Erstaunlich
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Es gibt Sachen, da schüttelt man den Kopf. Man stelle sich vor: Da lebt einer im Orient schon Jahrzehnte sein Leben. Seine Herden sichern ihm ein gutes Auskommen. Es fehlt ihm und seiner Frau an nichts. Rundum gesichert. Doch eines Tages meldet sich Gott – wie, das wissen wir nicht: „Zieh weg aus deinem Ort, weg von deiner Verwandtschaft und deinem Freundkreis. Ich habe einen Ort für dich, den du später einmal erben sollst. Ich will dich reichlich segnen.“
Und Abraham, so heißt der Mann, lässt sich auf Gott ein und zieht los – ohne zu wissen, wohin es geht und wie das alles ausgehen wird. Kein Wunder, dass er von Juden und Christen „Vater des Glaubens“ genannt wird, ein Vorbild für alle Gläubigen.
Schnee von gestern? Keineswegs. Da kommt der Theologieprofessor und Konzertorganist Albert Schweitzer eines Abends nach Hause, Auf dem Tisch liegt eine kleine Broschüre: „Ärzte für Zentralafrika gesucht“. Das geht Albert Schweitzer durch und durch. Er spürt: Das betrifft mich. Ich bin gemeint. Gott hat einen neuen Weg für mich. Von einem Augenblick zum anderen sattelt er beruflich um, studiert Medizin und wird am Ende der Urwaldarzt in Lambarene, segensreich und weltbekannt.
Sagen wir‘s eine Nummer kleiner. Ein junger Mann, frisch verheiratet, hat einen guten Posten in einem Warenhaus. Plötzlich wird er angefragt, ob er nicht Freude daran hätte, Theologie zu studieren. Seine Eltern sind entsetzt: Wie kann man nur eine verheißungsvolle Laufbahn aufgeben?! Doch der junge Mann und seine Frau trauen Gott zu, dass er alle Wege dafür ebnet. So kommt’s. Nun lässt er sich von seiner Frau die lateinischen Vokalen abhören.
Wo und wie auch immer: Gott kann unvermutet und unverhofft in unsere Lebensplanung eingreifen. Vielleicht hat er mehr mit uns vor als wir jetzt ahnen. Das muss sich nicht in gigantischen Größenordnungen abspielen. Es gibt auch bescheidene Formate. Vielleicht werden wir für eine bestimmte Aufgabe in unserem Ort, in unserer Gemeinde gebraucht. Unsere Talente und unser Einsatz sind gefragt. Nun, das wirft nicht gerade unsere Lebensplanung durcheinander, wohl aber unsere Zeiteinteilung, unseren Kräfteeinsatz, unsere Schwerpunkte.
Dann sind wir gefragt, ob wir uns darauf einlassen, ob wir es wagen, unsere Lebensplanung zu ändern, vielleicht nur an einer kleinen Stelle. Oder können wir den weiteren Lebensweg nur als Fortsetzung dessen verstehen, was uns bisher widerfahren ist? Immer weiter so? Rechnen wir damit, dass Gott uns dazwischenfunken kann?
Bei Abraham jedenfalls war sein Vertrauen auf Gott größer als alle Bedenken. So ist er für uns zum Vorbild für schlichten Gehorsam geworden. In der Jugendarbeit meiner früheren Gemeinde haben wir davon gesungen: „Geh, Abraham geh, mach dich auf den Weg; geh, Abraham geh, Gott zeigt dir neues Land“.
Das wäre doch etwas, wenn wir anfangen zu beten, ganz gleich, wie alt wir sind: „Herr, du meinst es gut mit mir. Zeig mir, was du vielleicht mit mir noch vorhast!“ Und dann lasst uns gespannt sein, wie Gott darauf reagieren wird!
Autor: Präses i. R. Dr. Christoph Morgner
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