Freude
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Ich wünsche Ihnen einen frohen Sonntag. Jetzt nicken Sie vielleicht und sagen: ja, ich kann mich freuen. Ein wunderbarer Sonntag, ein gutes Frühstück, nette Menschen um mich. - Ich wünsche Ihnen viel Freude. Aber es kann auch sein, dass Sie jetzt denken: Schön wär‘s! Ja, ein bisschen Freude habe ich schon, aber auf der anderen Seite, im Bild gesprochen: auf der anderen Waagschale – da liegen Sorgen, Leid, Trauer, und die wiegen viel schwerer.
Was hilft? Nun ist klar: Freude kann ich nicht diktieren. Ich kann Ihnen jetzt nicht befehlen: „Freu dich doch!“. Das würde runterlaufen wie Tropfen am Regenmantel. Aber ich kann Sie zu Jesus einladen. Von ihm zeigt die Bibel: er ist die Quelle einer Freude, die mehr ist als oberflächliche Fröhlichkeit. Jesus hat das einmal seinen Jüngern erklärt – und zwar in einem Moment, in dem sie tieftraurig waren. Es war am Abend vor Karfreitag. Die Jünger waren verwirrt. Jesus hatte ihnen angekündigt, was nun kommen wird: sein Abschied, sein Sterben. Und dann sagte er: „Ihr habt nun Traurigkeit: aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen.“ (Johannes 16,22)
Eine Freude, die niemand wegnehmen kann – wie sieht die aus? Unsere Erfahrung ist ja: Vieles, worüber wir uns heute freuen, kann morgen schon vorüber sein. Wie kommt es da zur Freude, die niemand von uns nehmen soll? Die Antwort liegt in dem kleinen Satz: „Ich will euch wiedersehen“. Da kündigt Jesus eine Freude an, die mit Ostern zu tun hat, mit Auferstehung.
Es war am Ostermorgen. Jesus kam als Auferstandener zu seinen Leuten. Und da brach sie durch, diese Freude, brach durch Trauer und Angst. Auferstehungsfreude. Damals hat sie begonnen.
Und diese Freude wird es dann geben, wenn wir einmal bei Jesus ankommen. Wenn kein Leid und kein Geschrei mehr sein wird. Wenn wahr wird, was Philipp Nicolai gedichtet hat: „Kein Aug hat je gespürt, kein Ohr hat mehr gehört solche Freude.“ Auferstehungsfreude am Ende der Zeit.
Und diese Freude gibt es heute. Einfach deshalb, weil Jesus da ist. Er hat es versprochen. In der Verbindung mit ihm – Christus - führt mein Weg durch schöne und schwere Tage, ja, aber ich weiß: Er lässt mich nicht los. Und er sagt: „euer Herz soll sich freuen“. Diese Perspektive bringt Gelassenheit ins Leben. Mit ihr kann ich diesen Sonntag erleben, mich an all dem freuen, was Gott schenkt - die ersten Blüten im Frühling, das Lachen der Kinder, das Singen in der Kirche. Und mit dieser Perspektive Auferstehungsfreude kann ich auch leben, wenn Leid und Trauer auf der einen Waagschale liegen. Jesus legt die Osterfreude, die uns niemand nehmen soll, auf die andere Schale, und sie wiegt schwerer. Mit ihr wünsche ich Ihnen einen frohen Sonntag.
Autor: Prälat Ulrich Mack
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