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Julia Gundlach über Ethik in Algorithmen | Podcast Ethik Digital
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Ethik in Algorithmen
Julia Gundlach, wie kamen Sie zum Projekt ‚Ethik der Algorithmen‘ in die Bertelsmann Stiftung?
Gundlach: Zu Beginn meines Studiums der Volkswirtschaftslehre war die zentrale Frage, wie es zu der Finanzmarktkrise 2007/2008 kommen konnte und welche Lehren wir daraus ziehen. Durch Arbeitserfahrungen im Bundeswirtschaftsministerium bin ich zu dem Schluss gekommen, dass mich insbesondere die Frage interessiert, wie digitale Technologien unser Leben und unsere Gesellschaft verändern. Bei der Bertelsmann Stiftung und dem Projekt Ethik der Algorithmen arbeite ich zu diesen Fragestellungen seit über einem Jahr.
Wie können algorithmische Systeme stärker für das Gemeinwohl genutzt werden?
Gundlach: Vor vier Jahren hat das Projekt ‚Ethik der Algorithmen‘ angefangen die Frage zu stellen, wie Risiken für die Gesellschaft minimiert werden können. Doch der Blick auf Risiken allein reicht nicht – wir denken auch darüber nach, wie wir algorithmische Systeme für gemeinwohlorientierte Zwecke einsetzen können. Wir wollen wissen, wie wir mit Hilfe dieser Systeme gesellschaftliche Herausforderungen und Probleme besser lösen können.
Die Stiftung hat vor kurzem ein Impulspapier zur algorithmenbasierten Kita-Platzvergabe veröffentlicht. Kann ein Algorithmus die Platzvergabe gerechter regeln?
Gundlach: Gemeinwohlorientierte Innovationen sind ein spannendes Thema. Wir wollten ein konkretes Positivbeispiel finden, bei dem ein algorithmisches System für das Gemeinwohl eingesetzt wird. Wir haben uns dann in der Stiftung die Bereiche Bildung und Gesundheit näher angesehen, wo Expert:innen seit vielen Jahren an zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen arbeiten. So sind wir auf das Thema der Kitaplatzvergabe gestoßen. Das ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung arbeitet seit 2017 an einer algorithmenbasierten Kitaplatzvergabe entwickelt. Eine Software soll dabei helfen, die Platzvergabe effizienter und im besten Falle gerechter zu machen.
Dazu muss zunächst ein Kriterienkatalog entwickelt werden - lokal vor Ort und gemeinsam mit den Menschen, die wissen, welche Kriterien bei der Kitaplatzvergabe eine Rolle spielen. Es müssen Werteentscheidungen getroffen werden: Sollten Eltern, die näher dran wohnen, vorzugsweise einen Platz bekommen oder Eltern, die vielleicht besondere Härtefälle darstellen? Die Software kann dann auf Basis des Kriterienkatalogs und der Wünsche von Eltern für jede Kita eine Rangliste erstellen, in welcher Reihenfolge jede Einrichtung am besten die Kinder aufnehmen sollte. Dabei konnte die Kitaleitung aus besonderen Gründen Änderungen an der Einstufung vornehmen. Auf diese Art und Weise kann die Verteilung also durch einen Algorithmus unterstützt werden. Am Ende bekommt jede Familie für ihr Kind genau ein Angebot. Und der Clou ist: Die Eltern wissen, dass es das bestmögliche Angebot ist.
Das System wurde in einigen Gemeinden und Städten bereits erprobt, etwa in Kreis Steinfurt in Nordrhein-Westfalen. Und es ist toll zu sehen, dass ein algorithmisches System bei einem konkreten gesellschaftlichen Problem unterstützen kann.
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Rückfragen an Chefredakteurin Rieke C. Harmsen: rharmsen@epv.de
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Ethik in Algorithmen
Julia Gundlach, wie kamen Sie zum Projekt ‚Ethik der Algorithmen‘ in die Bertelsmann Stiftung?
Gundlach: Zu Beginn meines Studiums der Volkswirtschaftslehre war die zentrale Frage, wie es zu der Finanzmarktkrise 2007/2008 kommen konnte und welche Lehren wir daraus ziehen. Durch Arbeitserfahrungen im Bundeswirtschaftsministerium bin ich zu dem Schluss gekommen, dass mich insbesondere die Frage interessiert, wie digitale Technologien unser Leben und unsere Gesellschaft verändern. Bei der Bertelsmann Stiftung und dem Projekt Ethik der Algorithmen arbeite ich zu diesen Fragestellungen seit über einem Jahr.
Wie können algorithmische Systeme stärker für das Gemeinwohl genutzt werden?
Gundlach: Vor vier Jahren hat das Projekt ‚Ethik der Algorithmen‘ angefangen die Frage zu stellen, wie Risiken für die Gesellschaft minimiert werden können. Doch der Blick auf Risiken allein reicht nicht – wir denken auch darüber nach, wie wir algorithmische Systeme für gemeinwohlorientierte Zwecke einsetzen können. Wir wollen wissen, wie wir mit Hilfe dieser Systeme gesellschaftliche Herausforderungen und Probleme besser lösen können.
Die Stiftung hat vor kurzem ein Impulspapier zur algorithmenbasierten Kita-Platzvergabe veröffentlicht. Kann ein Algorithmus die Platzvergabe gerechter regeln?
Gundlach: Gemeinwohlorientierte Innovationen sind ein spannendes Thema. Wir wollten ein konkretes Positivbeispiel finden, bei dem ein algorithmisches System für das Gemeinwohl eingesetzt wird. Wir haben uns dann in der Stiftung die Bereiche Bildung und Gesundheit näher angesehen, wo Expert:innen seit vielen Jahren an zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen arbeiten. So sind wir auf das Thema der Kitaplatzvergabe gestoßen. Das ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung arbeitet seit 2017 an einer algorithmenbasierten Kitaplatzvergabe entwickelt. Eine Software soll dabei helfen, die Platzvergabe effizienter und im besten Falle gerechter zu machen.
Dazu muss zunächst ein Kriterienkatalog entwickelt werden - lokal vor Ort und gemeinsam mit den Menschen, die wissen, welche Kriterien bei der Kitaplatzvergabe eine Rolle spielen. Es müssen Werteentscheidungen getroffen werden: Sollten Eltern, die näher dran wohnen, vorzugsweise einen Platz bekommen oder Eltern, die vielleicht besondere Härtefälle darstellen? Die Software kann dann auf Basis des Kriterienkatalogs und der Wünsche von Eltern für jede Kita eine Rangliste erstellen, in welcher Reihenfolge jede Einrichtung am besten die Kinder aufnehmen sollte. Dabei konnte die Kitaleitung aus besonderen Gründen Änderungen an der Einstufung vornehmen. Auf diese Art und Weise kann die Verteilung also durch einen Algorithmus unterstützt werden. Am Ende bekommt jede Familie für ihr Kind genau ein Angebot. Und der Clou ist: Die Eltern wissen, dass es das bestmögliche Angebot ist.
Das System wurde in einigen Gemeinden und Städten bereits erprobt, etwa in Kreis Steinfurt in Nordrhein-Westfalen. Und es ist toll zu sehen, dass ein algorithmisches System bei einem konkreten gesellschaftlichen Problem unterstützen kann.
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