Dinge klar untersucht und sorgfältig abhandelt; aber ich bin dagegen, dass man deswegen langweilig wird, und die Fantasie – die unbewusste Fantasie – aus dem Spiel lässt. –

Wenn ich nicht Arzt geworden wäre, dann wahrscheinlich Kabarettist!!

Atmo: Bomben / Krieg 0‘39

Sprecherin 1

1940: während des zweiten Weltkriegs bombardiert die deutsche Luftwaffe England und plant die Invasion der Insel. Die Britische Psychoanalytische Gesellschaft tagt in London, als ein Angriff beginnt. Die Teilnehmer sitzen im Saal, als im Minutentakt Bomben zu fallen beginnen. Man duckt sich, aber die Diskussion wird fortgeführt. Nur einer erhebt sich: Winnicott.

Sprecher3 Winnicott

Ich möchte darauf hinweisen, dass ein Luftangriff im Gange ist.

Sprecherin 1

Die Szene ist typisch für ihn: Während andere sich in Debatten verlieren, bewahrt Winnicott den Bezug zur Realität. Die Britische Psychoanalytische Gesellschaft ist zu dieser Zeit tief gespalten:

Eine Gruppe fühlt sich Anna Freud verbunden, der Tochter von Sigmund Freud. Die andere Melanie Klein - einer der prägendsten Figuren in der Geschichte der Psychoanalyse.

O-Ton 13 (Auchter) 00’19

Da hat Winnicott das Gefühl gehabt, da kommt eine interessante, eine liberale Analytikerin. Und es ist dann so, dass Melanie Klein in seinem Erleben, und ich denke das teilen andere auch, immer rigider und immer dogmatischer geworden ist.

Musik: Z8019016121 Research aktivity 0‘43

Sprecherin 1

Ein Streit entbrennt. Anna Freud ist überzeugt, dass die äußeren Umstände entscheiden für die Entwicklung des Kleinkinds sind. Melanie Klein hingegen meint, dass es angeborene innere Muster sind, die das Baby prägen. Winnicott sieht beide Faktoren im Zusammenspiel: die Umwelt beeinflusst das Innere erleben und umgekehrt. Das deckt sich auch mit seinen Erfahrungen als Arzt. Er versucht im Streit zu vermitteln, aber die Fronten haben sich verhärtet. Also schließt er sich der “Middle Group” an – einer Gruppe von Psychoanalytikern, die sich als unabhängig deklarieren.

Winnicott geht es immer wieder um Unabhängigkeit. Um Dynamik. Während viele seiner Kolleginnen und Kollegen bei ihren Patienten von “Haltung” oder “Disposition” sprechen, ist ihm das zu starr, er nutzt lieber das Wort “Fähigkeit”. Einer seiner bedeutendsten Essays heißt “Die Fähigkeit, Allein zu sein.” Und im Grunde geht es ihm genau darum auch bei der hinreichend guten Mutter: Dass sie ihr Kind hält und ihm trotzdem Raum gibt. Es auch mal in Ruhe lässt.

O-Ton 14 Winnicott (00’30)

I’ve known mothers whose enjoyment of their motherhood was somehow spoilt by the fact that they felt somehow responsible for the aliveness of the baby.

If the baby was sullen, they would play about and poke his face, trying to produce a smile which of course meant nothing to the infant, it was just a reaction. Some children are never allowed even at earliest infancy just to lie back and float. They lose a great deal.

Sprecher 3 Winnicott

Ich kenne Mütter, die ihre Mutterschaft weniger genossen haben, weil sie das Gefühl hatten, irgendwie verantwortlich dafür zu sein, dass ihr Kind lebendig ist. Wenn das Kind still war, haben sie ihm in die Backe gepiekst, so dass es lachte. Dem Kind bedeutet das natürlich gar nichts, es war bloß eine Reaktion. – Manchen Kindern wird, selbst wenn sie ganz klein sind, nicht erlaubt einfach mal da zu liegen und sich treiben zu lassen. Ihnen entgeht einiges.

Sprecherin 1

Bei einem seiner Vorträge Anfang der 40er Jahre werden zwei Redakteurinnen der BBC auf Winnicott aufmerksam. So beginnt seine Tätigkeit für’s Radio, die über 15 Jahre dauert. Wegen seiner weichen Stimme halten ihn viele anfangs für eine Frau. Er ist beliebt, bekommt säckeweise Leserbriefe. Vielleicht, weil es Ratgeber zuhauf gibt, Erklärungen wie seine dafür weniger.

O-Ton 15 Winnicott 00’20

…this time he is a bundle of discontent. A human being to be sure, but one who has raging lions and tigers inside him. He is almost certainly scared by his own feelings. If no-one has explained all this to you, you may become scared, too.

Sprecher 3 Winnicott

Und plötzlich ist ihr Baby ganz unzufrieden. Ein Mensch, sicher, aber einer mit brüllenden Löwen und Tigern in sich. Das Baby erschrickt ziemlich sicher vor seinen eigenen Gefühlen. Und wenn Ihnen das niemand erklärt hat, bekommen Sie vielleicht auch Angst!

O-Ton 16 Caldwell (00’24)

If you listen to the BBC broadcasts, you have to get over the accent, which puts Winnicott in a particular class position. People might find that off-putting. They’re outdated in one way, in another, they’re sympathetic.

Sprecherin 2 Caldwell

Wenn man sich die BBC Sendungen anhört heutzutage muss man erstmal über seinen Akzent hinwegkommen. Er klingt schon sehr nach Upper Class. Das mag einige nerven. Die Beiträge wirken etwas altmodisch, aber auch sympathisch.

Sprecherin 1

Und dennoch erstaunlich modern. Winnicott ist Realist, der nichts idealisiert.

O-Ton 17 Winnicott (Original) (00’25)

A woman’s life changes in many ways when she conceives a child. Up to this point she may have been a person of wide interests, perhaps in business. Or a keen politician. She may have tended to despise the relatively restrictive lives of friends who’ve had a child, even making rude remarks about their resemblance to vegetables.

Sprecher 3 Winnicott

Das Leben einer Frau verändert sich in vielerlei Hinsicht wenn sie ein Kind erwartet. Sie mag bis dahin zahlreiche Interessen gehabt haben, eine Unternehmerin gewesen sein oder politisch involviert. Vielleicht hat sie verächtlich auf das relativ eingeschränkte Leben von Freunden mit Kindern geschaut, oder sogar grobe Bemerkungen gemacht – sie würden Gemüse ähneln.

Musik: Z8014761114 Foreboding of war 0‘40

Sprecherin 1

Die Kriegsjahre zerreißen Familien und setzen sie neu zusammen. 1939 beginnt die britische Regierung mit ihrem Evakuierungsprogramm: In nur zwei Tagen werden über 1,5 Millionen Kinder in ländliche Gebiete geschickt, um sie vor den Bombenangriffen in Sicherheit zu bringen. Winnicott wird psychiatrischer Berater dieses Programms. Auf der einen Seite ist er strikt dagegen, Kinder von ihren Eltern zu trennen. Auf der anderen Seite hat man keine Wahl. Trotzdem beobachtet er in vielen Kindern nach der Evakuierung antisoziale Tendenzen.

O-Ton 18 (Caldwell) (00’26)

The impact of the evacuation program depended a great deal, and Winnicott wrote about this and emphasized it, on what kind of homes, what kinds of families, the children came from, and what homes, families and institutions they went to. And of course he did the work with Clare Britton, who then became Clare Winnicott, his second wife.

Sprecherin 2 Caldwell

Die Folgen dieser Evakuierung, und darüber hat Winnicott ausführlich geschrieben, hingen davon ab, aus was für einem Umfeld die Kinder kamen, und in was für Familien oder Institutionen sie geschickt wurden. Und natürlich hat er diese Arbeit zusammen mit Clare Britton gemacht, die dann seine zweite Frau wurde.

Sprecherin 1

Clare Britton, eine Sozialarbeiterin im Evakuierungsprogramm, wird einen erheblichen Beitrag zu Winnicotts Arbeit leisten. 1948 stirbt sein Vater. Winnicott erleidet den ersten von mehreren Herzinfarkten. Gleichzeitig fühlt er sich befreit von einer strengen Instanz. Er bittet seine erste Frau Alice, mit der er fünfundzwanzig Jahre zusammen war, um die Scheidung, und heiratet Clare. Die beiden arbeiten bis an ihr Lebensende zusammen.

Pause

Musik: Z8014761135 Pensive pondering red 0‘28

1971 stirbt Winnicott an einem weiteren Herzinfarkt. Es ist Clare zu verdanken, dass viele seiner Schriften posthum veröffentlicht werden. Winnicotts Werk spiegelt seine optimistische Art: Er beschreibt Delinquenz als Zeichen von Hoffnung auf Aufmerksamkeit. Krankheit als Schlüssel zur Erkenntnis.

O-Ton 19 (Auchter) (00’28)

Er weist darauf hin dass wir uns in der Vergangenheit in der Psychoanalyse viel zu sehr fixiert haben auf das Pathologische. Und ihm ist es wichtig, nicht zu sagen, dass ist ein Neurotiker, ein Psychotiker, schrecklich. Sondern ihm geht es darum zu verstehen warum ist jemand so wie er ist oder warum ist er geworden wie er ist, und welche Bedeutung das für denjenigen hat hervorzuheben.

O-Ton 20 (Caldwell) 00’26

His analytic work was inspiring, inspiring about human possibility really. The sense of an attention to the idea of people being alive and open is one of the things that he thinks analysis is about.

Sprecherin 2 Caldwell

Seine analytische Arbeit war inspirierend, wirklich inspirierend was unsere Möglichkeiten betrifft. Er hat daran geglaubt, dass es in einer Analyse darum geht, im Blick zu behalten dass Menschen lebendig und offen sind.

Musik: Z8014761138 Thinking of better times red 0‘53

Sprecherin 1

Und immer hatte er dabei den Anfang im Blick. Die ersten Momente einer wachsenden Beziehung.

O-Ton 21 (Winnicott) (00’37)

Even in the womb, your baby is a human being unlike any other human being. It is of course easy to read into the face of newborn babies things that are not there. Though to be sure a baby may look very wise at times, even philosophical. But if I were you, I shouldn’t wait until the psychologists have decided how human a baby is at birth. I should just go right ahead and get to know the little boy or girl. And let him get to know you.

Sprecher 3 Winnicott

Selbst im Bauch ist ihr Baby wie kein anderes Baby. Natürlich lässt sich ins Gesicht eines Neugeborenen leicht etwas hineininterpretieren. Und Babys können ja wirklich sehr weise aussehen, sogar philosophisch.

Ich würde an Ihrer Stelle jedenfalls nicht darauf warten, dass die Psychologen entscheiden, wie menschlich ein Baby bei der Geburt ist. Ich würde einfach gleich loslegen und den kleinen Jungen oder das kleine Mädchen kennenlernen. Und zusehen, dass es Sie kennenlernt.

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O-Ton 01 (Winnicott, alleinstehend) (00’16)

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Musik: Z8014761141 Playing children 0’15

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Ein Kind erblickt das Licht der Welt. Wie es sich zu anderen verhalten wird, das hängt vor allem von einem ab, sagt Donald Winnicott: Von der Beziehung zur Mutter in den ersten Lebensmonaten.

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What are relationships between parents and children about? What does it mean to think about an internal world in the place of the child? When does that develop? All those sorts of really interesting questions that we’re still working on are there in the 30s and 40s.

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Worum geht es in der Beziehung zwischen Eltern und Kindern? Was wissen wir über die innere Welt eines Kindes? Wie entwickelt sich die? All diese wirklich interessanten Fragen, die uns bis heute beschäftigen, kamen in den 30er und 40er Jahren auf.

Sprecherin 1

Die britische Psychoanalytikerin Lesley Caldwell hat die gesammelten Werke von Winnicott herausgegeben. Auch ihr deutscher Kollege Thomas Auchter hat sich intensiv mit ihm beschäftigt.

O-Ton 03 (Auchter) (00’28)

Das heißt zu einer Zeit, erstens zur Nazizeit, zweitens zur Kriegszeit, und dann zu einer Zeit wo vielleicht nicht nur bei uns in Deutschland eine sehr autoritäre Erziehung geherrscht hat, wo es darum ging, dass die Kinder brav und anständig sind und wo es nicht darum ging, dass die Kinder in ihrem Ich oder ihrem Selbst möglichst lebendig werden.

Musik: Z8029880107 Premium 0‘31

Sprecherin 1

Ein lebendiges, authentisches Selbst. Einer der Kernpunkte in seiner Theorie. Donald Woods Winnicott gilt als einer der bedeutendsten Psychoanalytiker. Allerdings werden seine Werke erst nach seinem Tod auch außerhalb Englands wirklich bekannt. Da hatten andere seine Ideen zu antiautoritärer Erziehung längst aufgegriffen. Winnicott war also ein Vorreiter, sein Ideenreichtum wird oft mit Sigmund Freuds verglichen. Anders als Freud konzentrierte er sich auf die ersten Lebensmonate – auf die Beziehung zwischen Mutter und Kind.

Sprecher 3 Winnicott

„Das Baby“ - das gibt es doch gar nicht! Wenn Sie mir ein Baby zeigen, zeigen sie mir immer auch die Person, die sich um es kümmert. Ein aufeinander bezogenes Paar.

Sprecherin 1

So entschieden unterbrach Winnicott einmal eine Diskussion unter Kollegen im Krankenhaus. Viele seiner psychoanalytischen Theorien speisten sich aus seinen Beobachtungen als Kinderarzt.

Musik: Z8034319107 Creative ideas 0‘9

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Die hinreichend gute Mutter.

Die haltende Umgebung.

Das wahre und das falsche Selbst.

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Winnicott hatte ein Ziel: Die Psychoanalyse in einfachen, verständlichen Worten zu vermitteln – und zwar möglichst vielen. Das gelang ihm nicht zuletzt durch seine lebhaften und empathischen Vorträge im Radio der BBC.

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You’ll be relieved to know that I am not going to tell you what to do. I’m a man, and so I can never really know what it is like to see wrapped up over there in the cot a bit of my own self.

Sprecher 3 Winnicott

Es wird Sie erleichtern zu hören, dass ich Ihnen keine Anweisungen geben werde. Ich bin ein Mann – ich werde nie genau wissen, wie es sich anfühlt, ein Baby in der Wiege liegen zu sehen, dass einmal Teil von mir war.

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Winnicott war bekannt für seinen Humor. Spontaneität und Lebendigkeit waren ihm wichtig. Ein Ziel der Psychoanalyse sah er darin, dass die Patientin oder der Patient die Fähigkeit wieder entdecke, sich selbst zu überraschen.

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Sprecher 3 Winnicott

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Atmo: Krankenhaus 0‘16

Sprecherin 1

Ein langer Krankenhausflur im Londoner Paddington Hospital. Der 27-jährige Winnicott arbeitet hier als Kinderarzt. Vor seinem Sprechzimmer warten Mütter mit ihren Babys.

O-Ton 05 Winnicott

I’m used to having mothers bring their children to me. And when this happens, we see what we want to talk about right before our eyes. The child is jumping about on the mother’s knee, reaching out for things on my desk, climbing down onto the floor...

Sprecher 3 Winnicott

Wenn die Mütter mit ihren Kindern kommen, wird gleich deutlich, worum es geht. Das Kind zappelt auf dem Schoß der Mutter herum, will nach etwas greifen, herunterklettern. Vielleicht klammert es sich auch an ihr fest und hat Angst vorm Arzt im weißen Kittel! – Es ist tatsächlich von großer Bedeutung, wie ein Baby gehalten wird. Es gibt Menschen, die als Babys sozusagen niemals „fallengelassen“ wurden und daher die besten Chancen haben, sich am Leben zu freuen.

Sprecherin 1

Ein zentraler Begriff, den Winnicott prägt, ist „Holding Environment” –eine „haltende Umgebung“. Das ist zuerst der Mutterleib. Außerhalb von ihm fühlt sich alles weit und grenzenlos an. Deswegen ist das Halten so wichtig.

O-Ton 06 Auchter (00’24)

Ich hab dafür ein schönes Beispiel, wo er schreibt, „Das Baby ist ein Bauch, der lose Gliedmaßen, vor allem aber einen losen Kopf hat. Alle diese Teile werden von der Mutter zusammengefasst, und in ihren Händen werden sie zu einer Einheit.“

Sprecherin 1

Der Aachener Psychoanalytiker Thomas Auchter schätzt Winnicott für seine lebhaften Beschreibungen und sein Einfühlungsvermögen. Wie kann man sich die Wahrnehmung eines Neugeborenen vorstellen? Vielleicht so: Es muss erstmal lernen, dass es nicht mehr in der Mutter lebt, sondern im eigenen Körper. Und dabei hilft sie ihm.

O-Ton 07 Auchter (00’17)

Oder die mütterliche Bezugsperson, es muss ja nicht immer die Mutter sein; er nennt das an anderer Stelle das „Einhausen der Seele in den Körper“, ich finde das eine sehr schöne Formulierung, dass das erst ein Produkt der guten, hilfreichen Beziehung zwischen Mutter und Kind ist.

Musik: Z8014761106 Political efforts red. 0‘42

Sprecherin 1

Winnicott entwickelt seine Theorien zu einer Zeit, in der teilweise sehr rigide Methoden propagiert werden. In Deutschland kursiert der nationalsozialistische Ratgeber “Die deutsche Mutter und ihr Kind” von Johanna Haarer - bis 1987. Die Kinderärztin empfiehlt strikt, jegliche Zärtlichkeit zu unterbinden um Kinder nicht zu verwöhnen. In England liest man Frederic Truby King, der schreibt in seinen Bestsellern, ein Baby müsse von Anfang an zu ganz regelmäßigen Zeiten gefüttert werden. Winnicott sieht das völlig anders:

O-Ton 08 Winnicott (Original) (00’20)

Babies are not born with an alarm clock hanging around their necks with instructions: Feed three-hourly. A baby doesn’t necessarily start off wanting a regular feed. In fact I think that what an infant expects to find is a breast that comes when it’s wanted and disappears when it’s not wanted.

Sprecher 3 Winnicott (Original unterlegen)

Ein Baby kommt nicht mit einem Wecker um den Hals zur Welt und einer Bedienungsanleitung: Alle drei Stunden füttern. Vor allem am Anfang, denke ich, erwartet ein Säugling, dass ihm die Brust gegeben wird, wenn er sie will, und sie verschwindet wenn er sie nicht mehr will.

Sprecherin 1

Ein gewisses Omnipotenzgefühl gehört am Anfang dazu. Die Mutter hinter der Brust, die erkennt das Baby erst nach und nach. Es taucht aus seiner verschwommenen Welt auf und beginnt, einen Bezug zu ihr zu entwickeln – und mit dem Bezug zu ihr auch einen zu sich. Ein Selbst, wie Winnicott es nennt. Dazu gehören auch aggressive Impulse, dass es zum Beispiel mal beißt. Dahinter stecken aber keine bösen Intentionen. Und hier ist die Reaktion der Mutter entscheidend.

O-Ton 09 Auchter (00’48)

Winnicott sagt an einer Stelle, die Mutter darf sich nicht rächen, sondern muss es so sehen: Das passiert, das gehört zur normalen Entwicklung dazu. Und in dem Maße in dem sie böse oder destruktiv reagiert, kriegt das Kind ein Bild von sich, „Oh, was hab ich gemacht, wie schrecklich, wie böse bin ich!“ Weil es ja alles so grenzenlos ist, jetzt habe ich die Mutter umgebracht, jetzt habe ich sie getötet. Furchtbar! Und wenn das Kind dann erleben kann, ok – ich hab diese Impulse gehabt, aber die Mutter kommt zwei Minuten später und reicht mir die Brust, dann wird diese Aggression eingedämmt, sie wird eingegrenzt.

Sprecherin1

Das ist ganz wichtig. Denn wenn die Mutter wiederholt überreagiert, kann sich im Baby ein „falsches Selbst“ entwickeln, wie Winnicott es nennt. In anderen Worten, es passt sich den Reaktionen, den Ansprüchen und Vorstellungen der Mutter an. Sein authentisches, oder wahres Selbst wird dadurch verzerrt. Zu einem gewissen Grad, sagt der Kinderarzt, ist das normal. Keine Mutter ist perfekt. The Good Enough Mother - die hinreichend gute Mutter. Das ist ein Schlüsselbegriff in Winnicotts Theorie.

Er erkennt an, dass eine Mutter ihrem Kind und ihrer Aufgabe gegenüber auch mal gemischte Gefühle hat. Ein Thema, das bis heute hochaktuell ist. Winnicott diskutiert es mit Müttern in der BBC schon 1960.

O-Ton 10 Winnicott (Original) 00’14

It’s only too easy to idealize a mother’s job. We know very well that every job has its frustrations and its boring routines, and at times being the last thing anyone would choose to do.

Sprecher 3 Winnicott (Original unterlegen)

Es ist allzu leicht, die Arbeit einer Mutter zu idealisieren. Jeder Job kann frustrierend sein, und langweilige Routinen haben, und sich anfühlen wie das Letzte, was irgendwer machen wollen würde.

Musik: Z8033060101 Ice investigator 0‘25

O-Ton 11 Auchter 00‘29

Wie bei allen Menschen, allen Wissenschaftlern die was schreiben oder so, hat das, womit sie sich zentral beschäftigen auch sehr viel mit ihrer Entwicklungsgeschichte zu tun. Und es ist ja nun ganz klar, dass Winnicott die Mütterlichkeit ins Zentrum seiner Arbeit gestellt hat. Der Vater taucht vergleichsweise sehr viel weniger auf.

Atmo: Meer 0‘20

Musik: C1490150018 Valse enigmatique 0‘57

Sprecherin 1

Die südenglische Hafenstadt Plymouth, im Jahr 1896. Donald Woods Winnicott wird in eine gutbürgerliche, protestantische, wohlhabende Familie geboren. Der Vater ist Geschäftsmann, politisch aktiv, und viel außer Haus. Der junge Donald zieht sich zurück in den Garten, macht seine Schulaufgaben auf einem Baum. Er schreibt später, dass er sich wie ein Einzelkind mit mehreren Müttern fühlt: zwei Schwestern, über fünf Jahre älter als er, einem Kindermädchen, einer Gouvernante – und seiner eigenen Mutter. Eine schattenhafte Figur. Mit 67 schreibt Winnicott ein Gedicht über sie. Eine Mutter weint, unter einem Baum.

Sprecher 3 Winnicott (Auchter nach hinten untermischen)

Ich lernte, sie zum Lachen zu bringen. Mein Leben war, sie zu beleben.

O-Ton 12 (Ende) Auchter 00’20

…to enliven her was my living.

Der Psychoanalytiker André Krien hat einmal von der toten Mutter gesprochen, und tote Mutter heißt nicht, dass die Mutter nicht da ist, sondern dass die Mutter da ist aber nicht lebendig für ihr Kind da ist. Und so etwas hat Winnicott glaube ich mit seiner Mutter erlebt, und man weiß fast nichts über sie!

Sprecherin 1

Über den Vater schreibt Winnicott dafür umso ausführlicher. Meistens voller Verständnis; egal, wie roh er ihm gegenüber war. Regelmäßig singt der Vater z.B. vor seinem dreijährigen Sohn Donald ein Lied, mit hämischer Stimme. Über eine Wachspuppe, die den Schwestern gehört und Rosie heißt.

Sprecher 3 Winnicott

“Rosie sagt zu Donald - Ich liebe dich. Donald sagt zu Rosie - Ich glaube dir nicht.” Vielleicht ging das Lied auch andersherum, ich weiß es nicht mehr. Ich nahm jedenfalls meinen Krocketschläger und schlug der Puppe die Wachsnase platt. Mein Vater nahm Streichhölzer, erwärmte ihr die Nase und machte wieder ein Gesicht daraus. Ich war sehr beeindruckt von ihm.

Sprecherin 1

Obwohl sich Winnicott in seinen privaten Aufzeichnungen so viel mit dem Vater beschäftigt - in seinen Theorien klammert er die Väter weitestgehend aus. Kritiker werfen ihm vor, die ödipale Beziehung, also das Dreiecksgeflecht zwischen Mutter, Vater und Kind, zu stark außer Acht zu lassen. In zwei langen Psychoanalysen setzt sich Winnicott mit der eigenen Kindheit auseinander. Er entdeckt seine Lebendigkeit – sein wahres Selbst – aber die Vaterrolle kritisch zu betrachten wird ihm nie ganz gelingen.

Musik: Z8019017133 Nocturnal research 0‘40

Sprecherin 1

Immerhin setzt er sich vor ihm durch mit seinem Wunsch, Arzt zu werden. Während des Studiums liest er Freuds „Traumdeutung“ – und ist begeistert. Die Kinderheilkunde mit der Psychoanalyse zu verbinden, das wird sein Ziel.

Sprecher 3 Winnicott

Ich bin absolut dafür, dass man objektiv bleibt und die Dinge klar untersucht und sorgfältig abhandelt; aber ich bin dagegen, dass man deswegen langweilig wird, und die Fantasie – die unbewusste Fantasie – aus dem Spiel lässt. –

Wenn ich nicht Arzt geworden wäre, dann wahrscheinlich Kabarettist!!

Atmo: Bomben / Krieg 0‘39

Sprecherin 1

1940: während des zweiten Weltkriegs bombardiert die deutsche Luftwaffe England und plant die Invasion der Insel. Die Britische Psychoanalytische Gesellschaft tagt in London, als ein Angriff beginnt. Die Teilnehmer sitzen im Saal, als im Minutentakt Bomben zu fallen beginnen. Man duckt sich, aber die Diskussion wird fortgeführt. Nur einer erhebt sich: Winnicott.

Sprecher3 Winnicott

Ich möchte darauf hinweisen, dass ein Luftangriff im Gange ist.

Sprecherin 1

Die Szene ist typisch für ihn: Während andere sich in Debatten verlieren, bewahrt Winnicott den Bezug zur Realität. Die Britische Psychoanalytische Gesellschaft ist zu dieser Zeit tief gespalten:

Eine Gruppe fühlt sich Anna Freud verbunden, der Tochter von Sigmund Freud. Die andere Melanie Klein - einer der prägendsten Figuren in der Geschichte der Psychoanalyse.

O-Ton 13 (Auchter) 00’19

Da hat Winnicott das Gefühl gehabt, da kommt eine interessante, eine liberale Analytikerin. Und es ist dann so, dass Melanie Klein in seinem Erleben, und ich denke das teilen andere auch, immer rigider und immer dogmatischer geworden ist.

Musik: Z8019016121 Research aktivity 0‘43

Sprecherin 1

Ein Streit entbrennt. Anna Freud ist überzeugt, dass die äußeren Umstände entscheiden für die Entwicklung des Kleinkinds sind. Melanie Klein hingegen meint, dass es angeborene innere Muster sind, die das Baby prägen. Winnicott sieht beide Faktoren im Zusammenspiel: die Umwelt beeinflusst das Innere erleben und umgekehrt. Das deckt sich auch mit seinen Erfahrungen als Arzt. Er versucht im Streit zu vermitteln, aber die Fronten haben sich verhärtet. Also schließt er sich der “Middle Group” an – einer Gruppe von Psychoanalytikern, die sich als unabhängig deklarieren.

Winnicott geht es immer wieder um Unabhängigkeit. Um Dynamik. Während viele seiner Kolleginnen und Kollegen bei ihren Patienten von “Haltung” oder “Disposition” sprechen, ist ihm das zu starr, er nutzt lieber das Wort “Fähigkeit”. Einer seiner bedeutendsten Essays heißt “Die Fähigkeit, Allein zu sein.” Und im Grunde geht es ihm genau darum auch bei der hinreichend guten Mutter: Dass sie ihr Kind hält und ihm trotzdem Raum gibt. Es auch mal in Ruhe lässt.

O-Ton 14 Winnicott (00’30)

I’ve known mothers whose enjoyment of their motherhood was somehow spoilt by the fact that they felt somehow responsible for the aliveness of the baby.

If the baby was sullen, they would play about and poke his face, trying to produce a smile which of course meant nothing to the infant, it was just a reaction. Some children are never allowed even at earliest infancy just to lie back and float. They lose a great deal.

Sprecher 3 Winnicott

Ich kenne Mütter, die ihre Mutterschaft weniger genossen haben, weil sie das Gefühl hatten, irgendwie verantwortlich dafür zu sein, dass ihr Kind lebendig ist. Wenn das Kind still war, haben sie ihm in die Backe gepiekst, so dass es lachte. Dem Kind bedeutet das natürlich gar nichts, es war bloß eine Reaktion. – Manchen Kindern wird, selbst wenn sie ganz klein sind, nicht erlaubt einfach mal da zu liegen und sich treiben zu lassen. Ihnen entgeht einiges.

Sprecherin 1

Bei einem seiner Vorträge Anfang der 40er Jahre werden zwei Redakteurinnen der BBC auf Winnicott aufmerksam. So beginnt seine Tätigkeit für’s Radio, die über 15 Jahre dauert. Wegen seiner weichen Stimme halten ihn viele anfangs für eine Frau. Er ist beliebt, bekommt säckeweise Leserbriefe. Vielleicht, weil es Ratgeber zuhauf gibt, Erklärungen wie seine dafür weniger.

O-Ton 15 Winnicott 00’20

…this time he is a bundle of discontent. A human being to be sure, but one who has raging lions and tigers inside him. He is almost certainly scared by his own feelings. If no-one has explained all this to you, you may become scared, too.

Sprecher 3 Winnicott

Und plötzlich ist ihr Baby ganz unzufrieden. Ein Mensch, sicher, aber einer mit brüllenden Löwen und Tigern in sich. Das Baby erschrickt ziemlich sicher vor seinen eigenen Gefühlen. Und wenn Ihnen das niemand erklärt hat, bekommen Sie vielleicht auch Angst!

O-Ton 16 Caldwell (00’24)

If you listen to the BBC broadcasts, you have to get over the accent, which puts Winnicott in a particular class position. People might find that off-putting. They’re outdated in one way, in another, they’re sympathetic.

Sprecherin 2 Caldwell

Wenn man sich die BBC Sendungen anhört heutzutage muss man erstmal über seinen Akzent hinwegkommen. Er klingt schon sehr nach Upper Class. Das mag einige nerven. Die Beiträge wirken etwas altmodisch, aber auch sympathisch.

Sprecherin 1

Und dennoch erstaunlich modern. Winnicott ist Realist, der nichts idealisiert.

O-Ton 17 Winnicott (Original) (00’25)

A woman’s life changes in many ways when she conceives a child. Up to this point she may have been a person of wide interests, perhaps in business. Or a keen politician. She may have tended to despise the relatively restrictive lives of friends who’ve had a child, even making rude remarks about their resemblance to vegetables.

Sprecher 3 Winnicott

Das Leben einer Frau verändert sich in vielerlei Hinsicht wenn sie ein Kind erwartet. Sie mag bis dahin zahlreiche Interessen gehabt haben, eine Unternehmerin gewesen sein oder politisch involviert. Vielleicht hat sie verächtlich auf das relativ eingeschränkte Leben von Freunden mit Kindern geschaut, oder sogar grobe Bemerkungen gemacht – sie würden Gemüse ähneln.

Musik: Z8014761114 Foreboding of war 0‘40

Sprecherin 1

Die Kriegsjahre zerreißen Familien und setzen sie neu zusammen. 1939 beginnt die britische Regierung mit ihrem Evakuierungsprogramm: In nur zwei Tagen werden über 1,5 Millionen Kinder in ländliche Gebiete geschickt, um sie vor den Bombenangriffen in Sicherheit zu bringen. Winnicott wird psychiatrischer Berater dieses Programms. Auf der einen Seite ist er strikt dagegen, Kinder von ihren Eltern zu trennen. Auf der anderen Seite hat man keine Wahl. Trotzdem beobachtet er in vielen Kindern nach der Evakuierung antisoziale Tendenzen.

O-Ton 18 (Caldwell) (00’26)

The impact of the evacuation program depended a great deal, and Winnicott wrote about this and emphasized it, on what kind of homes, what kinds of families, the children came from, and what homes, families and institutions they went to. And of course he did the work with Clare Britton, who then became Clare Winnicott, his second wife.

Sprecherin 2 Caldwell

Die Folgen dieser Evakuierung, und darüber hat Winnicott ausführlich geschrieben, hingen davon ab, aus was für einem Umfeld die Kinder kamen, und in was für Familien oder Institutionen sie geschickt wurden. Und natürlich hat er diese Arbeit zusammen mit Clare Britton gemacht, die dann seine zweite Frau wurde.

Sprecherin 1

Clare Britton, eine Sozialarbeiterin im Evakuierungsprogramm, wird einen erheblichen Beitrag zu Winnicotts Arbeit leisten. 1948 stirbt sein Vater. Winnicott erleidet den ersten von mehreren Herzinfarkten. Gleichzeitig fühlt er sich befreit von einer strengen Instanz. Er bittet seine erste Frau Alice, mit der er fünfundzwanzig Jahre zusammen war, um die Scheidung, und heiratet Clare. Die beiden arbeiten bis an ihr Lebensende zusammen.

Pause

Musik: Z8014761135 Pensive pondering red 0‘28

1971 stirbt Winnicott an einem weiteren Herzinfarkt. Es ist Clare zu verdanken, dass viele seiner Schriften posthum veröffentlicht werden. Winnicotts Werk spiegelt seine optimistische Art: Er beschreibt Delinquenz als Zeichen von Hoffnung auf Aufmerksamkeit. Krankheit als Schlüssel zur Erkenntnis.

O-Ton 19 (Auchter) (00’28)

Er weist darauf hin dass wir uns in der Vergangenheit in der Psychoanalyse viel zu sehr fixiert haben auf das Pathologische. Und ihm ist es wichtig, nicht zu sagen, dass ist ein Neurotiker, ein Psychotiker, schrecklich. Sondern ihm geht es darum zu verstehen warum ist jemand so wie er ist oder warum ist er geworden wie er ist, und welche Bedeutung das für denjenigen hat hervorzuheben.

O-Ton 20 (Caldwell) 00’26

His analytic work was inspiring, inspiring about human possibility really. The sense of an attention to the idea of people being alive and open is one of the things that he thinks analysis is about.

Sprecherin 2 Caldwell

Seine analytische Arbeit war inspirierend, wirklich inspirierend was unsere Möglichkeiten betrifft. Er hat daran geglaubt, dass es in einer Analyse darum geht, im Blick zu behalten dass Menschen lebendig und offen sind.

Musik: Z8014761138 Thinking of better times red 0‘53

Sprecherin 1

Und immer hatte er dabei den Anfang im Blick. Die ersten Momente einer wachsenden Beziehung.

O-Ton 21 (Winnicott) (00’37)

Even in the womb, your baby is a human being unlike any other human being. It is of course easy to read into the face of newborn babies things that are not there. Though to be sure a baby may look very wise at times, even philosophical. But if I were you, I shouldn’t wait until the psychologists have decided how human a baby is at birth. I should just go right ahead and get to know the little boy or girl. And let him get to know you.

Sprecher 3 Winnicott

Selbst im Bauch ist ihr Baby wie kein anderes Baby. Natürlich lässt sich ins Gesicht eines Neugeborenen leicht etwas hineininterpretieren. Und Babys können ja wirklich sehr weise aussehen, sogar philosophisch.

Ich würde an Ihrer Stelle jedenfalls nicht darauf warten, dass die Psychologen entscheiden, wie menschlich ein Baby bei der Geburt ist. Ich würde einfach gleich loslegen und den kleinen Jungen oder das kleine Mädchen kennenlernen. Und zusehen, dass es Sie kennenlernt.

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