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Bayern zwischen den Kriegen - Von der Boheme zu Barbarei

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Mit Rassismus, Antisemitismus und esoterisch-okkulten Ideen vergiften völkische Gruppen schon Anfang des 20. Jahrhunderts die Atmosphäre in München. Sie machen Bayern zum Nährboden für den Aufstieg der Nationalsozialisten. (BR 2021) Autoren: Simon Demmelhuber & Volker Eklhofer

Credits
Autor/in dieser Folge: Simon Demmelhuber, Volker Eklkofer
Regie: Martin Trauner
Es sprachen: Thomas Birnstiel, Hemma Michel, Andreas Dirscherl
Technik: Monika Gsaenger
Redaktion: Thomas Morawetz

Im Interview:
Dr. Jörn Retterarth, Institut für Zeitgeschichte München
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Literaturtipps:

Priester, Karin. Rassismus. Eine Sozialgeschichte. Leipzig [Reclam Verlag] 2003.

Puschner, Uwe u.a. Hrsg. Handbuch zur völkischen Bewegung. [De Gruyter Saur] 2012.

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Das vollständige Manuskript gibt es HIER.

Lesen Sie einen Ausschnitt aus dem Manuskript:

ATMO: HOCHRUFE, KAISERHYMNE

MUSIK: „Heil Dir im Siegeskranz“ - C1002080 005 (0:35)

ZITATOR

An das deutsche Volk!

ATMO: HOCHRUFE, KAISERHYMNE

Nachdem die Deutschen Fürsten und freien Städte den Ruf an Uns gerichtet haben, mit Herstellung des Deutschen Reiches die seit mehr denn 60 Jahren ruhende Deutsche Kaiserwürde zu erneuern, bekunden wir hiermit, diesem Rufe Folge zu leisten.

ERZÄHLERIN

Am 18. Januar 1871 wird Wilhelm I. deutscher Kaiser, die Nation ist geeint.

ATMO: HOCHRUFE

ERZÄHLER

Ein Reich haben sie jetzt, die Deutschen. Aber ein deutsches Volk, sind sie das wirklich? Oder doch nur 25 deutsche Staaten, die ihr Zweckbündnis imperial aufdonnern?

ERZÄHLERIN

National empfinden die wenigsten der 41 Millionen Reichsbürger. Man ist Untertan eines souveränen Landesherrn, denkt und fühlt regional. Das deutsche Volk? - Muss seine Reichsidentität erst finden.

ERZÄHLER

Dazu braucht es gemeinsames Erinnern und Erzählen. Ohne ein stets neu inszeniertes kollektives Kulturgedächtnis gibt es kein Nationalbewusstsein.

MUSIK „Forgive me“ Z8009312 118 (0:30)

und

MUSIK „Thannhäuser“ - SC 020840205 (1:00)

ERZÄHLERIN

Die Suche nach dem Eigenen und Einenden deutscher Identität führt zu den Germanen. Schon die Humanisten hatten die historisch schwer fassbaren Stämme als deutsches Urvolk reklamiert, wobei sie sich auf die Germania des Tacitus beriefen. Zur Zeit der Aufklärung gilt die Vorstellung einer gemeinsamen germanischen Wurzel deutscher und nordischer Völker als ausgemacht; im 19. Jahrhundert schießt sie heftig ins Kraut. Nun weben Germanenkundler aus nordischen Sagen und Göttergeschichten, aus Grabungs- und Textfunden einen Herkunftsmythos. Das junge Reich soll in Sachen Tradition und Bedeutsamkeit auf Augenhöhe mit den Nachbarn gehoben werden. Dass es ein gemeinsames Wurzelvolk aller Deutschen nie gab, was tut's? National begeisterte Fest- und Kanzelreden, Schriften und Schulbücher schmieden dem Reich eine trutzige Vergangenheit. Richard Wagners Opern liefern den Soundtrack des wilhelminischen Germanenkults, Künstler malen, Architekten bauen und Schriftsteller beschwören ihn.

MUSIK aus

ERZÄHLER

Hörnerhelme, Speere, wagalaweia, hoiotoho - das ließe sich wegschmunzeln, wäre da nicht …

ERZÄHLERIN

… die Verknüpfung des Germanenglaubens mit rassistischem Gedankengut. Erste Versuche, Menschen anhand ihrer Hautfarbe, Schädel- und Ohrenformen in angeblich unterschiedlich wertvolle Rassen zu gliedern, unternimmt die Frühaufklärung. Mitte des 19. Jahrhunderts sind diese Vorstellungen im Bürgertum fest verankert. Menschen werden nun nicht mehr nach ihrer Religion, ihrem Stand, ihrer Herkunft unterschieden, sondern nach ihrem vermeintlich rassischen Potenzial. Das bleibt nicht folgenlos.

ERZÄHLER

Zwischen 1853 und 1855 legt der Franzose Joseph Arthur de Gobineau ein Werk vor, das die Menschheitsgeschichte als Kampf ungleicher Rassen darstellt.

ZITATOR

Essai sur l'inégalité des races humaines - Versuch über die Ungleichheit der Menschenrassen

ERZÄHLERIN

Rasse ist für Gobineau der Schlüssel des Geschichtsverständnisses. Kultur- und zivilisationsschaffend ist für ihn jedoch nur die weiße, arische Rasse, der auch Griechen, Römer und Germanen angehören. Degeneration sei unvermeidlich gewesen, sobald sich arisches Blut mit dem gelber und schwarzer Rassen vermischt habe.

Einzig die Germanen hätten ihr Blut bislang rein bewahrt.

ERZÄHLER

Solche Theorien liebt der politische Zeitgeist! Dem Kolonialismus verschaffen sie die Rechtfertigung für Raub und Unterdrückung; dem deutschen Nationalismus verleihen sie mächtigen Aufwind.

ERZÄHLERIN

Noch für die Generation, der Schiller und Goethe angehören, ist der Nationalstaat eine befremdliche Vorstellung, die das Dichtergespann spöttisch verwirft:

ZITATOR/IN

Zur Nation euch zu bilden, ihr hoffet es, Deutsche, vergebens.

Bildet, ihr könnt es, dafür freier als Menschen euch aus.

ERZÄHLER

Doch mit den napoleonischen Kriegen, dem Untergang des Alten Reichs und den Befreiungskämpfen wird der Ruf nach einem wehrhaften Nationalstaat immer lauter. Obwohl die Einheitsbewegung antifranzösisch geprägt ist, bleibt die nationale Idee zunächst vorwiegend bürgerlich-liberal und demokratisch grundiert. Erst im Letzten Viertel des Jahrhunderts erfährt der Nationalismus eine militant-aggressive, im Kern rassistische Übersteigerung.

ERZÄHLERIN

Aber was löst diese unheilvolle Wendung aus?

MUSIK „Paraphrasen“ – R0016380W03 (0:20)

ERZÄHLER

Eine fatale Weiche stellt die Finanzkrise der 1870er Jahre. Der gemeinsame Sieg, das neue Kaiserreich, fünf Reparationsmilliarden aus Frankreich, all das löst einen überhitzten Gründerboom aus: Tausende neuer Aktiengesellschaften und kreditfinanzierter Unternehmen entstehen, die Kurse steigen, die Umsätze explodieren, alles auf Pump, was kostet die Welt? Im Sommer 1873 ist die Party zu Ende. Erst kollabiert der österreichische Kapitalmarkt, dann wackelt die Berliner Börse. Angst geht um, Geld wird knapp und teuer. Mit dem Konsum sinkt die Produktion, Entlassungen und Lohnkürzungen folgen, Firmen gehen Pleite, zahllose Haushalte sind überschuldet, Offenbarungseide, Selbstmorde, Tragödien häufen sich. MUSIK „Paraphrasen“ – R0016380W03 (0:22)

ERZÄHLERIN

Wie konnte es so weit kommen?

ZITATOR

"Die Juden sind unser Unglück!"

ERZÄHLER

Davon ist nicht nur der Geschichtsprofessor Heinrich von Treitschke überzeugt, diese Ansicht teilen jetzt immer mehr Wutbürger des Kaiserreichs. Antisemitismus gibt es in Deutschland seit Jahrhunderten. Doch was nun passiert, entfesselt rasenden Hass und hysterische Schuldzuweisungen. Den Anfang machen akademische Hetzer wie Treitschke oder der Orientalist Paul de Lagarde.

Beide verschmelzen antisemitische Affekte, Krisenängste, Germanenmystik und Rassentheorie. In ihrem Gefolge entsteht ab den 80er-Jahren des 19. Jahrhunderts eine Weltanschauung, die den Volksbegriff grundlegend neu interpretiert - unter Berufung auf Darwins Evolutionstheorie und die Vererbungslehren anderer Forscher. Was diese Sichtweise so folgenschwer macht, erläutert der Historiker Jörn Retterath vom Institut für Zeitgeschichte München:

01 O-Ton Retterath 1

Jetzt kommt hinzu, dass mit den Erkenntnissen der Biologie, mit dem aufkommenden Rassismus, dieses „Volk“ zunehmend biologistisch, rassistisch gedeutet wird. Rassen- und Erblehre sind Anknüpfungspunkte an wissenschaftliche Erkenntnisse, die radikal weitergedacht werden im Sinne einer biologischen Konstruktion von Volk und Nation.

ERZÄHLERIN

Volk meint jetzt zunehmend Blutgemeinschaft. Weil im Blut die Geistesart, das Wesen und die uralte, ewige Volkseele der Rasse angelegt sei, erzwinge es eine arteigene Organisation des „Volkskörpers“. Diesem zugleich mystischen und konkreten Volk gehört man nicht per Rechtsakt, sondern durch Abstammung an. Werde dieses Bluterbe geschwächt, sei das Verderben des ganzen Volks unausweichlich.

MUSIK „Paraphrasen“ – R0016380W03 (0:22)

ERZÄHLER

Genau das geschehe seit Jahrtausenden, behaupten rassistische Pamphlete: Blutfremde Aggressoren würden das Mark des deutschen Volks zersetzen und seine Vernichtung planen.

ZITATOR

"Die Juden sind unser Unglück!"

ERZÄHLERIN

Als blutfremd gelten alle Strömungen der Moderne: Demokratie, Sozialismus, Frauen- und Juden-Emanzipation. All diese vermeintlich undeutschen Tendenzen haben für antisemitische Meinungsmacher nur ein Ziel: die Vernichtung der Volksseele durch einen kalten hebräischen Intellektualismus, artfremde Glaubensformen und den Kult des Hässlichen in der Kunst.

ERZÄHLER

Rettung liegt für die selbsternannten Bewahrer eines wahrhaft germanischen Volkstums allein im Arteigenen: Deutsche Kunst, Deutsche Wissenschaft, Deutsche Politik, Deutsche Bildung, Deutsches Christentum!

ZITATOR

Zurück zu den heidnischen Germanen durch Reinigung des Volkskörpers von artfremden Menschen und eine Reinigung der Volksseele von artfremder Religion und Kultur…

ERZÄHLERIN

…fordert um 1900 der völkische Autor Julius Langbehn und ist damit nicht allein. Die Jahrhundertwende bringt ein unüberschaubares Gefilz von Gruppierungen hervor, die sich als völkisch begreifen und bezeichnen. Die meisten sind kurzlebig, agieren sektenhaft, befehden und spalten sich oder fusionieren.

Manche erneuern die Religion, manche nur Kleidung und Kost. Einige verehren Freyja und Wodan, einige wollen Jesus arisieren, andere streben zurück zur gesunden Lebensweise der Ahnen und gründen völkische Siedlungen. Alles, um die germanische Seele aus ihrer zweitausendjährigen Knechtschaft zu lösen.

ERZÄHLER

Obwohl sie durch Fluten von Zeitschriften, Broschüren, Flugblättern lautstark auf sich aufmerksam machen, eine Massenbewegung sind die Völkischen nicht. Ihr harter Kern wird auf gut 10.000 Aktivisten und etliche zehntausend Anhänger geschätzt. Aber die Strömung ist hoch aktiv, im protestantischen Bürgertum fest verankert und hat ein missionarisches Sendungsbewusstsein.

ERZÄHLERIN

So widersprüchlich und zersplittert die Streubewegung auch ist, eine Grundüberzeugung teilen alle Gruppen: eine rassistische Volksidee als Kern einer alarmistischen Kultur- und Gesellschaftsanalyse. Die Erzählung vom genetisch angegriffenen Volk liefert Erklärungen und Begründungszusammenhänge für die Krisen und Zerfallssymptome der Gegenwart. Plötzlich scheint diesen Gruppen eine unverständlich gewordene Welt klar durchschaubar, plötzlich macht alles Sinn. Solche völkisch-antisemitischen Deutungsmuster machen das Chaos der Moderne vordergründig beherrschbar, meint Jörg Retterath.

02 O-TON RETTERATH 2

Die Juden werden schon seit dem Mittelalter immer wieder dann zu Sündenböcken gemacht, wenn es zu Krisen kommt, zu gesellschaftlichen Krisen. Und das ist im 19. Jahrhundert nicht anders. Juden werden verantwortlich gemacht für die Wirtschaftskrisen.

Dahinter ist auch schon im 19. Jahrhundert eine Verschwörungstheorie zu sehen. Man stellt sich vor, dass die Juden überall dahinterstecken, dass die Juden die Arier, das deutsche Volk, übermannen wollen.

ERZÄHLER

Um die Jahrhundertwende holen die Völkischen aus zum Rundumschlag gegen den "demokratisierenden, nivellierenden Ungeist des Jahrhunderts", wie sie es nennen. Sie stürmen gegen alles, was der bürgerlichen Kultur das Behagliche und Vertraute austreibt.

ZITATOR

Die janze Richtung passt uns nicht.

ERZÄHLERIN

….poltert Berlins Polizeipräsident Bernhard von Richthofen. Der Kaiser pflichtet bei, das Bürgertum applaudiert.

03 O-TON RETTERATH 3

Diese völkische Bewegung ist eine Bewegung, die sich gegen die Moderne richtet. Es ist eine Rückbesinnung auf das Volk, geht einher mit einer Abschottung, mit einer Abgrenzung und vor allem auch mit einer Unzufriedenheit mit dem Status quo.

ERZÄHLER

…sagt Jörn Retterath vom Institut für Zeitgeschichte München.

ERZÄHLERIN

Aus der Menge völkischer Organisationen ragen zwei etwa zeitgleiche Gründungen hervor.

1894 ruft der Journalist Friedrich Lange in Berlin den "Deutschbund" ins Leben, eine entschieden rassistische, vehement antisemitische, antidemokratische und sozialistenfeindliche Bewegung, die rasch Ableger sät. Das Aggressionspotential der Gruppe entlarvt ein Plan, der bereits vor dem Ersten Weltkrieg fordert, was im NS-Staat grausame Wirklichkeit wird: Rassenzucht und Rassensäuberung.

ERZÄHLER

Die weitaus größte, lauteste und wirksamste völkische Gruppierung des Kaiserreichs ist der 1891 in Berlin gegründete Alldeutsche Verband. Mit dem Kampfruf "Deutschland den Deutschen“ blasen die Radikalnationalisten zur Abwehr der vorgeblichen "jüdischen Gefahr", fordern ein Verbot jüdischer Zuwanderung und den Ausschluss ansässiger Juden von Ämtern und Bürgerrechten. Trotz ihrer zeitweise 50.000 Mitglieder bleiben die Alldeutschen ein elitärer Honoratiorenbund, aber sie nehmen starken Einfluss auf öffentliche Meinungsbildner und politische Entscheidungsträger.

ERZÄHLERIN

Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts ist die völkische Bewegung vor allem in protestantischen, früh industrialisierten Reichsgebieten aktiv, in den mehrheitlich katholisch und agrarisch geprägten Regionen gewinnt sie zunächst kaum Boden. Das gilt auch für Bayern. Obwohl die Alldeutschen hier bereits vor der Jahrhundertwende vier Ortsgruppen gründen, bleiben sie ein städtisches Phänomen und sind auf dem Land lange als kriegstreibende Stänkerer verschrien.

ERZÄHLER

Trotzdem ist judenfeindliches Denken auch im Königreich verbreitet. Ende 1891 entsteht in München als erste antisemitische politische Gruppierung der "Deutsch-Soziale Verein“, der sich zwei Jahre später "Antisemitische Volkspartei" nennt. In Franken versucht der "Deutsch-soziale Reform-Verein Nürnberg" judenfeindliche Händler und Handwerker anzusprechen. Noch aber sind die Völkischen in Bayern und vor allem in München eine Randerscheinung, wie Jörg Retterath erklärt:

04 O-TON RETTERATH 4

München ist eine stark katholisch geprägte Stadt, es gibt eine starke Sozialdemokratie, es gibt eine Frauenbewegung, es gibt liberales Denken, das ist wesentlich heterogener als wir vielleicht annehmen können.

MUSIK „Isarmärchen“ CD780000 008 (0:55)

ERZÄHLERIN

Um die Jahrhundertwende gibt sich die Kunstmetropole gemütlich und "leschär". Die Biergärten sind voll, die Ausstellungen üppig, die Konzerte schwungvoll. Der Prinzregent lächelt, Maler- und Dichterfürsten halten Hof, das Bürgertum flaniert und die Avantgardisten der Schwabinger Bohème proben die Zukunft. „Schwabing ist kein Ort, sondern ein Zustand“, …meint die Szene-Literatin Franziska Gräfin zu Reventlow, die sich im Sommer gern nackt in der Isar vergnügt.

ERZÄHLER

Die guade oide Zeit! Doch unter dem weißblauen Honoratiorenhimmel gärt es.

Die Industrialisierung krempelt das Agrarland um, München lockt mit Arbeitsplätzen und verdoppelt zwischen 1883 und 1901 seine Einwohnerzahl von 250.000 auf 500.000 Menschen. In schäbigen Mietskasernen haust dicht gepackt das Elend, der Geldadel residiert in immer prächtigeren Villen. Das soziale Gefüge des Königreichs zerfällt, der Ton wird rauer. 1906 gibt es den ersten Toten bei Arbeiterunruhen.

ERZÄHLERIN

Selbst im sorglosen Schwabing wachsen Spannungen und Gegensätze: Viele Literaten radikalisieren sich ultralinks, gleichzeitig schwadronieren rechtselitäre Caféhaus-Philosophen von Germanentum und jüdischer Verschwörung.

MUSIK „Defiliermarsch“ – Z9366578002 – (0:22)

ERZÄHLER

Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs vereint die Bayern ein letztes Mal. Am ersten Mobilmachungstag, dem 2. August 1914, jubeln euphorische Massen vor der Münchner Feldherrnhalle. Die Ernüchterung kommt schnell: An den Fronten beginnt das große Sterben, die Heimat leidet unter der von Berlin gesteuerten Kriegswirtschaft. Während Arbeiter und Bauern zunehmend kriegsmüde werden. geben Weltmachtsfantasten aus Adel und Bürgertum schneidige Durchhalteparolen aus.

ATMO: MASSENDEMO

ERZÄHLERIN

Im Herbst 1918 ist der Krieg verloren, rollen Wellen des Aufruhrs durch Deutschland. Demokratie! Frieden! Jetzt! – fordern Demonstranten auch in Bayern. Eine Parlamentsreform soll den Druck aus dem Kessel nehmen. Aber zu spät, mit einer unblutigen Revolution reißt der Linkssozialist Kurt Eisner am 7. November die Macht an sich. Bayern wird Republik, die Monarchie gibt kampflos auf.

ERZÄHLER

Eisners Coup versetzt die bürgerlichen Kreise in Schockstarre. Damit haben sie nicht gerechnet.

ERZÄHLERIN

Als eine der ersten Rechtsgruppierungen erwacht die im August 1918 vom Okkultisten Rudolf von Sobottendorf gegründete völkisch-antisemitische Thule-Gesellschaft aus der nachrevolutionären Betäubung. Der militante Orden erklärt der Eisner-Republik den Krieg, er betreibt Propaganda, späht linke Organisationen aus und beteiligt sich an der Gründung paramilitärischer Freikorps.

MUSIK 7: STRAWINSKY, GESCHICHTE VOM SOLDATEN, TANZ DES TEUFELS

ERZÄHLER

Ministerpräsident Eisner, der Sohn eines jüdischen Fabrikanten, gerät unter Druck. Linksradikale Anhänger des Rätesystems und Befürworter der parlamentarischen Demokratie wollen ihre politische Organisationsform durchsetzen. Eisner entscheidet sich für Parlamentswahlen. Am 12. Januar 1919 ist seine USPD der große Verlierer, er entschließt sich zum Rücktritt.

Auf dem Weg in den Landtag wird er am 21. Februar von Anton Graf von Arco-Valley erschossen, einem Antisemiten aus dem Dunstkreis der Thule-Gesellschaft.

ATMO: SCHUSS, UNRUHE, STIMMENGEWIRR

ERZÄHLERIN

Eisners Tod hinterlässt ein Machtvakuum. Anarchisten um die Schriftsteller Ernst Toller und Erich Mühsam nutzen die Umstände und rufen am 6. April eine "Räterepublik der Dichter" ins Leben. Nach nur einer Woche werden sie von Kommunisten verdrängt. Angeführt von Eugen Leviné, einem in St. Petersburg geborenen Juden, stellen die neuen Machthaber eine Rote Armee auf und versetzen das Münchner Bürgertum mit willkürlichen Verhaftungen, Hausdurchsuchungen, Plünderungen, Enteignungen und Geiselnahmen in Angst und Schrecken.

MUSIK 8: FREIKORPSLIED, STROPHE 2, IN MÜNCHEN ANARCHIE

ERZÄHLER

Levinés Räterepublik ist chancenlos. Bald erobern Freikorps und Reichswehrtruppen die bayerische Hauptstadt. Dem blutigen Terror der Sieger fallen in den ersten Maitagen Hunderte Menschen zum Opfer.

SPRECHERIN

Das ist die Stunde der Völkischen! Sie entfesseln einen Propagandasturm gegen Juden und Linke. Umstürzler wie Eisner, Mühsam, Leviné hätten Bayern verraten - jetzt müsse aufgeräumt werden!

ERZÄHLER

Die Tiraden finden fruchtbaren Boden. Kriegsniederlage, Revolution, und Zwangsmaßnahmen der Roten haben das Bürgertum erbarmungslos gemacht. Eine unverhohlen rechtslastige Justiz verurteilt mehr als 2.000 Frauen und Männer, die revolutionärer Umtriebe beschuldigt werden, zu Haftstrafen. Standgerichte verhängen Todesurteile. Gräueltaten der weißen Truppen bleiben dagegen ungesühnt. sie werden als Retter der Ordnung gefeiert.

05 O-TON RETTERATH 5

Diese Angst im Bürgertum vor dem Kommunismus ist etwas, was vielen in den Knochen steckt und was nun von Seiten der Völkischen für ihre Zwecke verwendet wird.

ERZÄHLERIN

Waren die Völkischen vor der Revolution kaum breitenwirksam, laufen ihnen nun die Anhänger in Scharen zu: gewaltbereite Ex-Soldaten, zornige Intellektuelle, unzufriedene Beamte und Angestellte, Arbeitslose. Jetzt ist auch Schluss mit dem reinen Theoretisieren, jetzt wird gehandelt – auch mit der Waffe in der Hand. Völkische sickern in Freikorps, Kampfbünde und Einwohnerwehren ein.

ERZÄHLER

Nach dem Ende der Räterepublik rückt Bayern immer weiter nach rechts. Ministerpräsident Gustav von Kahr ruft 1920 die „Ordnungszelle“ aus und hat keine Skrupel, mit rechten Milizen zusammenzuarbeiten. ((Die von der - eigentlich prodemokratischen - Bayerischen Volkspartei getragenen Staatsregierungen schaffen in den frühen 20er Jahren aus purer Kommunismusangst ein Klima, in dem völkische Bünde gedeihen. Rechtsradikale aus ganz Deutschland, darunter die Mordkommandos der „Organisation Consul“, entdecken München als Aufmarschraum und werden vom Polizeipräsidenten Ernst Pöhner, einem Alldeutschen, gedeckt. ))

ERZÄHLERIN

Die zunächst bedeutendste ultrarechte Organisation ist der Deutschvölkische Schutz- und Trutzbund. 1919 in Bamberg gegründet, schürt er mit antisemitischen Massenauftritten den Kampf gegen Juden und Republik. Unter dem Hakenkreuz als Vereinsabzeichen sammelt der Bund anfangs der 1920er Jahre rund 180.000 Mitglieder.

ERZÄHLER

Zum neuen, bald unumstrittenen Star der völkischen Bewegung steigt jedoch die NSDAP auf. Adolf Hitler, Vorsitzender seit 1920, versteht es, den Nationalsozialismus als einzig aussichtsreiche Organisation der radikalen Rechten zu etablieren. Mit Erfolg: Ab Mitte der 1920er Jahre ordnen sich die völkischen Gruppierungen nach und nach den Nationalsozialisten unter.

06 O-TON RETTERATH 6

Die NSDAP ist entscheidend dafür, dass aus dieser zersplitterten völkischen Bewegung eine einheitliche, politische Kraft wird. Die NSDAP ist die erfolgreichste Partei innerhalb dieses völkischen Spektrums und dadurch, dass sie zu einer Massenbewegung wird, ist diese Partei sehr schlagkräftig.

ERZÄHLERIN

Völkisches Denken ist die Essenz des Nationalsozialismus, sein rassistischer Marken- und Wesenskern: Führerkult, Judenhass, Nationalismus, die Heiligung der Volksgemeinschaft, alles lag bereit. Hitler musste nur zugreifen, um die Apokalypse zu entfesseln.

ERZÄHLER

70 Millionen Tote, Zerstörung, Elend, Narben bis heute. Was Hitler an die Macht brachte, erzählt Brechts Parabel vom "Aufstieg des Arturo Ui". Sie schließt mit einer noch immer und schon wieder aktuellen Warnung an die Nachgeborenen:

ZITATOR/IN

So was hätt' einmal fast die Welt regiert!

Die Völker wurden seiner Herr, jedoch

Dass keiner uns zu früh da triumphiert –

Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.

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Autor/in dieser Folge: Simon Demmelhuber, Volker Eklkofer
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ATMO: HOCHRUFE, KAISERHYMNE

MUSIK: „Heil Dir im Siegeskranz“ - C1002080 005 (0:35)

ZITATOR

An das deutsche Volk!

ATMO: HOCHRUFE, KAISERHYMNE

Nachdem die Deutschen Fürsten und freien Städte den Ruf an Uns gerichtet haben, mit Herstellung des Deutschen Reiches die seit mehr denn 60 Jahren ruhende Deutsche Kaiserwürde zu erneuern, bekunden wir hiermit, diesem Rufe Folge zu leisten.

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Am 18. Januar 1871 wird Wilhelm I. deutscher Kaiser, die Nation ist geeint.

ATMO: HOCHRUFE

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Ein Reich haben sie jetzt, die Deutschen. Aber ein deutsches Volk, sind sie das wirklich? Oder doch nur 25 deutsche Staaten, die ihr Zweckbündnis imperial aufdonnern?

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National empfinden die wenigsten der 41 Millionen Reichsbürger. Man ist Untertan eines souveränen Landesherrn, denkt und fühlt regional. Das deutsche Volk? - Muss seine Reichsidentität erst finden.

ERZÄHLER

Dazu braucht es gemeinsames Erinnern und Erzählen. Ohne ein stets neu inszeniertes kollektives Kulturgedächtnis gibt es kein Nationalbewusstsein.

MUSIK „Forgive me“ Z8009312 118 (0:30)

und

MUSIK „Thannhäuser“ - SC 020840205 (1:00)

ERZÄHLERIN

Die Suche nach dem Eigenen und Einenden deutscher Identität führt zu den Germanen. Schon die Humanisten hatten die historisch schwer fassbaren Stämme als deutsches Urvolk reklamiert, wobei sie sich auf die Germania des Tacitus beriefen. Zur Zeit der Aufklärung gilt die Vorstellung einer gemeinsamen germanischen Wurzel deutscher und nordischer Völker als ausgemacht; im 19. Jahrhundert schießt sie heftig ins Kraut. Nun weben Germanenkundler aus nordischen Sagen und Göttergeschichten, aus Grabungs- und Textfunden einen Herkunftsmythos. Das junge Reich soll in Sachen Tradition und Bedeutsamkeit auf Augenhöhe mit den Nachbarn gehoben werden. Dass es ein gemeinsames Wurzelvolk aller Deutschen nie gab, was tut's? National begeisterte Fest- und Kanzelreden, Schriften und Schulbücher schmieden dem Reich eine trutzige Vergangenheit. Richard Wagners Opern liefern den Soundtrack des wilhelminischen Germanenkults, Künstler malen, Architekten bauen und Schriftsteller beschwören ihn.

MUSIK aus

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Hörnerhelme, Speere, wagalaweia, hoiotoho - das ließe sich wegschmunzeln, wäre da nicht …

ERZÄHLERIN

… die Verknüpfung des Germanenglaubens mit rassistischem Gedankengut. Erste Versuche, Menschen anhand ihrer Hautfarbe, Schädel- und Ohrenformen in angeblich unterschiedlich wertvolle Rassen zu gliedern, unternimmt die Frühaufklärung. Mitte des 19. Jahrhunderts sind diese Vorstellungen im Bürgertum fest verankert. Menschen werden nun nicht mehr nach ihrer Religion, ihrem Stand, ihrer Herkunft unterschieden, sondern nach ihrem vermeintlich rassischen Potenzial. Das bleibt nicht folgenlos.

ERZÄHLER

Zwischen 1853 und 1855 legt der Franzose Joseph Arthur de Gobineau ein Werk vor, das die Menschheitsgeschichte als Kampf ungleicher Rassen darstellt.

ZITATOR

Essai sur l'inégalité des races humaines - Versuch über die Ungleichheit der Menschenrassen

ERZÄHLERIN

Rasse ist für Gobineau der Schlüssel des Geschichtsverständnisses. Kultur- und zivilisationsschaffend ist für ihn jedoch nur die weiße, arische Rasse, der auch Griechen, Römer und Germanen angehören. Degeneration sei unvermeidlich gewesen, sobald sich arisches Blut mit dem gelber und schwarzer Rassen vermischt habe.

Einzig die Germanen hätten ihr Blut bislang rein bewahrt.

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Solche Theorien liebt der politische Zeitgeist! Dem Kolonialismus verschaffen sie die Rechtfertigung für Raub und Unterdrückung; dem deutschen Nationalismus verleihen sie mächtigen Aufwind.

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Noch für die Generation, der Schiller und Goethe angehören, ist der Nationalstaat eine befremdliche Vorstellung, die das Dichtergespann spöttisch verwirft:

ZITATOR/IN

Zur Nation euch zu bilden, ihr hoffet es, Deutsche, vergebens.

Bildet, ihr könnt es, dafür freier als Menschen euch aus.

ERZÄHLER

Doch mit den napoleonischen Kriegen, dem Untergang des Alten Reichs und den Befreiungskämpfen wird der Ruf nach einem wehrhaften Nationalstaat immer lauter. Obwohl die Einheitsbewegung antifranzösisch geprägt ist, bleibt die nationale Idee zunächst vorwiegend bürgerlich-liberal und demokratisch grundiert. Erst im Letzten Viertel des Jahrhunderts erfährt der Nationalismus eine militant-aggressive, im Kern rassistische Übersteigerung.

ERZÄHLERIN

Aber was löst diese unheilvolle Wendung aus?

MUSIK „Paraphrasen“ – R0016380W03 (0:20)

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Eine fatale Weiche stellt die Finanzkrise der 1870er Jahre. Der gemeinsame Sieg, das neue Kaiserreich, fünf Reparationsmilliarden aus Frankreich, all das löst einen überhitzten Gründerboom aus: Tausende neuer Aktiengesellschaften und kreditfinanzierter Unternehmen entstehen, die Kurse steigen, die Umsätze explodieren, alles auf Pump, was kostet die Welt? Im Sommer 1873 ist die Party zu Ende. Erst kollabiert der österreichische Kapitalmarkt, dann wackelt die Berliner Börse. Angst geht um, Geld wird knapp und teuer. Mit dem Konsum sinkt die Produktion, Entlassungen und Lohnkürzungen folgen, Firmen gehen Pleite, zahllose Haushalte sind überschuldet, Offenbarungseide, Selbstmorde, Tragödien häufen sich. MUSIK „Paraphrasen“ – R0016380W03 (0:22)

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Wie konnte es so weit kommen?

ZITATOR

"Die Juden sind unser Unglück!"

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Davon ist nicht nur der Geschichtsprofessor Heinrich von Treitschke überzeugt, diese Ansicht teilen jetzt immer mehr Wutbürger des Kaiserreichs. Antisemitismus gibt es in Deutschland seit Jahrhunderten. Doch was nun passiert, entfesselt rasenden Hass und hysterische Schuldzuweisungen. Den Anfang machen akademische Hetzer wie Treitschke oder der Orientalist Paul de Lagarde.

Beide verschmelzen antisemitische Affekte, Krisenängste, Germanenmystik und Rassentheorie. In ihrem Gefolge entsteht ab den 80er-Jahren des 19. Jahrhunderts eine Weltanschauung, die den Volksbegriff grundlegend neu interpretiert - unter Berufung auf Darwins Evolutionstheorie und die Vererbungslehren anderer Forscher. Was diese Sichtweise so folgenschwer macht, erläutert der Historiker Jörn Retterath vom Institut für Zeitgeschichte München:

01 O-Ton Retterath 1

Jetzt kommt hinzu, dass mit den Erkenntnissen der Biologie, mit dem aufkommenden Rassismus, dieses „Volk“ zunehmend biologistisch, rassistisch gedeutet wird. Rassen- und Erblehre sind Anknüpfungspunkte an wissenschaftliche Erkenntnisse, die radikal weitergedacht werden im Sinne einer biologischen Konstruktion von Volk und Nation.

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Volk meint jetzt zunehmend Blutgemeinschaft. Weil im Blut die Geistesart, das Wesen und die uralte, ewige Volkseele der Rasse angelegt sei, erzwinge es eine arteigene Organisation des „Volkskörpers“. Diesem zugleich mystischen und konkreten Volk gehört man nicht per Rechtsakt, sondern durch Abstammung an. Werde dieses Bluterbe geschwächt, sei das Verderben des ganzen Volks unausweichlich.

MUSIK „Paraphrasen“ – R0016380W03 (0:22)

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Genau das geschehe seit Jahrtausenden, behaupten rassistische Pamphlete: Blutfremde Aggressoren würden das Mark des deutschen Volks zersetzen und seine Vernichtung planen.

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"Die Juden sind unser Unglück!"

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Als blutfremd gelten alle Strömungen der Moderne: Demokratie, Sozialismus, Frauen- und Juden-Emanzipation. All diese vermeintlich undeutschen Tendenzen haben für antisemitische Meinungsmacher nur ein Ziel: die Vernichtung der Volksseele durch einen kalten hebräischen Intellektualismus, artfremde Glaubensformen und den Kult des Hässlichen in der Kunst.

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Rettung liegt für die selbsternannten Bewahrer eines wahrhaft germanischen Volkstums allein im Arteigenen: Deutsche Kunst, Deutsche Wissenschaft, Deutsche Politik, Deutsche Bildung, Deutsches Christentum!

ZITATOR

Zurück zu den heidnischen Germanen durch Reinigung des Volkskörpers von artfremden Menschen und eine Reinigung der Volksseele von artfremder Religion und Kultur…

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…fordert um 1900 der völkische Autor Julius Langbehn und ist damit nicht allein. Die Jahrhundertwende bringt ein unüberschaubares Gefilz von Gruppierungen hervor, die sich als völkisch begreifen und bezeichnen. Die meisten sind kurzlebig, agieren sektenhaft, befehden und spalten sich oder fusionieren.

Manche erneuern die Religion, manche nur Kleidung und Kost. Einige verehren Freyja und Wodan, einige wollen Jesus arisieren, andere streben zurück zur gesunden Lebensweise der Ahnen und gründen völkische Siedlungen. Alles, um die germanische Seele aus ihrer zweitausendjährigen Knechtschaft zu lösen.

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Obwohl sie durch Fluten von Zeitschriften, Broschüren, Flugblättern lautstark auf sich aufmerksam machen, eine Massenbewegung sind die Völkischen nicht. Ihr harter Kern wird auf gut 10.000 Aktivisten und etliche zehntausend Anhänger geschätzt. Aber die Strömung ist hoch aktiv, im protestantischen Bürgertum fest verankert und hat ein missionarisches Sendungsbewusstsein.

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So widersprüchlich und zersplittert die Streubewegung auch ist, eine Grundüberzeugung teilen alle Gruppen: eine rassistische Volksidee als Kern einer alarmistischen Kultur- und Gesellschaftsanalyse. Die Erzählung vom genetisch angegriffenen Volk liefert Erklärungen und Begründungszusammenhänge für die Krisen und Zerfallssymptome der Gegenwart. Plötzlich scheint diesen Gruppen eine unverständlich gewordene Welt klar durchschaubar, plötzlich macht alles Sinn. Solche völkisch-antisemitischen Deutungsmuster machen das Chaos der Moderne vordergründig beherrschbar, meint Jörg Retterath.

02 O-TON RETTERATH 2

Die Juden werden schon seit dem Mittelalter immer wieder dann zu Sündenböcken gemacht, wenn es zu Krisen kommt, zu gesellschaftlichen Krisen. Und das ist im 19. Jahrhundert nicht anders. Juden werden verantwortlich gemacht für die Wirtschaftskrisen.

Dahinter ist auch schon im 19. Jahrhundert eine Verschwörungstheorie zu sehen. Man stellt sich vor, dass die Juden überall dahinterstecken, dass die Juden die Arier, das deutsche Volk, übermannen wollen.

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Um die Jahrhundertwende holen die Völkischen aus zum Rundumschlag gegen den "demokratisierenden, nivellierenden Ungeist des Jahrhunderts", wie sie es nennen. Sie stürmen gegen alles, was der bürgerlichen Kultur das Behagliche und Vertraute austreibt.

ZITATOR

Die janze Richtung passt uns nicht.

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….poltert Berlins Polizeipräsident Bernhard von Richthofen. Der Kaiser pflichtet bei, das Bürgertum applaudiert.

03 O-TON RETTERATH 3

Diese völkische Bewegung ist eine Bewegung, die sich gegen die Moderne richtet. Es ist eine Rückbesinnung auf das Volk, geht einher mit einer Abschottung, mit einer Abgrenzung und vor allem auch mit einer Unzufriedenheit mit dem Status quo.

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…sagt Jörn Retterath vom Institut für Zeitgeschichte München.

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Aus der Menge völkischer Organisationen ragen zwei etwa zeitgleiche Gründungen hervor.

1894 ruft der Journalist Friedrich Lange in Berlin den "Deutschbund" ins Leben, eine entschieden rassistische, vehement antisemitische, antidemokratische und sozialistenfeindliche Bewegung, die rasch Ableger sät. Das Aggressionspotential der Gruppe entlarvt ein Plan, der bereits vor dem Ersten Weltkrieg fordert, was im NS-Staat grausame Wirklichkeit wird: Rassenzucht und Rassensäuberung.

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Die weitaus größte, lauteste und wirksamste völkische Gruppierung des Kaiserreichs ist der 1891 in Berlin gegründete Alldeutsche Verband. Mit dem Kampfruf "Deutschland den Deutschen“ blasen die Radikalnationalisten zur Abwehr der vorgeblichen "jüdischen Gefahr", fordern ein Verbot jüdischer Zuwanderung und den Ausschluss ansässiger Juden von Ämtern und Bürgerrechten. Trotz ihrer zeitweise 50.000 Mitglieder bleiben die Alldeutschen ein elitärer Honoratiorenbund, aber sie nehmen starken Einfluss auf öffentliche Meinungsbildner und politische Entscheidungsträger.

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Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts ist die völkische Bewegung vor allem in protestantischen, früh industrialisierten Reichsgebieten aktiv, in den mehrheitlich katholisch und agrarisch geprägten Regionen gewinnt sie zunächst kaum Boden. Das gilt auch für Bayern. Obwohl die Alldeutschen hier bereits vor der Jahrhundertwende vier Ortsgruppen gründen, bleiben sie ein städtisches Phänomen und sind auf dem Land lange als kriegstreibende Stänkerer verschrien.

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Trotzdem ist judenfeindliches Denken auch im Königreich verbreitet. Ende 1891 entsteht in München als erste antisemitische politische Gruppierung der "Deutsch-Soziale Verein“, der sich zwei Jahre später "Antisemitische Volkspartei" nennt. In Franken versucht der "Deutsch-soziale Reform-Verein Nürnberg" judenfeindliche Händler und Handwerker anzusprechen. Noch aber sind die Völkischen in Bayern und vor allem in München eine Randerscheinung, wie Jörg Retterath erklärt:

04 O-TON RETTERATH 4

München ist eine stark katholisch geprägte Stadt, es gibt eine starke Sozialdemokratie, es gibt eine Frauenbewegung, es gibt liberales Denken, das ist wesentlich heterogener als wir vielleicht annehmen können.

MUSIK „Isarmärchen“ CD780000 008 (0:55)

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Um die Jahrhundertwende gibt sich die Kunstmetropole gemütlich und "leschär". Die Biergärten sind voll, die Ausstellungen üppig, die Konzerte schwungvoll. Der Prinzregent lächelt, Maler- und Dichterfürsten halten Hof, das Bürgertum flaniert und die Avantgardisten der Schwabinger Bohème proben die Zukunft. „Schwabing ist kein Ort, sondern ein Zustand“, …meint die Szene-Literatin Franziska Gräfin zu Reventlow, die sich im Sommer gern nackt in der Isar vergnügt.

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Die guade oide Zeit! Doch unter dem weißblauen Honoratiorenhimmel gärt es.

Die Industrialisierung krempelt das Agrarland um, München lockt mit Arbeitsplätzen und verdoppelt zwischen 1883 und 1901 seine Einwohnerzahl von 250.000 auf 500.000 Menschen. In schäbigen Mietskasernen haust dicht gepackt das Elend, der Geldadel residiert in immer prächtigeren Villen. Das soziale Gefüge des Königreichs zerfällt, der Ton wird rauer. 1906 gibt es den ersten Toten bei Arbeiterunruhen.

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Selbst im sorglosen Schwabing wachsen Spannungen und Gegensätze: Viele Literaten radikalisieren sich ultralinks, gleichzeitig schwadronieren rechtselitäre Caféhaus-Philosophen von Germanentum und jüdischer Verschwörung.

MUSIK „Defiliermarsch“ – Z9366578002 – (0:22)

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Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs vereint die Bayern ein letztes Mal. Am ersten Mobilmachungstag, dem 2. August 1914, jubeln euphorische Massen vor der Münchner Feldherrnhalle. Die Ernüchterung kommt schnell: An den Fronten beginnt das große Sterben, die Heimat leidet unter der von Berlin gesteuerten Kriegswirtschaft. Während Arbeiter und Bauern zunehmend kriegsmüde werden. geben Weltmachtsfantasten aus Adel und Bürgertum schneidige Durchhalteparolen aus.

ATMO: MASSENDEMO

ERZÄHLERIN

Im Herbst 1918 ist der Krieg verloren, rollen Wellen des Aufruhrs durch Deutschland. Demokratie! Frieden! Jetzt! – fordern Demonstranten auch in Bayern. Eine Parlamentsreform soll den Druck aus dem Kessel nehmen. Aber zu spät, mit einer unblutigen Revolution reißt der Linkssozialist Kurt Eisner am 7. November die Macht an sich. Bayern wird Republik, die Monarchie gibt kampflos auf.

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Eisners Coup versetzt die bürgerlichen Kreise in Schockstarre. Damit haben sie nicht gerechnet.

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Als eine der ersten Rechtsgruppierungen erwacht die im August 1918 vom Okkultisten Rudolf von Sobottendorf gegründete völkisch-antisemitische Thule-Gesellschaft aus der nachrevolutionären Betäubung. Der militante Orden erklärt der Eisner-Republik den Krieg, er betreibt Propaganda, späht linke Organisationen aus und beteiligt sich an der Gründung paramilitärischer Freikorps.

MUSIK 7: STRAWINSKY, GESCHICHTE VOM SOLDATEN, TANZ DES TEUFELS

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Ministerpräsident Eisner, der Sohn eines jüdischen Fabrikanten, gerät unter Druck. Linksradikale Anhänger des Rätesystems und Befürworter der parlamentarischen Demokratie wollen ihre politische Organisationsform durchsetzen. Eisner entscheidet sich für Parlamentswahlen. Am 12. Januar 1919 ist seine USPD der große Verlierer, er entschließt sich zum Rücktritt.

Auf dem Weg in den Landtag wird er am 21. Februar von Anton Graf von Arco-Valley erschossen, einem Antisemiten aus dem Dunstkreis der Thule-Gesellschaft.

ATMO: SCHUSS, UNRUHE, STIMMENGEWIRR

ERZÄHLERIN

Eisners Tod hinterlässt ein Machtvakuum. Anarchisten um die Schriftsteller Ernst Toller und Erich Mühsam nutzen die Umstände und rufen am 6. April eine "Räterepublik der Dichter" ins Leben. Nach nur einer Woche werden sie von Kommunisten verdrängt. Angeführt von Eugen Leviné, einem in St. Petersburg geborenen Juden, stellen die neuen Machthaber eine Rote Armee auf und versetzen das Münchner Bürgertum mit willkürlichen Verhaftungen, Hausdurchsuchungen, Plünderungen, Enteignungen und Geiselnahmen in Angst und Schrecken.

MUSIK 8: FREIKORPSLIED, STROPHE 2, IN MÜNCHEN ANARCHIE

ERZÄHLER

Levinés Räterepublik ist chancenlos. Bald erobern Freikorps und Reichswehrtruppen die bayerische Hauptstadt. Dem blutigen Terror der Sieger fallen in den ersten Maitagen Hunderte Menschen zum Opfer.

SPRECHERIN

Das ist die Stunde der Völkischen! Sie entfesseln einen Propagandasturm gegen Juden und Linke. Umstürzler wie Eisner, Mühsam, Leviné hätten Bayern verraten - jetzt müsse aufgeräumt werden!

ERZÄHLER

Die Tiraden finden fruchtbaren Boden. Kriegsniederlage, Revolution, und Zwangsmaßnahmen der Roten haben das Bürgertum erbarmungslos gemacht. Eine unverhohlen rechtslastige Justiz verurteilt mehr als 2.000 Frauen und Männer, die revolutionärer Umtriebe beschuldigt werden, zu Haftstrafen. Standgerichte verhängen Todesurteile. Gräueltaten der weißen Truppen bleiben dagegen ungesühnt. sie werden als Retter der Ordnung gefeiert.

05 O-TON RETTERATH 5

Diese Angst im Bürgertum vor dem Kommunismus ist etwas, was vielen in den Knochen steckt und was nun von Seiten der Völkischen für ihre Zwecke verwendet wird.

ERZÄHLERIN

Waren die Völkischen vor der Revolution kaum breitenwirksam, laufen ihnen nun die Anhänger in Scharen zu: gewaltbereite Ex-Soldaten, zornige Intellektuelle, unzufriedene Beamte und Angestellte, Arbeitslose. Jetzt ist auch Schluss mit dem reinen Theoretisieren, jetzt wird gehandelt – auch mit der Waffe in der Hand. Völkische sickern in Freikorps, Kampfbünde und Einwohnerwehren ein.

ERZÄHLER

Nach dem Ende der Räterepublik rückt Bayern immer weiter nach rechts. Ministerpräsident Gustav von Kahr ruft 1920 die „Ordnungszelle“ aus und hat keine Skrupel, mit rechten Milizen zusammenzuarbeiten. ((Die von der - eigentlich prodemokratischen - Bayerischen Volkspartei getragenen Staatsregierungen schaffen in den frühen 20er Jahren aus purer Kommunismusangst ein Klima, in dem völkische Bünde gedeihen. Rechtsradikale aus ganz Deutschland, darunter die Mordkommandos der „Organisation Consul“, entdecken München als Aufmarschraum und werden vom Polizeipräsidenten Ernst Pöhner, einem Alldeutschen, gedeckt. ))

ERZÄHLERIN

Die zunächst bedeutendste ultrarechte Organisation ist der Deutschvölkische Schutz- und Trutzbund. 1919 in Bamberg gegründet, schürt er mit antisemitischen Massenauftritten den Kampf gegen Juden und Republik. Unter dem Hakenkreuz als Vereinsabzeichen sammelt der Bund anfangs der 1920er Jahre rund 180.000 Mitglieder.

ERZÄHLER

Zum neuen, bald unumstrittenen Star der völkischen Bewegung steigt jedoch die NSDAP auf. Adolf Hitler, Vorsitzender seit 1920, versteht es, den Nationalsozialismus als einzig aussichtsreiche Organisation der radikalen Rechten zu etablieren. Mit Erfolg: Ab Mitte der 1920er Jahre ordnen sich die völkischen Gruppierungen nach und nach den Nationalsozialisten unter.

06 O-TON RETTERATH 6

Die NSDAP ist entscheidend dafür, dass aus dieser zersplitterten völkischen Bewegung eine einheitliche, politische Kraft wird. Die NSDAP ist die erfolgreichste Partei innerhalb dieses völkischen Spektrums und dadurch, dass sie zu einer Massenbewegung wird, ist diese Partei sehr schlagkräftig.

ERZÄHLERIN

Völkisches Denken ist die Essenz des Nationalsozialismus, sein rassistischer Marken- und Wesenskern: Führerkult, Judenhass, Nationalismus, die Heiligung der Volksgemeinschaft, alles lag bereit. Hitler musste nur zugreifen, um die Apokalypse zu entfesseln.

ERZÄHLER

70 Millionen Tote, Zerstörung, Elend, Narben bis heute. Was Hitler an die Macht brachte, erzählt Brechts Parabel vom "Aufstieg des Arturo Ui". Sie schließt mit einer noch immer und schon wieder aktuellen Warnung an die Nachgeborenen:

ZITATOR/IN

So was hätt' einmal fast die Welt regiert!

Die Völker wurden seiner Herr, jedoch

Dass keiner uns zu früh da triumphiert –

Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch.

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