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Sommer-Interview 2018: Uwe Vetterick über konstruktiven Journalismus, Zukunft der Zeitung und die neue Online-Strategie
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In unserem großen FLURFUNK-Podcast-Sommerinterview ist Uwe Vetterick zu Gast, der Chefredakteur der Sächsischen Zeitung.
Konstruktiver Journalismus: Funktioniert das überhaupt?
Wir sprechen über die Erfahrungen der SZ-Redaktion mit konstruktivem Journalismus und stellen fest, dass “lösungsorientierter Journalismus” wohl der passendere Begriff wäre. Uwe Vetterick erzählt von Leserinnen und Lesern, die ihre Alltagsprobleme zur Diskussion stellen, aber auch von einer gewissen Ambivalenz bei der Rezeption der lösungsorientierten Texte. Außerdem sind in unserem Gespräch Boulevardisierung, Skandalisierung und Effekthascherei ein Thema. Kann diese “neue” Art des Journalismus eine Antwort darauf sein, die Distanz zwischen Nutzern und Medien zu überbrücken?
In diesem Zusammenhang stellt sich unser Gesprächspartner der Kritik, lösungsorientierter Journalismus sei oft nicht von Werbung für bestimmte Unternehmen zu unterscheiden, Zitat Uwe Vetterick:
Es gibt verschiedene Ansätze. Der beste ist, du erkennst ein Problem, beschreibst und analysierst es und findest dann jemanden, der dieses oder ein ähnlich gelagertes Problem schon gelöst hat. Also klassisch ‘Best Practice’. Und wenn das eine Firma ist, kann man es leider nicht ändern. Es wäre auch unsinnig, das dem Leser vorzuenthalten.”
Gedruckte Zeitungen: Gibt es noch eine Zukunft?
Kaum noch sieht man Menschen, die in der Öffentlichkeit Zeitung lesen. Alle starren auf Ihre Smartphones und beziehen Informationen aus ganz unterschiedlichen Quellen. Wie kann eine regionale Tageszeitung auf diese Veränderungen reagieren? Mit welcher Online-Strategie macht das die Sächsische Zeitung?
Vetterick:
Die gedruckte Zeitung hat eine Zukunft, aber sie wird anders aussehen als heute. Sie ist sicher nicht mehr der Erstinformant, der sie früher auch im Lokalen war. Man darf uns nicht zum Maßstab machen für Leute, die im Umgebindehaus wohnen und Freude und Spaß daran haben sich jeden Tag, wenn die Zeitung kommt, einen Kaffee aufzubrühnen und sich eine halbe Stunde damit hinzusetzen und die in Ruhe zu lesen. Das ist aber für die Zukunft eine Nutzungssituation, auf die wir stärker abstellen müssen. Also für die ausgeruhten Geschichten.
Worüber wir noch hätten Sprechen können: Wie steht’s um den Nachwuchs?
Ein besonderes Thema in unserer bunten Fragen-Kategorie widmen wir jungen Journalistinnen und Journalisten. Haben die regionalen Tageszeitungen überhaupt noch Nachwuchs? Wer möchte denn noch in Zittau oder Niesky journalistisch arbeiten?
Vetterick:
Fast niemand im Alter zwischen 20 und 25 Jahren liest noch lokale Tageszeitungen. Damit wäre es sehr naiv, zu erwarten, dass jemand, der keinen Zugang zu einem Produkt hat, dann für dieses Produkt arbeiten will. Jemand, der keinen Kuchen mag, der wird nicht Bäcker oder Konditor werden. Da müssen wir etwas tun. Deshalb auch der Switch ins Digitale. Außerdem müssen wir unsere Arbeitswelten verändern: Wir müssen eine Arbeitsumgebung schaffen, die einladend ist.
Außerdem bekommen wir endlich eine Antwort auf die drängendste aller Fragen: Wie oft ruft eigentlich die Bundeskanzlerin in der Redaktion an und gibt die Themen durch?
Links:
Unser Gast: Uwe Vetterick
Über Uwe Vetterick bei Wikipedia
Konstruktiver Journalismus
Online-Strategie der Sächsischen Zeitung
Worüber wir auch hätten sprechen können
Nachwuchsprobleme im Lokalen - Medienkolumne von Ulrike Simon
89 Episoden
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In unserem großen FLURFUNK-Podcast-Sommerinterview ist Uwe Vetterick zu Gast, der Chefredakteur der Sächsischen Zeitung.
Konstruktiver Journalismus: Funktioniert das überhaupt?
Wir sprechen über die Erfahrungen der SZ-Redaktion mit konstruktivem Journalismus und stellen fest, dass “lösungsorientierter Journalismus” wohl der passendere Begriff wäre. Uwe Vetterick erzählt von Leserinnen und Lesern, die ihre Alltagsprobleme zur Diskussion stellen, aber auch von einer gewissen Ambivalenz bei der Rezeption der lösungsorientierten Texte. Außerdem sind in unserem Gespräch Boulevardisierung, Skandalisierung und Effekthascherei ein Thema. Kann diese “neue” Art des Journalismus eine Antwort darauf sein, die Distanz zwischen Nutzern und Medien zu überbrücken?
In diesem Zusammenhang stellt sich unser Gesprächspartner der Kritik, lösungsorientierter Journalismus sei oft nicht von Werbung für bestimmte Unternehmen zu unterscheiden, Zitat Uwe Vetterick:
Es gibt verschiedene Ansätze. Der beste ist, du erkennst ein Problem, beschreibst und analysierst es und findest dann jemanden, der dieses oder ein ähnlich gelagertes Problem schon gelöst hat. Also klassisch ‘Best Practice’. Und wenn das eine Firma ist, kann man es leider nicht ändern. Es wäre auch unsinnig, das dem Leser vorzuenthalten.”
Gedruckte Zeitungen: Gibt es noch eine Zukunft?
Kaum noch sieht man Menschen, die in der Öffentlichkeit Zeitung lesen. Alle starren auf Ihre Smartphones und beziehen Informationen aus ganz unterschiedlichen Quellen. Wie kann eine regionale Tageszeitung auf diese Veränderungen reagieren? Mit welcher Online-Strategie macht das die Sächsische Zeitung?
Vetterick:
Die gedruckte Zeitung hat eine Zukunft, aber sie wird anders aussehen als heute. Sie ist sicher nicht mehr der Erstinformant, der sie früher auch im Lokalen war. Man darf uns nicht zum Maßstab machen für Leute, die im Umgebindehaus wohnen und Freude und Spaß daran haben sich jeden Tag, wenn die Zeitung kommt, einen Kaffee aufzubrühnen und sich eine halbe Stunde damit hinzusetzen und die in Ruhe zu lesen. Das ist aber für die Zukunft eine Nutzungssituation, auf die wir stärker abstellen müssen. Also für die ausgeruhten Geschichten.
Worüber wir noch hätten Sprechen können: Wie steht’s um den Nachwuchs?
Ein besonderes Thema in unserer bunten Fragen-Kategorie widmen wir jungen Journalistinnen und Journalisten. Haben die regionalen Tageszeitungen überhaupt noch Nachwuchs? Wer möchte denn noch in Zittau oder Niesky journalistisch arbeiten?
Vetterick:
Fast niemand im Alter zwischen 20 und 25 Jahren liest noch lokale Tageszeitungen. Damit wäre es sehr naiv, zu erwarten, dass jemand, der keinen Zugang zu einem Produkt hat, dann für dieses Produkt arbeiten will. Jemand, der keinen Kuchen mag, der wird nicht Bäcker oder Konditor werden. Da müssen wir etwas tun. Deshalb auch der Switch ins Digitale. Außerdem müssen wir unsere Arbeitswelten verändern: Wir müssen eine Arbeitsumgebung schaffen, die einladend ist.
Außerdem bekommen wir endlich eine Antwort auf die drängendste aller Fragen: Wie oft ruft eigentlich die Bundeskanzlerin in der Redaktion an und gibt die Themen durch?
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